Monate dieses Jahres tritt der außerordentlich hohe Preisstand der not h wendig st cn Lebens- mittel in der Preisstatistik für den Monat N o v e m b er hervor, welche jetzt für den preußischen Staat veröffentlicht ist Eine Bergleichung der Novemberpreise seit dem Jahre 1876, d. h. dem Jahre, seit welchem die preußische Preisstatistik auf derselben Grundlage beruht, liefert nämlich folgendes Er- gebniß: Durchschnittspreise im Monai November pro Tonne(160 Kg.) in Marl Weizen Roggen �2� Weizen Roggen t�n 1876 218 186 50,5 1884 157 143 47 1877 220 159 58 1885 155 139 38 1878 181 185 63 1886 156 132 89,5 1879 218 171 63 1887 153 119 41 1830 215 214 56 1888 186 159 69 1881 231 195 43,5 1889 185 168 42 1882 181 142 56,5 1890 189 174 56,5 1883 186 155 45,5 1891 234 237 78 Der Weizenpreis betrug darnach im Durchschnitt der 15 Jahre von 1876—1890 189 M. pro Tonne; der November preis dieses Jahres stellt sich demnach um 45 M. höher. Der durchschnittliche Roggenpreis war in demselben Zeit räum nur 160 M. pro Tonne, so daß der dies- jährige Novemberpreis um 77 M. über dem 15 jährigen Durchschnittspreis steht; selbst bei vollständigem Forlfall des Roggenzolls von 50 M. würde sich dennoch in diesem Jahre noch immer eine Preissteigerung um 27 M. ergeben haben. Der Durchschnittspreis der Kartoffeln betrug von 1876—1390 rund 50 M. pro Tonne; hier liegt also eine Preissteigerung um 28 M. oder um 56 pCt. vor. Sieben und sieben zig Mark— das heißt mehr als ein Drittel über dem Durch s ch n i t t s p r e i s— ist daS kein Nothstand? Und von diesen 77 M. kommen fünfzig auf Rechnung der Kornzölle und nur 27 auf Rechnung natürlicher Ur- fachen. F a st zwei Drittel des N o t h st a n d s- Preises, d. h. des übe r durchschnittlichen Preises sind also das Werk der 5kornzölle, und künstliche Brot- verthenerung. Durch die Handelsverträge sollen die 50 M. auf 35 herabgesetzt werden. Allein das genügt nicht. Auch dann wird die künstliche Brotvertheuerung noch immer nahezu die Hälfte des überdurchschnittlichen Preises betragen. Und in einer Zeit der Erwerbslosigkeit und niederen Löhne ist jeder Pfennig, mit dem das Brot des armen Mannes besteuert wird, ein Verbreche» an der Humanität. Drum fort mit den Kornzöllen! Die Agitation gegen den Großkornwucher muß jetzt, da sie durch die Handels- vertrage zu einer dauernden Einrichtung gemacht werden soll, mit verdoppeltem Nachdruck wieder ausgenommen werden! Fort mit den Kornzöllen! Nieder mit dem Großkorn wucher!— Die Handelsverträge geben den Blättern vom Schlage der'„Kölnischen Zeitung " Anlaß, von allen Seiten Klagen über Schädigung einzelner Industriezweige durch die Handelsverträge zusammenzutragen. Merkwürdiger Weise fanden die Klagen über die ungeheuere Vertheuerung der nothwendigsten Nahrungsmittel in der„Kölnischen Zeitung " stets ein taubes Ohr, ebenso die Klagen so vieler Industrie- zweige, die durch die Vertheuerung der Rohstoffe und Ar- beitsniaterialien lahm gelegt waren. Jetzt registrirt die „Kölnische Zeitung " um so eifriger die Klagen-einzelner Industriezweige, daß sie nicht genügend bei den Handels- vertragen berücksichtigt sind. Dabei sagt sie selbst, indem sie betreffs der thüringischen Spielwaaren-Jndustrie sich be- klagt, daß die österreichische Industrie sich größerer Vor- theil« als die einheimische zu erfreuen habe:„Die hohen Eingangszölle Oesterreichs , Italiens , Rußlands und der Türkei , die Zölle Frankreichs , Spaniens , Schwedens und Norwegens , die fast als Prohibitivzölle wirken, haben einen empfindlichen Rückgang der Spielwaaren-Ausfuhr ver- ursacht." Sie gesteht also zu, daß dieser Rückgang durch unsere die anderen Staaten zur Nacheiferung auffordernde Zollpolitik entstanden ist. Viele Staaten haben infolge der- selben sich durch die eigene Industrie von unseren Export- artikeln emanzipirt. Wenn die Industrie zu klagen hat, so trägt, zwar nicht allein, aber doch ganz wesentlich, die Bismarck 'sche Zollpolitik die Schuld.— Sozialreform will die deutsche Reichsregierung treiben, sie will die Sozialdemokratie bekämpfen und das Vertrauen „Zwischen mir und Günther Norberg", wiederholt Fe tonlos— ah, jetzt bricht der Zwiespalt von Neuem über sie herein.— „Ja, und die Wahrheit", sagt die Mutter streng. Fe richtet sich aus, sieht ihre Mutter fest an und ent- gegnet ruhig: „Ich liebe ihn, Mutter." „Also doch," stöhnt Frau Rehling, indem sie von Fe zurücktritt. „Gertrud, bringe die Kinder hinaus und dann höre, was ich meiner Tochter zu sagen habe." Eine bange Stille. Gertrud kommt zitternd zurück und nimmt ihren Platz dicht an Fe's Seite ein. Sie wagt nicht, etwas zu sagen; Muth gehört gerade nicht zu Frau Gertrudens hervorragenden Eigenschaften. Fe sieht vollkommen gefaßt ihrer Mutter entgegen. Wäre Frau Rehling nicht so sehr erbittert gewesen, würde sie an Fe's stolzer Haltung, den festverschlungenen Händen, den dunkelblickenden Augen, bemerkt haben, daß sie den denkbar ungünstigsten Augenblick für dieses Gespräch erwählt hat. Aber sie sieht es nicht, scharf und vernichtend klingt jedes Wort: „Hier schreibt mir meine Schwägerin, daß ihr Schwieger- söhn Günther Norberg auf Scheidung von seiner Frau dringe, die infolge der Aufregung krank darniederliegt, weil er— ich kann es nicht fassen— ein Liebesverhältniß mit meiner Tochter unterhalte und diese zu Heirathen wünsche. Ist das so, Felicitas?" „Nein, Mutter. Günther Norberg unterhält kein Liebes- verhaltniß mit mir, aber er liebt mich. Und er wünscht allerdings die Scheidung von einer herzlosen, ungeliebten Frau, aber nicht allein meinetwegen. Du weißt sehr gut, Mutter, welch' unglückliche Ehe es gewesen, lange ehe Günther mich kannte." Wie ruhig und überlegt das Alles klang. Frau Rehling sieht Fe forschend an, als sie entgegnet: „Es scheint, die Leute haben Recht in dem, was sie sprechen, Felicitas. Also Du, Du hast Dich nicht entblödet, mit einem verbeiratheten Manne von Liebe zu sprechen, darüber zu verbanoeln. wie eine Scheidung von seiner Frau zu er- der Arbeiter erringen, und dabei ist das Reich seinen unmittelbaren Arbeitern gegenüber von einer Knausrigkeit und weiß mit ihrer Arbeitskraft ivahrhaft Wucher zu treiben, unbekümmert danim, ob die Arbeiter durch die Roth zum Verbrechen getrieben werden. Die letzteren Fälle sind nichts seltenes mehr, und die einzelnen Opfer ihrer Nothlage erregen selbst das Mitleid nationalliberaler Blätter.� So schreibt der„Hannoversche Kourier" in einem Rückblick auf die in der letzten Schwurgerichts-Session ver- handelten Fälle: „Vor allen Dingen haben wir mit Erstaunen von dem Ver- fahren gegen einen armen Landbriefträger Kenntniß ge- nommen, ver wegen schwerer Amtsunterschlagung vor den Ge< sch worenen stand. Der Mann hatte wiederholt Gelder für Postanweisungen und Zeilungsgelder, die ihm von den Ab- sendern oder Bestellern ausgehändigt waren, im Ganzen einige 50 M. unterschlagen und nicht in das zur Eintragung solcher Gelder bestimmte Postannahmebuch eingetragen. T Gesetz droht für dieses Verbrechen Zuchthaus bis zu 10 Jahren an und bei Annahme sogenannter mildernder Umstände Gefängniß nicht unter sechs Monaten. Das sind bei den Ansprüchen, die man an deutsche Beamte zu stellen gewohnt ist, und bei den Rechten und Vorzügen, die man den Beamten in Deutschland einräumt, gewiß gerechte Strafen, die — zur Ehre unseres Beamtenthnms sei es gesagt— selten anzuwenden sind. Aber es sind auch zweifellos schwere Strafen, und nun sehe man sich die Umstände an, welche ihre Anwendung in diesem Falle veranlaßt haben. Der Angeklagte war ehrsamer Zimmermann, als ihm die Postverwaltung vor fünf Jahren ihren Rock anzog und die Würde und Verant- wortlichkeit eines Beamten verlieh; er wurde auch ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß er bei Veruntreuungen die schweren Strafen des Verbrechens im Amte zu gewärtigen habe; er mußte der Bczirks-Kleiderkasse beitreten, desgleichen der Spar- und Vorschußkasse und empfing seinerseits als Beamter das Gehalt von, sage und schreibe einer Mark und fünfzig Pfennig täglich und nach fünfjähriger Dienstzeit eine tägliche Zulage von 15 Pfennigen. Der Mann war so leichtsinnig, bald nach seiner Anstellung zu Heirathen und eine Familie zu gründen, hielt sich aber trotzdem redlich, bis im letzten Herbst das zweite Kind kam und die häus- liche Notb ihn trieb, fremde Gelder anzugreifen. Wir suchen mit allen Mitteln dem sozialdemokratischen Unwesen entgegenzutreten, aber was nützt uns das, wenn von der Staatsverwaltung selbst in solcher Weis« Beamtenproletariat gezüchtet wird? Die Beamten müssen Engel und Helden oder Asceten sein, dk in heutiger Zeit mit 15 Groschen, ja. wenn man jene Abzüge rechnet, mit vielleicht 13 Groschen täglich leben und noch Weib und Kind ernähren sollen. Ein gewöhnlicher Arbeiter ist dafür nicht zu haben, aber ein Beamter— läßt sich dadurch auf eine Bahn bringen, die ins Zuchthans führt. Unserer Ansicht nach liegt da ein Mißstand zu Grunde, der entschieden Abhilfe fordert. Man darf einen Menschen mit so karger Besoldung mindestens nicht als Beamten in eine Stellung bringen, in der ihm täglich kleinere oder größere Geldbeträge durch die Hand gehen und die Versuchung, sich unehrlicherweise aus der Roth zu helfen, verschärft und vervielfältigt wird." Schade nur, daß es mit dem bloßen Mitleidsausbruche uicht gethan ist. Wo bleibt das Mitleid der national- liberalen Abgeordneten bei den sozialdemokratischen Anträgen auf Aufhebung so jämmerlicher Zustände durch Ver- besserung der Lage der unteren Beamten? Da haben sie ..... en Erwägungen und Sparsamkeits- ür die Nothlage der dem Elend preisgegebenen Staatsarbeiter. Unter solchen Umständen ist denn cpich der Apsdruck des Mitleids in dem einzelnen Falle nichts als eine sehr wohlfeile Heuchelei.— Unsere Gegner bedauern es, daß die Prügel- strafe aus unserem Strafgesetzbuch verschwunden' ist. Manchmal möchten auch wir es bedauern; zum Beispiel, wenn sich angeblich gebildete Wienschen, die noch obendrein die Prätention haben, dem„Volk" als Muster dienen zu wollen, sich benehmen, wie wilde Indianer oder Kameruner. Geriethen sich da z. B. vor Kurzem im ungarischen Reichs- tag ein Abgeordneter und ein M i n i st e r in die Haare, beschimpften sich gegenseitig wie Fischweiber es nicht thun, nud führten dann eine Duelltomödie auf, über die ein Telegramm also berichtet: „Pest, 2t. Dezember. Der Verlauf des Duells war außer- ordentlich heftig. Zuerst fand aus 25 Schritte Distanz ein zweimaliger Kugelwechsel statt. Es wurde Niemand getroffen, worauf sofort ein Säbelduell folgte. Bei demselden benahm sich der sechzigjährige Fejervari seinem viel jüngeren Gegner gegenüber äußerst schneidig. Der Minister wurde leicht am Ohrläppchen geritzt, dagegen erhielt Ugron smehrere Wunden, darunter eine am Handgelenk, infolge deren Ugron kämpf- vvv vvv v» vor allerlei staatsmännischer rücksichten kein Gefühl für möglichen sei. Meine Tochter hat das gethan, aller Er- ziehung, allen Grundsätzen zum Trotz. Felicitas, wo bleibt Dem Stolz?" „Mein Stolz?" Fe's Augen leuchten auf.— „Mein Stolz, Mutter, ist es, daß ich ihn liebe, daß ich mich gern ihm hingeben möchte, ihm folgen bis ans Ende der Welt, und daß ich's frei bekonime— da kommt mir wieder mein Stolz zu Hilfe! „Felicitas, besinne Dich," ruft Frau Rehling entsetzt o, eine solche Sprache kennt sie nicht in ihren fein- gebildeten, lauwarmen Kreisen—.„Du sprichst von einem Manne, an welchen eine Andere ein Anrecht hat, und welches Anrecht!" Da fährt Fe auf. Ihre Gestalt scheint zu wachsen, sie ist blaß und ihre Hände zittern, aber ein Feuer der Be- geisterung glüht in ihren Augen und auf der weißen Stirn liegt eine Entschloffenheit, die dem zarten Gesicht fremd war, seit Günther sie verlassen. „Welches Anrecht?" sagt sie mit tiefer Stimme,„Mutter, das fragt sich noch! Sie also hat ein Recht auf Günther Ella, die ihn nicht einmal geliebt, als sie sich ihm ver- mahlte, aus was für Gründe? aus Eitelkeit vielleicht?— Die ihn diese Jahre hindurch gepeinigt hat durch ihre erzlosigkeit, ihn am Schaffen gehindert, ihn geistig fast zu runde gerichtet, ja, und sein Kind hin geopfert hat? Jene Furie hat ein größeres Recht an ihn, nur weit das Gesetz es sagt, j weil em armseliges Menscheuwort sie zu verbinden gemeint, für alle Ewigkeit! Und ich, die ich ihn liebe, grenzenlos, unermeßlich, mit aller Kraft meines glühenden Herzens, die ich ihn wieder ausgesöhnt habe mit dem Leben,.ihn seiner Kunst und somit der Welt zurückgeben werde? Ich, sage ich Dir, ich habe das grüßte, heiligste Aiwecht an Günther Norberg, das Recht, das vom Herzen zum Herzen geht!— Trenne mich von ihm, und Du tödtest meine Seele!"— Erscküttert faßt Gertrud nach Fe's kalten Händen, einen flehenden Blick sendet sie in der Mutter strenges Gesicht; aber auch deren Zorn kennt jetzt keine Grenzen mehr: „So schamlos bist Du, Felicitas," sagt sie langsam, unfähig erklärt wurde. Als seine Wunden verbunden waren, schritt Ugron auf den Minister zu und sagte:„Ich bedaure das Vorgefallene!" Darauf reichte der Minister seinem Gegner die Hand und beide schieden versöhnt." Wenn beiden Exzedenten für diese Pöbelei 25„Schneidige" auf offenem Markt aufgezählt würden, so wäre das vielleicht von ganz guter Wirkung— jedenfalls hätten wir nichts einzuwenden.— Der Kongrest der sozialistische« Studentea in Brüssel beschloßt daß in allen Ländern, in denen eine organisirte sozialistische Arbeiterpartei existirt, die sozia- listischen Studentenverbände sich dieser anzupassen haben. Die Studentenverbände haben außer mit der allen Gruppen der Partei gemeinsamen Propaganda sich mit folgendes Gegenständen zu befassen: I. Umwandlung der Universitätseinrichtungen, um die- selben den Erfordernissen einer sozialdemokratischen Gesell- schaft anzupassen, insbesondere: a) Volle Unabhängigkeit der Universitäten gegenüber den politischen Körperschaften, den Kirchen, den religiösen Korporationen und allen anderen dem Unterricht fremden Autoritäten. d) Ucbertragung der Leitung der Universitäten an die Interessenten: Professoren, Studenten und ehemaligen Studenten. c) Verallgemeinerung der praktischen Studien-Uebungen und der Versuchs- und Forschungs-Laboratorien, der Semi- nare und aller Einrichtungen, die bestimmt sind, den theo- retischen Unterricht in gegenseitigen Unterricht umzuwandeln. ä) Ein Verband der Universitäten und der Wissenschaft- lichen und pädagogischen Institute aller Art, der Schulen, gelehrten Gesellschaften, der Institute wissenschaftlicher Pro- paganda und der wissenschaftlichen Anstalten. e) Die Errichtung eines höheren speziell für die Ar- beiter bestimmten Unterrichts auf den Universitäten. f) Die Errichtung eines ernsthaft organisirten höheren Unterrichts der sozialen Wissenschaften. S Die Unentgeltlichkeit des höheren Unterrichts. . Schaffung von Einrichtungen künstlerischer und wissenschaftlicher Belehrung im Schooße der Arbeiterparteien selbst, insbesondere 1. Theoretische Kurse oder vielmehr wissenschaftlich- Konferenzen von halb aus Arbeitern halb aus Student»« gebildeten Zirkeln. 2. Kunstsoireen, Ausstellungen in Arbeiterlokalen. 3. Wissenschaftliche Propaganda durch Broschüren un» Bücher. — In England werden wir bald das Schauspiel einer Nenwahl des Unterhauses erleben. Die Mandats- dauer beträgt dort sieben Jahre und das Mandat des egenwärtigen Parlaments reicht noch bis Ende des nächsten jahres. Allein in England kommt es sehr selten vor, daß Parlamente eines„natürlichen Todes" sterben, und die Re- gierungen pflegen nach Bedarf aufzulösen. Die jetzige Regierung hat nicht nöthig, auf einen günstigen Moment zu warten— der Selbstmord der Homerule-Partei und die klägliche Lage, in der sich die„große liberale Partei' be- findet, haben ihr das Heft in die Hand gegeben, und ver- muthtich wird sie Ansang des Jahres zur Auflösung schreiten und die Neuwahlen anordnen.— Wie die Russistzirung der sogenannten deutschen Ostsee -Provinzen Rußtands, wird jetzt auch diejenige F i n n- l a n d s scharf in Angriff genommen. Die neue katserliche Verordnung betreffend ,„die Förderung der Kenntniß der russischen Sprache unter den Beamten im Großherzogthum Finnland " macht die Kenntniß der russischen Sprache obligatorisch für Diejenigen, die bei den Staatseisenbahnen, dem Zollwesen und der Polizeiverwaltung, namentlich in Seestädten und Orten, wo russisches Militär liegt. An« stellung suchen, ebenso soll von den Richtern in Orlen an der russischen Grenze die Kenntniß der russischen Sprache verlangt werden, aber auch in den Stadtgerichten soll darauf geachtet werden, daß sich dort ein Beamter findet, der sich jener Sprache bedienen kann. Beamte der Schul- Verwaltung, welche Kenntniß der russischen Sprache nach- weisen, können sich dafür bm Beförderung und bei Pen- sionirung zwei Dieustjahre anrechnen. Bei jeder Ernennung im Staatsdienst soll unbedingt Demjenigen der Vorzug ge- geben werden, der die russische Sprache kennt, und an den daß Du Deine Verblendung nicht einmal einsiehst. Ich ver- stehe Dich nicht mehr." „Treibe mich nicht zum Ae.ußersten, Mutter," warnt Fe,„Deinetwegen habe ich Günther fortgehen heißen. Deinetwegen den Entschluß gefaßt, den Mausamen, unmenschlichen, ihn nimmer zu sehen, bis Ella ih.i freigiebt— sei nicht so hart, Mutter, sieh', noch bitte ich darum." Frau Rehling kennt kein Mitteid, meint sie im Recht zu sein, und hier namentlich, wo es einem Verstoß gegen gesellschaftlichen Anstand und gute Sitte gilt. „Also das habt Ihr verhandelt neulich in Nacht und Nebet am Weserberg — Du hast wohl gar in seinen Armen geruht, seine Küsse geduldet, während sein angetrautes Weib, vor Kummer erkrankt, darniederliegt. Geh mir aus den Augen, Du Pflichvergessene, ich will Dich nicht mehr sehen!" „Ah, nun ist's genug, Mutter! Sei ruhig, ich gehe schon! Du sollst mich nicht mehr sehen, nie mehr! Laß mich," wehrt sie Gertrud, die ihre Hände er- greifen will,„Du hörst es ja, eine Mutter erträgt den An- blick ihres Kindes nicht länger. O, über Euch„Gerechte ", mit Eurem steinernen Herzen!" „Was geht hier vor? Was ist geschehen?" ruft Ernst verwundert, der eben die Thür öffnet,„Kiiad was haben sie Dir gethan, Fe?" Aber sie hört ihn nicht— sie hört auch nicht mehr, wie Ernst, durch Gertrud schnell über den Vorgang verständigt, seiner Mutter bittere Vorwürfe macht, sie siehl nicht, wie die Mutter, diese vollblütige, olmehin schon a« Herzbeklemmungen leidende Frau, von der Aufregung über- mannt, wortlos, unfähig sich zu regen, in der Sophaecke kauert, während Gertrud ihre eiseskalten Hände zu er- wärmen sucht. Fe sieht und hört nichts von alledem. Mechanisch zieht sie ihr Reitkleid an, ebenso mechanisch geht sie in den Stall und befiehlt dem Knecht, ihr Pferd z« satteln. „In diesem Wetter? Man jagt ja nicht'neu Hund vor de Dör, Frölen," sagt der„olle Hinrich," aber Fe wiederholt ungeduldig ihren Befehl, und brummend sattelt Hin- rich das Brauncheu. 1
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