Menge mit einer Mordgier zn erfllllen, die in den Annale» der modernen Civilisation geradezu beispiellos ist. Ein französtscher Capitän rettete mit Gefahr des eigenen LebenS die bedrohten Deutschen ; der Commandant des Platzes mußte sie auf Schleich - wegen zum Bahnhofe bringen lassen, um nicht einen blutigen Auf- fland zu provoziren, Uber dessen Ausgang er bei der Stimmung einer Soldaten nicht einmal sicher fein tonnte. So sind die Thatfachen, wie sie berichtet werden, und es würde gänzlich zweck- loS sein, Uber dieselben vom moralischen(?) Gesichtspunkt aus Be- trachtungen anzustellen, da ja diese Seite des Vorganges grell ge- nug für sich selber spricht. Wir haben eS hier mit einem wilden Ausbruche jener scheußlichen Leidenschaft zu thun, welche schon so- viel namenloses Unheil Uber die Völker gebracht hat und die durch jeden„glorreichen" Krieg nach jahrelanger Arbeit der Civilisation von Neuem aus dunkelen Tiefen hervorgelockt wird— dem Racen- haß. Was der fanatisirte LUncviller Pöbel that, ist nur die Hand- greifliche brutale Verwirklichung Dessen, was so mancher„gebildete" Lümmel von heute unter der Idee des„Patriotismus" versteht. Zum Beispiel, wenn im Winter 1370 einer der„populärsten" deutschen Tagesschriftsteller in der Leipziger Gartenlaube sich Uber die langen verdutzten Gesichter der französischen Bauern lustig machte, welche beim Herannahen der Schlacht aus ihren Dörfern in die Wälder geflohen waren, um bei ihrer Rückkunft statt der heimathlichen Höfe nur noch Aschenhaufen vorzufinden, wenn ein anderer sehr„gebildeter" Kriegsberichterstatter in der„Köl- Nischen Zeitung" es beklagte, daß er nicht Schiller's Wallenstein in seinem Reisegepäck habe, um bei dem Anblicke der nächtlich brennenden Dörfer und der im rolhen Fackelscheine vorüberziehenden Reiterschaaren die Dichtung mit der Wirklichkeit vergleichen zu können; wenn mit patriotischem Wollustkitzel erzählt wurde, daß „unsere Jungens" eine Anzahl Franktireurs von Chateaudun , nachdem ihnen bereits die Füße verbrann t waren, mit den Bajonetten an die Wand spießten und sie so eine Stunde lang stecken ließen — wenn alles Dies von„gebildeten" Schriftstellern in den gc- lesensteu deutschen Blättern erzählt wurde, als ob Das nur so zu den pikanten Einzelnheiten eines jeden Krieges gehöre, so darf man sich auch nicht wundern, wenn französische Pöbelmasseu zu so bestialischen Thaten schreiten, wie wir sie hier in Lüneville sehen. ES ist der schauerliche Fluch der Kriege, welcher hier in dem auf- lodernden Racenhasse sich zeigt, und dieser Fluch wird sicherlich »icht durch Schlachtenfeiern und SiegeSfeste gemildert."— Wir glauben nicht, daß es für solche Dinge einen„moralischen Gesichts- punkt" gibt.' Es gilt hier nur das ekle Handwerk jener Preß- wrkos zu brandmarken, welche erst den Racenhaß mit allen Mitteln schüre» und dann die Folgen ihres schuftigen Treibens vom „moralischen Gesichtspunkt" aus betrachten und den Franzosen die „Rohheitsakte", welche sie(die Preßturkos) selbst mit allen Mitteln hervorzurufen sich bestrebten, vorwerfen wollen. Treffend charatterisirt der„Beobachter" die Folgen des Nationalhaffes; wer aber in dieser Affaire den Namen Pöbel verdient, das sind weniger die Lüneviller Betheiligten, sondern die deutschen„Macher der öffent- lichen Meinung". Die sind der wahre Pöbel! Die sind daS wahre Lumpenproletariat! — Daß unseren Gegnern an manchen Orten, namentlich in Sachsen , vor den nächsten ReichStagSwahlen die Haut zu schauern beginnt, läßt sich aus verschiedenen Anzeichen ersehen. Auch„oben" sieht man nicht ganz ftöhlich in die Zukunft und das offizielle „Dresdener Journal" leitet deshalb die offizielle Wahlagitation mit nachstehendem Angstschrei ein: „Bei den in den letzten Jahren vorgekommenen Reichstags- und Landtagswahlen ist bekantlich vielfach eine geringe Betheili- gung wahrzunehmen gewesen. Insbesondere ist mehrseitig bemerkt worden, daß zahlreiche, im unmittelbaren Staatsdienste stehende Angestellte an den Wahlen sich nicht betheiligt haben. Letzteres ist um so bedauerlicher, als die Nichttheilnahme von Personen, bei welchen ein besonderes Interesse für die Wahlhandlung vorauöge- setzt werden muß, auch andere Personen-in Ausübung des ihnen zustehenden Wahlrechte« lässig zu machen geeignet ist. DaS könig- liche Ministerium des Innern hat deßhalb, wie wir vernehmen, von den in Kurzem bevorstehenden Landtagsergänzungswahlen Veranlassung genommen, die Beamten seines Ressorts darauf auf- merksam zu machen, wie wünschenSwerth es sei, daß sie sich, so- weit sie als Stimmberechte betheiligt sind, die Ausübung des ihnen zustehenden Wahlrechtes angelegen sein lassen." Zu deutsch lautet diese geschraubte Auseinandersetzung: Der bureaukratische Apparat hat bei den nächsten ReichStagSwahlen mit voller Dampfkraft den Sozialdemokraten entgegenzuarbeiten. So viel wir wissen, steht es jedem Staatsbürger frei, ob er wählen will oder nicht und es ist kein Beamter verpflichtet, solchen„Wün- scheu" deS Ministeriums nachzukommen. In andern„Staaten" ist sonst das Beamtenthum servil genug und wählt gewissenhaft und eifrig nach den Wünschen der jeweiligen Regierung; in Sach- sen ist dies nicht der Fall. Das kommt eben davon, wenn so ein armer Beamter zugleich ein eiftiger Reichswedler, ein Preußenver- herrlicher, ein guter Mordspatriot und doch auch ein guter säch- sischer Unterthan sein soll. AuS solcher Klemme helfe der Teufel heraus! — Ein erbitterter Feind der Sozialdemokratie, Herr Karl Wartenburg in Gera , leitartiielt in seinem„Norddeutschen Wochenblatt" über den Leipziger Bordellkrawall. Gerade weil wir wissen, daß dieser Mann entschieden auf der Seite derjenigen steht, welche da« Proletariat politisch wie sozial geknechtet haben wollen, weil wir wissen, daß er ein Verehrer des preußischen PolizeistaateS ist, glauben wir unfern Lesern nicht vorenthalten zu dürfen, was er von der Leipziger Polizei denkt. Herr Wartenburg schreibt über deren Verhalten: „Die Polizei des Stadtraths von Leipzig , fammt Polizeidirektor Rüder, war nicht im Stande die Exzeffe zu verhindern, sie mußte Truppen aufbieten.... Noch ein einziger Exzeß und es wäre zum Feuern, vielleicht sogar zur Erklärung des Belagerungszustandes gekommen. Wir brauchen auf die traurigen Konsequenzen solcher Zustände nicht hinzuweisen. Wir fragen uns aber, war die Polizei Leipzigs in der That nicht im Stande, dem vorzubeugen? Mußte wirtlich Militär requirirt werden? »Nein, nein!" ruft das„liberale" Tageblatt, unsere Polizei war nicht im Stande dies zu thun. Herr Polizeidirektor Rüder hat ja nur KS Polizeidiener, in Stuttgart hat man über 100!" Aha, also Herr Dr. Rüder hatte nicht genug Polezeidiener! Wir meinen aber, die Menge der Polezeidiener thut eS nicht! Denn 6000—8000 Menschen werden schließlich auch mit 100 Polizisten, selbst wenn sie Schutzmänner und Konstabler heißen, fertig. Haben denn aber die„liberalen" Pattone des Tageblattes nicht darüber nachgedacht, daß die moralische Autorität eines Polizeiamtes viel wirksamer ist, als hundert Polizisten? Worauf beruht nun diese Autorität, die mit Popularität sehr gut gepaart sein kann? Auf einer gerechten, energischen, parteilosen, aber auch zeitgemäßen liberalen Anwendung der bestehenden gesetzlichen Vor- schnften. Darauf, daß ein Polizeiamt durch Anwendung zwar noch formell bestehender, aber veralteter, nicht mehr zeitgemäßer, auf dem Ausfterbe-Etat stehender Gesetze und Verordnungen keine Herausforderung zur Kritik giebt. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig mit Herrn Dr. Rüder an der Spitze hat aber leider nur zu sehr durck seine Ausweisungen von politisch mißliebigen Personen, wie Hepner u. A., durch seine Verbote bezüglich der Theilnahme an den sozialistischen Konzreffen u. s. w. die Kritik herausgefordert, nicht bloß etwa ßie Kritik der sozialdemottatischen Presse, sondern der gesammteu nnabi, äugigen Presse Deutschlands . Derartige Kritiken dringen in das Publikum und sie haben wahrlich nicht dazu gedient, die Autorität des Polizeiamtes zu stärken. Wir meinen, daß es daher zweckmäßig und im Juteresse der Stadt Leipzig , resp. der dortigen Polizeiverhältnisse wäre, aber auch im Interesse der liberalen Partei und der liberalen Grundsätze, wenn Herr Dr. Rüder in den wohlverdienten Ruhestand und ein Mann an die Spitze der dortigen Polizei tteten würde, dessen Maßnahmen nicht die gesammte unabhängige deutsche Presse zu so einstimmiger Kritik herausforderten." Soweit Herr Wartenburg . Wenngleich wir seine Ausführungen von der„moralischen Autorität" einer Pplizei im heutigen Staat als Expektorationen eines politischen Abcschützen bezeichnen müssen, so ist doch nicht zu unterschätzen, daß er den Rückttitt Rüvers verlangt. DaS hat bis jetzt kein liberales Blatt gethan; alle tadelten sie öffentlich daS Vorgehen Rüders und freuten sich heim- lich darüber. Herr Wartenburg meint freilich, Rüder möge in den„wohlverdienten Ruhestand" tteten. Hat Rüder durch sein Auftreten gegen unsre Partei diesen Ruhestand„wohl verdient"? Dies scheint im Grunde Herrn Wartenburg's Ueberzeugung zu sein; denn wo soll sich Rüder sonst„verdient" gemacht haben? Wir gönnen ihm übrigens von Herzen den„wohlverdienten Ruhe- stand"— wenn er nur geht! — Herr Biedermann, den es von Zeit zu Zeit juckt, mit uns anzubinden(Apropos, das neuliche Denunziatious- und Trans- substantionswunder hat er für einen„unbeabsichtigten Schreib- fehler" erklärt, woraus wir die interessante Thatsache entnehmen, daß es für Herrn Biedermann auch beabsichtigte Schreibfehler gibt), hat sich wieder einmal den Spaß gemacht, aus einem anderen Blatt einige Schimpfereien auf den„Volksftaat" abzudrucken, was freilich sicherer ist, als das Geschimpfe unter eigener Firma zu üben. Diesmal ist es die„Weserzeitung", welche in Conttibution gesetzt wird, und hat uns Herr Biedermann bei dieser Gelegenheit durch eine„wunderbare„Fügung Gottes" zu einer sehr nützlichen und angenehmen Entdeckung verholfen. Der Verfasser des be- tteffcnden Artikels, welcher uns— da wir die„Weserzeitung" nicht lesen— ohne die Freundlichkeit deS Herrn Biedermann unbekannt geblieben wäre, ist nämlich Niemand anders, als unser alter Concordiafreund„vom Mittelrhein "» der offenbar das Denunziren des„Volksstaat" systematisch und en gros betteibt. Seine neueste Leistung gilt dem Aufsatz über„Die deutsche Rebel- lion 1349" in Nr. 77 und 73 des„VolkSstaat ", ein Aufsatz, der allerdings geeignet ist, schwarzweißrothen Gemüthern Bauchgrimmen zu verursachen. Ans Widerlegen denkt der Biedermann„vom Mittelrhein " natürlich nicht— dürfte auch schwer fallen!— er will bloß denunziren, und so denunzirt er denn, ähnlich wie in dem famosen Concordiaartikel, einfach um zu denunziren, denunzirt geschäftsmäßig, ssus plirase purement et simple- ment*). Freund„S." scheint sich in seiner jetzigen Stellung nicht mehr behaglich zu fühlen, und um jeden Preis die Gunst' des Herrn Stieber erlangen zu wollen. Der Reptilienfonds verfügt ja über nahezu eine Million Thaler das Jahr. Jedenfalls danken wir dem Herrn Biedermann von der Pleiße, daß er uns mit diesem neuen Material über den Biedermann„am Mittelrhein " versehen hat. Wir werden ein wachsames Auge auf den Herrn haben. — An die Adresse Derer, die sich gemeint fühlen!— Im 6. Bande seiner Tagebücher, Seite 30, sagt Varnhagen von Ense unterm 23. Januar 1844:„Dr. Arnold Rüge, hier nun doch ausgewiesen, hält sich in Potsdam auf. Auch Dr. Gold- sticker ist ausgewiesen. Schmachvoll e Behörden, so niederträch- tlig als tölpisch! Wird nicht endlich diese Hundsfötter ihre Sttafe treffen?"— — Es war in diesem Blatt jüngst wiederholt die Rede davon, daß die deutschen Regierungen, um die Auswanderung zu verhin- dern, den Bewohnern die Heimath„lieb" machen wollten. Als Nachttag zu jenen Bemerkungen möge hier die am 16. Dezember 1358 dem deutschen Bundestage überreichte bairische Denkschrift erwähnt werden, aus welcher Bernhard Becker in seinem sehr lesenSwerthen und brauchbaren Werke(vabei müssen wir es freilich dahingestellt sein lassen, ob die Beurtheilung Einzelner, wie I. PH. Becker's und Wuttke'S, durchweg richtig ist)„Die Reaktion gegen die deuffche Revolution von 1843" nachstehenden Passus hervor- hebt:„Die Auswanderung macht in einzelnen Gegenden Deutsch - landS empfindliche Lücken und wird unangenehm verspürt; allein im Großen und Ganzen kann sie, auch staatlich bcttachtet, kei- neSwegs als ein Nachtheil oder gar als ein Unglück angesehen werden. Durch die Auswanderung hat Deutschland Hunderttausende von Politisch- Mißver- gnügten verloren."— Das heißt deutlich und deutsch gesprochen! Jedes Wort als Commentar könnte hier nur abschwächend wirken.— — Die Augsburger„Allgemeine Zeitung" theilt über die aus den HochverrathSprozcß zu Kopenhagen erfolgte Neuorganisation der Arbeiter Nachstehendes mit: „Nach Auflösung deS„internationalen Arbeitervereins" hat der neugestiftete„demokratische Arbeiterverein" eine große Arbeiterver- sammlung auf dem Stadtfelde abgehalten. Dieselbe verlief ohne jede Störung. ES wurden drei Resolutionen angenommen. Die erste derselben bezieht sich auf die verurtheilten Führer der Sozial- demottaten, welche durch das harte Urtheil, das sie bettoffen, keine Schädigung ihrer Ehre in den Augen der Arbeiter erlitten haben, wohingegen alle Diejenigen, welche auf verschiedene Weise dazu mitgewirkt, daß die strengste gesetzliche Sttafe über die Für- sprecker der Arbeiter verhängt worden sei, sich die Verachtung dieser zugezogen. Die zweite Resolution geht darauf au«, beim König ein Begnadigungsgesuch zu Gunsten der Verurtheilten einzubringen. Das Urtheil sei unter solchen Verhältnissen gefällt worden, daß es nicht als Ausdruck der wahren Gerechtigkeit angesehen werden könne, welche die menschlichen Gesetze und die menschlichen Urtheile durchdringen müsse. Man wolle nicht diesen oder jenen Punkt in den Motiven des Urtheils zum Gegenstande der Kritik machen, sondern nur die Behauptung aussprechen, daß in den Motiven eine vollständige Verkennung der Arbeiterbewegung enthalten sei, die von den Verurtheilten geleitet worden. Durch die lange De- tentionshaft, welche sie erlitten, sei aber auf jeden Fall dem Wort- *) Ohue Phrase, rem und zweifelsohne. ftaut deS Gesetzes Genüge geleistet. Die dritte Resolution besagt 'daß mau in dem über die Führer gefällten Urtheil eine Aufforderung für alle Arbeiter deS Landes sehe, sich fester zusammenzuschließen, um durch gegenseitige Unterstützung den Angriffen der G:gner widerstehen zu können. Ein Mittel zur Organisation dieses Zu- sammenschließenS fei der demokratische Arbeiterverein, dessen Auf- gäbe eS fei, über die Aufrechthaltung des Grundgesetzes zu wache« und für die sozialen und politischen Rechte der Arbeiter zu wirken. Es werden daher alle Arbeiter im ganzen Lande dazu aufgefordert, � sich dem demottatischen Arbeiterverein anzuschließen und so eine feste Arbeiterpartei zu bilden." Soweit das AugSburger Blatt. Vorsitzender der Versammlung war Pichl, der bekanntlich im vorigen Jahre von 6000 Mit- gliedern zum Kongreß der Internationale nach dem Haag gesandt wurde. Wie wir nunmehr ersehen, sind unsere dänischen Genossen, bezüglich der Gnadengesuche, anderer Ansicht als wir, was uns indessen nicht hindern kann, unsere Solidarität mit den Kopen- Hagener Verurtheilten, sowie mit den dänischen Arbeitern hier neuerdings zu erklären. — Die Dummen werden nicht alle. Der Italienische Minister des Innern hat an die Präfekten des Königreichs Italien ein Rundschreiben erlassen, in welchem er sie auffordert, „durch kluge Borsichtsmaßregeln und behutsame? Eingreifen alle« Anlässen zu Arbeitseinstellungen womöglich vorzubeugen" wen» aber solche dennoch ausbrechen sollten,„energisch für die Aufrecht- erhaltuug der Ordnung zu sorgen." Die meisten Arbeitseiustel- lungen, belehrt der Hr. Minister seine Untergebenen, seien„Kund- gedungen der Umsturzpartei", und:„eS bestätigt sich, daß der Hauptzweck des diesjährigen Congresses der Jnter- nationalen gerade darin besteht, eine allgemeine Ar- beitseinstellung in allen Fabriken zu Stande zu bringen, wo die gefährliche Gesellschaft Wurzel gefaßt hat.„ Der Mann, der dieses geschrieben, heißt Cantclli, und schlagen wir ih« hiermit zum Ehrenbürger von Leipzig vor. Herr Rüder wird unfern Vorschlag gewiß unterstützen.— — Ueber den Antheil der spanischen Arbeiter an den revolutio- nären Vorgängen entnehmen wir einigen im„Airnbeau" voll Verviers befindlichen Correspoudenzen aus Spanien Folgendes: „Nur auf zwei Punkten, wird aus Madrid unterm 4. August ge- schrieben, nur auf zwei Punkten hat die Internationale(V. h. die Bakunisten) thätig in die Bewegung eingegriffen, in Alcoh und in San Lucar de Barrameda. (Folgen die unfern Leser« bekannten Details)-- Das sind die beiden einzigen Föderatione« der Internationalen, welche auf eigene Faust eine Bewegung gege« die bestehende Ordnung der Dinge versucht haben. An alle« übrigen Orten, in Cartagcna, Valencia , Sevilla , Granada u. s.» ging die Schilderhebung nicht von sozialdemottatischen Arbeiter», sondern von militärischen und politischen Führern aus, welche de« Gedanken der kantonalen und munizipalen(Gemeinde-) Selbst- ständigkeit im Interesse ihres persönlichen Ehrgeize« auszubente« beabsichtigten. Das Cirkular des Generals Contreras an die au«-| wärtigen Mächte und die Thatsache, daß die Aufständischen vo« Cartagena eine offizielle Regierung im Gegensatz zn der Madrider Regierung zu errichten für nothwendig befunden haben, kennzeichne« diese Bewegung hinlänglich. Die provinziellen Aufstände— ick erkläre es wiederholt, sind nicht daS Werk der Internationale»! an vielen Orten sind sie sogar gegen die Internationale gemach-: worden, und haben sich die Führer den Arbeitern ebenso feindlich gezeigt, wie die Regierung von Madrid . DaS gilt unter Andern von Cartagena (Canton Murcia). An einigen Orte» haben die Arbeiter aber die Bewegung, obgleich dieselbe nicht vo« ihnen begonnen worden, doch unterstützen zu müssen geglaubt. 3* Valencia z. B. ist dies der Fall gewesen. Hier hatte dü Madrider Regierung mehrere Mitglieder unserer Assoziation ver- haften lassen. Da das Gelingen des AufstandS diesen Verfolgungen ein Ziel gesetzt hatte, so warf sich die zahlreiche Föderation vo« Valencia mit Begeistrung in die Insurrektion; und als d» Jntransigenten(die sich auf keine Transaktion, keine Vermittlung, keinen Compromiß Cinlasscnden— bekanntlich Beiname der föd« ralistischen Republikaner) den Muth verloren und das Feld räumte«« führten die Arbeiter allein den Kamps fort, bis sie der Uebermach' erlagen". Aus Alcoy schreibt dem„Mirabeau "„Ein Jnsurgew von Alcoh":„Da die Bourgeois sich einbilden, die Internationa« habe die kantonalistische Bewegung angezettelt, so werden sich wah� scheinlich die Verfolgungen gegen un« in nächster Zeit noch steigern- Wie Sie unzweifelhaft wissen, haben die Jntranstgenteu die Ich' tiative ergriffen; aber iu einigen Städten, z. B. in Valencia , Granada , Malaga , Sevilla u. s. w. scheinen die Internationale« sich aktiv betheiligt zu haben. Wir können es indeß nicht m« Gewißheit behaupten, weil es uns bis zu diesem Moment(v« Datum des Briefs ist nicht gegeben) an direkten Nachrichten fehlh AlleS was wir mit Bestimmtheit wissen, ist, daß es in Sevilla 200 Internationale waren, die sich am längsten vertheidigt habe» sie schlugen sich wie die Löwen.--„Ich habe kaum nolch Ihnen zu sagen, daß die Internationalen, welche an der Erhebu» Theil genommen haben, dies aus eigenem Antrieb thaten, u»- daß keine vorherige Verabredung getroffen, kein gi' meinsamer Plan entworfen war. Andernfalls wäre eS nifl möglich, daß die Internationalen an Einem Ort kämpfte» und am anderen mit gekreuzten Armen dastanden. 3* glaube jedoch nicht, daß Alles verloren ist. Im Gegenthell, unser Hoffnungen sind größer als jemals. Der revolutionäre Geda»' macht von Tag zu Tag reißendere Fortschritte, und das Geschehe» wird unS zur Lehre dienen, daß wir unsere Organisation befestige und unS auf den bevorstehenden Kampf besser vorbereiten müsse». So der„Insurgent von Alcoy". Wenn sich die spanisch" „Internationalen" das„Geschehene" wirklich«zur Lehre diene»� lassen, werden sie ihre ganze„Organisation", die in Wahrh» nur eine Desorganisation der Arbeiter ist, mit sammt dem Plunvss von Anarchie-, LiquidationS- und sonstigen Phrasen, über werfen und nicht länger ihr Heil in einem Sonderbund such" der ihnen daS gebracht hat, was ihnen vorausgesagt wurdes: Nied"» lagen— klägliche, selbstverschuldete Niederlagen!— Mit der Saueren-Gurken-Zeit ist auch die„Fusion" zu E»� aekommen. Die ConfusionSräthe, die wochenlang über Fusion kan»« gießerten, müssen sich nun nach anderem Stoff umsehen.— — Bon Herrn Advokat Otto Freytag in Leipzig sind»� ermächtigt zu erklären, daß da» radikal-demokratische Wahlkoasch in Dresden ihn als Candidaten für den Reichstag aufgestellt? ohne seine Zustimmung einzuholen, und daß er daher diese didatur ablehnt. 1
Ausgabe
5 (10.9.1873) 83
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