pelsteuer als nicht politisches Blatt nicht bezahlt und machtdiesem Neid in der unwürdigsten Weise Luft, indem erden„Gewerkverein" der Behörde denunzirt. Das ist eineneue Schändung der sozial-demokratischm Flagge, unter welcherder„Neue" fälschlich segelt; das Blatt ist jedes Funkens vonEhrgefühl baar.Die Denunciation hat indeß nebenbei das Gute gehabt,uns einen Einblick in den materiellen Stand des„Neuen" zugewähren. In seiner blinden Wuth giebt nämlich der„Neue"den von ihm bezahlten Stempelbetrag für dieses Quartal auf„gegen Sl)0 Thaler" an; nehmen wir nun an, daß dasEremplar per Quartal mindestens 3 Sgr. Steuer kostet,dann ergiebt die Steuersumme von 500 Thlr. einen Abonncn-tenstand von nicht 5000. Eine Nummer später log der„Neue" seinen Lesern vor, eine Auflage von 7400 zu haben.Lüge, Verleumdung und Denunciationssncht sind die dreiCardinal lugenden des„Neuen"; und sehr traurig ist, daß esnoch Arbeiter giebt, welche ein solches Blatt unterstützen.Zwischen dem Organ Bismarck's, der„Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", und dem„Neuen Sozialdemokrat" ist eineklein- Reiberei entstanden. Die„Rordd. Allg. Ztg." denunzirtdie Agitatoren des„Neuen", Frohme und Hartmann, wegenangeblich„hochverrätherischer" Reden; der„Reue" ist darüberaußer sich und weist die hochverrätherische Absicht— sicher mitRecht— entrüstet zurück. Dabei passtn ihm aber in der Ent-gegnung in Nr. 87 das Malheur, sich zu»erschnappen undwider Willen einmal die Wahrheit zu sagen. Der Schlußseiner Philippika gegen die„Norddeutsche" lautet:„In Anbc-lracht der Sauregurkenzeit für die Presse, welche sich auch be-kanntlich Herr Bitter zu Nutze gemacht hat, und der Un-fähigkeit der Herren Redakteure der„Nordd. Allg. Ztg.", inAbwesenheit der leitenden Hauptredakteure aus demMinisterium, einen vernünftigen„Leiter" zu schreiben, wollenwir aber großmüthig solche Denunziations-Leitartikel ver-zeihen." In gutes verständliches Deutsch übersetzt, lautetdiese Antwort deS„Neuen" an die gegenwärtigen Schreiberder„Norddeutschen" ungefähr so:„Ihr Herren von der„Nord-deutschen" seid Esel, Ihr versteht den Comment nicht, der zun-scheu uns und Euren Brodherren eristirt, und darum wollenwir Euch Eure Dummheit großmüthig verzeihen. Eure Brodherren,„die leitenden Hauptredakteure", die kennenuns, die Leute vom„Neuen", besser und die würden uns nichtdenunzirt haben, denn sie wissen, daß wir für gleicheRechnung und den gleichen Auftraggeber arbeiten."Wir danken dem„Nxuen", daß er uns unaufgefordertseine intimen Beziehungen zum preußischen Preß-bureau enthüllt.Der„Neue" schreibt in Nr. 89:„Wie uns aus Frankenlhal iu der Rheinpfalz mitgetheilt wird,find außer dem Bevollmächligten Dreißigacker unsere beiden Agi-tatoren Frohme und Hartmann wegen Hochverraths in Anklagegesetzt worden.„Das sind also die Männer, welche der„Volksstaat" und dieanderen Blättchen der Bebel-Licbknecht'schen Partei fortwährend be-schimpfen, sie Polizeispitzel nennen(?) und dergleichen mehr. Wirhaben auf das Geschimpfe nicht geantwortet und werden es auch jetztnicht thun. Verpflichtet aber sind wir, unseren Parteigenossen dasAuftreten jener Partei zur Kenntniß zu bringen. Die letzte Nummerdes„Volksstaat" entblödet sich sogar nicht, den Herren Hartmann undFrohme zu drohen, daß, wenn sie in einer Stadt sprechen würden,wo die„Eisenacher" die Majorität hätten, man ihnen die Thüre wei-sen würde(?). Dies ist aber eben so feige wie brutal..Die Anhängerder Bebel-Liebknecht'schen Partei in Berlin würden in keiner öffentlichenVersammlung anwesend sein dürfen, wenn wir uns auf diesen schimpf-lichen Standpunkt des„Volksstaat" stellten. Wir thun es aber nichts?);wir wissen, daß die Herren uns doch nicht gefährlich werden können,da die Macht der Ueberzeugung aus unserer Seite ist."Wir haben auf diesen Unsinn nur zu erwidern, 1) daßwir niemals die Herren Frohme und Hartmann„Polizei-spitzel" genannt, sondern nur(in Nr. 54) einen Artikel desBraunschweiger„Volksfreund" abgedruckt haben, worin sie„Spitzel" des„Neuen" genannt werden; und insofern als sichdiese Leute dazu hergeben, überall da, wo ein friedliches Ver-hältniß zwischen den Mitgliedern unserer Partei und denendes Allg. Deutschen Arbeiter-Vereins besteht, Zwietracht zusähen, verdienen sie jenen Namen. 2) Den Rath, den Agita-toren des„Neuen"„dieThüre zu weisen", haben wir nicht ge-geben„für den Fall, daß sie in einer Stadt sprechen würden,wo„die„Eisennacher" die Majorität haben", sondern nur fürden Fall, daß sie sich pöbelhaft benehmen. Der„Neue"kann sich ja von Herrn Hartmann erzählen lassen, daß ihm inLeipzig— in vergangener Woche nicht die Thüre ge-wiesen, sondern 5 Stunden lang gestattet worden ist, sich—zu blamiren.(Weiteres in nächster Nr.)Leipzig. Am 2. dss. ist Nr. 81 d. Bl. auf staatsan-waltschaftlichen Befehl confiscirt worden wegen des dem„Deutschen Eidgenossen" entlehnten Citats aus Karl B lind's„Urtheilsspruch des Obertribunals der öffentlichen Meinung"vom 15. Sept. 13K6„In Sachen des Volks gegen den Königvon Preußen." Wer durch jenes Citat beleidigt sein soll—ob der König von Preußen oder Karl Blind— wissen wirnicht; daß es aber lediglich zur Charakteristik Blind's abge-druckt worden ist, geht aus dem Zusammenhange zur Evidenzhervor. Keineswegs können wir übrigens glauben, daß derStaatsanwalt der Reichsregierung einen Gefallen gethan hat,indem er die Erörterung der der jüngeren Generation theil-weise unbekannten Rolle, welche der Prinz von Preußen 1849in Baden gespielt hat, ohne zwingenden Anlaß provozirte.In der Notiz über den englischen Ballotschwindel(Nr. 61) muß«s heißen:„es klingt das fast so, als ob die Brodgeber des Herrn Braßeine ähnlich«(nicht„rühmlich«") Heilmaßregel für Preußisch-Deutsch-laud im Schilde führten."Gewerkschaft der Holzarbeiter.Dem Mitglied Tischler Albert Spreyer aus Schwarzenbergm Sachsen, eingetreten am 1. Januar in Zwickau, ist das Quillungs-buch in Marburg abhanden gekommen. Dasselbe ist zuletzt in Weimarabgestempelt. Sollte Jemand versuchen, aus das Buch Reisegeld zuerhebe», so ist das Buch in Beschlag zu nehmen und an uns einzu-senden. Th. Yorck.Internationale Gewerkschaft der Schuhmacher.Auf die uns mehrfach zugegangene» Anzeigen und Mittheilun-gen über neugegründete Mitgliedschaften fragen wir wiederholt HerrnGunreben in Nürnberg an, wie es nur kommt, daß in6 Wochen«s noch nicht möglich war, uns das sämmlliche Material nebst Berichtstnzusch icken.Wir fordern deshalb wiederholt auf, uns umgehend das Verlaugtezuzuschicken, damit endlich einmal Alles vom Verwaltüngsrath Ver-säumte und Vernachläjsigte nachgeholt wird.Wir können überhaupt nicht begreifen, wie es möglich ist, daßein Verwaltungsrath, der die Seele des Ganzen sein soll, eine sokolossale Gleichgültigkeit und Saumseligkeit besitzen kann und so lange,trotz dreimaliger Aufforderung, nichts von sich hören läßt; fast möchteman glauben, es geschehe mir Borsatz.Leipzig.DerAufsichlsrath.A. Schäfer. M. Hertzsch.C. Müller.München, 2s. Juli. Mahnruf an alle SchuhmacherDeutschlands. Wenn man die heutzutage bestehenden Gesellschafts-zustände überblickt, so sollte mau glauben, es wäre überflüssig, so vieleAufforderungen zur Vereinigung an die Arbeiter ergehen zu lassen, unddoch ist es nicht so. Man findet noch Arbeiter in allen Gewerk-schaffen, welche es noch nicht zu verspüren scheinen, in welch trau-riger Lage sie sich befinden und in welch schlimmere sie von Tag zuTag durch ihre Lauheit und Trägheit gedrängt werden. Wohlspüren sie es, denn der Magen ist ihr unschweigsamer Mahner; aberes fällt ihnen ungemein schwer, einzusehen, zu lernen, wie dieser Fak-tor zufrieden zu stellen ist. Man hört sie wohl in Werkstätten undverschiedenen Winkeln klagen und jammern und nicht selten auch derbschimpfen über die Verhältnisse, die sie in dieses Sklavenjoch gezwängthaben. Aber daß sie zusammenstehen und über ihre Lage sich aufklä-reu und berathen sollte», daran denken sie nicht. Wir Münchenerglaubten immer, daß wir in Süddeuischland gegen den NorddeutschenArbeiter weil zurück sind. Aber als wir den Bericht über die allge-meine Schuhmacher-Versanrmlung in Leipzig lasen, da war es unsklar, daß die hierorts herrschende Flauheit auch anderswo anzutreffenist. Unsere hiesigen Arbeiter haben doch schon zum Theil eingesehen,daß sie durch eine Vereinigung etwas erreichen können. Wenn auchsonst noch viel zu wünschen übrig bleibt, so können wir doch kon-statireir, daß unsere Vcrsamnrlungen, besonders nach dem ErfurterKongreß, immer sehr stark besucht sind. Als unser Delegirter Rn pr echtBericht erstattete über den Congreß, da war das Lokal vollgefüllt vonArbeitern. Die Verhandlungen des Kongresses, welche Rede er genau wie-bergab, und das Zustandekommen der Union, wurden mit großem Bei-fall aufgenommen. Auch das Referat des Herrn Scheil über dieUnion fand allgemeiileu Beifall. Eine zweite allgemeine Schuhmacher-Versammlung war wieder sehr zahlreich besucht. College» allerorts!Tretet alle in Vereinen zusammen und gehen wir vereint vorwärts!Es ist falsch, zu sagen:„Ja, wenn es gilt, dann bin ich schon dabei."Bedenket doch, daß ohne vorhergehende Vereinigung und Organisationnie etwas zu erreichen ist. Wetteifern wir in dem Kampfe gegendas Kapitaljoch, dann muß uns auch der Sieg sicher werden. Mögendiese Worte auch bei unfern Leipziger College» zünden. Mögen dieMühen und Anstrengungen einzelner ihrer Genossen, welche für dasGesammtwohl einsteheu und wirken, endlich einmal mit Erfolg ge-krönt sein.Mit sozial-demokratischem GrußA. Dußmann.Hamburg, 30. Juli. Z u m C o n g r e ß. In Nr. 60. des„Volksstaat",gleichzeitig mii Verösseiitlichung des betreffenden Antrags, bricht dieRedak-lion in sausender Hast(?) pro ävmo eine Lanze und damit zugleich den Stabüber den Hamburger Autrag, wonach alle Artikel, welche den Raumvon mehr als 2000 Quadrat-Centimetern umfassen, zu ihrer Aufnahme inden„Volkstaai" der Genehmigung des Ausschusses bedürfen. Warumdie Redaction solch' große Eile hatte,-) ist mir unverständlich; doch ichdenke, der zu früh gefallene Schnee schmilzt leicht. Zunächst sei derRedaction bemerkt, daß der Antrag eigentlich gar nichts gegen sie selbst,sondern gegen die allzu langen Artikel im„VolkSstaat" gerichtet ist.DaS Prinzipielle, welches die Redaktion imputirt, nämlich den AnS-schnß zum unmittelbaren Censor des Parteiorgans zu erheben, ist indem Antrage durchaus nicht(?) enthalten. Es soll durch denselben lediglichin Zukunft die Einförmigkeit beseitigt werden, wie solch« durch langeArtikel, welche zuweilen�) mehrere Wochen hindurch die Spalten des„Volksstaat" beanspruchtcii, erzeugt wird uno erzeugt werden muß,mögen diese Artikel noch so lehrreich und interessant sein.') Die Leservon Tages- und Wochenblättern vergessen den Anfang solcher mehroder weniger wissenschaftlicher Artikel, bevor ste die Mitte geschweigedas Ende derselben kennen�). Viele, sehr viele Leser bewahren sich auchbie betreffenden Nummern nicht auf und so kommt es denn, daß siesich ipäter die Separatabdrücke der fragliche» Artikel kaufen, um letzter»alsdann im Zusammenhang und mit Muße zu sludiroC) Da sie alsoohnehin doch den Artikel in Broschürensorm zur Lektüre erhallen, jarascher als im Parteiblatt erhalten, indem er als Ganzes zur Aus-gäbe gelangt, so heißt es oft nur den Raum des„Volksstaat" unpro-duciiv füllen, besonders dann, wen» endlich die Gelegenheit da ist,Broschüren billig herzustellen und folglich in großer Auflage zu verkaufen.Und diese Gelegenheit ist endlich im Anzüge. Die Genossenschasts-buchdruckerei, für welche jetzt die Parteigenossen in die Tasche greifenmüssen, gibt uns die Möglichkeit an die Hand, auf diesem Gebiete zurcformiren. Es heißt von nun an: Lasset dem Verlagsbuchhandel,was des Buchhandels und der Colportage ist, und gebet dem„Volks-staat", was einer Zeitung zuträglich und zur Gewinnung neuerAbonnenten, ohne Schädigung unserer prinzipiellen Bestrebungen, förder-lich ist.') Der„Volksstact" ist keine Zeitschrift für Gelehrte, sondern fürArbeiter. Was der Gelehrte ruhig aiisammelt und dann immer alsGanzes vor sich hat, muß dem Arbeiter in einfacher Form, in Buch-form, vorgelegt werden. Die Zeitung, welche er liest, will er— wiejeder andere Zeitungsleser— intereffant gemacht haben, und hierzugehört zunächst Vielseitigkeit, Abwechselung. Aber halt, die Redaktiondes„Volksstaat" meint, einem Autor sei über die Größe seiner Artikelkeine Vorschrift zu machen und erinnert mich dadurch lebhaft an einenHerrn Veit seli g aus Hamburg, welcher immer den Kopf voll großerGedanken halte, aber diese nicht niederschreiben wollte, weil man siedoch nicht alle drucken würde oder— wegen des Staatsanwalts—drucken könnte. Warum sollte aber ein Autor sich nicht kurz fassenkönnen? Die größten Schriftsteller haben es bei den wichtigsten Gegen-ständen gelhan, mögen ihnen die andern nachfolgen. So z. B. hätteF. Engels über die Wohnungsfrage gewiß noch viel mehr schreibenkönnen; und dennoch hat er seinen Artikel kurz gefaßt, klar geschrieben,wohl aber hätte er ihn, wenn nöthig, noch kürzer zu fassen vermocht.Uebrigens warum noch mehr streiken? Es sollen die langen Artikelja keineswegs definitiv aus dem„Volksstaal" verbannt, sondern nurder Controlle des Ausschusses unterstellt sein. Sieht der Ausschuß—und hierbei hat er ja auch das Urtheil der Redaktion vor sich— daßdie Agitation ein momentanes Beeinträchtigen des„Bolksstaat"-Raumesdurch' große Artikel nicht gestattet, so wird er letztern zurückweisenmüssen. Ist ein großer Artikel aber überhaupt etwas werth, dannmag er unter die Broschüren gehen, denen wir jetzt eine gute Stättedurch die Genossenschaftsbuchdruckerei zu bereiten suchen. Dieses Ver-fahren ist kein schleppendes, vielmehr ein sehr einfaches und schnelles.Dazu brauchen wir nicht viel Geld für Porto, auch keine Eensurbe-Hörde am Redaltionsorte, von welcher überhaupt hierorts nicht dieRede ist, sondern wir brauchen Einheitlichkeit bei Abwägung derjenigenFragen, welche den„Volksstaat" schon formell zu etwas anderm stempeln,als'was er ist oder sein sollte. Und daher scheint mir„der HamburgerAntrag der Annahme seitens des Congresses ziemlich sicher, selbstwenn dieser mit mir der Ansicht sein sollte," der„Valksftaat" werdenicht„schlecht redigirt." Möge der Congreß bedenken/daß schon JacobGrimm im Frankfurter Parlament sagte:„vorbedacht und nachgethan,das ist der Deutsche Schlendrian!"8) Geib.') Sehr einfach: Um die Diskussion über den Antrag anzuregen.s) Aber— nneigentlich.3) Höchstens 3 mal innerhalb 3 Jähren hat der„Bolksstaat" dieAufmerksamkeit seiner Leser für Aufsätze, die„mehrere Wochen" hin-durch in„Fortsetzungen" erschienen, in Anspruch genommen; es warendies: Bebels„Unsere Ziele", Engels'„Bauernkrieg" und„Zur Er-innerung an die deutschen Mordspatrioien". Wer etwas lernenwill, läßt sich solche„Einförmigkeit" sehr gern gefallen.') Mehr als„lehrreich und interessant" braucht ein Artikel über-Haupt nicht zu sein, um Berechtigung zum Abdruck zu haben. Undwenn er„intereffant" ist, hat der Leser jedenfalls nicht über„Ein-sörmizkeit" zu klagen, auch wenn die„Fortsetzungen" ein Dutzendausmachen.s) An solchen Lesern ist überhaupt Hopfen und Malz verloren undfür diese ist es besser, ihr Abonnementsgeld zu sparen; der„Volts-staat" rechnet auf fleißige Leser.6) Das schadet gewiß nichts. Uebrigens wollen wir, da uns vonHamburg aus schon manchmal der Berliner„Sozialdemokrat" alsMuster von Redaktionskunst entgegengehalten wurde, wenigstens daranerinnern, daß dieser oft monatelang hintereinander Lassalleäche Broschürenstatt des„Feuilleton" abgedruckt und zur theilweisen Veröffentlichung der„Lucinde" wohl länger als ein Jahr gebraucht hat.') Der Verfasser übersieht vollständig, daß wir gar nicht imStande wären, die Broschüren so billig zu liesern, wenn wie nicht denSatz des„Volksstaat" für dieselben gratis verwenden könnten.8) Wir wollen zum Schluß, indem wir noch einmal auf unsereBemerkungen in Nr. 61 verweisen, daran erinnern, daß die Annahmedes Antrages gar keine praktischen Folgen haben würde, wenn dieRedaktion es versteht, das Censurgebot zu umgehen, indem sielängere Aufsätze in mehrere Theile zerschneidet und jedem eine besondereUeberschrift giebt. R. d. V.Hamburg. Ueber den am 29. Juli im hiesigen sozialdemokra-tischem Arbeiterverein gehaltenen Bortrag Gtibs über die Frage:„Inwie fern nützen die StrikeS den Arbeitern und der Ge-werkschaftsbewegnng" berichtet die„Hamburger Börsenhalle" vom2. August:„Der Bortragendc führte aus, daß seit Verfall der Zünftedie Arbeit ohne Schutz und Organisation sei; die alte Organisationhabe fallen müssen, da sie in der industriellen Gesellschaft nicht mehrgenügte. Das System der Lohnarbeit, das zugleich der Urquell derkapitalistischen Produktion sei und in einem Zeitraum von 500 Iah-ren sich zu seiner Blüthe entwickelt habe, müsse als die Schaff�rin derStrikes bezeichnet werden. Dieses System habe den Arbeitsertrag innothwendige Arbeit zur Erhaltung des Arbeiters und in Mehrarbeitwelche i» der Grundrente, dem Capitalzins und Unternehmergewmusich ablagert, getheilt. Es habe zwar anscheinend die Freiheit des In-dividuums gesichert, aber die Freiheit sei durch die Uebennacht desCapitals illusorisch geworden. Aus dem Lohnsystem ergebe sich dassogenannte ökonomische Lohngesey, wonach der Arbeitslohn durch diegewohnheitsmäßig zur Fristung des Lebens und zur Fortpflanzungerforderlichen Bedürfnisse bestimmt werde. Aus dem Worte„gewohn-heitsmäßig" ergebe sich, daß das Lohngesetz in seiner Wirkung abge-schwächt werden könne; eine bessere Lebenshaltung der Arbeiter bedingehöheren Lohn u»d kürzere Arbeitszeit. Damit vermindere sich das Risiko der Arbeit, welches in kurzer Lebensdauer zufolge schlechter Arbeits-räume und langer Arbeitszeit, sowie auch in der durch planlose Ueber-Produktion erzeugten Arbeitslosigkeit liege. Die bessere Lebenshaltungfür die Arbeiter zu erzielen, sei Aufgabe der Strikes; sie seien die ersteHandlung der Arbeiter, dem System der freien, schrankenlosen Concui-renz, welches mit dem System der Lohnarbeit parallel laufe, entgegen-zutreten. Redner erörtert nun das Wesen dieser Toncurrenz und belegt dessen Verwerflichkeit mit vielen Beispielen. Di« Vorbedingungzur soimellen Gleichstellung der Arbeiter mit dem Capitalisten in demKampf nm's Dasein, die Coalitionsfreiheit, habe man so lange denArbeitern vorenthaleen und auch jetzt noch seien Dienstboten und Ma-trosen davon ausgeschlossen. Es sei erklärlich, daß die Jahrzehntelang gedrückten Arbeiter nunmehr durch das erste Mittel, welchesihnen an die Hand gegeben wird, durch Strikes, ihre Lage zu ver-bessern strebten. Sie hätten zu schwer die seitherigen Entbehrungenund Bedrückungen empfunden, als daß sie sich erst in Ruhe zu organisirenund dann meistens siegreich aui den Strikes hervorzugehen vermochthätten. Allein keine Frucht falle sofort reis vom Baume. Die Besser-stellung der Arbeiter, welche in den letzten fünf Jahren in Deutschlandfast allenthalben erreicht worden, sei ein Beweis, daß die Strikes einennicht zu unterschätzenden Werth besäßen. Ohne dieselben würde heutedie zehnstündige Arbeilszeit in vielen Fabriken und Werkstätten nochnicht eingeführt, auch der Lohn ein niedrigerer sein. Man iverse denArbeitern vor, durch ihre StrikeS die Erhöhung der Waarenpreise zubeschleunigen, suche also die wirkliche Ursache der Preissteigerungen zuvertuschen. Letztere sei durch die wachsende Entwerthung des Geldes,theils durch starke Gold- und Silberzufuhr, theils durch Ueberfluthungdes Marktes mit ungedecktem Papiergeld veranlaßt, sowie auch indemAnwachsen des ReichlhumS überhaupt begründet. Wie schon in derArbeitszeitkürzung, für welche nicht rechnende Humanisten eintreten,bei altem Lohne eine Lohnerhöhung liege, so liege in der durch dieStrikes angeregten Arbeiterbewegung, sei es in lokalen Fachvereinen,sei es in internationalen Gewerkschaften, eine Verbesserung der Arbeiter-Verhältnisse, weil dadurch eine Regelung des Gesetzes von Angebot undNachsrage auf dem Arbeitsmarkte begonnen werde. Durch die Strikeswürde» die Arbeiter auf die Nothwendigkeit ihrer Organisirung aus-merksam gemacht und dadurch besähigt, die im Slrike oder in derOrganisation durch Kampf oder friedliche Einigung erreichten Vortheilesich zu wahren. Die Arbeiterbewegung müsse sich äußern können; ihrerstes Wort spreche sie in der Praris durch die Strikes, dadurch koinmesie in großen Massen zur Organisation und endlich zu den Produktiv-genossenschaftm. Was schon durch die Strikebewegung erreicht sei undin steigendem Maaße erreicht werde, je mehr sie aus dem unorganisirtenAuftreten herauskomme, das sei für die Arbeiter eine Arbeitserleichterungdurch Kürzung der Arbeitszeit und damit die Möglichkeit rascherensittlichen Fortschritts; ferner Verminderung der Concurrenz der Arbeitgegen Arbeit und des Capitals gegen die Arbeit durch Kürzung derÄrbeitszeilszeit, durch Lohnerhöhung und durch Organisation der Fach-gewerle. Hierher sind auch zu zählen die Beschränkung der Kinder-arbeit in den Fabriken und die Anbahnung der Beschränkung derFrauenarbeit in denselben Etablissements. Endlich aber sei durch dieseVorgänge auf sozial-Lkonomischem Gebiete eine Verschärfung derConcurrenz des Capitals gegen das Capital erreicht worden. Aller-dingS werde in diesem Kampfe das kleine Capital von dem großenverschlungen, das Kleingewerbe schließlich verschwinden und somit dieEntscheidung zwischen dem System genossenschaftlicher Arbeit, wie(esder Sozialismus anstrebe, und dem System der Lohnarbeit vereinfacht.— Nach dem Vortrage entspann sich eine lebhafte Debatte, die jedochnicht zu Ende geführt, sondern wegen der späten Stunde vertagt wurde."Mainz. Ueber die Zustände im Ruhrthale sind mir voneinem befreundeten Fachmanne verschiedene Mittheilungen gemachtworden, die wegen ihrer Beziehungen zu dem Essener Strike der Ver-össentlichuiig wohl werlh sind. So haben, als sich die Kohlennotb imRuhrthale bemerkbar machte, die königlichen Gruben an der Saarterra Krupp so viel Waggons zur Verfügung gestellt als er brauchte.ur Vorsorge hatte Herr Krupp in Duisburg, Ruhrort undMühlheim außerdem ca. 300,000 Ctr. Kohle ausgekauft. Der Preisder Kohle, der vor dem Strike 14 Thlr. betrug, war auf 30, 34, 36,59 und 60 Thlr. pro 100 Ctr. gestiegen, und selbst zu diesem Preisewar solche kaum zu habe». Es trat auch der abnorme Fall ein, daßdie Kohlenpreise im Ruhrthale in Folge der plötzlichen Lokalnachfragcweit höher zu stehen kamen als z. B. in Rotterdam. Natürlichwurden auch am letzteren Orte Licserungsverträge von Seiten KruppSabgeschlossen. Auch englische Kohle, und zwar 10,000 Ctr. zum Preisevon 49—50 Thlr. per 100 Ctr., bezog Krupp eine Zeit lang.— Mansagt, daß eine große Anzahl Fabrikanten der hohen Kohlenpreise wegenim August einen Fabrikantenstrike in Scene setzen wollen, um vi«Preise wieder herunter zu bringen.— Ueber den Betrieb der Grubentheilt mir mein Gewährsmann mit, daß grade der Kern unter denBergleuten, ungefähr t/ai entweder an der Ruhr feldarbeitet oder inseine Heimath nach Baiern, Kurhessen, Nassau w zurückgekehrt ist, unddaß in Folge dessen kaum ein Drittel der Gruben und dieses auchnur von Kindern und Greisen nothdürftig im Betriebe erhalten werde.(Diese letzteren unserem Mainzer Korrespondent zugegangenen Privat-mittheilungen stimmen allerdings nicht überein mit den neuestenZeitungsnachrichten, nach denen der Essener Strike vollständig er-loschen ist.)Breslau. Am 29. Juli c. fand, von Mitgliedern der sozial-de-mokratischen Arbeiterpartei einberufen, im großen Springer'schen(Weiß'schen) Sgalc eine) Volksversammlung statt, die von1200—1500 Personen besucht war. Das Bureau wurde mit Mitglie-der» der genannten Partei(Reißer, Oehme, Schmidt) besetzt. In derauf den Vortrag des Herrn Geiser„über Arbeilseinstellungen und dieWohnungsnoth" folgenden Diskusston wurde der Antrag besprochen,die städtischen Behörden zur Abhilfe gegen die Wohnungsnoth aufzu-fordern. Alle Redner befürworteten den Antrag als das einzige Mittel,um die Massen von der Aussichtslosigkeit der Erwartung, soziale Miß-stände durch die Behörden beseitigt zu sehen, zu überzeugen, und indiesem Sinne wurde sodann eine Commission mit der Abfassung eine»