— I» welcher infame» Weise liberale Blätter zu Denun-jiationen die Zuslncht nehmen, um die Arbeiter zu bekämpfen,«»dieselben ihre Interesse» gegenüber den Kapitalisten vertheidigen,davon giebt der„Hannoversche Kourier« wieder ein Präbchen. Der-selbe schreibt:„(Sozial-DemokratischeS.)�ES ist eine auffällige Er-scheinung» daß ungeachtet der Bestimmungen im§ 2 de» Bereiu«gesetze» die Zweigvereine de» Allgemeine» deutschen Taback-Ar-beitcr-Verein», welcher über fast gauz Deutschland sich erstreckt undentschieden im sozialdemokratischen Sinne wirkt, der Beachtungder Behörden großentheil» sich entzogen haben. Es sind neuerdings auch in unserer Provinz Fälle hervorgetreten, daß solcheZweigvereine seit einer Reihe von Jahren bestanden, ohne derOrtSpolizeibehörde auch nur gemeldet, oder, wenn gemeldet, vonderselben irgend näher beachtet zu sein. Bon Berlin aus gut»r-ganisirt und geleitet und in dem„Botschafter" mit einem ver-breiteten VereivSorgane versehen, bildet dieses Netz von Zweigver-einen ein nicht gering zu schätzendes Rüstzeug der Sozialdemokratie.Mögen auch die mit dem Verein verbundenen Kranken- und Reife-Unterstützung»- Kassen manche» Nützliche leisten und wird auch jedeVereinSthätizkeit, so lange sie sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen bewegt, von der liberalen Presse nur begünstigt werden können, so wird doch die Ausbeutung dieser Vereine zu sozialdernokratischen Zwecken unseres Erachten» den Behörden genügenden Anlaß zu einer näheren Beachtung in der Richtung bieten müssen,ob dieselben nur überhaupt mit öffentlichen Angelegenheiten sichbeschäftigen oder aber auch bezwecken, politische Gegenstände inVersammtungen zu erörtern. Im letzteren Falle würde nach Maß-gäbe de» A 8 des Vereinsgesetze« ihren Ausschreitungen ungleich wirk-samer entgegenzutreten fem. Einige Zeit vor den letzten Reichstags-wählen wurde an manchen Orten die Wahrnehmung gemacht, daßau« den Mitgliedern dieser Zweigvereine des Allgemeinen deutschenTabak-ArbeitervereinS mehr oder weniger selbstständige Gruppendes Allgemeinen deutschen Arbeiter- Verein« sich bildeten, welchejedoch wegen de« zweifellos politischen Charakters diese« Vereinsdie äußeren Merkmale de« Zweigvereins mit Rücksicht aus jenedie Verbindung politischer Vereine unter einander verbietenden§ 8 möglich von sich fern zu halten suchten. Voraussichtlich wirdvor den nächsten ReichStagSwahlen dieselbe Manipulation sichwiederholen.Schon deshalb erscheint eine Beachtung dieser Zweigvereinede« Allgemeinen deutscheu Tabak-Arbeiter-VereinS vermittelst ge-nauer Handhabung de»§ 2 de« BereinSgesetzes empfehlenSwerth,vor Allem in ländlichen Bezirken, in welchen bei ungenügendenpolizeilichen Kräften die Zahl der Anhänger der Sozialdemokratieunter den Tabakarbeitern(Cigarrenmacheru) nicht selten amgrößten ist."Wir bemerken hierbei, daß der Tabak-Arbeiter-Berein keinerleipolitische Tendenzen verfolgt, was auch verschiedentlich gerichtlichfestgestelli ist.— Daß viele Arbeiter Sozialdemokraten sind, istselbstverständlich; aber eS gehört schon eine echt-nationlliberaleFrechheit dazu» denselben deshalb ihr VereinSrccht verkümmernzu wollen.(Br. VolkSfr.)— Zum Hlasseukampf in England. Die Aussperrungder Kohlengrubenarbeiter in Südwales, welche in ihrem vollenUmfange fortdauert, hat den ExekativauSschuß deS Gewerkoereinsder engtischen landwirthschastlichen Tagelöhner veranlaßt, zu Gun-fien der Ausgesperrten folgende Resolution zu fassen:„Der Autschuß drückt sein tiefe» Bedauern auS über diegrausame Handlungsweise der Kohlengrubenbesitzer in SüdwaleS, diedurch die über 120,000 Arbeiter verhängte Arbeitssperre zeigen,daß die Arbeitgeber sich nicht um die Höhe der Leiden kümmern,welche eine solch willkürliche Handlungsweise für unschuldige Leute,die einem Schiedsgerichte zur Schlichtung des Streites sich unter-werfen wollten, zur Folge haben mag; und der Ausschuß drücktseine Sympathie au» mit den Leidenden und hofft, daß sie imWiderstande gegen solch schreckliche» Gebahrcn erfolgreich seinmögen."Mit dem„tiefen Bedauern" über die„grausame Handlung"der Kohlengrubenbesitzer ist weder den Kohlenarbeitern geHolsen,noch sind die Kohlcugrubenbesiyer von der Grausamkeit ihre»Handeln» überzeugt. Wo der Klassenkampf zu einer Schärfe ge-diehen ist wie in England, wo es sich um die Existenzfrage dereinen oder anderen Klasse handelt, da kann von Grausamkeit nichtdie Rede sein, da tritt an S.elle der Grausamkeit die Methode.Also nicht durch„tiefe« Bedauern", sondern nur durch metho-dischen Kampf, einen Kampf, der sich zum Ziele gesteckt hat, anStelle der Vielgestaltigkeit der Klassenherrschaft die eine und wahreVolksherrschaft zu setzen, durch einen solchen Kampf allein umkönnen die Kapitalisten, und was drum und dran hängt, unschädlichgemacht werden.— In Betreff eine» Strike» der Uhrmacher in Sa»Francisco geht der New-Borter„Neuen Arbeiterzeitung" vondort folgender Bericht refp. Protest zu, den wir auf Wunsch hierabdrucken.Eine Versammlung der internationalen Arbeiter in dieser Stadtwurde heute Abend(am 4. Januar) abgehalten, um die Streitig-leiten zwischen der Cornell-Uhren-Compagnie und ihren Arbeiternzu berathen. Nachdem wir ur.S überzeugt haben, daß die Berichteder täglichen Zeitungen Uber die Verhandlungen der beiden Parteiendem Inhalte.nach korrekt sind, ergreisen wir die Gelegenheit, dieAufmerksamkeit der Kapitalisten sowie die der Arbeiter auf dieNatur de« Streite« zu lenken und zu zeigen, wie er ist, und die falschenVoraussetzungen der Compagnie in« rechte Licht zu stellen. Wirwerden unseren Mitarbeitern eine Darlegung der Thatsacheuschreiben.Zunächst stellen wir ganz entschieden in Abrede, daß die Com-pagnre mit all ihrem Reichthum im Stande wäre, auch nur eineneinzigen Mann in der Schweiz kaufen zu können, um die auSge-standen en Arbeiter zu ersetzen, zumal wenn die Thatsachen dortbekannt werden, und sie werde» dort bekannt, denn die Jvter-nationalen dort sind eine intelligente und kompakte Masse, welcheeinen kontrolirenden Einfluß auf die Arbeiter ausüben.Aus den Aeußerungen der verschiedenen Angestellten(nichtallein in den letzten Verhandlungen, sondern auch in privatenGesprächen) geht nur zu deutlich hervor, daß die Compagnie vonAnfang an beabsichtigte, und es jetzt noch beabsichtiget, Chinesenanzustellen, trotzdem daß die Masse der unbeschästigten weißen Ar-bciter nicht nur täglich mehr und mehr anfchwillt, sondern auchden Frieden der Gesellschaft und das Bestreben derjeuigen Jnstitu-tionen, auf deren Schutz das Kapita! sich stützt, gefährden. DieErfahrungen, die wir mit der Chiuesenarbeit im Schuhmacherge-schäft gemacht haben, sagen uns, daß, selbst wenn eS die Compagnie mit dem Vorgeben, die Chinesen nur die rauhe Arbeitthun zu lassen, aufrichtig meinte, die weißen Arbeiter durchda« hrnterlistige Vorgehen der Chinesen schließlich aus allen Ab-�theilungen sicher verdrängt werden. Eine unvermeidliche Roth-wendigkeit, welche unser korrupte» Produktionssystem gebiert, be-fördert die«. Der Kapitalist, welcher mit dem andern ans demWeltmarkte konkurrirt, muß entweder neue Wege entdecken, um ge-winnreiche Unternehmungen zu machen, oder billig« Arbeit ein-führen, und in s» weit da» Angebot unbegrenzt ist, müssen alleandern denselbeu Weg gehen, welchen der erste einschlug, oder ihrGeschäft aufgeben.Di« tägliche Presse hat schon nachgewiesen, daß die Einfüh-rung billiger Chinesenarbeit dem Kapitalisten bloS einen temporären Nutzen schafft, schließlich aber entschieden zu seinem Nach-theile ausfällt; während die weißen Arbeiter aus dem Arbeit«-markt hinausgestoßen und dann ein demoralistrendcS Element inder Gefellschaft werden, verlangen die Chinesen, selbst dann schon,wenn sie den weißen Arbeitern in Hinsicht ihrer Leistungen nochlange nicht gleich stehen, ihren vollen Lohn, und beginnen mitihrem eigenen Kapitale zu arbeiten.— Die Stellung, welche dieFabrikarbeiter einnehmen, soll in keiner Weise eine Diktatur aus-üben auf die Compagnie, eben so wenig als der Versuch, dieChinesenarbeit einzuführen, den Arbeitern diktirt werden kann. Esist eben ein AuSgleichungSoersuch, in dem Jeder selbst seinen Preisfür da», was er von dem andern zu erhalten hofft, feststellt.—Wenn die Kapitalisten sich verbinden und die Gefetzzebunz kon-troliren in ihrem Interesse, so haben die Arbeiter da» Recht. daS-selbe zu thun oder sich selber gegen die tödtlichen Griffe desKapitals zu beschützen, auch selbst durch eigennützige Mittel;da die Arbeiter jedoch stets auf einen überlegenen Feind treffen,so müssen sie eben solche Mittel gebrauchen, als ihnen die Ge-legenheit an die Hand gibt. Wenn da» Kapital darauf besteht,die Arbeiter zu zwingen, bloS ihr Interesse zu wahren, weil dienothwendigen Bedürfnisse des Leben» sie dazu zwingen, so möchtenwir den Arbeitern rathen, sich dem chinesischen Kapitalisten zu ver-dingen; diese würden mit Freuden die Gelegenheit ergreifen, undJeder würde dabei gewinnen. Sie könnten ohne Zweifel lohnendeBeschäftigung in Japan finden, wenn sie dort diesen Industrie-zweig organistrten, e« würde den Preis für Uhreu herunterdrückenund die Nachfrage würde um so größer fein. Wenn die Behaup-tungeu der Kapitalisten korrekt sind, so ist eS besser, sie bis zumextremsten Ziele zu treiben, zum Wohl und Besten aller Parteien.Wenn schrankenlose Konkurrenz dazu benutzt wird, um die intelli-gentcn weißen Arbeiter abzuschlachten, dann sollten diese dieMethode wählen, welche das Kapital wählt. Wir halten dafür,daß die Arbeiter im gleichen Streit Meister im Felde sein wer-den, ihre Fähigkeiten stehen in direkter Verbindung mit demnatürlichen Reichthume, es kommt nur darauf an, mit Erfolg die-selben zu organisiren.Wir rathen unseren Mitarbeitern von der Uhrmacher- Gilde,sich zum Selbstschutz zu vereinigen, und wir bieten unsere Hülfeau mit unserer Erfahrung, sie brauchen gerade die Erfahrungeneiner solchen Association als die der Internationalen. Um denMitarbeitern in der Schweiz gerecht zu werden, sollten dieselbenmit un» gemeinsam arbeiten gegen den VampiriSmuS des Kapital«,welches auS den Arbeitern in allen Ländern den letzten BlutS-tropfen herauszupressen sucht.ES liegt in der Macht der Arbeiter, dadurch daß man ver-einigt Front macht, jedem humanen Menschen den gierigenund gewissenlosen Despotismus des Kapital« klar und als ver-abscheuungSwürdig zu kennzeichnen. Es ist jetzt an der Zeit, denPlan für daS Vorgehen zu berathen. Wir fordern Euch auf, festund entschieden den ersten Versuchen, Sklavenarbeit in Euer Ge-schäft einzuführen, zu widerstehen, denn reicht man dem Teufel dieFinger, so nimmt er die ganze Hand.Die Voraussetzung, daß der Arbeiter sich jedem Wunsche desKapitals, auch felbst dann, wenn ein solider ungerecht ist, fügenmuß, ist eine alberne Abgeschmacktheit. Wir haben Grund zuglauben, daß der Kompromiß, den die Compagnie eingegangenist, nur ein Borwand ist, um Zeit zu gewinnen. Seid vorsichtig,Arbeiter, daß Ihr Euch nicht fangen laßt von diesen scheinbarenPhilanthropen, welche Euch Euer täglich Brod geben, aber so vielau» Euch herausschlagen, um herrlich und im fürstlichen LuxuS zuleben.(Deutsche und schweizerisch: Uhrmacher, denen von amerikani-scher Seite Anerbietuvgen gemacht werden sollten, mögen obigeMittheilung im Auge hallen. R. d. V.)— Liberale Logik. Die Chemnitzer«Freie Presse" schreibt:Das„Chemnitzer Tageblatt" tischt wieder einmal die Phrasevom Rückgang der Sozialdemokratie auf, und führt als Beweisfür den Rückgang an, daß in Eis-nach die sozialvemokratifcheAgitation ganz besonder« rege betrieben wird!— Wahrhastig ein schlagender Beweis!— Aber da»..Tageblatt" bringtnoch mehr Beweise, cS zählt die sozialdemokratischen Blätter auf,welche im Laufe der letzten Jahre eingegangen sind, und diese Aufzählung ist ungemein lustig. ES befinden sich unter den„einge-gangenen" Organen ersten« daS„Demokratische Wochenblatt".Dasselbe ist bekanntlich nicht eingegangen, sondern der„Volks-staat" hat stch an« diesem Blatte entwickelt. Wenn man einBlatt vergrößert und ihm einen passenderen Namen giebt, so istda« bei unseren Gegnern ein Eingehen, welche« von Rückgangzeugt. Weiter wird, als eingegangene« sozialistische« Blatt, da«„Fürthcr demokratische Wochenblatt" angeführt. Mit dem-selben verhält sich« ebenso, wie mit dem obigen. ES erscheint jetzt,statt ein-, dreimal wöchentlich, und heißt in Folge dessen nichtmehr„Wochenblatt" sondern„Nürnberg-Fürther Sozial-demokrat".— Der„Sozialdemokrat" soll auch eingegangensein; daß derselbe al«„Neuer Sozialdemokrat" sofort wiedererstand und jetzt wenigsten« viermal so viel Leser hat, als das„Ch. Tgbl.", davon schweigt letzteres in seiner Unschuld. Die„Süddeutsche Volksstimme" ist nach dem„Ch. Tgbl." aucheingegangen. Dieselbe erschien früher dreimal wöchentlich, und er-scheint jetzt täglich unter dem Titel„Neue Mainzer Zeitung".Nachdem das„Tgbl." alle diese Verluste, welche unsere Partei-presse erlitten, aufgezählt hat, schließt eS:„..so daß auch hier-au« ein Rückgang der fozialdemokratischen Partei er-hellt".— Daß daS„Tgbl." und diejenigen Blätter, welchen e«obige Lügen nachgedruckt hat, wirklich nicht wüßten, daß die fozial-demokratische Presse nicht nur nicht zurückgegangen, sondern sogareinen ganz bedeutenden Ansschwung genommen hat, glauben wirnicht.— Diese ehrenwerthen Organe vom Schlage des„Chem.Tgbl." erfinden eben dergleichen sinnlose Lügen, um das großePublikum über die sozialistische Bewegung zu täuschen und ihmSand in die Augen zu streuen. Daß sie zu solch traurigen Mittelngreifen müssen, dies ist das beste Zeuguiß gegen den„Rückgangder Sozialdemokratie".So weit unser Chemnitzer Parteiorgan. Wir haben dieseNotiz abgedruckt, weil der Blödsinn de»„Chemnitzer Tageblattes"durch unsere„liberale" Press: den üblichen Rundgang hält.—— Herr Schulze(nicht d-r Dckitzscher, sonder» der Mainz»)lebt uoch. Er schreibt der„Coacordia"«ater« 22. Janaar:„Dem aufmerksamen L-sec der sozialdemokratischen Hauptblätterkann e«»icht entgangen fein, daß namentlich der„BolkSstait" stchin letzter Zeit einer ungleich größeren Vorsicht und Mäßigung al«sonst befleißigt. E« hat da«, unsere» Erachten«, zwei Gründe.Für'» Erste hat«an endlich doch angefangen, dem edlen Blatteetwas schärfer auf die Finger zu sehen und da« Gesetz, welche«doch am Ende auch für den„BolkSstaat" da ist, vorkommendenFall» zur Anwendung zu bringen. Au« einer Notiz der„Frank-fartcc Zeitung" ersehen wir, daß neulich bei einem eiazizen Ter-min 13 Klagen, darunter 10 Seiten» de« Fürsten Reichskanzler»,gegen den„BolkSstaat" anhängig waren. Natürlich hält c« da«demokratische, halb und halb mit der Sozialdemokratie sympathi-strcnde Blatt für sehr verwerflich, daß daS Gesetz in solcher Weifegehandhabt, bez. benutzt wird; wir unsererseü« halten dies j-vochnicht nur für ganz gerechtfertigt, sondern fogac für die einfachstePflichterfüllung, ein-m Blatte gegenüber,«elch-S mit einer Ilaoer-frorenheit wie kein zweites in Dentschland(selbst kein nltramsa-taneS) zwar alle« ihm Passende abdrnckt, all- Berichtlgnnzea undGegenerklärungen ic. aber consequent todtschweigt. Wer zlanbensogar, daß der„BolkSstaat", sowohl durch Private, als durch Be-yörden, ia noch ganz anderem Umfange als bisher zur Aasnah mevon„Berichtigungen" geuöihigt werden sollte, da wir in diese«Falle durchaus nicht einzusehen vermögen, warum vorhandene ge-setzliche Handhaben großmüthig untenntzt gelassen werden sollen.Immerhin scheint die dem„BolkSstaat" zu Theil gewordene Auf-merksamkeit schon einigermaßen gewirkt zu haben, und da da« Blattia gleichem Berhältniß an Interesse wie an Gift verliert, so be-grüßen wir dieses Resultat mit Freuden. Sodann aber fcheint e«doch unbequem empfunden worden zu fem, daß man nur einekleine Anzahl von„ BolkSstaat"-Numm-rn durchzugehen braucht,um die Beweise für daS Wesen der sozialdemokratischen Partei-Bestrebungen, nämlich für die Anbahnung der politisch-» R-oolu-tion, um dann mit Hilfe derselben die soziale Revolution in Scenesetzen zu können, dutzendweise bei der Hand zu habea. Jnsbesoa-derc in Südveutschland, in Pfor.cheim und Stuttgart(PfarrerSchuster ic.) ist in diesem Sinne eine lebhafte Thätigkeit entfaltetworden, welche offenbar der sozialdemokratischen Agitation sehrwehe gethan hat, und wäre es auch nur dadurch, daß die Bezie-Hungen der Sozialdemokeatic zu dem Kleinbürgerstand« und zueinem Theile der alten demokratischen Partei stark geschädigt woc-den sind. Allerdings war diese G-genazitation namentlich darumeine so wirksame, weil man stch dabei nicht auf den Boden de«vulgären Liberalismus stellte, sondern die Arbeiterfrage tiefer auffaßte und sie mit den Bedürfnissen der Zeit, einerseits in retiziö«-stttlicher, andererseits in voltswirthschafttrcher und gewerbepolitrscherHinsicht, in Verbindung brachte. Item, die Sache hatte offenbarfür den„BolkSstaat" ihr Mißliches und eS muß die Parole an«-gezebeu worden sein, in Bezug auf die prinzipielle Berfechtnngdes eingenommenen sozial-politischen Standpunktes sich zu mäßi-gen. Daß dieser Standpunkt selbst damit kein anderer gewordenist, und daß die Agitation für denselben in gewissem Sinnedurch die scheinbare Harmlosigkeit, welche der sozial-politlsche Ia-halt gegenwärtig zur Schau trägt, sogar begünstigt wird, branchtwohl kaum bemerkt zu werden. Glücklicherweise ist da« Materialder früheren Jahrgänge reich genug, um noch nicht so bald er-schöpft zu sein."Gut de— monstrirt Herr Schulze. Lesen Sie nur unsere„früheren Jahrgänge" recht fleißig durch. Vielleicht finden Siedarin noch einen Orden, uno ein geheimes StaatSpöstchen alsUnterstieber und Sauhirt erster Klaffe. Die» freiwillige Gesell«schaftsretten, mit einem„Schuster" als Compaznon, ist doch imGrund ein erbärmliche« Geschäft, bei dem man es höchsten« aufdie Kleinigkeit von 1600 bis 2000 Thalern daS Jahr bringenkann. Der Beweis, daß wir Hochverräther sind, wie eS im Buchd. h. im Strafgesetzbuch steht, würde mindestens das dreifache ein-bringen. Also frisch an die Arbeit! Daß wir uns jetzt„größerer!Vorficht und Mäßigung als sonst befleißigen", soll Ihnen nichthinderlich sein. W'.r sind gutmüthige Leute, und geben Ihnenhiermit die feierliche Versicherung(die wir auch jeden Moment vorGericht abzugeben bereit sind), daß wir heute genau ebenso deu-'ken, genau dieselben Ziele verfolgen, wie in den„früheren Jahr»gangen". Wenn eine Aenderuug stattgefunden hat,— auch da«sind wir bereit Ihnen vor G:richz zu bezeugen,— so besteht siejedenfalls nichr in einer günstigeren Beurtheilung der Personen(Bismarck, Stieb«, Wagener und Compagnie) und Dinge(Rep-tilienfonds, Gründerei, Militarismus rc.), sondern umgekehrt.Sie fehen, Herr Schulze, wir meinen eS gut mit Ihnen undmachen Ihnen die Sache leicht.Und noch Ems— wir wollen um jeden Preis feurige Kohle»auf Ihr Haupt sammeln— ei» Sperlrng in der Tasche ist besserals zehn auf dem Dach; Aegidi, Stieber, Bismarck et üoexenus omne(und dieses ganze Volt) scheinen hiusichllich IhrerztaatS- und gefellschastSretterischen Verdienste schwer von Begriffenzu sein, wir sind„bessere Menschen" und proponirea Jhaea, unterVerpfändung unseres Ehrenworts: Für jede„Berichtizunz oderGegenerklärung ec.", die wir„kouseqnent todtgeschwiegen" haben,bezahlen wir Ihnen 100 Thaler— 300 Reichsmark baar oder i»guten Wechseln. Sind Sie nicht gerührt, Herr Schulze? Undobendrein verpflichten wir uns, dem ersten Hundertthalecschein dieErklärung beizulegen(die auch im„BolkSstaat" veröffentlicht werdensoll): Herr Schulze in Mainz ist kein Lump. Können wirmehr thun? Können Sie mehr von uns verlangen, HerrSchulze?—Einiges über die Geschäftsordnung in Versammlungen.Alles muß gelernt werden, kein Gelehrter fällt vom Himmel-So ist c» auch mit den Leitern von Versammlungen. Wer dieRegeln nicht kennt, nach welchen die Ordnung in Versammlungen,während der Berathungen, am leichtesten auftecht zu erhalten ist,der wird häufig da« rechte Maß nicht inne halten können. Ab»nicht nur der Leiter einer Versammlung soll diese Regeln üben,sondern jeder einzelne Besucher der Versammlung; geschieht die»,dann erst wird die Ordnung völlig gesichert sein.Allgemein empfiehlt sich für jeden Versammlungsbesucher Ruhe.ES ist keineswegs rühmlich, die Redner durch Zurufe zu unter-brechen oder zu ermuntern. Jedes Beifalls- oder MißfallS-Zeichenkann füglich stets bis zum Schluß einer Rede aufgespart werden.Der Borsitzende eröffnet die Versammlung und macht zunächstdie ganz« Tagesordnung' bekannt. Ist dies geschehen und wünschtkeiner der Versammelten einen ihm wichtig erscheinenden Punkt zu-erst erledigt zu sehen, worüber selbstverständlich die Ansammlungentscheidet, dann wird zunächst Punkt 1 zur Debatte gestellt. Dinge,welche sich auf diesen Punkt nicht beziehen, haben die Redner strengzu meiden. Die Redner erhalten das Wort nach der Reihenfolge,gemäß der Einschreibung ihrer Namen in die Rednerliste. Wer