mit Urlaub außerhalb ihres betreffenden Lagers weilten, in dasselbe Lebensmittel erhalten würde, d. i. 700 Gramm Brod, 1 Centiliter zurück; man untersagte uuS streng, nach d?m Kanonenschuß Abends 7 Uhr unsere Wohnungen zu verlassen; man verbot uns ausdrück­lich, auf den Fischfang zu gehe» und so das Magre und Unzu- reichende der uuS zugetheilten Nahrung einigermaßen auszugleichen; man ordnete an, daß wir uns beim Baden nicht weiter als 200 Meter vom Ufer der Bucht entfernen dürfen; die drei Händ- ler, welche kleine Wirthfchaften auf der Halbinsel unterhielten, wurden ausgewiesen, zwei davon(Cassan und Dusserre) aoS ganz Reo-Calcd»nien; man untersagte jede Art von Verbindung und Berkehr mit Nomuea; man ertheilte den Frauen keine Erlaubuiß «ehr, sich dorthin zu begebe»; man verbot unS in aller Form, au unsere Familie» oder andere Personen ander« als in offenen Briefen zu schreiben; Diejenigen, für welche Gelder anlangen, er- halten dieselbe» nicht; mau errichht eine Casse für die Deportirten, die keine« ihrer Gläubiger mehr als 25 Fr«, wöchentlich auszahlt, ohne Rückficht auf seine Bedürfnisse. Alle diese Bestimmungen wurden unmittelbar nach dem Besuch diese« Herren Ribour angeschlagen. Und doch ist da« noch nicht« im Berzleich zu dem, w»S un« erwartet. Sobald diese Reglement« angeschlagen sind,»erden die Wächter anmaßend, entwickeln sie eine stupide Unverschämtheit; sie«erden für dieselbe durch Besör- derung im Rang belohnt. Diejenigen, welche bei dem ersten Ren- neu nach Treffe« leer»»«gingen, verdoppeln ihren Eifer, um fie zu erlangen. Sie fangen nicht blo« an zu provoziren, fie werden zu Mördern. Der Aufseher(Ehiourme) Bär oder Barre schießt am hellen Mittag nach scharfem Zielen auf den Deportirten C., in de« Letzteren eigenem Hause, nur durch eine rasche Wendung entging C. dem Tode, aber sein rechter Arm ward von der Kugel durchbohrt. Dieser Deportirte hatte da« Berbrechen begangen, beim Suchen von Holz, da« er zum Kochen seines Effen« brauchte, über die angewiesene Grenze hinausgegangen zu sein. Diese« Bei- spiel bleibt nicht ohue Nacheiserung die Wächter werden eifer- süchtig auf einander der Chef der 3. Gruppe(Carrö ist sein Name) will ebeusall« die Deportirten«in den Rachen schießen «eil sie nicht rasch genug seinem Befehl gehorchen. Dies Mal verhindern ihn die Deportirten daran, indem sie ihn entwaffnen, jedoch ohne ihm ein Leid zuzufügen. Ein Andrer, Raoux, ab- fynthbeuebelt, schießt, ohne zu treffen, auf einen Deportirten, der vor ihm floh, um Stägigem Gefängniß zu entgehen; e« war näm- lich nach dem Kanonenschuß Abend« 7 Uhr. Du siehst, durch welche strafbaren Mittel man unS zur Empörung aufjureizen facht diese« System sollte bald noch complicirter«erden. Ribour reist ab oder stellt sich, als sei er abgereist, er suspen dirt La Richer« und gibt das Gouvernement interimistisch an Alleyron, um sich selber einige Tage, als sei er abgereist, zu ver- bergen und dann plötzlich zurückzukomme», um sich zu vergewiffern, ob seine Befehle ausgeführt worden sind. Du wirst wissen, daß dieser Alleyron derselbe ist, der sich durch seine Heldenthaten bei den Hinrichtungen im Luxembourg   und in der Kaserne Lobau, und bei der Ermordung des SohneS des Baron« Larrey berühmt ge macht hat. Unmittelbar nach der Abreise Ribour's zeigen 21 Ka- nonenschüffe an, daß Alleyron'« Herrschast beginnt. Mit ihm haben wir also in Zukunft zu rechne». Cr ernennt zu seiner Unterstützung eine seiner Creaturen: Gaillard, eiuen Jnfanteriehauptmann, dem ein Leutnant seines Corps beigegeben ist, zum Territorial-BefehlS Haber. Diese Offiziere haben die Belagerung von Pari« mitge macht, daS sagt AlleS. Wir müssen es nnn Tag für Tag mit ansehen, wie sie in unser Lager kommen, um unS zu provociren, uns direkt zu beleidigen, ihre Pferde zu tummeln und die eifrigsten Aufseher zu belobigen. Diese Herren stellen sich mit Vorliebe dann in unserm Lager ein, wenn reichlicher Genuß von Absynth   und andern Getränken ihr Gehirn zum Sieden gebracht hat. Sic wollen sich todtlacheu, sie fließen über von Heiterkeit und Ironie, inmitten de» Elend», das sie noch iusultiren. In diesem Zustande verhängen sie innerhalb 14 Tagen 6070 Tage Gefängniß über die Deportirten wegen jeder Kleinigkeit. Wer ihnen begegnet, mag auf seiner Huth sein! Eine« Tage« stellt fich dieser Gaillard vor 3 oder 4 Depor tirte hin, die, am Strande de« Meere  « liegend, über ihr Schicksal nachdenken mochten, und redet sie an:Was treibt ihr da?" Nicht«, wir liegen im Schatten.  Was, ihr schämt euch nicht, müßig zu gehen? Ihr arbeitet also nicht?" Wir haben weder Arbeit noch Werkzeuge, mein Herr!So steht auf und geht auseinander, ihr wißt, daß die Zusammenrottungen verboten sind. Ihr wollt nicht arbeiten; man wird euch bald den Kopf zurecht rücken, indem man euch nichts mehr zu st.... gibt, ihr Faullenzer.' Aber un« wäre ja nicht» lieber, als wenn man un» Arbeit Seben wollte!Wie heiße» Sie?" Mein Name ist X.Ihre inmmer?" 00. Am nächsten Morgen, beim Rapport, stellte sich heran«, daß diesem Deportirten L Tage Gefängniß wegen Insulten gegen den Territorial-Befehlshaber, und wegen Nichtau»- führung seiner Befehle«eitere 8 Tage zudiktirt waren. Summa 16. Von da geht Gaillard weiter und bleibt vor einer Hütte stehen; e« ist die F'S... er tritt ein und steht Schuhwerk in der Hütte aufgehäugt.Sind Sie Schuhmacher?" stagt er F.Nein, mein Herr!"Was machen Sie dann?"Ich bin Schrift steller."Wo ist Ihre Conzesston?"Vor und hinter Ihnen." Er geht weg. Am nächsten Tage bekommt F. 8 Tage Gefängniß wegen frechen Betragen« gegen den Commandanten und deswegen, well er mit vollem Munde mit demselben gesprochen habe.(Der volle Mnnd rührte daher, daß F. von G. beim Rauchen seiner Pfeife betroffen worden war.) Der Rapport fügte hinzu:Dieser Deportirte wird in'« Lager zurückkehren, sobald er feine Strafe verbüßt hat; seine Conzesston ist ihm entzogen, und wenn er sich einfallen ließe, nach dieser Warnung trotz der Co»- zesstonaentziehung in sein Hau» zurückzukehren, so würde dasselbe verbrannt werden." F. steifte fich auf sein gute« Recht, aber veraeben«. Kaum an« dem Gefängniß entlassen, kehrte er in dasselbe zurück, und die immer wiederholten 3 Tage haben sich bereit« zu 2 Monaten hinaufsummirt.(Ich glaube, er ist noch in Haft.) Ich könnte Dir derartige Thatsachen zu Tausenden anführe», «ine so absurd wie die andre, doch da« würde einen ganzen Band geben. Die zwei eben angeführten können recht gut als Probe dienen. Während dieser Zeit arbeitet Alleyro» einen Erlaß au«, der den Zweck hat, denjenigen Deportirten, welche nicht ohne Ent< gelt arbeiten wollen, die Lebensmittel zu entziehen. Alsbald wird ein Plakat angeschlagen mit dem Titel:Bekanntmachung des Minister« der Marine und Colonien  ", worin gesagt ist:Da der Ge- setzzeber nicht die Absicht gehabt hat, dadurch, daß er die Depor- tirten nicht zur Arbeit anhält, der Trägheit Vorschub zu leisten und sie zu sanctioniren, da im Gegentheil Niemand daS Recht hat, auf Kosten de» Staates zu leben, ohne zu arbeiten, schulden die Deportirten der Avministration einen halben Tag Arbeit als Gegen- werth ihrer Ration an Fleisch, Zucker und Kaffee" u. s. w. ES ist ferner darin erklärt, daß Jeder, welcher sich diesen Bestim- münzen nicht unterwerfen sollte, nur die alleruncntbehrlichsten O-l und 60 Gramm Reis oder Gemüse. ES versteht sich von selbst, daß nicht ein Deportirter diese ebenso ehrlosen al« demüthi- genden Maßregeln als berechtigt anerkannte. Man glaubte anfänglich an einen Einschüchterungsversuch, fest überzeugt, daß Niemand die Verantwortung für einen niedrigen und verächtlichen Act werde übernehmen wollen. Wir täuschten unS: 8 oder 14 Tage vergehe» und schon wird eine List- von 49 Deportirten, darunter 4 Frauen, angeschlazeu, denen man die Lebensmittel entzieht. Diese Liste fügte den Namen von Frau L. und M. C. hinzu:da diese Frauen, deren Lebensweise und deren Sitte« zu wünschen übrig lassen u. s. w." Dazu muß bemerkt werden, daß Frau L. legitim verheirathet und daß ihre Lebens­weise tadello« ist, während die von M. C. nicht blo« tadellos, sondern lobenSwerth genannt«erden muß. Unter den Männern, welche diese Verfügung betraf, befand sich einer von 62 Jahren. So begann die GesetzcSv erletzung durch einen flagranten Versuch, un« durch Hunger an'« Leben zu gehen, in de« Augenblick, wo der neue Gouverneur, Herr v. Pritzbuer, in Neu-Caledonien ein- trifft.(Schluß folgt.) Politische Uebersicht. Gegen den Zengnißzwang wurden in jüngster Zeit vom Iournalistentag und vom Juristentag Beschlüsse gefaßt. Die preußische Regierung hat mit der Antwort nicht lauge gesäumt und auch Herrn Sonuemann in der famosen ZeugenzwangSan- gelegenheit einstecken lassen. Darob Entrüstung inliberale»" Kreisen. Weshalb denn, ihr liberalen Leutchen? Ist die preußische Regierung je ander« gewesen, und hat euch da« bisher gehindert, vor ihr auf dem Bauche zu liegen? Und soll etwa die preußische Regieruug Respekt haben vor de« servilen, speichelleckerischen, Mantel nach dem Wind drehenden Volk, daS einige ver- schwindende Ausnahmen abgerechnet unsere Journalisten- und Juristentag« bildet? ES wird auch diesen Fußtritt einstecken und nur mit um so größerer Wollust kriechen. Wie'« in der Moltke'schen Schule hergeht. Au« CaulSdorf wird derDeutscheu Börsen- und HandelSzeitung" geschrieben: Unser Dorf ist seit Montag den 23. d. M., Mittags 12 Uhr in eine furchtbare Aufregung versetzt worden. Gegen 10 Uhr früh am genannten Tage erhielten wir Einquartierung von dem aus dem Durchmarsch begriffenen 20. Regiment und zwar von der 8. und einem Theil der 6. Compagnic desselben. Diese führten vier Gefaugene mit sich, von denen zwei wegen versuchter Desertion und zwei wegen Angetrunkenheit in da« Spritzenhaus geführt und eingeschlossen wurden. Die Compagnie selbst mußte, weil Deser- tion in derselben vorgekommen, Strafexercitien machen. Unauf- klärlich ist bisher, ob in Folge der Unzufriedenheit der Soldaten hierüber oder in Folge eine« Befehls von einem sehr strengen Vorgesetzten am Mittage um 12 Uhr, al« die Gefangenen ihr Essen erhalten sollten, sieben Soldaten in da« Spritzen- hau« kamen und die bedauernswerthen Kameraden dort jämmerlich durchprügelten, so daß deren Hilfcgeschrei das ganze Dorf allarmirte. Gegen 3 Uhr Mittag« ertönte aus dem Spritzenhause ein Schuß und gleich darauf ei» laute« Hilferufen. Da« Spritz-nhau« war fest verschlossen, keine Wache vor demselben ausgestellt und die Dorfbewohner fürchteten, trotz der Hilfe­rufe hier eigenmächtig zu handeln. Gegen 4 Uhr erschien endlich der Herr Lieutenant Brandenburg und ließ das Spritzen­haus öffnen, da bot sich denn ein schrecklicher Anblick dar. Der wegen Trunkenheit inhaftirt gewesene Soldat Kinne au« Ber- lin, derdie Stütze seiner alten in der Weberstraße wohn- haften Mutter gewesen, lag mit zerschmetterter Kinn- lade todt am Boden. Er hat sein Gewehr mit einem Stein geladen und sich in den Mund geschossen. Seine drei Mit arrestanten wollen zur Zeit der That geschlafen haben und erst durch den Schuß erwacht sein." Natürlich wird die Sache untersucht werden mit demselben Erfolg, wie in Sachen derMarschopfer" untersucht wird, deren Zahl sich in diesem Sommer auf etliche Hundert(wir rechnen nur die vomHitzschlag Getödteten oder schwer Ge� troffencn) beläuft. Zur RohheitSstatistik. Wie weit die Brutalität unserer Arbeitzeber geht, darüber berichten unS die Genossen in Mühl heim a. d. Ruhr folgende«:Die hiesige Gewerkschaft der Schuh macher war den Arbeitgebern längst ein Greuel und man scheute sich vor keinem Mittel, dieselbe zu vernichten. Man hetzte die Genossen, welche nicht znr G-werffchast gehörten, auf die G-werk schaftS-Mitglieder, und al« dies Alle» nicht« fruchtete, griff man zur empörendsten Gewaltthätigkeit. Herr Westhof maßregelte S unserer Genossen und der sechste, da« Mitglied Fritz Meier mußte den Sündenbock für Alle« abgeben. Er sollte aussagen, wa« er nicht wußte, und da er sich hierzu nicht verstand, prügelte der Herr Fabrikant(Mercr ist am ganzen Körper gebrech lich*) derart drauflo«, daß Meier in seinen Werkstatt- kl eidern flüchten mußte. Herr Westhof aber behielt die Sachen des Geschlagenen für einen kleinen Schuldbetrag inne. Ein Prozeß wird angestrengt." Da hätten wir denn wieder eine Blüthe der Bildung unserer Herren Arbeitgeber. Hr. Harkort möge sich daran erbauen! Böttcher, Böttcher, bum, bum, bumt in seiner N.-L.-C."(Nationalliberalen Correspondenz) von der bevorstehen� den Wahl in Stuttgart  ,für welche die Sozialdemokratie schon jetzt eifrige Vorbereitungen trifft, weil sie in Anbetracht de» offen- kundigen Rückgang» ihrer Sache(Leipzig  , Lauenburg  , Hannover  , Crimmitschau  ) ganz besonder« da« Bcdürfniß fühlt von sich reden zu machen", und erhebt sich schließlich zu folgender Reptilien leistung: Von besonder« Interesse in dem sozialdemokratischen Aufrufe ist übrigens die dringende Bitte um pecuniäre Unterstützung zur Wahlagitation und da» Geständniß, daß man dennicht«nbe> deutenden Verbindlichkeiten, welche durch die letzte Wahl im Jahre 1374 erwuchsen, bis heute kaum habe nachkommen können" Eine unerkünstclte und ungezwungene Wahl pflegt sonst nicht so viel Geld zu kosten. Es ist aber eine Thatsache, daß die sozial- demokratischen Agitatoren zu jeder Wahl ganz bedeutende Kapita- lien durch Beiträge der opferwilligen Arbeiter zusammenbringen und eigeneWahlfondS" errichte»; die Einnahmeo, die oft eine sehr ansehnliche Höhe erreichen, werden auch in de« offizielle» Parteiblättern gewissenhaft gebucht; von einem genau spezifizirten Nachweise der Verwendung derWahlfond«" ist uns bisher nichts *) War denn kein nicht-gebrechlicher" Arbeiter zugegen, der diesen Tulturkämpfer mit gleicher Münze bezahlen konnte? R. d. B. bekannt geworden. Die Sozialdemokcatie, die imm:r von d.r Fälschung der öffentlichen Meinung und der Corruption des Volks- willens den Mund voll nimmt, sollte sich doch einmal über da» V-rhaltniß derWahlfondS" znr Freiheit und Unbestechlichkeit de« stimmenden Volkes aussprechen." LiebeS Reptilchen, Dil weißt wohl nicht, daß Wahlaufrufe, Eisenbahnfarten, Versammlungslokale Geld kosten? Ja, wenn mau eine himmlische Vorsehung hat, die derlei Dinge a«Z dem große» Topfe bezahlt, dann ist solche Uukeantniß irdischer Diuze allerdings erklärlich. UebrizenS, liebeS Reptilchen, so»iel sei Dir im Vertrauen gesagt, die theuerste sozialoemokratische Wahl kostet zehnmal so wenig al» die billigste natioaalliberale, und wa« die Abrechnung angeht, jeaun, liebe» Reptilchea, so mußt Da Dein NäSleiu in die betreffenden R-chuunzea stecken, die sämmtlich zu passender Zeit veröffentlicht wordeu sind oder veröffentlicht«erden. Lauzfinzer werden bei un« nicht geduldet, große Spitzbuben so wenig al« kleine. Willst Du Spitzbuben sehen, große und kleine, Hallunken,die mit de« Aermel da« Zuchthaus gestreift haben", ei, liebes Reptilchen, dauu schau Dich unter Deinen Partei- genossen und Freunden um, da findest Du derlei Bieder- männer in Hülle und Fülle. Du hast doch die famosea KreuzzeitungSartikel gelesen? Die Artikel derDeutsche  » Eisen- bahnzeitullg"? Den Bericht der königlichen Untersuchuuzskom- Mission? u. s. w. Du hast sie Nicht gelesen? Dann setz' Dich gleich auf die Hosen, liebeS Reptilchea, und Du wirst massenhaften Stoff bekommen zu eiuem Artikel über ungehängte Spitzbuben. Und vonFälschung der öffentlichen Meinung", vonCorruption de« BolkSwillenS" sprichst Du, liebe« Reptilchea ei Du kleiner Schäker, da» hast Du wohl jenen gefühlvolle» Dämlein abgelernt, die mit schwärmerischem Eifer vou der Tugend sprechen im Bordell? In Italien   hat sich eine sozialistische Gesellschaft: I figli del lavoro  , Die Söhne der Arbeit gebildet. Auf Wunsch unserer italienischen Freunde veröffentlichen wir nachstehend da» Programm, die Statuten und da» Reglement: In Erwägung, daß trotz gewisser Erscheinungen und trotz der unerwarteten uod beleidigenden Rückkehr einiger Mächte der Ber- gangenheit(unter andern des CleruS und des Militarismus), die von allen Intelligenten und fortschrittlich Gesinnten in Europa  verurtheilt sind, der wahre Kampf des 19. Jahrhundert« ein öko- nomischer Kampf ist Zwischen den Anhängern des Privilegium», des Elends und der Unwissenheit auf der einen Seite, und den Anhängern der politischen, bürgerlichen und sozialen Gleichheit aller menschlichen Wesen auf der anderen Seite. Ja Erwägung, daß unser Italien  , Dank der egoistischen Politik unserer Bourgeoisie aller Farben und DankderUnwissenheit seine« Vsl- keS, hinter allen Nationen Europa  » in ökonomischer Entwicklung zurückgeblieben ist. In Erwägung, daß e» nothweudig ist für die italienischen Pro- letarier, wenn sie nicht die Strafe eines unrettbaren Verfall» tref- fen soll, zu handeln, und zwar offenkundig zu handeln; jedoch ohne sich zum Instrumente irgend einer Partei, irgend einer Sek'e zu machen, ohne sich in fruchtlose Aufstände oder Verschwörungen zu stürzen, bei welchen nur die Regierenden gewinnen; ohne sich in» Schlepptau nehmen zu lassen von den liberalen Monarchisten oder Republikanern, welche in den fünfzehn Jahren, seit denen sie an der Leitung der Geschäfte in Italien   Theil nehmen, nicht« Ernst- licheS für das Volk gethan haben. In Erwägung, daß eS nothwendig ist, offenkundig mit Allem zu brechen, wa« sich nur im Geringsten den geheimen Gesellschaften nähert, und der Welt die Existenz einer arbeitenden Demokratie in Italien   zu zeigen, die begierig ist nach Belehrung, Freiheit und sozialer Gerechtigkeit. In Erwägung, daß die italienischen Proletarier, weil sie sich von der europäischen   Arbeiterbewegung fernhalten, weil sie in ihren Unternehmungen und Vereinigungen den eigennützigen Rath der engherzigen, ränkesüchtigen Bourgeoisie befolgten, nun von einem Lohn leben müssen, welcher nur um ein Wenige« die Hälfte de« Lohne  » ihrer Brüder in Frankreich  , Deutschland  , England, der Schweiz  , Belgien   und Spanien   übersteigt deßhalb war es noth- wendig, daß sich eine Gesellschaft zur Verbreitung demokratischer Grundsätze und zu gegenseitiger Belehrung bildete, welche den Titel angenommen hat: Söhne der Arbeit. Statut. Z 1, Die Gesellschaft besteht au« allen Denjenigen, welche, nachdem sie vorstehende» Programm angenommen haben, in dieselbe aufge- nomme» zu werden verlangen. ß 2. Frauen werden mit denselben Rechten aufgenommen wie Männer. § 3. Die Mitglieder verpflichten sich zu einem Beitrag von 25 Cent.(2 Groschen) monatlich, um die Geschäftsauslagen und sonstigen Bedürfnisse der Gesellschaft zu bestreiten. ß 4. Ausgeschlossen sind au« der Gesellschaft alle Müßig- gänger, welcher Kategorie sie angehören, mit Ausnahme Derer, welche arbeitsunfähig sind. § 5, Die Gesellschaft weist aus das Nachdrücklichste Ehren- Mitglieder zurück; alle Glieder der Gesellschaft sind gleich in Rech- ten und Pflichten, und verpflichten sich zur Ausübung von Auf- richtigkeit und Gerechtigkeit gegen alle Menschen. K 6. Die Aufnahme wird vorläufig von dem Vorstand auS- gesprochen, wird aber erst endgültig, nachdem sie mit einer Mehr- heit von zwei Dritttheilen der Stimmen gebilligt worden ist. § 7. Die Ausstoßung wird durch Stimmenmehrheit au»- gesprochen. Reglement. § 1. Die materiellen Interessen der Gesellschaft werden ver- waltet von einem Vorstand, bestehend auS einem Sekretär der inneren Angelegenheiten, aus einem correspondirenden Sekretär, einem Kasstrcr und zwei Beiständen. § 2. Bei jeder Sitzung wird ein Präsident gewählt zur Ans- rechterhaltung der Ordnung bei den Besprechungen. Z 3. Der Vorstand wird alle 3 Monate durch Stimmen- Mehrheit erwählt. 8 4. Die Versammlungen finden wenigstens 4 Mal im Mo- nat statt, sie sind beschlußfähig, wenn sich der größere Theil der eingeschriebenen Mitglieder eingefunden hat. 8 5. Auf Wunsch können auch Personen zugelassen werden die»'cht Mitglieder der Gesellschaft sind. Man schreibt un« aus Apolda  :Nächsten Freitag, den 3. September, Vormittags 10 Uhr, verläßt Parteigenosse Fr. Leufchke das Gefängniß zu Naumburg   a. d. S. nach 1'/, jähriger Haft; er wurde verurtheilt in Cölleda   wegenMajestätsbeleidigung"! Wir heißen denselben in unserer Mitte herzlich willkommen! DaS Apoldaer   Agitations-Comitä." Ein Willkommen auch unsererseits!