Bebels Rede in der Jesuitendebatte

des Reichstags vom 17. Juni 1872.

Zeitungsschreiber.

Fünfmalhunderttausend Lumpen Wohnten in dem großen Reich, Aber ach, die armen Lumpen Hatten feinen Nahrungszweig.

Sprach ein Staatsmann zu den Lumpen: ,, Euer Schicksal thut mir leid, Meinen Beistand sollt Ihr haben, Seid Ihr mir zum Dienst bereit.

Ihr braucht nicht zum Kampf zu ziehen, Laßt die Waffen nur in Ruh', Einer Feder blos bedarf es Und ein Tintenfaß dazu.

Ich placire in der Presse Uns'res Vaterlandes Euch, Und dann müßt Ihr flug belügen Alles Volk im großen Reich.

Ohne eigene Gedanken Folget meinem Wink getreu, Lobet Alles, was ich thue, Sei es immer, was es sei." Kaum vernahmen dies die Lumpen, Schrieen Alle herzlich froh: ,, Du kannst Dich auf uns verlassen, Wir sind Lumpen comme il faut!" Bald fand man nur Blut und Eisen In der ganzen Lit'ratur, Alles Lob und alle Ehre

Galt dem großen Staatsmann" nur.

Und an weißgedeckten Tafeln, Nobel in Glacés und Frack, Sigt bei Austern und Champagner Unser großes Lumpenpack.

sapien.

գո

gewünschte Bug abgelassen werden. So kann man Kunden zu-[ da der Jesuitismus sein politisches Vorgehen bekämpft und angreift,[ Statt die Schullehrer häufig mit einem Schafhirten oder Kuhhirten geführt bekommen, wenn man 1 Million Thaler jährlich da ist er sein Feind, und diese ganze Gesetzgebung, die hier in Frage in materieller Beziehung auf eine Stufe zu stellen, sollten Sie diesel­steht, läuft nur darauf hinaus, die Jesuiten  , resp. die ultramontane ben als die beftdotirten Beamten des Staates anstellen, als die Volts­an Mordinstrumenten zu verdienen versteht". Partei zu einem gehorsamen Werkzeuge zu machen.( Sehr richtig!) erzieher betrachten, in deren Reihen die besten Geister der Nation hin­Nichts weiter ist der Zweck dieser Gesetzgebung. Aber, meine Herren einziehen und, gestützt auf die Forschungen und den Stand der baß er mit solchen für jeden denkenden Menschen klar darliegenden heutigen Wissenschaft, eine Schule begründen, welche bis ins entfern­Abfichten die Vertreter der deutschen   Nation firren kann, daß die Ver- teste Dorf in austömmlicher Weise unterstützt wird. Ehe 10 Jahre treter der deutschen   Regierungen es überhaupt nur wagen durften, vergehen, würde es mit allen pfäffischen Wühlereien aus sein. Dann, Meine Herren, der englische   Kulturhistoriker Buckle sagt in feiner einen Gesezentwurf vorzulegen wie diesen, der Sie, wenn Sie ihn an meine Herren, könnten Sie die Geistlichen in Gottes Namen predigen berühmten Geschichte der Civilisation, daß der beste Maßstab für die nehmen, zu Polizeibütteln herabwürdigt, das ist ein Zeugniß, lassen; es würde kein Mensch in ble Kirche gehen.( Heiterfeit.) Aber, meine Kultur eines Voltes der sei, welche Bedeutung das Volk religiöfen wie außerordentlich tief der Reichstag   in der Achtung der Herren, das vom heutigen Staate zu verlangen, wäre vergebens. Streitigkeiten beilege, und er geht dabei von der Ansicht aus, daß, verbündeten Regierungen steht,( oh! oh!) in der Achtung, die Denn so gut der Staat auf dem Autoritätsprinzip steht und wesent­jemehr in einem Bolte religiöse Streitigkeiten vorhanden seien, um man einer Volksvertretung zollen muß. Wüßten nicht unsere Regie- lich durch die Kirche als seine Hauptstüße gehalten wird, ebenso ist besto niedriger die Kulturstufe sei, die es einnehme. Meine Herren, rungen, daß in allen entscheidenden Fragen der Liberalismus weit es auch mit dem Liberalismus. Auch Ihr Prinzip, meine Herren ist diese Auffassung richtig und sie ist es nach meiner Ueber- mehr nach dem Willen der Regierung, als nach dem Willen Derjenigen( nach links), ist die Autorität, denn: ist erst einmal die himmlische zeugung dann ist es allerdings mit dem deutschen   Volke und handelt, die das Volk bilden( große Unruhe), man würde nicht ge- Autorität untergraben, dann höri ratürlich auch die irdische Autorität feiner Kultur sehr traurig bestellt. Meine Herren, es werden hier in wagt haben, Ihnen einen solchen Gesetzentwurf vorzulegen. Es kommt sehr bald auf und die Folge wird sein, daß auf politischem Gebiete einer Session Wochen und Monate lang Sitzungen gehalten, es noch Eins hinzu: gerade diese Agitationen auf firchlichem Gebiete sollen der Republikanismus, auf ökonomischem Gebiete der Sozialismus und werden da großartige Geseze berathen, die das Volk in die bedeutendste dazu dienen, das böse Odium, das auf Ihnen als Werkzeug des auf dem Gebiete, was wir jetzt das religiöse nennen, der Atheismus Mitleidenschaft führen; aber, meine Herren, bei keinem dieser Geseze Reichskanzlers lastet, den Mißkredit, der dadurch in immer weitere feine volle Wirksamkeit ausübt. Nun, meine Herren, nach den Anschauungen, die ich über die hat man es der Mühe werth gefunden, mit solcher Gründlichkeit zu Kreise des Volkes gesäet worden, auszuweßen. Sie beschreiten dieses Werke zu gehen als bei dieser Sache, welcher ich nach meiner Ansicht Gebiet, welches so harmlos ist, weil Sie hoffen dürfen die große blöde Streitfrage habe, werden Sie begreifen, daß ich keine Lust habe, diesem Ebenso werden Sie aber auch gar feine Bedeutung beilegen kann. Denn, meine Herren, dieser Masse des Volkes wieder zu gewinnen, indem Sie ihr den Wau! Wau! Geseze meine Zustimmung zu geben. Religionsstreit, richtig aufgefaßt, ist nichts weiter als ein Scheingefecht, der Jesuiten   vorhalten. Diese sind das rothe Gespenst" im anderen begreifen, daß, wenn behauptet worden ist, der Sozialismus und der eine Komödie, dazu bestimmt, das Volt von seinen wahren Intereffen Sinne, das an die Wand gemalt, und der beschränkten Menschheit Ultramontanismus   seien Verbündete, dies nichts ist als eine infame abzuziehen, es glauben zu machen, daß hier wirklich in dem Streit um gezeigt wird, um ihr zu sagen, wie nothwendig es fei, hier einzuschrei- Berleumdung. Nun, meine Herren, wenn die Sozialdemokratie einstens siegt, religiöse Dogmen sein Heil und seine Zukunft begründet liegen. Meine ten und den Jesuitismus zu befämpfen, und daß dies das Wichtigste Herren, die religiösen Anschauungen, die politischen Institutionen und sei, was überhaupt eine Volksvertretung thun müsse und thun solle. ist es mit dem Liberalismus und dem Ultramontanismus gleichzeitig socialen Einrichtungen eines Volfes sind jederzeit harmonisch Eins Während man auf der einen Seite ein Volfsrecht nach dem andern aus.( Unruhe.) refultirt aus dem Anderen, und wenn wir die beiden hier einander preisgegeben hat, sucht man durch die Bekämpfung des Jesuitenthums gegenüberstehenden Parteien, die auf das lebhafteste sich jetzt bekämpfen, ben verlorenen Kredit unter der Masse wieder zn erobern, und das ist charakterisiren wollen, dann können wir sagen, daß der Katholicismus der Grund, weshalb die Liberalen, denen die religiösen Fragen ziemlich bas Prinzip der Vergangenheit, den mittelalterlichen Staat vertritt, Wurst sind( Heiterfeit) und die man schwerlich viel in den Kirchen der Protestantismus   den modernen Staat. Meine Herren, wenn es sehen wird, weshalb diese mit solchem Eifer sich auf religiöse Fragen den Herren von der ultramontanen Partei gelungen ist, eine größere werfen. Zahl ihrer Vertreter in den Reichstag zu bringen, dann ist ihnen das Meine Herren, ich behaupte weiter, daß Niemand unter Ihnen nicht möglich gewesen, weil sie bestimmte religiöse Anschauungen ist, der diese Anträge gestellt und unterstützt hat, der wirklich glaubte, haben, sondern weil sie mit den religiösen Anschauungen zugleich ganz daß mit diesem Gesezentwurf der Jesuitismus todtgemacht werde. bestimmte sociale und politische Anschauungen und Grundsäße Es ist mir undenkbar, daß dies Jemand ernstlich glaubt. Ich stimme vertreten. Diese letteren find es auch wirklich gewesen, die ihre zahl vollständig der Kritik bei, welche der Herr Abgeordnete Dr. Gerstner reiche Vertretung in diesem Reichstage möglich gemacht haben. Meine in dieser Beziehung gegeben hat; auch ich bin der Meinung, daß Sie Herren, das deutsche Volt, das heißt, diejenigen Schichten des deut- den Jesuitismus nicht unterberücken werden, sondern im Gegentheil, schen Volkes, welche in ihrer heutigen ganzen Lebensweise mehr noch Sie werden die Bestrebungen, tie Sie zu bekämpfen vorgeben, nur ein Produkt der mittelalterlichen Institutionen sind, haben vollständig noch unterstüßen. Meine Herren, die große Masse der Menschen sind richtig erkannt, daß in dem Liberalismus und seinen Forderungen ihr Gefühlsmenschen, wirklicher Verstand ist bei den wenigsten vorhanden. Heil nicht liegt, fie haben weder an dem gegenwärtigen Staatswesen( Große Heiterfeit.) Meine Herren, diese Masse ist gar zu geneigt, irgend welchen Geschmack, noch an den socialen Einrichtungen, die der wenn Verfolgungen gegen irgend Jemanden eintreten, für den Ver­heutigen Gesellschaft zu Grunde liegen. So kommt es, daß der kleine folgten Partei zu ergreifen. Nicht daß man ohne Weiteres seine Mei­Bürger- und Bauernstand, der in der Verwirklichung der modernen nung acceptirt, aber man sieht in dem Menschen einen Berfolgten, Jbee, in dem Prinzip des Industrialismus seinen Untergang sieht, sich und es ist eben der gute Zug der menschlichen Natur, der den Men­einer Seite anschließt, wo er glaubt, daß gegen diese modernen Prin- schen dahin drängt, dem Verfolgten beizustehen. Aber, indem er ihm zipien ein energischer Widerstand erhoben wird. Der Protestantismus   die Sympathien als Berfolgten schenkt, liegt es sehr nahe, daß er leicht andererseits ist die eigentliche Religion des Bürgerthums, einfach, schlicht, dessen Anschauungen zu den ſeinigen macht. Auf diese Weise wird hausbacken, gewissermaßen die Religion in Schlafrock und Pantoffeln, durch die Verfolgung einer Meinung nur ein größerer Kampf hervor wie das Bürgerthum fie braucht zu seiner allmählichen Entwickelung, mit gerufen, die verfolgte Meinung gewinnt mehr Anhänger und man erreicht einem gewissen freiheitlichen Zug und Fortschritt, den es unbedingt nöthig das Gegentheil von dem, was man durch die Verfolgung verhüten hat, um seine Entwickelung vollziehen zu fönnen. Aber meine Herren, wollte. Auf der anderen Seite, meine Herren, bin ich der Meinung, der Protestantismus steht nach meiner Ueberzeugung ebenso gut wie daß unsere gegenwärtige Reichsgesetzgebung vollständig ausreicht, um der Katholicismus im Widerspruch mit den modernsten Prinzipien selbst, sogenanntem staatsgefährlichen Treiben entgegen zu wirken. Gilt es, wie mit der eigentlichen Wissenschaft. Unsere Bourgeoisie, welche alle meine Herren, Tendenzprozesse ins Leben zu rufen, dann werden Sie Fortschritte auf den Gebieten der Wissenschaft ausnußt und sich dienst- an jedem beliebigen Orte in Deutschland   so gut wie in Leipzig   zwölf bar zu machen sucht, ist, so sehr sie sich auch den Anschein giebt, nichts bürgerliche Geschworene und einige Richter finden, die Ihnen den weniger als religiös. Wenn ich höre, wie die Herren von der ,, libera- schönsten Tendenzprozeß machen und den Angeklagten zu so und so len" Partei für die Religion eintreten und sich feierlich dagegen ver- viel Jahren Festung oder Zuchthaus verurtheilen. In dieser Bezie­wahren, daß fie die Religion schädigen wollen, so glaube ich zwar, daß hung ist also bereits in der bestehenden Reichsgesetzgebung vollständige fie lepteres nicht wollen, aber es fällt mir schwer, zu glauben, daß es Fürsorge getroffen. Und gilt es, einen Menschen heimathslos zu machen, hre wirkliche innere Ueberzeugung ist. Denn ein Mann, der, wie ich ihn wie ein wildes Thier von Ort zu Ort zu hezen, dann ist auch 3 von der großen Mehrheit dieses Hauses annehme, sich mit den For- dafür bereits in der Reichsgefeßgebung ausfömmlich gesorgt. Es schungen und Resultaten der neueren Wissenschaft bekannt gemacht hat, fommt nur auf eine etwas fühne Interpretation an, und vor fühnen fann unmöglich noch an religiöse Dogmen glauben und wenn er es Interpretationen sind die Regierungen noch zu keiner Zeit zurückge= scheinbar thut, so ist es nicht immer Ueberzeugung, sondern ein Aft schreckt. ber Zweckmäßigkeit, dazu angethan, seine materiellen Interessen zu Ich will Ihnen nur einen Fall erzählen, der Einen klaren Beweis wahren. Unsere Bourgeoisie hat keine Religion. Wenn Sie dem Je- dafür giebt, daß meiner Behauptung gemäß in Beziehung auf die suitismus vorwerfen, er verstoße gegen Moral und Sitte, dann sage beliebige Ausweisung unliebsamer Personen das gegenwärtige Frei­ich, daß das Bourgeoisie- System, das der heutigen Gesellschaft zu zügigkeitsgefeß im deutschen Reiche einen vollständigen Anhalt bietet. Grunde liegt, in noch weit höherem Maße die Moral und die Sitten In Sachsen   ist ein Parteigenosse von mir, ein geiffer Ufert, vor 1% untergräbt. Ist der Jesuitismus staatsgefährlich, so ist es noch mehr Jahren zu sechs oder sieben Monaten Gefängniß verurtheilt worden bas moderne liberale Prinzip, welches wir, wie gesagt, in allen gesell- wegen Majestätsbeleidigung und zwar des deutschen   Kaisers, die er in schaftlichen Institutionen verwirklicht sehen. Meine Herren, es ist sehr einer Rede in der Nähe von Chemnitz   begangen haben sollte. Nachdem bequem und nüßlich, sich auf die Religion und das religiöse Brinzip er diese Strafe abgesessen, fehrte er zurück nach Chemniß, natürlich zu stellen, denn die Religion ist alle Zeit und wesentlich der Eckstein nicht überzeugt von seiner Schuld, und fängt von Neuem an, nach bes Autoritätsprinzips gewesen, und so wenig die Bourgeoisie selbst seiner Ueberzeugung als Agitator in öffentlichen Versammlungen für geneigt ist, irgend eine Autorität über sich anzuerkennen, so begreift die sozialdemokratischen Prinzipien zu wirken. Das genügte dem sie doch, daß die Autorität für Diejenigen, die sie ausbeutet, für Die- Chemnizer Stadtrath, um auf Grund des§ 3 des deutschen   Freizü­jenigen, von denen sie eristirt, für Diejenigen, aus deren Körper- und gigkeitsgesetzes den Mann aus Chemnitz   auszuweisen. Der Mann Geiftesträften sie die ungeheuren Reichthümer ansammelt, das Autori  - hat sich beschwert, es hat ihm aber nichts genugt, vielmehr hat dieses tätsprinzip äußerst nothwendig ist, um diese in der Unwissenheit und Vorgehen des Chemnitzer Stadtrathes in verschiedenen sächsischen Städ­Halbbildung zu erhalten. ten das bereitwilligste Entgegenkommen und Nachahmung gefunden. den am 21. und 22. Juli d. J. in Leipzig   tagenden Schneider= Noch Eins! Sie sagen, der Jesuitismus habe mit dem katholi- Herr Ufert wird für eine Bersammlung in Frankenberg   oder Hainichen Congreß erhalten haben, werden ersucht, für größtmöglichste und ich weiß das nicht mehr genau als Redner angekündigt; noch schnellste Verbreitung derselben zu wirken. Ebenso werden alle Kolle­cismus nichts zu thun; ich sage, das ist grundfalsch, der Jesuitismus und der Katholicismus sind vollständig identisch. Der Jesuitismus ehe er aber dazu kommt, die Versammlung abzuhalten, tritt ihm die gen ersucht, mit ganzer Kraft in ihren Kreisen für Beschickung des besteht allerdings erst seit dreihundert Jahren, aber die Bestrebungen, Polizei entgegen mit einem Ufas, daß er ausgewiesen sei. Dasselbe Schneidertages thätig zu sein: Als vorläufige Tagesordnung ist fest­die dem Jesuitismus seit dreihundert Jahren zu Grunde liegen, hat geschah in Mittweida  , in Waldheim   und an anderen Orten ganz ge- gejezt: 1) der Normal- Arbeitstag, 2) das Konfektionswesen und die katholische Kirche   seit mehr als tausend Jahren in der großartig- nau in derselben Weise. Endlich geht der Mann nach Dresden   und dessen schädlicher Einfluß auf unser Geschäft, 3) unsere Stellung ge ften Weise zur Geltung zu bringen gewußt. Wollen Sie bestreiten, agitirt dort gleichfalls für seine Ueberzeugung; da kommt die Dres- genüber der Meister- Coalition, 4) die Organisationsfrage. daß die Bestrebungen Gregors VII. den Bestrebungen der Jesuiten   dener Polizei und weist ihn auf Grund des§ 3 des Freizügigkeits- Tagesordnung betreffenden Zuschriften find an Unterzeichneten, An­irgendwie entgegenstehen? Doch wahrhaftig nicht. Also das kirchliche gesezes ebenfalls aus. Er geht hinaus, läßt sich an der Grenze des fragen lokaler Natur, sowie die Anmeldung der Delegirten an Ch. Autoritätsprinzip im Staate zur Herrschaft und zur Geltung zu brin- Weichbildes von Dresden   nieder und beschäftigt sich als Zimmerarbeiter. Hablich, Ritterstraße Nr. 43, Leipzig   baldigit zu senden. Berlin  , 6. Juli 1872. A. Reimann, alte Jakobstraße 6. gen, das hat der katholischen Kirche   von jeher zu Grunde gelegen, und Eines Tages wird er von Parteigenossen eingeladen, an dem ent­der Jesuitismus ist weiter nichts, als der flare und bestimmte Ars- gegengesetzten Ende des Weichbildes eine Versammlung abzuhalten. Allgemeiner deutscher Schneider- Verein. druck des katholischen   Prinzips. Insofern haben die Herren im Gen- Er benutzt die durch die Stadt gehende Eisenbahn, um dahin zu ge­Berlin. Die Bevollmächtigten muß ich dringend ersuchen, bis spätestens trum vollständig Recht, wenn sie sagen, ein Kampf gegen die Jesuiten   langen. Kaum erfährt das die Dresdener   Polizei, so werden so und ift zugleich ein Kampf gegen die katholische Kirche  , und weiter Recht, so viel Mann aufgeboten, und Ufert festgehalten, weil er das Aus- 15. Juli die Abrechnungennebst Geldern einzusenden, da die Revision wenn sie behaupten, daß dieser Kampf ein sehr erbitterter sein werde, weisungsdekret übertreten habe. Meine Herren, sowohl die Kreisdirek- der Kasse, Bücher und Belege bevorsteht, und alsdann keine Mitglied­daß die große Masse der kirchlich Gesinnten in stärkste Mitleidenschaft tion wie das Ministerium des Innern haben alle diese Ausweisungs- schaft im Rückstand sein darf. In Bayreuth   hat sich vor einiger Zeit eine neue Mitglied= gezogen werde. Sie sagen, Sie wollen durch dieses Gesetz den Frieden dekrete bestätigt. herstellen; Sie werden nicht den Frieden bekommen, sondern das Ge­Sie sehen also, wenn man einen Mann verfolgen will, dann sind scha ft gegründet, und ist A. Lauterkorn, Haus Nr, 451, Bevollmächtigter, gentheil, den Krieg. unsere jest bestehenden Geseze ganz famose Handhaben dazu. Sie Joh. Wagner, Haus Nr. 479, Kassirer. In Leipzig   ist an Stelle Nun, meine Herren, wie steht der Staat zu diesen religiösen Wir- tönnen sich also auf die bestehenden Gesetze stüßen bei Ihren Unter- Becker's z um Bevollmächtigten, Jul. Beyer, Eisenbahnstraße Nr. 20, ren? Wenn Sie behaupten, das neue Dogma von der Unfehlbarkeit drückungsmaßregeln; dann haben Sie wenigstens das Eine profitirt, und an Stelle Jos. Herms zum Kassirer Ernst Casper, Ritterstraße habe, weil es staatsgefährlich sei, erst diesen neuesten Streit hervorge- daß Sie dem unangenehmen Odium eines Ausnahmegesetzes entgehen, Nr. 42., gewählt. Indem ich diejenigen Bevollmächtigten, welche auf mein leptes Schreiben noch nicht geantwortet haben ersuche, dies nun­rufen, so ist das vollständig falsch. Alle religiösen Dogmen stehen welches ja in Aller Augen immer etwas sehr Gehässiges hat. mit der gesunden Vernunft und mit der Wissenschaft in Widerspruch, Nun, meine Herren, soll der Jesuitismus und der Ultramontanis  - mehr sofort zu thun, zeichne ich mit Brudergruß. A. Reimann, und das ist ja auch meine Meinung ( Heiterkeit) und ein religiöses Dogma, wie das der Unfehlbarkeit, wel- mus vernichtet werden Geschättsführer des Allg. deutschen   Schneider- Verein. ches durch einen so besonders starken Widerspruch gegen die gesunde dann müssen ganz andere Mittel und Wege in Anwendung gebrach Leipzig  . Der allgemeine Schneidertag wird am Sonntag den Vernunft sich auszeichnet, müßte von Ihrem ,, liberalen" Standpunkte werden. Der Abgeordnete Dr. Gerstner hat bereits darauf hingewiesen, aus Ihnen in hohem Grade willkommen sein, denn je größer die daß der Staat die wesentliche Ursache sei, daß der Jesuitismus fich 21. Juli im Lokale des Arbeiterbildungsvereins und Montag d. 22 im Dummheit ist, die man der Menschheit zumuthet, je mehr man damit jetzt so breit machen könne, wie er es thatsächlich thue. Ich sage: Saale   der Westendhalle abgehalten. der gesunden Vernunft ins Angesicht schlägt, um so besser; denn dann nicht allein der Staat, sondern auch die liberalen Parteien sind daran werben Tausende, die sich bisher am Gängelbande haben leiten laffen, schuld, auch die liberale Partei hat in einer unverantwortlichen Weise anfangen, zu denken, und durch das Inslebenrufen eines solchen uns die Volkserziehung und Volksbildung vernachläſſigt. geheuerlichen Dogmas, wie die Unfehlbarkeit, wird man das gerade Meine Herren, statt daß Sie 100 Millionen Thaler für Anschaf­Gegentheil von dem bewirken, was man glaubt. Meine Herren, dem fung von Mordwerkzeugen und zur Erhaltung stehender Armeen ver­Staate ist es vollkommen gleichgültig, ob die Jesuiten   gegen die Mo: wenden, die dazu bestimmt sind, auf Geheiß eines Einzelnen sich gegen­ral verstoßen oder nicht; der Staat hat allezeit verflucht wenig nach seitig die Köpfe einzuschlagen( Lachen), wäre es viel besser, wenn Sie der Moral gefragt( Gelächter), und, meine Herren, der Mann, der diese enormen Summen zur Volksaufklärung und Boltsbildung ver­heute an der Spitze von Deutschland   steht, der Herr Reichskanzler, ist wendeten. Aber heute ist es in unserem Staate gerade umgekehrt. am allerwenigsten der Mann, der nach der Moral und nach firchlichen Wenn das, was heute für das Militär ausgegeben wird, für die Dogmen irgendwie fragt, wenn es seinem politischen Zwecke nicht paßt. Schulen ausgegeben würde, wenn Sie in dieser Weise die Schulen wird gesorgt.. Das hat er ja neulich selbst eingestanden, daß ,, politische Heuchelei" auch dotirten, wenn Sie die Kirche vom Staate trennten, die Kirche aus für ihn ein wesentlicher Faktor in seinen politischen Handlungen sei. der Schule hinauswürfen, dann würde der Erfolg sich zeigen. Der Schleifen erkenntlich, die ankommenden Delegirten erwarten. Das Empfangslokal ist im Arbeiterbildungsverein, Ritterstraße Was den Herrn Reichskanzler reizt, ist, daß er von der katholischen Staat inuß es für seine Hauptaufgabe betrachten, für die Volksbil­Seite in politischen Dingen nicht für unfehlbar angesehen wird( Hei- dung im höchsten Maße Sorge zu tragen; dann würde es sehr bald 43 II. Wir ersuchen nun fämmtliche Delegirte, sich gleich nach ihrer terkeit), daß er von ihr nicht unterstüßt wird. Meine Herren, wenn dahin kommen, daß alle ultramontanen und kirchlichen Wühlereien und Wahl bei Chr. Hadlich anzumelden, an welchen auch alle sonstigen bie Herren im Centrum fich bereit erklärten, die politischen Bestre- Heßereien nicht mehr den geringsten Einfluß übten. bungen des Reichskanzlers zu unterstüßen, ich versichere Ihnen, daß es Allerdings wäre dann nicht blos der Einfluß der Jesuiten   ge- 3 uschriften und Anfragen zu richten sind. Das Lokal- Comitee der Schneider gehülfen. dem Reichskanzler dann vollständig egal ist, was sie auf kirchlichem brochen, dann wäre auch der Einfluß der Pietisten und ebenso der NB. Alle arbeiterfreundlichen Blätter, welche bereits Mittheilun Gebiete thun.( Sehr richtig!) Je reaktionärer der Jesuitismus auf Einfluß des Protestantenvereins und der Altkatholiken gebrochen, mit treten würde, desto angenehmer würde es dem Reichskanzler sein, er einem, Worte, es würde durch ein vernünftiges Bolfserziehungssystem gen über den Schneidertag gebracht haben, ersuchen wir, auch von würde ihn in allen seinen Bestrebungen entschieden unterstützen. Aber mit den religiösen Dogmen überhaupt gebrochen werden. Dieser Bekanntmachung gefälligst Notiz zu nehmen.

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Bei'm Verlangen nach Toasten, Da erhebt der Eine sich,

Und er spricht mit ernster Stimme: ,, Meine Brüder, höret mich.

Wir sind Alle echte Lumpen, Doch ein Höhr  'er waltet noch: Der uns har so gut placiret, Dieser Hohe lebe hoch!"

M. K- 1.( im, Dresdener Boltsboten.")

Den Schneidertag in Leipzig   betreffend! Alle Diejenigen, welche vom Unterzeichneten Aufrufe, betreffend­

Alle die

Collegen! Angesichts der so sehr vernachlässigten Organisation unserer Gewerksgenossen ist es dringend nothwendig, endlich einmal die Gleichgiltigkeit zu beseitigen und allerorts für Beschickung des Kon­gresses thätig zu sein, damit eine allen Theilen rechnungtragende Or­ganisation geschaffen werde.

Ortschaften, welche keinen eigenen Delegirten schicken können und doch vertreten zu sein wünschen, wollen Mandate in beglaubigter Form hierher einschicken. Selbstverständlich können nur Fachgenossen als Delegirte an den Berathungen des Kongresses theilnehmen; für Freiquartiere An den Bahnhöfen werden Mitglieder des Lokalcomitees, an rothen