lo. 74. Sonrabend, 14. September. 1872 Erscheint wöchentlich 2 mal in Leipzig . VeKlklungen ned-nen a>« Pastanstaltm und Buchhand« lungen de» In» und Au»- laude» an. Mir Leipzig nehme« Bestellungen an: die Expedition, Hohe Str. 4. «.Bebel, PeterSstr. 18, ». Thiele, Emilienstr. 2. «douuemeutSprei»: Für Preußen incl. Stempel- steuer 1 7 Sar., für die übrigen deuischen Staaten 12'/, Ngr per Ouanal, per Monat 4'/, Ngr, für Leipzig und Um- gegend per Quartal ISRgr. Filtalerpeditiou für die Ber - «wigte» Staaten: ?. A. Sorge, Box 101 Boboken N. J. vi« Newyork Organ der soMl-demoKratischen Arbeiterpartei nnd der Internationalen Gewerksgenossenschasttv. vartholomänsnacht. Am 24. August war der„dreihundertjährige Ge- denk tag" der Bartholomäusnacht, der scheußlichsten Blulorgie des Katholizismus; und unsere„nationale" Presse, voran daS Leiborgan des Fürsten Bismarck, die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung" versäumte die Gelegenheit nicht, mit Be- Hagen auf das furchtbare Schauspiel hinzuweisen, und unter ftommem Augenvcrdrehen zu sagen oder wenigstens anzudeuten: „Wir Protestanten sind doch bessere Menschen als diese Mord- katholiken; wir müssen unserem Schöpfer danken, daß wir einen Staatsmann haben, der uus mit seiner noch nie dage- wesenen Genialität und Energie von den gottlosen Jesui- ten befreit und damit vor einer ähnlichen Kathstrophe be- wahrt hat." Nun— was die Befreiung von den Jesuiten anbelangt, so kann der Leser daS Nähere bei dem„kleinen Ermländer" erfahren. Doch wie dem auch sei, die Bartholomäusnacht ge- hört zu jenen gräßlichen Blutflecken in dem blutgeschriebenen Buch der Menschengeschichte, auf denen das Auge schaudernd verweilt.—— Sie sind nicht selten, diese Blutflecken,— und einander ähnlich, wie ein Ei dem andern; nur an Größe verschieden— doch ob es das Blut von ein paar Tausend Menschen mehr oder weniger ist, darauf kommt cö ja nicht an. Blut ist Blut. Schlagen wir ein paar Blätter zurück und ein brennend rother Blutflecken starrt uns entgegen, noch etwas größer als der mit dem Datum: 24. August 1572. Es sind fast 50 Jahre, e h e der halbwahnsinnize Pfaffen- könig Karl IX. aus dem Louvrefenster heraus auf die flie- henden Hugenotten schießt und niit heiserer Stimme dem auf- gehetzten Pöbel sein luv! tue! schlagt sie todt! schlagt sie todt! zuheult! Kein König ist's, dessen Gestalt vor uns erscheint.— Nein ein Mann aus dem Volk, ein Mann des Volks, wie Viele behaupten und auch glauben, ein Mann, dessen Züge uns Allen bekannt sind, dessen Bildniß in der Stube weniger Protestanten, und gewiß keines protestantischen Bauers fehlt. Damals waren es schlimme Zeiten für unsere Bauen»; ge- knechtet, ausgesogen, beneideten die Bauern ihr eigenes Zug- und Lastvich; allein sie fügten sich nicht feig in die menschen- unwürdige Lage, die Adel und Pfaffenthum ihnen bereitet. Sic ergriffen mit Begeisterung die„neue Lehre", die ihnen„das Reich der Gerechtigkeit" verhieß, und wollten Ernst machen mit der allgemeinen Brüderschaft in Christo. Sic legten den vornehmen Brüdern in Christo ihr Unglück und ihre For- derungen vor. Ihr Unglück maaßlos, ihre Forderungen wun- derbar mäßig. Und jener Mann aus dem Volke ward gerührt; er erinnerte sich seines Ursprungs und redete den Großen ins Gewissen:„Laßt Eueren steifen Muth herunter, und weicht ein wenig von Eurer Unterdrückung und Tyrannei, damit der arme Mann Lust und Rauin zum Leben gewinne!" Die hohen Herren verschlossen aber die Ohren; das Placken und Schinden ging lustig weiter. Noch nicht in die Knechtseligkeit herabgesunken, die das politische Ideal der Ge- genwart ist, beschlossen die Bauern zuletzt, sich selbst zu helfen. Gleiches Recht für Alle, und ein freies geeintes Deutschland , daS war das Ideal, welches ihnen vorschwebte, und für das sie in den Kampf gingen. Sie hofften auf je- nen Mann auS dem Volk, welcher den Anstoß zu ihrer Be- wegung gegeben, und der gestern erst seine mächsige Stimme zu ihren Gunsten hatte ertönen lassen. Sie hatten nicht lange zu warten. Von neuem dröhnte die mächtige Stimme durch's Land— doch, welche Enttäuschung für die gläubigen Bauern! Ein Mordruf war es, nicht der Ruf nach Gerechtigkeit! „Die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern soll man zerschmeißen, würgen und stechen, heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund todtschlagen muß.—— Die Obrigkeit, welche zaudert, thut Sünde, da den Bauern nicht genügt, selber des Teufels zu sein, sondern sie viel fromme Lent zu ihrer Bosheit und Verdammniß zwingen.— Darum liebe Herren(vom Adel) loset hie, rettet da, steche, schlage, würge sie wer kann! Bleibst Du darüber todt, wohlj Dir, seligeren Tod kannst Du nimmermehr über ko mmen!" Und dieselbe mächtige Stimme rief weiter m'S deutsche Land:„Der weise Mann sagt: eibus» onus et virgam asino*), in einen Bauern gehört Haferstroh, sie hören nicht das Wort und sind unsinnig, so müssen sie die virgam, die Büchse hören und geschieht ihnen recht. Bitten sollen wir für sie, daß sie gehorchen; wo nicht, so gilt's hier nichts viel Erbar- menS: Lasset nur die Büchsen unter sie sausen, sie machen es sonst tausendmal ärger." c Mann aus dem Volke, der diesen wüthenden Mord- ruf durch d,e deutschen Lande ergellen ließ, war der große Re- formator Luther , der Gründer der protestantischen Kirche.' Wo ist der Unterschied zwischen dem: Steche, schlage würge sie, wer da kann! des protestantischen Kirchengrün- ders, und dem Tue! Tue! des katholischen Königs? Höchstens m der Zahl der Opfer. Das Tue! Tue! kostete 30,000 Hu- *) Futter, Laftbürde und Schläge find für den Esel. genotten das Leben, und das: Steche, schlage, würge sie, wer da kann! beförderte ungefähr doppelt so viel in das Jen- seits. Und noch ein Unterschieb, der ebenfalls nicht zum Vor- theil des protestantischen Kirchengründers ist: Die deutschen Bauern, die er„stechen, schlagen, würgen" ließ, weil sie das Verbrechen begangen, seine Lehre ernst zu nehmen, sie wollten die von'dem Pfaffen- jand Adelsgezücht nebst den Klein- fürsten zerstörte Deutsche Reichseinheit wiederherstcl- len,(mit zwar, wohlgemerkt, auf so echt demokratischer Ba- sis, daß die„zwölf Artikel" noch heute uns Neid und— Scham erwecken), wohingegen die Hugenotten die Franz ö- fische Reichseinheit zu zerstören trachteten.(S. Buckle, der gewiß kein Verehrer des»katholischen Pfaffenthums war.) Oder verändert es etwa die Sachlage, daß die Hugenotten meist vornehme und reiche Leute, die Bauern aber„gemeines Volk" waren? Das wird Niemand zp sagen die Stirne haben. Nein — katholisch todtgeschosspn, oder protestantisch„ge- stachen, geschlagen, gewürgt"— es läuft auf EinL hinaus, und dies wie jenL ist dem innersten Wesen de» Pfaffen thums entsprossen, k�das unter jeder konfessionellen Verkleidung, zu allen Zeiten und in allen Ländern das nämliche Z'el mit den nämlichen Mitteln verfolgt hat und seiner Natur nach verfolgen muß: kriechend'und sanftmüthig, wenn ohnmäch- tig— brutal und unbarmherzig, wenn im Besitz der Macht, stets nach der Herrschaft strebend, stet« todtfeind der freien Gei- steSentfaltung, stets bereit, Scheiterhaufen zu errichten und Bür- gerkrieg zu entzünden. Mit Menschenopfern hat das Pfaffen- thum begonnen, und Menschenopfer wird es bringen, so lange es existirt. Blödmenn—'Blutmänner, nannten die alten Friesen ihre Priester; Blödmenn sind und waren(als Stand betrachtet) die Priester sämmtlicher Religionen und Völker; und, könnten wir die Blutmasse des Rothen Meeres messen, dürch welches die Menschheit bis jetzt hat wandeln müssen, neun Zehntel kämen auf Rechnung der Pfaffen! Freilich, um billig zu sein, nicht auf Rechnung der Pfaf- fen allein. Um das Amt der Blödmenner zu erfüllen, muß- ten sie den Arm der weltlichen Macht zur Verfügung haben, und dieser Arm ward ihnen-blos geliehen, wenn vir weltliche Macht ihre Rechnung dabei fand, wie denn Staat und Kirche von jeher ein, für beide Parteien sehr einträgliches, Compagnie- geschäft betrieben haben. In neuerer Zeit sind die Religionsmetzeleien seltener ge- worden, und jener protestantische Pfasi, der bei dem be- rüchtigten Strauße»putsch dem fanatisirten Landvolk zu- brüllte:„Im Namen Gottes schießt!*)(auf das ver- maledeite Radikalengesindel!) hat wenig Erfolg und, aus Man- gel an Gelegenheit,»venig Nachahmung gefunden. Das Volk hat aber nichts gewonnen. Die Blutklecksc sind im Gegentheil häusiger als je zuvor, und wahrhaftig nicht kleiner. Der mit dem Datum 1871/72, auch„heilige Krieg" getauft, enthält nach den, höchstwahrscheinlich weit hin- ter der Wirklichkeit zurückbleibenden, Angaben des offiziellen Preußischen Statistikers Engel das Blut von über 40,000 deutschen Soldaten; wozu noch das von mindestens 60,000 Französischen Soldaten, Franctireurs und Bauern zu zählen ist, so daß diese verstärkte oder verlängerte Ausgabe der Bartholo- mäusnacht, diese„Blutorgie" des durch die Herren Bona- parte und Bismarck vertretenen Cäsarismus ca. Hunderttau- send Menschen auf dem Fleck gekostet hat, doppelt so viel nicht zu rechnen, die nachträglich ins Gras beißen mußten, oder verkrüppelt und siech gemacht worden sind. Und un mittel- bar hinter diesem Klecks kommt ein andrer, fast ebenso dick, an dem die Pfaffen ibenfalls unschuldig sind. Er trägt das Da- tum: 21.— 28. Mai 1871. Es sind nicht hunderttausend Menschen, deren Blut hier vergossen ist,— blo ß 40—50,000; aber man hatte auch nur 8 Tage Zeit, und nur ein einziges Schlachtfeld. Dieß erwogen, gewiß eine staunenswerthe Lei- stung in ihrer Art! Und wer hat dieses Mordmeisterstück voll- bracht? Kein Karl IX , kein Luther , kein Bonaparte-Bismarck — nein, unsere„ freisinnige" sogar mitunter„demokratische" Bourgeosie. Genug: es war eine entsetzliche Unthar, die Massakre des 24. August 1572. Aber die Protestanten haben deshalb kein Recht, einen Stein zu werfen auf die Katholiken: denn die dem Gründer des Protestantismus wesentlich zur Last fal- lende Massakre des Jahres 1525 war um kein Haar breit des- ser. Und chrerseits der Cäsarismus und vie Bourgeoisie dürfen keinen Stein werfen auf die Urheber der Pariser Blut- hochzeit. denn sie selbst haben m puncto der Mordpraxis ähnliche Resultate aufzuweisen. Wir aber wenden uns mit gleichem Abscheu ab von dem Pfaffenthum,(dem protestantischen und katholischen ), dem Cä- sarismus und der Bourgeoisie: dieser unheiligen Drei- einigkeit des Mords. *) Ende der 30 Jahre wurde David Strauß , der bekannte Verfasser de»„Leben Jesu"(jevt nationalliberal) von der radicalen Züricher Regierung als Professor an die Universitär Zürich berufen. Die Pfaffen zeterten und hetzten aber so lange, bis das derhorle Land- volk einen kontrerevolutionären Putsch machte. Der Pfaffe, der obigen Mordruf ausstieß, hieß ebenfalls Strauß. Was die Bourgeoisie unter„Recht" versteht. III. Die in Nummer 31 und 50 des„Volksstaat" abgedruckte« Artikel der Berliner„Volkszeitung", Organs der Forlschritts- siartei, sind auch dem stockkonservativcn Organ der Sächsische« Regierung, der„Leipziger Zeitung", zu reaktionär, und sie läßt dem ,,VolkSzeitungs"-Arlitel in einer Berliner Correspondenz (S. die'Nummer vom 25. Juli) solgende Abfertigung zu Theil werden: „Berlin , 23. Jnli. Anläßlich des Bcbel-Liebknecht'schen Hoch- verrathsprozksseS hat sich zwischen zwei hiesigen Blättern von sehr prouoncirier Parieirichtung, der bekanntlich alsHaupiorgan der preußischen Forlschrittspartei fungirenden„Polkszeilung" und der„Berliner Revue", welche dem äußersten rechten Flügel der preußischen Conservativen als Organ dient, eine Polemil entsponnen, welche insofern von allge- meinerem Interesse ist, als sie ein sprechendes Zeugniß dafür biete», daß jene den RechtSsiandpunkt völlig aus den Augen lassende Leidenschastlichteit, womit der Liberalismus gegen die Sozialdemokratie zu Felde zieht, von der con- servativen Partei entschieden abgewiesen wird. Bor einiger Zeit brachte nämlich die„Volkszeitung" einen Artikel, in welchem au»- geführt wurde, daß die Berurtheilung Bebels und Liebknecht's zwar „gesetzlich durchaus nicht gerechtfertigt" sei, daß die Geschworenen aber trovdem Recht gehabt, ihr Schuldig über Männer auSzusprechea, die nach dem„Volksgesühl" das Verbrechen des Hochverraths begangen hätten. Dieser an Frivolität grenzenden Rechtsanfchauung ist nun die„Berliner Revue" mit folgenden Bemerkungen entgegen- getreten: (Folgt ein Auszug au» dem unfern Lesern bekannten Artikel der „Revue", wozu der Correspondent der„Leipziger Zeitung" bemerkt:) „Die hier von der„Berliner Revue" zum Ausdruck gebrachte Rechtsan schauung dürfte von den Conservativen aller Schamrim�en getheilt werden. Dieselben mögen es tief beklagen, daß der sozral- demokratischen Action durch manche gesetzgeberische Leistungen der Neu- zeit, welche indessen hauvtsächlich aus der Jniitalioe der m der Bolls- zeitungspresse vertretenen Partei h«> vorgegangen und durch dieselbe zu Stande gebracht sind, in beoenklichster Weise Borschub(?) geleistet wird. Allein gegen die Praxis, die Sozialdemokraten durch „Bo lksurtheil" einfach außer dem Gesetz zu erklären, wird da« RechtSbewußtfein der Conservativen stets unumwunden Einspruch thun. Sind die Liberalen der„VolkSzeituag" der Ansicht, daß das Treiben der Sozialdemokratie so gemeinfchädlicher Natur ist, daß mit den zu Recht begehenden Gesetzen nicht durchzukommen ist, so mögen sie vor allen Din ,en die Hand zu entsprechender Abänderung der betreffenden Gesetze bieten. Davon aber hat man bisher noch nichts gehört. DaS Odium,„liberale" Gesetze zu beseitigen, weil st« sich in der Praxis nicht bewährt haben, will man um keinen Preis auf sich laden; dafür wird vorgezogen, diese liberalen Gesetze möglichst illiberal auszulegen und anzuwenden. Ehedem galt der umgekehrte Satz: strenge und scharfe Gesetze wurden liberal ausgeführt. Bei welcher Praxis sich das öffentliche Rechtsbe- wußtsein besser gestanden hat, wird der unbesanaen Urtheilende sich lelbst sagen können, wenn er den Blick auf die sozialen Ausgeburten und Krankheitsc, scheinungen der jüngsten Zeit wirft. Sonderbar genug ist es, daß fürjüne, solche Grundsatze zur Richischnur nehmend« Con» struklion des Staatswesens von ihren Wortführern die Bezeichnung: Rechtsstaat in Anspruch genommen wird. Die Redaktion der„Leipziger Zeitung" fügt den Betrach- tungen ihres Correspondenten bei: „Selbstredend theilen auch wir den Rechtsstandpunkt der „Berliner Revue" bezüglich des Bebel-Liebknecht'schen HochverralhS- Prozesses, sind aber auch, entgegen der Ansicht der„Bolkszeitung", der Meinung, daß die Berurtheilung gesetzlich vollkommen gerechtfertigt war. Die Zeitu ngspolemik zwischen diesen beiden Blättern hat auch für sächsische Verhältnisse ihre Nutzanwendung, denn Ansichten, wie sie die„Bolkszeitung" ausgesprochen, finden sich auch in sächsischen Blättern, wenn schon vereinzelt und nur inderLokalpresfe vertrete n." Also der stocktonservativen„Leipziger Zeitung" gilt eS als „selbstredend", daß sie in Bezug auf die Rechtsanschauung der fortschrittlichen„Volkszeitung" und einiger vereinzelten Ge- sinnungsgenoffen derselben in der sächsischen„Lokalpreffe" dem Leipziger „Hochverrathsprozeß" gegenüber den Slandpunkt der „Berliner Revue"„t heilt", mit andern Worten, daß sie die Anschauung der„Volkszeitung" und geistesverwandten Blätter, man müsse die Sozialdemokratie durch„Volksurtheil", unbe- kümmert um's Gesetz, aus der Welt lynchen, für„abscheu - „lich',„schamlos",„haarsträubend",„unerhört" und„dumm" hält. Der Fußtritt läßt nichts zu wünschen übrig und wir haben ihm keinen Zusatz an seine Adresse mitzugeben. Was die Behauptung der„Leipziger Zeitung" angeht, daß die Berurtheilung der Leipziger „Hochverrälher"„gesetzlich voll- kommen gerechtfertigt war," so ist das eben nichts weiter, als eine Behauptung, für welche die Beweise erst beigebracht werden müssen. Dies ist aber bisher weder von der„Leipziger Zeitung," noch von irgend einem andern Organ der Sächsischen Regierung auch nur versucht worden, obgleich es an Zeit und Veranlassung doch wahrlich nicht gefehlt hat. Nie ist ein Prozeß, nie ist ein Urtheilsspruch so allseitig angegriffen, so allgemein verurthcilt worden, wie der Leipziger Hochverrathsprozeß und das in demselben erwirkte Verdikt der Geschwornen; nie hat die Justiz eines Landes eS so nöthig ge- habt, sich vor dem Nichterspruch der össentlichm Meinung zu rechtfertigen, wie die sächsische Justiz seit dem Leipziger Hoch- verrathsprozeß. Und trotzdem ist Seitens der jetzt auf der moralischen Anklagebank sitzenden Sächsischen Justiz noch nichts geschehen, um sich von dem ihr anhaf- tenden Makel zu befreien. Wenn die„Leipziger Zeitung" in der That glaubt, das Versahren gegen die Leipziger „Hochverräther" sei korrekt gewesen, dann kann sie sich ein großes Verdienst um den einst guten Ruf der Sächsischen Justiz erwerben, indem sie den Beweis für ihre Annahme liefert. Das bloße Behaupten spricht unter
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4 (14.9.1872) 74
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