voll. Denken wir an die Armen von Sedan. von Regensburg,von Hohenzollern, die sich in der Sonnenhitze todtmarschirenmußten, an die Hunderte von Säbelaffairen, welche die Tages-presse berichtet— so können wir nur den Ruf erheben:Wir leben im neunzehnten Jahrhundert! Weg mitder mittelalterlichen Barbarei und Platz für die Menschlichkeit!Politische Ucbcrsicht.— Preußische Musterwirthschaft. Der„Staatshaushalts-etat", der dem preußischen Landtage vorgelegt worden, enthältallerlei kleine Pöstchen, die für uns nicht ohne Interesse sind. Wirfinden vor allem, daß 40,000 Thaler für„geheime AuS-gaben im Interesse der Polizei" bestimmt sind. Der Stieberist theuer, wie freilich seine Leistungen für das BiSmarck'sche Regimeunschätzbar sind. Preußen ist ein„Staat" von 28 MillionenMenschen und es muß unter diesen 28 Millionen merkwürdig vielzu stiebern geben, wenn für die geheimen„Interessen" der Polizeischon 40,000 Thaler nöthig�sind. Die Loyalität und das GefühlderW RHwelchen Zwecken denn eigentlichWir können eS uns ungefähr denken, und wenn irgend Jemanddie praktische Erfahrung gemacht hat, daß der Sticber mächtig ist,so ist eS sicherlich die Sozialdemokratie; aber es thut nnS wirklichleid, daß dem„Genialen" die Verlegenheit erspart worden ist, dieihm durch eine dies bezügliche Anfrage im Landtage hätte bereitetwerden können. Der preußische Staatshaushalt hat noch andereinteressante Posten. Bekanntlich wird ja der Heldengreis fort-während von getreuen Unterthanen angebettelt. ES mag daruntermanche arme Wittwe fein, deren Kinder hungern, weil ihr Er-näbrer im glorreichen Krieg erschossen worden und wir am We-NWen werden eS einer solchen verübeln, wenn sie den Gnadenwegbetritt; aber wenn eine Volksvertretung vorhandcn wäre, so müßtesie auf dem Wege der Gesetzgebung dafür sorgen, daß die Hinter-dliebenen der Opfer deS Krieges nicht Roth leiden und nicht einenDispositionefond für„Gnadenbcwilligungen" errichten, mit denenes seine Bewandtniß hat, weil gar oft die Protection der Höflingedabei maßgebend ist. Denn dabei kommen arme Wittwen stets zukurz! Und wie viele Müßiggänger und Bümmler mögen aus solche„Gnadenbewillizungcn" spekuliren. Wir haben bis jetzt noch nichtsdavon erwähnt, daß jedesmal bei Ankunft fremder Monarchen inBerlin ganze Waschkörbe voll Bettelbriefe an dieselben be-fördert werden, weil unS beim bloßen Gedanken an solche niedrigenBetteleien ein Ekel befällt. Unsere„Besitzenden" und„Gebil-deten", die sich nicht schämten, den„gekrönten Schuft" en müsseanzubetteln, warum sollen sie dies nicht auch bei dem CzarenAlexander oder dem„Ehrenmaun" Victor Emanuel thun?— Eine ganz eigenthllmliche Ucberraschung ist den„Cultur-kämpfern" zu Theil geworden: die„Ultramontanen", die schon imletzten Landtag Anläufe dazu machten, ihren Gegnern den„libe-ralen" Wind aus den Segeln zu nehmen, haben ihren Feldzug imneuen Landtag mit einem Antrag auf Einführung des allgemeinendirekten Wahlrechts für den Landtag eröffnet und weitere Anträgein liberalster Richtung bezüglich der Preßgesetzgebung k. angekündigt.Der liberale Vorspann deS Bismarckischen Karrens ist aus denWolken gefallen ob dieser plötzlichen Vertauschung der Rollen undsteht verdutzt am Berg; gegen den Antrag auf Abschaffung desDrei-Klasien-WahlsystemS können sie um so weniger etwas ein-wenden, als Götze Bismarck dasselbe in höchst eigener Person ausdas Schärfste verurtheilt hat. Was aber wird aus dem„Cultur-kämpf", wenn die Culturkämpfer sich nothgedrungen von denCulturfeinden, deren rllckwärtserische Tendenzen sie so hitzig de-nunzirt, ins Schlepptau nehmen und die„liberale" Fahne voran-tragen lassen müssen! Das ist freilich keine beneidenSwertheZwickmühle! Und eS dürfte schwer sein zu entscheiden, ob Zurück-Weisung oder Annahme des„ultramonianen" Antrags für die„Liberalen" das Blamablere ist. Und nicht blos auf die parla-mentarische Arena(Kampfplatz) scheinen die„Ultramontanen" sichmit dieser sinnreichen Methode der Kriegführung zu beschränken.Nach dunkelen Andeutungen der katholischen Presse, die in demverlegenen Zurückhalten der Reptilienfondsstipendiaten Bestätigungfinden, hat der Papst in einem zweiten Brief an den Kaiser gewissesehr unangenehme Dinge zur Sprache gebracht und u. A. die mitden Culturprätensionen des neuen Reichs schwer in Harmonie zubringenden„Segnungen" des Militarismus in zwar nicht sehrschmeichelhafter, dafür aber desto verständlicherer Sprache erwähnt.Kein Wunder, daß es den Herausforderungen der„ultramontanen"Presse noch nicht gelungen ist, die preußische Regierung zur Ber-öffentlichung dieses Briefes zu bewegen, der offenbar nicht hinterden Spiegel gesteckt werden wird. Beiläufig fei erwähnt,� daß derjetzige Papst sich auf den„Culturkampf" mit liberalem, ja demo-kratischem Apparat ganz vortrefflich versteht, mindestens so gut wieFürst Bismarck. Man braucht nur die Geschichte von 1843 nachzulesen. Wir verfolgen mit„ungeheurer Heiterkeit" dieses Duellzwischen den zwei mittelalterlichen Gespenstern, von denen jedes dieWelt überzeugen will, es vertrete die Cultur des 19. Jahr-Hunderts.— Der Bericht der„königlichen Untersuchungskom-Mission" ist dem Landtag vorgelegt worden. Er umfaßt vierzigbis fünfzig Bogen und die noch ungedruckten Anlagen min-dcstcnS doppelt so viel! Da möge sich nur der Landtag inGottesnamen an das lohnende Geschäft des Stecknadelsuchens ineinem Bündel Heu machen! Wir wünschen gute Verrichtung!— Die Berliner„BolkSzeitung" schreibt mit großer Ge-müthSruhe:„Berlin. Durch die den MagistratS-Mitgliedent gewährtenGehaltSzuschüsse steigt der Ausgabeetat für dieselben um 11,300 Thlr.,nämlich von gegenwärtig 41,400 Thlr. aus 52,700 Thlr. ESbeziehen vom nächsten Jahre Gehalt: Oberbürgermeister Hobrecht10,000 Thlr., Bürgermeister Duncker 5000 Thlr., StadtbaurathBlankenstein 4000 Thlr., Stadtbaurath RoSpatt 3100 Thlr.,Stadtschulrath Dr. Hofmann und der zu wählende zweite Stadt-schulrath je 3000 Thlr., Syndikus Le Brun 2300 Thlr., dieStadttäthe Gilow und Schreiner je 2600 Thlr., Syndikus Zelle2500 Thlr., Stadtrath Nöldechen 2300 Thlr., Kämmerer Runge2200 Thlr., Stadtrath Dr. Weber 2000 Thlr. Di« StadttätheVoigt, Eberty, Friedet und Neubrink je 1900 Thlr."Wir citiren dies nur deßhalb, weit einst der„geniale Staats-mann" im preußischen Landtage, sich gettiebcn fühlend, einen faulenWitz zu machen, sich zu dem„geflügelten Wort" hinreißen ließ, diePariser Commune habe einen„gesunden Kern" und sei„nichtsanderes als ein Kampf um die preußische Städteordnung."Die preußischen Junker und Bourgeois hörten diesem geistreichenAusspruch andächtig zu und Keinem fiel es ein, zu fragen, warumman denn so die Kommune allerorts bekämpfe, wenn sie nichtsweiter fei. Wie wenig indessen die Männer der Commune mitder preußischen Städteordnung zu thun hatten, das beweist, daßsie ihre Arbeit für höchst bescheidene Gehalte verrichteten und nichtdas Fett vom städtischen Einkommen abschöpften, wie es lautobigem Lohntarif von den Berliner Magistratsleuten geschieht.Daß die Communebcwegung sich um nichts anderes gedreht habe,als um die urreaktionäre preußische Städteordnung und sonachauch um die mit ihr zusammenhängende ebenso reaktionäre com-munale Organisation, das zu behaupten kann sich nur ein Bismarckerdreisten, dessen Plattitüdcn, je fader sie sind, desto jubelnder vondem„Denkervolk" aufgenommen werden und dessen„geflügelteWorte" immer da für„sehr geistreich" gehalten werden, wo siedem Pferdestall sehr nahe sind.— Diebe und„Theiler". Beim Durchblättern alterenglischer Zeitungen stoßen wir auf folgende Notiz, deren Richtig-keit beiläufig feststeht.„Ein Kaufmann aus Wopping(bei London)hinterließ für die Erziehung der Armen 100,000 Pfd. Sterl.Aber Lord Eldon gab(zu Anfang dieses Jahrhunderts) die Voll-macht dazu, diese Summe für die Bezahlung der Schuldend es(erzliederlichen) Prinzregenten zu verwenden! DasChristus- Hospital(in London), die sogenannte Blaurockschule(nach der vorgeschriebenen Tracht der Schüler so benannt) ver-wendet ihr jährliches Einkommen von 70,000 Pfd. Sterling fürdie Erziehung der Söhne aus Familien, welche Geld, Einflußund Co nnexionen haben! Unv doch war diese Schule ursprünglichfür die Kinder von mittellosen Bürgern bestimmt! Wenn mandaS Einkommen aller in der City befinvlichen und nach dem Willender Erblasser für die Armen bestimmten Stiftungen zusammen-rechnet, ein Einkommen, welches jetzt dazu verwandt wird, Kin-dern der Reichen eine kostspielige(und nebenbei obendreinherzlich schlechte) Erziehung zu geben, so würde die Summe nichtblos für die unentgeltliche Erziehung aller armen Kindervon London ausreichen, sondern es wäre auch noch genugda, um Schulgebäude zu errichten und im Stande zu halten."Kurz das alte Lied: die Armen von den Reichen destohlenund ausgeplündert! Hier direkt, dort indirekt— hier durchoffenen schamlosen Diebstahl, dort durch Ausbeutung ihrer Arbeits-kraft!— Erwähnt sei noch, daß die oben angeführten Beispielenicht vereinzelt dastehen, unv daß es auch in Deutschland wohlkeine„reiche" Stadt giebt, in der nicht ähnliche Spitzbübereien imSchwang wären. Vielleicht kommen wir auf daS Thema zurück.— Moderne Folter. Unsere Leser erinnern sich der Zu-Tod-Folterung des armen Nitschke, von der wir in einerder letzten Nummern berichtet haben. Wie es scheint, will manin Hannover em ähnliches Meisterstück kulturkämpferischer Thätig-keit liesern. Im Sommer des vorigen Jahres wurde der weisen-freundliche Pastor Grote wegen angeblich in einem Kalender be-gangener Majestätsbeleidigungen zu lümonatlichem Gefängniß verurtheilt. Jetzt nun, wo ber Mann bald in Freiheit gesetzt werdenmußte, hat man, nicht zuftieden mit jener drakonischen Bestrafung,in dem inkriminirten Schriftchen(einem Kalender) nach fünf-vierteljährigem Stiebern zwei neue Majestätsbeleidigungenentdeckt und vor einigen Tagen deßhalb gegen Grote verhandelt.Wie man sich denken kann, war der Angeklagte über solch uner-hörtes Beginnen sehr erregt, und ließ sich m seiner Vertheidigungs-rede zu einigen heftigen Aeußerungen hinreißen, die sofort zumGegenstand neuer Anklagen gemacht wurden. Das Urtheilüber die zwei neuen MajestäiSbeleidigunzen ist noch nicht gefällt.Daß eS kein freisprechendes fein wird, dürfen wir erwarten.Dann folgt der Prozeß über die in der Bertheidigunzsrede begangenen Beleidigungen; aus diesem Prozeß wird voraussichtlich,außer der obligaten Strafe, ein neuer BeleidizungSprozeß erwachsen.Und so wird Pastor Grote, wenn der Staatsanwalt und dieRichter eS nicht müde werden, den Unglücklichen zu Tode zu Hetzen,gleich dem armen Nitschke im Gefäugniß auZ einer Strafe in dieandere verfallen, bis man ihn auf den Kirchhof bringt, der jaauch eine Station im„Rechtsstaate" ist.— Der Hunger. Wir lesen im„Westnngarischen Grenz-boten", einem Bourgeoisblatte:„Die Bewohner der Städte Preßburg, Tyrnau, Bösing zc.wurden am Allerheiligenfest nicht wenig erschreckt durch die Nach-richt, in Ratzersdorf— wo eben eine größere Zahl Arbeiter beiden Waagthalbahn-Bauten beschäftigt ist— seien Arbeiter-Unruhen ausgebrochen. Der Schrecken war kein gewöhnlicher, denntrotz aller Versicherungen unserer weisen Regierunzsmänner, inUngarn gebe es keine Arbeiterftage, ahnt es die Bevölkerung— wenn sie eS leider auch nicht weiß— daß dem nicht so ist,daß wir allerdings keine Fabrikarbeiter haben, dagegen aber einenTaglöhner-,, Pöbel", ein Handwerker-„Proletariat" besitzen, welchenRechnung getragen werden muß. Das Unglück hierbei ist nur,daß dieser Instinkt unserer Bevölkerung nicht die rechte Richtungerhält, daß er vielmehr zu der Anschauung gedrängt wird, daSUnrecht sei ausschließlich auf der Seite des„PöbelS". Wohersollte aber auch die Erkenntniß kommen, daß die Schuld an dernicht hinwegzuleugnenden Unzufriedenheit der Arbeiter-Klassen nichtminder auf Seite jenes TheileS liegt, der der arbeitgebende ist.Erst in unserer Dienstag-Nummer sprachen wir uns über die Hand-werker und ihre Gehilfen einigermaßen aus, und fanden, daß dieUnbildung beider Theile die Ursache der täglich erregter werdendenReibungen ist; heute schon müssen wir— veranlaßt durch dieeinlaufenden genauern Berichte über die Unruhen in RatzerSdorf,sowie über„Crawalle" auf der Gömörer Bahn— uns gegen denMißbrauch wenden, den Arbeitgeber gegenüber ihren Arbeiterntreiben.Während in Gömör die Bahnarbeiter durch die ZahlungS-Unfähigkeit des„Generalunternehmers" um ihren Lohn gebrachtwerden, beuten bei der Waagthalbahn„Subunternehmer" oderPartieführer" die Arbeiter durch das sogenannte Truck-SystemauS. Nicht genug, daß der Arbeitslohn durch die vielen Hände,welche er passire» muß(von den Conzessionären zu den General-Unternehmern, von diesen zu Sub-Unternehmern und von diesenzu ersten oder gar zweiten Partiesührern), bettächtlich verkürztwird, so kommt überdies der Lohn den Arbeitern gar nicht in dieHände.Dies geschieht so; Der Partieführer ist zugleich Marketender.Er creditirt dem ihm unterstehenden Arbeiter Schnaps, Wurst,Speck, Brod, Tabak, welche Waaren meist nicht nur verfälscht oderschlecht geliefen, sondern auch weit theuerer als anderwäNs an-gerechnet werden. Die ohnedies geringe Sparsamkeit der Arbeiterwird durch die Leichtigkeit des Credits arg geschwächt, und häufigwird der Lohn ganz verzehrt. Was durch diese Art des in Englandstark bekämpften Truck-Syftems nicht erreicht wird, vollendet dieauf der Waagthalbahn angewendete Finte, daß nur in längernTerminen ausgezahlt wird, wodurch oft— wie es am Samstagder Fall war—- die Arbeiter jedes Lohnes entblößt sind. Natürlichist eS sodann, daß die Manövers endlich durchschaut werden— wäre der Arbeiter selbst„nur ein Slovake"— und der Unwillen zum Ausbruch kommt.VerdammenSwerth ist es. wenn zur Gewalt gegriffen wird,allein die Jusriz-Behörden mögen bei der Bestrafung der„Rädels-führer" an die obigen Ursachen der Ausschreilungen denken unddabei beachten, daß daS Gewerbegesetz mit Rücksicht auf die Fabrik-arbeiter jene Mißbräuche strengstens verbietet, und dasselbe Verbotauch Taglöhner und Bahnarbeiter betteffend aufgestellt wordenwäre, wenn diese Arbeiter-Klassen schon gesetzlichen Normen unter-stellt wären. Für die Legislative aber seien jene Ereignisse diedringliche Mahnung, auch für die landwirthschaftlichen und Eisen-bahn-Arbeiter ic. zu sorgen. Denn auch diese spielen in dersozialen Frage, vor der wir ebenfalls stehen, eine Rolle, und zwareine je schlimmere, je unfertiger unsere Zustände und je thatenloserdie„LandeSväter" sind."Bei solchen Dingen von„Rädelsführern" zu sprechen, ist ein-fach albern. Der Hunger ist hier der einzige„Rädelsführer"und wer dieS nicht einsieht, der maße sich überhaupt nicht an, insolche Dinge hinein zu reden. Merkwürdig ist, daß der„Grenz-böte" klar erkennt, daß die raffinirte AuSbeutungsweise der„Arbeit-gebcr" die Schuld ttägt an ver Unzufriedenheit der Arbeiter; abervon diesen Rechenschaft zu verlangen und sie verantwortlich zumachen für das, was ihre Handlungsweise zur Folge hat. fehltihm der Muth. So ist's aber in der ganzen Gesellschaft. Geräthder Arbeiter über die unverschämten Diebereien deS„Arbeitgebers"in Wuth und vergeht sich, so wird er hart bestraft; der intellek-tuelle Urheber des Vergehens aber kommt nicht nur ungeschorendavon, sondern erhält wo möglich noch Staatshilfe zu weitererMenschenschinderei. DaS ist die Macht des Besitzes, welche ge-brachen werden muß, indem die Klassenherrschaft gebrochen wird.— Monsieur Durand hat in der letzten Nummer der„Internationale" eme Verlheidigung, oder richtiger Entschuldigunghervorgestammelt, die aber so unlogisch und albern ist, daß esPapierverschwendung wäre, auf daS traurige Schriftstück einzugehen,welches uns übrigens, nebenbei bemerkt, an der Unehrlichkeit desMannes zweifeln läßt, jedoch auf Kosten seines Verstands. G-Nug—er giebt zu, daß er eine Eselei begangen haben könne, schwört aberStein und Bein, daß er in gutem Glauben gehandelt habe.Interessant für unS ist blos, daß Herr Durand sich hinter dieRockschöße des fetten Bakunin und des dünnen Richard, deSBakuninschen Faktotums und bonapartifchen Agenten, versteckt.Wir warten ab, was die belgischen Parteigenossen in dieser Sachethun werden.Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß der in VervierS er-scheinende„Mirabeau", ebenfalls Organ der belgischen Jnter-nationalen, unsere Bemerkunzen über die Affaire Durand sebr übelnimmt, und sich dabei zu der Behauptung versteigt, der„BolkS-staat", der„seit drei Jahren gegen uns(die belgischen) Arbeiterebenso gehässige als lächerliche Verleumdungen schleudert," habeerklärt, die„Revolution" sei den Anliautoritariern(Bakanisten)gleichbedeutend mit Bonapartismus." Wir ersuchen den VerfasserdeS bett. Artikels, uns nachzuweisen, 1) wo wir das Letztere erklärthaben, und 2) uns eine einzige Stelle deS„Volksstaat" seit demBestehen unseres Blattes zu zeigen, worin eine„Berläumdung"der belgischen Arbeiter enthalten ist. Zeigt er uns irgend eineAeußerung, die für unsere belgischen Brüder beledigend sein könnte,so werden wir dieselbe zurücknehmen. Von der Ehren-haftigteit des„Mirabeau" erwarten wir Berücksichtigung dieserunserer Notiz.— Ueber die Lage in Italien schreibt ein Corresoondentdir„Vereinigten Staaten von Europa"(Nc. 32) aus Mailandunterm 10. d. Mts.:„Das Elend, die nothwendige Folge unsererFinanzverschleuderung und schlechten Verwaltung, fordert zahlreicheOpfer unter den Arbeitern in Stadt und Land. Es gibt inItalien kein Brod und kein Geld mehr.(Soll heißen für daSarbeitende Volk. R. d. B.) Hier in Mailand, der moralischen(geistigen) Hauptstadt des Königsreichs, in der reichsten und ge-bildctsten Stadt Italiens, sieht man hier und da Individuen,Männer, Weiber und Kinder, herumirren, die aller Existenzmittelermangeln. Ganze Familien sind ohne Obdach und alle diese Un-glücklichen, überwältigt von den Qualen des Hungers, sind aufden Stufen der großen Kathedral-Treppe gelagert, von wo sie dieHände flehend nach den Vorübergehenden ausstrecken. Welch ent-wtzliches Schauspiel! Um so empörender, als eS in herzzerreißendemContrast mit dem LuxuS steht, welchen die Fürsten des G-ldsackszur Schau stellen. Was ich von Mailand berichte, gilt in gleichemMaaß von den ämilischen Provinzen, wo daS Elend ebenso großist. Wer trägt die Schuld dieser Armuth? Wenn man in daSJahr 1861 zurückgeht und die Preise der nochwendigen Lebens-mittel prüft, so wird man finden, daß sie seitdem fortwährend ge-stiegen sind, bis sie die jetzige exorbitante(maßlos überttiebene)Höhe Erreicht haben. Auf der anderen Seite sind die Arbeits-löhne bei weitem nicht in einem dem Steigen der Lebensmittel-preise entsprechenden Verhältnisse emporzegangcn; der heutigeDurchschnittslohn beträgt hundert Centimes(gleich 1 Franc,d. i. 8 Groschen!) für zwölf Stunden! Ja den RezierungS-finanzen läßt sich eine beständige Vermehrung der Cirkulatioa vonKassenanweisungen der Nationalbank bemerken, so daß in Folgedessen die Waarenpreise um 25 30 Prozent gestiegen sind(waSeine Entwenhunz des Papiergelds zu diesem Bettag bedeutet);und obgleich die Herren Kapitalisten, die auS den Bankaktien46—100 Prozent Zinsen ziehn, unS weiß machen wollen, dieStaatsmänner tdäten ihr Möglichstes zur Abhülfe dieser traurigenZustände, so lassen wir unS doch nicht in der Ansicht erschüttern,daß hier(?) die Grundursache des uns erdrückenden Elends liegt.Man kann sagen: Italien befindet sich jetzt in der näm-lichen Lage wie Frankreich vor 1789(dem Jahr des Ausbruchs der großen Revolution).-- Die gegenwärtige Lage istdie Verurtheilung der konstitutionellen Monarchie ohne Appell.Kein Wunder, daß die Unzuftiedenheit allgemein. Der Hungerist bekanntlich ein böser(mitunter auch sehr guter) Rathgeber, undeS wäre leicht möglich, daß das italienische Volk in sehr kurzerZeit dea Dingen eine andere Gestalt gäbe."So der Correspondent der„Vereinigten Staaten". Was erüber daS in Italien Herrscheade Elend sagt, ttägt den Stempelder Wahrheit, und wird durch sonstige Mittheilungen bestätigt.Auch darin hat er unzweifelhaft Recht, daß er die konstitutionelleMonarchie, d. h. die Monarchie, welche den Staat der Bourgeoisiezur Plünderung überliefert,„ohne Appell verurtheilt" und auf dieDauer unhaltbar erklärt. Er irrt aber, wenn er glaubt, daS inItalien herrschende Elend sei die Folge der verschwenderischen undkorrupten Finanzwirthschast. Daß letztere daS liebet befördert»unterliegt allerdings keinem Zweifel, sie ist aber selber WirkungdeS ökonomischen Systems, in dem daS Arbeiterelend seine Grundursache hat. Die öffentliche Ausbeutung ist ihrem Wesen nachidentisch(einerlei) mit der privaten Ausbeutung— der einzigeUnterschied ist in der Methode: der Privatausbeuter und deröffentliche Ausbeuter plündern Beide das arbeitende Volk unter