Dhrasen an der Spitze der Civilisation, des Fortschrittes und der Ausktärung zu marschiren vorgiebt, der aber in Wirklichkeit, wie Figura zeigt, unS je eher je lieber in die Zeiten Mittelalter- lichen Faustrechtes zurückversetzen möchte!- — Von Frau Heß in Paris erhielten wir Folgendes zur Teröffentlichung: Deutsche Sozialisten, Freunde meines Mannes! In Euren Zeitungen, sowie am Sarge meines geliebten Mannes, in Wort und Schrift wurde von Euch mit so tiescr Theilnahme deS geliebten Tobten gedacht, daß ich nicht Unterlasten kann, Ench meinen Dank zu sagen für die bewiesene Sympathie, die mir, der nun allein stehenden Frau, so wohl thut. Einen »Veteran der Sozialdemokratie- nanntet Ihr ihn, und wahrhaftig, diesen schönen Namen hat er in deS Wortes vollster Bedeutung »erdient, das weiß Niemand bester al« ich, die 35 Jahre an seiner Seite gelebt, jeden Pulsschlag seines HerzenS verfolgt hat. Ihr verliert an ihm einen Denker und Kämpfer, ich einen braven treuen Ehegatten, einen Ehegatten, der mir nie Grund zum Klagen gab, nie sich über Schmerzen, selbst nicht bei den heftigsten kör- perlichen Leiden beklagt, der mir in all seinem Ungemach und Un- . eiltick noch ein Tröster war. Ja, ich bin stolz, dieses Mannes Frau gewesen zu sein, dies-S Mannes, der ununterbrochen für die Menschenrechte kämpfte. Die Menschenrechte durch Wort, Schrift und That vertheidigt zu sehen, war mir oft beschieden. Während der letzten großen Pariser Arbeiterbewegung von 1871 sah ich sie, die Männer der Freiheit, die Freunde meines Mannes, freudig in de» Kampf ziehen, und sah späler von den Edlen nur Einzelne als verstüm- Melle Leichen wieder. WaS Bestialität jemals geleistet haben mag, nie hat sie sich wohl bestialischer in dem Blut- ihrer Widersacher herumgewälzt als in jenen Tagen der Commune. In jenen Tagen, wo so ruchloS das so nahe Ziel unserer Wünsche zertrüm- wert, wo arm zu sein mit dem Tode bestrast wurde, damals be- durste eS der ganzen Wissenschaft und Beredsamkeit meines Man- »eS, um mich zu überzeugen, daß dieses vergossene Blut den FrciheitSbaum nur stärken, daß der Tag der Vergeltung nicht ausbleiben werde. Was hatte denn mein Mann gethan, als er vor 27 Jahren mir von der Seite gerissen ward und zum Tode geführt werden sollte? WaS hatten sie denn gethan, die Männer der Juni- fchlacht von 1848, die Männer, welche vor meinen Augen in Ketten von den Henkersknechten des HenkermeistcrS der Bourgeoisie, des Generals Cavaignac , zu Tode geführt wurden? Hatten sie etwas anderes als Nächstenliebe, als gleiche Rechte uud gleiche Pflichten proklamirt? Nein! nur dies, dafür zeugt der lächelnde Muth, mit welchem sie zum Tode gingen. Sie sind nun nicht mehr, er, mein lieber Mann, und sie die Helden deS Juni und der Commune, nur die Erinnerung bleibi; und unvergeßlich sind die Stunden, wo sie sich, die nun Tobten, in dem Studirzimmer meines Mannes versammelten, um zu be- rathen, wie das menschliche Elenv aus der Welt zu schaffen sei. Wer daher, wie ich, den Geist kennt, der alle diese Männer be- seeltc, wer wie ich der blutigen Revolution in'S Auge geschaut, � weiß sicher und fest, daß der Tag kommen wird, wo die Sache, die sie v-rtheidigten, siegen, und wo Denen vergolten wird, die das Leben dieser Männer verbitterten und kürzten. Darum auf, Ihr deutschen Proletarier, ehrt mit mir unsere Tobten, kämpft weiter in ihrem Sinne, dies ist das schönste Denkmal, das wir ihnen setzen können, daS ist das beste LiuderuugS- mittel für erlittene Verluste. Mit herzlichem Gruß Sibilta Heß. Gewerksgenossenschaftliches. Gewerkschaft der Schuhmacher. Hotha. Am 27. v. M. starb in Stadtamhof bei RegenSburg das Mitglied Willibald Schwaiger. Derselbe war zugleich Mit- glied der Krankenkasse, und schreiben wir in Folge dessen laut§ 15 deS Krankenkassen Statuts eine Extrastcuer von 7 Pf. R.-M. pro Mitglied hierdurch aus. Diese Extrasteuer ersuchen wir nicht so vereinzelt einzusenden, wie dieS daS letzte Mal geschehen ist, was die Verwaltung unnölhig erschwert. Bis zum 15. Juni muß dieselbe an den Hauptcassirer eingesandt sein.— In Göppingen hat sich «ine Mitgliedschaft gebildet. Bevollmächtigter ist I. Köhler, bei Ch. Commorell; Ch. Föll, Kassirer; H. Schrösl, Schriftführer. Wir rufen den Mitgliedern ein brüderliches Willkommen zu und wünschen, daß unsere Collegen in Schwaben sich immer mehr an unserer Bewegung betheiligen. Mit Brudergruß Die Verwaltung. Landsyut. Es diene hiermit zur Nachricht, daß hier ein Schuhmacherstrike ausgebrochen ist, denn es ist hier die Möglichkeit vicht vorhanden, seine Lebensbedürfnisse zu befriedigen mit einem wöchentlichen DurchschnittSverdienste von 5—6 Gulden. College » allerorts I Wir fordern Euch auf,»n« in unserem Kampfe zu unter- stützen. Schnelle Hilfe thut noth; Zuzug fern halten. Gelder sind zu senden an Mich. Hundhammer, Berg ob Landshut in Baiern . Das Strikecomitö. Alle arbeiterfteundlicheu Blätter werden ersucht, von Obigem Notiz zn nehmen. ßhewnttz. Die Meinungen, welche jetzt kurz vor dem Eon- greß und der Generalversammlung iu mehreren Mitgliedschaften ! ausgetaucht sind, veranlaffeu die hiesige Mitgliedschaft, de» Raum deS„Volksstaat- in Anspruch zu uehmeu. Der Antrag deS Herrn O. Kapell geht dahin unter&) daß eine Conserenz von sämmt- lichen Vorständen der Gewerkschaften einzuberufen ist. Unter Bor - ständen verstehen wir, und da« motivirt schon der Antrag, die VerwaltuiigSrälhe. Diese haben(siehe b 1) ein gemeinsames Statut auszuarbeiten. Nun geht unsere Ansicht dahin, daß des Statut dann in unfern zur Bersügung stehenden Blättern abgedruckt und der öffentlichen DiScusfion übergeben wird. Kurze Zeit darauf ist ein GewerlschastScongreß einzuberufen, wo daS Statut durchberathen wird, und nach diesem erst ist eS den Generalversammlungen zu unterbreiten. Da« Statut muß ftei von politischen Tendenzen und so ausgearbeitet sein, daß die Vehörven keine» Anlaß haben, Mit- glieoschaften zu schließen. Die Schuhmacher«erden nie außerhalb der Arbeiterbewegung marschiren, uud um mit den Dr-Sdener Collegen zu reden, werden«och mehrere Monate vergehen, ehe das, was jetzt angestrebt wird, praktisch zur Durchführung kommt, mithin kann die ausgeschriebene Generalversammlung nicht so lange verschoben werben. Es kann dann, wenn eS drängt, den Tag »ach dem GewerlschastScongreß eine außerordentliche Generalver- sammlung einberufen werden. Collegen! Vor der Hand müsse» wir den Schuhmachercouzreß und der Generalversammlung eine Würdige Vertretung sichern, und deshalb rufen wir in letzter Stunde allen Schuhmachern und den Mitgliedschaften zu, Dele- airte zn senden, um aus gemeinsamer Grundlage den dauernden Frieden in unserer Branche in einer Organisation zu Stande zu bringen. Mit Brudergruß I. A.: Carl Aug. Walther. �Verband für Kürschner.__________ Lindenau, 6. Mai. Nr. 51 des„Volksstaat- enthält unter Rubrik„Verband der Kürschner - insofern eine falsche Angabe, alS die Gehülfen in der Zurichterei von A. Herzog in Lindenau nicht die zehnstündige Arbeitszeit, sondern eine solche von 6 Uhr Mor- gcnS bis 7 Uhr Abends innehalten; davon geht eine Stunde Mittag, eine halbe Stunde für Frühstück, deSgl. eine halbe Stunde für Vesper ab, so daß nur von einer ll-stündigen Arbeitszeit die Rede sein kann. Immerhin ist diese Thatsache als ein ganz respek- tabler Fortschritt zu bezeichnen, wenn man in Betracht zieht, daß durch die Akkordarbeit die Zurichter sich selbst eine Arbeitszeit von 16 und mehr Stunden aufgehalst haben, und mögen nur die College « in andern Fabriken sich die H-rzog'schen Arbeiter hierin zum Muster nehmen, besonders die Markranstädter, namentlich die, welche Sozialdemokraten sein wollen. Auch arbeiten die Arbeiter der Firma Herzog fast gar nicht mehr Sonntags. Glück aus! Fahret fort auf diesem Wege und die Pause» werden seltener werden. Eure Lage muß sich dadurch zunächst geistig, mit der Zeit auch in materieller Beziehung heben.— Es fällt mir hierbei auch die nunmehr vor bald zwei Jahren vom Kollegen Trost ge- brachte Todesanzeige des Fachvereins ein, worin als Todesursache die Geistlosigkeit, erzeugt durch überlange Arbeitszeit und Karten- spiel, bezeichnet wurde. Nun, indem also die erwähnten Kollegen die lange Arbeitszeit beseitigen, und damit eine Quelle der Geist- losigkeit verstopft ist, so darf wohl erwartet werden, daß sie, statt sich dem geisttödtcnden Kartenspiel hinzugeben, nun auch die Ar- beiterblätler, ganz besonders den„VolkSstaat -, sowie belehrende Schriften der Arbeiterbewegung studiren, Versammlungen besuchen, den Arbeitervereinen beitreten und somit als geistige Kämpfer für unsere gerechten Forderungen eintreten. Möchten eS sich die Parteigenossen recht angelegen sein lassen, allerorts für Vereinigung der Kürschner thätig zu sein, damit aus dem Verband für Leipzig und Umgegend ein Verband für ganz Deutschland entstehe. Correspondenzen. Merlin. VorortSversammlung des Gewerkvereins der deutschen Fabrik- und Handarbeiter vom 18. April 1875(Schluß). 3) Hat der Sachverständige Zillmer seine Anträge in Bezug auf die Jnvalioenkasse, als da sind: Beitragserhöhung, Berlin - gerung der Pensionen u. f. w. weder dem Centralrath noch dem VcrbandStage vorher mitgetheilt, sondern eS wurde einfach, nachdem der Bericht über den Stand der Jnvalidenkasse gegeben war, in die Berathung seiner in derselben Stunde gestellten Anträge ein- getreten und dieselben auch angenommen. Die VerbandStagS- Delegirten hatten eine Stunde vorher von denselben keine Ahnung, die Anträge durften also laut Statut gar nicht zur Diskusston resp. Abstimmung gelangen; auch bestreiten wir dem Sachver- ständigen der Verbands-Javalidenkafle das Recht, Anträge auf dem Lerbandstage zu stellen, so lange daS Statut ihm ein derartiges Recht nicht einräumt. Die heute tagende VorortSversammlung deS GewerkoereinS der Fabrikarbeiter hält eS für ihre Pflicht, die Mitglieder ihres Gewerkvereins von den Vorgängen auf dem letzten VerbandStage in Kenntniß zu setze«, und zwar, weil grade in Bezug auf die Jnvalidenkasse weitgreifende und für die Mit- glicder mit großen Opfern verbundene Beschlüsse statutenwidrig gefaßt worden sind. Unser Gewerkoerein zählt unter den 9474 Mitgliedern der Jnvalidenkasse allein 3325 bis ultimo 1374, also über ein Drittel der gesammten Mitgliederzahl, und treffen die gefaßten Beschlüsse de« VerbandStagS wahrlich diese hart genug. Wir glauben, eS ist vollständig am Platze, wenn wir protestiren, damit die statutenwidrigen Beschlüsse nicht in Kraft treten. Es will uns fast scheinen, als habe man absichtlich die Anträge zur Jnvalidenkasse auf Erhöhung der Beiträge, Verkürzung der Pen- sionen u. s. w. nicht vorher veröffentlicht, um den Abgeordneten keine Zeit zum Ueoerlcgen zu lassen, und bedauern wir recht sehr, daß die Abgeordneten unsere« GewerkoereinS auS vielleicht zu großer Rücksicht für unsere Organisation nicht sofort bei Stellung der Anträge Protest erhoben und sich von dieser statuteowidrigen Handlungsweise ganz fern gehalten haben; Rücksichten zu üben hatten unsere Abgeordneten keine Veranlassung. Wir sehen ferner in dem Einbringen der Amräge für Aenderung deS JnvalidcnkassenstatutS von Seiten des Sachverstäudigen sowie in der sehr warmen Vertheidigung dieser Anträge von Seiten des AnwalS einen übereilten Schritt; wir glauben, daß die zu weit gehende» Aenderungen auf dem nächsten VerbandStage noch zeitig genug hätten vorgeuommen werden können, ohne daß die LebenS- fähigkeit der Kasse untergraben worden wäre, und zwar umsomehr, als der Sachverständige Zillmer, nachdem bereits alle Anträge auf Erhöhung der Beiträge, Verkürzung der Penstonen u. s. w. au- genommen waren, sich dahin erklärte, daß er nicht so sehr an der fünfjährigen Wartezeit festhalte und vollkommen damit einoer- standen sei, wenn die Warlezeit erniedrigt würde. Wenn mau nun gegen die Verringerung der Wartezeit nicht ist, und wenn dadurch die Ansprüche an die Kasse größer werden müssen, so hätte man doch wahrlich in Bezug aus die materiellen Opfer, welche die Mitglieder bringen müssen, so weit gehende An- lräge nicht stellen sollen, und sind wir der Ansicht, daß, wenn die Abgeordnelen vor der Abstimmung über die Anträge deS Sachverständigen Zillmer dessen Ansichten über die Verringerung der Wartezeit geHort hätten, ei» großer Theil wahrlich nicht für dessen Anträge gestimmt hätte. Zum Schluß bemerke« wir noch, daß, wenn die Anträge des Sachverständigen rechtzeitig veröffentlicht uno bekannt gemacht worden wären, die Mitglieder der Jnvalidenkasse Gelegenheit ge- habt hätten, sich durch daS VerbandSorgan für oder wider die Aenderungen erklären zu können. DieS hätte gewiß viel zur Klärung der Sache beigetragen, und wäre es möglich gewesen, vorher bestimmte Gesichtspunkte aufzustellen. Aber wir haben ja gesehen, mit welcher Vorliebe man Artikel im VerbandSorgan vor dem VerbandStage veröffentlichte, welche gegen Anträge gerichtet waren, die eine erhevliche Aenderung der Bejch-lffeuheit und Ver- waltung deS Berbanvsorgans verlangten. Wir ersuchen hierdurch alle Mitglieder der VerbandS-Jnva- lidenkaffe, sich uuserm Protest anzuschließen, damit e« unS möglich wird, mit einer recht großen Auzahl von Stimmen das staluten- widrige Verfahren des VerbandStage« zu annullireu. W. Nicola. W. Tornemaan. Herr Kobi» erklärt sich sür den Protest und tadelt die an- weseuven Berichterstatter, daß sie nicht sofort in Leipzig gegen solches statutenwidriges Versahren protestirt hätten. Redner be- tont, daß man vön jeder Versammlung, von jedem Ausschuß, ja von jedem einzelnen Mitglied« verlange, daß die Beschlüsse statuten- gemäß gefaßt resp. ausgeführt werden und meint, daß Verbands- tagS-Abgeordnete, deren Beschlüsse für sämmtliche Mitglieder bin- dend sind, erst recht die statutarischen Vorschriften beobachten müßten. Redner knüpft jhieran einige Bemerkungen über da« Ver» halten des CentralrathS de» Vertretern des GewerkvereiuS der Fabrik- und Handarbeiter gegenüber, und behauptet, daß dieselbe» nicht die Stelle einnahmen, welche ihnen als Vertreter eine« Ge- werkvereiuS gebührt. Trotzdem er erst einigen Sitzungen als Ber- treter beigewohnt, so habe er doch die feste Ueberzeuguag, daß, wenn sich da« Verhältniß in denselben nicht ändert, die Vertretung de« GewerkvereiuS der Fabrik- und Handarbeiter aus die Dauer unmöglich fei. Sollte da« Verhältniß auf dem VerbandStage dasselbe gewesen sein, so wäre» die Vertreter unsere« Gewerkver- eins allerdings in etwas zu eutschuldiaeu, daß sie au« gewissen Rücksichten nicht sofort Protest erhoben haben. Redner geht dann aus die Erhöhung der Beiträge näher ei» und ist der Ansicht, daß dieselbe», sowie die Zahl der i» Aussicht gestellten Invaliden in der Wahrfchcinlichkeitsberechnung viel zu hoch gegriffen find; er belegt seine Behauptung mit Zahlen au« einer Kasse,«elcher er angehört und welche schon 16 Jahre besteht. In demselben Sinne spricht sich Herr Gommert aus, welcher eine langjährige Praxi» im Kassenw-sen hat. Herr Krebs hat sich ebenfalls feit längerer Zeit«ine WahrscheinlichkeitSberechuung aufgestellt, und stimmt da« Resultat mit den Ansichten der beiden Vorredner überein. Redner spricht sich ebenfalls für den Protest auS und empfiehlt denselben anzunehmen. Herr Polle alS Gast erklärt, er habe gegen den Protest nicht« einzuwenden, würde sogar, wenn er auf dem Standpunkt der Berichterstatter stände, sich demselben»»schließen, man müsse sich aber als„Demokrat- der Majorität fügen, auch müsse er den Berichterstattern den Vorwurf machen, daß dieselben nicht sofort auf dem VerbandStage gegen die statutenwidrigeu Beschlüsse Protest erhoben hätten, er glaubt auch, daß eS besser gewesen wäre, wen» man den Sachverständigen Zillmer zu dieser Versammlung einge» laden hätte, welcher viel Aufklärung hätte geben können. Herr Rohrmann weist den Vorwurf, daß er nicht sofort Protest erhoben habe, zurück, und macht den Vorreduer daraus aufmerksam, daß man den Vertretern de« Gewerkvereins der Fabrik- und Handarbeiter von gewisser Seite andern Beriretern gegenüber nachgesagt hatte, sie wollten den Verband nur schädigen. Redner führt einzelne Fälle an, welche dies bestätigen; er hält es zwar für Pflicht, vorläufig keine Namen zu nennen, ist jedoch bereit, die That- fachen durch Zeugen festzustellen, im Falle eS nothwendig werden sollte. Gegen die Ansicht deS Herrn Polke, daß sich nach demo- kratische« Grundsätzen die Minorität der Majorität fügen müsse, bemerkt Redner, daß dies nur geschehen könne, so lange die Ma- jorität sich in gesetzlichen Schranken bewegt, ungesetzlichen Bcstim- mungen aber brauche sich die Minorität nicht zu fugen. Nachdem auf Antrag deS Herrn Sasse beschlossen war, da« Protokoll über die Verhandlungen der VorortSversammlung der Redakiion des„GewerkoereinS- zur Veröffentlichung mit dem Er- sulben einzusenden, daS Manuskript sofort zurückzusenden, falls die Ausnahme verweigert werden sollte, wurde die Sitzung um 1'/« Uhr geschlossen. W. Tornemann, Vorsitzeuder. I. Rohrmann, Sekretär. Merli». Zur Rückgangsstatistik. Am 19. April fand Hierselbst aus dem„Gesundbrunnen " eine sehr gut besuchte Volks- Versammlung statt. Ueber den ersten Punkt der Tagesordnung: „Wer hat die gegenwärtige GeschästSkristS verschuldet und wer soll sie auSbaden?- reserirte Bernstein . Derselbe bewies, daß die Behauptung:„Die hohen Löhne haben die Knsis herbeigeführt-, eine Unwahrheit sei. Die Ausschreitungen Seilcus der Unter» nehmer(GründungSschwmdel K.) haben, unterstützt durch die heulige Produktionsweise, resp. Besitz- und ErwerbSverhältniffe, in den gesammten industriellen und commerziellen Kreisen eine Ver- derbniß herbeigeführt, von der schließlich alle Klassen der Bevöl- kerung, selbst einzelne Arbeiter, ergriffen worden seien. Die Sucht, ohne eigene Arbeit schnell reich zu werden, habe oft auch den kleinen Mann getrieben, seine wenigen Ersparniffe in spekulative Unternehmungen zu stecken, und dadurch habe dieser dem Schwin- del Vorschub geleistet. Fern liege eS ihm(Redner), die Herren Gründer weißbrennen zu wollen, aber dieselben hätten nie so viel Unheil anstiften können, wenn sie nicht durch die durch und durch korrumpirte Presse und die Gewinnsucht der besitzenden Klassen unterstützt worden wären. Einzelne für die KristS verantwortlich zu machen, fei thöricht, dieselbe sei eine nothwendig« Folge unserer kapitalistischen Produktionsweise(Großindustrie, Spekulatlon); aber ebenso thöricht, wie verwerflich sei eS, die ganze Wucht der Folge» auf die am wenigsten dafür verantwortlich zu machenden Arbeiter abzuwälzen, die ohnehin schwer von der Krifi« zu leiden hätte». DaS Bestreben sei aber in den maßgebenden Kreisen vorhanden; die bekannten Worte CamphausenS seien jetzt zu einem Feldgeschrei der Unternehmer geworden, und nicht nur materiell müsse der Arbeiter unter der heutigen Knsis leiden, dieselbe werde auch dazu benutzt, den Arbeiter rechtlos zu macheu; Beweis: die Versuche der Arbeitgeber, die Organisationen der Arbeiter aufzulösen. Da« gelinge aber nur da, wo die Arbeiter noch kein Klassenbewußt- sein hätten, wo dieses vorhanden sei und lebenskräftige Organi- satiouen ermöglicht habe, seien die Versuche der Kapitalisten frucht- loS geblieben. DaS Klassenbewußtsein und die Organisationen zu stärken, sei die Hauptaufgabe der Arbeiter, dann würden auch die einzigen Mittel zur Besserung der heutigen Verhältarsse: Umäove- rung der Heuligen kapitalistischen iu die sozialistische ProduktionS- weise und radikale Besserung der politischen Zustände durchgesetzt werde». Ueber den zweiten Punkt der Tagesordnung„Die Aussperrung der Weißgerber- reserirte Herr Weiß. Derselbe kritifirte da« aa- maßende Verhalten der Arbeitgeber, die Auflösung der Organi- satioa der Gehilfe» mit einem Schlage zu dekretirea. Ihre Ver» abredung, bei 500 Mark Slrase keinen der deshalb austretende» Gehilfen zu beschäftigen, widerspreche dem tz 113 der Gewerbe- ordnung, aber trotzdem dieser Paragraph schon oft gegen die Arbeiter angewendet worden sei, habe eine Denunziation der Meister bei Herrn Tessendorf keinen Erfolg gehabt; derselbe habe auf die Privatklage verwiesen. Ferner kritisirl Redner auch das Verhalten der Gehilsen. Dieselben haben bisher der Arbeiter- bewegung fern gestanden und eher zünftlerilchen Ansichten gehuldigt, dem mögen sie nun, durch die Erfahrung gewitzigt, entsagen und einsehen, daß die Interessen der Arbeiter solidarisch sind. Erst dann, wenn ihre Organisation vom Geiste der Arbeiterbewegung durchweht sei, werde sie ihren Zweck erfüllen, dann aber auch die feige Fahnenflucht, wie sie jetzt vorgekommen, unmöglich sei». „Organisirt Euch, leset die Ardeiterblatter!- mit diesen Worte» schloß der Redner sein mit großem Beifall aufg-nommcneS Re-
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7 (14.5.1875) 55
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