hörte er von einem Geldverleiher Scmer� und schrieb diesem umein Darlehen, wobei er eine MonatS-Penstont-Quittung(Juli)beilegte. Er glaabte nämlich daS Geld schon vor Abfluß derRückerstattungsfrist zurückzahlen zu können, irrte sich jedoch hierin,und als Sauer nach Ablauf der Frist von der Quittnog Gebrauchmachen wollte, hörte er, daß wahrscheinlich Hailer'S Frau die Pension schon erhoben habe. Sofort wurde Hailer verklagt und ihmdie Abficht des Betrug» vorgeworfen, die er nach seinen glaub-würdigen Aussagen niemals gehabt hatte. DieS setzte der Staats-anwalt, Baron Leonrod, klar auseinander"«� gab höchsten» zu,daß vielleicht eine, wenn auch nicht beabsichtigte Unterschlagungvorliegen könne. Der Gerichtshof aber traf gewiß das Richtige,indem er beide Annahmen verwarf und die Freisprechung dcS An-geklagten aussprach, da nach der ganzen Art vnd Weise,»ic dieSchuld kontrahirt wurde, nimmermehr angenommen«erden könne,daß Hailer dabei eine verbrecherische Absicht gehegt habe, daherjede Voraussetzung zur Berurtheilung fehle. Allein schon daSPl-idoyer des Staatsanwalt» setzte dem Unglücklichen derartig zu,daß er, nachdem stck> der Gerichtshof in'S BerathungSzimmer zurück-gezogen hatte, bewußtlos zusammenstürzte und sich unter kouvul-sischen Zuckungen aus dem Boden wand; erst nach einer halbe«Stunde erholte er sich im Nebenzimmer so weit, um sich selbst amlinken Oberam, wenn man den Stumpf so nennen kann, Morphium einspritzen zu können."Ein Commentar hierzu ist überflüssig! Nur ein kleine» Rechen-exempel zum Schluß: Der Mann braucht zur Beschwichtigung„gräßlicher Schmerzen", zugezogen durch den„Dienst für's Vater-land", binnen ,wei Jahren 1700 fl. und erhält während dieserzwei Jahre für seinen und seiner Fämrlie ganzen Lebensunterhaltungefähr, d� h. nach den vorliegenden Angaben so hoch als möglichgerechnet, 750 fl., also fast 1000 Gulden weniger, al« erallein zur Stillung seiner gräßlichen Schmerzen ver-wenden muß. So dankbar ist daS Vaterland! Wäre e» nichtnoch unendlich menschlicher, derartige Invaliden todtzuschlagen,al« sie solch' ein über alles Begreifen elendes Dasein hinschleppenzu laffen?— Militärische Liebenswürdigkeit. Die„BolkSzeitnng"erhält vou Memel, 26. Juli folgende Mitiheilung:„Bei einermilitärischen Felddienstübung einer Cempaguie deS hier garniso-nirenden Jnfauterie-RegimentS schwärmten die Soldaten durch diebestandenen Felder und ungemahten Wiesen deS Gutsbesitzers L.auf P. aus, was diesen veranlaßtc, sich in Begleitung eines anderenGutsbesitzers und Landwehroffiziers an den Kompagnieführer Haupt-mann v. F. zu wenden nnd ihn auf den erheblichen Schaden auf-merksam zu machen, der ihm zugefügt werde. Die Autwort desHauptmanns lautete: Es sei höchst sonderbar, ihm etwas bemerk-l:ch machen zu wollen; Herr L. habe ihm nichts bemerkbar zumachen, wenn er aber ferner mit ihm reden wolle, so möge erzuvörderst die Hand aus der Tasche und die Mütze abnehmen,da» sei er so gewohnt, sonst stände er ihm gar nicht Rede, denner ser königlicher Hauptmann. Nach dieser laut abgegebenen Ant-wort machte der Herr Hauptmann mit seinem Pferde Kehrt undmarschirte mit seiner Compagnie abermals durch eine ungemähteWiese de» Gutsbesitzers L. Letzterer wandte sich nun an de» be-treffenden Bataillonskommandeur und ersuchte denselben, den Haupt-mann v. F. zur Rücknahme seiner ungeziemenden Redensarten zuveranlaffcn, waS der Herr iudeß mit dem Bemerkenverweigerte, er sei zu diesen Aeußerungen provozirt worden. Die„Volkszeitung"„hofft", daß die vorgesetzte Behörde deS Haupt-manuS v. F. dem Herrn bemerklich machen wird, daß auch einköniglich preußischer Hauptmann DaS nicht außer Acht laffen darf,waö man sonstwo unter Anstand versteht."— Da sieht manwieder einmal, waS diese Fortschrittler für unreife Ansichten vondem Wesen eines Militärstaats und der„Würde" de»„herrlichenKriegSherreS" haben. Sie haben eben„nichts gelernt" und—sind uuennlidlich im Vergessen.— Die Sicherheit der Person in Deutschland. Voreinigen Tagen hatte in der Wohnung de» Bürger« Enn in Gneseneine polizeiliche Haussuchung stattgefunden, welche die Ermittelungeventuell Verhaftung de» Sohnes des erwähnten Bürgers, einesW-ltgeistlichen, bezweckte. Da dieser aber, trotz sorgfältigsten Nach-suchenS, hier nicht zu finden war, so hielt sich der Polizeidienerhartnäckig au den zweiten Sohn des Herrn Eon und zeigte großeLust, denselben durch ei» czui pro quo als SiegeStrophäe mitzu-nehmen, bis man ihm auseinandersetzte, daß dieser zweite Sohnein Gymnasiallehrer und verheirathet sei, und also unmöglich dergesuchte Geistliche Enn sein könne. Verdrießlich zog die Polizeiab. Am 23. d. nun wurde obengenannter Gymnasiallehrer wie-derum von der Polizei mit einem Besuche beehrt und«ach demAufenthaltsorte seines vielgesuchteu geistlichen Bruder» befragt. Ererklärte, diesen nicht zu wiffen, zugleich aber auch, daß er sich nichtverpflichtet fühle, gegen seinen Bruder selbst vor Gericht, geschweigeden» vor der Polizeigewalt zu zeugen. Damit schien die ganzeAffaire beendet zu sein. Gegen 6 Uhr AbendS deffelben Tage»ging der Herr Gymnasiallehrer in die Stadt und— man höre!— der Polizeidiener verhaftete ihn auf offener Straße und führteihn ins Gefäugniß, in welcbem er, dem„Kur. Pozn." zu-folge, bis zum 26. Juli verblieb und da»n ebenso ohne Angabeder Gründe entlassen wurde, wie er verhaftet worden war. DieJagd aus den Geistlichen Enn meint die„Germania", der dieseDaten entnommen sind, dürfte wohl mit den Recherchen nach demberühmte» und doch unbekannten Ezcommunicator des Herrn Kickzusammenhängen.Jeder Deutsche wird— das ist die Moral der Geschichte—allgemach zu einem willenlosen, vollständig sklavischen Werkzeugein der rohen Faust jeder beliebigen hohen oder niederen Polizei-seele. In nicht gar zu langer Zert wird sich selbst der unschuldigsteMensch, der nicht selbst Polizist oder Reptil ist, gratuliren können,wenn er ein ganze» Jahr überstanden hat, ohne auch nur ein ein-zige» Mal pour le roi de Prusse— für nicht» und wieder nichts— eingesperrt worden zu sein. Dann werde« die Philister de«JndifferentiSmuS, der politischen Gleichgültigkeit, schließlich zu fühlenbeginnen, wie angenehm eS ist, sozialdemokratischer„Agitator" d. h.den Zärtlichkeiten der Polizeiherzeu am meisten ausgesetzt zu sein.— Verschiedene» Maß und Gewicht. Au» Frank-furt a. M. schreibt man vom 28. d. M.:Heute Vormittag gegen 12 Uhr wurde dem Redacteur der„Frankfurter Zeitung", Dr. Stern, das Urtheil de» Obertribunal«aus seine Beschwerde hinsichtlich des Zeugenzwange» in Sachender Geraer Z.-Korrespondenz verkündigt. Da» Obertribunal ver-warf die erhobene Beschwerde, weil die Angabe, daß Correspon-deuzen auf der Redaction überarbeitet, resp. hergestellt würden,allein nicht hinreichend sei, den Redacteur von der allgemeinenVerpflichtung deS§ 155 zu entbinden. Weiterhin wurde HerrnDr. Stern von dem Untersuchungsrichter eine Frist bis zu FreitagMittag 12 Uhr gestellt, bis wohin er eine eidliche Aussage zumachen habe, widrigenfalls sofort Haftbefehl gegen ihn erlassenwerde. DaS Urtheil gegen die beiden Mitredacteure, HerrenScwigh und Curti, welche hinsichtlich des AutorS eines Leitartikel»über den Reptilienfond Aussagen machen sollten, lautete ähnlichund wurde ihnen der gleiche Termin gestellt. Herr Dr. Holthofbefindet sich zur Zeit auf einer Erholungsreise und wird ihm da»-selbe Urtheil nach seiner Rückkehr publicirt.Gegen die radikale„Frankfurter Zeitung" wird also wirklichwegen verschiedener Bagatellen mit einer selbst im neuen Reichbeispiellosen Härte vorgegangen— gegen die„Kreuzzeituug", welchejene tödtlichen Beleidigungen gegen den Schöpser der ganzenReichS-Herrlichkeit zu Markt gebracht hat, finden nachgerade selbstdie kecksten Reptile nicht einmal Worte der Abwehr mehr! ObeS wohl noch Leute geben mag, welche nicht wissen, warum soverschieden gemessen werde» muß?Weitere Nachrichten au» Frankfurt, 30. Juli meldea: DieRedacteure der„Frankfurter Zeitung" habe» die Nennung derNamen der Verfasser dreier incriminirter Artikel bis heute Mittag12 Uhr verweigert, weßhalb die ihnen angedrohten Folgen(Zwangs-Haft) eintreten. Auf Montag ist nun auch der jetzige verantwort-liche Redacteur de» Blattes, Herr Eduard Sack, vor da» k. Rüge-gericht geladen, um als Zeuge in UntersuchungSfachen gegen denVerfasser der Z.-Eorrespondenz au» Gera vernommen zu werden.— Fortschritte nach KrebSmanier. Die neueste Nam-mer der„Wage" enthält folgende»„Dänin" unterzeichnete Ein-gesandt:»Für die Reichs- Justiz-Commission. Im„Mvumcorpus oollstitutiouum Prussico-LraudeiidurAeiismm" findet sicheine Verordnung, um die Prozesse zu verkürzen, und darin heißteS in Z 9:„Ist eine deS Verbrechens verdächtigte Person inUntersuchung gerathen, und ist, weil sie nicht überwiesen werdenkann, von fernerer Untersuchung abgestanden, so soll, wenn imVerlauf der Zeit durch nachherige Begebenheiten die völlige Un-schuld dieser Person entdeckt wird, solche nicht nur vollkommeneRestitution der Kosten, sondern auch aus der Sportel-Kasse des-jenigen Collegii, wo die Untersuchung geschwebt, eine nach Bewandt-niß der Umstände und der Verschiedenheit des Stande» billigmäßigzu arbitrirende VergütuugS-Summe erhalten, damit die nachherentdeckte Unschuld, wegen alles bei der ersteren Untersuchung er-littenen Ungemachs, schadlos gestellet werde." So hielt es deraufgeklärte Absolutismus und weniger wird doch der sehr erleuch-tele ConstitutionaliSmuS unserer Tage auch nicht leisten wollen,damit nicht die vor Jahren schon von I. Jacoby und nun auchvon dem Herrn Richter gestellte Frage, waS besser fei, ob Abso-lutiSmuS oder ScheinconstitutionaliSmuS, neue Nahrung erhalte.Wir empfehlen daher Obige» der ReichS-Justiz-Commisston zurgeneigten Beachtung."Die Frage, waS„besser" sei, der Absolutismus von einst oderder ScheinkoustiwtionaliSmuS von heute, ist für das Volk ent-schieden, welchem ein aufrichtiger und entschiedener Gegner lieberist, als ein mit der MaSke der Freundschaft bekleideter Feind!— Edle Dreistigkeit liberalen Seeleo. Der bekannterheinische Sozialistentödter, Schulze ist sein Name, schreibt der„Corcordia" vom Mittelrheiu, 26. Juli, Folgendes:„Bor einiger Zeit hat der„BolkSstaat" uns einmal 300 Markfür jede unberichtigte Unwahrheit offcrirt, die wir ihm nachweisenkönnten. Daß kein im Besitz gesunder Sinne befindlicher Menschdaran denken konnte, da» edle Blatt beim Worte zu nehmen, ver-steht sich von selbst; die Weltanschauung desselben ist ja eine der-artige, daß der Versuch einer Einigung über den Begriff dessen,was Wahrheit und was Lüge ist, selbst bei Voraussetzung dervollsten bona lides total aussichtslos ist, und letztere Voraussetzunganstecht zu erhalten, ist un» schon bei unzähligen Anlässen schlich-terdingS unmöglich gemacht worden. Kein unbefangener Mensch,der de«„BolkSstaat" regelmäßig liest, kann übrigen» darüber imZweifel sein, daß eine, die gedruckte Lüge beim Schopf nehmendeGesetzgebung fast in jeder Rummer des genannten Blatte« Stofffinden würde.(!) Lediglich als drastisches Beispiel hiervon mögeFolgende« dienen. Der Ausfall der bayerischen LavdtagSwahle»hat den„BolkSstaat" z« der freudigen Mittheilung an seine Leserbegeistert(!) der Liberalismus bezw. die reichstreue Gesinnung habenach Ausweis dieser Wahlen im Vergleich zu den letzten Wahlenin Bayern an Boden verloren. Man mag über daS Endergebnißder bayerischen Wahlen denken wie man will, so bleibt doch DaSeine unbestreitbare Thatsache, daß obige Behauptung des„Volk«.staat«" der Wahrheit geradezu in'S Gesicht schlägt; die ultramon-tauen Blätter selbst wagen nicht in Abrede zu stellen, daß daSResultat der Wahlen ein für fie unbefriedigendes, grade auch imVergleich zu de» früheren Wahlen ungünstige» zu nennen ist, unddaß auch der etwaige Einfluß der vielberufenen„WahlkreiS-Geo-Metrie" hierin nichts Wesentliche» ändert. Nun, man kann sichja irren; dann macht man eben den Jrrthum wieder gut, unddieS ist um so eher thunlich, al« e« ja gewisse Mittelchen derJournalistik giebt, welche e« ermöglichen, scheinbar der Wahrheitdie Ehre zu geben, und in Wirklichkeit doch Nichts zu widerrufen.Der„BolkSstaat" aber hat nicht einmal dieS für der Mühe werthgehalten. Da» Blatt, welches, wie e» stolz behauptet, nur derWahrheit dient, welches einer nichtsnutzigen Zeit den Spiegelwahrer Sittlichkeit und Ehrenhaftigkeit vorzuhalten sich berufenhält, dieses Blatt hat jene, zweifellos erlogene Nachricht einfachstehe» lassen. Und da seitdem schon zwei Nummeru erschienen sind,so wird e» hierbei auch wohl bleiben!"Unser Schulze scheint in verzweifelter Geldverlegenheit zu seiu!Mitleidig wie wir find, wollen wir ihm in seiner großen Rothnach Kräften beispringen. Also, Herr Schulze, wenn Sie, stattin'S Blaue hinein die Reptilieophantafieen nachzubehauptenden Wortlaut der angeblich„verlogenen Nachricht" deS„Volks-staat" wiedergegeben und durch Beweise ihre Grundlosigkeit dar-gethan haben werden, wenn Sie, um Ihnen die Sache so leichtwie möglich zu machen, gezeigt habe» werden, daß die Zahl derultramoutanen Wähler im verhältniß zur Zahl der liberalen seitder vorletzten Wahl in Bayern gesunken oder auch nur sichgleich geblieben ist— ja, Herr Schulze, dann sollen Sie die300 Mark wirklich haben! Wenden Sie aber, wenn anders Ihnensolche Enthaltsamkeit noch möglich ist, nickt etwa„gewisse Mittelchender Journalistik" an,„welche e« ermöglichen, scheinbar der Wahr-heit die Ehre zu geben"— unsere Leser sind an klare Beweisegewöhnt, wir nehmen kein X für ein U! Sollten Sie aberinnerhalb 14 Tagen de« Beweis der„Verlogenheit" des„Volks-staat" in diesem konkreten Falle Zicht erbracht haben, lieber Schulze,so gestatten Sie wohl, daß wir Ihnen ein neues kleines Brand-malchen zu den übrigen anf die— Dichterstirne drücken? Wiedenken Sie darüber, Herr Schuhe?— Der bankrutte Kaiserstaat Oestreich pfeift auf demletzten Loche, wenigstens lassen die Gewaltmaßrezeln darauf schließenmit welchen die österreichischen Behörden in kindlicher Nrivetät derArbeiterbewegung da» Lebenslicht auszublasen gedenken. So schreibtman uns aus Plößnitz:„Am 21. Juli fand in dem Localede» hiesigen ArbeiterbildungSvereinS eine Hausdurchsuchungstatt, wobei Zeitschriften, unter denen sich auch der„BolkSstaat"befand, sowie verschiedene Broschüren von Lassalle mit Beschlagbelegt wurden." Daß man mit solchen Kcaftstückchen nur Oel in»Feuer gießt, scheint da» bornirte StaatSretterthum nicht bezreise»zu wollen.Beim Brünner Strike, dessen Beilegung immer noch nichterfolgt zn sein scheint, hat sich abermals so recht deutlich gezeigt,daß die Arbeitgeber den Arbeitern gegenüber Alles für erlaubthalten. Die Nachgiebigkeit, welche sie am 21. und 20. Juni zurSchau trugen(wodurch das falsche Gerücht von der Beendigung deSStrike» veranlaßt wurde) war, wie sich jetzt herausstellt, nur eineFalle. Sie wollten die Arbeiter in die Fabriken locken, um einigeangefangene Arbeiten, die im unvollendeten Zustand verdorbenwären, rasch fertig zu machen. Ein Theil der Arbeiter ging ansden Leim, und— wurde sofort nach gelhaner Arbeit wieder andie Lust gesetzt!— Fürwahr, zur Bezeichnung solchen Benehmensfehlen uns die geeigneten Worte. Und diese Treulosigkeit nochobendrein gegeu verhungernde Menschen!— ArbeitSeiustellungen. Nach einem Telegramm vom29. Juli sollen am Gottharv-Tunuel in der Schweiz 2200 Ar-beiter die Arbeit niedergelegt haben, um höhere Löhne zu erzwingen.Bis dahin wäre die Glaubwürdigkeit der Mitthieluuz nicht anzu-zweifeln, wenn aber da» Telegramm weiter meldet, die Arbeiterhätten sich bewaffnet und versperrten den Zugang zu dem Tunnel,so sind diese Angaben und die weitere Mittheilunz, eS hätte be-reitS ein blutiger Zusammenstoß mit dem Militär stattgefunden, wahr-scheinlich erfunden, da e» wohl keinem Arbeiter in den Sinnkommen kann, wegen einer Lohnerhöhung die Waffen zu ergreifen.*)— Ja England ist der bereits in voriger Nammmer von uns figna-lisirte Strike der Baumwollenspinuer von Oldham, MaßleyAshley nun wirklich ausgesprochen, und sind an demselben 12 bi»15000 Arbeiter betheiligt. Lohndifferenzen �bilden' das Ptceit-object.. i- M•»- � r•— Der große Strike der Bergarbeiter in Pennsylvanieu(Nordamerika) ist beendet; die Arbeiter sind besiegt, besiegt durch— die Arbeiter. 30,000 Strikende boten Monate lang dem über-»Mthigen Geldprotzenthum muthig die Stirn, aber vergeben«.Mangelhaste Organisation und Uneinigkeit brachten den Arbeiterndie Niederlage bei. TheilS hatten an dem Strike, wie au« dernachfolgenden Ansprache hervorgeht, nicht alle Bergarbeiter Theilgenommen, theil» auch gelang eS den Grubenbesitzern, Ersatz, wennauch schwachen, an Stelle der Ausstehenden sich zu verschaffen.Jetzt, nach beendetem Strike richtet der Präsident der Bergarbeiter-Assoziation, John F. Welsch, folgende Worte an die Mitglieder:„Brüder! WaS ich stets gefürchtet, seit unsere Genossen vonHyde Park(einem benachbarten Distrikt) sich weigerten auszustehenund gemeinsame Sache mit un« zu machen, ist über un» hereinge-kommen. Wir sind geschlagen, durch die nicht zu beschwichtigendenNothschreie unserer Frauen und Kinder gezwungen, Bedingungenanzunehmen, welche, wie wir der Kohlenbörse und dem Publikumbereits gesagt, wir unter keinen andern Umständen uns hättenauferlegen lassen. Indessen geziemt es braven Männern, nicht denMath zu verlieren, wie elend auch die augenblickliche Lage, undwie trübe die späteren Aussichten erscheinen mögen. Ich hoffedaher, daß Ihr guten Muthe» sein werdet, daß Ihr sorgsam er-wäget, waS zunächst zu thun, und daß Ihr in Eile Nichts thuuwerdet, was Ihr bei ruhigem Nachdenken bereuen dürftet. Jadiesem Augenblick will ich Euch nicht die Zweckmäßigkeit deS Fest-Haltens an dem wackeren Fahrzeuge der Union aufdrängen. Meineund Eure Berläumder setzen die Union herab und werden Euchgegeu dieselbe oder mindestens gegen die sogenannten„Führer"warnen, nnd eS ist deshalb besser, wenn Ihr, unbeeinflußt vonmir, das künftig einzuschlagende Verfahren bestimmt. Alle« wa«ich von Euch verlange, ist, daß Ihr Euch verhaltet wie ächteMänner, die zwar in der Schlacht überwältigt, sich der Sachenicht zu schämen brauchen, welche unter dem Drucke einer infamenVerschwörung, begünstigt durch ein beispielloses Zusammentreffenungünstiger Umstände, augenblicklich umwölkt ist. Ja Kürze werdeich den BollziehnngSrath einberufen und hoffe, daß alle Distriktewie gewöhnlich vertreten fein werden durch Delegirte, welche vor-bereitet sind, frei und furchtlos dem Willen ihrer ConstituentenAusdruck zu verleihen. Brüderlich John F. Welsch."— Zustände in Serbien. Man schreibt im» au» Ser-dien: Der bekannte Volksvertreter in der verflossenen serbischenNational-Versammlung Adam BozosavlyevitS(absolvirtedie philosophische Fakultät und ist jetzt ein simpler Bauer) wurdewegen seiner sozialistischen Gesinnung und einer stattgehabtenScene mit dem Ministerpräsidenten vor einem Monate nach derStadt Negotin abgeführt und verhaftet, aber durch seine Lands-leute, die ihn wegen seiner Aufrichtigkeit sehr achten und lieben,gewaltsam aus dem Gefängnisse entführt.Darob waren die„constitutionellen" Machthaber sehr ergrimmtund gingen schon mit dem Vorhaben um, über den östlichen TheilSerbien» den Belagerungszustand zu verhängen; doch befandensich unter ihnen auch mehrere Feiglinge, deren erster der Urheberdieser Assaire, der„energische" Muiisterpräfid-nt Daniel Stefano-vitS war, welche erklärten, daß keine genügenden Mittel(Pulver,Blei ic.) vorhanden seien, ein solche« Wagstück auszuführen, und,wenn daS auch der Fall wäre, würde eS nichts nützen, weil ohnehinim ganzen Lande seitens des Volke» ein Belagerungszustand erklärtwäre, dem nicht so leicht zu widerstehen sei.Da« Volk ist auf das Acußerste vorbereitet, um den Elendeneinmal das Handwerk zu legen. Außer dem Wohnorte de«BozosavlyevitS haben sich noch 12 umliegende Ort-schasten da« gegenseitige Versprechen gegeben, gegeudie Tyrannei unnachsichtlich vorzugehen.Adam BogosavlycvitS wird unterdessen von einerbewaffneten Schaar seiner Landsleute bewacht.D«s„starke" Ministerium konnte sich unter allen Umständenkeine„ SatiSfaction(Genugthuung)(obwohl sich die Majoritätfür die„Dezimirung der Rebeklen" aussprach) auf gütlichem d. h.„gesetzlichen" Wege verschaffen und gab seinen Abschied, der abereinstweilen nicht angenommen wurde, weil keiner der zahlreichenDiplomaten, denen man ein Ministerportefeuille angetragen hatte,anf den Leim gehen, die Mission der„StaatSretterei" annehmenwollte.Daß man nicht nur gegen Adam BozosavlyevitS, sondern gegen*) Der Zusammenstoß mit dem Militär hat nach verschiedenen über-einstimmenden Telegrammen wirklich stattgefunden nnd find mehrere Ar-beiter todt aus dem Platze geblieben.