eingeleitet worden, sondern daß ein Polizeikommiffar keinen Anstand nahm, ihm einen Passierschein auszustellen, mit welchem er Paris  verlassen konnte. Jetzt, nach Ablauf von drei Jahren, wurde Delimal plötzlich der Prozeß gemacht und das Kriegsgericht ver- urtheilte ihn zur Deportation nach einem befestigten Platze. Es bestätigt sich, daß aus Neucaledonien Rochcfort entkommen ist und mit ihm die CommunardS Paschal Grousset  , der Minister deS Aeußeren der Commune, Jourde, der Finanzminister der Commune, der durch seine musterhafte Verwaltung sogar den Gegnern Hochachtung abzwang und wahrscheinlich auch Billioray, den die Zeitungen alsBalliere" bezeichnen. Der verlumpte Broglie, welcher jetzt al« Vice-Mac Mahon Frankreich  regiert", d. h. anS den StaatSgeldern feine riesigen Schulden, wie einst Bonaparte, zu decke» sucht, soll über die Flucht Rocheforts tödtlich erschrocken sein. In der Aufregung hat er sofort eine Criminal- Untersuchung gegen das Beamtenpersonal in Neu-Caledonien an- geordnet. Wir verdenken e» dem Manne nicht; für Leute seines Gelichters ist die scharfe Feder RochefortS allerdings etwas Schreckliche». Parteigenosse Auer» welcher in Dresden   eine ihm in Berlin   zuerkannte Haft-Strafe verbüßte, ist nach Ablauf derselben auS Dresden   ausgewiesen worden. Auer hat gegen diesen Polizeiukas bei der KreiSdirection Beschwerde erhoben, deren Erfolg freilich vorauszusehen ist, wenn man weiß, was in Sachsen   die HerrenAusweiser" schon geleistet haben. Zum Prozeß Bazaine.  in. In Folge von Dispositionen und Befehlen, die, wie wir wissen, aus grundfalschen Voraussetzungen beruhten, griff das 3. preußische Corps(AlveuSleben II.) an, was es für SeitendetachementS oder für die Arrieregarde der großen Rheinarmee hielt. Als man durch die von bedeutender Uebermacht erhaltenen Prügel seinen Jrrthum erkannte, einen Jrrthum, tief wie Moltke's Schädelfurchen und hochgewölbt wie die Friderico-carlistische Stirn(auf den Bildern der Schaufenster), da wurde eiligst nach allen Enden um Hülfe gesandt. Marscherschöpfte Truppen langten nach und nach an vom 10., S. und 8. Corps; ein numerisches Gleichgewicht war aber nicht herzustellen. Daß die Deutschen   an jenem Tage nicht eine zerschmetternde Niederlage erlitten, dafür haben sie sich weder bei Moltke  , noch bei Stichle, am allerwenigsten bei Alvensleben II. zu bedanken. Ihr Glück war der hohenzollernsche seul officier: Bazaine  . Mau rechne zu den deutschen   Irrungen noch den Haupt- schnitzer, die ganze Bazaine'sche Armee überhaupt nur 120,000 Mann stark angenommen zu haben, während sie 170,000 Mann zählt, und man wird sich eine noch klarere Vorstellung von dem damals möglichenStabskrach" machen. S31 Offiziere, 14,239 Mann war am 16. der Verlust der Deutschen   der ganz zwecklose Verlust. Die französische   Armee bei Metz   festzuhalten, daran hatte man ja noch gar nicht gedacht, und hätte man es ge- wollt, man war unfähig, es zu vollbringen. 15,000 Deutsche  waren geschlachtet und nur eine Kanone genommen. Eine Eni- scheidung für den nächsten Tag zu erzwingen, selbst dazu fehlten die Kräfte. v. Schell citirt eine in der Nacht vom 16, auf den 17. ab­gesandte Meldung des Generals von Göben an Steinmetz  , worin eS heißt:Es stellte sich heraus, daß die Situation sehr kritisch war."(Sehr ist von Göben unterstrichen.)...Ein furchtbarer Kampf entspann sich, trotz der Ueberlegenheit deS Feindes glänzend bestanden. Aber die Situation war sehr bedenklich, wenn der Feind kräftig zur Offensive Uberging."(Sehr wieder von Göben hervorgehoben.)...Wahrscheinlich werden allerdings die Franzosen die Nacht zur Bewirkung des Abzugs be- nutzen." Einige Seiten vorher hat aber Schell mit seinem uns schon bekannten Prophetengeiste ganz stramm gesagt:Gefesselt an der Stelle, wo man sie gefunden, sah die französische   Armee ihre Ab­sicht, nach Westen abzumarschiren, vereitelt: ein Resultat, dessen ganze Schwere erst die nachfolgenden Tage erkennen ließen." Genöthigt, sich mit der Grammatik halbwegs leidlich abzufin- den, sind diese Schreibeosfiziere mit der Folgerichtigkeit gräulich zerfallen, v. Göben sagt, die Franzosen waren nicht gefessellt und hätten die Deutschen   fesseln können; v. Schell sagt, die Fran- zosen waren gefesselt! Ihrer Herr zu werden, allerdings un tre» petit peu de mathömatiqne suffit, genügtein ganz klein wenig Matheniatik". Abends waren die Deutschen   zu erschöpft, um sich am nächsten Tage weiter zu schlagen, wenn sie nicht mußten. Bazaine, da er nicht am Abende des 16. den eiligsten Abmarsch angetreten, mußte am 17. in der Offensive kämpfen, und konnte es auch; er wollte nicht, und seine Corps- und DivisionScommandeure ließen ihn ge- währen. Sklavengestndel, noch heute im Dienst! Nicht nur hatten an jenem Tage die Deutschen   ihre moderne Lieblingsidee aufgeben müssen, einen französischen   Flügel zuum- fassen", isie konnten schließlich auch ihre Infanterie nicht mehr zu Offensivstößen vorbringen. Hören wir den offiziösen von der Goltz: Der Tag neigte sich darüber zum Abende. Die letzten ent- scheidenden Augenblicke kamen; was man noch thun wollte, mußte jetzt geschehen. Klar ist'S, daß zu einer weithin durchgeführten Offensive und einer Verfolgung des hierbei über den Haufen ge- worfenen Gegners die Kräfte fehlten. Diese Ueberzeugung hatte man auch damals an Ort und Stelle gewonnen, denn das Bild der Schlachten sprach zu deutlich." Man war bis ans Theatercoups reduzirt. Es wurde finster undder moralische Eindruck galt jetzt weit mehr als gesteigerte materielle Wirkung«, für die eS übrigen« den Deutscken an Mu- nition und ihrer Artillerie an Pferden fehlte. Der Cavallerie wurde daher von dem neuen Bühnenhusaren Friedrich Karl be- fohlen, ohne Gasbeleuchtung irgendwo gen Rezonville einzuhauen, der Artillerie, im Dunkeln ohne Distancekenntniß gen Rezonville zu feuern und einiger Infanterie, ohne Abendessen gen Rezonville anzukriechen. Rezonville blieb in den Händen der Franzosen  . Völlig erschöpft bivouakirten die deutschen   Truppen dort, wo sie zuletzt gestanden hatten." v. d. Goltz sagt weiter(S. 101):Es galt, die heute unter so schwerem Gefechte errungenen Resultate sicher zu stellen. Die direkte Straße Metz-Verdun war der feindlichen Armee gesperrt, der Kampf gegen große, numerische Ueberlegenheit glücklich und im letzten Augenblicke noch in der Offensive beendet worden." Dies, wie dem aufmerksamen Leser einleuchten muß, sind militär-schnod- drige Redensarten a posteriori. Auch fährt er, sich selbst wider- sprechend, gleich fort:Noch lag die eine große Frage nahe, was der nächste Morgen bringen werde. Noch war die Krisis,' in der man stand, nicht überwunden, mußte sich die Lage für die feind liche Armee auch, nachdem sie einmal bei Mctz festgehalten war, bald so ungünstig gestalten, daß sie der endlichen Niederlage nicht entgehen konnte. Es ließ sich augenblicklich nicht übersehen, wie- viel an einzelnen Brigaden oder Divisionen der Feind bisher in- takt erhalten habe. Die Erneuerung des Kampfes am 17. war möglich, dann aber durfte man nur auf die Unterstützung deS ganzen 9. Armeecorps rechnen. Ob diejenigen Streitkräfte, welche man in der Nacht noch herbeibeordern konnte, für die Entschei- dung rechtzeitig auf dem Schlachtfelde eintreffen würden, blieb in- dessen zweifelhaft." Für den einfachen,ungebildeten",rohen" Arbeiter brauchten wir kein Wort zu verlieren, um den in diesen Zeilen enthaltenen dick-epaulettirten Blödsinn und Schwindel nachzuweisen. Aber der MilitärhakimS selbst wegen und wegen ihrer dickköpfigengebil- deten" Nachsinger müssen wir im Fluge feststellen, daß mandie KrisiS, in der man stand", sich selbst geschaffen hatte, daß die Franzosen durchaus nicht von den Deutschen  , sondern von Bazaine festgehalten waren", und daß dieendliche Niederlage" damals vorausgesehen, wieder ein Gedankevon hinten" ist. Goltz zittert, zappelt, zetert und zerrt die Ereignisse auf gut berlinisch in eine geschichtliche Fratze auf höhern Befehl. Wie sollte denndie KrisiS überwunden werden"? Wiederum im Widerspruche mit sich selbst sagt v. d. Goltz in einem Athem mit Obigem: Der Zustand der Truppen, die am 16. gefochteu hatten, er- heischte gebieterisch Schonung. Die wirklichen Ziffern der Verluste, welche diese Truppen ge- habt, war jetzt natürlich auch nicht annähernd zu ermitteln. Allein der Augenschein lehrte, daß sie das Maß des Erwarteten weit über- schreiten würden. Solche Verluste aber üben ihre Wirkung auf jede Armee. Alle CadreS waren numerisch bedeutend geschmolzen, viele Bataillone, EsccldronS und Batterieen fast ohne Offiziere. Bei der Ausdehnung des Schlachtfeldes, dessen einer Theil bergiges Waldterrain war, hatten die taktischen Verbände sich ge- löst. Die Nacht verging ohne Zweifel mit dem Sammeln und Rangiren der Truppen. Die Ermattung von Menschen und Thieren nach zehn- bis elfstündigem Kampfe war aufs Aeußerste gestiegen. Kein Truppen theil hatte am 16. abkochen können. Auf dem Plateau machte sich der Mangel an Wasser fühlbar. Auch Munition fehlte bei der Infanterie und Artillerie schon während des Gefechtes, doch hatte der Oberbefehlshaber sofort di­rekte Befehle an den Commandeur der Artillerie ertheilt, damit die Complettirung in der Nacht erfolgen konnte. Bedeutende Leistungen durften ohne Zweifel für den nächsten Morgen von den erschöpften Mannschaften nicht gefordert werden. Auch daß dem heutigen Tage eine Abspannung folgen müsse, wie sie sich nach Momenten solcher Erregung stets einstellt, war selbstverständlich." Moltke   hatte von diesem Zustande keine Ahnung, als erdie Auffassung des großen Hauptquartiers" am 16. Abends 8', Uhr in seinem Schreiben an die zweite Armee wie folgt schildert: Nach diesseitiger Ansicht beruht die Entscheidung deS Feldzugs darin, die von Metz weichende Hauptmacht des Feindes nördlich zurückzuwerfen. Je mehr daS 3. Armeecorps heute vor sich hat, um so größer wird dir Erfolg morgen sein, wo daS 10., 3., 8., 7. Corps und auch das 12. gegen dieselben Kräfte verfügbar sind." Der Allwissende, die vermeintliche Oieintessenz von Alexander, Cäsar, Hannibal, Eugen, Attila  , DschingiS Khan, Friedrich, Na- poleon, Wellington  , Jomini   und Klausewitz   er wußte zu Pont ä Mousson, 5 Meilen vom Schlachtfelde, trotz Feldtelegraphie und Uhlan" nicht, daß nicht nur das 3. Corps im Feuer gewesen, sondern daß mit ihm das 10., die Hälfte des 9. und Theile des 3. ganz mürbe geschlagen worden waren. Diese Truppen waren für den folgenden Tag kampfunfähig. Fast sollte man meinen, daß ihm das Hauptquartier der zweiten Armee, aus Scham über die Nutzlosigkeit des Gemetzels ganz unvollständige Berichte ge- saudt hatte. Wenn Moltke   glaubte, der Feldzug würde durchZurückwerfen der Hauptmacht nach Norden entschieden", so hatte er seine lächer- lichen Ansichte» über die Kriegslust und Kriegstüchtigkeit deS Iromme du pave mit Bismarck   und jedem gewöhnlichenPreußen" gemein. MacmaHon war noch nicht abgefangen, die Bazaine'sche Armee sollte nur dorthin abgeschoben werden, wo später Faidherbe seine gefahrdrohenden Sprünge machte und damit war für Moltke   bereits der Feldzug entschieden! Es wäre nicht zu glauben, wenn er selbst es nicht erzählte schwarz auf weiß. Ist es möglich, daß das Hauptquartier der zweiten Armee solcheAuf- sassungen" veröffentlichen ließ, um Moltke   und den Allerhöchsten Kriegsherrn zu verspotten?! Die beschleunigte Erreichung der Maas erscheint von unter- geordnetem, die Wegnahme von Toul   aber von hohem Werthe", ist eine andereAuffassung" Moltke's an demselben Abende. Man wollte wohl die kronpriuzliche dritte Armee erst einen Hauptschlag machen lassen und das unruhige Drängeln desrothen" Prinzen wurde unbequem! Je länger und genauer man sich den Mottle betrachtet, desto mehr schrumpft er zusammen. Ihm konnten nur Strategen wie Bcnedek, wie MacmaHon, wie der Porzellanräuber Palikao, wie Bazaine und Jarras auf die Beine helfen. Die Deutschen   wären herzlich ftoh gewesen, wenn sie hätten an- nehmen dürfen, daß das Gros Bazaine's   am 17. über Conflans  und Brey nordwestlich zurückgewichen war. Die sicherste Bestäti- gung unserer Behauptung findet man in den Lanzenschwenkungen des von Friedrich Karl   vorgesandten armen literarischen Uhlanen v. d. Goltz. Ein ernsteres Anfassen deS Feindes(am 17.) hätte für die Aufklärung größere Resultate ergeben, allein in jenem Augenblicke wurde noch Alles vermieden, was den frühzeitigen Ausbruch des Kampfes hätte herbeiführen können." Dieser preußischeAugenblick" dauerte den ganzen 17. hindurch. Die Schlacht hätte nun(etwa 2 Uhr Nachmittags) mit ftischen Kräften erneuert werden können. Diese Ansicht wurde auch im großen Hauptquartier erörtert, doch vertraten Prinz Friedrich Karl  und einige anwesende kommandirende Generale eine entgegengesetzte Anschauung. Die heute herangekommenen Truppen(Garde, 7., 8., 12. Corps) hatten einen anstrengenden Marsch hinter sich. Ein wei- tereS Vorgehen bis an den Feind war nöthig. Erst spät am Nachmittage konnte daher der ernste Kanipf beginnen und derselbe endete dann möglitberweise wohl mit einem Siege, doch nur mit einer halben Entscheidung. Der Abend hätte die Akiion vorzeitig beendet und eine Verfolgung unzweifelhaft ausgeschlossen. Dem glaubte das Obercommando der zweiten Armee sich nicht aussetzen zu sollen, vielmehr die Dinge, nachdem sie einmal so weit gekom- men, nunmehr mit einem Schlage zu Ende führen zu müssen." So zu lesen S. 116. Auf Seite 114 war aber bereits zugegeben, daß man eS für einen Fehler hielt, wenn Bazaine bei Metz   ver- blieb," daßnormale und richtige Entschlüsse deS Gegners immer die richtigste Basis sind, auf welche die eigenen Maßnahmen be- gründet werden können. Prinz Friedrich Karl   war daher der Ueberzeugung, daß.... der größere Theil der feindlichen Armee sich schon seit dem Einbruch der Dunkelheit am IS. August im Abzüge nach Westen befinde oder er sich in direkt nördlicher Ricb- tung rückwärts verlegt habe, um von dort über Brich abzumar- schiren. Möglich blieb eS bei der zweiten Annahme, daß er jetzt bereits in der Ausführung dieser letzten Bewegung über Brich be- griffen sei." Also welcheDinge" wollte derrothe" Prinz a« IS. einem Schlage zu Ende führen"? Doch nnrDinge", die er selbst als nicht mehr vorhanden betrachtete. Gestrenger»der gcneigts Leser, wie gefällt Dir diese Kriegskunst? Correipondenzen. Leipzig  , 11. April. Ja allen nattonalliberalen und sonstig» Sauhirten"blättern wird ein kolossaler Lärm geschlagen über eine» angeblichen Conflckt, der im Reichstage zwischen der Reichsregie- rung und der Majorität des Reichstags auszubrechen drohe. Ma» kann sich verwundert fragen, wie das möglich fei, da ja die Ma- jorität deS Reichstags, regierungsfreundlich, wie sie ist, mit da Reichsregierung bisher stets durch Dick und Dünn gewatet fei. Und gar erstaunen muß man, wenn man hört, daß die Militär- vorläge den Anlaß zu dem Conflikt abgeben soll. Man vergegenwärtige sich nur die Sachlage. Bis zur Stundt sind alle gesetzgebenden Körper in Deutschland   wie im Ausland besetzt durch die besitzenden Klassen, und alle Gesetze, die in Kraß treten, sind mehr oder minder die Hüter des Interesses der be- sitzenden Klassen. Das ist sehr natürlich. Da es aber uatur- gemäß neben den besitzenden auch nichtbesitzende Klassen geben muß so ist es ebenso sehr natürlich, wenn die nichtbesitzenden Klasse» darnach streben, daß ihr Interesse zur Geltung gelange. Diese« Widerstreit der Interessen nnn hat in der menschlichen Gesellsckafi schon zu wiederholten Malen zu Zusammenstößen gar gewaltige« Art geführt, immer aber sind bisher die Nichtbesitzenden unter- legen. Was Wunder also, wenn die Besitzenden riesige Bollwerk« aufführen, um allen hereinbrechenden Katastrophen gewachsen z» sein. Und ein solches Bollwerk ist das stehende Heer. Nu» komint da der bekannte Bismarck   und verlangt vom ReicM' tage, daß er seine Genehmigung zur Vermehrung des stehende» HeereS geben solle. Das Verlangen Bismarcks, ausgedrückt i» einer Gesetzesoorlage, wird vom Reichstage einer Commission zu« Borberathung überwiesen, und diese will, vielleicht zu Bismarcks lebhaftestem Erstaunen, von den geforderten 30,000 Soldaten, ui» die das stehende Heer vermehrt werden soll, einige Tausende ad- handeln. Kann man nun diesen Widerstand der ReichStägl« gegen die Vermehrung deS stehenden Heeres als bittern Ernst nehmen? In Etwas ja. Getreu seinem Grundsatz, dem Fürsten  - haus Hohenzollern   die unumschränkte Herrschast über Deutschland  zu verschaffen und zu sichern, hat Bismarck   seit einer Reihe vo»! Jahren eine Anzahl Kriege angezettelt, die auch stets die Macht- stcllung der Hohenzollern   erweiterten. Aber nicht immer in diese» AnnectionSzügen hatte sich Bismarck   der Zustimmung der Herr- schenden Klassen zu erfreuen, denn der ackerbautreibende Adlig« wie der industrietreibende Bourgeois, sie Beide müssen Friede» haben, um der Arbeit neue Schätze zu entreißen. So war eS i>»> Jahre 1866, als es galt, Oestreichs Machtstellung in Deutschland  zu brechen. Damals erhoben die besitzenden Klassen ein heillosed Geschrei über den freventlichen Bruderkrieg, der da auszubrechen drohe. Adressen, Petitionen, Resolutionen, Deputationen, alW Mögliche wurde gethan, um den Krieg zu hintertreiben, war ma» doch nicht sicher, ob Bismarck   siegte. Aber kaum waren die erste« Schlachten siegreich geschlagen, da, welch verändertes Bild! Ver- gcsscn waren die geschlagenen Brüder und Bismarck   war der Held des TageS. Jetzt waren sich die besitzenden Klassen im Klare», daß Bismarck   ihr Mann sei. Wer den äußeren Feind so zu- sammenzuhauen versteht, der wird den inneren Feind gewiß nicht schonen. Unter dem Jubel der besitzenden Klassen und einem Theile del verblendeten Volks toste darauf der Krieg gegen denErbfeind", vorüber, der als neue Errungenschaft den Hohenzollern   den deutsche» Kaisertitel einbrachte. Derewige Friede" war nun hereinge- brod)en. Friede nach außen, Ruhe im Innern. Da tritt plötzlich Bismarck   mit der Mehrfordcrung vo» 30,000 Mann für das stehende Heer heraus. Die ReichStäzlet stutzen und wollen nicht recht daran, ihr Ja zu sagen; sie witter» Kneg und wollen Friede haben. Aber Bismarck   kennt sei««, Pappenheimer, und wir auch. Das End' vom L«ed' wird sei«) Bismarck   bekommt die 30,000 Soldaten. Bisinarck ist ja de« Mann, der Alles kann; Heil ihm, er wird Alles zum Beste» führen. Im Gegensatz zu der besitzenden hat die nichtbesttzende, di« Arbeiterklasse, ein eminentes Interesse an der gänzlichen Beseitigunj der stehenden Heere, wie aus dem Vorhcrgesagten zur Genüg« hervorgehen dürfte. Aber schwach, wie die Arbeiterklasse gegen- wärtig in Deutschland   noch ist, kann sie ihr Veto gegen di« Existenz der stehenden Heere nur durch Proteste einlegen. Zu diesem Zwecke fand denn auch Freitag, den 10. d. M eine von nahezu 1000 Arbeiten, besuchte Versammlung im Gosen- thale statt, die nach einem allgemein beifällig aufgenommenen R»' ferate des Parteigenossen Bl os mit allen gegen eine Stimme di« folgende Resolution annahm:Die heutige Volksversammlung erklärt, daß daS Gebahren der nationalliberalen Partei bezüglich des dem Reichstag vorgelegten neuen Militärgesetzes ein volW- feindliches, daS Volksinteresse im höchste« Grade schädigendes ist und protestirt namentlich gegen den, hinter verschlossenen Thüre»! in der hiesigen SchützenhauSversammlung gefaßten und von Herr»' Dr. Stephani, dem Vertreter der Stadt Leipzig  , unterstützte» Beschluß, daß eine weitere Erhöhung der schon zur Unerträglichkeit gestiegenen FriedcnSpräsenzstärke deS Heeres noch mehr erhöht un» auf alle Zeit festgestellt werde«. Als zweiter Punkt stand au! der Tagesordnung derselben Versammlung:Diskussion über daS zu erlassende Contrattbruchgesetz". Hier hatten es Ramm un» Hadlich übernommen, die anwesenden Arbeiter auf die Schädlich' keit dieses Gesetzes aufmerksam zu machen. Und in der Thst wird mit dem Gesetz nichts weniger als eine weitere Fesselung de« Arbeiterklasse beabsichtigt. Das staatliche Riemenzeug an de« ökonomischen Zwangsjacke, in welcher die arbeitende Menschheit schmachtet, soll wiederum, wie ehedem, bis zum Ersticken sestg«! zogen werden. Constatirt wurde, daß die Agitation für Erl»! deS ContraktbruchgefetzeS zum großen Theile von dem Kleing«' Werbestand ausginge. Und so ist es auch. DaS Großkapital b«' darf der Zwangsbestimmungen zur Exploitation der Arbeiterklasl« nicht; eS findet die Arbeitskraft in genügendem Angebot auf de«» Markte vor, und wahrlich, eS versteht sich auf deren Verwerthu#