sammen�ezautteil Do�mea von Kirch«»- und StaaUwigtn der Menschheit als»göttliche Offenbzrun�ea» eingebläuet und osn der Muttermilch anerzogen wurden. Wenn pafsirt, daß in der moeitrn Hillste de» IS. Jahrhunderts noch Hunderttausende von Köpfen sich itber daS oeil ausgeheckte Dogma von der Unfehlbar- leit de« Papste  » erhitzen, darf man sich nicht wundern, wie fast zwei Jahrtausende lang ein großer Theil der Menschheit an die aötttich« Abstammung und Offenbarung de« Christeothum« glanbeu tonnte. Wie die heilige Dreieinigkeit erst durch die Priesterschaft ge- schaffen wurde, so erging c« genau dem Heiligendienst. In den ersten Jahrhunderten wurden keine Bilder in den Kirchen gelitten, ja die Kirchenversammlung zu Elvira verbot sogar feierlichst,die Gegenstände der Verehrung und Anbetung an den Wänden ab- zomaleu". Eusebius   und ChrysofiomuS, zwei berühmte Kirchen­väter, die um 390 nach Christi lebten, bezeichneten den Bilder- gebrauch al« Götzendienst, und doch ist später die Heiligen- aubttuug und der Bilder- und Reliquiendienst in der christlichen Kircke so schlimm wie unter den schlimmstenHeiden" getrieben worden und wird heute noch in der katholischen Kirche als CultuS gepflegt.(Schluß f.) Gewerksgenossenschaftliches» Gewertogrnosseuschaft der Manufaktur-, Fabrik- und Haud- arbeiter. Die siir den Laus des Februar in Aussicht genommene Gene- ralversammlnng hat nach einstimmigem Bestluß in Rück- ficht auf die durch den Reichstag veranlaßt- anderweitige Thätig- keit des ersten Borsitzenden, dessen Anwesenheit füglich nicht ent- behrt werden könnte, auf unbestimmte Zeit verschoben wer- den müssen. Mit sozialdemokratischem Gruß Crimmitschau  ,. Februar 1874. Für den Borort: A. F. Colditz  , 2. Borsitzender. Berein der deutsche  » Zteinmetzeo. Zgerkiu, 15. Februar.(Allgemeiner Bericht.) In den seit März vorigen Jahre» schon bestehenden Mitgliedschaften Essen   und Duisburg  , sowie den s-it Ende vorigen Jahres sich dem Berein angeschlossenen Mitgliedschaften Köln  , Elberfeld  , Düsseldorf   und Ruhrort   erblickten die Mehrzahl der in Rheinland   und Wesiphalen befindlichen Steinhauereibesitzer in der Tendenz der Bereine eine derartige Gemeinsährlichkeit, daß sie es für dringend geboten hielten, mit vereinter Kraft den tiessittlichen Bestrebungen der Mitglieder den GarauS zu machen. Gewisse Herren aus Duisburg   und Düsseldorf  , die sich schon vorige« Jahr bei den Gesellen sowie in der Ocffentlichkeit arg blamirten, indem sie den Gesellen den verdienten Lohn nur derart auszahlten, daß eS mitunter noch nicht einmal für Logis und Kost ausreicht«; diese Herren stellten sich an die Spitze dieser Gesellen- vereinigungS- Sprengungskolonne und beriefen obige Besitzer zu Conferenzen zusammen, in denen denn auch der ArbeiterauSbeutungS- Bruderbund für Rheinland   und Westphalen zusammeugedrechfelt wurde, und fühle ich mich gedrungen, zur Kenntniß aller Stein- metzen sowie aller Arbeiter den Zweck dieses Bunde  « an das Tage«- - licht zu ziehen. E» heißt in K 1: Zweck de« Bundes ist 1) Regelung des Verhältnisse« zwischen Arbeitgeber und Arbeit- nehmer durch ») Bekämpfung der sozialdemokratischen Bestrebungen der Arbeitnehmer und feste» Zusammenhalten der Arbeit- g-ber; b) Fesisrellung der Arbeitszeit und de« TagelohnS, was jeder Lokalverein(eS sind deren 22 angegeben) nach seinen OrtSverhältnissen bestimmt; c) Einführung von Entlassungsscheinen bei Auflösung deS Arbeitsverhältnisses, ohne welche kein Arbeitnehmer in ein neucS AbeitSverhältniß von einem BundeSmitgliede aufgenommen werden kann; 2) gegenseitige Unterstützung der Arbeitgeber bei ausbrechenden StrikeS der Arbeitnehmer durch Ueberlassung von Arbeits- kräften, eventuell durch Ausführung der uothwendigsten Ar- reiten eine» oder mehrerer durch Strikc betroffenen Bundes- Mitglieder; 3) Hebung de» sittlichen und moralischen Betragen« der Arbeit- nchmer durch Einführung gleichmäßiger allgemeiner Arbeit«- reglement« in allen Werkstätten; 4) Förderung der theoretischen und praktischen Ausbildung der Steinhauer durch Anhalten der Lehrlinge zum Besuch einer Sonntags- oderHandwerker-FortbildungSschule, wo-« irgend geboten ist. Uebcr da» Obige überlasse ich die Kritik jedem rechtlich denkenden Menschen selbst, bemerke nur, daß wir seit langen Jahren die Teufel in Menschengestalt vollständig kennen gelernt haben. Nach Conslituirung diese« Bunde  « erscholl denn auch gleich in Ruhrort  , Düffeldorf uud Duisburg   von einzelnen der schon oben angeführten Herren da« Commando: Austreten au« dem Steinmetzvcrein oder hinau» au« der Arbeit! Natürlich sind wir solche Handlungsweise seit vorigem Jahre au» Thüringen  , Leipzig  , Hamburg   k. schon gewöhnt und berührt die« un« und unsere Freunde wenig, da dennoch dort die größten Werkftellen für sozialdemokratische Stein­metzen offen stehen und sich die Besitzer derselben dem Arbeitgeber- Kunde nicht anschließen in der festen Ueberzeugung, daß bei solcher despotischer Handlungsweise die wahren Geschäftsinteressen geschä- digt«erden, indem der Frieden dadurch erst recht gestört wird. Den rheinischen Steinmetzen rufe ich aber nochmal« zu: Haltet fest am Bunde, mögen die Stürme kommen, wie sie wollen, die Ausbeutung muß beseitigt, die wahre Bruderliebe hergestellt werden. So ist ebenfalls von HildeSheim   zu berichten, daß durch nicht regelrechte«, aber doch von beide» Seite» vereinbarte« Terminial- Lohnzahlen ein Platz-Sttike entstand, welcher jedoch mit Beftiedi- gung beider Theile beseitigt wurde. Doch verstanden e« die Arbeitgeber bald darauf, drei verheirathete Collegen, darunter den Bevollmächtigten, au» dem ganzen Orte hiaauSzumaßregeln. Ebenso kam un« von der Mitgliedschaft Nebra   die Mittheilung zu, daß trotz de« im Jan. 1373 vereinbarten Lobntarif« 2'/» Sgr. pro Tag in Abzug gebracht, sowie die Arbeitszeit um eine halbe Stunde verlängert würde. Al» nun die Collegen in besagter Augelegenheit um eine Unterredung mit ihrem Arbeitgeber baten, wurde ihnen der Bescheid, Feierabend zu machen. Möchten doch diese Dickbäuche mit täglich 19 Sgr. 10 Pf. mit Frau und Kind zu existircn einmal den Versuch machen, auch wenn sie nicht mit ihrer Händekraft arbeiten. Die faule Mast würde sich bald legen; wie nun aber erst, wenn sie, wie diese, von Morgens früh bis Abends arbeiten müßten(Steinmetzarbeit ist bekanntlich eine der «ustreugendsten). Kein Wunder also, wen» man, anstatt gesunder kräss zer Gestalten, uur abgehärmte und abgezehrt« Männer steht. Wo kann da Friede und Eintracht in der Familie, wo Gesundheit und Erziehung der Kinder sein, wo die Frau selbst von früh bi« Abend» auf dem Felde oder auderSwo, vielleicht in der Fabrik, mit arbeiten muß. Wahrlich, Collegen, die» ist da« Loo« eine« Steinmetzen, mit 32 Jahr DarchschnittSakter in« Grab(die Kinder- sterblichkeit wird nicht dazu gerechnet, sonst würde da« Durchschnitt»- alter noch bedeutend mehr sinken), und bei seinen Lebzeiten nicht einmal geong Brod für sich und die Familie schaffen zu können. Blicken wir nach Hamburg  , so sehen wir auch dort da« schäm- loseste Borgehen, die schamloseste» Maßregelungen gegen unsere Mitglieder. Die Ausbeutung wird in der krassesten Form betrieben, Keiner soll mucksen, auch wenn die Preise für die Arbeit noch so gering gezahlt werden. Von sittlichem Betragen seitens der Poliere und Arbeitgeber ist keine Spur. Die Versprechungen einer Er- höhung de» Lohnes während unsere« nur zu berechtigten Strike«, als man Leute in Essen, Würzburg   und Ahlfeld anwarb, hielt man nicht.(Wo bleibt hier ein Wortbruchgesetz?) Die Agenten, in Person der Meister und Poliere, werden zum zweiten Male bei einer solchen Expedition schlecht fahren, auch wenn sie noch mehr als 27 Thlr. in der Schenke zum Vertrinken geben, man wird wohl trinken, jedoch nachher die Hunde loslassen. Selbst bei den ReichStagSwahlen hat man sich nicht gescheut, das fteie Recht de» Arbeiter« auf« tieffte zu verletzen. Fahrt nur so fort, ihr Herren! Eure Ohnmacht wird sich bald zeigen; bildet Euch nur ein, die naturgemäße Entwickelung der Arbeiterklasse mit Eurer verachtungswttrdigen Handlungsweise aufhalten zn wollen. Es wird der Tag der Vergeltung de« bitter getäuschten und um sein Recht betrogenen Arbeiter« kommen. Je mehr Verfolgungen, desto mehr Erfolge, und desto schneller am Ziele. Brecht das Doppeljoch entzwei, Brecht die Roth der Sklaverei, Brecht die Sklaverei der Roth! Brod ist Freiheit, Freiheit Brod." A. Zabel, Vorsitzender, WeinberzSweg 4. lrB. Zu Bevollmächtigten sind bestätigt: in Duisburg   G. Brinkmann, Untere Mauerstr. 21; Düsseldorf   H. Boogen, Ost- straße 113; Ruhrort   P. Mahlberg, Louisenstr. 300 X.; Elberfeld  P. Buchbender, Alexanderstr. 3; Freiberg   in Sachsen A. Wagener, Annabergerstr. 257 u. 253; Cöln P. Liyingcr, Kammachergasse 2; Frankfurt   a/O. A. Gunzer. Ferner ersuche ich alle Bevollmächtigten, maßgebende Adressen von Collegen solcher Städte, die noch nicht zum Verbände gehören, an mich einzusenden, damit ich die Auftufe zur Generalversamm lung rechtzeitig versenden kann. Der Obige. Gewerksgenosseuschast der Maurer u. Zimmerer. Zlresde«, 1. Febr. Ein neues Jahr, da« fünfte, ist seit dem Bestehen der hiesigen Mitgliedschaft angebrochen. Treu und fest sind wir in den verflossenen Jahren gestanden zur Fahne der Demokratie, werden auch in diesem Jahre unsere Pflicht voll und ganz erfüllen. Zwar sind wir noch immer eine kleine Zahl von den Tausenden unserer Berufsgenossen und manchmal mochte es den minder mit Ausdauer und Energie gestählten Mitgliedern be- dünken, daß alle Mühe, alle Anstrengung, alle Opfer vergeben« gebracht seien, daß die große Masse der Maurer und Zimmerer entweder noch nicht reif oder noch nicht bedrückt genug sei, um Theil zu nehmen an unserm Streben, Theil zu nehmen an dem allgemeinen Kampfe zur Verbesserung der«genen Lage. Doch dies ist nicht so. Wir sind doch vorwärts gekommen, nicht nur daß wir alle Stürme der letzten vier Jahre glücklich überdauert, und bislang allen berechtigten Anforderungen der Mitglieder nach- kommen konnten, nein, wir haben auch bereits einen, wenn auch noch nicht großen Fond angesammelt, und vergrößert sich die Mit- gliedschaft trotz Anfeindungen unserer Gegner in zufriedenstellender Weise. Zeigen sich aber trotz des bi« jetzt zufriedenstellenden Re- sultate« die Mitglieder nicht saumselig, sondern agitiren wir mit vereinter Kraft immer weiter und weiter, auf daß auch nicht einer von unfern Berufsgenossen in der Gewerkschaft fehle. Beherzige sich ei» Jeder die hier niedergeschriebenen Thatsachen sowie Mah- nung, denn gerade die jetzige Zeit zeigt uns wieder, mit welcher Verachtung man un« entgegentritt. Erscheine darum ein Jeder in unfern Versammlungen, welche regelmäßig jeden Dienstag Abend in der deutschen   Halle stattfinden, um den Betrachtungen über Verbesserung unserer Lage beizuwohnen. Auch rst an diesen Abenden einem jedem Maurer und Zimmerer Gelegenheit geboten, der Krankenkasse beizutreten. Die Krankenkasse ist in verschiedene wöchentliche Unterstützungen eingetheilt, welche ich hier bekannt geben will: Bei einem Steuerbeitrag von wöchentl. oder monatl.: e Pf. 24 Pf. 10 4 Ngr. 12 5 15 SV... Eine Unterstützung von wöchentlich oder täglich: 1 Thlr. 5 Rgr. 1'/»..?'/- 2 10 Vit 12'/. 13?>/- 3 15 Noch will ich erwähnen, daß diese Krankenkasse die weitgehendste ist, welche unter den Maurern und Zimmerern bi« jetzt besteht, indem nie einer der Unterstützung verlustig wird, welcher sich von hier nach irgendwelcher beliebigen Stadt oder Dorf begiebt, uur bloS dann, wenn der Steuerbeitrag sich nicht in Richtigkeit bc- findet, erlischt das UnterstützungSrecht. Auch sind wir bereits in allen Städten Deutschlands   verbunden, so daß die Steuern sowie Unterstützungen, ohne vom ftischen wieder einzutreten, abgegeben oder entgegengenommen werden kann. Berufsgenossen solcher Städte in Sachsen  , welche noch nicht betheiligt sind und Anschluß an erwähnte GewerkSgeuoffenschaft wünschen, werden ersacht, sich mit Unterzeichnetem brieflich in Verbindung zu setzen. Städte außer Sachsen   werden nach dem Borort Braun- schweig(Adresse H. Rieke, Schöppenstevterstr. 50) verwiesen. Mit sozialdemokratischem Gruß Ernst Knof, Maurer  , Palmstr. 55, 3, b. Linder. Correjpondenzen. /oipztg. Die Reuwahl für den 13. sächsischen Wahlkreis ist auf Sonnabend, den 28. Februar angefetzt. Leipzig  . Wir erhalten folgende Zuschrift: An die Redaktion desVolksstaat"! Sowohl Sie als dieFranks. Zeitung" haben ans den Be- richten nationalliberalcr Blätter über den Pleißengaffen-Krawall- Prozeß angebliche Aeußerungen des Herrn Staatsanwalt Frfch er wiedergegeben und an dieselben Ihre Bemerkungen geknüpft. Ich kana Ihne» nun al« Bertheidiaer einiger>ugesch»ldtgwr »erfichera, daß Herr Sta,t»auwalt Fischer nicht n»r nicht da», »a« ihm in jenen Berichte» nachgesagt wird» geäußert, sondern daß er da« direkte Gegeatheil von de« gesagt hat. Er hat a«f da« Entschiedenste hervorgehoben, daß die von de« Polizei- lentenant Snobloch aaSgtsprochene Meinung,daß durch die in den sozialdemokratischen Volksversammlungen gehörten aufreize»- den Reden da« Volk zu solchen Ausschreitungen veranlaßt werde," al« jeder Begründung entbehrend zurückgewiesen «erde» müsse. An einer anderen Stelle seine» Bortrage« hat Herr Staats- anmalt Fischer auseinandergesetzt, daß hier nicht der Ort sei, uach dem Ursprünge der betrübenden Erscheinung zu forsche», daß der Geist, der unsere Bevölkerung und zwar uicht nur der niederen Klassen beherrsche, keia guter sei. Andere Aeußerungen über unsere sozialen Zustände find uicht gethan worden. Im Interesse der Wahrheit ersuche ich Sie ergebenst, vor- stehende Berichtigung, zu«elcher ich mich übrigen« von Hcrra Staatsanwalt Fischer habe ermächtigen lassen, in Ihrem nächsten Blatte abzudrucken. Mit bestem Gruße Ihr ergebener Leipzig  , 13. Febr. 74. RechtSanw. Freytag." Leipzig.(AuS dem 13. Wahlkreis.) Die Versammlungen, welche bisher unser Candidat Bracke abgehalten hat, waren alle vom besten Erfolg begleitet und e« herrscht großer Eiser unter den Arbeitern. Das Arbeiterfest zu Großzschocher am letzten Sonntag bewies glänzend, daß durch die Ablehnung Jacoby's dessen Wähler durchaus nichtüberdrüssig" geworden sind, sondern mit frischem Muth an die Arbeit gehen. DaS Gleiche zeigten die Versammlungen zu Taucha  , zu Lindenau   und zu Stötteritz  , wo Bracke rm stets dichtgefüllten Lokal sein Programm entwickelte und mit sympathischem Beifall begrüßt wurde. Wie sehr die Agitation Bracke'« gewirkt hat, beweist am Besten der Umstand, daß bereits dasLeipziger Tageblatt  " �seinen Schmutz nach ihm zu werfen beginnt. Herr Hüttner, der armselige Held der Scheere, der den politischen Theil seine« Blattes au  « verschiedenen andern Blättern zusammenraubt und damit seine geistige Armuth doku- mentirt, behauptet, die Redeu Bracke« von denen er noch gar keine gehört hat bestünden au«gewöhnlichen Schlagwörtern". Lassen wir ihm sein Vergnügen; mit journalistischen Abcschützen geben wir uns nicht viel Mühe, namentlich wenn sie so alberne Bemerkungen machen, auf die man nicht mit der Feder, sond wa höchstens mit spanischen Röhrchen antworten könnte, wenn man e« der Mühe für wertb hielte. Hüttner schreit, daß Bracke in allen drei braunschweigisqen Wahlkreisengründlich"(!) durchgefallen sei. Wirklich, Herr Hüttner? Sie haben nichts von den 16,000 Stimmen gehört, die Bracke erhalten hat? Sie artiger Schelm! Sie haben wohl einen schlechten Witz machen und den allerdings gründlich durchgefallenen" Professor Birnbaum ein wenig trösten wollen? Wohl bekomm'S ihm; wir wollen Ihnen Ihre Dumm- heften verzeihen! Merkt«, 16. Februar. So ein bischen Reichstag ist doch gar wunderschön, das heißt von ferne gesehen, denn in der Nähe schwindet dieser Körperschaft, wie jedem in der Einbildung be- stehenden Gotte, aller Nimbu«. Schon seit zehn Tagen weilen die deutschen   Reichsboten beieinander, sind aber in dieser Zeit wenig bemüht gewesen, durch besondere Aufmerksamkeit während der Verhandlungen die Würde de«Hause«" nach außenhin zu wahren. Doch die» hat seinen guten Grund. Ein Blick hinter die Coulissen erklärt alle«. Da sind die Sitzungen der Fraktionen, die parlamentarischen Bereinigungen, soll h-ißeu Kneipereien, und die gemüthlichen Abende bei Bismarck  , welche zusammen Zeit und Gelegenheit genug bieten, um sich über daS zn einigen, wa« den Ja Liberalismus selig und die preußische Regierung absolutstark" macht. Der wichtigste Beschluß, welchen der Reichstag   bis jetzt faßte, bezieht sich auf die Forderung der Diäten für die ReichStazSmit- glieder. Wiederum wurde dieser Antrag von der Fortschrittspartei gestellt, doch von mehr Stimmen angenommen, als je vorher (229 gegen 79). Seiten« der Sozialdemokraten sprach Geib für die Diäten. Daß er während dieser Rede nicht nach Petroleum  duftete, schien manche Abgeordnete stutzig zu machen. Witzblätter oder solche, die es sein sollen, machen sich trotzdem dasPetroleum  " zn eigen und bekunden damit, daß sie dem üblen Gerüche sehr ge- wogen sind. Heute war der Reichstag   auffällig stark besucht, wahrscheinlich weil die 15 Elsäffer erschienen sind. Diese Herren, meistens Geist- liche, haben die äußerste Rechte im Hause besetzt und bei ihrem Eintritt an'S Präsidium einen Antrag gelangen lassen, in welckstm sie fordern, daß die annektirten Elsäffer und Lothringer darüber abstimmen sollen, ob sie annektirt sein wollen oder nicht. Ohne Zweifel wird der Antrag unterHeiterkeit" abgelehnt. Ich sage Heiterkeit, denn den Nationalliberalen scheinten ihre meisten Hand- lungen al« Komödie, also lustig, vorzukommen. Außer den Elsässern nahm heute der Militärgesetzentwurf alle Aufmerksamkeit in Anspruch. WaS dieser Entwurf will, ist bald gesagt: den au«- gesprrchenen Mftitärstaat und zwar in Permanenz. Wie die ein- zelnen Fraktionen sich zu diesem Entwurf stellen, war annähernd aus der Debatte zu ersehen. Leider kam keiner von unfern Freunden zum Wort, da der Schluß der ersten Lesung und Ueber- Weisung an eine Commision beliebt wurde. Zum Wort gemeldet hatten sich Motteler u- d Most, bereit, mit schwerem Geschütz di« Säulen de« fraglichen Gesetzentwurfes anzugreifen. Die Berathung leitete der Kriegsminister v. Kameke ein, versichernd, daß da« Militär auch zur Wahrung derbürgerlichen Interessen" diene. Die Fortschrittspartei ließ durch Richter-Hagen in einstündiger Rede erklären, daß sie zu dem eisernen FriedenSbestand von 402,000 Mann sich ablehnend verhalten müßte, auch forderte sie eine kürzere Dienstzeit(2 Jahre). Der große Schweiger Moltke hielt eine Rede für die Borlage. Er sprach eine halb« Stunde lang und z oar so, al» ob er sich in einer eonservativen Bolköv rsammlung defände. DaS sonderbarste in seiner Red« war die scheinbar naive Behauptung, er wüßte nicht, wa« wir mit einem eroberten Stücke Rußland   oder Frankreich   machen sollten, gerade als ob das Annektiren nicht von jedem Unteroffizier gepredigt würde. Der conservative Graf Bethusy-Huc ritt den voll Moltke in die Arena geführten Schimmel, genanntBertheidignng des Va erlaudeS nach innen und außen", weiter. Derselbe steht im Militärsystem einen untrennbaren Theil de« Rechtsstaat» und hält dasselbe für die Borbedingung de» freien Staat« überhamft kein Wunder, denn die Eonservativen gehören zu denen, welche die Regierungsvorlagen verschlucken, bevor sie auch nur vom Reich«- tag ein wenig am Bratspieß der Kritik geröstet worden find. Hasenclever sprach sehr zahm, trotzdem hörte ihn daSHau«" nicht ruhig an, sondern heiterkeitete nach gewohnter Weise. Hasen clever will kein Feind de« Reiche» sein und stimmt für einjährige