christliche Sittlichkeit giefct, noch daß wir wissen, was es bedeuten soll:auf dem Bodeu der durch die christliche Sittlichkeit vol- sendeten Humanität" zu stehen. Das Ganze ist eine blühende Phrase ohne Sinn. Im Namen und Austrag Bebel's erklären wir, daß er jede, ohne seine ausdrückliche Zustimmung ausge stillte(Kandidatur seiner Person zurückweist. Von Hubertusburg dringt zu uns die Kunde, daß unsere Ge- sangenen Parteigenossen Liebknecht , Bebel und Daschnec in kürzester Zeit nach der Festung Königstein übersiedeln werden, da dort die bisher mangelnden Gefangenenräume jetzt vollendet sind. Gewerksgenossenschaftliches. Allgemeiner deutscher Schneidcrverein. Mürnöerg. Das beabsichtigte Stiftungsfest, welches in Ver- einigung mit der internationalen Schuhmacher-Gewerkschaft am 24. August im Cafe Reutersbrunnen anberaumt war, wurde uns polizeilich verboten. Die Beweggründe, die den hochlöblichen Ma- gistrat und das königl. Stadtkommissariat veranlaßten, diesen Akt auszuüben, überlasse ich hier zur Beurtheilung, indem ich den Sachverhalt wahrheitsgetreu berichte. Der Beschluß der betreffenden Behörde lautet wörtlich:Die Abhaltung des von dem allgemei- nen deutschen Schueiderverein und der internationalen Schuhma- cher-Gewerkschaft in dem öffentlichen Wirthschaftsgarten des Cafe Reutersbrunnen am 24. d. Mts. beabsichtigten Stiftungsfestes wird hiermit verboten, nachdem der Magistrat der Stadt Nürnberg als Ortspolizeibehördc unter Berufung auf die eine strafrechtliche Untersuchung nach Paragraph 95 des R.-St.-G.-B. wegen Belei- dizung des Kaisers veranlassenden Vorgänge(bei dem am 3. d. Mts. am gleichen Platze und von einer auf gleicher Grundlage vrganisirten Gewerksgenossenschaft veranstalteten Stiftungsfeste) fich gegen Ertheilung der Bewilligung ausgesprochen hat, und zwar um so mehr, als jene Feier zur Genüge au den Tag legte, daß das Ziel derartiger Feste in der That nicht aus gesellige Unterhaltung gerichtet ist, sondern mittelst derselben vorwiegend politische Zwecke verfolgt werden und keine Gewähr geboten erscheint, daß bei dieser unter freiem Himmel abzuhaltenden allgemeinen Versammlung die öffentliche Ordnung und Sicherheit nicht gestört werde. Art. 3 des Gesetzes vom 26. Februar 1850, die Ver- sammlungen und Vereine betr. u. höchst. Ministerialent- schließung vom 17. November 1872 Ut. B., Ziff. 2 das Stadtkommissariat zu Nürnberg betr.< Der königliche Commissär der Stadt. Beurlaubt: Bezelll Gleichzeitig mit Abschrift dieses Beschlusses obiger Behörde, die Eröffnung, daß hiegegen Berufung an die kgl. Regierung von Mittelftanken, Kammer des Innern, ergriffen werdei' kann." Daß wir Berufung ergreifen werden, ist so gewiß, als zwei Wal eins zwei ist; nur ist unser Fest,'welches auf ganz friedlichem Fuße, auf nur gewerkschaftlichen Angelegenheiten arrangirt war, vereitelt und die Deckung der hierbei erwacksenen Kosten uns selbst auf den Hals gebürdet. Wir haben seit Bestehen unseres Vereins in Bezug auf Politik uns weder einer Rüge noch einer Strafe von Seite einer Behörde schuldig gemacht und finden deßhalb diese Maßregelung von Seite einer Behörde geradezu für unerklärlich. Trotzdem es publik wurde, daß unser Fest verboten ist, waren die Garten-Lokalitäten am RenterSbrunnen, massenhaft von Arbeitern und Bürgern angefüllt, um doch wenigstens bei dem annoncirten Konzert sich einige Stunden zu amüsiren. Da jedoch der Wirth bedeutete, daß ihm auch die Abhaltung eines Konzerts für diesen Tag von Seite der Behörde verboten ist, so zog die Musik ein- fach ab, um auf eigene Faust, in einem andern Lokal ein Concert Zu geben und dem, wie voraussichtlich, auch die größte Masse der Anwesenden nachfolgte. So verlief ungefähr der Tag, den wir vns in trauter Umgebung von Freunden und Bekannten so Herr- uch ausmalten; doch was geschehen ist vorbei, jes falle aber Nie- wand ein, daß uns dergleichen von unfern Bestrebungen abschrecken wird, im Gcgentheil mögen Maßregelung oder Chikane über unS verhängt werden wie sie wollen, es werden dergleichen Akte uns uur noch mehr kräftigen und anspornen. Darum, Collegen! rufe ich Euch zu: schaart Euch fest zusam- wen! Organisirt Euch! Wir haben keinen andern Ausweg, wenn wir mit den gegenwärtigen Verhältnissen gleichen Schritt halten wollen, unsere Sache ist eine gerechte, unser Kampf ein heiliger! Unsere Forderungen keine übertriebenen, unser ganzes Streben be- wht einfach auf der Erringung eines Menschenwürdigen Daseins, 'wer menschenwürdigen Existenz, um als Arbeiter mit Frau und -sind anständig leben zu können; bis wir aber soweit kommen, sind manche Hemmnisse zu beseitigen, und deßhalb ist es Pflicht jedes Einzelnen, dies zu beherzigen und in die Reihen der kämpfen- den Brüder einzutreten, und den Kampfplatz nicht eher zu ver- wssen, bis wir zuverläßlich constatiren können, wir haben erreicht was wir wollten, nämlich: den vollen Ertrag unserer Arbeit! Mit collegialischen Gruß Joseph Rensing, GeierSberg 16, 3. Vorurtheil fallen müssen, daß die Buchbinder nicht fähig wären, in die Gestaltung ihrer Lage ein Wort mit hinein zu reden. Für den Ausschuß: H. Richter. Einnahme: Von Stuttgart gingen ein an freiwilligen Steuern: 3 Thlr.; für Protokolle und Steuern Thlr. 10 20. Dresden : freiwillige Steuer 5 Thlr. Hannover : freiwillige Steuer 10 Thlr.; an Stenern für Juni und Juli 8 Thlr. jFrankfurt: freiwillige Steuer Thlr. 4 8 6, an Steuern und Protokolle Thlr. 6 22. Leipzig : freiwillige Steuer 10 Thlr.; an Steuern und Protokolle Thlr. 16 16 5. Cöln: fteiwillige Steuern Thlr. 5 20. Berlin : für Protokolle Thlr. 1 20. Hamburg : für Protokolle 24 Sgr. Lübeck : Steuern und Protokolle 15 Sgr. München : für Steuern und Protokolle: Thlr. 4 14 8. Summa der Einnahmen: Thlr. 92 10 9. Ausgaben: Für Drucksachen: Thlr. 45 25. Für Copir-Uten- silien und Contobücher: Thlr. 8 23. Buchbinderarbeiten: Thlr. 9 5. Für Porto und Schreibutensilien: Thlr. 4 16. An Unterstützung: 5 Thlr. Summa der Ausgaben: Thlr. 73 9. Summa der Einnahmen wie oben 92 10 9. Ausgaben 73 9. Kassenbestand 19 1 Bilanz: Außenstände für Protokoll: 40 20. Kassenbestand: 19 1 9. 9. Summa 59 21 9. Collegen! Vom 1. Oktober ab erscheint Euer Organ: die Allgemeine Buchbinde�eitung" zum Preise von 6 Sgr. pro Quartal monatlich zweimal. Wir erwarten, daß nicht nur Jeder es für seine Pflicht erkennt, bei diesem billigen Preis zu abonniren, sondern wir erwarten auch, daß Ihr das Organ durch Einsendung von Correspondenzen, Notizen u. f. w. unterstützen werdet. Die Allgemeine Buchbinderzeitung" darf in keiner Werkstätte fehlen. Ferner wollen die Vorstände der Vereine Filialexpeditionen über- nehmen, damit uns die Verwaltung erleichtert wird, und abonnirt man gegen Pränumerando-Zahlung des Betrages bei H. Richter, Leipzig , Sternwartenstraße 23. fclB. Die Expeditionen nachstehender Organe werden freund- lichst gebeten, die im Annoncentheil befindliche Einlavung abzu- drucken und Unterzeichnetem Nota zu senden:Chemnitzer freie Presse",Crimmitschauer Bürger- und Bauernfreund",DreSde- ner Volksbotc",Braunschweiger Volksfteund",Fürther Demo- kratisches Wochenblatt",Wiener VolkSwille",Gleichheit". Gewerkschaft der Holzarbeiter. Khcmuih, 25. Aug. In der Sitzung vom 18. August wurden �wählt zum Bevollmächtigten: Adolph Beck, Färberstraße Nr. 8, zum Stellvertreter Friedrich Delling, zum Kassirer Hertel. Allgemeiner Böttcher-(Küper-) Verein. Dresden . 26. August. Nachdem der Kongreß in Berlin vom 2. und 3. Juni ds. JrS. Dresden zum Sitz der Controll-Com- Wisston ernannt, wurden in der Generalversammlung hiesiger Bött- Zergehülfen vom 19. Juli nachstehende Personen in die Controll- Kommission gewählt: 1) August Reise, 2) Wilhelm Petters, Julius Goltzfche, 4) Gustav Hiob, 5) Wilhelm Winkel­wann. In der konstituirenden Sitzung der Controllcommission ?w 9. Augxrst wurde Unterzeichneter als Correspondent gewählt, wid sind Briefe nur zu senden an Friedrich Wilhelm PetterS, Rosenweg 66. 4. E. Verband für Buchbinder. Leipzig . Wir geben unten die Kassenabrechnung für den Mo- "at Juni und behalten uns die Berichtigung von Jrrthümlichkeiten ?°r. Wenn wir in Betracht ziehen, daß im Monat Juni der Ver- gegründet wurde und daß dabei größere Ausgaben unver- Midlich wurden, so müssen wir doch sagen, wenn wir das Resul- f* des ersten Monats ansehen, daß wir auf dem Wege sind, eine rganisation zu schaffen, welch- auf die Dauer allen Anfeindungen 'verstehen wird. Thut man in Zukunft noch in größerem Maße we Schuldigkeit der Verbandskasse gegenüber, so wird bald das Correspondenzen. Leipzig , 27. August. Der Ukasunseres" Rüder, betreffend den Besuch des Eisenacher Congresses, hat in verschiedenen aus- wältigen Blättern eine passende Würdigung gefunden. Zu Nutz und Frommen unserer verehrten Leipziger Liberalen drucken wir die, Meinungsäußerung derChemnitzer Nachrichten" ab, des ein- zigen liberalen Blattes in Sachsen , dessen Redaktion im Andenken an ihre Vergangenheit zeitweilig noch so viel Schamgefühl besitzt, j um die Uber alles Blaß gehende Verfolgungssuchlliberaler" Be- Hörden gegen die Sozialdemokratie einem Tadel zu unterziehen. DieDeutsche Allg. Zeitung", das Blatt derliberalen" Finna Biedermann-Brockhaus mit dem Motto:Wahrheit und Recht, Freiheit� und Gesetz", ist weniger zartbesaitet, es druckt alle Maß- regelungen ohne eine Bemerkung ab und ertheilt dadurch stillschwei- gend ihnen seine Billigung. Das andere Hauptblatt der National- liberalen in Leipzig , dasTageblatt", schämt sich sogar nicht, mit Entschiedenheit für die tollsten Maßregeln einzutreten. Dafür ist es auch Amtsblatt des Raths der Stadt Leipzig , und somit bringt es sein Amt mit sich, auch die ihm Seitens des Polizeibureaus zugehenden Artikel gehorsam zu apportiren. Es kommt hinzu, daß das Blatt, das so feige vor der Drohung der Regierung: es seines amtlichen Charakters zu berauben, zu Kreuze kroch es drohten ihm dadurch einige Tausend Thaler Einnahme flöten zu gehen, und wenn es sich um den Geldbeutel handelt, dann hole der Teufel die Prinzipien, sich natürlich dafür durch An- griffe gegen die Sozialdemokratie schadlos halten muß. DieChemnitzer Nachrichten" schreiben: Wenn man einen derartigen Erlaß in Rußland würde. man ihn Ukas nennen liest, so fragt man sich, ob Leipzig in einem konstitutionellen Staate liegt, ob Sachsen ein Rechtsstaat sei oder ein Staat, in welchem die Verwaltungsbehörden absolute! Herrschaft ausüben. Nicht-Sachsen ist es vollständig unbegreiflich, wie ein Polizeidirektor die Theilnahme an diesem Congreß ver- bieten kann. Der Leipziger Stadtrath thut sich zuweilen etwas auf seine Freisinnigkeit zu Gute. Nun, offen gestanden, diese Freisinnigkeit kann nicht besser illustrirt werden, als durch dieses Verbot des Herrn Dr. Rüder. Da ist doch Herr v. Beust, der Vielgeschmähte, ein Ausbund von Freisinnigkeit gegen diesen libe­ralen Stadtrath von Leipzig gewesen. Herr v. Beust gestattete die Abhaltung der Generalversammlung des Nationalvxreins 1866 in Leipzig . Mit demselben Rechte hätte er jedem Leipziger Ein- wvhner vier Wochen Haft androhen können, der dem Nationalver- ein beigewohnt hätte, wie dies jetzt Herr Dr. Rüder bezüglich des sozialistischen Congresses in Eisenach thut. Die Sache ist die: der Leipziger Stadtrath hat wohl die Prinzipien der wahren Frei- heit nie begriffen, sonst würde er wissen, daß man das Recht, welches man für sich in Anspruch nimmt, auch seinem Gegner zu- gestehen muß. In dieser Beziehung darf eine Partei nie parteiisch werden! Welchen Lärm erhob man in Leipzig iu der Amts- und Tageblattftage? Wir meinen, daß der Stadtrath von Leipzig , der durch seinen Polizeimeister die Betheiligung an dem Eisenacker Congreß mit vier Wochen Sttafe bedrohen läßt, sich nun nicht mehr über das Vorgehen des Ministers in dieser Frage beschweren darf. Herr Polizeimeister Dr. Rüder hat nach Kräften dazu bei- gettagen, den ohnehin durch frühere Vorgänge(Hepner's Auswei- sung k.) sehr im Niedergang begriffenen Ruf von der Leipziger Toleranz gegen Anders Denkende zu mindern; dieser Akt wird dazu beittagen, Leipzig einen Ruf zu erwerben, um den die kleinste Dorfgemeinde das große Leipzig nicht beneiden wird. Wenn übri- gens solche Zustände, so merkwürdige, partikularistische Bestimmun- gen in Sachsen existiren, daß ein Polizeimeister von Leipzig einen derartigen Ukas erlassen kann, so darf man sich nicht darüber wundern, daß Sachsen das beste Versuchsfeld für die Operationen der internationalen Sozialdemokratie ist. Derartige Dinge, der- artige dem Prinzip- wahrer Freiheit geradezu entgegenlaufende Maßregeln schwächen nicht die Partei, gegen die man sie anwendet, sondern sie stärken sie. Wir befürchten, daß Leipzig diesen Ukas seines Polizcimeisters theuer büßen wird bei der Reichstags­wahl. Wenn dann die sozialdemokratische Partei Herrn Bebel als Abgeordneten für den Reichstag durchbringt, dann mag sie sich dafür bei dem Stadtrathe und Polizeimsister von Leipzig be­danken." Wir rechnen allerdings auch stark bei der nächsten Wahl auf die agitatorische Thätigkeitunseres" Rüder und haben die ernste Absicht, ihn im Falle eines Sieges in Leipzig zum Ehrenmitglied- der sozialdemokrattschen Arbeiterpartei vorzuschlagen. Dem Ver- dienst- seine Krone. DemNürnberger Correspondent", ein conservativ-liberaleS Blatt, schreibt man aus Dresden : Große Heiterkeit, die jedoch bei längerer Betrachtung einer gerechten Entrüstung Platz macht, erregt ein Verbot des Leipziger Polizeipräsidenten Dr. Rüder an die Einwohnerschaft Leipzigs , worin auf die Theilnahme an dem sozialdemokratischen Congreß zu Eisenach eine Haftstrafe von vier Wochen gesetzt wird. DaS heißt denn doch die Polizeiwillkür auf das Unsinnigste ausdehnen. Schreiber Dieses gehört der Sozialdemokratie nicht an, steht glück- licherweise auch nicht unter der Disziplinargewalt des national- liberalen Polizeipräsidenten Rüder ; aber gegen ein solches Verbot in's Blaue hinein an eine ganze Einwohnerschaft empört sich jeder Nerv. Es ist ein frivoler Eingriff in das Staatsbürgerrecht, die Theilnahme an einem Congresse von vornherein mit Strafe zu bedrohen, wenn dieser Congreß in einem deutschen Bundes- staate abgehalten werden soll und seine Theilnehmer an und für sich deul allgemeinen Reichsstrafzesetzbuch unterliegen. Ueber- haupt kann man den Kampf, den Reichs- und Laudesbehörden gegen die Sozialdemokratie in Leipzig führen, als einen besonders geschickten kaum bezeichnen." Die gleiche Ansickt theilen auch Andere, und wir haben schon in Privatkreisen die Ansicht ventiliren hören, ob es sich in Bezug auf Herrn Rüder nicht der städtischen Behörde empfehlen ließe, den anscheinend bedenklichen Gesundheitszustand desselben einer ärztlichen Prüfung zu unterziehen: Denn wenn auch der Eifer, womit er die Sozialisteutödlung leider bisher mit dem ent- gegenzesetzten Erfolg betreibt, alle Anerkennung verdient, so darf doch dieser Eifer für die Stadt, die er vertritt, nicht zu einer Blamage in der ganzen civilisirten Welt ausarten. Leipzig , 28. August. ES ist unsere Aufgabe sonst nicht, über lokale Exzesse zu berichten, selbst dann nicht, wenn derlei Exzesse für die ordnungsstiftende Polizei einen solch üblen Ausgang nehmen, daß Militär reguirirt werden muß. Haben wir doch über Exzesse uns vernehmen zu lassen, bei denen die Existenz ganzer Na- tionen ins Spiel kommt. Für dieses Mal müssen wir aber eine Ausnahme von der Regel machen, da in den Berichten einiger hiesiger Lokalblätter über die Vorkommnisse ein Passus vorkommt, der nicht undeutlich die Absicht zu erkennen giebt, die Schuld an dem Skandal auf die Leipziger Sozialdemokraten abzuwälzen. Zur Orientirung unsrer Leser diene Folgeudes: Am Freitag, den 22. d. M. wurde in dem von Bordellen wimmelnden Pleißen- gäßchen ei» Soldat nicht unerheblich verwundet. Wüthend darüber, demolirten am Sonnabend eine größere Anzahl Kameraden des Verletzten eines der Bordelle, und zwar, wie erzählt wird, ein an der Verwundung des Soldaten unbetheiligtes. Mochte nun diese Heldenthat die Kampfeslust einiger Raufbolde in Civil augestachelt haben, kurz, an den folgenden Abenden wiederholten sich die Ex- zesse, und, wie dieLeipziger Nachrichten" und dieLeipziger Zei- tung" behaupten, die Exzedeuten drangen mit dem RufeEs lebe Lassalle ! Es lebe Bebel!" in einige Bordelle ein. Ist eS nun wahr, daß diese Hochs ausgebracht sind, dann behaupten wir, daß von schurkischer Seite hierzu Leute geworben sind. Sind die Hochs aber nicht ausgebracht worden, dann erklären wir die Behauptung für eine Infamie. Wir behaupten ferner, daß sich unter den Hunderten von Verhafteten auch nickt ein Sozialdemokrat befindet, dem die Betheiligung an den Exzessen wird nachgewieseu werden können. Aber diese Zeilenschmierer haben ja die Aufgabe, ihren Lesern möglichst viele und interessante Neuigkeiten aufzutischen, und da kliugt es doch schon anders, wenn der ueuigkeitsdurstige Spießbürger erfährt, es sei bei dem SkandalHoch Lassalle, Hoch Bebel" geschrien worden. r Leipzig . Also auch Leipzig hat seinen Krawall gehabt keinen Bierkrawall, die Bierkrawalle überlassen wir den Süd- deutschen; auch keinen sozialdemokratischen Krawall, dafür sorgt Rüder, und sozialdemokratische Krawalle sind schon so häufig in Szene gesetzt worden, daß sie für ein sogebildetes" Publikum, wie das Pleißatheniensifche" keine Anziehungskraft haben. Das gebildete" Pleißathen mußte etwas ganz Apartes haben, einen Krawall wie er noch nicht dagewesen, einen Krawall, der den Culturzustand des nationalliberalen Stadtparadieses ebenso getreu bezeichnete, wie die Bierkramalle den Bayerischen. Leipzig hat seinen Bordellkrawall gehabt! Schauplatz: die von den sittlichen Musterbehörden der sitt- lichen Musterstadt organisirten und patentirten Bordelle und die Straße, in welcher sich dieselben befinden. Schauspieler und Schauspielerinnen: die bewaffneten Hüter des Gesetzes, Soldaten und Polizeidiener aufeinander loS- keilend, liederliche Dirnen, Kupplerinnen und sonstige Zierden der besten der Welten schimpfend, zeternd. Fürwahr, ein Schauspiel für Götter und Sozialdemokraten, dieser Leipziger Bordellkrawall, der mehrere Tage lang dauerte, und den Ruhm der Rüderstadt womöglich noch duftender gemacht hat, als er vorher schon war. Leipzig.An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." So hätte jeder denkende Leser ausrufen können, welcher das Referat der Leipziger Bäckerinnung vom 22. August in Nr. 235 des Leipziger Tageblatt " gelesen hat. Wiewohl mich die Sache persönlich eigentlich gar nichts an- geht, so sehe ich mich doch gezwungen, der Oeffentlichkeit gegenüber etwas näher auf die Sache einzugehen. Wenn ich gegenwärtig hier auch nicht in Arbeit stehe, so habe ich doch Jahre lang hier gearbeitet, und bin nur auf wiederholte? Drängen meiner Kollegen zur Annahme ihrer Verttetung zu be- wegen gewesen. Obgleich ich die gegen mich von der Leipziger Bäckerinnung getroffene Maßregel durchaus gutheiße, so beschleicht mich doch ein eigenes Gefühl, wenn, wie es bewiesen und durch den Schlußsatz jen:S Referats zu erkennen ist, die Absicht vorliegt, sämmtliche Mitglieder deS Comitö's nach und nach zu entlassen, damit zum Verhandeln Keiner mehr übrig ist. Erstens ist es Keinem in den Sinn gekommen zu striken, fon- dern nur berechtigte Forderungen, durch den Bericht entstellt, auf fteundschaftlichem Wege zu erreichen. Ob nun, wie mir meine Kollegen erzählt, Herr Obermeister Böhme blos deshalb eine Generalversammlung annoncirte, um als reuiger Sünder seine früher persönlich gemachten schmeichelhaf- ten Aussprüche einem Mitglied- gegenüber zu widerrufen oder ob er Abbitte leisten wollte, vermag ich nicht zu entscheiden. Dieses, soweit den Sachverhalt betreffend, als einzige Antwort. Friedrich Lindner, Bäckerzesell a. D. Thonberg. In der am Montag stattgehabten Versammluug deö hiesigen Arbeitervereins wurde u. A. beschlossen:Weil der sächsische Landtag auS Censuswahlen hervorgeht und es deshalb dem Arbeiterstand unmöglich gemacht ist, Kandidaten seiner Rich-