Gewerks�enoffenschaMches� Gewerksgenosscilschaft der Manufaktur-, Fabrik- und Hand arbciter beiderlei Geschlechts.(Sitz Weimar ). ßrimmitschau, 29. August. Ädr-chuung. Einnahme: Cum mitschau Thlr. 7. 2., Riddagshausen 1. 5. 6., Meerane 1l. IS. Rudolstadt 15. 4., Breslau 4. 28., Pfersee 3. 18 8., Braun schweig 9. 11., Apolda 1. 16., Dresden 5, Berlin 4. 16., Großen Hain 5. 9., Kamenz 22, O-lSnitz 2., Schönau 3. 29., Augs bürg 6. 17., Wolfenbüttel 1. 27., Nowawes 3. 3., München bernsdorf 1. 15., Gotha 1 9. Summa Thlr. 75. 18. 3. Ausgabe: Resespesen nach Chemnitz und Magdeburg Thlr. 22., für das Lokale omits zu Chemnitz 9. 10. 8., Rechnung für den «Bolksstaat" 3. 12., an Sch. in Rndulstadt 5., Porto, Schreib- und Verpackmaterial f. d. Verwaltung 2. 13. 7., für ein Q rartal desVolksstaat" 18. 5. Summa Thlr. 42. 25. Obige Rechnung ist vom Aufsichtsrath geprüft und für richtig besundeu; Reclamationen in Bezug auf dieselbe sind zu richten' an Ferdinand Böttcher, Peterstraße 557 B. B. Ohne Geld haben abgerechnet Schweinau und Deuben. Nachfolgende O.te haben noch gar keinen Bericht an die neue Verwaltung gelangen lassen: Gera , Magdeburg , Stollberg , Broitzem , Leifcrte; dieselben werden nun- mehr aufgefordert, Bericht an Unterzeichneten zu senden. R. Ryein in Landshut , welcher von Unterzeichnetem Material zur Organi- strunz dortiger Fnchgenossen Ende Mai erhalten hat, wird ebenfalls ersucht, Mittheilung zu machen, wie es mit der Mitgliedschaft steht. In Plauen haben sich 9 Genossen angeschlossen, Vertrauens- mann ist Heinrich Schenk, Hoferstr. 97 E., Beitrazsammler Franz LouiS Seifert, Rimmelbcrg E. 77, daselbst. Wandergeld wird gezahlt bei Friedrich Fischer , Controlleur, Forflstr. 53 M., Äbth. C. Ott Gotha ist Kassirer Th. Brehm, Hasengasse 5. In Deuben ist Kassirer W. Hunger. In Berlin ist Vertrauensmann Alt, Barnimstr. 9, 4 Tr., Kassirer Schramm, Andreasstr. 41, 3 Tr., bei Simrock, Controlleur H. Döring, grüner Weg 34, Hof rechts 3 Tr. Die JahreSrechnung von der Generalversammlung zu Weimar bis zur Generalversammlung zu Chemnitz wird nunmehr in Druck gegeben und jedem Vertrauensmann, sobald dieselbe fertig ist, zugesandt werden. Der Anschluß an die Union ist von der Verwaltung sowie vom Aufsicbtsrath einstimmig abgelehnt worden. Die Gründe werden imVolkSstaat " später bekannt gegeben werden. Für die Vorortsverwaltung: R.. Poser, Peterstraße 557 BB. Krimmitschau, 31. Aug.(Krankenkasse .) Durch verschiedene Vorkommnisse innerhalb der Krankenkasse sieht sich die Vororts- Verwaltung genöthigt, den Mitgliedschafren zur Urabstimmung Fol- gendes vorzulegen:Es kann keine Mitglredschaft austreten, son- dern sie kann sich nur auflösen, in welchem Falle alle vorhandenen Gelder und Utensilien an die Vorortsverwaltung, d. h. an die Gesammtheit zurückgegeben werden müssen." Der Grund zu diesem Vorschlag ist der Austritt der Mitglied schaft Chemnitz wegen Nichtannahme der Chemnitzer Anträge seitens der zu Pfingsten abgehaltenen Generalversammlung.(S. Proto­koll.) Ferner der durch verschiedene Umtriebe und Beeinflussungen sowie durch die Kurzsichtigkeit der Mitglieder herbeigeführte und mit einer zweifelhaften Abrechnung gekrönte Austritt der Naun- dorfer Genossen.. Demnach werden die Vertrauensleute aufgefordert, ungesäumt die Urabstimmung unter ihren Mitgliedern vorzunehmen und so dann das Protokoll abschriftlich mitAngabe der Stimmenzfür Für und Wider bis längstens den 10. Sept. an unS gelangen zu lassen. Im Auftrage der Vorortsverwaltung: A. Thierfelder, Vors. des Aufsichtsraths, Turnhallenstr. 3120. Verein der Sattler und Bernfsgenossen. Nerlin, 1. Sept. Abrechnung der Centralkasse pro August. Einnahmen: Von der Mitgliedschaft Berlin 6 Thlr. 21., Mamz k- 13. 6., Zwickau 2. 19. 5., Dresden 9. 17. 5. Summa 20. Ii. 4. Ausgaben: Geldsendung nach Barmen 5 Thlr., Vach Hamburg für Drucksachen 1 Thlr. 20., für Abonnement des »VolkSstaat "(2 Monate) 15 Gr., Schreibutensilien 18 Gr., Porto k. 28., Reiseunterstützung an 7 Fremde 4 Thlr. 5., Kasssrergehalt pro August 5 Thlr. Summa 18 Thlr. 26. Bilanz. Einnahme 20. 11. 4. Ausgabe 18. 26.. Bleibt 1. 15. 4. Hierzu Bestand vom Juli 27. 16. 11. Ist Bestand 29. 2. 3. W. Wirths, Kassirer. Alexandrinenstr. 116. CorrespondenZen< Leipzig . Am 24. August hatten wir wiederum eine allge- weine Gewerkschaftsversammlung einberufen mit der Tagesordnung: »Das Contraktbruchgesetz und die Einführung der Arbeitsbücher." Referent war Motteler. Da dieses Thema schon so oft behandelt vnd imVolkSstaat " zahlreiche Referate und Resolutionen hierauf iu finden sind, so ist eS wohl überflüssig, über den Vortrag Wotteler'S ausführlich zu berichten. Erwähnt sei nur, daß die CW 500 Mann starke Versammlung dem Redner wiederholt stür- wischen Beifall zollte. Nach Schluß der allgemeinen Debatte, in »er sich noch mehrere Redner im Sinne MottelerS aussprachen, wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: In Erwägung: *) daß bei Schaffung deS sogenannten ContraktbruchgesetzeS auS- schließlich gegnerische Elemente den Ausschlag geben; 2) daß bei . �waigcn Streitfällen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern »Urchweg die Elfteren den Ausschlag geben, protestirt die Versamm- wng im Voraus gegen die Einführung des sogenannten Contrakt- wuchgesetze« und erklärt, daß auf Beseitigung der heutigen Pro buktionSweisc hingearbeitet werden muß, da in dieser die Ursachen iv den heutigen sozial-politschen Uebelständen zu suchen ist. Dresden . Die Maurer-, Zimmerer- und Steinmetzzewerkschaft hat folgenden Protest an dasköniglich sächsische Gesammt- wisterium" gerichtet: ..Wenn in nachstehendem Proteste die Unterzeichner sich an daS vichsische Gesammtministerium wenden, so geschieht dies nicht, um »amit das darin zumeist getroffene Departement des Krieges zu wugehen, sondern einzig und allein, wert der hier behandelte Ge- tosstand so wichtiger und weitgreifender Natur ist, daß davon (Heils direkt, theils indirekt die Ressorts des CultuS, der Finanzen, Justiz und Polizei in Mitleidenschaft gezogen sind; und soll Ausdrücklich betont werden» daß daS sächsische Kriegsministerium 'w äußersten Falle nur eine Unterlassungssünde begangen haben wnn, die gegenwärtig allenthalben auf dem üblichen SubmissionS Wege für Staatsbauten stereotyp gefunden wird, und mithin weniger aus der Willkühr einer Verwaltungsbehörde, als auS einem Mangel u den dahineinschlagenden Landesgesetzen resultirt. Die Unter- zeichner sehen auch davon ab, in der hier vorliegenden Angelegen- Der Verein ist in Berlin geschlossen, folglich wird er auch heit sich an die sogenannte Reichsregierung zu wenden, weil fr sich sagen müssen, daß die Partckularregierung eine Schädigung, welche ihre Staatsangehörigen betrifft, auf dem Wege der Gesetz zebung zu beseitigen hat. Und ist zwar hier nur die ReichSge- setzgebung zulässig, so meinen wir, daß die sächsische Regierung im BundeSrathe dahin lautende Anträge stellen soll. Wir müssen dagegen protestiren, daß man italienische Arbeiter als eine Art Kulis benutzen will, um uns unsere Existenz zur Unmöglich- kcit zu machen. Es ist klar, daß die Italiener in Folge ihrer Bedürfnißlostzkeit weit billiger als wir arbeiten, uns arbeitslos machen. Wir müssen schon iu Folge der klimatischen Verhältnisse, in denen wir aufgewachsen, mehr Bedürfnisse haben; und weiter wird wohs die Regierung einschen, daß jene Bedürfnißlostzkeit den Ruin aller Geschäfte bedeutet. Jene Arbeitslosigkeit muß also unsere Existenz vernichten, zwingt uns auszuwandern oder wenn dies nicht geht, zu verhungern. Wir verlangen also als Schutz ein Gesetz, welches in gewisser Weise die Einfuhr von Italienern , der neuen Art KuliS, beschränkt. Zum Schutze eines Industrie- zweigeS werden ja sehr oft Schutzzölle aufgestellt, warum soll nicht zum Schutze eines ErbzweigeS sich auch irgend ein Gesetz finden in einer Zeit, wo die GesetzgebungSkraft des deutschen Reiches ge- rade soviel Produkte schafft. Wir verlangen hierauf daS Heran- ziehen auch der italienischen Arbeiter zu den Krankenkassen, denn nicht genug daß wir arbeitslos werden, sollen wir alsdann auch noch die vermehrten G:meindehsten mit tragen. Wir verlangen weiter, daß bei StaatSbauten hauptsächlich Staatsangehörige be- rücksichtigt werden. Die Staatsangehörigen müssen die Geldlasten tragen und in gewisser Form würde das eine Entschädigung sein, wenn das durch Steuern verausgabte Geld, wenn auch in kleineren Dosen und nachdem die Unternehmer den Hauptprofit eingestrichen haben, in Geldlohn wieder zurückerstattet wird. Wir verlangen zum Schluß eine Maßregel, welche alle übrigen Palliative un- nöthig macht, näml ch die obligatorische Einführung eines Normal- arbeitstageS. Abgesehen davon, daß ein solcher schon zur Erhal- tung der Arbeitskraft nöthig ist, damit wir nicht so früh der so­genannten Armenunterstützung anheimfallen. Wir bitten die Herren Minister nur die Bücher conservativer katheder-sozialistischer Pro- essoren nachzuschlagen, es dürfte ein solcker die Privatbauunlernehmer alsbald veranlassen, zu unS zurückzugreifen, da bei gleicher Arbeits- zeit die Leistungsfähigkeit der Italiener eine durchaus geringere ist, als die unserige, weil ja schon did Sprachverschiedcnheit die geringere Leistungsfähigkeit der Italiener bewirken muß. Wir machen nochmals darauf aufmerksam, was schon vorher andeutungs- weise betont, daß die Italiener unseren klimatischen Verhältnissen nicht angemessen leben, denn sonst müßte ja ihre Bedürfnißlostg- keit aufhören, also Kcankheiten, wie Cholera, Typhus u. A. m. werden dort ihren Heerd finden und vernichtend unsere heimischen Distrikte durchziehen. Die hohen Regierunzen behaupten immer, daß ihnen das Wohl der Arbeiter am Herzen liege; sie meinen, die Arbeiter sollten nicht aus dem nationalen Rahmen heraus- treten. Wir fordern also innerhalb des nationalen Rahmens, daß eine Schädigung, die gerade uns, die sächsischen Arbeiter, betrifft, beseitigt werde. Die hohe Regierung hat also die beste Gelegen- h-it, durch Erfüllung unserer Forderung sich den Ruf einer ar- beiterfreundlichen zu erwerben."(Dresdner Volksbote".) ZSerlin, 30. August. In Bezug auf die Lohnverhältnisse der Heizer und Maschinisten auf Dampfschiffen bin ich in der Lage, einige AuSku-ift geben zu können. In der Haupt- und Residenz- ladt des neuen deutschen Reiches existirt seit 10 Jahren eine DampsschiffsahrtSverbindung nach den beliebtesten Vergnügung«- punkten der Berliner . Auf diesen Dampfern erhält ein Heizer (wie mir selbige selbst erzählten) monatlich 17 Thalcr, sage sieb- zehn Thaler, für einen Dienst, welcher in den Sommermonaten von 6 Uhr früh bis nach Mitternacht dauert und welcher in dem Maße anstrengend ist daß ihn nur junge und kräftige Leute aus- halten können. Die He-zer befinden sich meist in einem Alter von 1821 Jahren, weil verheirathete Männer bei diesem geringen Verdienst nicht bestehen können. Auf diese Art und Weise ruht daS Leben von Hunderten in der Hand ganz junger Leute. Allein nicht genug mit vem geringen Lohn, wird dem Heizer auch noch von diesem Gelve monatlich 1 Thlr. für Beitrag zur Kranken- und Jnvalidenkasse abgezogen. Verläßt nun selbiger, wenn er nur eine einigermaßen annehmbare Stelle anderwärts findet, den Dienst der Gesellschaft, so geht er sämmtlicher gezahlten Beiträge verlustig, welche dann die beiden Inhaber der Gesellschaft ruhig einstecken oder, wie eS ein bei den Industriellen beliebtes Mittel ist, die beiden Herren lassen die Gelder bei der pon ihnen selbst verwalteten Kasse. Rauchen und dergleichen mehr ist den Heizern nicht gestattet, die Lust dazu wird ihnen wohl auch bei der im Feuerraum herrschenden Hitze vergehen, und die Passagiere werden kaum wissen, wie es einem Heizer Sonntags bei dem Anblick der vergnügten Menschen zu Muthe sein muß. Derjenige, welcher vorn an der Glocke steht und auf Alles aufpassen muß, was sich auf dem Wasser vor dem Dampfer ereignet, erhält monatlich 16 Thlr. Auch ihm wird das Kranken- und Jnvalidengeld abge zogen. Selbstverständlich sind die beiden Inhaber derBerliner Dampsschifffahrtsgesellschast" bei einer derartigen Ausbeutung ihrer Arbeiter notorisch reiche Leute geworden, und haben noch, um Allem Hohn zu sprechen, seitens der betr. Behörde daS Monopol der Ausbeutung, resp. die alleinige Conzession, welche jedoch in nächster Zeit erlöschen wird. Eine Besserung wird durch die dann erlaubte freie Concurrenz" keinesfalls eintreten. Zum Schluß noch die Bemerkung, daß die beiden staatlich conzesstonirten Ausbeuter vor Jahren die Fahrpreise auf ihren Dampfern um 5060 pCt. erhöhten, waS aber gar keinen Einfluß auf die Löhne ihrer Ar- beiter hatte. I. H. Kannover. Unter den verschiedenen Orten, wo von Seiten der Polizei Mitgliedschaften der sozialdemokratischen Arbeiterpartei aufgelöst sind, befindet sich nun auch Hannover . Ueber die Auf- lösung selbst will ich das WissenSwerthcste berichten. Am 23. Juli zeigte ich die regelmäßige öffentliche Versammlung an, am 29. Juli wurde ich auf das Präsidialbureau der hiesigen Polizei beschieden; dort angelangt, fragte mich der Secretär, obmein" Verein der Bcbel-Liebknecht'schen Richtung angehörte? Ich ant- »ortete, daß ich keine Bebel-Liebknecht'sche Richtung kenne, ich wüßte wohl, daß Bebel und Liebknecht der Partei angehören, der ich angehöre, sonst wüßte ich aber nichts. Als ich sodann die Frage beantwortet, wo unsre Partei domilizirt sei, erklärte� der Secretär den Verein für ausgelöst. Nach einigen weiteren Fragen, welche von weniger Interesse sind, hatte ich die Ehre, mit dem Herrn Chef der Polizei(Herr von Brandt ist sein Name) zu prechen, der mich sodann bedeutete, ich möchte mich nur zuffieden geben, er sei noch sehr gelind, er könne den Verein offiziell auf- lösen und die Sache dem Gericht übergeben(ist uns gleichgültig). Und sollte der Verein nur vorläufig geschlossen werden, bis der Prozeß gegen Hasenklever und Genossen gerichtlich entschieden wäre. (WaS wir wohl mit dem Hafcnklever'schen Prozeß zu thun haben?) Hannover geschlossen. Sodana wurde mir protokollarisch eröffnet, daß die sozialdemokratische Arbeiterpartei so lange aufgelöst sei, bis der Prozeß in Berlin beendet sei; die öffentlich- Versam nlung für den 29. Juli sei unzulässig, da sich die Ve>einSsach-n nicht von öffentlichen Angelegenheiten trennen ließen.(Sehr neu und lehrreich für uns.) Und damit hatte das Verhör fein Ends erreicht. Wie wir uns gegen die Auflösung verhalten werden, darüber ein andermal Einiges. Allen denjenigen aber, welche der Partei angehört haben, rufe ich zu, sich nicht zurückschrecken zu lassen, sondern der Jvee treu zu bleiben, welche unsere Partei vertritt. Parteigenossen, wenn man alle Hebel in Bewegung setzt, um den nach menschenwürdigem Dasein ringenden Arbeitern einen Damm entgegen zu setzen, so ist es Pflicht, treu zum Prinzip zu hallen. Löst man unsere Orga- nisation auf, so müssen wir beweisen, daß wir Männer sind, welche auch außerhalb der Organisation Sozialisten sind. Hoch die So- zialdemokratie! F. Schaare. Göppingen , 30. August. Am 17. d. M. hatte der Arbeiter- verein hier eine Volksversammlung in den Gasthofzum Hirsch" einberufen mit der Tagesordnung: 1)Der Unterschied zwischen den Prinzipien von Schulze-Delitzsch , Hirsch, Dunckcr tc. und den­jenigen der sozialdemokratischen Arbeiterpartei"; 2)Unser- Preß- zustände und der Reptilieufond". LouiS Eckstein aus Waldheim sprach über beide Punkte in klarer und fließender Weise. Die etwa 75 Personen zählende Versammlung, welch- mit Ausnahme einiger Kleinhandwerker nur aus Arbeitern bestand, zollte dem Redner ungetheilten Beifall. Beim zweiten Punkt hatte auch unser verbissenes Amtsblättchen seinen gebührenden.Antheil bekommen, worüber es andern TagS sehr vorlaute und bissige Bemerkunzen machte, auf welche ihm derHohenstaufen" wieder, aber in an- ständigerer Weise antwortete. Es gibt hier sehr viele National- duselige, welche blindlings auf die Sozialdemokraten schimpfen, ohne gleich, wie das AmtSblättchen auch, nur das ABC vom Sozialismus zu verstehen, doch hört man häufig auch von Be- sitzenden für uns günstige Ansichten äußern. Schaffen wir daher rüstig weiter für unsere Prinzipien und der Erfolg wird sich immer mehr zu unfern Gunsten wenden. Keiköronu, 23. August. Parteigenosse Eckstein aus Sachsen trat am 14. d. MlS. hierorts in einer Volksversammlung als Re- ferent auf. Eckstein sprach überdie Arbeiterbewegung und ihre Ziele". Welche Aufnahme des Redners Vortrag fand, erhellt am besten daraus, daß nach Schluß der Versammlung 11 Em- Zeichnungen in die Parteiliste stattfanden. Mainz . Am Sonnabend, den 22. März, referirte Partei- genösse Zierfas in einer Volksversammlung über seine Erlebnisse im hiesigen Gefängniß. DieSüddeutsche BolkSstimme" berichtet hierüber: Redner wirft einen kurzen Rückblick auf seine Thätigkeit bei den letzten ReichstagSwahlen, bei welcher Gelegenheit er dieMa- jestätSbeleidigung" begangen haben soll, die sich auf eine Aeußerung bezog, welchen von verschiedenen und kompetenten Zeugen wider- sprochen wurde, aber auf die Aussage eines GenSdarmen hin auf- recht erhalten wurde, weshalb man ihn mit zwei Monaten Ge- fängniß bedachte, welche er nun überstanden und die ihm Gelegenheit geboten, heute über einen Gegenstand zu sprechen, über welchen zu sprechen ihm seine Grundsätze und sein Menschlichkeitsgefühl ge- bieten. Wenn bisher von den schauderhaften Zuständen im hie- sigen Gefängniß noch nichts in die Oeffentlichkeit gedrungen, so ist dieS dem Umstände zuzuschreiben, daß ein Mensch, der in diesem Gefängniß ein gemeines Vergehen verbüßte, nicht den Muth haben kann, öffentlich aufzutreten, um zu sagen: ich habe in diesem Ge- fängniß so und so lange Zeit zugebracht, und habe während dieser Zeit eine unmenschliche Behandlung an mir oder Anderen erfahren; er(Redner) sei in der Lage, dies thun zu können, weil er in diesem Gefängniß kein gemeines Vergehen verbüßte und als Sozialdemokrat die Pflicht habe, sich einer Menschenklasse anzu- nehmen, welche durch unsere gesellschaftlichen Einrichtungen auf die Verbrecherbahn gedrängt wurde. Redner betont, daß er für jede Anklage, die er vorzubringen habe gegen die Verwaltung:c. des hiesigen Gefängnisses Zeugen und Beweismittel habe und in allen Fällen das von ihm Vorgebrachte auffecht erhalten könne. ZierfaS unterzieht nun die Gefängnißordnung, von welcher er sich eine Abschrift machte, einer schonungslosen Kritik. Der Geist der- selben bekundet sich darin, daß dieselbe auS dem Jahre 1843 stammt und bis heute noch in voller Anwendung steht. Ruthen- und Stockhiebe, in Ketten schließen, Arrest bei Wasser und Brot, sind für die geringsten Vergehen angesetzt. Ein Artikel dieser Gcfängnißordvunz macht es den Gefangenen zur Pflicht, die Zuchthauskleider in gutem Zustande zu erhalten und sie nicht zu zerreißen, widrigenfalls sie sich einer schweren Strafe aussetzen. Die Kleider seien aber in einem solchen Zustande, daß man sie schon vom bloßen Sitzen oder beim Spazierengehen leicht zerreißen könne, geschweige denn bei der Arbeit. Ein alter Mann, der wegen eines unbedeutenden Vergehens eine Strafe verbüßte, hatte daS Unglück, in den ersten 8 Tagen seine Hose zu zerreißen, statt nun stillschweigend darüber hinwegzugehen, schon aus Respekt vor dem Alter, mußte sich der arme Mann dafür einen Faustschlag in daS Gesicht von einem Aufseher gefallen lassen. Redensarten wie: Lump re. müssen die Sträflinge von den Bediensteten ruhig hin- nehmen. In einem anderen Falle wurde ein junger Mensch von 18 Jahren, Schuhmacher seines Gewerbes, welchem schon der vierte Fluchtversuch mißglückte, beim ersten, ehe er von der Justiz für dieses Vergehen abgcurtheilt wurde, von dem Gefänznißpersonal dermaßen mißhandelt, daß er acht Tage arbeitsunfähig war. Die Verwaltung des Gefängnisses bezeichnet Redner als ein Willkür- regiment und eine Paschawirthschaft. Wie bekannt, müssen alle Gefangenen in die Kirche gehen, auch Zierfas war anfangs, wie wir wissen, davon nicht ausgeschlossen. Bei einer solchen Gelegen- heit ereignete sich nachstehender Vorfall, welcher zeigt, daß� der Gefangene in diesem Gefängniß den Launen und der Willkür jedes dort Bediensteten vollständig unterworfen ist. Ein Mann, der beim Hazardspiel sich erwischen ließ, hat dafür in diesem Gefängniß 1 Jahr zu verbüßen; er hat als HülfSlehrer die jugendliche» Verbrecher zu unterrichten und als solcher auch dieselben in die Jfirche zu begleiten und sie dort zu beaufsichtigen. Da nun geschah eS einmal, daß der Geistliche in der katholischen Kirche bemerkte, wie der Mann die üblichen Ceremonien nicht mitmachte und wollte auch noch gesehen haben, daß er öffentlich gelacht habe und wäh- rend seiner Funktion. Oesfentlich und mitten in seiner Funktion stellte der Geistliche den Missethäter darüber zur Rede(weil dieser während deS Gottesdienstes gelacht haben soll), machte ihm sein Vergehen zum Vorwurf und erinnerte ihn an die Kleider, die er trage, mit der Bemerkung, daß er noch schlechter sei als ein Dieb oder Mörder, solche seien ihm(dem Priester) nocb lieber. Nicht genug, der Geistliche wollte ihn überdies noch bestraft wissen, weshalb er bei der vorgesetzten Behörde über den Vorfall Anzeige machte. Die