In der QuartalS-Abrechvung in Nr. 64 des„VolkSstiat" istein Rechnensehlcr enthalten. Die Einnahme mit dem Bestandvom 4. Quartal 1873 ergiebt 514 Thlr. 3 Gr. 7 Pf., die Aus-gäbe 155 Thlr. 6 Gr. 2 Pf., Bestand für nächstes Quartal353 Thlr. 27 Gr. 5 Pf. Halle a. S. hat 15 Gr. nachgesandt,also 8 Thlr. 13 Gr. 9 Pf. In der Ausgabe hat Ludolph zurAgitationsreise nach Eschwege, Göttingen und Cassel 8 Thlr. 7 Gr.6 Pf., statt 9 Thlr. erhalten. Ich bitte diese Fehler zu ent-schuldigen. Während der Krankheit des Bevollmächtigten fürChemnitz, Hermann Weck, sind Briefe und sonstige Sachen fürdie dortige Mitgliedschaft an W. Böhme, Bernsbacherstraß- 23zu senden. Der in Nr. 64 bezeichnete Wittschieber, genanntBlumenberg, ist verheirathet, und wird nochmals um dessen Er-forfchung gebeten. Der Bevollmächtigte Hermann KänderS istnicht in Schw.-Gmünd, sondern in Constanz. Es ist nothweudig,daß mit den Vorschlägen zur Generalversammlung nicht längergewartet wird. Anträge zu derselben können schon jetzt dem AuS-schuß eingereicht werden. Wolfenbüttel hat sich dem Verein an-geschlossen. Mit sozialdemokratischem GrußF. Mumme.Correspondenzen.Leipzig. Das Organ des Verbandes für Buchbinder, die»Allgemeine Buchbinder-Zeiwng" enthält in seiner Nummer vom13. Juni einen„Das Damoklesschwert" überschriebenen Artikel, dersich, mit Hinweis auf die parteiische Handhabung der jetzt gültigen GeWerbeordnung seitens einzelner Behörden, gegen das zu erlassende„Contraklbruchgesetz" wendet. Es heißt in dem Arkikel:„Habenaber die Arbeitgeber ein Interesse daran, für Gesetze zu petitioniren,welche Vorfälle�), wie den angezogenen, in einem„besseren Lichte"lassen, so haben wir ein Interesse daran, gegen solche Gesetzeenergisch zu protestiren! Wir ersuchen daher alle Vereine, dasContraktbruchgesetz zu verhandeln, und nachstehende Resolution zurAbstimmung zu bringen.„In Erwägung, daß zur Wahrung derInteressen auf Seite der Arbeiter wie Arbeitgeber Vereinigungenals das richtigste Mittel allenthalben anerkannt sind; und in Er-wägung serner, daß beide Contrahenten alle Jnteressenfragcn durchihre respectiven Vereinigungen genügend zu wahren im Standesind, und daher jede staatliche Intervention in eine rein privateAngelegenheit, wie das Erfüllen oder Auflösen eines Contraktcs—,nur störend wirken kann; pr»testirt die heutige Versammlung derBuchbinder»c. energisch gegen daS von den Arbeitgebern verlangteContraktbruchgesetz." Den Protest wolle man zum Unterschreibencirkuliren lassen, und uns denselben einsenden, damit derselbe demReichstage eingereicht werden kann."Die Buchbinder wären also unseres Wissens die erste Gewerk-schaft, die sich gegen daS beabsichtigte Contraktbruchgesetz wendet,Werden die anderen folgen? Und werden namentlich diejenigenGewerkschaften aus ihrer unerklärlichen Passivität heraustreten, dievor Jahren für die durch das Contraktbruchgesetz jetzt gefährdeteCoalitionsfreiheit mit Erfolg agitirten? Soll die CoalitionSfreiheit,diese eine der wenigen Errungenschaften, welche die deutsche Ar-beiterbewegung aufzuweisen hat, so mir nichts dir nichts wiederverloren gehen? Einmal verloren, und es wird vielleicht Jahr-zehnte des Kampfes erfordern, das verlorene Gut zurückzuerobern.Heraus aus den Plan! es gilt, das Interesse der Arbeiter,Euer Interesse, zu wahren.Chemnitz, 8. Juni. Der für gestern angekündigte Massen-auSflug fand unter äußerst zahlreicher Betheiligung der Arbeitervon Chemnitz und Umgebung statt. DaS Wetter war zwar, wieman zu sagen pflegt, schön, doch konnte man es für diesen Zwecknickt gerade günstig nennen, da nicht nur die drückende Sonnen-Hitze ihren lähmenden Einfluß unterwegs auf die Theilnehmergeltend machte� sondern namentlich der in wirklich enormer Quan-tität vorhandene Straßenstaub aufwirbelte und den Zug in einedichte Wolke einhüllte. Diesem letzteren Umstand war es wohlauch zuzuschreiben, daß der Zug anfänglich nur aus 600—800Personen bestand, wahrend ihm viele Fcsttheilnehmer auf anderenbequemeren Wegen vorausgeeilt waren. Auf dem Festplatze selbstwar jedoch ein regeS Leben. Der geräumige RestaurationSgartenwar schon gefüllt, als der Festzug unter den Klängen der Marsch-wusik seinen Einzug hielt; nun wäre freilich guter Rath theuergewesen, wenn nicht der umsichtige Wirth die an den Gartengrenzenden Wiesen hätte vorher mähen und überhaupt für die BcNutzung als Lagerplätze Herrichten lassen. Auf diesen Plätzen lagertesich auch ein großer Theil der munteren Schaar und spülte mitfalschem Flaschenbier den eingeschluckten Staub hinab. Nachträglichtrafen noch Parteigenossen au« Mittweida, Frankenberg, WittgenS-twrf jc. je. ein, und zählte man verschiedene Tausend Theilnehmer.— Nachdem der Gesangverein und daS Musikchor abwechselnddurck ihre Leistungen daS Publikum animirt, wurde daS Festlied(welches wir in den letzten„Ch. Raketen mittheilten) tausendstim-wig gesungen, daraus hielt der Reichstagsabgeordnete Bahlteich>nit weithin vernehmbarer Stimme eine kurze, aber begeisterte undZum Herzen dringende Ansprache an die Versammelten. Er be-tonte, e? fli der Hauptzweck dieses Festes, einmal Heerschau zuhalten über die Gelreuen der Sozialdemokratie. Den Ort, anwelchem das Fest stattfinde, habe man deshalb gewählt, um einenMann in der Mitte der Festgenossen zu sehen, welchen die Chem-uitzer Polizei aus seinem Wahlkreis verwiesen habe; dieser Mannfal aber durch eine neue ehrenvolle Wunde, die er im Kampfe fürS�olkswohl davongetragen, durch seine Gefangenschaft in Berlin,am Erscheinen verhindert worden, doch gerade die Verfolgungen,welche er für seine Ueberzeugung erdulde, seien der beste Gegenbe-gegen die elenden Schmähungen, welche seine Feinde auf ihnHausen. Der Redner ermahnte mit eindringlichen Worten zumSaale, um am Tanze theilzunehmen, während andere sich imGarten durch Gesellschaftsspiele w. amüstrten.— An polizeilicherUeb erwachung deS Festes fehlte es nicht. Schon beim Abmarschvon Lindner's Restauration gaben eine Anzahl Chemnitzer Poli-zisten dem Zuge das Geleite. Sie spähten vielleicht nach rothenFahnen zc., aber die rothen Ränder ihrer Dienstmützen waren dieeinzigen„republikanischen Abzeichen", welche getragen wurden. Auchaus dem Festplatze war Polizei anwesend, was natürlich Niemandgenirte.— Das schöne Fest wird noch lange in der Erinnerungder Theilnehmer fortleben.(Ch. Fr. Pr.)ßrimmitscha«, 15. Juni.(Großartiges Volksfest.) Dererste, der Haupttag des vom hiesigen„Volksverein" veranstaltetenVolksfestes ist vorüber, und wir freuen uns, sagen zu können, daßkein Mißklang die Harmonie der Feier gestört hat. Im Laufedes Sonntag Vormittag rückten von früh halb 7 Uhr an, theilSzu Fuß, theils zu Wagen, theils auf der Eisenbahn— von Zwickauher kam ein starker Extrazug— die F-stgenossen aus den StädtenMeerane, Werdau, Zwickau, Kirchberg, Wildenfels, Auerbach,Mylau, Oelsnitz, Netzschkau, Reichenbach, Schneeberg, Falkenstein,Plauen, Greiz, Glauchau, Lichtenstein, Wechselburg, Gößnitz,Schmölln, Altenburg, Ronneburg, Gera, Chemnitz und Leipzig,sowie aus den Ortschaften Wahlen, Carthause, Leitelshain, Franken-hausen, Schedewitz, Planitz, Neudörfchen, Niederhaßlau, Wilkau,Cainsdorf, Naundorf, Schiedel, Schweinsburg, Crossen, Mosel,Marienthal, Reindorf, Neumark, Crotcnlaide, Fraureuth, Böllwitzund noch anderen, deren Namen uns augenblicklich nicht einfallen,hier ein, bald mit voller Musik, bald unter Trommelschlag, baldheitere Marschlieder singend. All den Genossen, die, durch daskräftige und auch wiederum kräftigende Gefühl der Zusammen-geHörigkeit getrieben, die Anstrengung, wie die den meisten nichtleicht erschwinglichen Kosten nicht gescheut haben, der von hier er-gangenen Einladung Folge zu leisten, sei herzlichster Dank fürihr Erscheinen gesagt.— Um 11 Uhr Vormiltags fand imHofraume der Consumvereins-Restauration die Fahnenweihe statt.Das Banner wurde von einer der Jungfrauen dem Vereinsvor-sitzenden überreicht. Als Schmuck der Fahne wurden vom dekla-marorischen Club, sowie von den Bereinen in Gößnitz, Schmölln,Reichenbach, Zwickau, Auerbach und Mylau buntfarbige Bänderund Schleifen überreicht, die mit dankenden Morien entgegengenommen und sofort an dem Banner befestigt wurden. DieSänger des deklamatorischen Clubs sangen vor und nach demfeierlichen Akte paffende Lieder.Am Nachmittage, Punkt halb drei Uhr, entwickelte sich der Fest-zug vom Hoftaume des Consumvereins aus, wo nur ein verhält-nißmäßig kleiner Theil der Festgenossen Stellung genommen hatte;aus dem Wege die Herrenstraße entlang durch die Badergasse, überdie hölzerne Brücke, durch die Fabrikstraße, über die eiserne Brücke,durch die Silberstraße und wiederum die Herrenzasse schloffen sichdem Zuge die an verschiedenen Stellen des ZugeS harrenden aus-wältigen Genossen, zum großen Theil an ihrer Spitze Standartenmit Ortsbezeichnung und sinniger Inschrift sührend, demselben an,und es gewährte einen, wie man urs sagte, imposanten Eindruck,als sich die lange Kette über den Markl und die Leipziger wieVorstandsmitglied des Arbeitervereins, schloß sick als Delegirterdes Nürnberger Arbeitertags im Jahre 1868 dem Velbanve Heu:-scher Arbeitervereine an, an dessen Spitze Bebel stand; gehörtesodann zu den Einberufern des sozialdemokratischen Congresses inEisenach(1869), und war von da an Mitglied der sozialdemokra-tischen Arbeiterpartei. Merkwürdig aber, daß trotz seiner patheti-schen Deklamationen bei Festen:c. und trotz seiner Vorliebe, aufCongressen als D-lezirter zu fungiren(noch 1373 wurde ihm inEisenach ein Mandat überlassen), die hiesigen Parteimitglieder nie-in rechreS Zutrauen zu dem Manne fassen konnten, ja ihn miteinem gewissen Mißtrauen betrachteten! Dies schien ihm allmählichklar zu werden, denn im September 1373 erklärte er schriftlichseinen Austritt aus der Mitgliedschaft, das erwähnte Mißtrauengegen ihn als Grund vorschützend, dabei jedoch ausdrücklich her-vorhebend:„daß er stets Alles thun werde, um die Ehreund das Ansehn der Partei zu wahren und zu fördern."Freilich bezeichnete er Anderen gegenüber als Grund seines Aus-rritts den Nachtheil, den ihm in geschäftlicher Beziehung seineBetheiligung bei der Partei verursache. Ganz ehrlich also warder„Sozialdemokrat" Kraft nicht!Da führten durch das sehr wenig offene Vorgehen des pp. Kraftim Vorstände hervorgerufene Differenzen zu einem Couflikt imArbeiterverein, der ganz eigene Schlaglichter auf den Charakterdes Erwähnten warf. So wurden ihm bei einem seiner Angriffeauf die ihm entgegenstehenden Mitglieder sofort drei Unwahrheiten,deren er sich schuldig gemacht, und außerdem mehrere Entstellungennachgewiesen, in einer späteren Versammlung aber ihm sogaröffentlich der Vorwurf gemacht:„daß er seine Stellung alsTheaterbilleteur in unerlaubter Weife gemißbrauchthabe," ein Vorwurf, den er— man hatte versprochen, denBeweis der Wahrheit anzutreten— bis heute ruhig hat auf sichruhen lassen. Doch noch mehr: der Vorsitzende des hiesigen Ar-beitervereins hat wiederholt erklärt, über Kraft noch ganz andereSachen zu wissen, daß er aber schweigen müsse, weil er für Kraftarbeite.— Was aber den„Arbeiter" Kraft am besten charaklerisirt,sind die Einrichtungen des von ihm mit in's Leben gerufenenSparvereins im Arbeiterverein. Jedes Mitglied des Arbeitervereinskann Mitglied des Sparvereins werden und erhält seine Spar-einlagen mit 4 Prozent verzinst; Darlehne aber, die er aus demSparverein entnimmt, muß er mit ca. 15 Prozent verzinsen.Der so sich ergebende Ueberschuß kommt aber nicht sämmtlichenMitgliedern des Sparvereins, sondern nur wenigen sog.Stammmitgliedern(unter denen natürlich Kraft) zu Gute, diedann von den Pfennigen ihrer Mitarbeiter eine recht ansehnlicheDividende unter sich vertheilen. Natürlich findet ein solches Gc-bahren ein inniges Verständniß bei unseren ausbeutenden Klassen,und nicht minder natürlich ist es, daß gegen die Mitglieder desArbeitervereins, welche sich einer solchen Einrichtung widersetzten,gehörig gewühlt und die gemeinsten Beschuldigungen(wegen derenvor Gericht später Abbitte gethan werden mußte) geschleudertwurden.DaS ist ungefähr der Mann, der die Arbeiter durch die Be-lehrung deS Vereins für Volksbildung beglücken will. Kehren wiruntere Leipziger Straße entlang durch die Stadt bewegte. Als nun zu dem Lindwurm'schen Vortrage zurück. In fast halbstün-nach halbstündigem Marsche die Führenden in der Nähe deS Festlokals angelangt waren, konnte man während der kurzen Rast beimdiger Erzählung theilt Dr. Lindwurm seine eigene Lebensgeschichtemit. Anfänglich sei er Kaufmann gewesen, habe als CommiSRückblicke erst einen richtigen Eindruck von der massenhaften Be- außer in Deutschland auch in Marseille und Constantinopel con-theiligung bekommen: der Schluß des Zuges verließ eben die! vitionirt und sich nach seiner Rückkehr von da als CorrespondentBaumzruppen des SahnparkS, so daß die ganze zwischen diesen in England aufgehalten. Da sei die Erkenntniß über ihn ge-und Mark Sahnau gelegene Chausseestrecke von demselben de- kommen, daß er sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, sonderndeckt war.(zum Wohle der darbenden Menschheit?) studiren müsse. DasNachdem auf dem Festplatze Ludwig Mehlhorn kurze EröffnungSworte gesprochen, betrat Liebknecht die improvisirlehabe er gethan, habe Jura, Nationalökonomie:c. studirt undwolle nun die erworbenen Kenntnisse zum allgemeinen Besten ver-Rednertribüne— sie bestand lediglich auS einem Tische— und iwerthen. Selbstverständlich werde sein Bestuben von den„Verhielt die Festrede, worauf der Rest deS Tagesprogramms erledig:! führern" der Arbeiter verunglimpft und verdächtigt. So habeward. Die Zahl der Theilnehmer am Festzuze mag 5000, die der„Volksstaat" behauptet: seine Vorträge halte er nach BestellungZahl derjurf dem Festplatz Anwesenden das �Doppelte betragen deS Vereins für Volksbildung, von welchem er auch einen jähr-haben.ausharren im Kampfe für eine bessere, freiere Zukunft, geißelte°en JndifferentiSmuS und erklärte, der Tag des Sieges sei nicht�ehi fern, wenn Jeder seine Schuldigkeit thue.— In ähnlicher�lleifa sprach sich der zweite Redner, Parteigenosse Bochmann auSzüiederrabenstein auS, welcher außerdem schon vor dem'eigentlichen»eyaktus im Garten eine Ansprache gehalten und die Taktik dersfl�Aistigen Feinde Most'« treffend charakterisirt hatte.— Hieranflössen sich einige Deklamationen und Gesangvorträge» sowie derMassengesang zweier noch auf dem Festprogramm befindlicher Ar-'terlieber. Dann begab sich ein Theil der Festgenossen nach dem) Es ist hier die Rede von dem im„Volksstaat" semer Zeit er-Tauten Conflikt zwischen dem hiesigen Buchbindereibesitzer Fritzsche"«d den bei demselben beschäftigt gewesenen 10 Gehilsen. Bekanntlichwurden die hiesigen Buchbindereibesitzer durch ein Cirkular des Vrinüval-herein« gewarnt, obige 10 Gehilfen in Arbeit zu nehmen. Der damaligeorsitzende des Gehüsen. Vereins, Richter, sah durch diese Warnung mit�erht die Zukunft der genannten Gehilfen gefährdet, und, als Repressalie,� et'm„Volksstaat" seinerseits die Buchbindergchilfen vor Arbeit-hin'J ol �i Fritzsche. Also ein purer Akt der Nothwehr. Gleichwohl�tcl'®e9(n Vergehen gegen§ 153 der Gewerbeordnung vom�ath der Stadt Leivria-» 8-ES war ein Volksfest im wahrsten Sinne des Worts.(Nach dem Cr.„B. u. Bfnd.")AwilKn«, 9. Juni. Während der bekannte WanderlehrerDr. Lindwurm im hiesigen Gewerbeverein einen Vorirag„UeberWirthschastS- und Kulturentwicklung", natürlich nur vor den Mit-gliedern des Vereins, hielt, fand gestern Abend zur selben Zeiteine gut besuchte Volksversammlung im benachbarten Planitz statt,in welcher Herr G. Kwasniewski einen Vortrag über das„Wesender Sozialdemokratie und deren Gegner" hielt. Referent bemerktegleich beim Anfang seiner Rede, daß seine Stellung der Bersamm-jung gegenüber dadurch erschwert werde, daß er Herrn Liebknecht,der am Erscheinen behindert sei, zu vertreten habe. Er gingsodann auf die Tagesordnung ein, wies das Nichtige des Ein-wurfS, ohne Kapital keine Arbeit, nach, kritisirte den sogenanntenUnternehmergewinn, sowie daS Risiko, welches der Kapitalist beider heutigen Produktion zu erleiden habe und wies darauf hin,daß der Arbeiter, der kein anderes Kapital als seine Arbeitskrafthabe, weit mehr riskire, da er sich nicht, wie der kluge Kapitalistsein Kapital, eine Reserve von �Arbeitskraft jc. zurücklegen könne,sondern nach völliger Ausnützung durch daS Kapital von diesembei Seite geworfen werde. Als zunächst liegende Mittel zurBesserung der Lage der Arbeiter bezeichnete Redner Erhöhung derArbeitslöhne, Verkürzung der Arbeitszeit, Beschränkung der Frauen-und Kinderarbeit zc. Der Vortragende ging sodann auf dieGegner der Sozialdemokratie ein, welche er vom politischen, so-zialen und religiösen Standpunkt aus charakterisirte. Er kenn-zeichnete den Lberzeugungstreuen Gegner, aber auch die verbissenenFeinde und deren Nachbeter, die sich noch nicht einmal um daSWesen der Sozialdemokratie gekümmert hätten; gedachte dann aberauch deS Gegners im eignen Heerlager, nämlich der Unwissenheitund Gleichgültigkeit der Massen und empfahl den Arbeiiern, derenBekämpfung sich recht angelegen sein zu lassen. Die Versammlungfolgte dem zweistündigen populären und klar gehaltenen Bortragmit großer Aufmerksamkeit und Beifall.lichen Gehalt von 2000 Thalern nebst 4 Thalern täglichen Diätenbeziehe. DaS sei aber eine ganz unwahre Behauptung, denn seineVorträge seien selvstständige, seiner eigenen Weverzeugungentsprossene'Arodulite; und er erhalte außerdem nur jährlick1200 Thlr. und 3'/- Thlr. täglich Diäten, bringe also noch Opferfür die Sache,—(wer lacht da?!)— da er in England alsCorrespondenr weit mehr verdienen könne. Für den erwähntenVerein würde er sofort aufhören thätig zu sein, wenn derselbe anihn das Verlangen stelle, seine Borträge lediglich nach dem Wunscheund im Sinne des Vereins einzurichten.Zur Behandlung der sozialen Frage übergehend erzählt derstudirie Nationalökonom: daß in seiner Jugend man auf allerLandstraßen fechtende Handwerksburschen, in Dörfern und Städtenaus Mangel an Schuhwerk barfuß gehende Kinder:c. getroffewDamals sei dies eine Folge wirklicher Roth gewesen. Jetzt seidies anders; fast nirgends treffe man mehr sog. fechtende Hand-werkSburschen, und wer heutzutage noch barfuß gehe, thue dieslediglich aus Vergnügen. Nur die sozialdemokratischen„Verführer'behaupteten einen Nothstand unter den arbeitenden Klassen, wi.sie ja auch die Segnungen deS Reichs nicht anerkennen wollten.So z. B. ermögliche das deutsche, von geistig begabten Männernbcrathene und eingeführte Postgesetz, daß jedes Dienstmädchen fürnur 1 Gr. an ihren Geliebten schreiben könne.(Welche Wohltharfür den Arbeiter!!) Eine Magenfrage, wie von Marx, Laffalle:c.behauptet werde, sei die soziale Frage keineswegs, fondern tediglickeine Kopffrage. Wenn Marx z. B. behaupte, daß die niedereArbeit, Straßenkehren zc. in Zukunft nur durch Maschinen vcr-richtet werden müsse, so sei daS offenbar Unsinn. Mit einigenSeitenhieben aus die Sozialdemokraten und der öfter wiederholtenVersicherung, daß er sich vor denselben gar nicht fürchte, schloß derRedner seinen Vortrag/ Der ganze Vortrag des gelehrten HerrnDoktors bestand also: auS einer halben Stunde Selbstberäucherung,einer viertel Stunde allgemeinen Blödsinns und einer viertel StundeAusfälle gegen die Sozialdemokraten. �Wohlweislich hatte manWeimar. Nachdem der Verein für sog. Volksbildung bereits, für die Gegner nur 5 Minuten Redezeit festgesetzt(trotzdem Dr.jl. f.:..... cv\«r.- rjs.. rv..c. c..« o-rl � � OC,..«___ c.-»•,...... l. AvtaKftvtfA C&i-vvfi- v**!*«.....______.!...... i..ix%Stadt Leipzig zu 8 Tagen Gefängniß verurthellt.durch seinen Reiseapostel Dr. Lindwurm das Thüringer Oberland,das Eichsfeld und Sachsen unsicher gemacht hat, ist der(allerdingssehr unglücklich abgelaufene) Versuch gemacht worden, auch inMittelthüringen Boden zu gewinnen. Am 1. Juni hielt nämlichder erwähnte Lindwurm i» Weimar, am folgenden Tage in ApoldaVersammlungen ab, deren Erfolg sowohl ihm selbst, als seinenBrodherren in Berlin für längere Zeit die Lust benommen habendürste, sich in Thüringen einzunisten. In Weimar hatte derArbeiterverein die Einladung zu dem Bortrage des Dr. Lindwurmübernommen, während die beiden hiesigen Zeitungen, die ofstzielle„Weimar. Ztg." und die aus den Blättern des PreßbureauS inBerlin schöpfende Zeitung„Deutschland", warme Empfehlungendes Lindwurm'schen Vortrags vom Stapel ließen.Vorher scheint es für richtiges Verständniß der Sachlage an-gemessen, einige Blicke auf den Leiter des Arbeitervereins unddessen Vergangenheit zu werfen. Der Schneidermstr. Karl Kraft,Lindwurm und der erwähnte Kraft, wie man vernimmt, nichteinmal diese kurze Frist hatten zugestehen wollen). Nachdem Partei-genösse Ufert, der hierauf daS Wort erhielt, diese feig- Manier.dem Gegner die Verth eidigung gegen gehässige Angriffe unmöglickzu machen, gekennzeichnet, wandte er sich gegen den Lindwurm'schenVortrag: Dr. Lindwurm verkehre faeilich nur in Gasthöfen erstenRange, komme daher mit dem Volke auch gar nicht zusammen,sehe nicht die aus Roth barfuß herumlaufenden und hungerndenKinder, wisse überhaupt bei seinem Gehalte nichts von der Nochdes arbeitenden Volks. Wenn fechtende Handwerksburschen aller-dings nicht mehr so häufig aus der Landstraße anzutreffen seienals früher, so liege da« einmal darin, daß sie mit der Eisenbayubilliger und rascher vom Flecke kämen, und dann in der Gewäy-rung von Reiseunterstützung der in Gewerkschaften vereinigtenArbeiter an ihre wandernden Brüder. Die dem„Volksstaat" undMarx' gemachten Vorwürfe seien theils Unwahrheiten, theils geradezu