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An die Korrespondenten und Freunde unires Blatts.

werden. Das siebente Buch Mosis soll in einer billigen Volks- Die entgegengesetzte Behauptung des Abg. Müller- Fulda beweist nur, ausgabe zur Aufklärung der Massen verbreitet werden, und daß das Centrum seine Liebedienerei vor der militaristischen Re­hinsichtlich des bösen Blicks wird eine dauernde Unter gierung möglichst vor den Wählern zu vertuschon wünscht. fuchungsfommission verlangt.

Um die Lefer des ,, Vorwärts" möglichst rasch über den Verlauf der Maifeier zu unterrichten, veranstalten wir am 2. Mai eine Nachmittags Ausgabe. Wir bitten deshalb Die Reihe der Interpellationen aber wird mit einer An­unfre Korrespondenten und Freunde, insbesondere die Ver- gelegenheit beginnen, die des allgemeinsten Juteresses sicher trauensleute, Festarrangeure und Referenten, uns so rasch ist. Der Rittergutsbesizer auf Lottin und Babylon wird, wie als möglich über den Verlauf der Feier kurz zu unterir hören, unmittelbar nach der Ritualmord Interpellation richten. cine andre Bluflegende zur herrenhäuslerischen Besprechung des bringen, indem er die folgende Anfrage stellen wird:

Wir bitten besonders um möglichst bestimmte Angaben

über die Zahl der Teilnehmer an den einzelnen Ver­anstaltungen.

Die Mitteilungen erbitten wir per Postkarte, bei schr weiten Entfernungen telegraphisch.

Die Meldungen müssen am 2. Mai morgens in unsren Händen sein. Die Redaktion des ,, Vorwärts".

Politische Ueberlicht.

Ja

Berlin  , den 30. April. Die zweite Lefung der Kommunalwahl- Vorlage. Das preußische Abgeordnetenhaus beriet am Dienstag die Novelle zum Kommunalwahl Geje   in zweiter Lesung. In der Debatte wurden neue Momente nicht mehr vorgebracht, fast alle Redner einschließlich des Ministers Frhrn. v. Rhein­baben betonten die Notwendigkeit, eine Demokratisierung des Wahlrechts zu verhüten und suchten darzulegen, wie ihrer Meinung nach dies Ziel zu erreichen sei. Daß die Ansichten hierüber so weit auseinander gehen, daran sind nicht die bürgerlichen Parteien schuld. Die Schuld trägt einzig und allein der Minister, der zwei jo ent­gegengesetzte Ziele wie die Stärkung des Mittelstandes und die Schwächung des Proletariats bei den Stadtverordnetenwahlen mit einem Schlage erreichen zu können sich einbildet; der Mittel­stand kann unter dem Dreiklaffenwahlsystem nur dann größeren Einfluß gewinnen, wenn zugleich dem Proletariat ein größerer Einfluß zu Teil wird.

Welche Maßregeln gedenkt die tönigliche Staatsregierung zu ergreifen, um weiten Streifen der plebejischen Bevölkerung die Gewißheit zu verschaffen, daß die Mitglieder des alten Adels nicht blaues, sondern rotes Blut haben."

In der Begründung wird darauf hingewiesen, daß der starke Abneigung gegen die Edelsten der Nation veranlaßt Glaube an die blaue Färbung adligen Bluts vielfach eine

habe.

Mbucigung gegen. Die Goerien der station berenfest

llebrigens ist bemerkenswert, daß Herr v. Herzberg­Babylon dem neuen Minister des Junern eine bittere Rüge erteilt, weil er die Ausschreitungen gegen die Juden, diese edle Bethätigung eines ,, überschäumenden Unwillens" in erster Linie zu unterdrücken suchte. Warum sollen die Ritualmord­Gläubigen nicht auch eine Gläubigen nicht auch ein bißchen die Synagogen zerstören. Nur bei Streifs braucht die Ordning" straff aufrecht erhalten zu werden, wo es bekanntlich schon die Grundlagen des Staats stürzt, wenn ein Arbeiter friedlich an einer Straßen­cake steht.-

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Auf der Bahn zur Regierungspartei.

Russische   Pläne.

leber die russischen Bewegungen in Centralasien wünscht die Regierung Väterchens strenges Geheimnis zu bewahren. Wir sind in der Lage, die folgenden Aktenstücke über die Pflicht Schweigens zu veröffentlichen:

23. März 1900. 2272.

Der Minister des Innern hat es für notwendig gefunden, auf Grund des§ 140 des Preßgefezes zu verbieten: den Nachdruck der in Nr. 8650 der Nowoje Wremja" erschienenen Notiz über die Abreise eines Mitglieds der beratenden Kommiſſion im Finanzministerium, wie auch andrer Beamten des Ministeriums nach Persien  ; ebenfalls soll die Veröffentlichung irgend welcher Nachrichten in der Preise, die die Abkommandierungen der Agenten des Finanzministeriums nach Persien   oder die Ergebnisse dieser Abkommandierungen betreffen, nicht stattfinden. Davon sezt in Kenntnis die Hauptverwaltung in Preßangelegen­heiten, auf Befehl des Herrn Ministers des Junern, die Herren Redacteure aller nicht muter Censur stehenden Zeitungen und Zeit­nuter fariften, aller nicht m

29. März 1900. 2331.

Im faliche Deutungen seitens der Tagespresse in den Fragen der äußeren Politik zu vermeiden, hat der Minister des Acußern jetzt einen besonderen Beamten eingesetzt in der Verion des Schriftführers desselben Ministeriums. des Staatsrais Neratoff, der unmittelbare Aufklärungen den Redacteuren der Tagespresse geben wird, falls dieselben authentische Nachrichten in einzelnen laufenden politischen Fragen bekommen möchten. Davon sezt in Kenntnis die Hauptverwaltung in Preßangelegenheiten, auf Befehl des Herrn Ministers des Junern, die Herren Redacteure der nicht unter Censur stehenden Zeitungen und Zeitschriften.

( gez.) Stellvertreter des Chefs jinder Hauptverwaltung in Breßangelegenheiten. hat Fürst Schachowsth. Man sicht: die Absichten der russischen Politik schenen das Licht.

Deutsches Reich  .

Kompromisse ohne Ende. Ans der letzten Sigung des

In der Sigung der Budgetfommission vom 26. d. M. verstieg Centrum ist nicht. bewilligungslustiger. geworden." sich der Abg. Müller Fulda zu der Behauptung: Das Gemeint ist die Bewilligungsluft in Militär- und Marine- Ausgaben. Abg. Müller- Fulda hat mit dieser Behauptung die geschichtlichen Wahrheit furzer Hand auf den Kopf gestellt. Ein Blick auf das parlamentarische Verhalten des Centrums lehrt ungweideutig das Gegenteil von dem, was der Abg. Müller behauptet hat: Das Centrum ist immer bewilligungsluftiger geworden. Es lassen sich in der Geschichte des Centrums zwei Die Beschlüsse der Kommission, die wir bereits früher mitgeteilt Berioden deutlich verfolgen. In der ersten Periode war es als haben, fanden nicht die Zustinimung der Regierung. Der Minister militärischem Gebiete. In dieser Periode verhielt es sich gegen alle Oppositionspartei radikale Gegnerin aller Bermehrungen auf Staatsministeriums verlautet folgendes: Frhr. b. Rhein haben erklärte, daß die Regierung dem konservativ- Militärfragen so ablehnend wie die Socialdemokraten und fein Ge­Klerikalen Kompromis( Erfordernis einer Zweidrittet- Mehrheit zum ringerer als Bismarck   hat dieses Berhalten so gedeutet, als ob in Erlaß eines Ortsstaints) ihre Genehmigung nicht erteilen könne. Um der der Gefolgschaft des Centrums der ganze Freisimm und die Social Regierung gefällig zu sein, hatte der Abg. Freiherr v. 8edlitz( fr.) demokratic slände. In der bekannten Bismard- Rede vom 12. Jannar einen Antrag vorbereitet, daß bei Berechnung des durchschnittlichen Steuer- 1887 über die Notwendigkeit der Heeresverstärkungen führte der betrags die Wähler, welche zur Staatseinkommensteuer nicht veranlagt Reichetangler aus: find, und wo die Ausübung des Wahlrechts an die Entrichtung Aber in allen auswärtigen Fragen, wo die Sicherheit eines bestimmten Einkommensteuer- Gefeßes geknüpft ist, auch die und das Anschen des Reichs am meisten interessiert ist, da haben die Socialdemokraten nie einen Anlaß gehabt, einen zu diesem Sage veranlagten Wähler, sowie die Steuer, mit welcher andern Weg zu gehen, als er ihnen vom Centrum vorgezeichnet dieselben in die Wählerliste eingetragen sind, außer Betracht zu lassen find. Mit diesem Antrag, dessen Spize dentlich gegen die Social demokratie gerichtet ist, gelangt die Vorlage gegen die Stimmen der Freijinnigen zur Annahme nachdem vorher verschiedene Anträge auf Erjazz der Drittelung durch das System der Zwölftelung abgelehnt waren. Die Regierung wird ihren Widerspruch gegen die Kom­missionsbeschlüsse nunmehr fallen lassen.

Von den sonstigen Renderungen ist nur noch die Zulassung von Abstimmungsbezirlen innerhalb der einzelnen Wahlbezirke zu er wähnen. Es fragt sich jedoch, ob dieser Beschluß nicht in der dritten Zejung wieder anfgehoben wird, da die Konservativen ge­schlossen dagegen stimmten und die Nationalliberalen sich nur vor­Täufig dafür erflärten, sich ihre endgültige Entscheidung aber bis zur dritten Lesung vorbehalten wollen.

Dienstag steht der Antrag v. Eynern( natt.) betreffend die Er­höhung der Zuwendungen an die Provinzen auf der Tagesordnung.

Der Ritualmord im Herrenhaus.

war."

Alle preußischen Staatsminister, außer dem Ministerpräsidenten Fürsten Hohenlohe, dem Minister des Innern Frhrn. v. Rheinbaben und dem Juſtizminiſter Schönstedt   und die Staatssekretäre bis auf den Staatssekretär Nieberding waren erschienen. Auf der Tagesordnung haben gestanden die Flottenvorlage, das Fleisch beschau Gesetz und die vom Reichsamt des Junern ausgearbeitete Novelle zum Weingeseh. Nach eingehender Erörterung hat das Staats­ministerium sich dafür entschieden, die Beschlüsse der Budget­kommission des Reichstags zur Flottenvorlage trog der Abstriche gutzuheißen. Die preußischen Vertreter im Bundesrat werden demnächst ihre Stimmen dafür abgeben. Voraussichtlich wird als­bald das Plenum des Bundesrats zusammentreten, um auch bezüglich der In dieser ersten Periode, in der die Centrumspartei für die Dedungsfrage Stellung zu nehmen und, wie die Budget­Reichsregierung noch die rejne Regation" verkörperte, fan die ab- fommission verlangt hat, die vom Staatssekretär Freiherrn   v. Thiel­lehnende Haltung gegenüber Mehrausgaben für Heereszivede auch mann abgegebene Erklärung jich anzueignen. In der bie deutlich in den Wahlaufrufen der Centrumspartei zum Aus: Frage des Fleischbeschau Gejeges hat fich preußische Staatsregierung im großen und ganzen auf den druck. Im Wahlaufruf vom. Juni 1876 hieß es: Boden des kompromisses, der zwischen dem Reichs­amt des Innern und hervorragenden Reichstagsmitgliedern angebahnt worden ist, gestellt. Das Zustandekommen der Vorlage ist demnach als sehr wahrscheinlich anzuschen. Da­gegen haben sich, wie auch bei der Besprechung der Interpellation Deinhardt im Reichstage angedeutet worden ist, der vorliegenden Fassung der Novelle zum Beingejek Schwierigkeiten in den Weg ge­ſtedt, und es sind Einsprüche erhoben worden, die nicht von der Hand gewiejen werden können. Diese Vorlage dürfte also für diese Tagung zurückgestellt bleiben.

Die Umkehr zu einer gefunden Wirtschaftspolitik... muß Hand in Hand gehen mit einer Finanzwirtschaft, welche vor allem cine Beschränkung der Reichsansgaben und zwar an erster Stelle beim Heerwesen, ins Auge faßt."

Und im Wahlaufruf vom Juni 1881 Tejen wir:

Der nicht minder wichtige Zwed der Steuerreform fann nur erreicht werden durch eine von uns stets vertretene und hier ausdrücklich aufs nene geforderte Finanzwirtschaft, welche vor allem eine Beschränkung der gegen unire Stimmen so sehr vermehrten Ausgaben, und zwar an erster Stelle beim Heerwesen, ins Ange faßt."

In Konsequenz der hier vertretenen Anschaumg hat denn auch das Centrum in der ersten Periode, die sich bis zum Jahre 1880 erstrect, fich gänzlich ablehnend Militärvorlagen gegenüber Das preußische Herrenhaus beweist seine Eristenz erhöhten Friedenspräsenzstärke für die Dauer von sieben Jahren: verhalten. Es widersetzte sich 1874 und 1880 der Bewilligung einer berechtigung, die ihm boshafte Nörgler so oft abgesprochen Nach 1880 aber fängt die zweite Periode an. Die Bewilligungsluft haben. Erust Wilhelm Kaspar v. Herzberg, Rittergutsbesiger, im Centrum regt jich und wächst trog einiger Rückschläge in der Kreis- und Landschafts Deputierter. Rittmeister a. D., Richtung der früheren Haltung. Die Bendung der Centrumspolitit evangelisch, geboren 1852 auf Lottin, wohnhaft daselbst, ein in diesen Fragen tritt wiederum scharf in den Wahlaufrufen hervor. Vertreter des alten und des befestigten Grundbesiges, der u. a. Schon 1884 ist von einer Verminderung der Ausgaben für über Babylon   herrjat nämlich das Neu- Stettiner Babel Heereszwede nicht mehr die Rede. Auf der abschüssigen Bahn an­hat in besagter Adelsbewahranstalt die folgende Interpellation gelangt, heißt es: eingebracht:

Welche Schritte gedenkt die fönigliche Staatsregierung zu thun, um weiten Kreisen der christlichen Bevölkerung die Gewiß­heit zu verschaffen, daß die in den letzten Jahren vorgekommenen unaufgeklärten Morde an christlichen Jünglingen und Jungfrauen nicht von den Juden begangene sogenannte Ritualmorde find? v. Herzberg Lottin."

Herr v. Herzberg Lottin hat auch geruht, auf seinem babylonischen Studierzimmer. cine, Begründung höchſt­cigenhändig auszuarbeiten, die also lautet:

Wir wollen des Vaterlands volle Wehrkraft, aber auch die Steuerkraft des Volls und das Budgetrecht des Reichstags nicht geschädigt schen und können für jene erſte nur bewilligen, was mit den beiden legten sich vereinigen läßt."

Sier wird schon statt der Moll- Tonart der Verminderung die Dur- Tonart der Bewilligung angeschlagen. Noch deutlicher aber tritt der Standpunkt einer Regierungspartei im Wahlaufruf des Centrums vom Jahre 1890 zu Tage, wo gefagt war:

Wir werden auf allen Gebieten nachdrücklichst auf die größte Sparsamkeit dringen, wenn wir selbstverständlich auch gewillt sind, heute wie immer, für die Ehre, die Würde und die volle Wehrhaftigkeit des Deutschen Reichs einzutreten."

Der bisher unaufgeklärte Mord des Gymnasiasten Winter in Konig hat die Bevölkerung großer Teile Westpreußens   und Hinter pommerns um jo mehr in berechtigte Aufregung verjeßt, als der Schon bei der Septennatsvorlage im Jahre 1887 fommt der Befund der Leichenteile ebenso wie die ingefühnt gebliebenen veränderte Standpunkt des Centrumis zum Ausdruck. Gegen die Morde in Sturz und Xanten   auf eine besondere Verwertung des Vermehrung der Ausgaben selbst wandte sich das Centrum nicht menschlichen Bluts schließen läßt. Da mn in weiten Wolfstreisen mehr, es suchte mit der Regierung nur noch den Konflikt in der der Glaube vorherrscht. daß die jüdischen Geheim- Frage der Fristbemejjung. Ausdrücklich renommierte das Centrum: schriften die Verwendung von Christenblut für rituelle Zwede Wir bewilligen jeden Mann und jeden Groschen, aber nur auf drei, gebieten, außerdem zufällig bei diesen Morden wie auch bei denen statt sieben Jahre. Und nach den Neuivahlen gab das Centrum fo­in Böhmen   und Tisla- Eßlar die ersten Spuren der Thäterschaft, welche gar diese doch mehr formelle Opposition auch noch auf und enthielt indes im Lauf der gerichtlichen Verhandlungen immer verwischt sich der Abstimmung, angeblich weil es zwecklos fei, die frühere Ab­wurden, auf jüdische Thäter deuteteir, so erscheint es allein im ftimmung zu wiederholen, da jezt die lebereinstimmung der Negie­Juteresse der jüdischen Bevölkerung geboten, daß durch eine ringen mit der Mehrheit des Reichstags feststehe. authentische Ueberfegung aller jüdischen Geheimschriften der Nach- Bei der Erhöhung der Friedenspräsenzstärte im Jahre 1890 aber weis geführt wird, daß diese Schriften keinen Anhalt für den bewilligte nach einigem Zieren das Centrum die Vorlage und ver Bolfsglauben bieten. half zum erstenmale einer Militärvorlage zum parlamentarischen Dem Juterpellanten liegt nicht nur daran, endlich Klarheit Siege. Den Wählern gegenüber schüßte man fich durch ein paar über die Motive zu dieſem mysteriösen Mord zu schaffen, sondern Resolutionen gegen die Berdyschen Pläne für die fünftige Heeres­cr möchte auch hauptsächlich die christliche Bevölferung darüber geftaltung. Nur 20 Abgeordnete des Centrums stimmten damals beruhigen, daß fetteus ihrer berufenen Vertreter alles geschehen mit der lintsstehenden Opposition. Sam will vielleicht das Centrum wird, um eine Verdunkelung des Thatbestands zu verhindern. ans feiner Haltung gegenüber der Militärvorlage vom Jahre 1893 Die Bevölkerung wird durch diese Gewißheit hoffentlich abgehalten herleiten, daß es nicht bewilligungsluftiger geworden sei. Die That­werden, sich durch Provokationen seitens der Juden zu Gewalt- sache, daß hier das Centrum noch einmal entschieden Nein sagte, ist thätigkeiten hinreißen zu lassen, die schließlich nur den Juden richtig, aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und gegen nüßen und die Aufmerksamkeit der staatlichen Organe von der über der Gesamtschwenhung seit 1880 giebt dieser Rüdfall in die dieser Erregung zu Grunde liegenden scheußlichen Mordthat abzu Zeit der Bewilligungsunlust dem gouvernementalen Charakter Tenten geeignet erscheinen. Sit es doch durch die Nuruhen in des Centrums fein andres Ausschen. War es doch ein ufren Nachbarstädten schon so weit gekommen, daß der Herr Mitglied des Centrums, das durch seine Anträge die Militär­Minister des Innern die Hauptaufgabe der Polizei- Organe vorlage unter Dach und Fach brachte, legte doch die zunächst in der Unterdrückung des überschäumenden Un- Centrumsfraktion feierlich dagegen Verwahrung ein. ein, daß willens einer erregten Bevölkerung ficht. Möge fich die aus seiner Haltung auf eine Verwandtschaft seiner Opposition christliche Bevölkerung daher einer einer so tiefernsten Sache mit derjenigen der mehr links stehenden Parteien geschlossen würde. würdigen Zurückhaltung befleißigen." Gleich bei der nächsten Vorlage zeigte sich auch das Centrum schon Damit hat das Herrenhaus endlich seinen wahren Beruf wieder als Netter in der Not. Es läßt die Militärvorlage 1898 gefunden. Es wird sich fortan ausschließlich derlei Er zwar nicht ohne Widerspruch passieren, streicht einige tausend Mann, Brterungen widmen. Die tiefernsten Fragen des Kartenlegens, und stellt der Regierung einen Wechsel auf den Rest der Vorlage für bewilligt aber den größeren Teil der Mehrausgaben ohne Bedenken der weißen Fran, des fliegenden Holländers, der Heil- die nächsten Jahre aus. wirkungen des Krötenfetts und der Stücke vom Henkerstrick, In der historischen Beleuchtung feiner Saltung zeigt also das des Tischrückens, der Resquer Phänomene werden mit Hilfe Centrum zweifellos, wie es aus einer Periode der Bewilligungs­Der Regierung einer befriedigenden Lösung entgegengeführt unfuit in eine Periode wachsenden Bewilligungseifers eingetreten ist.

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Die Mai- Krähen

begleiten, wie immer, das Lenzfest des Völkerfriedens und der fulturbefreienden Arbeit, mit ihrem mürrischen Gefrächz.

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honetten Bürgertums erst am Tage des Einzugs Franz Josefs be Die freifinnige Bossische Zeitung", die das Maifest des gehen wird auch die Parlamente werden vermutlich an diesem Tage feiern sieht immer noch in dem proletarischen Feiertag eine unerhörte Straftprobe" und eine Aufreizung zum Vertragsbruch": Deshalb muß die ernste Mahnung an die Arbeiterwelt, fich solcher Herausforderungen zu enthalten, nur eindringlich wieder­holt werden. Die Arbeiter können ihren Zweck durch Veranstaltungen außerhalb der Arbeitszeit vollkommen er reichen. Durch die eigenmächtige Arbeitsruhe aber verlegen sie das Recht Dritter und die von ihnen selbst eingegangenen Ber­träge. Und dagegen wird sich die bürgerliche Gesellschaft zu wehren wissen. Die Verantwortung für die Folgen des Kampfes fällt auf die zurück, die ihn geflifientlich heraufbeschworen haben." Hoffentlich werden am Maifest des Freisinns zu Ehren des Kaisers von Oestreich nicht etwa gar Arbeitgeber zum Vertrags­bruch aufgereizt". Das würde das rechtliche Biedermeier- Herz der Boffin" nicht überleben.

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In bänglicher Stimmung befindet fich die katholische Germania  " anläßlich des 1. Mai. Der Flottenverrat des Centrums und seine Förderung des Brotwuchers erivedt ihr schlimme Befürchtungen:

Das Hinarbeiten auf eine praktische Socialreform und die Erfolge der erstartenden socialdemokratischen Bewegung werden die Arbeiter der Socialdemokratie zuführen, wenn nicht die liberalen und konservativen Parteien, ebenso wie das Centrum für cine fräftige Fortführung der Socialreform und besonders für die Förderung der Arbeiterorganisation eintreten und es so den noch nicht socialdemokratischen Arbeitern ermöglichen, ihre Standes­interessen zu vertreten."

Wohlwollendes Verständnis für den gewaltigen Gedanken unsres Völferfestes zeigt von allen bürgerlichen Blättern nur die Bolks­3eitung":

Wahrlich, wir begrüßen in Anbetracht all dieser Verhältnisse immer wieder von neuem die Idee cines allgemeinen Feiertags zur Verlängerung der Arbeitersdjonzeit, so oft der 1. Mai heran naht und in den Herzen von Millionen fleißiger Arbeiter, ihrer Frauen und Kinder die Sehnsucht nach einer Milderung in der Ausnutzung ihrer Arbeitskraft lebendig wird und nach Ausdruck ringt! Denn in dieser Sehnsucht zeigt sich das brennende Verlangen nach einer menschlicheren Ausgestaltung unsrer gesamten Kulturverhältnisse, nach einer Hebung der Lebens­formen der breitesten Boltsschichten. Diese Sehnsucht will her­unterlangen vom Himmel die ewigen Rechte auf Teilnahme an den Errungenschaften der Kultur! Eine große, schöne, begeisternde Idee ist es, Millionen von Menschen zusammenzuführen zit dem Kultus dieses Kulturgedankens. Wer sich der ethischen Wuj t dieser Idee verschließt, den bedauern wir, weil feiner Ecele das Organ für die richtige Würdigung eines cr habnen socialen Gedankens fehlt.

Wie viele prank und geräuschvolle Feste wird der Deutsche  zu feiern genötigt, die an fittlicher Bedeutung weit zurückftchen hinter dem großen Gedanken eines ausreichenden Arbeiterschutzes! Wie viele Arbeiter werden auf Grund ihrer wirtschaftlichen Abhängigkeit gezwungen, mancherlei Feste dieser Art mit­zufeiern, von denen ihr Herz nicht voll ist? Will man den denischen, will man allen andren Arbeitern verwehren, fich um einen Festgedanken zu scharen, der eine begeisternde Kraft von elementarer Gewalt in sich birgt?

Gewiß! Hunderttausende von werteschaffenden Arbeitern müssen am 1. Mai im Dienste der Pflicht ausharren, ohne daß