Neber die Verhandlungen des Leipziger   Hochverraths- wesen ist. Es liegt in unserm Interesse, daß endlich einmal Licht in prozesses. das Dunkel kommt, das über diesem Prozesse von Anfang bis Ende geschiebt hat. Ich finde keinen Ausdruck dafür, daß man sich jetzt von der ersten Fassung zurückziehen will.

Zwölfte Sizung, Montag, 25. März.

Die Tribünen sind übermäßig gefüllt, ebenso der untere Zu­hörerraum. Wegen des trüben Wetters muß der Saal erleuchtet werden.

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fahrungssaß, daß Einigkeit stack mache. Man begründete ferner den Volksstaat", welcher in einer ganzen Reihe von Aufsäßen das Volf nicht nur mit dem Gedanken vertraut zu machen suchte, daß nur die Gewalt einst entscheiden könne, sondern auch zu einem gewaltsamen Advokat Freytag( Leipzig  ) schließt sich diesen Ausführun- Vorgehen gegen die Monarchie aufreizte. Da ist z. B. gesagt, die gen an Monarchie werde sich nicht selbst den Todesstoß geben und trotzdem und erklärt, daß es ihm unbegreiflich sei, wie die Staatsanwalt- gab man das Feldgefchrei: Vorwärts!" aus. Der Angeklagte Bebel  Gegen neun Uhr eröffnet Präsident v. Mücke die Verhandschaft sich dagegen sträuben könne, dieses Moment in die Fragestellung fagt, ein Barlamentsbeschluß tönne ja auch die Einführung der Repu­lungen, indem er den Geschworenen folgende Fragen vorlegt: aufnehmen zu lassen. Wenn das Oberappellationsgericht sagt, daß blik dekretiren, also auf gefeßmäßigem Wege sei diese Einführung mög Ist der Angeklagte Wilhelm, Philipp, Martin, Christian, Ludwig diese Momente genügen, um die Anklage zu begründen, so ist es un- lich. Aber die Parlamente fönnen nicht willkürlich die bestehenden Liebknecht schuldig, dadurch, bedingt nöthig, daß dieselben auch in der Fragestellung Aufnahme Verhältnisse ändern; sie haben keine Macht, derartige Beschlüsse zu daß er innerhalb der letzten 10 Jahre vom 10. Dezember 1870 finden, und das ist ohne Mühe zu bewerkstelligen. fassen. Es gehören hierzu auch die übrigen bestehenden Gewalten. zurückgerechnet mit dem Vorhaben, die Verfassung des Wenn die Angeklagten sagen: bei stattfindender Erklärung der Norddeutschen Bundes, jezigen deutschen Reiches und des Mehrheit für die Republik   habe sich der Fürst zu fügen oder es stehe Königreichs Sachsen gewaltsam zu ändern Jedermann das Recht zu, ihn gewaltsam zu zwingen; wenn der eine Angeklagte sagt, er werde in solchem Falle die Flinte von der Wand so ist das schon mehr als fonkret" gedacht, das Vor­nehmen haben hat schon mehr als ,, allgemeine Umrisse.

a., im Monat August 1869 zu Eisenach   neben anderen hervor­ragenden Parteigenossen die sozial- demokratische Arbeiterpartei mit gegründet,

8.

Staatsanwalt Hoffmann: Das Oberappellationsgericht zu Dresden   hat mit seinem Erkenntniß nichts Anderes sagen wollen, als in der vorliegenden Fragestellung ausgesprochen ist.

Was unter dem Ausdruck ,, gewaltsamer Angriff 2c." verstanden wird, ist klar. Der Passus ,, concrete Gestalt angenommen" ist dazu ge­eignet, Irrthum hervorzurufen. Deshalb halte ich die jetzige Fassung der Fragestellung auf­recht.

Der Gerichtshof zieht sich nun zur Berathung zurück. Nach Wiedererscheinen des Gerichtshofes theilt der Präsident mit, daß der Gerichtshof mit dem Antrag: unter 1,, zum Zwecke des Vorhabens" zu sehen, sich einverstanden erkläre, im Uebrigen jedoch bei der bisherigen Fragestellung verharre, da die beantragten Aen­derungen dieselbe in ihrer äußeren Form sehr unbestimmit machen würden.

Advokat Freytag( Plauen  ): Ich melde wegen dieses Beschlusses im Namen aller drei Angeklagten die Nichtigkeitsbeschwerde an, mit dem Vorbehalt noch anderer Beschwerden.

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Das Landvolk juchte man ebenso zu bearbeiten, nicht, wie gesagt wurde, um durch die Bauern die Republik   zu machen, sondern um einen Umsturz derselben durch die Bauern zu verhüten. Bonhorst bezeichnet dies als soziale Bauernfängerei," ebenso wie er von der Absicht einer Einwirkung auf das Militär als von dem ,, Nürnberger Gedanken" spricht, woraus sich ergibt, daß der Verbandstag in Nürn­ berg   schon mit dieser Frage sich beschäftigte.

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Auch in Reden bemühte man sich, den gewaltsamen Umsturz der bestehenden Verfassung 2c. vorzubereiten so Liebknecht in seiner Berliner Rede. Dort sagt er, es gebe zwei Wege, den der Gewalt, und den der Entwickelung. Der lettere ließe sich nicht beschleunigen. Daraus geht hervor, daß der erstere sich beschleunigen läßt, daß man ihn, also die Anwendung der Gewalt, beschleunigen will. Ferner sagt er, die Frage müsse auf der Straße gelöst werden. Hierin liegt die Vorbereitung auf die Gewalt.

In Plauen   hat Herr Bebel  , wie er sagt, das A. B. C. der Sozialdemokratie entwickelt. Aus den Zeugenaussagen sieht man, daß zu diesem A. B. C. das gewaltsame Vorgehen gehört. In seiner Schrift ,, Unsere Ziele" fragt Bebel  , wie der freie Boltsstaat" zu verwirklichen sei. Er umgeht die direkte Antwort und drückt sich so aus, als sei der Weg der Güte möglich.

b., die Redaktion des seit dem 1. Oftober 1869 unter dem Titel ,, der Volksstaat" ins Leben getretenen Preßorganes der ge­dachten Partei besorgt, auch thätiger Mitarbeiter an erwähntem Preßorgane gewesen, e., in der gedachten Zeitung beharrlich und planmäßig um deren, vornehmlich den Arbeiterfreifen angehörigen Leser für das oben gedachte, gewaltsame Vorhaben zu gewinnen, nicht nur Grund­säße, welche dem Lepteren entsprechen, verbreitet, sondern ins­besondere auch die Arbeiter darauf, daß nicht blos durch das moralische Gewicht der Majorität in den geseßgebenden Versamm­lungen, sondern schließlich nur durch Gewalt die dermaligen Staatseinrichtungen und die auf sie gegründeten wirthschaftlich­gesellschaftlichen Zustände beseitigt werden fönnen, hingewiesen Plaidoyer des Staatsanwalts. Meine Herren Geschworenen  ! und geradezu an sie, zugleich unter Erinnerung an die Vor- Wenn man die inkriminirten Handlungen der Angeklagten richtig wür­gänge bei früheren politischen Revolutionen die Aufforderung, digen will, so ist es nöthig, sich aus der Geschichte der Sozialdemo­auf den Zeitpunkt des gewaltsamen Umsturzes durch engen fratie Belehrung zu holen. Die Sozialdemokratie hat bereits eine Ge­Anschluß an einander, durch einheitliche Organisation und sonst schichte und das für die Gewinnung eines Urtheils nöthige ist Ihnen fich vorzubereiten und dazu sich bereit zu halten, gerichtet, daraus vorgeführt worden. Es ist schon oft vorgekommen, daß bez d., nicht nur selbst Schriften, in denen zu gewaltsamer Abänderung sonders begabte Männer einen neuen Zustand der Dinge auf den der Staatsverfassung aufgereizt und aufgefordert wird, zur Ver- Trümmern der alten Verhältnisse begründen wollten. Auch bei Be­breitung gebracht und empfohlen, sondern außerdem auch bei gründung des Kommunistenbundes waren hervorragende Männer in Aber, meine Herren, kann man denn glauben, daß die Fürsten der Verbreitung solcher Schriften durch den gewählten Partei- dem angedeuteten Sinne thätig. Sagten sie doch. der Staat ver­ausschuß zu Braunschweig  , indem er selbigem nach dieser Rich fümmere das Leben der Besizlosen und begünstige die Besitzenden. ihre Kronen zu Gunsten der Sozialdemokratie niederlegen werden, daß tung hin Vorschläge gemacht, mitgewirkt, Von Interesse und sehr belehrend in Bezug auf den Kommunistenbund die Beamten, ihres Eides uneingedenk, sich der zu dekretirenden neuen für Gründung von Arbeitervereinen in den einzelnen Orten ist das im Februar 1848 veröffentlichte, von Karl Marr verfaßte, in Ordnung der Dinge gutwillig fügen, daß die Kommandirenden des als Lokalvereine der Partei, welche durch Vertrauensmänner und sehr viele Sprachen übersetzte und start verbreitete Kommunistische   Heeres gegen ihre Pflicht Befehle ertheilen werden? Kein Mensch sonst mit dem erwähnten Parteiausschusse in dem engsten Ver- Manifest( der Staatsanwalt liest einige Stellen daraus vor). Die glaubt das, selbst die Angeklagten nicht ausgenommen. Man kann tehre gestanden, mit Erfolg gewirkt, Revolution, auf welche in diesem Manifeft als auf eine bevorstehende ebenso sagen: Dort in jenem Garten sind alle Güter des Lebens und f. nicht nur selbst in Volksversammlungen in verschiedenen Thei- hingewiesen wird, trat ein aber sie nahm einen anderen Verlauf, die mußt Du haben. Auf dem Wege aber liegt ein Haus, dessen Be­len des deutschen Reiches als Agitator für die bezeichneten als die Häupter des Kommunistenbundes gehofft und erwartet hatten. sitzer dasselbe nicht selbst demoliren will zum Zwecke der Freigebung Zwecke der Partei aufgetreten, sondern auch für die Entsendung Sie wurde niedergeschlagen und in den verschiedenen Ländern haben des Weges. Da er das nicht thut, hält man sich für berechtigt, ihn anderer Personen als Agitatoren thätig mitgewirkt, ftrafrechtliche Verfolgungen stattgefunden. In Folge dessen verstreuten zu zwingen und wenn er sich widersetzt, so sagt man gar: ,, Was, Du g., die Landbevölkerung und das Militair durch Atikel in der Zeit- sich die Kommunisten und traten mehr zurück aber ihre Joeen willst Dich noch wehren?" und reißt das Haus nieder. schrift ,, der Volksstaat" und durch sonstige Schriften zur Unzu- trugen sie mit sich in die verschiedenen Länder. Sie suchten und fan­friedenheit mit den bestehenden Verhältnissen aufzureizen und den die Gelegenheit, sich wieder zu vereinigen, besonders da allmählich zu unterwühlen versucht, endlich eine größere politische Freiheit gewährt wurde. Es wurde 1864 die h., nicht nur dafür gesorgt, daß die sozialdemokratische Arbeiter- Internationale Arbeiter- Assoziation gegründet, und zwar gegründet partei als ein Glied der Internationalen Arbeiter- Assoziation, zum Theil von ehemaligen Mitgliedern des Kommunistenbundes. An einer die nämlichen revolutionären Ziele wie die Erstere ver- der Spize der Gründer stand sogar Karl Marr, der auch das Haupt folgenden über Europa   und Amerika   verbreiteten Verbindung des Kommunistenbundes gewesen. Es hat denn auch der Geist des Jedenfalls ist Mary die erste Autorität für die Angeklagten. Es von Arbeitern und andern Personen aufgetreten ist, sondern fommunistischen Manifest's die Jnternationale durchdrungen, wie aus ist auch gesagt worden, der deutsch  - französische Krieg habe 1869,, in auch mit dem Generalrathe der Internationalen Arbeiter- Asso- der wiederum von Karl Mary verfaßten Inauguraladresse hervorgeht. der Luft geschwebt", und in Verbindung damit ist zu bringen die ziation, dessen Anweisungent er ebenso wie der Parteiausschuß Aber während früher die Kommunisten heimlich vorgingen, änderte die Hoffnung, aus den Wechselfällen des Krieges vielleicht Nugen ziehen in Braunschweig   gefolgt, bezüglich des Vorgehens der sozial- Internationale insofern das Programm, als sie die Oeffentlichkeit pre- zu können für die sozial- demokratischen Zwecke. Wenn nun Ales so demokratischen Arbeiterpartei in politischer Richtung in Verkehr vigte. Dieser ausgesprochenen Tendenz der Deffentlichkeit steht die eingerichtet ist, daß von London   die leitenden Fäden auslaufen und geftanden, Thatsache gegenüber, daß der General ath in fonfidentiellen Mit- wenn ferner Männer von solcher Bedeutung wie Mary, und Männer von solcher Begabung wie Liebknecht und Bebel, von dem Bewußtsein Handlungen vorgenommen zu haben, wodurch das hochverräthe- theilungen selbst erklärte: seine Thätigkeit sei eine unterirdische rische Unternehmen, die Verfassung des Königreiches Sachsen und die er habe die Hand auf dem Hebel der Revolution der Generalrath durchdrungen sind, es könne eine Möglichkeit zur Verwirklichung ihrer Pläne sich entwickeln etwa dadurch, daß eine revolutionäre Be­Verfassung des Norddeutschen Bundes  , jezigen deutschen Reiches ge- werde bei etwaigen Revolutionen maßgebend eintreten. waltsam zu ändern, vorbereitet worden ist? wegung in Frankreich   nach Deutschland   sich ausbreitete dann haben sie auch an die Verwerthung dieser Möglichkeit gedacht. denten eines bestimmten Planes ist dabei nicht nöthig. Es ist hier auch von Archimedes  

Die Fragestellung in Bezug auf den Angeklagten Bebel   ist gleichlautend, nur daß unter b. statt ,, bei der Redaktion" ,, als Er­pedient und Mitarbeiter zu lesen ist.

In Bezug auf den Angeklagten Hepner lautet der Eingang: Ist der Angeflagte 2c. schuldig, dadurch, daß er innerhalb der letzten 10 Jahre, vom 19. Dezember 1870 zurückgerechnet, mit dem Vorhaben, gegen die Regierungsrechte des Sächsischen Staatsoberhauptes und ge­gen bie Staatsverfassung des Königreiches Sachsen, um dieselbe in ihren hauptsächlichen Bestandtheilen aufzuheben, sowie gegen die Selbst­fländigkeit und Verfassung des Norddeutschen Bundes  , jezigen deutschen  Reiches einen gewaltsamen Angriff zu unternehmen

a., zu der im Monat August 1869 zu Eisenach   erfolgten Gründung ber sozialdemokratischen Arbeiterpartei mitgewirkt, b., bei der Redaktion des seit dem 1. Oftober 1869 unter dem Titel ,, der Volksstaat" ins Leben getretenen Preßorganes der gedachten Partei wesentliche Beihülfe geleistet, auch thätiger Mitarbeiter an gedachtem Preßorgane gewesen, Das Uebrige ist gleichlautend mit den Fragen bez. der andern Angeklagten, nur f fehlt und der Schluß lautet: Handlungen vorgenommen zu haben, wodurch das hochverrätherische Unternehmen eines gewaltsamen Angriffes gegen die Regierungsrechte des Sächsischen Staatsoberhauptes und gegen die Staatsverfassung des Königreichs Sachsen behufs deren Aufhebung in ihren hauptsäch lichen Bestandtheilen, so wie gegen die Verfassung des Norddeutschen Bundes jezigen Deutschen Reichs vorbereitet worden ist?-

Auf Antrag der Vertheidigung tritt nun eine Pause von 20 Minuten ein.

Die Angeklagten sind auch mit auswärtigen Gesinnungsgenossen, zumal mit dem Generalrath der Internationalen in Verbindung ge­treten, welcher einen Generalstab für alle revolutionären Kämpfe bildet. Bracke schreibt an Bonhorst: ,, Unsere Oberleitung ist inter­national." Die Frage, ob Bracke zum Ausspruch eines solchen Sabes berechtigt war, ist durchaus müßig.

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Das Aus

thätigung und vorzüglich legte er Gewicht auf die Gewährung des Welt aus den Angeln heben wollte, wenn en worden, welcher die

Ferner betont die Internationale die Nothwendigkeit der politischen Freiheit als Vorbedingung der Erreichung sozialer Befreiung. Diesen Gedanken erfaßte ein begabter Schüler von Karl Marx  , Ferdinand Lassalle  . Auch er forderte von den Arbeitern eine politische Be= allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts. Aber auch hier sehen wir aus einem Artikel des ,, Volksstaat", wie Lassalle selbst diese Wahl­rechtsforderung meinte. Ein Vertrauter Lassalle's  , Weyrich, erklärt, Lassalle   habe seinen Vertrauten gesagt: Wenn ich allgemeines Wahlrecht sage, so müßt Ihr immer Revolution verstehen. Auch sei Lassalle von seinen Anhängern so verstanden worden. Lassalle's   Tod brachte in die deutsche Arbeiterbewegung eine Ver wirrung. Aus derselben ging die Leitung durch Herrn von Schweigler hervor, welcher sich bemühte, die Arbeiter von der Politik fern zu halten. Diesem Bemühen traten eingestandenermaßen die Angeklagten Liebknecht und Bebel entgegen.

und

man ihm außerhalb der Die Ange­Welt einen Stüßpunkt zum Einseßen des Hebels gebe. klagten wollen die bestehenden Gesetze aus den Angeln heben sie stellen sich folgerichtig außerhalb des Gesetzes auf den Standpunkt des Berbrechens, welcher durch unsere Gejezbücher bestimmt vorgezeichnet ist. ( Hierauf folgt eine längere juristische Deduktion an der Hand ver schiedener Paragraphen der Strafgesetzbücher, welche wir übergehen.) Nach den Ergebnissen der Verhandlung hat auch der Angeklagte Hepner den Hochverrath vorbereitet. Er war in Eisenach   bei Be­gründung der Partei, er hat an der Schriftenverbreitung, an der Redaktion des Volksstaat 2c. theilgenommen; aber es ist dabei zu beachten, daß er sich in einem gewissen Abhängigkeitsverhältniß zu Liebknecht   befunden hat.

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Der Angeklagte Liebknecht  , ein Schüler und Freund von Mary hatte aus England, wo er lange weilte, seine sozialistisch- republi- Die Angeklagten Liebknecht und Bebel   jedoch, die sind die Seele, kanischen Anschauungen mit nach Deutschland   gebracht. Er wirkte be- sie bilden die Häupter der Bewegung, diejenigen, welche Wind ge stimmend und leitend auf den Angeklagten Bebel   ein, er zog dieſen, jäet haben, um Sturm zu ernten. Sprechen Sie das Schuldig!" oder Sie sanktioniren die Vorbe welcher anfangs nicht auf dem Mary'schen Standpunkte war, zu sich aus, meine Herren Geschwornen hinüber und Beide traten, als die Arbeiterbewegung im Begriff stand, reitung zum Hochverrath für jetzt und immer. Bause von 12 bis 17 Uhr. das politische Ziel außer Acht zu lassen, auf dem fünften Verbands­Nach Wiedera fnahme der Verhandlungen bemerkt der Präsident tage deutscher Arbeitervereine in Nürnberg   hiergegen auf. Im Gegen­jazz zur Selbsthilfe predigten sie dort die Staatshilfe und erklärten daß er vergessen habe, die Fragen in ihrer abgeänderten Form noch dabei, daß der Staat, welcher die verlangte Staatshilfe gewähren solle, einmal vorzulesen. Advokat Freytag( Leipzig  ) verzichtet darauf. nimmermehr der bestehende Staat sein könne, daß es also nöthig sei, die bestehenden staatlichen Verhältnisse von Grund aus umzuändern. Advokat Freytag( Plauen  ): Ich schließe mich dem an, da sonst Es wurde in Nürnberg   ausgesprochen: die politische und soziale der Herr Staatsanwalt noch einmal seine Rede halten müßte.( Stur Frage seien untrennbar, die politische Freiheit sei eine Vorbedingung mische Heiterkeit.) der sozialen. Hierauf folgte der Eisenacher Kongreß zur Stiftung der sozialdemokratischen Arbeiterpartei, welcher von den Angeklagten Liebknecht   und Bebel   im Verein mit anderen Gleichgesinnten einbe­

Nach Wiederaufnahme der Verhandlungen erklärt sich der Staats­anwalt mit der Fragestellung einverstanden. Advokat Freytag( Plauen  ): Ich kann mir es recht gut erklären, daß der Herr Staatsanwalt sich mit der Fragestellung einverstanden erklärt; wir sind jedoch anderer Meinung. Grade eins der Haupt­momente ist weggelassen, und sind die Fragen überhaupt so unklar rufen ward. gestellt, daß wir faum glauben, es könne sie Jemand, sei es Jurist Werfen wir einen Blick auf die Einberufer, zu denen auch Männer ober Laie, verstehen. Ich berufe mich auf die Entscheidung des Ober­Appell.- Gerichts zu Dresden   und beantrage, die Frage folgendermaßen zu stellen: Ist der Angeklagte 2c. schuldig, gegen die Verfassung des Königreiches Sachsen, gegen die des Norddeutschen Bundes  , jezigen deutschen Reiches einen gewaltsamen Angriff zum Umsturz derselben und zur Einführung der Republik   beabsichtigt zu haben und hat dieses Vor­haben in dem Bewußtsein des Angeklagten konkrete Gestalt und be­stimmte Umrisse angenommen?

aus der Schweiz   und aus Desterreich zählen. Von den unterzeichneten schweizerischen Mitgliedern der Internationalen will ich nicht sprechen dagegen von Dr. Ladendorf.

Dieser früher wegen Hochverraths bestrafte Mann hat im ,, Fell­eisen" sein Programm veröffentlicht. Dasselbe ist verlesen worden, ebenso einige andere hierher gehörige Artikel dieses Blattes.

Bertheidigungsrede des Advocat Freytag( Leipzig  ). Advokat Freytag( Leipzig  ): Meine Herren Geschworenen  ! Ich verzichte gern auf eine Wiederholung der Rede des Herrn Staatsanwalt, muß aber meinem Erstaunen über die Begründung seiner Auflage nach nunmehr 14tägigen Verhandlungen Ausdruck ver leihen. Ich glaubte jezt endlich den Kern der Anklage zu entdecken, glaubte nun endlich zu vernehmen, was für Schuld den Angeklagten eigentlich beigemessen werde, und was bekamen wir statt dessen zu hören? Ein Ragout von Reden und Aeußerungen Anderer; wir sehen Ich will Ihrem Gedächtniß, meine Herren Geschworenen  , zu Hilfe fommen und Einiges jezt nochmals verlesen.( Geschieht). Es geht Schriften angezogen, die in den Jahren 1847 und 48 geschrieben Abvokat Freytag( Leipzig  ): Ich schließe mich diesem Antrage aus diesen Artikeln hervor, daß Dr. Ladendorf überzeugt ist, nur sind und erfahren, daß die Gesinnung der Angeklagten angeschuldigt an. Ich halte die Fragestellung: ,, daß der Angeklagte 2c. die Arbeiter durch eine gewaltsame Revolution könne eine Entscheidung herbeige- wird, während keine Thatsache vorgeführt ist, die bewiese, daß darauf hingewiesen, daß ihre Forderungen nicht nur in den gesetz- führt werden und ebenso, daß er diese Revolution herbeizuführen ge- die Angefagten ihre Ideen mit Gewalt durchzusetzen beabsichtigt gebenden Körperschaften, sondern auch außerhalb derselben durch Ge- willt ist. Nun ist dieser selbe Dr. Ladendorf der Verwalter eines hätten. Ich werde mich darauf beschränken, die Fragen zu erörtern, welche walt durchgesezt werden müssen," wenn nicht direkt für sinnlos, so Revolutionsfonds, aus welchem er schon vor dem Eisenacher Kongreß doch für vollständig unlogisch, und beantrage die Frage so zu stellen: auf persönliche Diskretion nicht unbedeutende Summen dem Angeflag- den Herren Geschworenen zur Beantwortung vorliegen und beweisen, Ist der zc. schuldig, darauf hingewiesen zu haben, daß seine Forderungen ten Bebel zur Verfügung stellte. Jedenfalls war also Ladendorf mit daß bei den Bestrebungen der Angeklagten an eine Vorberei niemals durch das moralische Gewicht in den gefeßgebenden Körper- Bebel zufrieden und man weiß, was Ladendorf   sowie Bebel   unter tung zum Hochverrath nicht zu denken sei. Der Herr Staatsanwalt hat vorhin, troßdem er es beabsichtigte, schaften, sondern nur außerhalb derselben durch Gewalt gelöst werden Revolution verstehen. Ladendorf   spricht sich auch in demselben Sinne tönnen? 2. beantrage ich in der vorerwähnten Fragestellung anstatt: wie in seinem Programm in Briefen aus, wo er z. B. jagt: Be- durchaus keine Geschichte der Sozial- Demokratie vorgeführt. Diese ,, mit dem Vorhaben" zu seßen zum Zwecke des Vorhabens." seitigt die Junter, Fürsten  , Pfaffen," 2c. Ein solcher Mann ist datirt nicht erst vom Jahre 1848 und dem kommunistischen   Manifeste. Staatsanwalt Hoffmann: Die Anträge der Vertheidigung halte Ladendorf   und Bebel   ist ein Mann feines Vertrauens. Der Leiteres hat auf die sozialistische Bewegung durchaus feinen Einfluß ich durchaus nicht für gerechtfertigt. Wir haben uns hier hauptsächlich Angeklagte Liebknecht   aber hat durch Aufnahme der Artikel: Die gehabt und hat der H. Staatsanwalt selbst erklärt, daß es am Vor an das Erkenntniß der Anklagekammer des Bezirksgerichts zu Leipzig   demokratischen Ziele und die Arbeiter") schon damals gezeigt, was abende einer Revolution geschrieben sei, in einem Momente also, zu halten. Es fragt sich, ob durch die Abänderung viel Klarheit in er will. Ueber die Eisenacher Verhandlungen gibt ein Protokoll Aus- wo Forderungen selbstverständlich anders lauten, als in ruhigen bie Sache kommen würde. Jedoch würde ich mich mit dem Zusazan- funft, aus welchem hervorgeht, daß man sich sehr eingehend mit der Zeiten. Der Herr Staatsanwalt erwähnte ferner strafrechtliche Verfol­trage: zum Zwecke des Vorhabens" einverstanden erklären. Der Frage beschäftigte, welchen Namen nun eigentlich das Kind erhalten Gerichtshof hat übrigens die Fragestellung nach dem Gange der Ver- solle. Man war ganz einig darüber, daß man republikanisch gesinnt gungen nach jener Revolution. Ich kenne davon nur den kommu­handlungen modificirt. jei aber man zog es vor, den Ausdruck ,, republikanisch zu vernistenprozeß in Köln   und von diesem sind keinerlei Unterlagen hier Advokat Freytag( Plauen  ): Bei unseren Anträgen steht uns meiden und man seßte dafür das Streben nach dem ,, freien Volks- vorgelegt worden. Dieser Prozeß aus den 50er Jahren hat mit dem heutigen nur gemein, daß er ein Tendenzprozeß ist; damals spiel nicht nur das Erkenntniß des Oberappellationsgerichts zu Dres- staat." den, sondern auch das vom Herrn Staatsanwalt angezogene Erkennt- So war man zurückhaltend nach oben und nach unten, gegen die ten noch eine Anzahl gefälschter Briefe eine Rolle, heute fehlen diese. Derartigen Prozessen fehlt in der Regel der Kern, es ist Alles niß der Anklagekammer des Bezirksgerichts zu Leipzig   zur Seite. Behörden und gegen die zu gewinnenden Arbeiter, denen man vielleicht Vertheidiger verliest das Erkenntniß des Oberappellations- durch die Bezeichnung ,, republikanisch" vor den Kopf gestoßen hätte. Somit Nebel. Der Herr Staatsanwalt erwähnte der Lassalle'schen Bewegung. Gerichts und fährt fort: ist das Wort ,, republikanisch" umgangen worden und in Wirklichkeit Dies sowohl als das des Leipziger Bezirksgerichts lauten dahin, liegt schon in dem als Ziel hingesepten, Streben nach dem, freien Lassalle, der für die Arbeiter politische Macht wollte, soll einem ge­daß ein gewaltsamer Angriff auf die genannten Staatsverfassun- Boltsstaat" eine Kriegserflärung gegen die Monarchie. Um die Aus gen den Angeklagten vor Augen geschwebt hat. Dies ist der Anklage führung dieses Programms zuwege zu bringen, ist sehr viel gethan nicht günstig, und deshalb will sie diesen Punkt fallen lassen. In die worden. Man organisirte die Partei und vereinigte die an sich zu Fragestellung muß aber kommen, was Gegenstand der Anklage ge- schwach erscheinenden einzelnen Kräfte zu einer Macht nach dem Er- gespost.

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*) Die Artikel von Adolf Weiß, z. 3. Redakteur der Grazer Ta­