Verein für Sattler und Berufscollegen.Aerki«. Wir machen sämmtlichen Mitgliedschaften hierdurchbekannt, daß die der Prüfungskommission übersandten Congreß-Protokolle eingeschickt worden sind, und werden dieselben sofortdem Druck übergeben. Alle Vertrauensmänner werden aufgefor-dert, sobald wie möglich den Vorstand zu benachrichtigen, wie vielProtokolle sie brauchen.Außerdem machen wir bekannt, daß in Offcnbach ein unent-geltlicheS ArbeitSnachweisebureau bei Adolf Heiland, Geleitstr. 41,errichtet ist. Die Reiseunterstützung wird ausgezahlt bei H. Witzig,Hintergasse 17. Der Arbeitsnachweis in Stuttgart befindet sich«arlstraße 16,„Gasthaus zur deutschen Fahne". Die Reiseunter-sttttzung wird ausgezahlt bei C. Stortz, Gymnasiumstraße 47.Der Vertrauensmann in Karlsruhe wohnt jetzt Zähringerstraße 72.Straßer, Vorsitzender,Marienstraße 7, Hof rechts 2 Treppen.Hffeuvach. Der Mitgliedschaft Berlin für 10 Thaler zurDeckung der Congreßtostcn unfern herzlichen Dank.Im Auftrage sämmtlicher Mitglieder:Kretz, Vertrauensmann.Gewerkschaft der Schuhmacher.Der Bevollmächtigte für Eßlingen heißt Georg Deuble undwohnt Apothekergasse Nr. 3, bei Herrn Hun«. W. Bock.Correspoudenzen.Zlresden. lieber den Strike der Töpfer. Als wir am30. Septbr. den Strike begannen, hatten wir die Absicht, die U;*gleichheit unserS bestehenden Lohntarifs aufzuheben, und jedem Col-legen, der hier sein Brod verdienen will, und desien Leistung-fähigkeit den normalen hiesigen Anforderunzen entspricht, seineExistenz, auch mit Familie zu gewährleisten. Zum Ucberfluß habenwir bei unserer schriftlichen Vorstellung unsere Arbeitgeber, die ineinem Bund coalirt sind und sich solidarisch verpflichtet haben,nur nach Uebereinkunft die Lohnerhöhung zu bewilligen, eine Vor-brauchsberechnung aufgestellt, die auf den bescheidensten Anforde-rungen beruhte. Schon dadurch, daß wir fast einstimmig denStrike beschlossen, ist bewiesen, daß alle unsere Collegen von derNothwendigkeit durchdrungen waren, den Kampf aufzunehmen, an-dcrerseitS ist auch bewiesen, daß unsere Arbeitgeber nicht einzelnauf unsere Vorschläge eingehen wollten. Wären alle Collegen, diean dem Beschluß deS StrikeS theilgenommen, treu bei der Fahne ge-blieben, so mußte der Strike schnell beendigt sein. Aber eS istauch bei uns wie überall: ist der Mensch erst einmal nerv- undmarkloS, dann wird er auch geist- und charakterlos. Gerade die-jenigen unter uns, die bis jetzt am besten situirt waren, die alsonoch Kraft hatten, führen den Kampf durch für ihre leidendenBrüder.Es wird nochmals versucht werden, mit den Meistern in Unter-Handlung zu treten. Scheitert auch dieser Versuch, dann magkommen was da will; wir hoffen auf unsre Freunde und gebennicht nach.Vor Zuzug wird gewarnt.Das Comit6 der Töpfer.Dresden, 1. November. Der„Dresdner Volksbote« bringtüber ein Agitationsscharmützel unseres Parteigenossen Auer fol-genden lesenswerthen Bericht:„Volksversammlungen mit Hindernissen sind eS, über die der! Schreiber dieses jetzt zu berichten hat. Nachdem das DresdnerAgltationscomitö sich mit mehreren Parteigenossen in der Lausitzi in Verbindung gesetzt hatte, zu dem Zwecke, die etwas zurückge-bliebene Agitation in jener von Arbeitern so dicht bevölkerten Ge-| gend wiever regsamer zu betreiben, begab sich Auer am verflossenenSonnabend nach Kamenz, um dort in einer Partei-Versammlung,die sehr gut besucht war, über das Thema:„Die göttliche Welt-vrdnung« zu refcriren; die Versammlung war sehr animirt undzeigte es sich aufs Neue, daß allen Bemühungen der BourgeoisieZum Trotze, dort wo die Arbeiter einmal die Lehren des Sozialis-mus vernommen haben, sie daran auch festhalten. Die Versamm-lung verlief ohne Störung. Nicht so friedlich sollte eS in der inKönigsbrück für den nächsten Tag, also Sonntag, den 27. Oktbr.,Abends 6 Uhr angemeldeten Volksversammlung hergehen.—j Schon vor ungefähr 8 Wochen hatte dortselbst eine VolkSversamm-lung, in der Walster rcferirte, stattgefunden und schon damalskostete es Mühe, die Versammlung vor der Auflösung durch diehohe Polizei zu bewahren; dieses Mal aber sollte und mußte, soging daS Gerede unter den Spießbürgern, der drohenden, petro-leumschwangeren Agitation ein„Bis hierher und nicht weiter" ent-gegengerufen werden. Um diesen Zweck aber auch sicher erreichenZu können und jede Opposition, die sich dagegen erheben könnte,von vornherein niederzuschlagen, wurde die ganze verfügbare Poli-Zn auf die Beine gebracht und erschienen, um ja jedes staatSge-Wrliche Wort sofort notiren zu können, 3(sage drei) mit demGänsekiel bewaffnete StaatSretter in Gestalt zweier Assessoren undilnes Referendars, zugleich waren aber auch die sämmtlichen Ver-> lretcr der„höheren Stände« anwesend, um Zeuge des grausigenSpiels zu fein und sich daran zu ergötzen, wie der sozialdemo-kratische Wolf in die Falle sächsischer Gerechtigkeit fällt. Die Ver-sammlung, die um halb sieben Uhr begann, war äußerst zahlreichbesucht und begann der Kampf sofort bei Beginn derselben, indember Stimmsührer der„honnctten Gesellschaft", Herr SchuldirektorSchubert, gar zu gerne Borsitzender gewesen wäre, die Majoritätber Versammlung aber hartnäckig darauf bestand, daß Parteige-nossc Mendt aus Kamenz den Borsitz führe, was nach zweimaligerAbstimmung, in der sich jedesmal die unbestreitbare Majoritätflir Mendt ausspracht endlich auch geschah. Jetzt trat eine kleineMuthlosigkeit bei unfern Gegnern ein, doch ein Blick auf dieuberwachende Polizei gab ihnen neuen Muth und wahrhaftig siehatten sich nicht getäuscht, denn, kaum hatte das Referat begonnen,in welchem die„Rechte und Pflichten des deutschen Volkes«besprochen werden sollten, so warf sich Herr Assessor Mäusel oderMeusel dazwischen und forderte den Vorsitzenden auf, den Rednerzur Ordnung zu rufen und zwar deswegen, weil derselbe erklärte,daß die in den deutschen Landesverfassungen dem deutschen Volkegarantirten Rechte, als da sind Preß-, Vereins- und Versamm-lungsfreiheit, unabhängige Gerichtsbarkeit, Redefreiheit, Freiheitder Wissenschaft und so weiter durch die betreffenden AusführungS-gesetzt zu Nichte gemacht sind und eS mehr oder minder von deruuslegekunst der betreffenden Richter abhängt, waS der Deutsche1«» Recht nennen darf oder nicht, besonders aber fei es Bismarckgelungen, dem deutschen Michel die Zipfelhaube übers Ohr zuw �' f0 baß man heute von Rechten und Freiheiten spreche, wo�hr oder minder nur Willkür herrsche. Der Redner habe Staats-lurichtungen verächtlich gemacht, erklärte der Herr Assessor, ermüsse zur Ordnung gerufen werden. Welche StaatSeinrichtungverächtlich gemacht worden sei, ob der„deutsche Michel oder seineZipfelhaube", oder ob der Herr Assessor wohl gar Junker Bismarck,derzeit Fürst Bismarck, für eine-StaatSeinrichtung ansieht, wissenwir nicht. Ebenso wenig aber wußte eS Mendt und da der HerrAssessor es zu sagen unterließ, so stellte Obengenannter die Frage,waS für eine Staatseinrichtung verächtlich gemacht worden sei?Doch das war zu viel und mit einem„Die Versammlung ist auf-gelöst« war das Drama für den Sonntag zu Ende geführt. Un-geheurer Jubel von Seiten der anwesenden Bourgeoisie folgt die-fem Machtworte, allseitiges Frohlocken in den Reihen der„an-ständigen Leute.« Da! wie der Blitz aus heitrem Himmel, fährtdie Nachricht mitten unter sie, morgen Abend ist abermals Volks-Versammlung und der Referent derselbe. Die Tagesordnung aber,„die Religion der Sozialdemokratie", das war zu viel für dieedlen Spicßbürzer-Herzen, umsonst haben sie also ihrer Freudeden unmäßigsten Ausdruck verliehen, also zwei Volksversammlungenwaren angemeldet, an zwei aufeinander folgenden Tagen. DerMontag Abend kam und das Lokal, ein ziemlich großer Saal,war möglichst stärker wie das erste Mal besetzt. Pietschmannwurde zum Vorsitzenden gewählt und der Referent begann seinenVortrag. Derselbe begann damit, daß er erklärte, die Sozialistensprächen im Gegensatze zu Christus:„mein Reich ist von dieserWelt", sie hätten es aufgegeben sich darüber den Kopf zu zer-brechen, wie es im Jenseits aussehe, ihr Streben sei darnach ge-richtet, es sich auf Erden so wohnlich als möglich einzurichten undalle Menschen möglichst glücklich zu machen, er könne also nichtvon einer Religion, die sich mit Ueberirdischem befaßt, erzählen,unsere Religion ist irdischer Natur, unsere Glaubenssätze sind ebenunser Programm.— H-li! hieß eS aber hier mit einem Male,ich kann nicht dulden, daß der Redner von dem Programm dersozialdemokratischen Arbeiterpartei spricht, erklärte der den Lesernschon bekannte staatsrettende Assessor, das gehört nicht zur Tages-ordnung. Nun ich spreche von unfern Grundsätzen und den unsbeseelenden Ideen, erklärte der Referent, und daS ist unsere Reli-gion, die Religion der Sozialdemokratie. DaS geht an, in diesemSinne gestatte ich dem Redner zu sprechen, erklärte hierauf der„Ueberwachende". Der Redner fuhr nun fort, die Grundsätze derDemokratie näher zu beleuchten, und es ging eine geraume Weileohne Unterbrechung fort, bis der Referent auf den Unterschied,der zwischen Menschen und Menschen bei der Vertheilung der palitischen Rechte gemacht wird, hinwies und als Beispiel daS Wahlrecht zum sächsischen Landtag anführte, nach welchem erst der miteinem Thaler Besteuerte wahlfähig, erst der Zehnthaler-Mannfähig sei, Abgeordneter zu werden. DaS war nach der Auffassungdes Herrn Assessors wieder eine Herabwürdigung und Verhöhnungvon Staatseinrichtungen, nach der Auffassung des Herrn Assessorsalso dürfen Staatsgesetze nicht öffentlich erwähnt werden, denndieselben sinken dadurch in der Achtung der Staatsangehörigen;nun so ganz Unrecht mag der Herr Assessor nicht haben, dennmanches Gesetz enthält Bestimmungen, die, wenn dem Volte insrechte Licht gestellt, auf dasselbe einen gar eigenthümlichen Eindruckmachen müssen. Nachdem der Redner nun den unvermeidlichenOrdnungsruf zum zweiten Male weg hatte, gelang eS ihm endlich,sein Referat zu Ende_ zu bringen.— Nun aber begann die Zeitder Rosen für die Herren Bourgeois. Zuerst kam ein Kamin-kehrer dran, welcher der Versauimlung die Mittheilung machte,daß sein Geselle besser daran Jei und mehr verdiene, wie er, derMeister, zugleich stellte der Herr die Frage an den Referenten,was denn die Arbeiter gegenüber den Arbeitgebern für Pflichtenhätten jc. AlS Hauptredner der Gegner ging der schon erwähnteHerr-Achuldirektor Schubert ins�geug, der aber trotz seiner schul-meisterlichen Gescheidtheit nicht mehr zu sagen wußte, als wie, daßihm jedesmal ein Stich ins Herz gehe, wenn er von einer Volks-Versammlung höre, und daß die Sozialisten dem Arbeiter denFrieden aus dem Herzen reißen, den Niemand wiedergeben könneund, daß es für Königsbrück gar keine soziale Frage gebe, dennda lebe Alles in größter Eintracht, Liebe und Zufriedenheit. Besonders erbittert zeigte sich der Herr Lehrer über den einen AuS-spruch des Referenten, daß eS Grundsatz der Sozialdemokratie sei,nicht nach Glauben, sondern nach Wissen zu handeln. Der Re-ferent, der nun das Schlußwort nahm, gab dem guten Kamin-kehrmcister den Rath, mit seinem Gesellen einen Tausch einzu-gehen und selbst die Essen zu kehren, wodurch sofort seiner Rothabgeholfen sei, und stürmisches Gelächter der Versammelten be-zeugte, wie sehr man von der Lächerlichkeit jener Behauptungüberzeugt war; dann sich gegen die Ausführungen des Schul-direktorS wendend, tadelte Redner die denunziatorische Art undWeise, mit der der Herr Lehrer von Aufreizung der Arbeiterseitens der Sozialdemokraten gesprochen habe zc., dann stellt Rednerdie Frage auf: ob der Schuldirektor glaube, daß Königsbrück miteiner chinesischen Mauer umgeben sei, daß er davon spreche dieserOrt werde von der sozialen Frage nicht berührt. Redner zeigtedann, wie Allerorts und Ueberall in allen Kulturstaaten dieselbenErscheinungen zu Tage treten, wie der Kleinbürger und Bauern-stand ebenso sehr in Mitleidenschaft gezogen sei, wie der Arbeiter,der Proletarier in den Jnduslriebezirken, und daß es ganz falschsei, seinem mit Riesenschritten nahenden Unglück dadurch aus demWeg gehen zu wollen, daß man die Augen schließe, oder die Händemüssig in den Schooß lege. Darauf erklärte Redner, wie er dazukomme zu behaupten, das Wissen dem Glauben vorzuziehen. Erweist daraus hin,-daß zu allen Zeiten und bei allen Völkern dieVorstellung über das höchste Wesen,„Gott" genannt, sich nachden Bildungsgrade deS Volkes gerichtet hätte, je höher die Kulturund die Bildung eines Volkes steige, desto ideeller werde die Vor-stellung von der Gottheit. Heute sei die wahre Wissenschaft sichdarüber einig, daß nicht Gott die Menschen, wohl aber dieMenschen sich Götter machen. Jetzt war eS aber vorbei, wie voneiner Schwungfeder geschnellt, flog der Herr Lehrer in die Höheund mit Händen und Füßen zappelnd, verlangte er das Wort, ob-wohl der Referent noch nicht geendet. Und nun, nachdem dasWort ihm gestattet, begann er, der Lehrer des Volkes, eine Je�remiade darüber, daß der Referent sich erlaubte, so ketzerische Awsichten auszusprechen.„Der Referent habe Gott geschmäht," sorief mit weit ausgebreiteten Armen der sich nun wie wahnstnniggeberdende Volksschullehrer, er darf nicht mehr weiter reden. Wieman etwas schmähen kann, an dessen Existenz man nicht glaubt,dieses uns klar zu machen hat der jjute Mann vergessen. Dochbrachte die eines Polizeispitzels würdige Denunziation ihre Wirkung hervor, denn der überwachende Beamte erklärte die Versammlung für aufgelöst. Der Zweck, den wir verfolgten, war indeßerreicht, eine ganze Reihe von Arbeitern erklärten sich bereit in dieReihen der sozialdemokratischen Arbeiterpartei einzutreten und selbsteine Anzahl ansässiger Bürger gaben ihre Sympathie mit»nsernGrundsätzen zu erkennen. Hoffen wir, daß der gestreute Saamengute Früchte tragen möge und dem Herrn Lehrer bald wieder Ge-legenheit gegeben werde, sich gegenüber einem Arbeiter im Rede-kämpf zu blamiren."Verlin, 7. Nov. Schon in einer früheren Nummer des„BolkSstaat" sprach Freund Baumann die Ansicht auS, eS mangeleunserer Partei hier am Orte an agitatorischen Kräften. In Nr.108 deS„Volksstaat« fühlt sich Freund C. D. nun veranlaßt,diese Behauptung zu wiederholen. Dem gegenüber hatte ich esfür geboten, diesem grundirrigen und sogar schädlichen Nothschreimit aller Energie entgegen zu treten. Irrig nenne ich diesenNothschrei, weil wir in Berlin ca. 4 bis 5 Redner haben, diewir dreist zu den besseren unserer Partei rechnen können, und wiraußerdem über 20 Parteigenossen in Berlin haben, die theil» be»reitS referirt, theilS sehr gut im Stande sind, Referate zu über--nehmen. Diese Leute halten sich aber alle zurück, das Agitire»den„ersten Kräften« überlassend. Hierin werden sie durch Jam-mern und Wehklagen nur bestärkt, und deshalb muß ich dies fürschädlich erklären. ES ist vielmehr Pflicht, durch Anspannungaller uns zu Gebote stehenden Kräfte die bisher unbenutzten Ta-lente zu entwickeln und so für die Gesammtpartei Agitatoren zuschaffen und nicht solche zu entziehen. So sehr die aufopferndeThätigkeit Auer's und Kayser'S unserer Partei genützt hat, so istdoch gerade sie Schuld daran, daß viele Andere die Hände in denSchooß legten. Charakteristisch für den Nothschrei ist noch, daßBaumann unbestreitbar einer unserer besten Redner ist; C. D.(Anonymus, wir kennen Dich!) sehr gut ein solcher sein könnte,wenn er nur wollte.Als Beweis, daß Berlin viele latente(verborgene) Kräfte be-sitzt, diene nur daS Wirken unseres Freundes Körner im Rhein»land, dem hiermit ein kräftiger Händedruck gewidmet sei.Ed. Bernstein.Sonneöerg, 5. November. Wie an verschiedenen Orten wurdeauch hier der alte abgedroschene„Auftuf an alle Krieger" zumAbdruck in hiesigem Lokalblatt gebracht. Der hiesige Vertrauens-mann, wohl wissend, daß der Sonneberger Arbeiter mit seinemUnverständniß für unsere Partei leicht empfänglich für derartigeHetzereien ist(obgleich die Verhältnisse der hiesigen Fabrikarbeiterso ziemlich„unterm Hund" sind), beauftragte mich, eine Erwi-derung aufzusetzen, was ich auch möglichst kurz that. Der hiesigeLandrath Ziller fand jedoch ein Vergnügen darin, die einmal auf-merksam gemachten Krieger noch mehr aufzustacheln, und schickteder Redaktion genannten Blattes einige Auszüge aus dem„Volks-staat" ein. welche unsere Partei tompromittlren mußten, aus demeinfachen Grunde, weil ihnen die im„Volksstaat" vorangehende»Thatsachen weggelassen waren. Um uns nun nicht ganz und garüber den Haufen werfen zu lassen, bekomme ich vom Vertrauens-mann(Greiner) nochmals den Auftrag zu einer Erwiderung, welcheauch eingesandt wurde. AlS einziger Setzer deS Lokalblattes refp.Verfasser des„Eingesandt" konnte es nicht fehlen, daß ich derBehandlung, welche diesem Artikel von dem Redakteur MyliuS—einem einfältigen Bourgeois— zu Theil wurde, einige Aufmerk-samkeit schenkte, wobei ich die Erfahrung machte, daß der Redakteurden Artikel vor dem Abdruck dem Herrn Landrath Ziller zurDurchsicht übersandte und schließlich gar nicht zum Abdruck kom-men ließ. Ich konnte mir Dies, wenn ich nicht als Feiger da»stehen sollte, nicht gefallen lassen, und benachrichtigte den Ver-trauenSmann vom ganzen Hergang der Sache. Dieser stellt de«indiscreten Redakteur zur Rede und erzielt weiter Nichts, als—daß ich arbeitslos wurde. Das ist für einen Familienvater einesehr mißliche Sache; indeß, Opfer müssen gebracht werden, undauch ich war gern bereit, kür die Partei einzugehen, zumal ichglaubte, daß meine Arbeitslosigkeit die hiesigen Parteigenossen be-weaen würde, mir in einer der hiesigen Fabriten eine anden Be»schäftiguüg zu verschaff..� Aber weit gefehlt. Anstatt mich ,uempfehlen, wurde ich aus reiner Anerkennung diüünztrt, und bmin Folge dessen, trotz aller Bemühungen, fert 14 Tagen arbeits-loS. Wo die Arbeiter selber ihre Genossen an'S Messer liefern,da sieht es freilich noch sehr trostlos aus. Joh. Br.Langenbirk«». Wie im„Rechtsstaate" Preußen den Arbei»tern Gerechtigkeit widerfährt, davon sei hier ein Stückchen nachdem„Dresdner Volksbote" wiedererzählt.Mitte Oktober hatten wir aus dem„Volksstaat" erfahren, daßWalster aus Dresden nach Breslau kommen würde, um dortbei einem Feste die Festrede zu halten. Wir wandten uns an denAusschuß der Partei, um zu erwirken, daß Walster auch hier für un-sere Grundsätze wirke. Gelegenheit dazu sollte ihm ein Fest geben,da« wir zu begehen gedachten, und wir fteuten uns um so mehrauf dasselbe, da auch Oehme aus Breslau seine Mitwirkung zu-gesagt hatte.DaS Programm welches unser Vertrauensmann August Kühnmit den Freunden gemeinschaftlich entworfen, bestand in einemFestzuge, in Concert und Festrede; sowie schließlich in einem Tanz-vergnügen.Und sollte nun wohl ein Riensch eine Ahnung haben, daßdie, die von des Arbeiters Schweiß ihren Wohlstand oder Reich-thum herleiten, durch ihre Polizei, denn sie sind die Herren, diesesProgramm in Bezug auf alle drei Punkte zu maßregeln und zubeeinträchtigen, die Stirn haben würden?Und dennoch ist es geschehen in einer Weise, die den„Rechts-staat" Preußen ins richtigste Licht zu stellen vermag.Der Festzug mußte gestattet werden, denn es war auch nichtdas geringste polizeiliche Bedenken aufzutreiben, waS in einem auf3 Stunden langgestreckten Dorfe auch nur einigermaßen plausibleHandhabe dazu geboten hätte, zumal die Dächer, weil Stroh theu»rer als Stein dort, um so weniger feuergefährlich erscheinen konnten,als der Zug ohne Fackeln bei Hellem lichtem Tage stattfand unddie Arbeiter dort im Freien jedenfalls nicht so viel PetroleumauSathmen, um die Häuser damit in Brand zu stecken. Und wennman nun bedenkt, wie der Bourgeoisie in den volkreichsten StädtenFestzüge mit Tausenden vdn Theilnehmern schrankenlos gestattetwurden, wie den Studenten z. B. auch ihre Fackelzüge durch dieStraßen der Stadt unbedenklich freistanden, so wird man sich auchein Urthcil bilden von der Ungenirtheit, mit welcher man demFestzuge folgende in einem erschrecklichen Deutsch abgefaßte Be-dingungen stellte:1. Die Aufstellung d-S Auszuges wird nur nachgegeben(wiereizend! die von uns bezahlte Polizei giebt uns nach!) auf demsogenannten Hinteren Dorfwege aufwärts von dem GastwirthPohl'schen Gasthofe im Bezirk Mittel-Bielau.2. Die von hier nach Peterswaldau führende(nebenbei bemerkt,höchst wenig frcguentirte) Straße darf bei dieser Aufstellung unterkeinen Umständen berührt werden.3. Zu mehrerwähnter Aufstellung wird nur die Zeit von ZehnMinuten frei gelassen(daß so-ine Behörde überhaupt daS Wort„frei" noch gebraucht) und von präcise drei Uhr ab, nach der ev.von dem überwachenden Polizeisergeanten Bieneck dem UnternehmerKühn vorzuzeigende Uhr.(Eine Polizeiuhr geht natürlich stetsrichtig, recht oder rechts.).. �.4. Der Aufzug hat sich ohne jeglichen anderweitigen Aufent-halt demnächst,(soll heißen nach Ablauf der Zeit) auf der Straßevon Peterswaldau in den hiesigen Ort(könnte eS nicht auch heißen i