lungen enthüllen nichts andere», als daß sie Bismarck » Größe vollends darthun und zugleich den edlen und patriotischen Charakter seine» Souveräns(des Kaiser König « Wilhelm) in so rührendem Licht erscheinen lassen/ Also— daS heißt was hier gesperrt ist— wörtlich in der Spe ner'schen und BrockhauS'schen �Allgemeinen" zu lesen! Nächstens wird man uns noch belehren, daß Bismarck selbst die Broschüre bestellt hat!— — Wenn Bismarck , der hinterpommersche Landjunker, sich selbst und„Seine Majestät, den allcrgnädigsten König" unter das„Volk" rechnen konnte, so dürfen wir uns billiger Weise nicht wundern, wenn auch andre Leute diesen Weg beschreiten und sich„Volk" nennen, welche ohne das Beispiel des„genialen Staat* manne«" sicherlich nicht auf solchen„genialen" und wirklich„staatS männischen Gedanken gekommen wären. Wie unS aus zuverläs siger Quelle mitgetheilt wird, hat e« unter den Männern der Börse allerwärts große„Sensation" erregt, daß die preußische Regierung dem Bankerott deS großen Gründers Quistorp nicht mittelst„Staatshilfe" zuvorgekommen ist, daß sie schließlich nach einigen Hebungsversuchen den Karren da stecken ließ, wohin ihn der übermäßige Schwindel geschoben hat. Die Männer der Börse beginnen sich gleichfalls als„Volk" zu fühlen und unterliegen als solches„demokratischen" Anwandlungen, indem sie behaupten, die Forderung der StaatShilfe für die Gründer beruhe auf„demo kratifcher Grundlage". In einer bekannten„großen Seestadt" ist es sogar so weit gekommen, daß ein sogenannter„Börsenulan*) sich zum„Sozialismus" bekehrt und dadurch dem„Volk" der Börse allda nicht geringen Schrecken eingejagt hat. Es geschehen Zeichen und Wunder; wir können aber sehr nüchtern dabei bleiben, wenn wir das„Volk" der Börse einfach übersetzen in cnrpuls, canaille, mob der Börse und somit jenen hochnäsigen Herren, welche daS wirkliche Volk gewöhnlich mit diesen Titeln belegen, die Nase darauf stoßen, wo der eigentliche Pöbel, der wirkliche mob sich vorfindet. Im Uebrigen ist eS nicht so ganz„ohne" mit diesem„Volk" der Börse. Dies„Volk" bekommt eine ganz be sondere Bedeutung, wenn man erwägt, daß einundvierzig Männer aus diesem„Volk" im deutschen Reichstag sitzen, mit andern Worten, daß 41 Mitglieder des Reichstages hervorragend bei Gründungen und Börsenspekulationen betheiligt sind. Hat doch der fortschrittliche Abgeordnet- Eugen Richter offen gesagt, daß der Sitzungssaal des Reichstags auf dem Dönhoffsplatze zu Berlin nur eine Filiale der Börse sei! Dies„neue Reich liefert überhaupt ganz absonderliche Arten von„Volk". Einmal das„Volk der Denker", dessen höchste Denkkraft sich zur Zeit in den patriotischen Ergüssen der„Sauhirten" concentrirt; weiter das„Volk in Waffen", daS nach der Theorie eines schlachten kundigen preußischen Junkers mit„Spitzbuben in Waffen" identisch ist; weiter das„Volk", der Börse vom Wagener bis zum Börsenulan; sodann das BiSmarckffche„Volk", nach Bismarck ein umfassender Begriff, der die hohen und höchsten Herrschaften, sowie auch den Stieber und was drum und dran hängt, in sich ein schließt. Wir brauchen kaum zu sagen, daß wir nur ein„Volk' kennen, daS arbeitende Volk, von welchem merkwürdiger oder vielmehr begreiflicher Weise die heute im Reiche umlausenden Be- griffe gar nichts wissen wollen. Laplenti sat**)! — Zur Naturgeschichte der Presse. Der„Börsencourier" schreibt:„Wir haben neulich im Handelstheile unserer Zeitung gemeldet, daß sich für die„Spenersche Zeitung " zwei Käufer ge- funlen haben. Wir können heute mittheilen, daß der eine dieser Offerenten die Regierung war und daß der Ankauf auS den Gel- dern des sogenannten Reptilienfonds bereits geschehen ist. Wir halten diese Nachricht schon jetzt gegenüber dem höchst wahrslbein- lichen Dementi der„Spenerschen Zeitung" aufrecht. Auf die Höhe des gezahlten Kaufpreises kommen wir nächstens zurück." So das Beiliner Blatt, dessen Mittheilung keinen Widerspruch gefunden hat und darum als thatfächlich begründet gelten kann, wie sie denn von vorn herein innerlich wahrscheinlich war. Die preußische Regierung hat das Wort des alten Napoleon:„Vier Zeitungen sind so gut wie eine Armee von 100,000 Mann", sich zu eigen gemacht, und will nicht blos das größte stehende Sol- datenheer, sondern auch die größte stehende Prcß-Armee haben. ES genügt ihr nicht, daß mit einem oder zwei Dutzend Ausnahmen die gesammte deutsche Presse den Winken des Berliner Preßbureaus folgt und dessen Fabrikate verbreitet, sie will, um gegen etwaige Unabhängigkeiiszelüste bei veränderter Zeilströmung gesichert zu sein, eine Presse, die ihr leibeigen ist, die ihr als Eigenthum gehört, deren Redakteure sie nach Belieben ein- und absetzt, mit denen sie umspringen kann, wie ein Offisicr mit seinen Soldaten. Die Zahl der Blätter, welche direktes Eigenthum der preußischen Regierung sind, beläuft sich schon auf einige Dutzend, und bald wird eS keine bedeutendere Stadt mehr geben, in welcher nicht ein Ableger des Reptilienfonds seinen Duft verbreitet.— ApropoS, nachdem Herr Bleichröder soeben in sehr schlechtem Deutsch jede Mithülfe an dem Kauf der„Neuen Freien Presse" zurückgewiesen, wird die Nachricht in positivster Form bestätigt. Daß die„Neue Freie" an die preußische Regierung verkauft rst, unterliegt nicht dem leisesten Zweifel. —„Ein klanglos Schrillen, ein Schrei von Erz „Entquoll dem metallenen Munde"— so klimpert Frd. Freiligrath auf seiner abgegriffenen Leyer in jenem Gedichte, daS erzählt, wie im„herrlichen Kampfe" bei Mar« la- Tour dem Trompeter de» Kürassierregiments Schmettau eine Ku- gel durch sein Instrument fuhr. Wer sich für diesen Trompeter, der durch die Freiligrath 'sche Dichtung allbekannt und ein Lieb- lingsgegenstand des spießbürgerlichen MordSpatriotiSmus auf der Bierbank geworden, interesstrt, der nehme die Nummer 43 der „Gartenlaube" zur Hand, allwo zu lesen ist: „Der Trompeter von MarS-la� Tour, vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm selbst(wirklich!) mit dem eisernen Kreuze geschmückt, von Ferdinand Freiligrath besungen, von allen Zeitungen und Kriegs- berichten gefeiert als einer der Helden des kühnen TodeSritteS am 16. August, hat, wie seine Trompete damals, doch auch, und zwar für das Leben,„„Etwa» wezgekriegt"". Im November von- gen Jahres wurde er brustkrank und nach dreivierteljährlich ärzt- licher Behandlung als Kriegsinvalid entlassen und zwar mit acht Thalern Pension. Von dem Versuche, sich durch Abschreiben in einem Gerichte Etwa» zu verdienen, mußte er schon nach acht Tagen abstehen, weil sein Zustand sich dadurch verschlimmerte. Da- durch ist ihm die Aussicht auf Versorgung in einem Bureau ver- schlössen. Verdienen muß er EtwaS, wenn er bei seiner Pen- sion nicht mit seiner Familie verhungern will, und da er gut schreibt, rechnet und auch zeichnet, so hofft er, durch die Gartenlaube zu einem für ihn passenden Dienste gelangen zu kön- neu. Vielleicht würde er als Aufseher in einem Geschäft oder einer Anstalt sehr gut zu verwenden sein. Er ist der Mann, der ') Man bezeichnet damit jene Börsenmakler, welche ihre Schwindel- geschälte im Galopp abmachen. •*; Für dea denkenden Menschen ist die« genug I seinem Dienste Ehre bringt, denn nur mit Stolz würde man sagen können:„„Auf diesem Posten steht der Trompeter von MarS-la Tour!"" Da» lautet noch garstiger als der„Schrei von Erz", wenn e« gleich kein„klangloses Schrillen" ist. Acht Thaler Pension für den Trompeter von Gravelotte, dem die französischen Kugeln vor der Nase durch die Trompete gefahren, vier Millionen Ex tra-Dotation für jene Herren Prinzen und Generäle, die mit dem Fernrohr das Gefecht„geleitet"— da» ist die höchste Poesie und die tiefste Prosa an einem Stück! Ja, wenn so ein tapferer Trom veter mit jenem Stückchen Eisen, das ihm eine Hoheit an die Brust geheftet, seinen Kindern den Hunger stillen und s«nc Stube wärmen könnte! Aber die„Gartenlaube" ist barmherzig; sie appel lirt an den„Patriotismus". Der Exdemokrat Keil dürste an sich selbst erlebt haben, daß der„Patriotismus" jener Klasse, welche „Geschäfte" und„Anstalten" besitzt, ein Patriotismus deS Geldsacks ist und daß sehr Viele den Trompeter von MarS-la-Tours be- wundern, sehr wenige oder Niemand aber ihm EtwaS bezahlen werden. Brustkranke Leute lassen sich nicht gut ausschinden und ausbeuten. Häite doch Herr Keil gleich die Sammlung für eine Drehorgel eröffnet, das wäre angemessener g Wesen und hätte besser zu dem„Geist der Zeit" gepaßt, wie ihn die„Gartenlaube" sich vorstellt! Und hier ein Wort am rechten Ort! Es gibt in der deutschen Presse und auch im bürgerlichen und„adligen" Stand eine Menge von„barmherzigen Samaritern", welche in allen Unglücksfällen oder Mißständen, sei es Ueberschwemmung der Ostseeküsten oder ein hungernder Invalide, eine Einäscherung von Dorf und Stadt oder ein kranker Schullchrcr, mit einer Armen- silndermiene vor das Publikum treten und in den jämmerlichsten Ausdrücken um milde Gaben flehen. Durch das Gebettel dieser traurigen Gesellen fühlt sich der Staat, welcher in den meisten Unglücksfällen unbedingt und ohne Umschweife verpflichtet ist, Ab- Hilfe zu schaffen, sobald er nur einen Funken von Anspruch auf den Namen„Staat" haben will, dieser seiner Verpflichtung über- hoben, während dann andrerseits einige Mucker, großprotzige Bourgeois und andere Individuen dieser Art in den Sammellisten als„Wohllhäter der leidenden Menschheit" glänzen können. Dieses Treiben ist um so verwerflicher, als auch der heutige„Staat", wenn in solchen Fällen allseitig und einstimmig Hülfe von ihm gefordert würde, sie nicht verweigern könnte. Jene„barmher zigen Samariter" sind also keine„Wohlthäter der leidenden Mensche heit", sondern sie leisten dem heutigen„Staat", indem sie an Stelle gerechter Forderungen die unmännlichste Bettelei stellen, in seinen egoistischen und reaktionären Bestrebungen den größt- möglichen Vorschub. — Moderne Folter. Wir lesen in preußischen Blättern: „Louise Kittmann, Tochter eines Klempnermeisters aus Bischofs- werda, 17 Jahre alt, war bei einem Fräulein Kabelitz in Grau- denz in Dienst getreten. Dieses Fräulein Kabelitz bewahrte in einem Spinde, zu dem die Kittmann Zutritt hatte, Geld in einem Beutel auf, worin sich Ende September außer Silbercourant auch ein Hundertthalerschein befand. Am 30. September vermißte Fräulein Kabelitz diesen Schein, und obgleich sie dazu nicht den geringsten Anhalt hatte, richtete sich ihr Verdacht sofort auf das Dienstmädchen, daß sie bei der Polizeibehörde als Diebin denun- zirte. Das Mädchen wurde daraus hin auf das Polizeibureau gebracht und es ward ihr hier eine Behandlung zu Theil, die ich nicht weiter näher bezeichnen mag, ihr schließlich auch angedroht, sie gefesselt nach dem Criminalgefängnisse zu transporttren, wenn sie nicht gestehe.— Um serneren Mißhandlungen zu entgehen und— wie das Mädchen sich später ausdrückte—,„um als Bürgertochter ihrem Vater nicht die Schande zu machen"— räumte sie endlich ein, den Hundertthaler- 'chein fortgenommen zu haben; sie wollte ihn erst ihrer Schwester, dann aber, ihre Aussage ändernd, einem andern Mädchen zur Absendung an ihren Vater gegeben haben.— Das Geständniß war nun da, wenn auch erpreßt.— Da nunmehr alle Bedenken gehoben, erfolgte die Ablieferung der Delinquentin an das Graudenzer Gericht. — An Leib und Seele gebrochen und an derGe- rechtigkeit Gottes verzweifelnd, hatte die Aermste bereits einige Tage in jenen Räumen zugebracht, als sich mit einem Schlage die ganze Sachlage änderte. Die Angeklagte wurde nämlich unter der Eröffnung, daß sich ihre Unschuld herausgestellt, aus dem Gesängniß entlassen. Wie dieselbe später erfuhr, hat die Denunciantin den Hundertthalerschein selbst aus dem Beutel herausgenommen und ihn aus Besorgniß in einem Uhrgehäuse aufbewahrt, diese für das Mädchen so unheilbringende Verbergung aber vergessen". Wir möchten nun wissen, worin und in wiefern sich ein solches Verfahren sowohl von dem der weltberücbtigten Inquisition oder auch der„hochnothpeinlichen HalsgerichtSordnung", jenes unter der glorreichen Regierung der frommen Maria Theresia ins Leben gerufenen„juristischen" Monstrums, unterscheidet! Wir finden näm- lach gar keinen Unterschied hieraus. Zweierlei aber vermissen wir ganz besonders: Wir lesen weder etwaS davon, daß dem armen Mädchen für die unschnldigenveise ausgestandene kannibalische Quälerei irgend eine Genugthuung— eine wirkliche Ent- 'chädigung für die Qualen der höchsten Angst kann eS ja nicht geben— zu Theil geworden sei, noch hören wir etwas davon, daß jene Helden der Polizei und jene Inquisitoren deS„Rechts ", die dem Mädchen eine„nicht näher zu bezeichnende" Behandlung zu Theil werden ließen und welche die Schuld tragen, daß die Aermste„an Leib und Seele gebrochen" ist, für die verübten Greuelthaten zur Verantwortung gezogen worden sind. Doch halt — wir erinnern uns an ein Erkenntniß eines Breslauer Gerichtes, worin gesagt war, daß, wenn ein Beamter bei Ausübung seiner amtlichen Pflicht sich eines Verbrechens oder Vergehens schuldig mache, dann aber nachweisen könne, daß er die» V-rbrechen be- gangen in der Ueberzeugung, seine amtliche Pflicht damit zu erfüllen, eine Bestrafung wegen Amtsmißbrauchs nicht zulässig sei. Wir haben schon damals erklärt, daß demnach die Herren Beamten "ich derselben Rücksichten erfreuen, wie die Narren und die Ver- rückten und so wird man auch in Graudenz , wenn je Schritte gethan werden sollten, annehmen, die Herren Beamten seien der Ueberzeugung gewesen, sie erfüllten ihre Pflicht, indem sie ein armes unschuldiges Mädchen„auf nicht näher zu bezeichnende Weise" traklirten und ihr ein Geständniß abpreßten. Und wenn dies Alles noch nichts hilft, so ist ja zu guter Letzt immer noch Jener da, der Alle» auf seine breiten Schultern nimmt, wie ja auch der fromme Berichterstatter daS Opfer moderner Justiz „an der Gerechtigkeit GotteS " verzweifeln läßt. Die unge- heure Blasphemie, die in diesen wenigen Worten liegt und einen Menschen an der„Gerechtigkeit GotteS" verzweifeln läßt, weil von„göttlichen Ebenbildern", d. h. preußischen Polizisten und Bureaukiaten die unerhörtesten Gcwaltthaten verübt werden, illustrirt so recht zutreffend und unbeschreiblich wirksam die Albern- heit und Verlogenheit der Phrase vom heutigen„Rechtsstaat". In Frankreich der„Avenir National" unterdrückt wegen eines Artikels:„Nieder mit Chambord !" und Tag« darauf ein von de« Eigenthümer deS Avenir neugegründete» Blatt: La rille|de Paria (die Stadt Paris ) ebenfalls unterdrückt, weil e«„offenbar nur die Fortsetzung" des Blattes sei, das sich deS Verbrechen» schuldig ga- macht, unter der„Republik " auf die Monarchie ein Pereat auS- zubringen! Das kennzeichnet die Lage. Inzwischen fahren die gesammten„Republikaner " fort, die Stimmen der königSlustige» Beisailler Krautjunker zu addiren und wieder zu addiren, und freuen sich kindisch, wenn das Exempel der„Republik " günstig ausfällt. Mögen die Leutchen da« Rechnen sein lasten. Wie die Februar- republik im Juni 1848, so wurde die Sept-mberrepublik in der blutigen Maiwoche" des Jahres 1871 todtgeschlagen. Ob der verfaulte Cadaver einen Tag früher oder später begraben wird, lebendig wird er nicht mehr. Und die„Füsilirten" werden nicht für einen Cadaver kämpfen. Solche Wunder geschehen auch in der Zeit der Salette-Jungfrau nicht. — In Spanien haben die„Insurgenten" von Cartazena in jüngster Zeit bedeutende Erfolge davon getragen. ES ist ihnen � gelungen, die Blokadc zu sprengen und die Flotte des Herr« Castelar unter die schützenden Kanonen der Engländer(nach Gi- braltar) zu treiben. Die„Insurgenten" sind nun unbestrittene Herren zur See, was ihnen den dreifachen Vortheil giebt, daß sie' sich nach Bedarf verproviantiren können, daß sie die übrigen Küsten- städte beherrschen oder bedrohen, und daß der spanische Seehandel ihnen auf Gnade und Ungnade überliefert ist. Unter solchen Um- ständen hat Herr Castelar sehr wenig Aussichten, der„Jnsurrek- l tion" Herr zu werden; wohl aber haben die„Insurgenten" sehr' begründete Aussichten, Herrn Castelar zur Raison zu bringen. Trotz seiner großmäuligen Proklamationen und verlogenen Sieges- büllelinS machen die Karlisten im Norden Spaniens beständige Fortschritte, und geben--der Madrider RegierungSarmie mehr als< genügende Beschäftigung; an die Abordnung größerer Truppen-> massen gegen Carihagena ist also nicht zu denken, und die spanische I Bourgeoisie, welche bisher für Herrn Castelar schwärmte, wird eS! bald müde sein, sich ihre Handelsschiffe von den Insurgenten, die I nach englischen Berichten schon für 800,000 Psd. Sterling(über � 5,300,000 Thaler!) Prisen gemacbt haben, wegkapern zu lassen. In Geldsachen hört die Gemüthlichkeit ans. Nach den neuesten Berichten ist die Flotte der Insurgenten nach Barcelona abge- segelt. Bestätigt sich dies, so könnten die spanischen Dinge leicht zu einer Krisis kommen. Barcelona , daS wichtigste und Volk- � reichste Jndustriecentrum und die revolutionäre Hauptstadt Spaniens , wax bekanntlich im Sommer auf dem Sprung, sich der Jntran- I sigenten-Erhebung anzuschließen, und wurde nur durch das ebenso I stupide als feige Gebahren der baknniftischen Anarchie-Esel davon j abgehalten. Eischeint nun die Flotte der„Insurgenten" vor der Stadt, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß das Proletariat dem! kontrerevolutionären Treiben der bakunistischen RevolutionSschwätzcr I einen Riegel vorschiebt und sich dem Aufstande anschließt. Ge- schieht dieS, so wäre die Regierung deS Herrn Castelar unzweifel- l Haft lahm gelegt; sie würde entweder vor dem unwiderstehlich an- schwellenden VolkS-Aufstand die Segel zu streichen, oder sich mit � ihm auf Unterhandlungen einzulassen haben; in beiden Fallen I wäre dem spanischen Proletariat die im Sommer versäumte Ge- t legenheit wiedergegeben. Es hängt jcht Alles davon ab, ob die! Schützlinge und Freunde pxx am gleichen Strang ziehenden Ber « 1 liner Hasselmänner noch stark genug sind, das Spiel der Regierung j zu spielen, oder nicht..— — Herr Leopold Sonnemann ist von der Anklage, welche ihm der Artikel„Die eigentlichen Schuldigen hinter den Coulissen" eingebracht hat— über die Verhandlung haben wir in der vor- letzien Nummer unseres Blattes berichtet— freigesprochen worden. DaS Erkenntniß der Strafkammer sowie der ganze Pro- zeß sind für uns von ungemeiner Bedeutung, denn die in dem Artikel aufgeführten Thatsachen sind ausdrücklich als richtig anerkannt. Also ist auch die Thatsache als richtig anerkannt, daß der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein durch seine Leiter mit der preußischen Regierung in Verbindung steht! Die großmäuligen Schreier vom„Neuen" sind damit so gründlich blamirt und an den Pranger gestellt, daß sie, wenn die von ihnen tcrrorisirten Massen nicht so sehr mit Bhndheit geschlagen und fanatisirt wären, gar nicht mehr öffemlich austreten könnten. Auch hat der„Neue" großprahlcrisch ausgesprochen, Sonnemann würde nicht den Muth haben, den Artikel voll und ganz zu vertreten. Sonnemann hat aber die Verantwortlichkeit nicht von sich ge- wiesen, sondern in jeder Beziehung dieselbe auf sich genommen. Nun, auch der„Volksstaat" wird mit dem„Neuen" ein Hühnchen rupfen und wird hoffentlich auch in Leipzig der Beweis geliefert werden, daß die Herren von der Sorte Hasenclever, Hasselmann, Tölcke u. s. w. nichts weiter als ganz gewöhnliche Agenten der preußischen Negierung sind! — Das letzte Heft der„Briefe deutscher Bettelpatrioten an Louis Bonaparte, von Bernhard Becker (Braunschweig , bei W. Bracke jr.) ist nunmehr erschienen. Der Verfasser hat dem letzten Heft noch eine alphabetisch geordnete Liste der einzelnen Bettelpatrioten beigegeben, waS wesentlich dazu beiträgt, den Werth � des Werkes zu erhöhen. Zur Festungshaft i« Preußen. Mit dem Artikel, den wir unterm 10. Oktober unter dieser Ueberschrift brachten, hatten wir in ein Wespennest gestochen. Am Montag den 20. Oktober scheint er zur Kenntniß der Komma«- dantur in Weichselmünde gekommen zu sein. Große Aufregung rief er daselbst hervor. Die strengste Bewachung, der strengste Verschluß; bei dem Besuche der nächsten Verwandten war der Polizei-Untcroffizier anwesend; während der Freistunden hatten die Gefangenen unmittelbar-neben sich oder hinter sich ihren offizielle« Wächter. Unsre Gesetzgeber sind Meister in der Kunst, Messer ohne Heft zu schmieden, denen nur die Klinge fehlt. Wir haben so eine Ministervcrantwortlichkcit bekommen, eS fehlt nur da» Heft, nämlich der berechtigte Kläger, und die Klinge, der berechtigte Richter. Wie beim Minister, so geht eS uns aber auch beim geringste« Polizeibeamten und Nachtwächter, wenn dieser auch noch rüder als rüde wäre. Wir hoben im vorigen Artikel stbon den Mangel einer gesetzlichen Regelung der Festungshaft hervor. EtwaS der Art scheint nun doch eingetroffen zu sein. Unterm 2. Juli d. I- ist nämlich ein Strasvollstreckungs-Reglement für daS Militär er- lassen, in welchem sich auch ein Kapitel über die Civil-Festungs- gefangenen befindet. An demselben Tage, an welchem der erwähn� Volksstaatsartikel erschien, ging der Kommandantur zu Weichsel ' münde dieses Reglement zu. Danach fällt denn allerdings der Unterschied zwischen Civil- und Militär-FestungSgefangenen fort.
Ausgabe
5 (5.11.1873) 107
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