Feindin de» jetzigm Reichs und Berth'idigerin der Commune erklärte, 267 Stimmen mehr als bei der letzten Wahl. Die dargelegten Thatsachen beweisen das Richtige der Ueber- schrift dieses Artikels. Di- Leipziger Rnchst-gswahl ist ein Sieg des Sozialismus, eine Niederlage dsS Nationalliberalismus, ihm beigebracht in einer seiner stärksten Festungen. Gewerksgenossenschaftliches. Gewerkschaft der Schuhmacher. Koburg.(Tel.) Den Sajuhmachern Deutschland« die freudigeNach- richt, daß die Einigung ans dem Congreß in Coburg vollzogen ist. Bock. Deter. Kotha. Entgegnung auf das Räsonnement von Schäfer in Leipzig . Es ist nicht unsere Absicht, den Collegen Schäfer eines Besieren zu belehren, wir überlassen dies vielmehr jenen Sach- kundigen, mit denen College Schäfer Rücksprache nimmt. Zweck dieser Zeilen soll sei», die Befürchtungen und Angriffe in dem betreffenden Artikel zurück zu weisen. Wir haben uns bei Grün- dung des CircularS nicht nach den Holzarbeitern gerichtet, sondern wir erkannten eö einfach für nothwendig, daß bei der Ausdehnung, welche unsre Gewerkschaft gewonnen, ein solches Circular geschaffen werden mußte, in dem alle Abrechnungen, wichtigen Beschlüsse und Bekanntmachungen allen Mitgliedern zugänglich gemacht wurden, was durch den„VolkSstaat" nicht erreicht wurde, und wodurch es leider nur zu oft Anlaß zu Beschwerden wegen Nichteinhaltung der Beschlüsse nnd Bekanntmachungen gab. Ferner ist daS Miß- trauen der Arbeiter in da« Kaffenwesen noch sehr groß und ein mächtiger Hemmschuh für unsere Entwicklung; diesem Mißtrauen wird aber dadurch begegnet, wenn jedeS Mitglied die Abrechnung vor sich hat und dadurch selbst einen Einblick in die Berwaltnng gewinnt, ja eS wirkt ein solches Circular agitatorisch, wenn die Caflenverhältniffe günstig und dieS jedes Mitglied schwarz auf weiß steht. Daß College Schäfer, der Mitglied des AufsichiSratheS ist, durch daS Erscheinen deS„Wecker" so höchlichst überrascht wurde, will unS nicht recht in den Kopf, da wir mehrere Wochen in dieser Angelegenheit mit demselben correspondirten. Noch unerklärlicher aber sind die Worte:„Trotz alledem wurde die Sache durchgesetzt". Von„durchsetzen" kann hier gar keine Rede sein, wir haben eine Urabstimmung darüber angeordnet und wurde mit überwältigender Majorität das Erscheinen des CircularS beschlossen. Von sämmtlichen abgegebenen Stimmen, die unS gemeldet wurden, war eine einzige in Coburg dagegen. Der beste Beweis, daß es Bedürsniß war. Warum aber nachträglich daran nörgeln, dagegen räsonniren?— WaS nun den Unterschied, den der Verfasser jmeS Artikels selbst gering anschlägt, zwischen Cir- cular und„Wecker" betrifft, so ist derselbe kaum der Rede werth. DaS Circular erschien in einfachem Format in der Größe, daß, wenn eS zusammengebrochen wurde, eS die Größe deS„Weckers" um eine Fingerbreire erreichte. Jeden Collegen wird nun die tech- Nische Einrichtung de«„Wecker" besser alS die des CircularS be- friedigen, natürlich mit Ausnahme Schäfer«. Da nun der Mehr- Preis nur 4 Thlr. betrug und wir, wenn das Circular in den „Wecker" umgewandelt wurde, auch das Abonnement daraus er- öffnen konnten, so rechneten wir, daß, wenn nur 60 Abonnenten aus den„Wecker" abonnirten, wir, ohne auch der Gewerkschaft nur einen Pfennig Kosten zu verm fachen, das Circular mit dem Letz- tereu vertauschen könnten. Und in der That, unsere Erwartungen haben sich erfüllt, es sind augenblicklich 70 Abonnenten und da« Abonnement ist im Steigen begriffen. Dies ist jedoch um so höher anzuschlagen, als die Abonnenten mit geringen Ausnahmen in Berlin , Bremen , Hamburg rc. sind, das Blatt also nur von unseren Collegen de« Allgemeinen Schuhmacher-Vereius gelesen wird. Und dies war der Hauptgrund, weshalb der„Wecker" geschaffen wurde: er soll den Collegen des Schuhmacher- Vereins einen Einblick in unsere Gewerkschaft gewähren; er soll die Brücke schlagen, auf der die Einigung vor sich geht, und er soll Angrisse und Verleumdungen, an denen es gegen die Gewerkichaft nicht fehlt, zurückweisen. Nun wird College Schäfer aus den Abrechnungen ersehen, daß die Mit- glieder den Werth des„Wecker" erkannt haben und diesen nach Kräften unterstützen, so daß die Kosten, welche die Hauptkaffe zuschießt ganz, gering sind. Die praktische Bedeutung des„VolkSstaat" wird kein denkender College verkennen. So lange die Gewerkschaften klein waren, genügte derselbe; bei der jetzigen Ausdehnung, welche die- selben genommen haben, ist der„VolkSstaat" nicht im Stande, wollen zämmtliche Gewerkschaften denselben al« ihr Organ erklären, allen zu dienen, wenn nicht der wahre Zweck des„Volksstaat" gefährdet werden soll. Da helfen keine sympathischen B-theuerungen und Klagen, die auch nickst angebracht finv; im Gegentheil sollte die« Anlaß zur Freude geben, wenn diese und jene Gewerkschaft so erstarkt ist, daß sie selbständig auftreten kann und, eingedrck der hohen Pflicht, die Arbeiter im wahren Sinne de« Worte« al« Menschen zu erziehen sucht. Auch wird eS sehr fraglich sein, ob bei der Bereinigung beider Parteien der„VolkSstaat" wie der „Reue Sozialdemokrat" Hauptorgane der Partei bleiben, oder ob nicht, wa« sehr wahrscheinlich ist, aus beiden Blättern ein einzige« Hauptorgan der deutschen Arbeiterpartei entsteht und erstere nur noch als Lokalorgane für Berlin und Leipzig fungiren. Uns ge- bietet der Selbsterhaltungstrieb diese Vorgänge zu erwägen, waS uns, wenn die« nicht geschähe, wieder von anderer Seite den Vor- Wurf zuziehen könnte, wir wüßten die Zeit nicht zu würdigen. Ist doch auch in dem Artikel:„Zur Einigung auf gewerkschast- lichem Gebiet" in Nr. 41 deS„VolkSstaat " gesagt, daß ein poli- tische« Paneiblatt für die Gewerkschaften nicht genüge. Der„VolkSstaat" wird gern ein paar Abonnenteu verschmer- zen(obwohl ich bezweifle, daß durch den„Wecker" bis jetzt nur ein einziger verloren ging), wenn nur der Arbeiterbewegung über- Haupt Vorschub davurch geleistet wird, und daß dieS geschieht, will ich beweisen. Ich behaupte kühn, daß in unserer Gewerkschaft höchstens 2S0— 300 Exemplare des„VolkSstaat" gelesen werden, dabei sind mit eingerechnet die Exemplare, welche jede Mitglied- schaft verpflichtet ist zu halten. In vielen Mitgliedschaften hält nur der Bevollmächtigte ein Exemplar, und zwar aus der Kasse. Angenommen nun, der Bevollmächtigte hätte die Absicht, in den Mitglieder-Versammlungen diesen oder jenen gediegenen Artikel oder die Beschlüsse und Bekanntmachungen der Verwaltung vorzu- lesen, so wird mir Jeder, der Erfahrungen in dieser B-ziehuug gemacht hat, Recht geben, daß die Mitglieder fast gegen jede Bor- lcsung eingenommen sind, und besonders, wenn der vorzulesende Artikel schwer verständlich ist. E« ist Thatsache, daß Borlesungen. wenn sie bekannt gemacht sind, gar spärlich besucht werden. DaS ist nichl übertrieben.— DaS Circulircn de«„VolkSstaat" geschieht in den allerwenigsten Fällen und oft auch dann nur unge- »ügend. Betrachten wir nun den Nutzen eines eigene» Organs. Der Kastengeist ist nun leirer einmal noch vorhanden und läßt sich auch nicht so leicbt beseitigen, al« Schäfer und feine Sack- verständigen glauben mögen. Die Mitglieder, gleichviel ob Goldarbeiter, Buchdrucker oder Schuhmacher u. s. w. greifen begierig nach dem Blatt, daß ihren Titel trägt, und wenn nun ein solches Blatt oder Blättchen die Genossen durch Besprechung der Vorfälle auf sozialem Gebiet zum Nachdenken und zum Klassenbewußtsein bringt, wenn eS ihnen die ganze Lächerlichkeit der Harmonietheorie zeigt, wenn eS die Genossen immer wieder zum Lesen sozialistischer Broschüren und Zeitungen auffordert und ermahnt, wenn eS mit einem Wort die Genosse», soweit die Verhältnisse dies nur irgend gestatten, für die Arbeiter- bewegung reif zu machen sucht, dann behaupte ich, daß 2000 Exem- plare eine« solchen Blättchcn», selbst wenn eS auch da« nicht bietet, was der„VolkSstaat" bietet, der Arbeiterbewegung förderlicher sind, al« einige Exemplare de« Letzteren, welche in mehr oder minder erregten Versammlungen vorgelesen und nicht verstanden werden. Für mich ist der„VolkSstaat" da« liebste und beste Blatt, daS ich je gelesen, und wenn alle Collegen von demselben Geist beseelt wären, so würde kein anderes Blatt in unserer Gewerkschaft auf- kommen; allein, da« sind Ansichten, die der Wirklichkeit nur noch zu sehr widersprechen. Jenem ganzen Artikel scheint denn auch ein ganz anderer Zweck zu Grunde zu liegen, der sich unschwer errathen läßt. Es ist dem Collegen Schäfer absolut nicht um das Geld zu thun, das der„Wecker" kostet, denn er sagt:„lieber 200 Thlr. für Agitation, als 100 Thlr. für den„Wecker".— Nun kostet aber der Wecker keine 100 Thlr., sondern wird durch freiwillige Steuern und vom Abonnement fast ganz gedeckt, während wir, wenn wir zu einem Agitationsfond aufforderten, keinen Pfennig bekamen. Wiederum ein Beweis, daß der„Wecker" Bedürfniß ist. Noch sonderbarer ist e« aber, daß College Schäfer, der ein entschiedener Gegner der„Union " war, erklärte, er hätte dann lieber für die obligatorische Einführung der„Union " gestimmt, als für den„Wecker". Warum nicht bei dem„VolkSstaat" bleiben? DieS zeigt recht deutlich die Voreingenommenheit. — Obwohl wir(die Verwaltung) nicht so schroffe Gegner der„Union " waren«nd sind, wollen wir doch daS Recheaexempel, welche» uns die„Union " ge- kostet hätte und wa« der„Wecker" kostet, hier aufführen. Die „Union " hätte un« bei 2500 Mitgliedern jährlich 1000 Thlr. ge- kostet, während der„Wecker" 16S Thlr. und bei monatlich zwei- maligem Erscheinen 336 Thlr. kostet. Wie dies mit der Frage Schäfer« stimmt oder iu Einklang zu bringen ist, wenn er aus- ruft:„müssen denn so viele Gelder für ein so kleines Blättchen verausgabt werden?" ist mir nicht klar, indem die„Union " nicht viel größer ist als der„Wecker". Wir werden, wenn die General- Versammlung beschließt, den„Wecker" eingehen zu lassen und die „Union " obligatorisch einzuführen, dem nicht entgegentreten, halten unS aber auch für verpflichtet, alle Bedenken für und gegen laut werden zu lassen. Mag College Schäfer sich nur bei der Metall- arbeiter- und Maurer- und Zimmerer-Gewerkschaft Erkundigungen einziehen und er wird erfahren, mit welch unendlichen Schwierig- leiten die Verwaltungen in dieser Beziehung zu kämpfen haben. ES liegen gerade vo» jenen Gewerkschaften Anträge vor, die ob- ligatorische Einführung der„Union " wieder abzuschaffen. Wenn nun College Schäfer kein Vorwärtsschreiten in den Ge- werkschaftS- Organen erblickt, so rufe ich ihm entgegen: WaS hat den Buchdrucker-Verband, den Cigarrenarbeiter-Berband, den Goldarbeiter-Verband groß gemacht und dieselben in allen Stürmen zusammengehalten? Nicht« weiter als ihre Organe.— Zur Beruhigung für College Schäfer möge diene», daß, ob- gleich ich meine Existenz der Sach: geopfert habe, und mir es nur unter den schwierigsten Verhältnissen gelingen dürste, eine neue Existenz zu gründen, ich, trotz einer etwaigen U-berstedlung, das Letztere vorziehe, mithin die Gewerkschast„die Umzugsgelder" für mich erspart, wenn die Verlegung deS Bororts beschlossen werden sollte. Persönliche» Interesse liegt mir fern, auch bin ich nicht ehrgeizig genug, mein Amt unter allen Umständen behalten zu wollen. Jedenfalls ist es für die Gewerkschaft ein schlechte» Com- pliment, daß, wenn ich den„Wecker" nicht mehr redigirte, derselbe sein Ende erreichen würde, was ich überdies nicht glaube. I. A.: W. Bock. Aufruf an alle Schneider Deutschlands! ZSremen. Collegen! Der Kampf, den wir gegen unsere Arbeit- geber begonnen haben, ist hart, aber fest vereinigt treten wir den unstatthaften Anforderungen unserer Arbeitgeber entgegen; wir stehen fest bi« auf den letzten Mann. Unsere Arbeitgeber errich- ten zwar in größeren Städten Geschäfte, so das Geschäft Rolfs und Wolf, vertreten durch den schon in Berlin bekannten Zu- schneider Klandt, desgleichen da« Geschäft Möller, PreuS Nachfolger; beide Geschäfte gedenken von Berlin auS ihre Kundschaft in Bremen zu befriedige», wir hoffen indeß, daß auch nicht ein einziger unserer auswärtigen Collegen Hand anlegt an die Arbeit, welche wir mit Verachtung zurückgewiesen haben und nicht eher wieder aufnehmen werden, al« bis unserer Ehre Genugthuung ge- schchen und der Kartenstreit auSgefochten ist. Collegen Deutschlands , unterstützt un« mit allen Euch zu'G:- böte stehenden Mitteln, dann ist der Sieg auch unser! Anbei die Quittung über empfangene UnterstützungSgelver. ES gingen ein: Au« Leipzig Mark IS, 00, Berlin 165,00, Osterholz 10,30, Bremerhaven 55,00, Düsseldorf 14,00, Bamberg 9,00, Hannover 75,00, Hamburg durch Bauch 63,00, Hamburg 4,80, Rostock 31,60, Harburg 14,00, Osnabrück 50,00, Wiesbaden 16,50, Bremen durch Rohwer 90,00, AgitationSkaffe deS Allg. deutscheu Arbeiterverein« 29,00, Tischlerverein 50,00. Weitere Beiträge sind zu senden an A. Post, Vereinskassirer. Hanckenstraße 25. Correspondenzen. «Lindenau 5. «Leipzig . Ein blaues Wunder ist geschehen; Preißer, angeklagt wegen Beleidigung deS Lehrer« Kluge in Liu- denau, ist, nachdem er ohne alle und jede Untersuchung zu 8 Tagen Gefäagniß verurtheilt war, in erster Instanz freigesprochen worden. Nun, damit wäre denn wohl den Herreu, die von 3—6 Monaten träumten, ein für allemal der Mund gestopft. Wie aber in aller Welt, Herr Kluge, soll Preißer Sie denn beleidigt haben, Preißer der nicht im Entferntesten an Sie gedacht hat, Preißer, der keine Ahnung hatte, daß Sie in der betr. Versammlung waren, Preißer der Sie heute noch gar nicht kennt, und auch gar keine Lust hat, Sie kennen zu lernen, Preißer, der nicht weiß, daß Sie Soldat und so in doppelter Eigenschaft Sieger von Sadowa sind, am allerwenigsten aber, daß Sie Ritter de« eisernen Kreuzes sind? (Es handelte sich um das eiserne Kreuz.) Wahrlich, Sie gelahrtes Schulmeisterlein und Alle, die Ihr nicht« Besseres zu thun hattet, als den Strafantrag als Zeugen zu unterschreiben, solltet Ihr wirklich glauben, Preißer wäre so dumm und spräche in einer Versammlung, um Euch, die Ihr ihm viel zu gleichgültig seid. gleichzültizer als die Frösche im Sumpfe, beleidigen zu wollen? Doch auch Ihr Herren, die Ihr gemeinschaftlich mit dem Siezer van Sadowa jabelt ob der 3— 6'Monate, die Pceißec nach Eurer Bwechnung zudiktirt waren, sollt der Nichv-lt überliefert werden, soweit wir unS auf Eure Namen besinasn können. Als erster möge der Lehrer Kockel genannt fein, weiter H. Göche, Schuhmachermeister, der bei der letzten ReichStagSwuht uns den größten Saal Lindenaus verschaffte, ferner Herr Colbitz , Strumpf» wirkermeister, weiter der fortschrittliche Apotheker Caro, der Schul- direktor und Wanderlehrer iu spg Puch-, vec Man-ermstc. Brömme, welcher als Zimmermeister«aleczeichnet war, und zn guterletzt, inmitten mehrerer Lehrer, deren Namen unl wieder entfallen find, Herr Zimmermann Friedrich, welcher, als Preißer noch lernte, von seinen Collegen anf dem Zimmerplatz der alte— genannt wurde. Nun, aller Freund, wir wollen den Namen hier nicht wiederholen; denke ein paar Jahre zurück und Du wirst schon wieder selbst daraaf komm:». Da wären fie denn, diese Männer! diese Helden von Landenan!! Und da wir gerade in einer gemüthlichen Stim- mnnz sind, so wollen wir Euch auch noch eiu paar Worte von Heianch Heine nachrufen. Zuvor sei bemerkt, daß es un» gar nicht einfallt, E ich als Denunzianten zu betrachten, im Gegentheil rechnen wir Euch vor wie nach zu den„ehrlichen Leuten". Im 14. Band Seite 59 von Heinrich Heine ist zu lesen:„Sonderbar! Und immer ist eS die Religion, und immer die Moral, und immer der Patriotismus, womit all: schlechten Subjekte ihre Angriffe beschönigen." Und wollr J�r was lernen, dann lest das Weitere auf den folgenden Seiten des angeführten Werks in Eurem Volks- bilvungSverein vor, vorausgesetzt, daß Ihr besser lesen könnt al« rechnen, worüber wir uns vor der Huud»och kein Urtheil er- lauben. Die Gemeinderathswahlen find vorüber, und Herr Dr. Götz sucht aus Aerger über seinen Durchfall die Sozialdemokratie zu verläumden. Heißt e» da in einem Artikel des„Linvenau-Piaz- witzer Wochenblattes":„Viele Arbeiter, insonderheit sozialdemo- kratische, haben sich bei der Wahl glänzend als Stimm Maschine be- währt." Wohlan, Herr Dr. Götz, wer sind diese sozialdemokratischen Arbeiter? HeraaS mit den Namen. So lange Sie nicht Namen nennen, stav wir gezwungen anzunehmen, daß Sie wieder einmal a la Götz mit der Wahrheit umgesprungen sind. Acht Tage zuvor schrieb dasselbe Blatt in einem Bericht über eine Einwohner- versamMlnng vom 22. April, also 3 Tage vor der Wahl, daß Preißer weder von der Liste des Gemeinnützigen Vereins(Nationalliberale), noch von der Liste des BürgervereiaS(Fortschritts- Partei) etwa» wissen wollte, und darum Wahlenthaltung vorschlug. Und heute, Herr Dr. Götz, nachdem Sie mit Naturnothweadlgkett unterlegen stad, schieben Sie Ihren Dnrchfall den Sozialdemo- krateu in die Schuhe, anstatt zu begreifen, daß in dem immer mehr wachsenden Lindenau seit Jahren sich ein Gcoßbürgerthum herangebildet hat, da» auf der andern Seite ein Proletariat be- dingt. Begreifen Sie nicht, daß dieses B-rhältaiß daS H-rrschen der Fortschrittspartei absolut unmöglich macht? Bourgeoi ie und Proletariat bilden 2 Mühlsteine, zwischen denen Sie sammt Ihrer. Fortschrittspartei zerrieben«erben, Sie mögen sich sträuben wie Sie wollen. Wenn Sie fernerhin eine Rolle spielen wollen, dann gehen Sie getrost in den Gemeinnützigen Berein, oder suchen Sie sich ein Dörflein, wie Lindenau vor 15—20 Jahren war, wo das tranliche„Du" noch vorherrschte. Damals konnten Sie wohl den Lykurg Lindenaus spielen, s-itdeaz sind aber die V-rhältnisse so himmelweit verschiedene geworden, daß, wenn Sie nicht mtt diesen rechnen wollen, Sie einfach in die Rampetkammer gehören. Entweder Sie halten eS mit den Nutionalliberalen, ober Sie gehen mit den Arbeitern; mit den Arbeitern aber haben Sie eS schon so gründlich verdorben, dag ihnen dieselben zum Minvesteu die Thür« weisen würden. Und so wird die Zeit kommen, wo wir Sie Arm in Arm mit den Herren vom Gemeinnützigen Verein sehen, und warum auch nicht? Sind Sie von der demokcatcschen Partei aus die Fortschrittspartei gekommen, warum follien Sie nun nicht auch noch gut genug für die nationalllberale Partei sein? Für Lindenau hat Jyre Partei aufgehört zu existirea, da kuua eS sich bloS noch um die zwei entgegengesetzten Pole, Bourgeoisie oder Proletariat handeln. Zum Glück hal Lindenau schon ein so zahl- reiches Proletariat, daß, erkennt diese» erst sein- Klassenlage, eS gar keinem Zweifel unterliegen kann, wer die Gemetnve Lcuoeaau künftig verwaltet. Rar noch einige Jahre, und die Emwohner werden sehen, daß die Herren Gemeinnützigen eS nicht besser machen, im Gegentheil schlechter. Sind die Lmvenauer Einwohner bis jetzt mit Ruthen gepeitscht worden, so werde» sie nunmehr mir der stebenfchwänzigen Katze gepeitscht werden. Aus diesem Siaud- Punkt standen wir aber schon vor der Wahl; � schon in der Ein- wohnerversammlung erklärten wir, daß eS lediglich ein persönlicher Streit sei, der jetzt auSgefochten wird, daß eS sich nicht um Prinzipien, sondern nur um StandeSnuterschiede handele. Daß die Katzbalgerei sich nur darum drehe, wer die Obernachtwächter- rolle in Lindenau übernehmen soll, und da könne eS uns sehr gleichgültig sein, ob sie ein Götz oder ein Vogt übernehme. Beide lägen sich brüderlich in den Armen, sobald eS Front zu machen gilt gegen die Arbeiter. AlleS dieS erklärten wir öffenttich. Und Sie, Herr Dr. Götz, so gut wie die Herren Gemeinnützigen, hi-lren hübsch bescheiden Ihren Mund. Warum traten Sie nichl auf, warum versuchten Sie nicht Preißer zu joiderlegeu, Sie, der Sie noch in keiner Versammlung, in der Sie anwesend waren, den Mund halten konnten? Sie tonnten eS ebenso wenig als vi- H-rre» Nationalliberalen. Und das„kreuziget Sie", weiche« in wenigen Jahren den Herren vom Gemeinnützigen Berein zugerufen werden soll, wie Sie in Ihrem Artikel schreiben, ist von den sozialdemo- kratischen Arbeitern den Herren Natioaalliveralen schon vor der Wahl, genau so wie Ihnen, Herr Dr. Götz, zugerufen worden. Jeder vernünftige Mensch wird aber hieraus erkennen, wieviel Dreistigkeit dazu gehört, um sagen zu können:„viele sozialdemo- kratische Arbeiter haben sich bei der Wahl al« Stimm-Maschine be- währt" und der Liste de« Gemeinnützigen Vereins, der in nächster Zeit den Namen G-meinschädlich-r Verein erhalten dürft-, zum Siege verholfen. Und so leben Sie denn wohl, Herr Dr. Götz, wenn auch nicht für immer. Voraussichtlich dürften reit e» nun immer seltener mit Ihnen zu thun bekommen, bis schließlich auch Ihre poli- tische Thätigk-it den Weg alle« Fleische« gegangen ist. Ein anderer Stand ist an die Spitze getreten, dem da« Gemeindewohl aber eben so fern liegt als dem Ihrigen. Beide sind reaktionär, Beide sind Vertreter der Klassenherrschaft. Die einzig liberale Partei ist die Arbeiterpartei, sie wird, st- muß siegen, mag ein Bogt oder Götz Obernachlwächter von Lindenau sein. Großenhain , 11. Mai. Auf Anregung der Großenhainer Parteigenossen fand am 19. Mai im Gasthaus zu Seußlitz eine Besprechung der Sozialisten des 7. Wahlkreises über vir Ver- einigung statt und wurde folgende Resolution einstimmig ange nommen: In Erwägung, daß die Vereinigung der beiden sozialdemokratischen Fraktionen als unbedingt nolywendig anerkam. wird, beschließen die Großenhainer , Meißner unv Riesaer Gesinnung« genossen ihre Delegirten zum BereinigungSkougreß zu beauftragen,
Ausgabe
7 (21.5.1875) 57
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