Unterschied zwischen den. Hilftbedilrftizen zn Buchen, fast anaschließ«lich auf GewerlschastSmitglieder, und alle außerhalb der Oczani-sation stehenden Leute find deshalb ohne Gaade auf die Lestim-münzen eines dehnbaren Gesetze« und dessen barmherzige Hand-habung durch die der Bourgeoisie angehörenden Armcnpfleger an-gewiesen. Schon bei Ausbruch der Krise waren die Letzteren nichtmt Stande, ihre natürliche Verwandtschaft mit den Grubenbesitzernzu verbergen; im Laufe der Zeit haben sie sich von einem letztenRest von Schamgefühl freigemacht und gegenwärtig arbeiten sieganz öffentlich im Interesse der vereinigten LergweriSbesitzer. Al«die Führer der Arbeiter diesen den Rath gaben, sich während derArbeitssperre an die Armenkasse zu wenden, vergaßen sie, daß dieAusführung der Gesetze vollständig in den Händen derselben(oderdoch ähnlicher) Leute liegt, welche die Arbeiter aufS Pflaster ge-warfen haben, daß sie demnach auf eine billige, unparteiischeHandhabung de« Gesetzes nicht rechnen konnten. Sie übersahen,daß man mit einem dehnbaren Gesetze machen kann, waS manwill und vergaßen— unterschätzten doch wenigsten«— die frommeNiedertracht und Rücksichtslosigkeit der Leute, mit denen sie e« zuthuo hatten. Der Plan ist als gescheitert zu betrachten, da dieHerren einen gesetzlichen Grund entdeckt haben, die Unterstützungder Ausgesperrten zu verweigern. Der frühere Versuch, die Unter-stützung ohne Angabe irgend welcher Gründe zu schmälern undUnverheirathete von derselben ganz auszuschließen, ist bekanntlichkläglich mißglückt. DaS Gesetz ist in diesem Punkte ganz unzwei-dcutig und die Herren Armenpfleger mußten schweren HerzenS ein-lenken. Allein sie sind geriebene Burschen, die ihr Geschäft ver-stehen und geriethen bald aus einen anderen, besseren Einsall.Wenn die Puwpmaschinen in den Dowlaiser Gruben nicht bestän-dig in Thätigkcit bleiben, müssen die Werke in kurzer Zeit durchWasser überschwemmt und beschädigt werden. Um diese Maschinenmit Kohlen zu versehen, braucht man 30 Arbeiter. Wie wäc'S— dachten die hochherzigen Armenväter— wenn man diese Ar-beit dreißigen von den Männern anböte, welche Gemeindeunter-stützung genießen? Wenn fie, vom Elend getrreben, die Arbeitübernehmen, gut, dann werden unsere oder unserer GevatterschastBergwerke vor Schaden bewahrt; verweigern sie dagegen die Ar-beit, dann um so besser! Wir haben dann einen gesetzlichenGrund, die Unterstützung der Racker« einzustellen, und zwingen sieso durch Hunger, rasch zu Kreuze zu kriechen.— Gebacht, ge-than! Der menschenfreundlichen Erwägung entsprechend, wurdenSO Arbeiter, welche als Steintlopfer beschäftigt waren, aufgefordert,sich zur Arbeit in den Dowlaiser Gruben einzufinden. Wie vor-auszusehen, weigerten sie sich wie ein Mann die Arbeit zu thun.Die Antwort der Arwevväter bestand in einem Beschlüsse, nursolchen Leuten Unterstützung zu gewähren, welche keine Arbeitfinden können und in der Streichung der Dreißig, die sich geweigert hatten, an ihren Brüdern zu Berrätheru zu werden. Da-mit war die Einleitung zu einem Feldzuge gegen die darbendenArberter gemacht, wie er schamloser und seiger nicht gedachtwerden kann. Je dreißig um dreißig Arbeiter wurden aufgefordert,die Arbeit auszunehmen und eine Gruppe nach der andern wurdevon der Armenliste gestrichen, weil sich keine 30 Schuste findenließen, welche bereit gewesen waren die Arbeit zu verrichten. Ichweiß nicht, wie weit die frommen Väter in ihrem Menschenfreund-lichen Unternehmen vorgeschritten sind, eS ist jedoch klar, daß manaus diese Weise die ganze Masse der Ausgesperrten von der Ar-menunterstützung ausschließen kann. Unter den Arbeitern herrschteine leicht begreifliche Erbitterung und unter ihren Verfolgern derblinde Schrecken. Die Letzteren fühlen, daß den Arbeitern einesschönen Morgens das Joch frecher Willkürherrschaft unerträglichwerden kann, und sie rufen mit schuldbeladenem Gewissen die roheGewalt zur Aufrechthaltung der„Ordnung" an. Die armenSchelme wissen nicht, wie gefährlich das ist. Sie wissen nicht,daß die Tage ihrer Herrschaft gezählt sind, und daß sie dieselbenur durch Schwindel, welcher die beherrschten Klassen über dasMaß der Kraft auf beiden Seiten täuscht, aufrecht erhalten können.Wahrhastig, die Herren haben keine Ursache die M-rdsifragx äubei Uhren. Denn an dem Tage, an welchem der ArbeiterstandEnglands zum Bewußtsein seiner Kraft gelaugt und Gewalt gegenGewalt in Anwendung bringt, ist's mit der Herrfchaft der Bour-geois zu Ende. Mit der Handvoll Soldaten wird daS Volkspielend fertig werden.—Um zu meiner Eizähluug der Ereignisse szurückzutommen: DieStadtväler von Merlhhr fürchten einen Ausbruch des BolkSunwillenS;da jedoch bei der gesetzlichen Haltung der Bergleute kein Grundzum Aufbieten von Militär vorhanden war, griff mau zu demnicht mehr ungewöhnlichen Mittel der Drohbriefe und nahmdieselben zum Vorwande für die Verstärkung der Polizeimann-schaflen und Bereithaltung von militärischen Kräften zurUnterdrückung eineS etwaigen Ausstände«. Wer über dieBereitwilligkeit der englischen Regierung, die Truppen zu einem soschmachvollen Geschäfte herzugeben, in Zweifel war, weiß seitMontag und zwar auS dem Munde deS Ministers Croß, derdurch einige im Parlament gestellte Anfragen Mac-Donald'S zumSprechen in der leidigen Angelegenheit gezwungen worden war,daß die englische Regierung eine Regierung der Besitzenden ist,welche die Armee al« natürliche Beschützerin de« Gelvsacke« be-trachtet.— Die Bergleute antworteten auf diese Herausforderungenin einigen großen Versammlungen. Sic verdammten daS Vor-gehen der Armenpflegen als parteiisch und erklärten in keinem Falledie Arbeit in den Dowlaiser Gruben auszunehmen, wenn nichtAlle wieder zugelassen würden. Sie hätten die Arbeit nicht ein-gestellt, sondern seien ausgesperrt, und wenn Einzelne durch ihreArbeit die Gruben in Stand hielten, würden sie damit die Herrennur besähigen, die Masse länger ausgesperrt zu halten. Mu denDrohbriefen hätten sie niwtS zu thun, rrnd daS Aufgebot vonPolizei und Militär sei lächerlich und aufreizend.Der edle Grundsatz, den ausgesperrten Arbeitern solche Arbeitanzubieten, welche sie voraussichtlich nicht annehmen um sie vonder Armenliste streichen zu können, soll übrigen« in noch auSge-dehnterer Weis: in Anwendung gebracht werden, als bisher. DieVorstände verschiedener Gemeinden haben unter sich und mit denGrubenbesitzern darüber Beraihuugen gepflogen, ob man den aus-gesperrten Arbeitern nicht ein wenig Arbeit zu irgend einemPreise geben könne um die Armenkassen von ihnen frei zu machen?Nehmen die Arbeiter an, dann ist die Gemeindekasse ihrer ledig,lehnen fle jedoch ab, dann ist man berechtigt, ihnen jede Unter-siützuug zu verweigern, da Arbeit für sie vorhanden ist. Also einebeschränkte Arbeitssperre, bei der die Grubenbesitzer die Armen-Unterstützung übernehmen und dabei noch ein ganz nette« Profilchenmacheu würden. Während über diesen Anschlag noch berathenwird, erklären die Grubenbesitzer durch ihre Organe, daß sie ihreWerk« nicht mit einer Lohnreduktion von 10 Prozent sondern von20 Prozent eröffnen würden, und bald werden sie es unter 30Prozent nicht mehr thun können.Der Verlauf der Dinge ist sehr lehrreich. ES zeigt sich mitjedem Tage klarer, daß die Gewerkschaften in den Organisationen�__der Kapitalisten einen Gegner gefunden haben, der ihnen zummindesten» gewachsen ist, und sich nicht auf Lertheidigung beschränkt.Ein jammernder Artikel über die„Verschwörung von Armen-Pflegern und Arbeitgebern" in der letzten Nummer deS„Beehive" giebt dieser Erkeuntniß mit folgenden Worten AuS-druck:„Sollten Absicht, Geist und Haltung des Arbeitgeber» inanderen großen Geschäftszweigen de« Königreiche« dieselben werdenwie in WaleS, so würde eine veränderte Politik von Seiteder Arbeiter zur absoluten Nothwendigkeit werden und,obgleich nicht wünschenSwerth, wird ein solcher Wechsel der Politiksicher auch voa einem Wechsel des Geiste« der Arbeiter be-gleitet sein."Wir wollen sehen, ob eS die Herren Gewerkschaftler bei derDrohung bewenden lassen. Ein Wechsel de« Geist-S der Arbeiterist nicht nur nothwendig sondern auch sehr wünschenSwerth.3.31. März.— Der heutige„ Daily Telegraph" enthält einTelegramm auS Cardiff, nach welchem eine Versammlung vonSouth-WaleS und Monmouthshire'schen Grubenbesitzern beschlossenhat, in gewissen Bezirken die Gruben zu öffnen, den Arbeiternjedoch nur Arbeit bis zum Betrage der Armenunterstllyung—nach dem Lohntaris von 1870— zu geben.Drucks eh lerberichtigung: Das Datum der letzten Corre-spondenz sollte sein 28. Februar und nicht 28. März 1375.Gewerksgenossenschaftliches.Gewerkschaft der Holzarbeiter.GewerkSgenossen!Nachdem in Folge des Todes unseres wackeren GenossenUorck die Geschäftsführung provisorisch den Herren I. Auerund August Geib in Hamburg übertragen wurde, am 1. Aprilaber die von jenbn Herren unserer Sache in humanster Weisezugesagte und bcthätigte Unterstützung abgelaufen ist, hat derunterzeichnete Ausschuß in Vereinbarung mit der Controllkom-Mission Rich. C. I. Wolf mit der Leitung der Geschäfte derGewerkschaft der Holzarbeiter und der„Union" beauftragt, welcheswir unter gleichzeitiger dankender Anerkennung der von den HerrenI. Auer und Aug. Geib unserer Gewerkschaft geleisteten Diensteden Genoffen hiermit zur Kenntniß bringen.Demgemäß sind von nun an sämmtliche Briefe und Packete,welche für den unterzeichneten Ausschuß bestimmt sind, sowie alleBriefe und Mittheilungcn für die Redaktion der„Union" an dieAdresseWchard Wolf, Kamvurg, Breite-Straße 4, 1. Etageeinzusenden; sämmtliche Gelder und Abrechnungen jedoch wiebisher anK. Soman«, Kttona, Avolfstraße 32.Von dieser Anordnung wollen alle GewerkSgenossen und Leserder„Union" Kenntniß nehmen.Hamb urg-Altona, den 1. April 1875.Der Ausschußder Gewerkschaft der Holzarbeiter.Verband der Klempner(Spengler) und Berufsgcnossen.Arcmen. Schon seit längerer Zeit verdroß einige der hiesigenArbeitgeber die„ungeheure kurze Arbeitszeit" von 10 Stuu-den, und wurde alles Mögliche und Unmögliche versucht, dieArbeitszeit wieder um eine Stunde zu verlängern. Alle Versuchescheiterten hauptsächlich an dem einmüthigen Zusammenhalten derArbeiter. Endlich, am 15. März waren mehrere durch Bourgeois-gestnnung längst bekannte Meister einig und proklamirten die elf-stüadige Arbeitszeit. Die Folge war, daß fast alle in den Werk-stättcn dieser Herren, welche durch Verlängerung der Arbeitszeitdie Ueber-Arbeit beseitigen wollen— wofür wir uns natürlichschönstens bedanken— beschäftigten Collegen, die Arbeit ein-stellten. Obgleich jetzt nur noch 6—8 Mann zu unterstützensind, so siud doch unsere Mittel derartig erschöpft, daß wir unsau Euch Collegen des In- und Auslandes mit der Bitte wen-den, uns nach besten Kräften zu unterstützen. Bedenkt, daß wirfür Euch mitkämpfen und darum helfet uns! Alle für Einen undEiner für Alle!Mit collegialischem Gruß und Handschlag.L. MiruS.Neuestraße 9, I. Bremen.Eingetragene Genossenschaft der Gruben- und Tagarbeiter.Zwickau. Rechnungsbericht pro 1874. Einnahme: Mit-gliederbeiträge Thlr. 295., Eintrittsgelder Thlr. 20., außerordenttiche Einnahme Thlr. 3. 24. 4., Zinsen Thlr. 8. 17. 4., SummaThlr. 327. 11. 9. Ausgabe: Für Annoncen Thlr. 8. 22., Statuten,Quittungsbücher, Tabellen und andere Drucksachen Thlr. 45. 12.,Unterstützung Thlr. 45., BerwaltungSkosten und RemunerationThlr. 21. 6. 2., Aufwand bei der Generalversammlung Thlr. 8. 4.,GerichlSkosten für Statutenprüsung und Eintragung des neuge-wählten Ausschusses Thlr. 14. 16. 9., für Vereins- und QuittungS-stempel Thlr. 5. 7. 5., sür Porto Thlr. 1. 14., für Schreibma-terialien, Vermehrung deS Inventars u. s. w. Thlr. 2. 27. 2.,Summa Thlr. 152. 27. 8. Kassenbestand 1873: Thlr. 167. 28.Ueberschuß 1874: Thlr. 174. 14. 1. Summa Thlr. 342. 12. 1.oder Mark 1024. 21.Vorstehenden RechnungSbericht geben wir auf vielfachen WunschSeitens der Mitglieder, und auch, um den üblen Nachreden zubegegnen, welche in letzterer Zeit verschiedentlich auS Unkenntnißoder Bosheit in Umlauf gesetzt find. Müssen auch die Erfolgebei einer so großen Korporation als nicht zufriedenstellend be-zeichnet werden, und bleibt die Gleichgültigkeit und Schüchternheit,womit man der Genossenschaft begegnet, unerklärlich, so wird diegegenwärtige Verwaltung, unbekümmert um alles Gekläffe, die imStatut vorgeschriebenen Ziele unverrück) im Auge behalten; siehofft dabei, von allen Mitgliedern pünktlich unterstützt zu werden.Der Ausschuß.Allgemeiner deutscher Töpferverein.Kamvurg, den 31. März. Die diesjährige Generalversamm-lung des Allgemeinen deutschen TöpservereinS findet am 29., 30.und 31. Mai in Meißen statt, und sind diesbezügliche Anträgemindestens vier Wochen vorher an den Vorort Hamburg anuntenstehende Adresse einzusenden. Gleichzeitig ersuche ich alleTöpfer Deutschlands, welche dem Verbände des Allgemeinen deut-schen TöpservereinS noch nicht angehören, sich demselben anzu-schließen, da nur durch einheitliches Wirken die Lage der Arbeitergebessert werden kann. L. Gebert, Vors.,Kurtzestraße 23, Hau« 4.Correspondenze«.Leipzig, 29. März. Sonntag, den 21. d. Mt«. wurde i»Neusellerhausen eine Volksversammlung abgehalten, in welcherdie in der Bogel'schcu Maschiueadauanstalt beabsittigte Arbeit»-zeitverlängerung auf der Tagesordnung stand. Motteler undFink, welche in dieser Versammlung zugegen waren, mißbilligtenden Schritt de« Fabrikanten Bogel zwar auf das Entschiedenste,warnten aber die Arbeiter vor übereilten Schritten, und riethc»namentlich von einem Strike ab, sofern nicht sichere Aussicht aufErfolg vorhanden sei. Da« paßte nun freilich dem„LeipzigerTageblatt" nicht in den Kram. Den Sozialdemokraten mußteEins ausgewischt werden, wenn auch auf Kosten der Wahrheit.Dummdreist genug posaunte eS in die Welt hinan», Mottelerund Fink hätten die Arbeiter der Vogel'schen Fabrik aufgefordert,die Arbeit einzustellen. Hierauf ist dem„Leipziger Tageblatt"folgende Berichtigung zugegangen und von demselben auch ver-öffentlicht worden:An die Redaktion des„Leipziger Tageblatt und Anzeiger."Auf Grund von§ 11 de» PreßgesetzeS verlangen wir Aufnahme der nachstehenden thatfächlichcn Berichtigung in dieRubrik„Nachtrag" Ihre« Blattes.Die Correspondenz(Leipzig, den 24. März) in Nr. 84 Ihre»Blattes über den Vorganz in der Vogel'schen Maschinenfabrik zuSellerhausen enthält unter Anderem die Behauptung, daß dieUnterzeichneten in einer Arbeiterversammlung zu Neusellerhauscn,die Vogel'schen Arbeiter zur Einstellung der Arbeit aufge-fordert hätten.— Es ist dies thatsächlich unwahr!Von den Vogel'schen Arbeitern aufgefordert, ihnen unfernRath zu erlheilen und in der Versammlung zu erscheinen, habenwir— wie durch Zeugen erhärtet werden kann— denLeuten die ganze Sachlage und Tragweite ihrer Absichten undEntschlüsse klargelegt, sie ausdrücklich auf die Gefahr hingewiesen,der sie ohne Organisation im Falle einer Arbeitseinstellungausgesetzt seien und betont, daß Herr Bogel einen partiellen Strikezu wünschen scheine. Da wir wußten, daß die Arbeiter der dortigenFabrik weder organistrt noch einig waren, so empfahlen wir Organi-sation, Einigung und Entschlossenheit als unbedingte Erfordernissefür jeden Fall von Arbeitsniederlegung und als einzige Mittel,erworbene Rechte zu vertheidigen.— Ihr Berichterstatter behauptetferner, wir hätten gesagt:„DaS Interesse ver Fabrikarbeiter über-Haupt bedinge, daß der Kampf entschlossen durchgeführt werde"und sucht in dieser Lesart den Schein zu erwecken, als hätten wirzu diesem Strike speziell aufgemuntert, um un» für alle Fälleöffentlich verantwortlich zu machen. Wir erklären diese Darstellungdes Verhandelten, nach Form und Sinn als unwahr und weisenden Versuch einer solchen Verdächtigung entschieden zurück.Leipzig, den 25. März 1875.Jul. Motteler.W. Fink, Expedient des„Volksstaat".Ob der„Dresdner Anzeiger", der in derselben Angelegenheitdas folgende Geschreibsel verübte, von der obigen BerechtigungNotiz nehmen wird, wollen wir bei der bekannten Ehrenhaftigkeitder nationalliberalcn Presse nicht vorweg behaupten. Jedenfallsist es von Interesse, zu hören, wie auch der„Dresdner Anzeiger"lügt: Es heißt da:«In Neusellerhaufen bei Leipzig beschlossen die Arbeiter derVogel'schen Maschinenfabrik wegen Lohnherabsetzung die Arbeitniederzulegen. Einige Arbeiter, besonder« Familienväter, reute derEntschluß, und eS rückten nun Reichstagsabgeordneter Mottelerund Emissäre des„Volksstaat" aus, um mit flammenden Wortenden Strike durchzusetzen. Dies geschah am Sonntag; die Feuer-reden klangen prächtig und— am Dienstag arbeiteten bereit»150 von den 200 Arbeitern wieder. So meldet das„LeipzigerTageblatt"; bedarf eS ein Wort der Erläuterung? Den Dankfür ihre Besonnenheit werden die Arbeiter selbst ernten, indemsie vor der unausbleiblichen Zerrüttung ihrer Familien bewahrtbleiben."Kleinzschocher. Am 1. März tagte auf der„Terrasse" eineVersammlung, welche vom Bürgerverein einberufen war zur Grün-dung eines Vereins, welcher die Aufgabe haben soll, die vom hie-sigen Pastor Schwabe projektirte Kleinkinderbewahranstalt durchGeld und geistige Mittel ins Leben zu bringen. Die Versamm-lung war ziemlich schwach besucht. Nur der BUrgerverein(Fort-schrittSpartei) hatte, mit Ausnahme einiger Sozialdemokraten, feinetwa 40 Mann starke« Kontingent gestellt. Etwa um 9 Uhr er-öffnete Pastor Schwabe die Versammlung. Ohne eine Bureau-wähl vorzunehmen, begann der Pastor sein Referat und setzte derVersammlung auseinander, daß er in seinem früheren Wirkung»-kreise(Kameuz) schon eine Kleinkinderbewahranstalt gegründethabe, welche sehr segensreiche Früchte bringe. Derselbe suchte inseinem Referate uns begreiflich zu machen, daß sich zu einer solchenAnstalt in Kleinzschocher ein recht dringende« Bedürfniß immermehr fühlbar mache; und daß sein Projekt wirklich auf gutenBoden gefallen sei, beweise auf daS deutlichste die SubscriptionS-liste.(850 Mrk. 90 Pf., wovon der Baron von Tauchnitz 515 Mrk.gezeichnet hat, sind eingegangen.) Ob da« Bedürfniß wirklich sogroß ist, bezweifeln wir stark. Der Herr Pastor führte auS, daßzwar die Eltern in der Kindererziehung nicht ersetzt werden könnten,daß die Kinderbewahranstalt aber doch uothwendig sei, weil diemeisten Eltern in Kleinzschocher darauf angewiesen seien, entwederin der Fabrik oder auf dem Felde ihrem Broderwerb nachzugehen,und in Folge dessen nicht die nothwendige Sorgfalt auf dieKleinen verwenden können.— Ja, lieber Pastor,«S ist traurig, daßes so ist, aber noch trauriger ist eS, daß Sie al» Pastor hierdirekt für das Kapital in die Schranken treten. Trost hat Ihnenja schon in seiner Erwiderung gesagt, daß diese Anstalt keinenandern Zweck hat, als den Müttern die Kindererziehung abzu-nehmen, damit sie in der Gottesfurcht, wie Sie sagten, zur Schuleherangebildet würden, zum selbstständigen Denken, und damit dieMütter in der Fabrik oder auf dem Felde den Männern Kon-kurrenz machen können, damit die Arbeitslöhne immer noch mehrherabgedrückt werden können, und der Nutzen, anstatt den Arbei-lern, den Besitzenden mühelos in den Schooß fällt. Wir werdenuns nicht irren, wenn wir annehmen, daß unter den Letzteren auchSie sich befinden. Nun, wir werden ja sehen, wa« aus dieserAnstalt wird. Da der Raum de«„VolkSstaat" beschränkt ist, somüssen wir mit dem Pastor aushören, um mit dem Herrn LehrerKuniS noch ein Wörtchen zu reden. Wenn im Laufe der Debattebei der Statutenberathuug die Zeit etwas rascher verlief und dieUhr bald 12 zeigte, so waren Sie, Herr Lehrer, deshalb immernoch nicht im Rechte, die Versammlung aufzufordern, die Ange-legenheit auf die leichte Achsel zu nehmen. Uns dünkt, die Gründung einer Kinderbewahranstalt hat eine tiefere Bedeutung, alsdaß man sie auf die leichte Achsel nimmt. Wenn diese Aenßeruugvon einem Andern gemacht wäre, würde eS unS nicht wundern,von einem Lehrer ist es aber unverzeihlich. Wir empfehlen Ihnenzu lesen:„Unsere Schulen im Dienste gegen die Freiheit von