Erscheint in Leipzig Mittwoch, Freitag, Sonntag. Bestellungen nehmen an alle Postanstalten u. Buchhand- umgen d«S In-».Auslandes. Filial- Expeditionen für die Bereinigte« Staaten: F. A. Sorge, Vor 101 Hoboken , N. J. Peter Haß, S. W. Corner Third and eoatei itr. Philadelphia. Der Vollisßaat Abanneni'nlspre!» für ganz Teutschland l M. W-Pf. pro Quartal. MonatS-Abonnements werden bei allen deutschen Postanstalten auf den Uten ». 3leu Mona! und auf den 3ten Monat besonders an genommen; im Kge. Sachsen u. Hrzgtd. Sachs.-Altenburg auch auf den Iten Monat des Quartals i MPf, OrgandersozialdemokrattschenArbeiterpaneiunddermternationalenGestierkslienossenschaften. Anlerate, dt«»bhaltnng eon Partei», Vmtoe» und«-iksversammloogeu, sowie die Mal- Skpedtttonen und sonstige Partei-«ngelegenhettev betresteud, werden mit 10 Pf., Privat- und Bergnügvng«- Anzeigen mit Pf. die dreigefpaltene Petit-Zeil« berechnet. 1875 Nr. 51. Mtwoch, 5. Mai. An die Leipziger Parteigenossen! Das unterzeichnete Comitö bedarf für eine aus- giebige Vertheilung der Stimmzettel zur Reichstags- Wahl mindestens 200 Mann, welche Sonntag, den 9. Mai, Vormittags, die Austragung der Stimmzettel vornehmen. Das Comitö erwartet, daß die Leipziger Partei- genossen, eingedenk ihrer Pflicht und der Ehre der Partei, diese Zahl aus ihrer Mite stellen werden, und ersucht Alle, welche sich hierbei betheiligen wollen einerlei ob wahlberechtigt oder nicht sich Mittwoch Abend 8 Uhr im Saale des Belle- vue(früher Leipziger Saal ), Kreuzstraße, pünktlich einzufinden. Aas social- demokratische Wahl-Eomitv. Fink, Vorsitzender. Nationalökonomie. m. Die Vertheilung dcS Arbeitsertrages. Alle Menschen leben durch den Verbrauch von Maaren, welche durch die Thätigleit der produktiven A'beiter hergestellt werden Der GesamwtarbeitSertrag der produktiven Arbeiter reicht also, wie wir früher gezeigt haben, zur Erhaltung aller Menschen auS; die Vertheilung diese« GesammtarbeitSenrageS unter die Einzelnen richtet fich aber nicht nach der Menge der geleisteten Arbeit, be- stehe dieselbe nun in der Erzeugung von Maaren oder in Dienst- leistungen, sondern jeder Einzelne erhält so viel, als er kaufen kann. Mit andern Worten, die Menge de« Geldes, welche der Einzelne als Einkommen erwirbt, bestimmt seinen Anth-il an dem GesamwtarbeitSertrag. Es gi-bt nun sehr verschiedene Arten von Einkommen. Wir haben zuerst die große Classe der eigentlichen Lohnarbeiter, welche gegen Tagelohn oder Stückiohn von den Unternehmern beschästigt werden; dann finden wir die Leute, welche gegen ein feste» mo- »ailiche« oder jährliche« Gehalt arbeiten, also alle Staat«- und Commune-Beamleu, Handlung«- Gehülfen, Lehrer, Pfaffen und dergleichen; serner erhalten viele Menschen ihr Einkommen als Bezahlung für einzelne Dienstleistungen, wie die Aerzte; vielfach finden wir auch, daß neben einem festen Gehalt noch besonderes Einkommen für gewisse Arbeiten gewährt wird. Alle diese Arten von Einkommen haben da« Gemeinsame, daß in ihnen da« Ein- kommen al« ein Lohn für geleistete Arbeit erscheint. Dann finden wir da« kausmännischc Einkommen, welche« durch den Profit beim Handel mit Maaren entsteht; billig einkaufen und theuer wieder ver kaufen ist hier die Parole. Die Differenz zwischen dem Einkaufspreise und dem Verkaufspreise stießt in die Tasche de« Kaufmann«, fie bildet seineu Verdienst, sein Ein- kommen. Ja gewisser Hinsicht ist die« Einkommen auch eine Art Lohn, da ja beim Betriebe de« Handel« immer eine Arbeit, eine Thätig- keit nothwendig ist; wir wollen damit aber durchaus nicht gesagt haben, daß die Handel«profite so ohne Weitere« al« durch ehr- liche Arbeit verdient anzusehen find. Im Gegentheil müssen wir, gestützt aus die Erfahrungen der alten und besonder« der neuesten Zeit behaupten, daß im Handel beinahe mehr unehrlicher al« ehr- licher Verdienst erzielt wird, und daß bei den heutigen Gesell- schastSzupänden da« Wort Franklin'«:Handel ist Prellerei" mehr denn ze eine Wahrheit ist. Endlich finden wir. daß Einkommen erworben wird ohne alle Thätigkeit, ohne alle Arbeit, nur durch den Besitz. Wer eine Summe Gelde« befitzt und sie ausleiht, bezieht Zinsen; wer ein Grundstück, einen Acker, einen fischreichen See besitzt, und einem Anderen zur Benutzung überläßt, bezieht Micthe oder Packt. Die Geldleiher wie die Pächter benutzen den geliehenen oder gepachtelen Besitz zur Produktion, fie ziehen au« dem zeitweiligen Besitz Nutzen durch Verwendung von gekaufter ArbeilSki aft, veischaff-n fich ein Einkommen, da« ohne da» Kopital nicht entstände, sie be- ziehen also einen Kapital-Gewinn, von dem sie einen Theil al« Zin« oder Pacht an die Geldverleiher oder Verpächter abgeben. Wir wollen hier da« Verhältniß der Kapital- und Grundstück- Besitzer zu den Unternehmern unbeachtet lassen; wir brauchen für unseren Zweck nicht zu untersuchen, ob Kapitalisten und Unter- rehwer den erzielten Kapitalgewinn gerecht unter sich vertheilen; wir wollen nnr zeigen, daß in dem Bezüge von Kapitalgewinn überhaupt ein Unrecht liegt, indem durch denselben der Anthcil der Arbeiter am Arbeitserträge geschmälert wird. Alle« in Geld bezogene Einkommen, gleichgültig auf Grund welche« RechtStitelS e« erworben ist, ob e« al« Lohn, Handelsge­winn, oder Zin», Rente, kurz al« Kapitalg-winn erworben wurde, wird vom Besitzer zum Ankauf von Maaren benutzt; mag ei» Theil erspart und wieder zinstragend angelegt werden oder nicht, immerhin wird da« Gefammt-Ernkommen in Geld nicht todt hin- gelegt, sondern zum Ankauf von Waaren benutze. Theilen wir nun da« Einkommen in zwei große Abtheilungen, in Einkommen, welche« einen Lohn für geleistete Arbeit darstellt und in Einkommen, welche« ohne Arbeit gewonnen worden ist, so erkennt man klar, daß diese beiden Abtheilungen stch in den GesammtarbeitSertrag theilen, indem jede nach dem Verhältniß ihrer Größe durch Kauf in den Besitz eine« entsprechenden TheileS deS Arbeitserträge«, der vorhandenen Waaren, gelangt. Je größer also in einer Nation da« Einkommen auS arbeitslosem Erwerb ist, desto kleiner wird der Antheil der Arbeiter am Gesammtprodukt; je geringer diese« Ein- kommen, desto größer wird der Antheil der ehrlichen Arbeit. Wir wollen uns oie Sache ziffermäßig klar machen und an- nehmen, der GesammtarbeitSertrag sei gleich 100 bestimmter Ein- heiten und daS Gesammmteinkommen betrüge auch grade 100 Ein- Helten. Daun fällt auf jede Einheit an Einkommen auch erne Einheit vom GesammtarbeitSertrag. Betrüge nun da« arbeitslose Einkommen S0 von jenen Einheiten, so bleibt für die ehrliche Ar beit die Halste de« Arbeitserträge« übrig, die andere Hälfte sackt der arbeitslose Erwerb für sich ein. Fällt da» arbeitslose Ein- kommen aus 25 Einheiten und das Arbeitseinkommen bleibt auf S0 stehen, so erhält Erste«« nur noch ein Drittel, Letztere« aber schon zwei Drittel vom Gesawmtertrage. Sobald also der arbeitslose Erwerb, der Bezug von Kapital Gewinn aushört, erhält jeder Arbeiter einen größereu Antheil am Gesammlertrage, ganz abgesehen davou, daß alle, heute von ar- beitSlosem Erwerb lebenden Menschen dann arbeiten müßten, wo durch der Arbeitsertrag wieder noch vergrößert würde. Der Kapital-Gewinn, mag er nun unter dem Namen von ZinS, Rente, Pacht oder Unternehmergewinn auftreten, verkürzt also ohne alle Gegenleistung den Antheil der ehrlichen Arbeit am Gesammtertrage. In diesem Sinne enthält also das alte Wort:Zinsen nehmen heißt stehlen", noch heute volle Wahrheit, denn alle« durch Zin«, Rente, Pacht oder Kapitalgewinu bezogene Einkommen, nimmt den Arbeitern, sowohl denen, welche Waare erzeugt haben, al« auch denen, welche gesellschaf.liche Dienste leisten, einen Theil ihre« Arbeitserträge« weg. Wir sind natürlich weit davon entfernt, jeden Menschen, der ZinS oder Pacht bezieht, persönlich für einen Dieb an dem Ar beitSertrag der Gefammlheit zu halten; der Fehler liegt in der Jnstitu'ion, in den deutigen Rechts- und Eigenthumsverhältnissen, welche sich geschichtlich entwickelt haben, und für deren Existenz kein Einzelner, ja ftlbst keine Klasse von Menschen verantwortlich gemacht werden kann; nicht wegzuleugnen ist aber die Thatsache, daß jeder Capitalbestyer, selbst der Arbeiter, der wenige Thaler in die Sparkasse gelegt hat und dafür Zinsen bezieht, Theil»immi an der Schmälerung, welche stch bei Theiluug de« GesammtarbeitS- ertrage« durch Vorwegnähme des auf den Kapitalgewinn fallenden Betrage«, am Antheil der Arbeiter vollzieht. (Schluß folgt.) Utber die Schaubühne und ihre Zuknuft. (Fortsetzung.) Aber die Zeit, die mit so gewaltigen Dingen schwanger zu gehen geschienen, sie sollte schließlich doch nur in jenem widerlichen Theologengekeife endigen, wie e« Luther , der ftomme GolteSmann und bornirte Dickschädel inaugurirt hatte, in jenen blödsinnigen Zänkereien um ein biScheu Blödsinn mehr oder ein bischen Blöd- sinn weniger, die sie heute, sage heute, im Jahrhundert de« CommuniSmu«, allen Ernste« wieder ausgraben zu wollen scheinen. Diese Kämpfe wurden damal« einerseits in den glänz- volle« Jesniteuspieleo, andererfeii« in den protestantischen Schulkomödien auch auf der Schaubühne mit auSgefochteo, während der blutgedüugte Boden de« bald uachfolgende» dreißig­jährigen Krieges dieMordspektakel" erzeugte, haarsträubende Ritter-»r.d Räuberdramen, au« welchen das Publikum nur dann befriedigt nach Hause ging, wenn e« sich an dem Anblick von Strömen Blute« hatte weiden können(die Schauspieler brachten zu diesem Zwecke mit Kalbsblut gefüllte Blasen in ihren Klei- dcrn an) unv die uns so recht die allgemeine Verrohung und� Ver­wilderung der Sitten vor Augen führen, welche da« fchlaugev- lockige Scheusal Krieg zu seiner Gefolgschaft zählt. So klein aber auch da« große Zeitalter derRenaissance", derWiedergeburt" schließlich verlaufen war zu Größerem war e« nicht reif gewesen so blieb e« doch da« Todteuläuten der mittelalterlichen Gesellschaft, und da« Bürgertham ist e«, da« von nun ab immer entschiedener in den Vordergrund tritt. Dem eut» sprechend vollzieht stch auch die weitere Eutwickelung der Schau­bühne. Erkennt man einerseits in Shakespeare , dem jetzt so viel öefeierten, wohl übermäßig gefeierten Britten, der mit seinen üppigen Hoslagern, mit seinen lustigen, versoffenen Rittern, seinen dehädigeu Bürgern und seiner Verachtung de« gedrückten Volkes, de»Thier« mit den vielen Köpfen", so ganz da«msrr� Old- Eiiglandu*) der Elisabeth wiederspielt, mit Recht den Uebergang, gleichsam die Brücke vom mittelalterlichen zum modern-bürger- llichen Drama, so sehen wir andererseits bald nach ihm in Frankreich , dem Laude der Initiative, die letztere Gattung selbst er- stehe». Jean Bapriste Pocqueliu**), genannt Moliärc***). gilt ür den, der da» Bürgerthum zuerst in den Borderzrund der Scene berief. Stand er auch nicht aus der vollen Höhe seiner Aufgabe, so wußte er doch, bisonder« im Gegensatz zn seinen beiden Zeit- geuosseu Corneillet) und Racineftt), deren Dramen mit ihren steifen, hölzernen Theaierfiguren und dem nachgeäfften Cothmn- schritt, mit ihrem Woitschwall höfisch gekünstelter Phrase», mit ihrer Verherrlichung de« König, und de« Christenthums, mit ihre» exotischen und vorsüudfluthlichen Schauplätzen, mit ihrer *) Da» Infliae alte England.) sprich Schang Baptist Pockläng. ) sprich Moljähr. f) sprich Eornällj. tt) sprich Rasihn. kalten, strengen Abgeschlossenheit gegen die lebendige Gegenwart, uu« so ganz an das steife Perrückenzeitalter de« Gotte«- Gnaden- tollen Ludwig XIV . und die tödtlicke Erstarrung alle« Volksleben« unter ihm gemahnen so wußte Molifete doch, sagen wir, in richtiger Erkenntniß de« wahre» Berufe« der Schaubühne, in seinen Dichtungen die ihn umgebende Gesellschaft selbst wiederzuspiegeln, nur daß er, darin eben auch ein echter Hofpoet, die kleinen Schwächen und Eitelkeiten dieser Gesellschaft zwar harmlo« zu bespötteln wußte, ihre Verbrechen und ihre Laster aber klüglich unangetastet ließ. In Deutschland war da« Schauspiel inzwischen bei einem Zn - stände der Versumpfung angilangt, der nur mit der Versumpft- heil der politischen und gesellschaftlichen Zustände dieser Epoche zu vergleichen ist. Während fich da» Volk in den elenden Schau- buden seiner hungernden Komödiautenbanden an ihrenMord- spektakeln", an ihren abgeschmackten Haupt- und Staat«- attionen", an den rohen und niedrigen Späßen HanSwurst« ergötzte, wetteiferten die zahlreichen Tyrannen eben dieses Volte« in den wahnfinnigsten Verschwendungen für die prunkvollen Opern und Ballette ihrer Hoftheater. Für da« Menschensteisch ihrer Unterthaneu", da« sie in ferne Welttheile verschachert, tauschten fie sich da« Menschensteisch italienischer Eunuchen und sranzöfischer Bajaderen ein. Ein widerliche« Zerrbild voll entmenschter AuS- schwcisungen, von dem wir un« mir dem bekanntenAusdruck de« Ekel« und der Verachtung" abwenden. Aber die dumpfe, drückende Schwüle ist da» Anzeichen de« nahenden Gewitter«. Da« Zeitalter der Aufklärung brach an, dieser schöne Vorabend der frauzöstschen Revolution, ein ge- waltige« Rühren und Regen ging durch die Geister und erfaßte bald auch die Schaubühne. Jndeß stch das edle Volk von Pari« an den Stücken Voltaire '«, Boumarchais' n. A. zu jenen unsterblichen Thaten begeisterte, die wir eben die ftanzöfische Re­volution nennen, erlebte da» deutsche Theater seine classtsche Pe- riode. Lessing trat auf,der deutscht Molifece", der Schöpfer de« bürgerlichen Schauspiel« in Demschland, der die Schaubühne mit starkem Arme von ihrem verrolteten und vcift'teten Wüste säuberte, und bald nach ihm da« DioSkurevpaar der deutschen Dichtung: der Herr Hosspaßmacher von Weimar, der große Verse- macher und kleine Mensch, und Schiller , dieser beste, edelste, er- habenste aller deutschen Spießbürger. Wie sehr auch sie beide durchaus die Kinder ihrer Zeit, ihrer Umgebung und der diese beherrschenden Ideen gewesen, da« geht schon au« einer Betrach- lung ibrer beidenWelldramen", resp. de«Faust" de« Einen, de«Posa" de« Andern recht deutlich hervor, zwei Schöpfungen, die man so oft die Personifikation der beiden Dichter selbst ge- nannt hat. Repräsentirt der erstere mit jenem rationalistisch- pau- theistisch-spinozistischen Quark, den er in dem bekannten Dialog mit Gretcheu zum Besten giebt(Ungefähr sagt da« der Pfarrer auch," meint Gretchen darauf weit treffender, al» Herr v. Goethe selbst dachte) nicht genau die religiösen Anschauungen de« mo- d-rven Liberalismus? Und repräsentirt dieser Posa, demdie lächerliche Wuth der Neuerung sein Blut nie erhitzte"(man be- achte, daß diese Worte unter dem unmittelbaren Eindruck der französischen Revolution geschrieben und auf diese gemünzt sind), der einen Philipp II. von Spanien bittet,dem Glück der Völker die Regentevkrafk zu weihen.» dem also die freiheitliche Monarchie, diese politische Quadratur de« Zirkel«, beständige Beklemmungen verursacht, nicht genau die politischen Anschauungen de« mo- dernen Liberalismus jener sozialen Krankheit, die damal« be- reit« und, besonders unter dem geängstigten deutschen Philisterthum, aus'« Heftigste grassirte? Ueberall sehen wir nur Halbheit, überall Schacher, nirgend auch nur eine Spur von jener gewaltigen, alle« einmal für schlecht Erkannte bedingungS» und schonungslos vor sich niedertretenden Energie, die dem CommuniSmu« gleichsam in die Wiege gelegt, Und die noch zu so großen Thaten de« Geiste« bestimmt ist.(Schluß folgt.) Die Brhaudln«g der Politischen Gesangene« i« Preuße» beschäftigte am 23. April abermals da« preußische Abgeordneten- hauS und zwar aus Anregung Windthorst'S. Wir theilen nachstehend den Bericht der'Losstschen Zeitung" mit: Auf der Tagesordnung de« Abgeordnetenhauses steht zunächst die Interpellation de« Abg. Windthorst-Meppen: Mit Rücksicht auf die allgemein bekannten Berhandluu- gen im deutschen Reichstage und im Hause der Abgeordneten über die Vollziehung der Gesängnißsttafe an solchen Gesan» genen, welche wegen politischer Vergehen verurtheilt find, er- taube ick mir an die königliche StaatSregierung die gehör- samste Anfrage zu richten: ob und welche Anordnungen rn Beziehung auf den Bollzug der bezeichneten Gefängniß- strafen, insbesondere in Beziehung auf die Beschäftigung und Selbstbeköstigung der betriffenden Gefangenen erlassen worden find? Abg. Windthorst: Diese Frage ist schon ftüher häufig be- handelt worden; schon 1374 hat der Abgeordnete Münzer den wesentlichsten Theil, die Frage der Selbstb.köstigung, angeregt; im Reichstage kam sie gelegentlich der Most'schen Petition ausführlich zur Sprache, und man beantragte, daß von Reich« wegen der Strafvollzug durch Gesetz geregelt werden solle. Offiziell ist nicht bekannt geworden, wa« dieser Beschluß gewirkt hat. Oeffentlichcn Blättern zufolge ist er dem Justizausschuffe des BundeSrathe« überwiesen worden. E« scheint aber damit keine Eile gehabt zu haben, trotzdem dieser Gegenstand vielleicht eiliger gewesen wäre