tuten unvereinbar erscheinen zn lassen und jedeS Mitglied des Gewerkoereins Oer deutschen Töpfer und BernsSgenossen zu veranlassen, sich diesem Protest anzuschließen. P. Raab. „In Liebe zu den Arbeitern!"— Die Gewerkvereinsmitzlieder pfeifen auf Ihre Liebe, Herr Hirsch, sie verlangen Gerechtigkeit und strenge Handhabnng der Statuten. Wie es aber mit der Gerech- iigkeitSliebe deS Herrn Hirsch beschaffen ist, erhellt am Besten auS einem uns ebenfalls gedruckt vorliegenden Protokoll der Berliner Borortsversammlung des Gewerkvereins der Fabrik- und Hand- arbeiter vom 3V. Mai d. I. In dieser Versammlung wurde der Protest des Gewerkvereins der Fabrik- und Handarbeiter einstimmig gut geheißen und am Schluß der Versammlung die Frage angeregt, ob die in der Borortsversammlung gefaßlen Beschlüsse nicht dem „Gewerlverein" zur Veröffentlichung zugestellt werden sollten. Sämmtliche Redner erklärten sich dagegen,„da— wie es in dem Protokoll wörtlich heißt—, die Anwaltschaft(Dr. Hirsch) und Redactiou(Polle) seit dem Verbandstage wiederholt die Aufnahme von Kundgebungen der Protesterheber zurückgewiesen, und nur alle Mittheilungen der Gegner aufgenommen hat." Namentlich machte Herr Lintz geltend, daß die Anwaltschaft sich nicht scheue, die Protesterheber für deren eigenes Geld zu verdächtigen und zu schmähen, und deshalb müsse man die Protokolle vervielfältigen und an alle Bereine senden, damit die BerbandSgenossen außerhalb Berlin « wüßten, wie eS in Wahrheit um die streitige Angelegenheit stehe. Dieser Antrag wurde denn auch einstimmig angenommen. ES befindet sich serner ein von Gustav LaSkau unterzeich- neteS gedrucktes Aktenstück, welches gegen Herrn Jsaac, den ersten Borsitzenden de« CentralrathS der deutschen Gewerkvereine Beschul- digungen schleudert, über die wir uns vor der Hand Schweigen auferlegen müssen, weil sie nur vor dem Crimiualrichter Erledigung finden können. Auch soll ein gewisser Jemand, der zur Zeit de« Häuserschwindels sich sehr warm für die Beschaffung billiger Arbeiterwohnungen interessirte, durch diesen selben Schwin- del sich um 84,000 Thaler bereichert haben. In öffentlicher Ge- werkoereinSsitzung darüber zur Rede gestellt, gab dieser Jemand zu, in einem Falle 13,000 und in dem andern 18,000 Thaler durch Häuserverkäufe erworben zu haben. Aber für heute genug von diesem Unrath! ES ist Zeit, daß die GewerkvereinSmitglieder an die Arbeit gehen und gründlich KehrauS machen. Politische Uebersicht. — Die„Kreuzzeitung " fährt mit ihren Enthül- lungen über Bleichröder-BiSmarck fort. In einem weiteren Artikel sagt sie: „Die beiden DioSkuren Delbrück- Camphausen arbeiteten seit ihrem Eintritt in da« Ministerium vereint an der finanziell-wirth- schaftlicheu Wiedergeburt erst des norddeutschen Bunde« und dann de« neue» deutschen Reiche «. Wie weit aber beide Herren die „intellektuelle Urheberschaft" dieser Wiedergeburt zu verantworten haben, daS bedarf noch einer näheren Beleuchtung. Wir haben bereit« bemerkt, daß Herr Camphausen diese Urheberschaft rund- weg von sich abgelehnt hat. Bon Herrn Delbrück denteten wir ebenfalls an, daß er wohl kaum die intellektuelle Urheberschaft" der ueudeutschen Finanz- und Wirthschaftspolitik für sich in Anspruch zu nehme» geneigt und in der Lage sein werde, wenn man von den mehr unschuldigen und minder bedeutenden Maßnahmen ab- strahirf. Und so war unsere Aufmerksamkeit auf den den höchsten Regierungskreisen so nahestehenden Herrn v. Äleichröder gelenkt werden."....„E« ist bekannt, daß Herr v. Bleichröder mit dem Fürsten -ReichSkanzler vielfach verkehrt. Und mit wie vorstch- tig-kluger Berechnung Herr v. Bleichröder jedes nicht durchaus unumgängliche persönliche Hervortreten in der Oeffentlichkeit auch vermeidet, so sind wir doch genügend darüber informirt, daß der- selbe nicht»ur in den persönlichen Finanzangelegenheiten des Fürsten Reichskanzlers, sondern auch bezüglich der Reichs' Finanz- und Wirthschaftspolitik mit Erfolg seinen Rath vernehmen läßt. Daß dabei mitunter auch Umwege benutzt, absichtlich zuweilen mit der erforderlichen Auswahl dritte Personen vorgeschoben werden, thut dabei nichts zur Sache. Herr v. Bleichröder verhält sich überhaupt so vorsichtig, daß er eigentlich niemals öffentlich gesehen wird, daß nicht einmal seine Photographie in den Schaufenstern, noch fein Porträt nebst Biographie in den illustrirten Blättern erscheint. Er wünscht durchaus nur hinter der Scene als großer Regisseur zu agiren. Denn aus guten Quellen wissen wir, daß die wichtigsten finanzwirthschaftlichen Gesetze de« neuen deutschen Reiches der„intellektuellen Urheber- schaft" des Herrn v. Bleichröder zu verdanken sind. Um den Einfluß de« Herrn v. Bleichröder auf die Herren Delbrück - Camphausen würdigen zu können, ist aber eine wichtige Thatsache nicht zu übersehen. Der Fürst-Reichskanzler hat nämlich, so weit unser Urtheil und unsere Informationen irgend reichen, den Herren Bleichcöder, Delbrück , Camphausen die intel - lektuelle Inspiration der norddeutschen WirthschaftS- gesetzgebung so zu sagen vollständig in Eutreprise ae- geben. Der sonst so penetrante Verstand de« Fürsten , sein praktischer Blick und seine so eminent-selbstständige Urlheilsgabe, scheinen vor den Fragen der Wirthschastsgesetzzebung absichtlich Halt zu mackien, um dieselben Männern zu überlassen, deren Standpunkt wir klarzulegen bemüht sind." In einem späteren Artikel, welcher uns aber noch nicht vor liegt, deckt die„Kreuzzeitung " die persönlichen Beziehungen deS Fürsten Bismarck zu Herrn Bleichröder aus. Den sehr pikante- Inhalt läßt nachstehende Jeremiade der„Magdeburger Zeitung" errahen. Diese« ehrenwerthe Organ de» Nationalliberalismus jammert: „Nicht blo« die Minister Camphausen und Delbrück sind nach Angabe der„Kreuzzeitung " von dem Bankhause v. Bleichröder abhängig, sonder» in viel höherem Grade steht unter der Bot- Mäßigkeit de« Herrn Gerson v. Bleichröder der Reichskanzler Fürst Bismarck . Das altcouservative Blatt erzählt uns, Bismarck habe nur wegen feiner„intimen" Beziehungen zu Bleich- röder Gesandter in Frankfurt , Petersburg und Paris sein können, denn in solcher Stell»ng braucht Jemand viel Geld und Bismarck sei von Hause aus nicht wohlhabend gewesen. E« wird uns die Vorstellung aufgedrängt, zufolge dieser jähre- langen Verbindungen de« jetzigen Kanzlers mit dem Herrn Bleich- röder habe der Banquier über den Kanzler volle Gewalt, denn wie instnuirt wird, wünschte Bleichröder Dr. Delbrück's Be- rnsung in da« Präsidium de« Bundeskanzleramtes, und demzufolge bemittelte der Bundeskanzler die Ernennung. Hernach trug Herr Bleichröder Verlangen, Herrn Camphausen als Finanzminister zu wisseu, also beeilte sich Bismarck , auch Camphansen mit einem Portefeuille zu bedenken. Jetzt verfügte nun der inzwischen ge- adelte Banquier über de» Kanzler, über de» ersten Beamten im ReichSkauzleramte und über den Ches des preußischen Finanzressorts, kurz, Herr Gerson v. Bleichröder erlaugte im Staate Allgewalt, denn die drei genannten hohen Beamten wäre» seine Creaturen, sie hatten nach des Banquier« Pfeife zu tanzen. Ist denn aber wohl Derartige« zu behaupten erhört? und w:nn es wahr wäre» hat Deutschland seit Begründung des norddeutschen� Bundes geschlafen? und ist also ganz unter der Hand auS dem deutschen Reiche ein Iobberstaat geworden, de» der Berliner Börse erster Speculaut,»ämlich Herr v. Bleichröder , regiert? Derartig ist das Bild, das die„Kreuzzeitunz"»on unseren politischen und wirthschaftlicheu Zuständen entwirft. Eben so kühn, wie neu erscheint die Mittheilunz von zu IntimitätSbe- Ziehungen zwischen dem Fürsten Bismarck und dem genannten Banquier; eS versteckt sich ia ihr eine so ungeheure Portion von Bosheit, daß man unwillkürlich auf den Gedanken kommt, e« solle, wie ehedem gegen Dr. Wildeck, jetzt gegen den Reichskanzler ein „EnthüllungS"-Manöver aufgeführt werden. Man mnthet dem Publikum allen Ernstes zu, e« solle sich in Bismarck einen Börsenspekulanten ersten Range« vorstellen, denn de« Reichskanzler« Bekanntschaft mit Bleichröder datirt der Ankläger von der Frankfurter Periode Bismarck '«, also von Anfang der SOer Jahre, und seitdem hat sich die Bekanntschaft zu„Intimi- tät" erweitert. Die fünf Milliarden erhielten, so insinnirt man weiter, Herr Bleichröder und Genossen zur ersten Benutzung und zur Ausbeutung des Staate« wie des Publikum». Nun, wir werden ja sehen, wie die anderen Anklagen sich ausnehmen, die noch ausstehen, namentlich aber sind wir Alle gespannt darauf, mit was für thatsächlichen Belegen diese kolossalen Behauptungen und Anschuldigungen werden bewiesen werden." So die Magdeburgerin. Ihre Verwunderung, wie Jemand behaupten könne, daß das„neue Reich" ein„Jobberstaat"(Grün- derstaat, Schwindlerstaat) geworden, ist etwa« zu naiv, und be- weift, wenn unerheuchelt, daß zwar nicht Deutschland , wohl aber die Redaktion der„Magdeburger Zeitung"„seit Begründung de« Norddeutschen Bundes geschlafen" hat. Wa« endlich den Fürsten Bismarck angeht, so läßt eine Thatsache sich durch keinen Staats- anwalt und keinen Stipendiaten de« Reptilienfonds au« der Welt schaffen: Fürst Bismarck war arm al» er a» die Regierung kam, uno ist jetzt vielfacher Millionär. Nachschrift. Der betr. Artikel der„Kreuzzeitunz" ist un« inzwischen zugegangen. Es sei, heißt'« darin,„ein Grundsatz der regierenden jüdischen Bankpolitik mit den leitenden Staat« männern möglichst viele persönliche, finanzielle Berüh rungSpunkte zu gewinnen."-- „So weiß man, daß die Schulden des Hrn. v. Beust feiner Zeit demselben stet» in nächster Nähe Verbindung mit den hohen Finanzkreisen erhalten haben, und e« ist fast selbstverständlich, daß Herr v. Beust seine Informationen über die in der Finanz- und Wirthschaftspolitik in Oesterreich innezuhaltende Richtung ganz vor- zugSweise bei den ihm so nahe stehenden hochfinanziellen Kreisen geschöpft hat. ES sind sogar Mittheilungen vorhanden, welche die seiner Zeit überraschende Thatsache, daß Herr v. Beust nach dem Kriege 1866 Lenker der österreichischen StaatSgeschicke wurde, mit den Schulden des Herrn v. Beust und dem Einflüsse der hoch- stnanziellen Kreise in Wien in Verbindung bringen wollen. Aller Welt bekannte Thatsache ist, daß mit der Aera Beust in Oester- reich gleichzeitig die großartige Aktien- und Börsenschwindel Aera in Szene ging, welche angeblich einen„Aufschwung der Volkswirthschaft" herbeiführen sollte, dagegen in Wirklichkeit Oesterreich dem Rande deS wirthschaftlicheu Verderbens nahe ge bracht hat, während allerdings die hochfinanziellen Gönner de« Herrn v. Benst reiche Ernten gehabt haben. „Auch mit dem Fürsten Bismarck sollen, schon ehe er Mi nister in Preußen wurde, hochfinanzielle Kreise in nähere Berüh- rung getreten sein. Die intimen Beziehungen de« Herrn v. Bleichröder zum Fürsten dürften, mindesten« indireft, schon an die vorministerielle Zeit de« Fürsten anknüpfen, al« derselbe, um mit dem kpärlichen preußischen Gesand tengehalte und ohne erhebliches Vermögen seinen Souverän in Petersburg , Pari« und Frankfurt repräseutiren zu können, allerdings guten Rath in finanziellen Dingen haben mußte"— u. f. w. Wir sind begierig darauf, ob Fürst Bismarck die„Kreuzzeitung " vor die Schranken des Gericht« laden wird. Sonst ist er ja mit seinen Strafanträgen schnell bei der Hand, und so ist er noch nicht angegriffen, so noch nicht„beleidigt" worden. — Zur Lage der Bergarbeiter. Der„Concordia" ist die Statistik der preußische« Knappschaftsvereine für da« Jahr 1873 zugegangen, der sie folgende Ziffern entnimmt: „Die Gesammtzahl der Knappschaft«-Mitglieder betrug im Jahresdurchschnitt 1873 2SS,403, gegen 231,462 in 1872 und 208,162 in 1871; die Gesammteinnahme 3,419,595 Thlr. 13 Sgr. 11 Pf. gegen 2,805,310 Thlr. 4 Sgr. 5 Pf.; die Ausgabe 2,954,607 Thlr. 8 Sgr., gegen 2,579,313 Thlr. 17 S�r. 11 Pf im Vorjahre. Das schuldenfreie Vermögen der Bereine wuchs von 5,111,712 Thlrn. 7 Sgr. 4 Pf. am Anfange 1373 auf 5,702,572 Thlr. 20 Sgr. 2 Pf.— ES bestanden im Ganzen 88 Knappschaftsvereine auf 2S27 Bereinswerken, worunter 2725 Bergwerke, 185 Hüttenwerke und 17 Salinen, mithin 107 Werke mehr al» im Vorjahre sämmilich in 1873 neu eröffnete. Die Zahl der ständigen Arbeiter oder KnappschastSgenoflen betrug 1873 im Durchschnitt 128,676 gegen 117,501, die der unständigen 126,732, gegen 113,961 im Borjahre; erster: hat sich also um 9,5 pCt., letztere um 11,2 pCt. vermehrt, während 1872 die Vermehrung der ständigen 15,4, der unständigen 7,6 pCt. betragen hatte. Wir haben schon früher bemerkt, daß sich auch hier- auS ein Schluß auf die Einstellung vieler neuer Arbeiter in 1873 ziehen läßt.— Invalide wurden im Laufe von 1873 im Ganzen 2197 Genossen, worunter 2003 ständige. Durch Verunglückunz bei der Arbeit starben 307 ständige und 237 unständige— 2,33 P.M.*) gegen 2,40 im Vorjahr; durch andere Todesursachen 2226 == 8,72 p. M. gegen 10,50«n Vorjahr(in welchem in einigen Bezirken Epidemien ausgetreten waren).— Der Gesammtbestand von Ganzinvalideu am Schluß von 1373 war 11,272), von Halb- invaliden 422. Das durchschnittliche Lebensalter beim Eintritt der Ganzinvalidität war 1873 49,8, gegen 49,0 im Vorjahre, also hinter dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre doch immer noch um 1 Jahr und hinter dem höchsten Alter dieser Periode (54,25 in 1865) um 4,5 Jahre zurückbleibend. Die durchschnitt- liche Lebensdauer in der Ganzinvalidität ist bei de» Knappschafts - vereinen(feit den letzten 10 Jahren) 12,11, bei den Halbinvaliden 10,45 Jahre; e« starben nämlich durchschnittlich 3,26, resp. 9,57 pCt.(in 1873 7,93, resp. 7,36 pCt.). Da« durchschnittliche Lebensalter beim EinKitt in die Halbinvalidität war 1873 43,7.— Die Zahl der von den Vereinen im Laufe de« Jahre« unterstützten Personen belief sich zusammen aus 61,557, nämlich 12,875 In- *) Pro Mille, d. h. aus'» Tausend; wie p. T. pro Cent auf's Hundert. validen, 17,634 Wittwen und 30,988 Waisen. Außerdem wurde für 52,876 Kinder Schulgeld bezahlt. Auf 1000 active ständige Mitglieder kamen am Jahresschluß Ganzinvalide 35,«i QQ Halbinvalide S,«)'22 Wittwen 124,« vaterlose Waisen 136,«? on» mutterlose„ 16.� m'11 416,8,. t Di: Gesammtauszabe für laufende Unterstützungen betrug Thlr. 1,510,894. 15. 7. gegen 1,215,706. 29. 10. im Vorjahr; hiervon kamen durchschnittlich bei 13 größeren Bereinen 1373 1372 1371 auf die Ganzinvalideu 65,5 59,3 54,? „„ Wittwen 32,. 23,? 27,? „„ Waisen 10.« 9,z 8,5 Im Ganzen ist jedoch der Durchschnitt, wie man aus den be- treff:nden Angaben entnehmen kann, ein niedrigerer, unv beträgt für die Invaliden(einschließlich der Halbinvaliden, über welche Spezialauzaben fehlen) 61,,, für Wittwen 23,, uad für Waisen 3,,. Krank wurden im Lause de» JahceS 137,638 beitragende Mitglieder— 530� auf 1090 im Jahresmittel vorhandene. Auf einen Krankheitsfall kamen 16, zz Tage. An Kcankenlöhnen wurden gezahlt Thlr. 463,050. 6. 8., für Gesundheitspflege überhaupt 1,035,333. 26. 8. Für Bezräbnißkosten wurden ausgegeben 42,639. 16. 7.; für außerordentliche Unterstützungen 48,325. 10. 10. für Schulunterricht 93,154. 6. 3., für BerwaltuugSkosten 133.606. 6. 3.— 3,i8#/o der GesammtauSgabeu.— Auf den Kopf der im Jahresmittel vorhandenen KaappschaftSgenossen(ständige und un- ständige, Beurlaubte und Kranke) entfielen von den Einnahmen an laufenden Beiträgen Thlr. 6. 17. 2. gegen 5. 27. 1. im Bor - jähr, und auf die WerkSeigenthümer 5. 20. 6. gegen Thlr. 5. im Borjahr; sonstige Einnahmen 1. 3. 1., also zusammen 13. 10. 9. Dagegen Ausgaben 11. 17. 1., macht auf den Kopf einen Ueber- schuß von Thlr. 1. 23. 3. DaS schuldenfreie Capitalvermögen betrug Thlr. 40. 13. 10. auf den Kopf der ständige« Mit- glieder." Diese Ziffern beweisen, waS eine Organisation zu Wege bringen kann. Schade nur, daß die Knappschaftskassen in einer Weise verwaltet sind, welche den Segen in Flach ver-vandelt. Statt freie Arbeiterkassen, sind e« AlmosensondS der Arbeitgeber für gute, fügsame Arbeiter. Die Verwaltung der Kaappschaststasseu befindet sich nämlich, wenn auch nicht auf dem Papier, doch in Wirklichkeit ausschließlich fast in den Händen der BerzwerkSbesitzer. Man fasse diese Thatsache ins Auge und bedenke, daß durch die KaappschaftSkassen für die Bergarbeiter in KrankheitS -, Ja- validitätS- und Sterbefällen, und nach dem Tod der Bergarbeiter für die Wittwen und Waisen gesorgt werden soll, und man stelle stch nun vor, daß ein Bergarbeiter seiner Rechte an die Kasse verlustig geht, wenn er au« der Arbeit ent- lassen wird— welches AbhängigkeitSverhältniß! Wie leicht kann der Bergarbeiter mit seinem Brodherrn in Conflikt kommen! Nur so lange er sich duckt, sich fügt, Fußtritte ruhig hinnimmt, ist er sicher. ES ist daher geradezu eine Lebensfrage für die Bergarbeiter, die Verwaltung der KaappschaftSkassen, die direct oder iudirect au« ihren Einzahlungen entstanden sind, auch in ihre Hände zu be- kommen. So lange die BergwerkSbesttzer in der Verwaltung der KnappschaftSkassen da« erste Wort sprechen, so lange sind die Bergarbeiter aus Gnade und Ungnade denselben überliefert; und die Zähigkeit, mit welcher die BergwerkSbesttzer die Kassen in ihre» Händen zu behalten trachten, mag den Bergarbeitern beweisen, wie wichtig es ist, daß sie ihnen dieselben entziehen. ES wird da» zwar lange und schwere Kämpfe kosten, aber der Preis ist des Kampfe« werth._ — Ueber den Strike der Weber in Brünn läßt stch eine Bourgeoiszeitung, das„Neue Wiener Tageblatt", folgender- maßen au«: „Schon im Jahre 1369 begannen die Weber zu stciken, die Differenzen wurden jedoch gütlich beigelegt, da die Fabrikanten stch in Unterhandlungen einließen. Ein Normaltarif wurde ver- rinbart, aber die Einführung desselben in die Länge gezogen, biS die Maikrise von 1873 ausbrach. Die Katastrophe an der Wiener Börse wirkte auf die Brünner Webemanufaktur in verheerender Weise zurück, und eine beträchtliche Zahl der Fabrikanten suchte ein Mittel stch zu erhalten in einem Appell an die Opferwilligkeit ihrer Arbeiter. Sie veclangten, sie sollen die Wucht der Krise ihnen ttazen helfen und ihnen durch Lohn-Nachlässe die verhäng- nißvolle Zeit überdauern helfen. Die Arbeiter gingen darauf-in, sie verzichteten zeitweilig auf die Errungenschaften des StrikeS von 1869 und willigten in vorübergehende Lohnreduktionen. ES ist die« ein Zug von Opferwilligkeit und Anhänglichkeit, wie er in der Jndustriegeschichte kaum wiederkehrt. Die 1369 vereinbarten Tarife waren somit außer Kraft gesetzt, und die Fabrikanten zogen sie auS dem Archiv der Gewerbebehörde, wo sie sie deponirt hatten, zurück. Die Nachwehen der KcifiS hielten an, und die Fabrikanten gingen in der Reduktion der Löhne weiter und weiter. Die Tarife, die einen auch sie bindenden Lohnvertrag bildeten, waren beseitigt, und sie bedurften der Zustimmung der Arbeitel weiter nicht. Alle Fabriken reduzirten, aber nicht alle in gleichest Maße. Einige Fabriken begnügten sich mit einer Reduktion uw 15—20 pCt., andere aber nahmen Lohnabzüge in der Höhe von 40—70 pCt. vor. Einige beließen die Entlohnung der Zuricht- arbeit, andere hatten ihre Abschaffung mit den Arbeitern verein- bart. Die Reductionen vollzogen sich successtve, aber stetig, unv in der dem gegenwärtigen Strike unmittelbar vorangehenden Zeit war der Durchschnittslohn der Weber in Brünn effektiv um 66 pCt. niederer als der im Jahre 1369. Dieses fortwährende will- kürliche Herabdrücken der Löhne machte den Arbeitern endlich klar, daß sie gar zu naiv und verkanenSseliz sich der Tarife von 1369 begeben hatten, und sie sannen auf Mittel, die begangene-- Gutmüthigkeit wieder Hut zu machen. Ein von ihnen zu diese« Zwecke erwählte« Comitö richtete am 21. September v. I. ei« Schreiben an die Handelskammer, in welchem sie die Intervention derselben erbaten, zur Herbeiführung einer neuen billigen Verein- barung mit den Fabrikanten. Die Handelskammer lehnte diese Einmischung ab und verwies die Arbeiter an den„Verein der Schafwollindustriellen". Dieser machte Anfangs prinzipielle Ein- wände, erklärte die gleichmäßige Tarisirung der Löhne als mit den Brünner Platzverhältnissen und FabrikSusancen unvereinbar Maschinerie und Garn ist m den einzelnen Fabriken verschieden — und brach die Verhandlungen schließlich ganz ab, da er i» eine Erhöhung der so stark reducirten Löhne nicht zu willigen entschlossen sei. Die Arbeiter wandten sich nun an den Statt- Halter, der am 21. Februar d. I. eine Deputatton derselben e«- pfing. Am 16. März wurde diese Deputation zum Polizeidirekior beschieden, der ihr im Auftrage de» Statthalters eröffnete, daß er von den Fabrikanten die Zusage erhielt, daß sie mit den Arbei-
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7 (7.7.1875) 76
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