N«. HO rmnutenli, 37. Juli. 1872 Erscheint wöchentlich 2 mal «' Leipzig . Bestellungen nehmen alle Postanstalten und Buchhand- hingen beS Zu« und Uu«- lanbes cm. Kür Leipzig nehmen Bestellungen an: die Erpebition, Hohe Str. 4. % Bebel, Petercstr. 18, K. Thiel«, Smilienstr. S. AbmmementSprei»: Für Preußen incl. Stempel­steuer 17Sgr., für die übrigen deutschen Staaten 12�/, Ngr per Quartal, per Monat 4'/, Ngr, für Leipzig und Um- gegend per Quartal 13 Ngr. Kilialerpevition für die Ver- en-igten Staaten: ?. A. Sorge, Box 101 Bobohen N.J. ria Newyork Organ der sozial-demokratischen Ardeiterpartei und der internationalen Gewerksgenossenschastev. An die Parteigenoffe»! Bezugnehmend auf unsere Mittheilung in letzter Stummer dctBolkSslaat", betreffend den H�arteiKongrcß i« Mainz , werden hierdurch nachfolgende nähere Anordnunzen getroffen: Der Kongreß findet statt Sonntag den 8. September und an den folgenden Togen. 1) Oeffeutliche Versammlung. Zur Vorfeier und Begrüßung soll Sonnabend(Samstag), den 7. September, Abends eine Volksversammlung abgehallen werden. Tagesordnung:Programm und Agitation der soz-dem. Arbeiter-Partei"*). Außer dieser Volksversammlung finden weitere öffentliche Versammlungen nicht statt. Die Delegirten werden darum aufgefordert, bis Sonnabend Abend in Mainz einzutreffen. 2) Vorversammlung. Sonntag Vormittag. Feststellung der Tagesordnung für die geschlossenen Sitzungen. Wahl der Commisfionen und des Vureau's. 3) Geschlossene Sitzungen. Sonntag Mittag von 1 Uhr an und an den folgenden Tagen sollen nur geschlossene Sitzungen stattfinden zur Berathung der inneren Parteiangelegcnheiten. Vorläufige Tagesordnung: 1) Bericht des Ausschusses. 2) Bericht der Kontrollkommission. 3) Bericht über den Stand des Parteiorgans und des literarischen Unternehmens. 4) Anbringung von Beschwerden über Ausschuß, Kontroll- kommission, Redaktion und Erpedition. 5) Bericht der Mandatsprüfungs-Kommission. 6) Diveise selbständige Anträge. 7) Wahl des Ortes für den Sitz des Ausschusses und der Kontrolllominission so wie des Ortes für den nächsten Parteikongreß. Zu den geschlossenen Sitzungen haben nur Mitglieder gegen Vorzeigung ihrer Parteikartc Zutritt. Anträge zu diesen Punkten der Tagesordnung, die bis spätestens den 17. August bei uns eingehen müssen, werden den Parteigenossen vor dem Kongreß zur Kenntnißnahme gebracht; über die Zulässigkcit späterer Anträge entsch-idet der Kongreß. Die Vertrauensmänner i.ie überhaupt alle Mit- gliedcr werden nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß nach §. 9 der Geschäftsordnung nur die Parteigenossen solcher Orte stimmberechtigt sind, die ihre Pflichten erfüllt haben. Parteigenossen! Rüstet Euch zum Kongreß! Eine zahlreiche Betheiligung durch eine würdige und ernste Versammlung der begeisterten Kämpfer der Socialdemo- kratie möge unseren Gegnern zeigen, daß trotz aller Verfol- gungen die Geister und Herzen glühen, der Stern unserer Er- folge höher und höher steigt. Parteigenossen! Auf nach Mainz ! Hamburg , den 18. Juli 1872. Der Ausschuß. Theodor Aorck/ Anträge znm Parteikongretz. Die Hamburger Mitglieder beantragen: I) Den tz 10 der Organisation zu ändernwie folgt: Die Leitung der Parteigeschäfte ist einem Ausschuß von fünf Personen, als einem Vorsitzenden und dessen Stellvertreter, einem Schriftführer, einem Kassirer(der eine entsprechende Caution zu leisten hat) und einem Beisitzer übertragen. Sämmtliche Ausschußmitglie- der müssen am Parteivororte oder in dessen ein- meiligem Umkreise ihren Wohnsitz nehmen; sie werden von den Parteimitgliedern, welche am Parteivor- orte und in dessen cinmeiligem Umkreise wohnhaft sind, in besonderen Wahlgängen durch Stimmzettel mit absoluter Majorität gewählt. Sollte bei der ersten Wahlhandlung eines Wa h lganges die absolute Stimmenmehrheit nicht erreicht werden, so hat zwischen den beiden meistbestimmten Per- sonen eine engere Wahl stattzufinden. Weder ein Mitglied der Redaktion noch der Eppe- dition des Parteiorgans darf dem Ausschuß an- gehören. Treten im Laufe des Jahres Vakanzen ein, so hat der Vorort mit Ausnahme des in 8 erwähn- ten Falles nach demselben Wahlmodus, wie bei der Gesammtwahl, die Ergänzungswahlen vorzu- nehmend 2) Den ersten Satz des§ 14 der Organisation zu ändern wie folgt: Die Kontrollkommission wird gewählt von und aus den Mitglieder n desjenigen Orts und seines einmeiligen Umkreises, welcher von dem Parteikongreß als Sitz der Kontrollkommission bestimmt worden ist." ») Obschon es keinem Delegirten unbenommen bleibt, sich in jener Versammlung erst zum Wort zu melden, bitten wir doch Die- jenigen, welche ein Referat zu geben sich bereits entschlossen haben, dies uns baldigst anzuzeigen. Der Ausschuß. 3) In den§ 17 der Organisation hinter den Wor tenunentgeltlich aufzunehmen" Folgendes - einzus ch alten: Alle Artikel, Berichte rc., gleichviel ob redaktionelle oder eingssandte» welche in Petitschrift(in anderer Schrift im Verhältniß hierzu) den Raum von mehr als 2000 Quadrat-Centimetern umfassen, bedürfen zu ihrem Ab- druck der Genehmigung des Ausschusses; ausge­nommen hiervon siub Parlaments- und Parteikongreß Berichte." 4) Der Kongreß möge beschließen: Die Eigenthümer, beziehentlich Herausgeber und Redakteure derjenigen sozial-demokratischen Blätter, welche gleich demVolksstaat" das Parteiprograinm vertreten, werden zur Förderung der einheitlichen Parteileitung ersucht, mit dem jeweiligen Parteiausschusse eine stän- dige Verbindung zu pflegen und in solchen Parteian- gelegenheitcn, welche persönlicher oder agitatorischer Natur sind, mit Veröffentlichungen erst nach getroffener Ver- ständigung mit dem Ausschusse vorzugehen. Der Aus- schuß hat über die Ausführung dieieZ Beschlusses auf dem nächsten Congreß Bericht zu erstatten. Sollte das eine oder andere Blatt sich weigern, dem Ersuchen des Congresses nachzukommen, so hat der Ausschuß hiervon den Vertrauensmännern durch Cirtular Mittheilung zu machen." An die sttikenden Bergarbeiter im Rnhrthal. Die deutsche Kapitalistenpresse verlangt von Euch, Ihr sollt Eure Forderungen achtstündiger Schicht und 25 Prozent Lohnerhöhung fallen lassen und die Arbeit wieder aufnehmen, damit nicht die deutsche Industrie gezwungen werde, ihre Kohlen aus England kommen zu lassen und so das deutsche Geld ins Ausland gehe, statt deutsche Arbeit zu bezahlen. Es ist dies das ewige Jammergeschrei der Bourgeois, so- bald die Arbeiter sich auf ihre eigenen Füße stellen und irgend welche Forderung zu ertrotzen versuchen. In England, wo diese alte Leier nun schon an die vierzig Jahre gespielt wor- den ist, achtet kein Mensch mehr darauf. In dem vorliegenden Falle aber ist es der Mühe werth, nachzuweisen, daß die Ka- pitalistcnpresse Euch absichtlich täuschen will, wenn sie Euch er- zählt, die Hüttenbesitzer und Fabrikanten brauchten blos nach England zu schreiben, um so viel Kohlen zu bekommen, wie sie nur wollen. In England hat der Kohlenverbrauch seit 1869 in bis- her unerhörter Weise zugenommen, durch den allgemeinen Auf- schwung der englischen Industrie, der seitdem eingetreten, die Zunahme der Fabriken, den vermehrten Konsum der Eisenbah- neu, die reißende Vermehrung der See-Dampfschifffahrt hauptsächlich jedoch durch die kolossale Ausdehnung der Eisen industrie, die in den letzten drei Jahren alle früheren Perioden der Prosperität weit übertrofsen hat. DieDaily News," ein liberales Kapitalistenblalt(Nummer vom 12. Juli d. I.) sagt hierüber:Eine der Hauptursachen der gegenwärtigen Kohlentheuerung ist ohne Zweifel der plötzliche und beispiellose Ausschwung der Eisenindustrie. Der Norden von England liefet t ungefähr den vierten Theil aller im Lande gewonnenen Kohlen. Ein großer Theil derselben geht nach London und dem Süden und Osten von England; sehr viel wird auch für Dampfschiffe gebraucht; aber neuerdings hat die Entwicklung der Eisenhütten in Clevcland(ganz in der Nähe der Zechen) eine plötzliche Lokalnachsrage nach Kohlen geschaffen. Dies Wachs- thum eines GeschäslszwcigS, der jetzt wohl nicht unter fünf bis sechs Millionen Tons*) jährlich verbraucht, gab der Kohlengewinnung selbstredend eine gewaltige Hebung. Dazu kam der rasche Aufschwung im Hämatiteisenerz-Bczirk an der Westküste. Die Hochöfen von Cumberland und Lancashire be- ziehen ihren Brennstoff fast ausschließlich aus dem Kohlenbecken von Durham , und brauchen, nach mäßiger Schätzung, ändert- halb Millionen Tons im Jahr. Die im Bau begriffenen neuen Hochöfen, in Nordengland allein, werden jährlich drei Viertel Million Tons nöthig haben. Dazukommen neue Walzwerke und neue Hochösen an der Westküste. Es ist daher nicht befremdlich, daß die Brennstoff-Frage ini ganzen Norden von England bald eine Lebensfrage wurde, und es verstand sich, daß die Kohlenpreisc rasch stiegen. In Süd-Staffordshire, Schottland , Süd-Wales, Derbyshire , West-Aorksh're und an- deren Gegenden brachten dieselben Ursachen steigende Kohlen- preise zu Wege." Unter diesen Umständen machten es die englischen Berg- arbeiter wie Ihr: sie verlangten höheren Lohn und kürzere Ar- beitszeit. Die englischen Bergwerksbesitzer, wie immer ihren deutschen Konkurrenten an Einsicht und Weltersahrung weit überlegen, widersetzten sich nicht ernstlich, sondern bewilligten alle Forderungen. Hört, was dieDaily News" weiter erzählt: Von Zeit zu Zeit wurde der Lohn erhöht... Die Bergar- Keiler verlangten ferner eine systematische Verkürzung der Ar- beitszeit. Es wird nun von Fachleuten behauptet, daß ein Arbeiter jetzt nur 3|5 von dem Kohlcnguanlum gewinnt, das er früher, bei flauem Geschäft und niedrigerem Lohn gewann. *) Das englische Ton ist fast genau gleich 2000 Zollpfund oder 1000 Kilogramm. Dafür könnte man mehr Arbeiter anstellen; aber diese sind eben nicht im Augenblick zu haben. Allerdings hat man manche aus den Ackerbaubezirken kommen lassen; aber Häuer haben eine lange Lehrzeit nöthig und die Abhülfe kann hier also nur langsam und allmählig eintreten. Augenblicklich haben die Ar- beiter in einigen Gegenden die Beschränkung der Arbeitszeit auf acht Stunden täglich durchgesetzt, während über- all Lohnerhöhungen so rasch auf einander folgen, daß kein Ausweg übrig scheint, als höhere Kohlenpreise." Dazu kommt noch ein anderer Umstand. Die obersten Kohlenflötze sind in fast ganz England erschöpft und es muß immer tiefer gebaut werden. Hört wieder den Artikel derDaily News":Die besten Lagen dieser werth- vollen Kohlenflötze in Süd- Staffordshire sind ihres Inhalts beraubt. In vielen Gegenden dieses einst kohlcnreichcn Strichs sind die Zechen erschöpft und die Halden werden immer mehr wieder in Acker- und Weideland verwandelt, obwohl noch Tau- sende von Morgen(Halden ) öde liegen. Jndcß sind die Hülfs- quellen des Bezirks noch nicht erschöpft. Tiefere Schachte rings um das alte Kohlengebiet werden angelegt.... Aber, wie die Dinge liegen, wird es, selbst mit den neuesten Hülfsmitteln, immer kostspieliger, die Kohlen zu heben, wozu noch kommt, daß die Zechen weiter yon den Hüttenwerken abliegen... Was wir von Süd-Staffordshire gesagt haben, gilt von vielen an- deren Gegenden. Die Kohlen müssen aus größerer Tiefe ge- holt und auf weiten Entfernungen bis zu ihrem Bestimmungs- ort traysportirt werden." Die Folge davon ist, daß die Kohlenpreise sich, für Ab- nähme an der Zeche, wieDaily News" sagt,verdoppelt ha- ben" und daß eine wahre Kohlennoth eingetreten ist, die die Aufmerksamkeit des ganzen Landes in Anspruch nimmt. Ein anderes Blatt, das ökonomische Hauptblatt der englischen Kapitalisten, derOekonomist" vom 20. Juli sagt: Seit Anfang dieses Jahres sind die Kohlen unaufhörlich im Preis gestiegen, bis sie jetzt zwischen 60 und 100 Prozent theurer sino als vor einem Jahr,.... ehe noch ein oder zivei Wochen vergehen, kann der Aufschlag weit mehr als 100 Prozent betragen, ohne daß irgend ein ernstliches Zeichen da wäre, daß er nicht noch weiter gehen werde. Die Kohlenaus- fuhr im Juni d. I. war 1,108,000 Tons, oder 4 Prozent mehr als im Juni v. I., aber ihr Werth war 75�,000 Pfd. Sterling, oder 53 Prozent mehr. Dies Jahr war der Werth der im Juni ausgeführten Kohlen durchschnittlich 13 Schilling 9 Pence(oder 4 Thaler l7�z Gr.) pro Ton; voriges Jahr 9 Schilling 4 Pence(oder 3 Thlr. 31/3 Gr.)". DerSpec- tator", ein drittes Kapitalistenblalt,(20. Juli) führt ebenfalls an, daß in London gute Hauskohlen von 23 Schilling oder 7 Thlr. 20 Gr. auf 35 Schilling oder 11 Thlr. 20 Gr. ge- stiegen sind. Aus diesen Thatsachen könnt Ihr ersehen, was es auf sich hat mit den Drohungen der Hültenbesitzer und Fabrikan- ten, ihre Kohlen aus England zu beziehen. Herr Alfred Krupp mag so viel Ntase erlassen wie er will, die englischen Kohlen wird er theurer bezahlen miissen als Rnhrkohlen, und es ist sehr die Frage, ob er sie überhaupt bekommt. In meiner Stellung als Sekretair des Generalraths der Internationalen Arbciter-Assoziation für Deutschland habe ich es für meine Schuldigkeit gehalten, diese Thalsachen zu Eurer Kcnntniß zu bringen. London , 21. Juli 1871. Karl Marx . Aus Amerika . New-Vork, 27. Juni 1872. Der verflossene Monat war reich an bemerkenswerthen Vorkommnissen fn der Arbeiterbevölkerung der Vereinigten Staaten . Der Kampf um Verkürzung der Arbeitszeit, um Er- langung und Wahrung der gesetzlich bestimmten Acht-Stunden- Arbeit war ein sehr heftiger und ist jetzt noch sehr lebhaft, wiewohl die Aussichten auf einen allgemeinen Sieg gesunken lud. Die ursprüngliche Acht-Stundev-Liga(alle Arbeiter im Möbelfache in sich begreifend) steht noch immer im Kampf. Eine große Zahl Fabrikanten(dosse hier zu Lande genannt) haben die Forderung von 8 Stunden Tagearbeit und 20 pCt. Lohnerhöhung für Stückarbeit bewilligt; doch ist ihre Absicht unverkennbar, zu dem alten System zurückzukehren, und werden ortwährend Schritte in dieser RHitung gethan, welche der Acht-Stunden-Liga nur Mühe und Arbeit bereiten. Der von dieser(größtentheils aus Deutschen bestehenden) Acht-Stunden- Liga geleitete Ausstand dauert jetzt schon an 7 Wochen und umfaßt die Tischler, Polsterer, Holzbildhauer, Firnisser, Po- lirer ,c. Die Pianomacher, welche eine sehr schwache Organisation besaßen, traten vor 5 Wochen auch auf den Kampfplatz mit den obigen Forderungen und es gelang für kurze Zeit, alle großen Fabriken in die Bewegung zu ziehen; doch nur vor- übergehend. Trotz großer Anstrengungen Seitens mehrerer tüchtiger und einsichtiger Fachgenossen konnten die Arbeiter der größten Fabrik, Sieinway u. Söhne, nicht im Ausstand er- halten werden und so scheiterte die Bewegung nach vier- wöchentlicher Dauer, obwohl das Haupt der Steinway'schen