- Leidenschaften, niedrigster Ausbeutungswuth und tollster Klassen- tyrannei ist. Zur Evidenz beweift dies ein kurzer Satz aus einem Bourgeoisblatt, welches„Der Papierhandel" heißt und bei diesem lumpigten„Geschäft" die Interessen der Papiersabrikanten zu wah- ren berufen ist. Es thut dies nämlich mit folgenden Worten: „Die strenge Geschäftszeit ist da, Weihnachten steht vor der Thür, was ist also natürlicher, als daß die Herren Arbeiter zum Dank, daß man sie den Sommer über gefüttert hat, die Arbeitszeit von 11 auf 10 Stunden herab und dafür getreu der internationalen Logik, die Löhne hinauffchrauben wollen." Der Wackere, der diesen unbezahlbaren Satz ausgeklügelt hat, ist ein gewisser Herr Kraft in Brugg , also ein„fteier Schweizer ". So weit hat es Herr Herl in Worms doch nicht gebracht. Herr Hehl hat wenigstens nur in die Welt hinausttompeten lassen, daß die Hungerlöhne„feiner" Arbeiter ausreichend, hoch, ja muster- giltig seien; aber die Frechheit des schweizer-republikanischen Bour- geoiS,„seinen" Arbeitern zu sagen, daß sie von ihm„gefüttert" würden, hat er doch nicht beseileu. Die Herren Bourgeois leisten in der Presse an jesuitischer Uebersetzungskuust Erstaunliches: statt „Diebstahl" sagen sie„Ünternehmergewinn"; statt„Sozialdemo- krat" sagen sie„Theiler"; statt„Ausbeutung" sagen sie„blühende Industrie" und statt„von den Arbeitern gefüttert werden" sagen sie„die Arbeiter füttern", verkehren also im letzten Fall einfach das Passivum in das Activum. Jnteressircn würde es uns, zu sehen, wie es in dem Gehirn eines Bourgeois aussieht, der im Glauben lebt, die Arbeiter würden von den Arbeitgeber„gefüttert" und eS würde unschätzbar sein, zu erfahren, welche Vorstellungen sich solch eine Leuchte der Volksschinder von den ökonomischen Ver- hälwissen oder gar von den Gesetzen, welche dieselben beherrschen, macht. Solchen Gesellen wie dem Hernr Kraft gegenüber befolgen wir allerdings eine„internationale Logik", die sich kurz allenfalls in dem Satze ausdrücken läßt, daß ein gewisses langohriges „Dtnker"-Thier vom Lautenschlagcn gewöhnlich Nichts zu verstehen pflegt. Mit dieser Logik„gefüttert" wollen wir ihn springen lassen. Hoffentlich„füttern" ihn auch„seine" Arbeiter damit und ver- wandeln auf diese Weise ebenfalls das Passivum in das Activum! — lieber den Geldschwindel schreibt das„Fürther de- rnokratische Wochenblatt": „Allenthalben hört man über den Mangel an kleinen Münzen, sowie über den Geldschwindel im Allgemeinen klagen. Neues Geld ist noch nicht da und daö alte wird nach und nach diskredidirt, somit muß an und für sich eine jheillose Kalamität entstehen. Kaum war der Rummel mit den holländischen Gulden vorbei, so folgte schon der mit den österreichischen, welcher bis heute noch sein Ende nicht erreicht hat. Gegenwärtig sind die öfter. Viertelgulden und Sechser an der Reihe, ebenso erfahren die französischen Silber- münzen, anerkanntermaßen die besten in Europa , eine Herabsetzung ihres Nennwerthes. Es versteht sich allerdings von selbst, daß jeder Staat das Recht hat, fremde oder veraltete Münzen abzu- schaffen; aber er hat dann auch die Pflicht, dafür zu sorgen, daß durch eine derartige Maßregel das Volk, und namentlich der be- sitzlose Theil desselben nicht zu Schaden komme. Allein wer ist denn an den jetzigen Geldwirren außer den Alles beschwindelnden Gründern anverS schuld, als gerade der Staat? Durch den „glorreichen" Krieg von 1366 wnrde eine kolossale Masse von österreichischen Silbergulden nach Preußen gebracht; anstatt die- selben umzuprägen, ließ man sie einfach circuliren und jetzt sollen sie mit aller Gewalt außer Cours gesetzt werden. Hätte man bei Zeiten für eine hinlängliche Summe neuen Geldes gesorgt und eine bestimmte Zeit festgesetzt, zu welcher die„verschlagenen" Münz- sorten noch zum vollen Werth eingezogen werden, so wäre der ganze Geldschwindel, wie er jetzt getrieben wird, vermieden worden. Mit dem französischen Gelde verhält es sich ähnlich wie mit dem österreichischen. Man hätte die Einziehung und Umprägung aller dieser Münzen ganz gut ohne Schaden für den Staat bewerk- sielligen können, da ja bekanntlich die neuen Sorten, mit denen die deutschen Michel stets an das ihnen abgepreßte Mark erinnert werden sollen, bedeutend weniger Werth haben, als die alten, die man auszumerzen sich anschickt. Welche Gaunerei gegenwärtig mit dem entwertheten Gelde getrieben wird, geht aus folgendem Fall hervor. In Mainz werden die österr. Sechser(6 Kreuzer südd. etwa l3 4 Silbergroschen) noch zum vollen Werthe genommen. Nun fahren täglich verschiedene ehrliche Spitzbuben, welche von der Prellerei ihrer Mitmenschen leben, nach Frankfurt und den benach- karten bayerischen Städten, wo diese Sechser 3, 4 bis 5 Kreuzer kosten, kaufen große Massen zusammen und bringen sie dann in Mainz zum vollen Werth an den Mann. Das nennt man heut- zutage„GcschäftSmacherei". Die Melkkuh für diese Schwindel- künste muß natürlich nur der Arbeiter und Kleinbürger abgeben." ES ist sogar vorgekommen, wollen wir hier hinzufügen, baß den Soldaten ihre kärgliche Löhnung in Geld ausgezahlt worden ist, das gerade in Verruf gekommen war. Wo es sich um„Ge- winn" handelt, da wetteifern der Staat und die herrschenden Klassen Miteinander, und unter den heutigen Verhältnissen wird der Marx'sche Aussprucb stets richtig bleiben:„Geld ist Dreck, aber Dreck ist nicht Geld." Das Geld für die herrschenden Klassen, die Bourgeoisie und die Börsengauner, den Dreck für das Prole- tariat— das ist auch eine Maxime der heutigen Gesellschaft! — Der Prozeß Bazaine schleppt sich langsam fort und wird zum juristischen Bandwunn, waS indeß durchaus nicht hindert, daß der Angeklagte, Herr„Achilles " Bazaine , sich als einer jener „ehrlichen Leute" herausstellt, die zum mindesten den Namen Schuft verdienen. Dieser Tage sind die Gemeinderäthc von Metz vernommen worden und ihre Aussagen sind zu charakteristisch, als daß wir sie nicht ausführlicher wiedergeben sollten. Wir benutzen dabei eine bündige Zusammenstellung des„Frankfurter Beobachter", wo eS heißt „Der Kaufmann und Gemeinderath von Metz , Bedin, erhebt gegen die unerhörte Vernachlässigung der wichtigen ErnährungS- frage seine Stimme. Man habe nicht nur die Lebensmittel verschleudert, sondern auch gar nichts gethan, um die massenhaft in der Umgegend besindlichen, ja nicht einmal die im Bereich der FestungSkanonen lagernden Vorräthe in die Stadt zu schaffen. Zeuge gibt die detaillirtefie» Angaben, wonach die Festung min- Kestens bis Ende November gehaltm werden konnte. Bei einer Durchschnittsration von S00 Gramm täglich mußten die 150,000 Mann der Armee bis zum 27. November Lebensmittel besitzen; und doch habe General CoffiuiereS schon am 13. November ge- meldet, daß sich in den Magazinen der Stadt keine Vorräthe mehr befänden. Wo war der Rest hingekommen? Bei jedem Appell erhielten die Truppen Lebensmittel auf mehrere Tage, die sie so- fort ausbrauchten. Außerdem wurden auch die Pferde mit Ge- kreide gefüttert, was schon mit Rücksicht ans den Gehalt an Nah- rungSstofs unpraktisch ist. So ging eine Quantität Proviant verloren, welche zur Ernährung für einen ganzen Monat gereicht hätte, und zwar zu einer Zeit, wo die Rettung Frankreichs viel von wenigen Kilometern im Bereiche der Metzer Forts liegen, eine wolle; eS ist ganz einerlei, auS welchen Gründen der Prozeß Ba Aufnahme vorgenommen. Nichts sei geschehen, um die 35,000 Centn er Getteide, welche sie liefern konnten, einzubringen; man wartete, bis sie gegen Ende September von den Preußen unter den Kanonen von Metz verbrannt wurden.— Ferner wurde das Schloß Mercy den Deutschen überlassen, was nach dem einstim- migen llrtheile kompetenter Persönlichkeiten ein ungeheurer strate- gischer Fehler war. Die Sache ist dermaßen unerklärlich, daß man es nicht wagt, bis in die Tiefen dieser mysteriösen Angelegen- heit zu dringen, in welcher die Politik gewiß eine bedeutende Rolle spielen mußte. Hr. Bedin schließt seine Aussage mit folgenden bedeutsamen Worten:„In Metz betrachtet man alles Geschehene als eine pure Komödie." Der General Coffinieres, fährt der Zeuge auf die weitere Befragung fort, habe gar nichts gethan, um die Stadt mit Lebensmitteln zu verschen. Metz und Umgegend seien außerordentlich frucbtbar, und eS sei unmöglich, dort den Hungertod zu sterben. Was geschehen ist, bildet ein unerhörtes Verbrechen! Wenn Bazaine... Der Präsident unterbricht hier den Zeugen und fordert ihn auf, seine Gefühle im Zaume zu halten. Bedin, in großer Erregung, erwidert, daß es den Metzer Bürgern fast unmöglich sei, über diese Dinge eine maßvolle Sprache zu führen.„Wir kommen außer uns; ich weiß, daß eS Unrecht ist; aber ich kann mir nicht helfen." Vom Regierungscommissär inter - pellirt, bemerkt er zum Schlüsse:„Man hat gar nichts gethan, man ließ die Soldaten den Hungertod sterben, obfchon es ein Leichtes war, für ausreichende Ernährung zu sorgen. Die Bevöl- kerung bewies die größte Hingebung; aber wir mußten alles dies geschehen lassen, weil es der Festungscommandant so wollte... Lachaud Pere verzichtet auf die Anftage des Präsidenten darauf, Fragen an den von einer sehr erklärlichen Aufregung hingerissenen Zeugen zu richten.„Es gibt", sagt der Advocat,„eben Schmer- zen, die man ehren muß!" Der nun folgende Zeuge, Gemeinde- rath Magnin, bestätigt die obigen Angaben ihrem vollen Inhalte nach. Seine Schritte bei General CoffiniereS, um für Herbeischaffung von Lebensmitteln zu wirken, feien erfolglos gewesen. Seine dringende Bitte, eine Proclamation in diesem Sinne an die Bevölkerung zu erlassen, sei zurückgewiesen,„weil die Einwoh- ner dadurch in Schrecken gesetzt würden."(!!) Man habe in Metz 4000 Wagen und 16,000 Pferde gehabt, mit denen man in sechs Tagen aus der Umgegend Getreide und Nahrungsmittel hätte her- beischaffen können, hinlänglich, um die Armee und die Festung für ein ganzes Jahr zu verproviantiren!! Magazine für die Aufbewahrung seien mehr als genügend vorhanden gewesen. Zeuge kommt nun auf die Bestände an Tuch und Schuhwerk für die Armee zu sprechen. Die Soldaten litten schrecklich von der Kälte; es fehlte ihnen an den nothwendigsten Bekleidungsstücken. Und doch waren, wie aus einem vor dem Metzer Handelsgerichte ge- führten Civilprozesse hervorgeht, eine ungeheure Menge Tuch von einer deutschen Gesellschaft damals zu 6'/- Francs angekauft wor- den. In Moulins-les-Metz waren nicht weniger als 242,000 Meter Tuch und 25,000 Paar Schuhe vorhanden. Unglaublich, aber offiziell konstatirt! Zeuge erwähnt hieraus die von CoffiniereS, um den opferwilligen Gemeinderath einzuschüchtern, geflissentlich betonten Schrccknissc)eines Bombardements! Ein Bürger, Raymond, welcher dem General darüber Vorstellungen machte, und ihm den Muth und die Standhaftigkeit der Einwohner entgegenhielt, em- pfing von dem Commandanten die ungeheuerliche Antwort:„Ei sieh' da, Sie haben also patriotische Gesinnungen, Sic!" Diese Mittheilung erregt im Saale furchtbare Sensation. Raynard, fährt der Zeuge fort, war über diese schamlose Verhöhnung völlig niedergeschmettert. Er erkannte nun, was die vom Marschall Bazaine ausgegebene Parole war. Zeuge hat auch die Pläne ge- sehen, �.welche auf Veranlassung des Marschalls von den feindlichen Angriffswerken entworfen wurden und zur Einschüchterung der Be- völterung dienen sollten. Diese Werke waren nun, wie von der internationalen Eommission für Verwundete konstatirt worden ist, höchst unbedeutend. Die gefürchteten Batterien auf St. Barbe, von denen der Generalstab so viel zu erzählen wußte, haben nie- mals existirt.— Der nächste Zeuge, Bianson, gibt ganz die näm- lichen Aufschlüsse und erzählt, wie die patriotischen Bestrebungen der Gemeinderäthc einen undankbaren Boden bei denen gefunden, welchen die Vertheidigung deS Vaterlandes anvertraut war. Die ganze Bevölkerung von Metz und Umgegend war mit Freuden be- reit, Gut und Blut, Leben und Eigenthum für die Rettung Frank- reichs einzusetzen. Aber diese Hingebung wurde nicht benutzt!! „Wenn wir unglücklich sind," schließt der Zeuge in tiefster Er- regung,„so lassen wir uns nicht zur Ungerechtigkeit hinreißen. Indem wir unsere Kinder lehren, gewisse Namen zu verfluchen, so glauben wir damit die heldenmüthige Mctzer Armee zu ehren! Hätte diese eine andere Führung gehabt, so wäre nimmer über das arme Metz die Schmach gekommen, unter welche es sich heute beu- gen muß!" Unter d»ln gewaltigen Eindrucke dieser und der vor- angegangenen Dcpositionen mußte der Präsident die Sitzung für 20 Minuten suSpendiren. Die dann weiter vor die Schranken tretenden Zeugen vermögen keine wesentlichen neuen Momente vor- zubringen.— Bei Beginn der heutigen Verhandlung werden zu- erst einige Entlastungszeugen vernommen, deren Erklärungen ohne alle Bedeutung sind. Von den übrigen zum Theil sehr belasten- den Aussagen wollen wir nur die charakteristische Mittheilung des Zeugen Eduard Meyer anführen. Derselbe war zu jener Zeit Rcdacteur des„Jndependant de la Moselle" in Metz . Die Cen- sur, erzählte er, wurde erst im September eingeführt. Gegen Ende dieses MonatS wurden ihm alle Artikel gestrichen, welche gegen Preußen gerichtet waren und Noten zugestellt, welche für Metz be' unruhigcnde Nachrichten enthielten. Er nahm die erste Mitthev lung im guten Glauben auf, warf aber die weiteren in Folge der auffallenden Unthätigkeit der Armee in den Papierkorb. Er wußte, daß das übrige Frankreich die Vertheidigung bis aufs Aeußerste wollte. Indessen Alles, wa» er hierüber, sowie gegen eine Capi- tulation bringen wollte, wurde gestrichen. Eines TageS habe er einen Offizier geftagt, warum dieses geschehe, woraus ihm dieser geantwortet:„Was wollen Sie, daß wir thun, die Truppen halten nicht mehr Stand: wir können keine neuen Ausfälle machen!" Da er daraus ersehen, daß man mit den Preußen unterhandle, habe er die Geschichte mehrerer Festungen veröffentlicht, welche dem Feinde entschloffene« Widerstand geleistet, und auch die Artikel des Militärstrafgesetzbuchs abgedruckt, welche die Commandanten, die mit dem Feinde unterhandeln, mit dem Tode bestrafen... So, mit Uebergehung der unwichtigeren Punkte, das Ergebniß der Ver- Handlungen vom 14. und 15. Nov., in denen Bazaine und die Helden seines Generalstabs wie noch nie zuvor am Pranger ge- standen haben." Bei der bekannten und wirklich großartigen Verlogenheit un- serer denkervolklichen Presse werden zwar auch diese niederschmet- ternden Anklagen nicht ausreichen und sie wird fortfahren, ihre blauen Dünste steigen zu lassen, d. h. sie wird nach wie vor he- leicht von einigen Tagen mehr oder weniger abhing. Er, Zeuge, haupten, der Prozeß Bazaine sei nur ein Machwerk, bestimmt die habe persönlich in den fünf Cantonen, welche in einer Enffcrnung'„Gloire" der ftanzösischen Nation zu retten. Sei dem, wie es zaine in Scene gesetzt worden ist; aus seinem Verlaufe hat sich aber ergeben, daß der Marschall Bazaine in der That ein Ver- räther war und daß die glorreichen Siege von Metz eine sehr wohlfeile Errungenschaft sind. Und wenn die Franzosen , gestützt auf den Prozeß Bazaine , sagen, daß sie durch Verrath an's Messer geliefert worden seien, so haben sie gar nicht so sehr Unrecht. Und warum hat man in Berlin sich geweigert, preußische Offiziere im Prozeß Bazaine als Zeugen aufmarschiren zu lassen? Wer sich so wie die herrschenden preußischen Staatsmänner mit großen Er- folgen und siegreichen Schlachten brüsten will, der muß auch be- kennen, mit welchen Mitteln diese Siege und Erfolge errungen worden sind; sonst erscheint die Sache bedenklich. Oder was soll man von Jemanden halten, der nicht offen hervorzutreten wagt, wo seine Thaten und Handlungen im hellen Licht der Oeffentlich- keit erscheinen sollen? In der That, es wird immer schöner mit diesen„genialen Staatsmännern" und„glorreichen Kriegshelden" in Preußen. Kaum hat das Buch von Lamarmora die„Staats- kunst" Bismarcks durch Beweise aus seinem eignen Munde, von seiner eignen Hand, zum Tode verurtheilt, so kommt der Prozeß Bazaine und weist nach, ausf welch wohlfeilem Wege die„Helden- thaten" von Metz vollbracht worden sind. Die 50,000 Dcusschen, welche nach vcn 3 Schlachttagen von Metz vom 16—18. Oktober todt oder verwundet die zu annektirende Erde bedeckten, würden sie heute, falls sie noch in lebensvoller Rüstigkeit wären, noch ein- mal mit demselhen Eifer in's Feuer gehen, nachdem offenkundig, daß die„militärischen Triumphe" viel billiger zu haben ge- wesen sind? Wir glauben kaum! Es ist, wie Heine sagt:„die Thränen und die Seufzer, die kamen Hintennach!" So mögen die dcusschen MordSpattioten dem futschgegangenen„Schlachtenruhm" nunmehr nachweinen und nachseuszcn;und es will uns bedünken, daß man von nun an ganz andere Dinge wie Zündnadel und„stramme DiSciplin" als„wunderthätig" besingen muß. � — Statt daß der„Neue" die in Nr. 110 ihm unsererseits vorgehaltenen Thatsachen, die er vorher zu leugnen beliebte, ant- wortete, zieht er vor, in seiner Nummer vom 14. d. Mts. zu erklären, jeden Angriff gegen die„Eisenacher Bolkspartei" während des Wahlkampfcs einzustellen. Wahrscheinlich hofft er mit dieser Erklärung Gimpel in unfern Reihen zu finden, die auf den Leim gehen und seine Candidaten bei der Wahl unterstützen. Allein darin irrt er sich. Ob die Hasselmann und Hasenklever oder irgend ein paar Fortschrittler im Reichstage sitzen, ist für die sozialdemo- kratische Sache gleichgültig. Und für ein Blatt und seine Leiter, das heuchlerisch die brutalen Angriffe braunschweigischer Bauern auf einen unserer Parteigenossen bedauert, in seiner Nummer vor- her aber erst über eine gegen unsere Parteigenossen in Berlin ver- übte Sprengung berichtet, währenddem man fast in jeder Nummer deS„Volksstaat" von Prllgelscenen, die seine Anhänger veranstal- teten, lesen kann, haben wir nur die tiefste Verachtung. Unsere Parteigenossen werden unbeirrt durch das FriedenSgeflöte des„Neuen" am letzten Congreßbeschluß festhalten, überall selbst- ständig Candidaten aufstellen und bei engeren Wahlen sich einfach der Abstimmung enthalten. — Wie weit die Verbohrtheit der Jünger deS Harmonie- apostels Hirsch geht, darüber belehrt uns die neueste Nummer des „GewerkvereinS". Dort berichtet ein Herr A. Heinrich aus Burg über einen Vorfall,„der einen doppelten Erfolg unserer Vereint- gung konstatirt". Die Thatsache ist folgende: Vor Kurzem erstickte ein Mitglied deS dortigen OrtSvereinS der Fabrik- und Hand- arbeiter beim Reinigen eines Apparats in einer Fettfabrik. Der Arbeitgeber erklärte sich bereit, der Wittwe desselben 200 Thlr. Entschädigung zu zahlen; nach vielen Bemühungen eines andern Mitgliedes genannten Ortsvereins ist eS gelungen, diese 200 Thlr. auf 500 Thlr. hinaufzuschrauben, da man dem Arbeitgeber die Schuld nachwies; andernfalls werde die Frau durch den Verein in die Lage gesetzt, diese Angelegenheit gerichtlich zu verfolgen, da bei solchen Fällen das Haftpflichtgesetz in Kraft tritt. Wir behaupten nun, daß die Wittwe auf Grund einer richter- lichen Verurtheilung eine ungleich höhere Entschädigung würde erhalten haben, wie sie der Fabrikant freiwillig leistete, und daß der Fabrik- und Handarbeiterverein zu Burg korrekter handelte und das Interesse der Wittwe besser wahrte, wenn er der letzteren auf gerichtlichem Wege zu ihrem Rechte verhalf. Aber die Sucht, alles auf dem Wege der„freien Vereinbarung" zwischen Arbeit- geber und Arbeiter zu erlangen, macht sich bei diesen Harmonie- jüngern auch da gellend, wo die StaatSgesctze in höherem Grade ihr Interesse wahren. — Parteigenosse Brätter in Gera , früher Redakteur deS „Geraer VolkSfteund", ist wegen angeblicher Beleidigung eines Fabrikanten, sowie deS Justizamts, begangen in genanntem Blatte, zu sechs Wochen Gefängniß verurtheilt worden. — Wegen Abdrucks eine« Gedichts:„Erwache!" ist die„Süd- deutsche Volksstimme" in Mainz konfiszirt worden. — Der aus der„Frankfurter Zeitung " abgedruckte Artikel: „Die eigentlichen Schuldigen hinter den Coulissen" hat zur Folge gehabt, daß Gras Eulenburg, der sich al« preußischer Minister deS Innern an seiner amtlichen Ehre beleidigt fühlt, einen Straf- anttag gegen den„VolkSstaat " gestellt hat. Nachdem BloS erklärt, daß er die Verantwortlichkeit für den Artikel übernehme, ist gegen ihn die Untersuchung eingeleitet worden. BloS hat darauf bean- tragt, daß unsere gefangenen Parteigenossen Liebknecht und Bebel in dem Prozesse als Zeugen vernommen werden. — Damit wir nicht aus dem„Takt" kommen, hat auch der Commandant der Festung Weichsclmünde hei Danzig, Herr Overdyk, wegen zweier Artikel, die Festungshaft in Preußen be- ttefftnd(Nr. S6 und 98 des„Volksstaat"), gegen uns Anklage er- hoben. Wir haben heuer ein gutes Jahr. Gewerksgenossenschastliches. Gewerkschaft der Holzarbeiter. Kannover. Den Mitgliedern bringe ich hiermit zur Kenntniß, daß da« Amt des Bevollmächtigten an August Lohmeyer, wohn- hast Roßmühle Nr. 8, überttagen ist. Fr. Sewing, Schriftführer.
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5 (21.11.1873) 114
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