setzt hätten, damit letzterer mit der Controlcommission schon event. Beschlüsse fassen konnte, und die Hauptkasse sofort einen Unter- ßützungSbeitrag den Strikenden hätte zugehen lassen können, wenn der Strike als berechtigt und zeitgemäß erachtet wurde. Dies scheint von den Bayreuther College» außer Acht gelassen zu sein, denn sonst wäre das Schweigen des Ausschusses unerklärlich. Wenn dies nun wirklich nicht geschehen ist, so hatte der Ausschuß die Pflicht, nach der ersten A»istrung von Bayreuth   auS, anzufragen, wie die Verhältnisse dort liegen u. s. w. Auch hatte er gleich' zeitig vor einem nicht zeitgemäßen oder planlos anzufangenden Strike zu warnen oder andernfalls schon vorher die Mitglied- schaften darauf vorzubereiten, daß eine energische Unterstützung der dortigen College» nothwendig sein wird. Von alledem scheint «ichts geschehen zu sein, und erwarten wir, daß der AnSschuß so schleunig al< irgend möglich die gesammten Mitgliedschaften von der dortigen Sachlage im VereinSsrgan oder brieflich benachrichtigt, damit, wenn nöthig, sofort Sammlungen vorgenommen werden und die Bayreuther   Collegcn nicht ihren begangenen Formfehler mit einer Niederlage büßen müssen. Die Berliner   Mitglieder hätten sofort gesammelt, wenn sie nur irgend einen Einblick in die dortigen Verhältnisse hätten und nicht der NechtSstandpunkt es verbot, denn man hätte dadurch die Statutenverletzung nicht nur sanctiooirt, sondern geradezu willkürliche SttikeS provozirt, deren Ausgang stets sehr fraglich ist. Ein verunglückter Strike schadet der Gewerkschaftsbewegung mehr als alles Andere. Darum, Col- legen, vermeidet soviel als möglich StrikeS, wo nicht die volle Gewißheit vorliegt, daß der Sieg auf unserer Seite sein muß; ist aber ein Strike nothwendig und unvermeidlich, dann aber mit aller Kraft und Aufopferung die betteffcnden College» unterstützt, damit ein vollständiger Sieg errungen wird. Was soll daraus werden, wenn gleichzeitig in mehreren Städten auf eigene Faust planlose oder unzeitgemäße StrikeS ausbrechen? Äst da auf Erfolg zu rechnen? Wir glauben, schwerlich. Der Appell an die(leider ziemlich leeren) Taschen der Collegen wird nicht den Erfolg haben, wenn jede Mitgliedschaft für sich selbst handelt; gan, abgesehen davon, daß einzelne Mitgliedschaften über ihre Kräfte Opfer bringen würden, während andere vielleicht wenig oder gar keine Unterstützung den Strikenden senden würden; aber anders wird und muß es sein, wenn der Ausschuß vorher die Sachlage geprüft und sein Einverständniß zum Strike öffentlich ausgesprochen hat. ES kann dann sofort eine Quote auS der Hauptkasse den Strikenden übersendet werden und, wenn nöthig, können sämmtliche Mitgliedschaften zu Sammlungen aufgefordert oder Extrabeiträge eingefordert werden. Wir ersuchen den Ausschuß schließlich noch einmal, im vor- liegenden Falle sofort die nölhigen Schritte zu thun. Und Euch, Bayreuther Collegen, rufen wir zu: Haltet aus und der Sieg muß Euch werden! Mit Brudergruß und Handschlag! Im Austrage der Berliner   Mitgliedschaft A. Reimann, alte Jacobstr. 6. Correspondeuzen« bc Leipzig  . Vor einigen Wochen veröffentlichte derBolkSstaat" eine Reihe von Zahlen, welche bewiesen, in welch unerhörtem Maße die besitzenden Klassen neben der sonstigen Ausbeutung auck die Bildung ihrer Kinder auf Kosten der arbeitenden Klassen befördern. DerCrimmitschauer   Bürger- und Bauernfreund* enthält jetzt eine Zuschrrst aus Zwickau  , worin nachgewiesen wird, daß, während 7{XM Bürgerschüler die Stadt 38,241 Thlr., also Pro Kopf S'/, Thlr. kostete, die 300 Realschüler, also die Söhne der Besitzenden 9,431 Thlk. d. h. pro Kopf 31'/» Thlr., fast sechsmal so viel wie die Bürgerschüler beanspruchen. Und doch nimmt diese Handvoll Menschen den Mund beständig so voll und thut als wenn Staat und Gesellschaft nicht ohne sie bestehen könnten und als ob sie es sei, welche den Staat und die Ge- meindc erhält. Dresden  , 25. März. Wie allerorts, so wollten auch hier die Parteigenossen am Jahrestage der Commune ihrer Sympathie mit derselben Ausdruck geben und so kamen wir denn überein, da die Abhaltung eines Festes uns nicht räthlich schien wegen der be­kannten Vertreter der Polizei, Feste, die als Feier der Commune betrachtet werden, zu verbieten, eine Volksversammlung abzuhalten und in derselben einen Vortrag über die Commune auf die TageS- ordnung zu setzen. Die Volksversammlung fand nun am letzten Sonnabend statt und bewies der außerordentlich zahlreiche Besuch, welches Interesse die arbeitende Bevölkerung Dresdens   an diesem Thema hatte. ES mögen nach ungefährer Schätzung gegen 3000 Personen in den großen Räumen der Centralhalle anwesend gewesen sein. Genosse Auer referirtc. Cr sprach überdie Ent- stehung und den Sturz der Commune*. Seine Ausführungen wurden sehr beifällig aufgenommen. Nach Auer betrat Genosse Eckstein auS Waldheim  , der in Geschäftsangelegenheiten hier war, die Tribüne, wo er mit stürmischen Zurufen degrüßt wurde, die sich nach seinen kräftigen, klaren Ausführungen aufs Neue wieder- holten. Nach einem kurzen Schlußwort von Auer, in welchem er zum Ausharren auf der bettetenen Bahn und zum Eintritt in die Partei und zum Abonnement auf die Parteipresse aufforderte, schloß Genoffe Eichhorn, der diesen Abend den Vorsitz führte, die Versammlung. Nach der Versammlung blieben die Parteigenossen noch ge- wüthlich zusammen, um sich in ernsten Gesprächen der Tage des MärzmonatS 1871 zu erinnern. Daß an diesem Abend die ganze Polizei Dresdens   auf den Beinen war, braucht wohl nicht erst «rwähnt zu werden.* Watdhei«, 13. März. Da ich imBolkSstaat* noch keinen Bericht über unsere Wahlkampagne gefunden Hab-, so halte ich«S für meine Pflicht, Ihnen einen kurzen Uebcrblick zu verschaffen, weil unsere Wahlagitation eine andere Frucht getragen hat. In allen andern Wahlkreisen blühte bereits die Agitation, als bei uns Noch alles brach lag. Wir fragten uns, was zu machen sei, da « uns an Agitatoren fehlte. Da wurden plötzlich, fast in letzter Stunde, die Wähler zu einer Besprechung nach Richzenhain ge- rufen, an der sich dann auch eine Anzahl betheiligtc. Von Hartha  sandte das GerichtSamt seinen Vertreter, welcher die Besprechung »m jeden Preis vereiteln sollte. Mit den Gesetzen in der Hand verbot er fortwährend eine nicht angemeldete Versammlung, während wir, da wir keine Versammlung hatten, nach einigen Berichtigungen Zur Besprechung schritten. Wir wurden uns klar, daß schnelles Handeln nöthig war und wir handelten. In Waldheim   konsti- tuirte sich ein Centtal-Wahlcomitä, welches die Agitation energisch betrieb. Die Arbeiter begrüßten unser Unternehmen mit Jubel, bie Landleute verlangten noch in der Nacht Stimmzettel hinaus, Und es muß hier anerkennend erwähnt werden, daß einige Comitö- Mitglieder ausopfernd gewirkt haben. Die Z-it war zu kurz, die Mittel zu schwach; vier oder fünf Versammlungen konnten wir uur abhalten. Wahlbeeinfluffungen wie überall. Nur einige will ich anführen: In LeiSnig   wurde jeder Besucher der Versammlung durch die Behörde gezwungen, 2'/» Gr. Entree zu zahlen, folge- dessen die meisten Arbeiter umkehren mußten. Staatsbeamte suchten ihre unterstellten Arbeiter zu überreden, für Oehmicheu zu stimmen. Auf einem Dorfe sagte ein Gegner zu den Wählern, Walster säße im Zuchthause; würde er gewählt, so müßten wir ihn loskaufen. An dieser Albernheit stießen sich Viele. Doch genug, eS ist zu bekannt, mit welchen Mitteln unsere Gegner kämpfen. Oehmichen erhielt 7965, Walster 3300 Stimmen, während 109 ungültig und 103 zersplittert waren. Wie leicht wäre hier ein Siez für uns gewesen, hätten wir rechtzeitig vorgearbeitet! Der hiesige Redac- teur Seidel schrieb in Nr. 4 seinesAnzeigers*:--- Soviel kann man indeß erkenne«, daß die Sozialdemokraten eine bedeu- tcnde Rührigkeit entwickelt haben, und ihnen gleich die Ultramon- taue» am Rhein  , in Posen und Bayern  . Sie die Sozial- demokraten«nd Ultramontanen   sollten in Zukunft die reichs- freundliche« Parteien weniger verunglimpfen, denn man hat ihnen von dieser Seite in nicht wenigen Bezirken den Sieg leicht genug gemacht.(Warum nennt er denn nicht mit einem Athemzugc Sozialdemokraten und Ultramontane:Reichsfeinde?* da wir es ja längst wissen, daß er zu den.Reichsfreunden* zählt. Zur nächsten Wahl werden wir uns die Siege selbst erleichtern.) Möchten aber die rcichSfrcundlichen Parteien aller Orten sich nun endlich einmal überzeugen, daß ohne lebhafte und angestrengte Agitation ihre Sache in Zukunft arg gefährdet ist.(Ja wohl!) Sie werden dann, wenn fie in die Agitation eintreten,(wird ihnen Nichts nützen.) dem Gegner den Boden wieder abzugewinnen suchen,(!) den er unter dem Donner unzähliger Redensarten mit leichter Mühe erkämpfte, sich erst von der Größe der Gefahr über- zeugen."(Möchte doch Herr Seidel mit gutem Beispiel voran- gehen und seine Bedenken in öffentlicher VolkSversam nlung vor- tragen, anstatt sich zu drücken, wenn zur Entgegnung aufgefordert wird.)--- Die Majorität von 18 Stimmen(welche Oehmichen über Walster hier in Waldheim   davontrug) ist an und für sich eine nicht eben bedeutende, sie gewinnt aber an Bedeutung, wenn man bedenkt, daß bei der vorigen Wahl die Sozialvemo- kcaten ihren Candidaten durchgebracht hatten,(hier in der Stadt,) daß also diesmal in gewisser Beziehung den Sozialdemokraten der bereits erkämpfte Boden wieder abgenommen worden war." Welche Sophismen, welche Ignoranz! Bei der vorletzten Wahl standen uns hier zweireichsfreundliche* Candidaten gegenüber, während diesesmal alle ReichSfreundlichkcit in einem Topfe zu einem bunten Brei kochte. Diesesmal erhielt Walster allein auf dem Lande 1557 Stimmen, die er bei vorletzter Wahl nicht in der Gesammtzahl erreichte. Das nächste Mal wird das Terrain gänzlich unser sein. Noch im W.rhlkampfe stehend gaben wir uns die Hand mit dem Versprechen, die Partermitgliedschast zu ver- jüngen. Das haben wir gehalten, obschon Einige ihre Pflicht nicht ganz erfüllen und die allwöchentlichen Mitgliederversamm» lungen nur mangelhaft besuchen. Wir zählen hier 33 Mann und sind im Wachsen begriffen. Wir bleiben dabei nicht stehen. Es hat sich eine Literar-Commission von 5 Personen gebildet, welche zu berathen hat, wie wir am Leichtesten zu einer eigenen Zsitung für unseren 10. Wahlkreis gelangen. Ich mache die Arbeiter in unscrm Kreise im Voraus daraus aufmerksam und erwarte, daß man unser Projekt willkommen heißt. DenBolkSstaat" gedenken wir dadurch nicht zu vermindern, sondern zu vermehren, den Reichs- freunden gedenken wir auf die Finger zu pochen, die Lüge zu entlarven und einen nächsten Wahlsieg zu erobern. Schwierig ist das Werk, das wissen wir wohl, aber scharf ist die Waffe, wenn sie geschliffen ist, und in diesem Kampfe ist sie dringend nöthig. Adolph Lepp. Aerlin, 26. März.(Reichstag  .) Der Reichstag   legt einen Gesetzentwurf vor, nach welchem 120 Mill. Mark Reichskassen- scheine in Abschnitten z« 5, 25 und 50 Mark ausgegeben werden sollen. Dagegen soll das Papiergeld der Einzelstaaten bis zum 1. Januar 1876 außer Cours gesetzt werden. Auf die weiteren speziellen Bestimmungen kommen wir beim Bericht über die zweite Lesung zurück. Der Kaufmann Abg. Mösle auS Bremen   be- kämpfte den Gesetzentwurf in einstündiger Rede. Ec ist für Ein- Ziehung des Staatspapiergeldcs und bezieht sich auf das nach- ahmungswerthe Beispiel der Vereinigten Staaten  , Englands und Frankreichs   und verschiedene Autoritäten. DaS Papiergeld störe die Einführung der Goldwährung, für welche Redner plaidirt. Er zeigt, indem er zunächst ein Portefeuille, dann einige kleine Börsen aus seinen Taschen unter großer Heiterkeit des Hauses hervorzieht, daß man große Summen in Gold und Banknoten mit größter Bequemlichkeit bei sich tragen könne. Indem er für Ablehnung des vorliegenden Gesetzentwurfs eintritt, hofft er, daß, im Fall der Ablehnung, eine beschleunigte Regelung des deutschen Bankwesens eintreten werde. Der Redner hatte auch die Summm genannt, welche in den verschiedenen von ihm vorgezeigten Behäl- tern enthalten waren, und eS wurden privatim deshalb lebhafte Bedenken geäußert, denn man meinte vielseitig, eS sei bei den be- kannten SicherheitSzuständen Berlins   bedenklich, offen zu erklären, daß man soviel Geld bei sich trage. Jadessen daS ist Sache des Hrn. Mösle. Minister Camphausen beschwerte sich über diebittern Dinge", welche MoSle ihm persönlich gesagt habe und antwortete ziemlich malitiös. Er habe, meinte er, in allen Dingen nur den Willen des BundeSralhS ausgeführt. Auf daS Bankwesen habe die vorliegende Frage keinen Einfluß und daS Bankwesen lasse sich auch nicht so schnell regeln, als Herr Mösle sich vorstelle, noch hätten sich die deutschen Regierungen darüber gar nicht geäußert. Die Bankfrage könne überhaupt erst mit Erfolg auf die Tages- ordnung kommen, wenn die dermalen zerrütteten Geldverhältnisse wieder in Ordnung gebracht sind. Wann dieser Zntpunkt un- gesähr eintreten könnte, darüber sich zu äußern, hielt Exeellenz Camphausen nicht für angezeigt. Die Debatte über die Frage, ob Staatspapiergeld oder nicht? und wieviel? spann sich stunden- lang zwischen den Herren Günther(Sachsen  ), Bambcrger, Delbrück  , Pros. Tellkampf sort; das HauS war sehr unaufmerksam und die meisten Abgeordneten abwesend. Die zweite Lesung findet morgen statt und unterliegt eS wohl keinem Zweifel, daß die Vorlage an- genommen wird. Man gelangte zur zweiten L-sung des Civilehegesetzent- wursS und zwar bis zu§ 33; das ganze Gesetz hat 51 Para- graphcn. Die einzelnen Bestimmungen wurden mit unwesentlichen Abänderungen angenommen und alle Anträge de» Centrums, für welche nur die Clerikalen und Elsässer stimmten, abgelehnt. Es gab wieder einige pfäsfische Kraftteden von Seiten der Herren Dr. Moufanz und Merkte; die politischen Führer des Centrums schwiegen sich ganz auS. UebrigenS wurde die gegenüber den So zialisten gebräuchliche Taktik, Antragstellern durch Schluß der Debatte das Wort znr Begründung ihrer Amendements abzuschnei- den, heute auch gegen die Ultramoatanen angewandt, worüber sich diese bitter beklagten, eS Hilst aber da alles Klagen Nichts; man kann den herrschenden Parteien bloS zurufen: Ihr terrorisirt heute, wenn unsere Zeit gekommen sein wird, so wundert Euch» cht über TcrroriSmus! Hoffentlich kommt für dre Clerikalen die Zeit der Herrschaft nie wieder! Auch den Sozialdemokraten wurde übrigens das Wort nicht gestattet, um ihren Standpunkt zum Civilehegesetz zu präcisiren, wir wollen deshalb um so ausdrücklicher ihre Ab- stimmung für dasselbe heroorheben. Vor Schluß der Sitzung beantragte Windthorst Vertagung des Hauses vom 23. Marz bis 13. April, er stieß dabei aber auf den Widerspruch der Nationalen; die Angelegenheit wird morgen destaitiv zur Erledigung kommen. 27. März. Wie der Abgeordnete v. Windthorst in gestriger Sitzung in Aussicht stellte, gestaltete sich die Debatte über die 4t und 45 der Civilehegesetz-Vorlage heute ziemlich lebhafter, als die vorhergegangene zu den§§ 13 k. k. gepfloge», in denen die Einführung des PrinzipeS unter immerhi» nicht allzuhcrbem Widerstande seitens dcS Centrums erfolgt war. Der§ 43 als erster des 7. Abschnittes der Borlage(Schluß- bestimmun gen), behandelt einige Sttaföestimmungen bei Aater- lassung vorgeschriebener Anzcigepflichten zu den Standesregister», während in den 44 und 45 die staatliche Competenz der kirchlichen, bei Dispensationen und Scheidungen au die Seite treten soll, um nicht zu sagen, vor sie zu stehen kommt. Bei§ 45, welcher den Landesregierungen verpflichtet, die staat- lichen Behörden zu bestimmen, welchen die Aufsicht über die Standesbeamten und deren Geschäftsführung zusteht, nahm der Abgeordnete Windthorst Stellung unter besonderem Hinweis auf die Schwierigkeiten, denen das vorliegende Gesetz bei seiner etwaige» Einführung in Baiern   begegnen werde. Dr. v. Schulte(Alt- katholik) beantragte zu§ 44 u. A.:Die Dispensation von Ehhindernisscn steht auch der obersten Landesbehörde nach dem geltenden Rechte zu" und war es besonders dieser Antrag, der die beiden Strömungen im Hauseob Kirche, ob Staat", lebhaft in Fluß brachte. Dr. Moufang war diesmal der Recke des CentrumS. Ec hielt eine seiner beliebten Kanzelreden, klagte über daS diktatorische Verfahren der Kirche gegenüber, rühmte die kirchliche Ehegesetz- gebung, alS ein Resultat der Weisheit und Umsicht von Jahr- Hunderten und bezeichnete den CcetiniSmus, Wasserköpstgkeit, Skco- phulosigkeit, Schwerhörigkeit und alle derartige Leiden, denen man so häufig in den höheren Gesellschafts Klassen begegne, als U-bel, die überall da auftreten, wo die kirchliche Ehgcsetzgebung umgangeu oder beseitigt worden. Ec bestreitet dem Staate daS Recht in die heilige Ordnung der Ehe einzugreifen, die eine göttliche, eine Sache der Geister sei, über welche der Kirch: allein die Macht gebühre. Dr. v. Schulte vertrat sein Amendement dem entgegen mit der ganzen Würde des gelehrtenCanonicus  " lateinisch uab deutsch, Autoritäten und GeschichtSfrazmente zitirend und hatte die Gcnugthuung die Mehrheit des Hauses seine Znsätz: sanktioniren zu sehen. Zu§49 sprach Mallinckrodt unter Nachweis darin enthaltener Widersprüche, wonach das Gesetz ähnliche preußische Gesetze aushebe, während in diesen wieder Paragraphen enthalten seien, die das Reichsgesetz außer Geltung erklären würden. Mit juristischer Klarheit gewappnet und bei der diesem Redner eigenen kritischen Schärfe, vermochte derselbe durch die Repliken der Herren Miqucl kaum entwaffnet zu werden, es wurden indeß die§§ 4t 50 einschließlich der Amendements v. Schulte unb einiger unwesentlichen Streichungen an§ 50, mit Stimmen- mchrheit angenommen. Dagegen stimmten das Ccntrum un» einige Conservative und ist somit das Gesetzüber die Beur- kundung des Personftandcs�und die Form der Ehe- schließung" in zweiter Lesung als erledigt zu erachten. Die zweite Lesung des Entwurfes eines Gesetzes, betr. einige Abänderungen und Ergänzungen des Gesetzes vom 27..Zu.ii 1371 über die Pensionirung und Versorgung der Militärpersonen, wurde vor schwach besetztem Hause ausgenommen und wäre auch voraus- sichtlich nach den Vorlagen der Commisston(Berichterstatter Dr. Wagner-Altenburg) ziemlich geräuschlos erledigt worden, wenn nicht von den Sozialdemokraten Hasselmann, Hafenclever, Reimer zu § 11 beantragt worden wäre:Unteroffiziere und Soldaten, deren Invalidität durch eine während oder nachweislich in Folge des Krieges erlittene Dienstbeschävigung herbeigeführt ist, erhalten neben der gesetzlichen Pension eine monatliche P-nsionszulaze von Thlr. 20, bei Ganzinvalidität mit gänzlich oder größtenteils stattfindender Erwerbsunfähigkeit, von Thlr. 10 bei Ganzinvalidität mit theil- weiser Halbinvalidität ic." und zu§ 15:Die Diensteinkommen- 'ätze für Pensionäre aller Grade ans Thlr. 360 zu erhöhen," talt der drei Stufen der RegierungS- und CommisstonSoorlage, wonach Felowebel auf Thlr. 350, Sergeanten oder Unteroffiziere auf Thlr. 250, Gemeine aus Thlr. 130 gesetzt waren. Der Antragsteller Hasselmann berief sich unter dem lebhafte» Widerspruch dcS Hauses und b-sonderS der Fortschrittspartei da- rauf, daß es den Anschein habe, als ob man eS den Sozialisten habe überlassen wollen, auch für die Enterbten in der Uniform zn streiten. Den Ausführungen des Redner«, der sich als durchaus kein Freund der stehenden Heere, dennoch der Sache der Invalide» annehme und in diesem Falle allerdings für eine entsprechende Mehrausgabe sein müsse, wird von den anwesenden höheren Offi- zieren am Tische des Bundeskanzleramtes allerdings mit zeitwei- liger Heiterkeit gefolgt, doch gewahren wir auch öfters mit Genug- thuung, daß eine ernstere Stimmung platzzreift und daß besonder« die geschickte Parallelisirung der Juvalideupensionen al« Wohl- thaten mit den Dotationen gewisser Generale ihre Wirkung nicht verfehlt, indem der Antragsteller ferner hervorhebt, daß nach den Motiven der Regierungsvorlage bei ca. 30,000 Personen auf den CivilversorgungSschein warten, denselben aber dermalen nicht erhalten können. Der Abg. Richter tadelt eS besonders, daß der Vorredner, was bisher von allen Parteien aller gesetzgebenden Körperschafte» taktvoll beobachtet worden, nicht auch zu thun vermocht habe: die Frage der Jnvalidenversorgung als außerhalb deS ParteigetriebeS stehend zu behandeln. Zu einer Zeit, wo der Sozialismus noch nicht erfunden gewesen,� sei diese Frage in der Gesetzgebung bereit« mit Sorgfalt und größtem Takt angefaßt worden. Dr. Lucius spricht von den Verbündeten der Commune, die in dieser Versammlung, in der die besitzenden Klassen zu- meist vertreten seien, diesen gegenüber nach außen hin Propagand» machen wollen. Die CommissionSvorlaze wurde in den meiste» Punkten unverändert angenommen und sodann nach lebhafter De- batte beschlossen, morgen das HauS bis zum 9. April z» vertagen, nachdem die dritte Lesung deS CioilehegesetzeS beendigt sein wird. Arfurt  . An die Parteigenossen in Thüringen  . Unter noch- maligcr Hinwe sung auf die am 1. und 2. Osterfeiertag in Goth  « stattfindende Thüringer   Landesversammlnng, ersuchen wie die Partei- und GewerkSgenossen sich zahlreich dabei zu betheiligen.