Liebknecht: In Desterreich sind die Polizeigeseze nicht gerade und Vereinsfreiheit fast gleich Null erachte. Der Verfasser lebt in sanft und dennoch haben die Arbeitervereine rothe Fahnen. Zur der amerikanischen Republik und sieht, wie dort trotz aller politischen Weihe einer solchen Fahne ging Scheu nach Graz und hielt jene An- Freiheit die größte soziale Ungleichheit herrscht. sprache. Die rothe Farbe ist gewählt im Gegensatz zur Trikolore, als Farbe der Gleichheit. Ich weise ferner hin auf die Stelle, welche zur Gründung von Gewerkschaften auffordert; auf diese also fommt's dem Redner an. Er sagt auch: Erwartet den Moment, wo das Eisen glüht." Nun, wir sind nicht auf's Erwarten, sondern auf Vorbereitung des Hochverraths angeklagt.

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Präsident: Der Artikel involvirt eine Aufreizung zur Verge­waltigung an der Bourgeoisie.

Liebknecht: Sie ziehen, trotzdem Sie versprochen, nur von der politischen Seite handeln zu wollen, dennoch unsere soziale Stellung wieder herein.

Präsident: Jene Aufreizung bezieht sich eben nicht bloß auf soziale Verhältnisse. Man weiß, was unter ,, rother Republik" ver­standen wird. Liebknecht: Die gewöhnliche Auffassung des Wortes rothe Re­publik ist nicht unsere Auffassung. Man mache uns doch nicht verant­wortlich für einen willkürlich in unsere Worte hineingelegten Sinn.

Präsident: Wenn Sie die gewöhnliche Auffassung eine falsche nennen, dann wäre auch die Auffassung Ihrer Leser eine falsche und leicht möglich, daß selbst diese Sie falsch verstehen.

Liebknecht: Zum Beweise, daß dieſe mich nicht falsch ver­standen, verweise ich auf die Thatsache, daß noch keinerlei Excesse, kein Hochverrath von unseren Parteigenossen vorgekommen sind. Mit " gewöhnliche Auffassung" meinte ich die Auffassung unserer Gegner, welche das Monopol der Presse haben. Präsident: Wenn von Seiten Ihrer Anhänger noch keine Ex­cesse vorgekommen sind, so legt dies eben Zeugniß ab von dem ge­sunden Sinn der Bevölkerung.,

Advokat Freytag( Leipzig ) bittet zu constatiren, daß diese Cor­respondenz in zwei Abschnitten, und zwar der Schluß bedeutend später als der Anfang, erschienen ist.

nach Jeder, der in der Republik Amerika diesen Ruf veröffentlich dort des Hochverraths angeklagt werden müssen. Jener inkriminirte Ruf aber geht von Republikanern aus. Bebel: Ich verweise auf die Stelle: Wenn die deutschen Ar­beiter es erlauben, daß der gegenwärtige Krieg seinen streng defen­siven Charakter verliert und in einen Krieg gegen das französische Es ist dies ein Beweis, welch' geringe Bedeutung die Redaktion Volk ausartet, wird Sieg oder Niederlage sich gleich verhängnißvoll diesem Artikel beigelegt hat. erweisen. Alles Elend, das Deutschland nach den Befreiungskriegen, Dies geschieht. zu erleiden hatte, wird mit erneuter Stärke aufleben." Diese Stelle Auf einen weiter verlesenen Artikel, einen Aufruf vom Central- steht in engster Verbindung mit dem Braunschweiger Manifest, aus Komitee der Friedens- und Freiheitsliga, erschienen im ,, Volksstaat" welch letzterem hervorgeht, daß es sich um Demonstrationen zu Gunsten im September 1870, des Friedens handelte. Daß die sächsischen Behörden diese Auffassung

bemerkt Liebknecht : Die Friedens- und Freiheitsliga steht auf theilten, geht aus einer damals vom Ministerium des Innern er­dem Standpunkte der Bourgeoisie und es bestehen zwischen ihr und lassenen Berordnung hervor, wonach socialdemokratische Versamm, der Internationalen Arbeiter- Assoziation prinzipielle Differenzen. Hier- lungen zu Gunsten des Friedens verboten wurden. aus ist abermals klar zu ersehen, daß ich Artikel in den ,, Volksstaat" Hepner( auf Befragen des Präsidenten, ob er zu dem Schrift­aufgenommen habe, mit denen ich mich nicht im Einverständniß stücke etwas zu bemerken habe): Da mir keine Garantie gegeben ist befand. gegen eine Wiederholung der gestern mir widerfahrenen Verkümmerung Auf einen in Nr. 61 des ,, Volksstaat" vom 30. Juli 1870 enthal- der Redefreiheit, so muß ich schweigen. Der Herr Präsident hat ein­tenen Aufruf des Ausschusses an die Parteigenossen mal gejagt, er würde unsere Redefreiheit in dem Falle beschränken, bemerken die Angeklagten, daß in diesem Aufrufe sehr viele daß wir im Begriff ständen, ein neues Vergehen uns zu Schulden Phrasen enthalten sind und sie demselben keineswegs zustimmen. Derselbe kommen zu lassen. Ich wüßte nicht, daß ich gestern in diesem Falle hätte ziemlich unverändert im ,, Staatsanzeiger" erscheinen können. Es mich befunden hätte. ist zur Zeit in Folge dieses Aufrufes ein Zwiespalt innerhalb der Präsident: Dies nicht. Aber auch wenn Sie zu etwas uns Partei ausgebrochen, der einen ernstlichen Charakter anzunehmen vollständig fern Stehendem schreiten, darf ich Sie unterbrechen. Ihr drohte. Jedoch etwas Strafbares ist in demselben gewiß nicht zu finden. Schweigen kann ich nicht hindern, muß Sie aber darauf aufmerksam Wenn gesagt wird: ,, Nach dem Kriege werden wir den Kampf von machen, daß dasselbe Ihrer Vertheidigung nachtheilig sein kann. Neuem aufnehmen," ist darunter etwas Anderes als der geistig agi- Hepner: Der Fall von gestern war vollständig dem ähnlich, wo tatorische Kampf zu verstehen? Hätte man den physischen, auf Ge- Bebel Etwas über die Revolution vorlesen wollte und Sie ihn in der Krieges die beste Gelegenheit gewesen. waltthätigkeiten berechneten gemeint, dann wäre gerade zur Zeit des Voraussetzung unterbrachen, das Vorzulesende würde sehr umfangreich jein. Ich aber wollte mich gestern sehr kurz fassen. Ich bleibe dabei, Arbeiter- Assoziation, enthalten im Hierauf wird ein Aufruf der Pariser Sektion der Internationalen mir ist schweres Unrecht geschehen. Volksstaat" vom Juli 1870, verlesen.

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Präsident: Ich habe damals zu Herrn Bebel gesagt, daß ich eine umfängliche Vorlesung nicht dulden würde.

Advocat Freytag( Leipzig ): Ich bemerke, daß das Vorgelesene nichts mehr und nichts weniger ist, als ein Referat über eine Rede. Ueber das Roth der Fahne gibt der Dichter selbst eine Erklärung, Der Präsident hebt aus diesem die Säße hervor: Es leben die Advokat Freytag( Leipzig ) verlangt des Zusammenhangs wegen wonach es die Farbe der Menschenliebe sein soll. Diese Erklärung Völker! nieder mit den Tyrannen! eine sofortige Verlesung des in derselben Nummer enthaltenen, unter allein ist maßgebend. Ueberhaupt ist schon darauf hingewiesen, wie wenig Bedeutung den oft überschwänglichen Ausdrücken in solchen nur dankbar sein, daß sie den Muth hatten, gegen den damaligen festes. Liebknecht bemerkt: Man müsse den Verfassern dieses Aufrufs den Beweismitteln ebenfalls aufgeführten Braunschweiger Mani­Arbeiterschriftstücken beizumessen ist. Außerdem heißt es hier aus­drücklich: Das Proletariat, welches hervortritt, nicht, welches her- Strieg zu protestiren und alle zu Gunsten des Krieges in Paris in Scene gesezten Straßen- Demonstrationen zu verhindern suchten. vortreten wird- ferner: seid fest gegen den andringenden Schwarm Außerdem gelangt zur Verlesung eine in Nr. 61 des ,, Volksstaat" der Feinde! Es ist also von dem sich Vollziehenden, von der da- von 1870 enthaltene Rede Liebknechts, gehalten auf dem Stutt maligen Gegenwart die Rede, wie kann man das auf Vorbereitung garter Kongreß, ferner ein in derselben Nummer enthaltener Artikel von Fr. Wehrich. Auf einen ferneren in Nummer 69 enthaltenen Artikel, unterschrieben von Heß aus Paris , überschrieben ,, Die soziale Revolution",

zum Hochverrath interpretiren?

Staatsanwalt Hoffmann: Ich betone noch die Stelle: es ist die Farbe unseres Herzblutes, das wir bereit fein müssen hinzugeben für die Befreiung der Menschheit." Die Sozialdemokratie behauptet ja, die Güter, welche sie erstrebt, lägen jenseits der Monarchie.

Advokat Freytag( Leipzig ): Das Letztere steht aber nicht in diesem Aussage.

Liebknecht: Ich verweise ausdrücklich auf einen Artikel von mir in der politischen Uebersicht über Spanien , wo ich fagte: Die spanische Revolution ist gescheitert, weil die Arbeiter sich für eine rein politische Bewegung nicht interessiren. Dieser Satz ist speziell von der Redaktion als solcher geschrieben.

Nach Verlesung eines in Nr. 5 des ,, Volksstaat" von 1870 enthaltenen Aufrufs, betreffend eine Einladung zu einem Congreß in Augsburg , sowie einer daran in derselben Nummer geknüpften Be­merkung,

resümirt der Präsident den Inhalt dahin: Es handelt sich hier gleichzeitig um einen Kampf gegen jede Diktatur, gegen das Jun­ferthum, die Säbelherrschaft und gegen das Kapital.

Bebel : Das ganze Schriftstück kann blos an der Einen Stelle etwas verfänglich erscheinen, wo es heißt: ,, die soziale Frage könnte vielleicht auf dem Wege der Revolution mit wildwehendem Lockenhaare gelöst werden. Dieser Passus ist einer Broschüre Lassalle's entnom­men, die in Tausenden von Exemplaren sich seit vielen Jahren unbe­anstandet im deutschen Buchhandel befindet. Präsident: Ein aufreizender Charakter ist diesem Schriftstück keinesfalls abzusprechen. Bebel: Dies ist nur subjektive Meinung. Der Eine hält manch­mal etwas für aufreizend, was dem Anderen als sehr harmlos erscheint.

Präsident: Ich muß bemerken, daß dieser Artikel für Arbeiter berechnet war und diese fassen gewöhnlich Alles so auf, wie es aus­gesprochen wird.

Liebknecht : Die Arbeiter haben sich aber durch dieses Schrift­stück nicht zu Gewaltthätigkeiten ,, aufreizen" lassen, und dadurch be­wiesen, daß sie es richtiger aufgefaßt haben, als der Herr Präsident. Hepner: Die Bibel, die ja nicht blos für die Arbeiter, sondern für die gesammte Menschheit bestimmt ist, enthält sehr viele jo­genannte aufreizende Stellen, und ich will mir erlauben, hier eine aus den Sprüchen Salomonis vorzutragen.

Präsident( den Angeklagten unterbrechend): Dies kann ich nicht zulassen, Herr Hepner. Es ist vollständig überflüssig und ge­hört keineswegs hierher. Es wird ohnedies hier sehr viel ge­sprochen.

Hepner: Ich glaube, Herr Präsident, ich habe von meinem Ver­theidigungsrechte bisher noch so wenig Gebrauch gemacht, daß Sie durchaus keine Veranlassung haben, mir das Wort zu entziehen. Präsident: Ich beschränke die Vertheidigung nicht, jedoch Ueber­flüssiges kann ich nicht zulassen und ich muß bemerken, daß schon genug gesprochen worden ist.

Nach geschehener Verlesung sagt Liebknecht : Das Aftenstück be­tont so offen und streng wie möglich eine gesezmäßige Agitation. Daß ich aber nicht für alles im Volksstaat Enthaltene kann verant­wortlich gemacht werden, ergibt sich auch aus diesem Manifest, mit welchem ich mich durchaus nicht völlig einverstanden erklären kann. Namentlich tadle ich das Hereinziehen eines Privatbriefes. Das ganze Manifest ist ein geseßlich nicht antastbarer Protest gegen die Annexion. Als Mittel zum Zwecke wird angegeben: die Arbeiter sollen ihre Stimme erheben. bemerkt Liebknecht : Er weiche vielfach von Heß ab. Er habe Was mit der Stimme gemacht wird, kann doch kein Hochverrath sein. den Artikel aber aufgenommen, weil Heß zur Zeit Korrespondent des Die Arbeiter sollen Protest erheben, Protest, wohlgemerkt, nicht etwa Voltsstaat" war. Hätte er sich mit dem verlesenen Artikel im Ein- die Faust oder die Flinte. Wenn der republikanisch gesinnte Aus­verständniß befunden, so hätte er den Namen Heß nicht unter den- schuß am Schluß die Worte gebraucht: ,, Es lebe die Republik !" so selben setzen lassen. Der Artikel ist in Paris geschrieben zur Zeit, mache man den Ausschuß dafür verantwortlich! Zudem ist das Mani­wo daselbst eine Revolution bereits vor der Thüre stand. fest nicht vom Manuskript in den Volksstaat gekommen, sondern erst Nach einigen kurzen Bemerkungen des Präsidenten wird die vom Druck. In Tausenden von Exemplaren war das Manifest ver­Verhandlung gegen 3 Uhr Nachmittags vertagt. breitet und York z. B., Mitglied der Kontrolkommission aus Harburg , welcher darum auf Verbreitung von Haß und Verachtung angeklagt wurde( nicht auf, Hochverrathsvorbereitung), wurde freigesprochen. Ebenso der Ausschuß in derselben Angelegenheit. Nochmals betone ich: es handelte sich um sonst nichts bei dem Manifest, als um ganz ge­jezmäßige Agitation zu Gunsten des Friedens.

Neunte Sitzung, Mittwoch, 20. März. Eröffnung der Sigung gegen 9 Uhr.

Zur Verlesung gelangt zunächst ein Aufruf von Seiten der französischen Arbeitergesellschaften und Sektionen der Internationalen Arbeiter Association an das deutsche Volk und an die Socialdemo­fraten Deutschlands .

Bebel: Ich halte das Schriftstück für eminent entlastend. Hepner: Ich verharre bei meinem Protest.

Advokat Freytag( Leipzig ): Ich erwähne besonders, daß die Stelle: ,, wenn die deutsche Arbeiterklasse nicht en masse ihre Stimme erhebt" fett gedruckt ist.

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..Gebietet

Präsident: Dieser Aufruf enthält die Worte: ,, Es lebe die Es folgt die Verlesung eines Theils des Aufrufs der französischen allgemeine Republik ! Laßt uns durch unser Bündniß die vereinigten Staaten von Europa gründen"! Das entspricht dem anerkannten und der deutschen Sektion der Juternationalen Arbeiter= Assoziation Progamm der Angeklagten und da man unter der allgemeinen Re- in New- York an ihre Genossen in Europa , enthalten in Nr. 89 des publik natürlich nur eine Europäische verstehen kann, so ist die Hoff- Volksstaat von 1870. Dieser Theil, der Schluß, lautet: nung der Franzosen auf die Gründung der Republik in Deutschland Halt dieser Menschenschlächteret! Halt! Und wenn alle großen Generale wohl jo klar, daß die Herren Angeklagten nichts dazu zu sagen haben und Fürsten darüber sollten! Für die Arbeiter aller Länder gibt es nur ein Feldgeschrei: werden. Liebknecht: Wir haben es hier nicht mit den Hoffnungen der Nieder mit der Lohnsklaverei! französischen Arbeiter, sondern mit der gegen uns erhobenen Anklage Nieder mit dem Militarismus!" Präsident: Die letzten beiden Rufe sollen wohl sagen, das auf Vorbereitung zum Hochverrath zu thun. Militär solle abgeschafft werden.

Advokat Freytag( Leipzig ): Ich betone, daß die Ueberschrift des Aufrufes sich in erster Linie an das deutsche Volk, in zweiter Ferner Linie erst an die Socialdemokraten Deutschlands wendet. wird als letzte Absicht der Verfasser hingestellt: ,, Bertilgung des internationalen Haffes, allgemeine Entwaffnung und allgemeine Har­monie.". In dieser Absicht, meinen die französischen Sozialisten, seien gewiß die Deutschen mit ihnen einig.

Hiernach wird aus der politischen Uebersicht derselben( vom 11. September 1870 datirten) Nummer ein Abschnitt vorgelesen, welcher sich mit der Proklamirung der Republik in Frankreich und mit der daraus sich ergebenden Veränderung der politischen Lage beschäftigt.

Liebknecht: Der Aufruf ist in Amerika geschrieben. Präsident: Aber in Sachsen verbreitet, kann also auch hier verfolgt werden.

Liebknecht: Preßgesetzlich gewiß, nicht aber durch eine Anklage auf Vorbereitung des Hochverraths. In dem Nufe: Nieder mit der Lohnsklaverei!" liegt eine sozialistische Forderung, was der Herr Präsident falsch auffaßte. Die Forderung der Aufhebung des Milita­rismus ist auch schon höcht legal in Parlamenten gestellt worden. Bebel : Die Ausdrücke des Aufrufs sind drastisch, aber nicht ungesetzlich.

Hepner: Ich verharre bei meinem Protest. Aus der von Bebel verfaßten Streitschrift ,, Unsere Ziele" will nun der Präsident den Schluß verlesen lassen,

auf Antrag der Vertheidigung gelangt jedoch die ganze Schrift zur Verlesung.

Präsident: Sie behandeln in derselben hauptsächlich die soziale Frage, nur auf den letzten Seiten kommen Sie in's politische Fahr wasser, indem Sie sagen: die soziale Frage könne doch schließlich bloß durch Gewalt gelöst werden.

Präsident: Es ist in diesem Artikel gesagt, die französische Demokratie habe ihre Schuldigkeit gethan, natürlich durch Erklärung der Republik , und mit Bezugnahme auf den vorhin vorgelesenen Auf­ruf ist gesagt, die französischen Arbeiter zeigten darin den deutschen , was sie von denselben erwarteten. Es scheint sonach, als hätte der Nach Verlesung der Brochüre: Unsere Ziele" von August Bebel Schreiber qu. Artikels gemeint, die deutschen Arbeiter müßten nun ihrerseits auch die Republik erklären. Ferner wird der deutsch - fran- bemerkte einer der Herren Geschworenen , daß die Anmerkungen, zösische Krieg in seinem letzten Theile als Eroberungskrieg bezeichnet. Die in der Brochüre enthalten und nicht verlesen worden, auf der Ge= Liebknecht: Der Herr Präsident hat soeben geäußert, es sei Liebknecht( welcher sich als Verfasser des Artikels bekennt): schworenentant nicht übersehen worden seien. Advokat Freytag( Leipzig ): Die Brochüre sei bereits in der von der Vertheidigung bereits genug gesprochen worden. Nun, wenn Die von dem Herrn Präsidenten beliebte Auffassung des Artikels ist dem so ist, warum hält man uns noch länger hier auf? Sind wir so eine vollkommen falsche und widerspricht sowohl dem Sinne, als dem zweiten Auflage erschienen und nur letztere enthalte die Anmer­Wortlaute desselben. Wenn gesagt ist: In dem französischen Mani- fungen. weit, dann resumire man und verurtheile uns! nun, so Hierauf tritt Mittags gegen 12%, eine bis 1 Uhr dauernde Pause Präsident: Ich habe Ihnen noch niemals das Wort entzogen fest ist enthalten, was die Franzosen von uns erwarten" und auch nicht gesagt: die Vertheidigung habe schon genug ge- verweise ich auf das Manifest selbst. Da steht's, da heißt es wörtlich: ein. Nach Wiederaufnahme der Verhandlungen bemerkt Bebel auf sprochen, sondern: es ist im Allgemeinen schon sehr viel gesprochen ,, Die Socialdemocraten Frankreichs find sicher, daß ihr mit ihnen an der Vertilgung des internationalen Hasses arbeitet, an der allgemeinen Befragen des Präsidenten, daß er Verfasser der verlesenen Brochüre worden; auch ich habe schon sehr viel sprechen müssen. Es wird hierauf eine in Nr. 20 des Volksstaat" vom 9./3. 1870 Entwaffnung und der allgemeinen Harmonie." Hiernach kann man ist. Nachdem dieselbe zuerst in einzelnen Abschnitten im ,, Voltsstaat" enthaltene Resolution verlesen, die zu dieser Zeit im Leipziger sozial- den Satz in der politischen Uebersicht: ,, Die deutschen Arbeiter werden erschienen, wurde sie in Brochürenform verbreitet. Im September demokratischen Arbeiter- Verein gefaßt wurde, gerichtet an die Wiener das Vertrauen der französischen Brüder nicht täuschen!" nur dahin 1871 ist bereits die zweite Auflage erschienen. Arbeiter, worin diese vor jeder Gewaltthätigkeit gewarnt werden, mit verstehen: sie werden für die Vertilgung des internationalen Haffes der Bemerkung, der Tag werde kommen, wo das gesammite Pro- u. 1. w. wirken. Wenn man aber an der Vertilgung des inter­letariat sicher und mit Erfolg seine Forderungen würde stellen nationalen Hasses wirkt, so kann man dafür doch unmöglich des Hochverraths angeklagt werden. Allgemeine Entwaffnung aber ist fönnen. Bebel: Ich muß mich gegen diese Interpretation ganz entschieden Liebknecht: Ich bin ganz erstaunt, daß diese Resolution uns z. B. schon vielfach in Parlamenten, olso höchft legal, gefordert ebenfalls hier als Belastungsmaterial vorgelegt wird. Man müßte worden. Dann betont der Herr Präsident, daß der Krieg in seiner verwahren. Grade diese Brochüre halte ich für entlastend. Ich be­uns doch im Gegentheil dankbar sein, daß wir zur Zeit die Wiener zweiten Hälfte ein Eroberungskrieg genannt wird. Nun, derjenige, baupte darin durchaus nicht, daß die Lösung der sozialen Frage auf Arbeiter vo beabsichtigten öffentlichen Gewaltthätigkeiten fern welcher von allen deutschen Zeitungen bis Sedan als der alleinige dem Wege der Gewalt geschehen müsse, sondern ich sage: es ist hielten. Urheber des Krieges hingestellt worden war, Bonaparte, war seit möglich, daß man schließlich genöthigt sein wird, zur Gewalt zu Daß der Tag der Befreiung der arbeitenden Klassen noch kommen Sedan in den Händen der Deutschen . Er hatte den Krieg hervor- greifen. Vorher heißt es: der Weg der Güte ist jedenfalls der bessere und wird, davon bin ich überzeugt. Wäre ich das nicht, so würde ich gerufen, mit ihm fiel die Ursache desselben, und wenn der Krieg überhaupt jede sozial- demokratische Agitation aufgeben. Für diese froßdem von den Deutschen fortgesetzt wurde, so war es bei dem nicht unsere, sondern unserer Gegner Schuld wird es sein, wenn die mir innewohnende Ueberzeugung allein kann man mir doch aber willen zum Frieden auf französischer Seite unzweifelhaft ein Er- Lösung der sozialen Frage nicht friedlich vor sich gehen wird. Was oberungskrieg. Denn Erobern und Annektiren sind nur zwei ver- nüßen uns alle Expectorationen über die ländlichen Arbeiter, wenn feine Anklage wegen Vorbereitung zum Hochverrath machen. Bebel: Ich bekenne mich als Verfasser und Antragsteller dieser schiedene Bezeichnungen für ein und dieselbe Sache. Ferner nennt sie nicht zur Erkenntniß gelangen? Resolution und schließe mich den Ausführungen Liebknechts voll- der Artikel die weitere Fortsetzung des Krieges einen Krieg der Mo­narchie gegen die Republik -- auf der einen Seite stand ja wirklich ständig an. Hepner erklärt auf Befragen des Präsidenten: Da Sie m ch die Monarchie, auf der andern die Republik . Ein Krieg der Contre­vorhin unterbrochen, als ich mich wegen der mir imputirten Aufreizung revolution gegen die Revolution war es auch; man sehe sich nur die vertheidigen wollte, so werde ich nicht eher wieder sprechen, als bis mir einander gegenüberstehenden Parteien an! Zur Illustration der Be­hauptung, daß der Krieg hinfort der deutschen Demokratie eben so Genugthuung geworden ist. gelte, wie der französischen Republik , führe ich nur unsere alsbald Der Sat: Die Franzosen haben ihre erfolgte Inhaftnahme an. Schuldigkeit gethan, thun wir die unsrige!" will sagen: wirken auch Es gelangen hierauf 2 Artikel aus Nr. 29 und 30 des ,, Volks- wir für die internationale Harmonie! Durch das in derselben Nummer des ,, Volksstaat" enthaltene Braunschweiger Manifest ist noch dazu staat" von 1870 zur Verlesung. Präsident: Nach dieser Correspondenz soll auf das allgemeine sehr klar gesagt, wie dies geschehen soll, nämlich in gesetzlicher gleiche direkte Wahlrecht kein Gewicht gelegt werden, sondern die Agi- Weise! Präsident: Die Interpretation ist Sache der Herren Geschwo­tation müsse auf ganz andere Weise geschehen und die soziale Frage renen; ich werde also nichts dazu sagen. Ich verweise nur darauf, könne nur auf dem Wege gewaltsamer Revolution gelöst werden. Liebknecht: Dieser Artikel ist in Amerika und nach amerikanischer daß am Schluß des französischen Manifestes die Worte stehen: Es Auffassung geschrieben. Ich befinde mich mit dem Verfasser nicht voll- lebe die allgemeine Republit!" Die allgemeine ist die Europäische, ständig im Einverständniß, der, nebenbei bemerkt, der republikanischen also darum auch die Deutsche . Liebknecht: Wenn der Herr Präsident, welchen ich für einen Staatsform einen sehr geringen Werth beilegt. Bebel: Ich stimme mit dem Verfasser insoweit überein, als ich Anhänger der Monarchie halte( Präsident: ja!) den Ruf aus­bas allgemeine gleiche direkte Wahlrecht allein, ohne Diäten, ohne Preß- stieße: ,, Es lebe die allgemeine Monarchie!" so würde seiner Theorie

Präsident: Ich habe Ihnen die Vertheidigung nicht abgeschnit­ten; Bibel- Citate kann ich jedoch hier nicht gestatten, dies liegt uns zu fern.

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Liebknecht erklärt: Er habe diese Brochüre abdrucken lassen und befinde sich mit ihrem Inhalte in vollem Einverständniß. Hepner: Ich glaube, daß Jemand, der einen gewaltsamen Um­sturz beabsichtigt, sich nicht erst Mühe gibt, ein wissenschaftliches Werk darüber zu schreiben.

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Staatsanwalt Hoffmann: Die Angeklagten haben jede Soli­darität mit dem Vorbote" und dem Felleisen" in Abrede gestellt, troßdem diese Blätter doch im Demokratischen Wochenblatt" em­pfohlen wurden. Advokat Freytag( Leipzig ) bittet zu constatiren, daß diese Em­pfehlung sich unter dem Redaktionsstrich als Annonce befindet. Bebel: Man kann eines Anderen Grundsäße billigen, ohne die Art und Weise, wie er sie verwirklichen will, zu billigen. Die ge­nannten Blätter sind uns befreundet, jedoch stehen wir nicht durch­Es ist das allgemeiner journalistischer aus auf ihrem Standpunkte. Gebrauch, daß kurz vor Ablauf eines jeden Vierteljahres die befreundeten Blätter sich gegenseitig empfehlen. Diese Empfehlungen werden von den Inserenten gewöhnlich schon gedruckt eingesendet. Staatsanwalt Hoffmann: Die Redaktion des Demokratischen Wochenblatt" hat zu einer Zeit geschrieben: Wir empfehlen allen unseren Parteigenossen das Abonnement auf das ,, Felleisen".

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