stch zuerst meldet, kommt zuerst und so fort. Schweift ein Rednervon de« Segenstande der Verhandlung al>, dann ruft ihn derLorfltzende zur Sache. Muß die» zweimal während einer Redegeschehen, dann hat der Vorsitzende die Versammlung zu fragen,ob sie den Redner noch länger hören will. Wird letzteres abze-lehnt,«uß dem Redner das Wort entzogen werden. Läßt sich einRedner zu persönlichen Beleidigungen hinreißen, wird ihm vomBorsitzenden ein Ordnungsruf ertheilt, sofern der Redner die Be-leidiguuz nicht sofort zurücknimmt. Muß Jemand in einer Ver-fammlung zwei Mal zur Ordnung gerufen werden, dann darf erin derselben nicht wieder sprechen. Diese Maßregel ist im Jntereffesachlicher Berathung und würdigen Verlaufs einer jeden Ver-fammlung unerläßlich.Wird Schluß der Debatte oder Schluß der Rednerliste bean-tragt, so ist vor der Abstimmung über solchen Antrag die Redner-.liste zu verlesen, damit Jeder weiß, wer noch zu sprechen verlangt.! Anträge auf Schluß der Debatte, oder Schluß der Rednerliste sindsofort, nachdem der worthabende Redner ausgesprochen hat, zurl Abstimmung zu bringen. Gewöhnlich wird vorher noch je ein! Redner für und ein Redner gegen den Schlußantrag zu Wort! gelassen.Thatsächliche oder faktische Bemerkungen(Berichtigungen) wer-! den jetzt in vielen Versammlungen nicht mehr gestattet, da sie zu* vielen Mißbräuchen Anlaß gaben. Ein guter Vorsitzender wird! diesen Mißbräuchen zu steuern wissen. Will Jemand eine falscheMittheilung berichtigen, so muß dies in klarer, kurzer Weise ge-| schehen, z. B.„die Behauptung, daß Hamborg größer als Berlinsei, ist irrig. Nach Hllbncr'S statistischer Tabelle zählt Berlin> 820,000, Hamburg(innere Stadt nebst Vorstadt St. Pauli) nur240,000 Einwohner."— Wenn thatsächliche Bemerkungen zulässig! sind, dann ist zu denselben stets sofort, ohne Rücksicht auf die! Rednerliste, das Wort zu ertheilen.Persönliche Bemerkungen können erst nach Schluß der eigent-'lichen Debatte gestattet werden. Sie dürfen nur von solchen Per-fönen ausgehen, welche in der Debatte selbst genannt und mitirgend einer Angelegenheit in Verbindung gebracht worden sind.In der Form müssen sie sehr knapp sein, z. B.:„Herr Schulzehat behauptet, ich hätte mich gegen den Vorstand erklärt. Demist nicht so. Ich habe nur einige Fehler des Vorstandes gerügt,was ich der guten Sache schuldig zu sein glaubte."Verlangt Jemand daö Wort zur Geschäftsordnung, so mußihm dasselbe sofort nach Schluß der im Anmeldemomcnt gehalteneuRede ertheilt werden. Der zur Geschäftsordnung Sprechende kannbeantragen, daß die Debatte vertagt werde, daß dieser oder jenerRedner zur Sache oder zur Ordnung gerufen werde u. s. w.Bei Abstimmungen kommen stets die Amendements(Unter- oderZusatzanträgc) zuerst, dann folgt der Hauptantrag, soweit er durchAnnahme irgend eines Amendements noch nicht erledigt ist. Stehensich mehrere Anträge gegenüber, so hat der weitestgehende bei derAbstimmung den Vorrang. Ist z. B. von N. beantragt, einej Commission von 7 Personen zu wählen, und sind von I. dagegen5 Personen vorgeschlagen, so wird über 7 zuerst abgestimmt. Wirddiese Zahl nicht angenommen, erfolgt die Abstimmung über S.Ein Antrag ist angenommen mit einfacher(relativer) Stimmen-Mehrheit(Majorität), wenn von den Abstimmenden(nicht zu ver-wechseln mit Anwesenden) die meisten für ihn sind. Dies zeigtsich besonders oft bei Wahlen, wo z. B. N. 10, X. 12, Z. 15Stimmen erhält, und Z. gewählt isi(einfache Majorität), fallsdie Erforderlichkeit einer absoluten Mehrheit nicht ausdrücklich ver-«inbart wurdet Die absolut-(unbedingte) Mehrheit ist erzielt,wenn R. 10, Z. 12, Z. 23 Stimmen erhält, indem nun Z. mehrStimmen hat als R. und T. zusammen.Ich hoffe, daß diese Winke dazu beitragen werden, den Gangmancher Verhandlung in ein richtiges Geleise zu bringen. A. GGewerksgenossenschaftliches.Gewerkschaft der Schuhmacher.Hotha. AuS Marburg wird uns mitgetheilt, daß daselbst dieLöhne sehr niedrig gestellt sind, und damit die Herren Meisterdieselben nicht noch mehr herunterdrücken, warnen wir unsre Col-legen dringend vor Zuzug. Vor Allem ist eS die Werkstätte vonKoburger,' die sich hierbei auszeichnet, und haben die dortigenCollegen diese blokirt. In OelSnitz i. Bogtl. hat sich ein- Mit-gliedschast gebildet; Bev. ist E. Arndt, bei Mfir. Lorenz, Breite-straße 30, Kassircr ist Gustav Schmidt, Revisoren Moritz Leuchtund E. Tag; der Verkehr ist„Zur Wand'rerS Ruhe" bei HerrnBaumann. In Cannstatt ist Bevollm. Wörtsch bei Müller. InStuttgart ist Bev. Heinrich Schick, Rolhestr. 29, Kassirer Kosma«llnger, selbige Adr., daselbst ist auch das unentgeltich- Arbeits-nachweiSbureau; die Versammlungen finden in der„DeutschenFahne", Karlsstr. 16, 1 Tr. jeden Montag Abend statt. InWolfenbüttel ist Bev. Friedrich Wilhelm, bei Mfir. Fraatz, kleinerZimmerhof. In Erfurt wohnt der Bev. C. Erler, Gotthard-straße 20, Hinterhaus. Stuttgart: V. Schröder! Ist genehmigtund sollte schon in Nr. 1 des„Wecker" bekannt gemacht werden,wurde jedoch aus Versehen weggelassen. Den 17. tritt Unterzeich-ueter seine Haft an. Briefe:c. sende mau alles noch unterMeiner Adresse. Mit GrußW. Bock.Verband der Kürschner von Leipzig und Umgegend.Leipzig, 9. Februar. In der am 31. Januar IN Leipzig ab-gehaltenen außerordentlichen Verbands- Versammlung wurde be-schlössen, im„VolkSstaat" unfern Kassenbericht zu veröffentlichen.Einnahme: Markranstädt Thlr. 67. 4., Lindenau Thlr. 20. 21.,Rötha Thlr. 7. 15. Summa Thlr. 95. 10. Ausgabe: FürÖuittungSbücher Thlr. 14. 15., für Annoncen,„Volksstaat"-Abon-»ement, Papier, Porto ic. Thlr. 6. 20. 8. Summa Thlr. 21. 5. 8.An die Leipziger Kreditbank wurden im Dezember 1374 eingezahltThlr. 40. Baarer Kassenbestand Thlr. 34. 4. 2. Sonnt beläuftsich unser Verbandsvermögeu auf Thlr. 74. 4. 2.Wenn eS eigenthümlich erscheint, daß unter den Mitgliedschaftengerade Leipzig gar nicht genannt isi, so ist es nothwendig, hierübereinige Aufklärung zu geben. Für Leipzig selbst war eS bis datoticch nicht möglich gewesen, eine Mitgliedschaft zu gründen, weildie Kürschnerei hier noch ziemlich tief im Kleinhandwerkerthumsieckt, und in Folge dessen die Nadelarbeiter eine Kaste für sichbilden, die zwar ohne allen Zusammenhang sich befinden, aber inFolge dessen auch die in den Zurichtereicu sich befindenden Kollegenals Fabrikarbeiter betrachten und mit diesen keine gemeinsame Sachezu macheu sür nothwendig halten; ebenso wie die Zurichter mitArbeitern anderer Gewerke noch vor einem Jahre keine gemeinsameSacke zu machen sür nölhig fanden, bis ihnen im Juli vorigenJahre« eine Zuchthaus-, resp. Fabrikordnung angeboten wurde.So kann eS auch kommen, daß den Herrn Nadelarbeitern iu Folgeder jetzigen allgemeinen Geschästsstockunz vielleicht eine Lohnreduk-tion, verbunden mit einer Erhöhung der Arbeitszeit, angebotenwird, und die Herren werden entweder kapitulire» oder sich demVerbände anschließen müssen. Diese eben angeführte Bemerkungwurde auch schon im Berichte des ersten Vorsitzenden miterwähnt.Weiter wurde auch im Geschäftsbericht des ersten Borfitzenden be-sonder« hervorgehoben, daß die Mitgliedschaft Markranstädt aufGrund dieser gemachten Erfahrung unter ssch den Beschluß faßte,ihre eingezahlten Steuern vom VerbandS-Kasstrer zu erheben unddieselben selbst verzinslich anzulegen, was auch ausgeführt wurde.Daß dieses Vorgehen nach den bestehenden Verbandssiatuten voll-ständig ungerechtfertigt ist, und vielleicht in der ganzen Gewerk-fchaftSbewegung Deutschlands einzig dasteht, ist leicht denkbar.Weiter bemerkt der Geschäftsbericht, daß dieser Schritt dadurchmotivirt wurde(wie auch ein Schreiben von Markransiädt genaunachwies), daß von den einigen 70 Mitgliedern in und um Leipzignur 12 ihre Berbandssteuern pünktlich bezahlt haben, in Folgedessen Markranstädt berechtigt fei, seine Gelder selbst zu verwalten.Die Versammlung nahm den Bericht nicht ohne Mißstimmungentgegen, und al« dieser Punkt zur Debatte kam, erklärten alleRedner, daß dieses Vorgehen der Markranstädter nicht nur einungerechtfertigtes, sondern vollständig gegen die Interessen deSVeibandeS verstoßendes sei; im Laufe der Debatte kam-in Antrag ein,dahin gehend, daß der Verbandsvorstand beauftragt werde, inner-halb 6 Wochen in allen um Leipzig liegenden Ortschaften, sowiein Leipzig selbst, Mitgliedschaften zu gründen. Die Versammlungging von der Ansicht au«, daß, wenn dieser Beschluß ausgeführtist, auch Markranstädt seinen statutenwidrigen Beschluß aufhebtund somit die Sache sich gütlich beilegen ließe. Sollte Letztere«aber nicht der Fall sein, so würde in einer der nächsten oder schonin der kommenden Generalversammlung eine schärfere Maßregelergriffen werden müssen. Wa« den Bericht deS KasstrerS und derKontrolkommission anbetrifft, so nahm die Versammlung denselbenmit großer Befriedigung entgegen. Mit Vorbehalt etwaiger Irr-thümer im Kassenbericht zeichnetIm Austrage der Versammlung: Franz Tfrost.Allgemeiner deutscher Schneiderverein.Hießt«, 13. Februar. Nachstehend bringen wir die Adressender Bevollmächtigten zur Veröffentlichung. Augsburg: I. N. Eisen-lohr, Luden 0 263, vis-ü-vis dem Sturmkloster. Berlin: H, Lü-dicke, alte Jakobstr. 12. Braunschweig: F. Mumme, Scharnstr. 1.Barmen: K. Fenzel, Schafbrückenstr. 6. Bayreuth: A. Schweitzir,Münzgasse 171. Chemnitz: G. Scköffel, B-rnSbacherstr. 23, 3 Tr.Constanz: K. Horn.muth, bei Büchsenmacher Wigzcnhauser. Elber-feld: Fr. Heerklotz, Grünestr. 10 bei Mileg. Erfurt: G. Schäfer,Kohlgrubc 3. Gotha: F. Knopf, am Berg 41. Gießen:P. Weichsel, Tiefenweg. Halle a. S.: I. Beyer, kl. Sandberg21, Hof rechts 3 Tr. Leipzig: L. Witt, Neumarkt 29. Landshut:Ferd. Schmidt, Bergstr. 171, 1 Tr. Nürnberg: M. Hvffmann,obere Schmidtgasse 4SI, 2 Tr. Pforzheim: Fr. Blumer, Holz-gartenstr. 238. Regensburg: M. Erndl, Kepplerstr. 85 d. Stade:F. A. Hilter, Bungenstr. 703. Schw. Gmünd: H. Ströhlin, beiHerrn Ebinger, kalten Markt. Würzburg: M. Kömp, Schotten-anger 9. Wiesbaden: H. Schuster, Saalgafle 10. Wolfenbüttel:H. Thiele, Langenherzogstr. 29. Die Adresse des Unterzeichnetenist nicht mehr Markt 7, sondern Neustadt D. 201.Mit Gruß und Handschlag Der Ausschuß.I. A.: Balih. Klerx.Correspondenzen.Heyer, 31. Januar. Leider bekommen wir hier immer nochkeinen Saal zu einer Volksversammlung, und so sahen wir unsauch gestern wieder gcnöthigt, in einer Restauration zu tagen.In der gut besuchten Versammlung referirte Wiemer aus Magde-bürg unter lebhaftem Beifall der Anwesenden. Die anwesendenGegner verhielten sich diesmal ruhig. Sie wurden von Wiemergleich zu Beginn seines Vortrag« aufgefordert, ihn zu widerlegen;da» ließen sie aber natürlich bleiben, denn in öffentlichen Ver-fammlungen uns, wie eS sich gehört, entgegen zu treten, dazu sindsie äußerst selten zu bewegen. Hinterher tüchtig darauf loSschimpfen,daS bekommen sie wohl fertig. Diese Kampfweise wurde vonWiemer auch in daS gebührende Licht gesetzt und erbot er sich,falls die Gegner mit ihm ehrlich kämpfen wollen, ihnen zu jederZeit Rede und Antwort zu stehen.An der Debatte bcthciligle sich Demmler und legten beideRedner den Arbeitern dringend an« Herz, sich zu organisiren, umvereint sür ihre Interessen zu kämpfen. E. Sch.Fhalhei«, 2. Februar. Die letzte Gemeinderathswahl hatwiederum zu dem„Rückgänge der Sozialdemokratie" eine trefflicheIllustration geliefert, indem fämmtliche aufgestellte Candidateu der— liberalen?— nein der sozialistischen Richtung gewähltwurden. Eine gestern sehr zahlreich besuchte Volksversammlungbeleuchtete den„Rückgang der Sozialdemokratie" noch besser.Wiemer auS Magdeburg referirte unter dem Beifall der Ver-fammlung über:„Die heutige Produktionsweise und ihre Folgen"und über„DaS Landsiurmgesetz". Mit großer Aufmerksamkeitfolgte die Versammlung den Ausführungen de« Redners, uizdtrugen dessen Ausführungen sicher dazu bei, den Arbeitern Klar-heit über ihre Lage zu verschaffen. Hoffentlich wird der WunschdeS Redners, nach gewonnenen Siegen nicht zu ruhen, sondernsich immer zu neuen Kämpfen zu rüsten und sietS gut organisirtzu bleiben, von den Arbeitern Thalheims stet« beherzigt werden.Ch. R.Weichenvach. Offenes Sendschreiben an Sc. Excellenzden Herrn Finanzministcr v. Camphauscn in Berlin.Motto: Math. 7,-S oder: Nimm'« andir selbst ab, was dein Nächstergern oder ungern hat.Herr Minister!Im Reichstag hab-n Sie sich über das Bankgesetz u. A. infolgender Weise ausgesprochen:„Die Industrie müsse anfangenwohlfeiler zu produziren, man müsse sparsamer und wirthschaft-sicher werden. Die Panik in den Eisenbahnpapiereu sei darausentstanden, daß man die Grundsätze der Sparsamkeit nicht zu wahrengewußt und durch große Bauten die Erträgnisse verringert habe.Für Deutschlnd trete bald die Nothwendigkeit heran, eine reueRegelung der Arbeitslöhne heibeizusühren; die Arbeitslöhne müßtenherabgesetzt werden n. s. w." Herr Minister! Als Sie dieseRede geredet, haben Sie wohl die Tragweite derselben nicht be-rechnet. Sie hatten wohl vergessen, daß Sie kurz vorher beianderer Gelegenheit gesagt haben, daß Preußen ungefähr 6'/» Mill.Steuerpflichtige habe, welche in Folge ihre» gcringeu Einkommens(unter 140 Thaler) nicht zur Klassensteuer herangezogen werdenkönnten. Daß Sie bei dieser Klasse von Menschen Ihr Spar-experiment in Vorschlag zu bringen beabsichtigten, möchten wir be-zweifeln, denn hier dürste sich wohl das Sprüchwort bewahrheiten:Wo nichts ist, hat selbst der Kaiser das Recht verloren. WieViele neben den 6'/- Millionen noch übrig bleiben, au welchenIhr Sparsystem iu Anwendung gebracht werden kann, werden Siesicherlich am Besten«iffen, ob aber diesen noch so viel abzanehmenist, daß damit die Industrie gerettet werden könnte, möchten wirsehr bezweifeln. Sollten aber diese Zveifel begründet sein, sodürfte die» ein Beweis fei«, daß sich auch„große" Männer ein-mal verfahren können. Indessen dürfte es außer der Lohnherab-drückung auch noch andere Mittel und Wege geben, der Industrieanfzuhelfen. Wir meinen die Aufhebung aller solcher Zölle undAbgaben, welche derselben am meisten hindernd und belastend imWege stehen, und diesen Vorschlag empfehlen wir Ihnen zur ge-neigten Prüfung und Berücksichtigung. Wie aber,»erdea Siefragen, sollen diese Ausfälle gedeckt werden? Wir antworten: durchSparen Herr Minister, durch Sparen. Aber man muß nicht dasparen wollen, wo eS nichts zu sparen giebt, sondern wo eben da»Sparen etwas einträgt. Wie wäre es, wenn Sie, Herr Minister,in Ihrem Ressort ein gute« Beispiel gäben und bei sich anfingenund sagten: ich will fortan nur noch die Hälfte meines G-halte«,und dabei brauche ich noch lange keine trockenen Kartoffeln mitHering zu essen, wie unsere Arbeiter. DaS Uebrige soll zurDeckung deS Ausfall» dienen. Und wenn dann gute Vorgängergute Nachfolger finden würden, so würde durch solche Sparsam-keit da» Fehlende leicht gedeckt werden können, und Sie würdensich dadurch einen Namen machen, der über alle Namen ginge,und nach laugen Jahren würde man noch mit Hochachtung denNamen Camphausea nennen. Darum, Herr Minister, auf an'»W:rk! Von Oben muß man anfangen.Mehrere Arbeiter.Wurkhardsdorf. Sonntag, den 31. Januar fand Hierselbsteine Bolkiversammlung statt unter dem Vorsitz von Oswald Roscher.Wiemer sprach über den ersten Punkt der Tagesordnung:„DieInteressen de» Volkes und seine Vertreter", uud erledigte denselbenunter dem größten Beifall der Versammlung. Stiegler au»Chemnitz referirte über den zweiten Punkt:„Die Bereinigung derbeiden Parteien". Nachdem derselbe unter allgemeinem Beifall derAnwesenden die großen Vortheile dargestellt hatte, welche dieseVereinigung in sich trage und Wiemer, sowie die hiesigen Partei-genossen Oswald Roscher und Friedrich Görner einige beherzigenS-werthe Worte an die Gesinnungsgenossen gerichtet hatten, wurdefolgende von den Letztgenannten eingebrachte Resolution einstimmigangenommen.„Die heutige Volksversammlung beschließt, in An-betracht der politischen und sozialen Mißstände, dahin zu wirken,daß die Vereinigung der beiden sozialvemokcatischen Fraktionenauf Grundlage deS gemeinschaftlichen sozialistischen Prinzips bald-möglichst herbeigeführt wird.Mit sozialdemokratischem GrußGustav Görner.Wranh bei Zwickau, 3. Februar. Am Sonntag fand imEhrler'schen Gasthose zu Brand eine Versammlung der Mitgliederder Genossenschaft der Gruben- und Tagearbeiter unter Vorsitz de»stellvertretenden Vorsitzenden der genannten Genossenschaft statt.Der Besuch dieser Versammlung war ein den Verhältnissen auge-messen ziemlich guter und wurden die auf der Tagesordnungstehenden Punkte zur Zufriedenheit der Anwesenden erledigt. Haupt-sächliche Gegenstände der Tagesordnung waren der Rechenschaft»-bericht vom Jahre 1874, summarisch zusammengestellt, wodurcheinem längst gehegten Wunsch der Mitglieder zu Brand ent«sprechen wurde, und da« Referat des stellvertretenden Vorsitzendender Gruben- und Tagearbeiter zu Zwickau„über die Genossenschaftund ihre Gegner."Es entstand eine lebhafte Debatte, welche dahin ging, daßeinerseits die Kapitalmacht wohl Gegnerin der Genossenschaft sei,man die» aber immerhin noch entschuldigen könne, weit(wenn auchmit Unrecht) die Kapitalmacht ihr Interesse gefährdet sehe, natür-lich unter„Verleugnung der Menschlichkeit"; andererseits seiaber der Arbeiter selbst Gegner der Genoffenschaft, und zwarder gefährlichste; er fühle zwar, daß ihn so zu sagen der Schuhdrücke, sei aber eineZtheilS zu feig, einzutreten für sein eigene»Interesse, andererseits fehle ihm aber auch der Grad von Bildung,um Mittel und Wege zu finden, seine Lage zu verbessern. ESwurde schlicßbch ausgefordert, dahin zu wirken, daß Mehr und Mehr,überhaupt All-, in die G-noss-nschaft eintreten möchten, weilnur auf geordneten, gesetzlichen Wegen etwas zu erreichen fei, undes sei nöthig, die Blätter, wie„VolkSstaat" und„Bürger- undBauernfteund", welche die Interessen der Arbeiter vertreten, zulesen, damit Aufklärung in die Arbeiter�komme, überhaupt sie ihreLage erkennen lernten u. s. w.ES wurde in dieser Versammlung gesagt, der Arbeitersei eineStheilS zu feig, für sein Interesse einzutreten. Wir wollendi:S nachträglich beweisen. Bor 14 Tagen, den 24. Januar, warim Holl'schen Gasthofe zu Niederplanitz Bergarbeiteroersammlung,mit der Tagesordnung: Statistischer Bericht und die Arbeiterord-nung der Bürgergewerkschaft. Der letzte Gegenstand, über welchenHoch au» Niederplanitz referirte, hatte auch zwei Ofsicianten derBürgergewerkschast angezogen, diese Bergarbeiterversammlung zubesuchen; sie fragten erst an, ob sie Eintritt hätten, wir, da» ge-wählte Bureau, hatten natürlich keinen Grund, ihnen den Ein-tritt zu verwehren, sondern freuten uns diese» Besuche». In Folgedessen gab es aber Bergarbeiter, welche, da sie die Herren Ossi-cianten erblickten, Kehrt machten und nicht in die Versammlunggingen. Ueberhaupt war diese Versammlung eine schlecht besuchte,trotz der wichtigen Tagesordnung. Wir müssen deshalb immerund immer wieder den Arbeitern zurufen: Ermannt Euch undtretet ein in die Genossenschaft der Gruben- und Tagcarbeiterllegt die Hand an zur Verbesserung Eurer Lage! Ueberlaßt denKamps umS Dasein nicht einer verhältaißmäßig keinen Zahl, undlegt nicht allzuviel Gewicht auf den Bibelspruch: Sehet die Vögelunter dem Himmel an u. s. w.sBerlin. Der„Gewerkverein" soll bekanntlich dem WachSihumder Sozialdemokratie entgegenarbeiten und wird deshalb recht flottin demselben auf die„VaterlandSverrächer" und unverbesserlichenCommunisten geschimpft. Es ist wieder für uns eine recht spaßigeSache, berichten zu können, was die Arbeiter, die Mitglieder derGewerkvereinc sind, mit ihrem ZwangSorgan machen. Schon seitgeraumer Zeit wurde in den Versammlungen der Orts- und Ge-werkoereine die Thatsache ausgesprochen, daß die Mitglieder, trotzder bequemen Einrichtung, in fast verschwindender Anzahl den„Ge-wcrkoerein" abholen. So wurden iu einer der 12 Abholestelleu,bei Hugo Landgraf, Adalbertstraße, von jeder Nummer im höchstenFalle 4 Exemplar- verlangt, die übrigen blieben, was sie aucheigentlich sind— als Makulatur liegen. Um die Drucktosten zuerspare», hat der Gewerkverein der Hand- und Fabrikarbeiternun den Beschluß gefaßt, auf je 3 Mitglieder nur 1 Exemplarzu bestellen. Uns scheint auch dieses Verhältniß noch zu hoch ge-griffen. Herrn Dr. Max Hirsck uud seinem Adjutanten HugoPolte empfehlen wir aber, unermüdlich ihre„geistigen" Produkteabzuladen; dem einfachsten Arbeiter wird es mit der Zeit klarwerden, daß die Lehre von der„Harmonie" eine Irrlehre ist.Hießt». Wohl selten finden die Leser im„VolkSstaat" Mit-theilungen Uber die hiesigen Verhältnisse und wenn nun zu den