ftagten mußten von der Anklage auf Hochverrath(„Verschwörung gegen den Staat") freigesprochen werden; da aber der See seine Opfer wollte, wurden Mehrere„der heimlichen Aufbewahrung und Fabrikation von Waffen" schuldig befanden und zu Gefängniß- strafen von 2— 8 Monaten, und Einer„wegen schweren Dieb- stahl»" zu einem Jahr Zwangsarbeit verurtheilt. Der„schwere Diebstahl" ist eine Elstndung des Herrn Staatsanwalts. Die zu Gefängniß Verurtheilten wurden, da die Strafe als durch die Untersuchungshaft verbüßt angenommen ward, sofort in Freiheit gesetzt; so daß also bloS jener„schwere"„Verbrecher" noch in Haft ist. In Ermangelung näherer Nachrichten— eS liegt bloß eine telegraphische Mittheilung vor— halten wir mit unserem Urtheil zurück. Nur so viel steht bereits fest, daß die GefellschaftS- retter wieder einmal eine schmachvolle Rolle gespielt haben. Z ausgeführt wird, Menschenleben aufS Spiel gesetzt werden, was kümmert d»S diese Herren? Wir ersuchen daher dringend jeden SchiffSzimmermana, auf diese unsere Aufforderung das größte Gewicht zu legen. Für den Borstand des Allgemeinen deutschen SchiffSzimmerervereinS: H. Groß. — In Mainz hat BloS am 1. d. MtS. eine vierwöchent liche Gefängnißstrafe angetreten, die ihm wegen eines angeblichen Vergehens gegen§ 130, das er als Redakteur des„Frankfurter BolkSfreund" verübt haben soll, zuerkannt wurde. Ist kein Plimsoll da? England hat seinen„Matrosenfrennd", der vor Kurzem Deutsch - land besuchte— eS ist zu bedauern, daß Samuel Plimsoll , Par- lamentS-Mitglied für Derby, nicht seinen Wohnsitz für einige Zeit in Deutschland nehmen kann. Läßt etwa in Deutschland jeder Rheder seine nicht mehr see- tüchtigen Schiffe freiwillig abbrechen? Gehen nicht solche Schiffe, ebenso wie in England, aus einer Hand in die andere? Es fragt sich sehr, ob es in Deutschland mit dem SchiffsahrtSwesen in dieser Beziehung auch nur um ein Haar breit besser ist! „Die Menschlichkeit erheischt, daß verfaulte Schiffe abgebrochen oder ausgebeffert werden", heißt es in dem Protest Plimsoll'S. Ja, die Menschlichkeit erheischt es, daß man versaulte Schiff- der- art ausbeffert, daß sie wieder seetüchtig werden, aber leider gehören solche Reparaturen bei verfaulten Schiffen auch hier in Deutsch- land mehr zu den Ausnahmefällen. Auch hier in Deutschland würde ein solches Gefetz, wie es Plimsoll in England einzuführen beabsichtigt, welches das Auslaufen verfaulter Schiffe hindern soll, wahrhaftig Nutzen bringen. Auch hier in Deutschland giebt eS zahlreiche Rheder, welche nie ein neues Schiff bauen, noch ein solches kaufen, sondern nur alte Schiffe, die noch eben über Wasser schwimmen, ankaufen, sie uothdürstig ausbessern lassen und dann zur See schicken. Natürlich ist ein solches Schiff immer so gut versichert, daß, wenn es zu Grunde geht, der Rheder dabei keinen Schaden leidet. 3», Thatsache ist eS, daß es Rheder hier in Deutschland giebt, die recht gut wissen, daß ihre Schiffe durch und durch verfault sind, und vorgekommen ist es, daß, wenn ein solches Schiff aufs Land gezogen wurde, um kalfatert und nothdürftig ausgebessert zu werden, daß man— gelinde gesagt—„künstliche" Arbeiten vor- vehmen ließ, um dadurch die verfaulten Stellen am Schiffe zu verbergen; die großen Reparaturen aber, welche mitunter höchst nothwendig wären, unterbleiben in solchen Fällen; natürlich liebt ein solcher Rheder nicht, ordentliche Reparaturen auS seiner Tasche Zu bestreiten. Ganz etwas Anderes ist eS, wenn Schiffe durch Havarie Schaden erleiden, und dann auf Kosten der Assecnranz reparirt werden, dann sind gerade die angeführten Rheder am Platze, um möglichst alles machen zu lassen, dann kann die Ar- beit gar nicht gut genug werden— natürlich läßt sich auf Kosten der Assecuranz ganz gut repariren. Vorgefallen ist es aber schon bei Reparaturen, deren Kosten auS der Tasche deS Rheders bc- stritten werden mußten, daß man da, wo die EinHölzer durch und durch verfault waren und man verpflichtet gewesen wäre, dieselben ganz und gar herauszureißen, um neue gesunde wieder dafür ein- Zusetzen, lieber kleine Stücke von Mauersteingröße in die Hölzer zwischen den Planken hineinflickte, um dem Holze den Schein �u geben, als wäre alles im besten Zustande. Ja, eS gab Fälle, m denen, am solche künstliche Arbeiten vor den Augen der Bcsichtiger Zu verbergen, Stellagen gebaut wurden, welche zu betreten die Be- sichtiger sich nicht getrauten, indem sie fürchten maßten, das Ge- nick darauf zu brechen. Dadurch blieben dann solche„künstliche" Arbeiten vor den Augen der Besichtiger verborgen. Für diese hier angeführten Thatsachen fehlt eS nicht an Belegen; sie dienen leider dazu, unser deutsches SchiffsahrtSwesen in dasselbe Licht zu stellen, wie daS englische, welches Plimsoll kennzeichnete. In England hat man nun vorläufig bis zur nächsten Session ein Nothgesetz eingeführt, welches die seeuntüchtigen Schiffe hindern soll, aus dem Hafen zu gehen, damit nicht arme unwissende See- leute dem elendesten Tode Preis gegeben werden. Hier in Deutsch - land hat man bis zur Stunde noch nicht daran gedacht, irgendwo auf das Schifffahrtswesen, wie es Plimsoll in England gethan, einzugehen, und eS wird auch wohl noch gar nicht daran zu den- ken sein, daß in der nächsten Zeit irgendwo etwas geschehen wird, wenn nicht von unteaherauf der Druck der Arbeiter dazu Ver- anlassung geben wird. ES müssen daher zunächst als Fachkenner wir sämmtlichen SchiffSzimmerleute Deutschlands dafür eintreten, indem wohl Keiner Zu bestreiten wagt(möge er heißen wie er will, möge er von noch so„hoher" Geburt sein), daß die SchiffSzimmerleute die geeignetsten Personen sind, obige Angelegenheiten zu beurtheilen, indem ja jedes Schiff durch die Hände der Schiffszimmerer gehen muß. Daher sind wir im Staude, über jedes Schiff ein richtiges Urtheil in fällen; und in Folge dessen ist es unsere höchste Pflicht, strenge darauf zu achten, wenn ein Schiff in Arbeit ist, sei eS bei einem Neubau oder bei einer alten Reparatur, und die Arbeit nicht der- gestalt ausgeführt ist, wie es die Vorschrift erheischt, daß wir alle derartige Fälle uotiren, sowie den Namen deS Schiffes, des Rhe- ders und des KapitainS, ferner den Ort, wo und in welcher Zeit das betreffende Schiff gebaut ist, und alles dieses alsdann dem Vorstände berichten. Derselbe wird dann die Sache näher unter- suchen und der Oeffenllichkeit übergeben. Besonders ist es noth- wendig, in den Versammlungen zu betonen, daß unsrerseits alle Schiffsarbeiten und namentlich das Kalfatern, gewissenhast auSge- sührt werden. Wird aber Besehl ertheilt, wie eS häufig vorkommt, daß, anstatt zu kalfatern, das Pech und der Theerquast die Haupt- rolle spielen, trotzdem dann die Näthe total wergloS sind, so ist rS nothwendig, daß solche Fälle ebenfalls veröffentlicht werden. Dann wird eS sich herausstellen, ob der Rheder damit einver- standen war, daß das Kalfatern bei seinem Schiffe auf eine so Ungenügende Weise ausgeführt wurde, oder ob er sein Schiff ordent- lich seetüchtig gemacht haben wollte und der B fehl zum Abschmieren von Seiten deS Meisters nur deshalb erlassen ist, um die in Akkord übernommene Arbeit möglichst rasch fertig zu bringen, was Uatürlich dem gelddurstigen Meister sehr zu statten kommt. Ob vadurch, daß eine Arbeit, wie das Kalfatern, nicht gewissenhaft Gewerksgenossenschaftliches. Gewerksgenossenschzft der Manufaktur-, Fabrik- und Hand- arbeiter beiderlei Geschlechts(Sitz Weimar ). Hrimmitscha«. Um die Generalversammlung möglichst für die Agitation auszunützen, werden diejenigen Delegirten, welchen e« möglich ist, in Städten, welche sie auf der Rückreise berühren, Arbeiteroersammlungen abzuhalten, ersucht, dieses Unterzeichnetem zu melden, desgleichen werden alle Vertrauensmänner, GewerkS- und Fachgenossen, welche Referenten zur Abhaltung von Versamm- lungen haben wollen, ersucht, Unterzeichneten davon in Kenntniß zu setzen. Zweck dieser Versammlungen soll sein, Protest zu er- heben gegen den Entwurf eines Gesetzes über die gegenseitigen HülfSkaffen.(siehe„Volksstaat" Nr. 37 und 38 vom 2. bis 4. April c.) Für die Verwaltung: C. Poser, Peterstraße 537 0.0. Allgemeiner Tischler -(Schreiner-) Berein. Hllerki«. Der Strike in Osnabrück ist(wie in voriger Nr. schon mitgetheilt) immer noch nicht beendet, und werden deshalb alle Collegen dringend ersucht, dies soviel wie möglich bekannt zu machen und den Zuzug von Osnabrück fernzuhalten. Die Agenten der dortigen Arbeitgeber suchen von überall her Gesellen durch das Versprechen hoher Löhne nach Osnabrück zu locken, und ist ihnen dies zum Theil sogar in Berlin gelungen; deshalb ist es dringend nothwendig, soviel wie möglich zu ver- breiten, daß der Strike noch hartnäckig fortdauert, damit die Col- legen siegreich auS dem Kampfe hervorgehen. Wollen die Arbeitgeber wirklich hohe Löhne zahlen, so mögen sie doch zunächst bei Denjenigen den Anfang machen, deren Kräfte sie in ihrem Interesse jahrelang ausgenützt haben, und die mit Frau und Kind an den Ort gebunden sind. W. Schmitz, Vorsitzender. Allgemeiner deutscher Schciderverein. -Leipzig , 5. September. In Nr. 99 und 102 des„Volks- staat" ist unter obiger Rabrik irrthümlich gesagt worden, sämmt- liche Arbeiter deS E. Berthold'fchen Geschäfts hätten die Ar- beit eingestellt, eS soll heißen: sämmtliche Stückarbeiter in der Werkstatt haben die Arbeit eingestellt.(Herr E. Berthold selbst behauptet in einer Zuschrift an uns, es hätte„nur ein kleiner Theil ungenügsamer Arbeiter" in seinem Geschäft mit Arbeitsein- stellung gedroht. R. d. V.) Kamburg, 29. August. Collegen! Lange Zeit hindurch waren wir, weil unorganistrt, allen Zumuthungen unserer Arbeitgeber schutzlos unterworfen, sodaß wir thatsächlich alles Dasjenige ruhig hinnehmen mußten, waS nnS überhaupt von denselben geboten wurde. Und wir haben gewiß während dieser Zeit bittere Er- fahrungen gemacht, Erfahrungen, welche uns die Belehrung geben sollten, daß eine Vereinigung in gewerkschaftlicher Beziehung zur unumgänglichen Nothwendigkeit geworden ist, seitdem sich Kapital und Arbeit in schroffer Haltung gegenüberstehen.— Von dieser Erkenntniß durchdrungen, begründeten denn auch eine Anzahl hiesiger Collegen, am 22. Juli dieses Jahres eine lokale Organi- sation unseres GewerkS, die sich alSoann auch, trotzdem die Schnei- der Hamburgs durch frühere Vorkommnisse sozusagen„kopfscheu" geworden sind, eines guten Zuwachses zu erfreuen hatte. Allein, da wir der Ueberzeugung sind, daß ein isolirter Lokalverein durch- auS keine große Bedeutung hat, sondern daß vielmehr der Ar- beiterstand nur durch die größtmöglichste Centralisation etwas zu erreichen vermag, so begrüßten wir mit Freuden die Vereinigung sämmtlicher Schneider Deutschlands zu einer gemeinsamen centra- listischen Organisaiton, welche auf dem Congreß zu Leipzig ge- schaffen wurde und zögerten wir keinen Augenblick, eine außeror- dentliche Generalversammlung unseres Lokalvereins abzuhalten, um uns über den Anschluß an den Allgemeinen deutschen Schneider- verein zu besprechen.— Diesbezüglich diene nun den Collegen zur Notiz, daß in besagter Generalversammlung, welche am 26. August stattfand, der Beschluß gefaßt worden ist, dem Allgemeinen deutschen Schneidewerein beizutreten. Auch sind 120,00 Rk. der Central- Verwaltung des genannten Vereins zur Agitation überwiesen worden. Es werden demnach alle Mitglieder des Lokalvereins ersucht, gegen Vorzeigung der Mitgliedskarte das neue Mitgliedsbuch in Empfang zu nehmen und thatkrästig für den Allgemeinen deutschen Schnei- derverein zu wirken.— Agitiren wir nun fortan unverzagt weiter und weiter, bis wir die Mehrzahl der Schneider Hamburgs dem Allgemeinen deutschen Schneiderverein zugeführt haben, und lassen wir uns es nicht verdrießen, wenn sich uuS hier oder dort Hin- dernisse in den Weg stellen. Mit Gruß und Handschlag I. Voß. Alle Zuschriften:c. sc. sind zu richten an I. Boß, kleine Raboisen 92, 1. Etage, bei Herrn Reich, Hamburg . Berein der Sattler und Berufsgenosse«. Altona . Allen Collegen Deutschland» zur Nachricht, daß sich hier am 13. August infolge Beschlüsse» einer gemeinschaftlichen Vir- sammlung Hamburg -Altouaer Collegen eine Mitgliedschaft kon- stituirt hat.— Vereinslokal sowie ArbeitSnachweisungS-Bureau befinden sich bei Herrn Dietzel, kl. Freiheit Nr. 26.— Arbeitsvermittlung findet jeden Abend von 3—9 Uhr statt. Vertrauensmann Th. Berweger, Parallelstraße Nr. 53, wo- selbst Reiseunterftützung ausbezahlt wird. Im Auftrage: W. Repe«. Gewerkschaft der Schuhmacher. Mainz , 4. September. Wir bringen hiermit zur Kenntniß, daß der Mittelrheinische Schuhmachertag wegen de» Arbeiterfestes in Offenbach (Lassalle'S TodeSfeier) nicht den 12., wie brieflich angegeben, sondern am 19. abgehalten wird. Aufruf folgt nach. Mühkheim a. d. Hinhr, 26. August. Unser nicht sehr zahl- reiches Häuflein hatte in letzter Zeit Kämpfe mit der Meisterschaft zu bestehen, auS welchen wir aber schließlich siegreich und neu ge- kräftigt hervorgingen. UnS stand zur Seite unser gutes Recht, den Meistern das hiesige KäSblättchen, die„Meisterintelligenz" und ihre Gehässigkeit. Nur einen Sieg haben die Meister zu sver- zeichnen, um den wir sie jedoch nicht beneiden. Weiter unten soll desselben Erwähnung geschehen.— Die offene Fehde brach auS in Folge einer Versammlung der Schuhmachergesellen, zu welcher seitens der Gewerkschaftsmitglieder auch sämmtliche Meister einge- laden waren, um flch gegenseitig über das hier bestehende Arbeits- Nachweisbureau zu verständigen. Die Versammlung schien guten Verlauf zu nehmen, als sich schließlich zwei Meister aufrafften und den Anwesenden mit dem Hinweis auf sozialistische Bestrebungen, communistische„Wühlereien" und allgemeines„Theilen" gruseln zu machen versuchten. UnS fiel dabei unwibkürlich der Stier ein, der beim Anblick eines rothen Lappens außer fich geräth. Die Ver- sammlung verlief resultatlos. Damit nicht genug, setzten sich die zwei Meister hin und grübelten und schwitzten, bis sie schließlich mit einem„Eingesandt" niederkamen, welches sie im hiesigen Käs- blättchen ablegten. Dieses Machwerk suchte unter den üblichen spießbürgerlichen Verdrehungen und Berläumdungen die Gewerk- schaff zu diScreditiren und die Meister zu einem festen Zusammen- halten und energischem Borgehen behufs Bertilgung der„sszialisti- scheu Filiale" zu veranlassen. Eine Annonce'forderte gleichzeitig die Meister und alle Gesellen, welche nicht zur„sozialistischen " Ge- werkschaft gehörten, also die„braven" Gesellen, zu einer Versamm- lung zum Zweck der Gründung eines Verein» auf. Die Verfamm- lung fand statt und der Verein wurde gegründet. Auf da? Ein- gesandt verfaßten wir sofort eine äußerst maßvoll gehaltene Ent- gegnung, indem wir eS sorgfältig vermieden, auf den gehässigen Ton der M-isterlein einzugehen. Dennoch konnte eS sich der Re- dacteur nicht versagen, unser Eingesandt nur gehörig verstümmelt zum Abdruck zu bringen. Jedenfalls hatte der gute Mann, der, nebenbei bemerkt, keine Zeile orthographisch schreiben kann, den famosen Styl der Meisterweisheit seiner eigenen Intelligenz ver- wandtschaftlicher gefunden. Trotz der Anmerkung der Redaction, daß weitere Einsendungen der beiden streitenden Theile im redak- tionellen Theile serner keine Aufnahme finden würden, sahen wir zu unserer stillen Freude nach der dazu erforderlichen Zeit von einigen Tagen eine erneute Stylprobe der Meister und zwar im redaktionellen Tyeile. Wir verzichteten auf den Federkrieg, um nicht wiederholt unser Produkt mit der Scheerenarbeit de? Käs- blättchens auf einem Bogen treulich zusammen zu sehen; war ja doch der Versuch, uns zu sprengen, vollständig gescheitert und stand unser Häuflein, durch Abreise einiger treuer Collegen zwar etwa» gemindert, fester denn je. Hingegen reduzirte sich der Meister- verein, der zuerst mit 40—50 Mitgliedern prangen konnte, bereit» auf 10—15, und dürfte wohl, bis dieses zur Kenntniß der Ge- noffen gelangt, der meisterliche Verein sein krampfhaftes, wenig rühmliches Kurzleben geschloffen haben. Wir werden ihn mit stiller Wehmuih zu Grabe geleiten. Einsehend, daß sie mit ihren Waffen, die sie auS den mittelalterlichen Rüstkammern herbeige- schleppt haben, nichts ausrichten konnten, gaben die Meister den geistigen Kampf auf uad verlegte sich der Hauptschreier derselben auf eine Taktik, die ihm geläufiger sein mag, deren Wirkung aber zuletzt ihn allein schädlich treffen wird. Einer unserer G:- nassen, der in der Werkstatt dieses Meisters arbeitete, wurde von Letzterem mit einem ausgerissenen Stuhlbein überfallen und der- artig mißhandelt, daß er einige Zeit arbettSunfähig und krank war. Ein blaues dickaufzelaufenes Auge, ein verletzter, halb gelähmter Arm und ein allgemein krankhafter Zustand waren die Folgen der meisterlichen Rohheit. Wir bemerken noch ausdrücklich, daß unser mißhandelte Genosse ein körperlich äußerst schwächlicher Mensch ist, der sein rechtes Bein in einer Maschine tragen muß. Mehrere Tage vorher hatte der Meister unausgesetzt versucht, unfern Ge- nassen unter den schönsten Versprechnngen der Gewerkschaft ab- wendig zu machen, jedoch vergebens. Vielleicht glaubte der Meister durch ein Mittel der Rohheit, weil er wahrscheinlich von fich auf andere schloß, besser zum Ziele zu gelaugen. Die Angelegenheit ist der Polizei angezeigt und wird diesetbe den Fall wohl der Staatsanwaltschaft zur weiteren Erledigung übergeben. Der Meister heißt W-sthoff.(I. Nr. 101 d.„V.".)— Neue wackere Collegen sind unterdessen hier zugereist, und können wir unfern Genoffen ver- sichern, daß wir auf der Wacht stehen und unsere Stellung be- haupten werden. Zinkan. Correspondenzen. Iwicka«. Sonntag, den 29. August fand in der„BolkShalle" eine Besprechung von Bergarbeitern, welcher auch eine An- zahl Hüttenarbeiter beiwohnten, statt. Die Besprechung hatte zum Zweck, sich darüber klar zu werden, wie es am ehesten möglich sei, eine Organisation zu schaffen, in welcher alle Bergarbeiter Sachsen », event. auch die Hüttenarbeiter eintreten könnten, um de» immer fühlbareren Druck des Kapitals(der Werksbesitzer), so- wie vor allem den reaktionäsren Bestimmungen des Kaappfchafts- KaflenwesenS entgegen zu treten, resp. fich davon zu befreien. E» waren 11 Werke und 6 Knappschaften durch ca. 30 Mann vertreten. Man war allgemein der Ansicht, daß, wenn eine Organisation von Dauer geschaffen werden solle, vor allem die Arbeiterpresse mehr verbreitet werden müsse. Der„Crimmitschauer Bürger- und Bauernfreund" soll als Lokalblatt für den Zwickauer Bezirk, die „Chemnitzer freie Presse" für Lagau u. l. f. eingebürgert werden, der„Volksstaat" und„Neue Sozialdemokrat" dagegen als Haupt- organe für die Bewegung dienen. Eine eigene Zeitung für die Bergarbeiter zu gründen, ist für jetzt eine U»möglichkeit, da hierzu große Opfer erforderlich sind, wozu eine Organisation gehört, die noch nicht vorhanden ist. Daß die genannten Blätter reichlichen Eingang finden werden, steht zu erwarten, indem bei C. Ebert (Volksbuchhandlung) in Wilkau eine Expedition für den oberen Bezirk eingerichtet wird. Es werden daselbst Correspondenzen, Annoncen sc., sowie Material über alle wichtigen Tage«- und Existenzfragen der arbeitenden Classe angeuominen nnd den ge- nannten Blättern übermittelt. Ferner hielt mau e» für zweckmäßig, daß an verschiedeneu Orten öfters Bezirksbesprechungen abzuhalten seien, um fich mit den Lokalinteressen immer mehr bekannt zu machen. Auch war man der Ansicht, daß eS nichts schaden könne, — so lange keine Organisation besieht— freiwillige Beiträge zur Agitation zu steuern. Man ging auch sofort auS Werk und ergab eine Sammlung 3 Mark 40 Pf. Ein Beschluß wurde niü>t gefaßt, jedoch der Wunsch ausgesprochen, daß diese» Beispiel Nach» ahmung finden möge; das freiwillig gesteuerte Geld soll alle Monate an eine bestimmte Person abgeführt werden und allvierteljährlich in der Presse Einnahme usrd Ausgabe veröffentlicht werden. Die Nachricht über die am 5. Septbr. in Dortmund stattfindende Eon- ferenz der Rheinische Westphälifchen Bergarbeiter wurde beifällig auf- genommen. E» wurde jedoch bedauert, daß der Tag der Couferenz nicht früher und nur iu der„Westphälischen Presse", welche erst seit dem 1. Juli d. I. erscheint, bekannt gemacht wurde. Man märe nicht abgeneigt gewesen, einen Delegirten nach Dortmund zu senden. Man gab sich aber der Hoffnung hin, daß die Bergarbeiter aller- ortS bald zur Erkenntniß kommen werden, wenn eine rege Agitation in Wort und Schrift entfaltet wird.
Ausgabe
7 (8.9.1875) 103
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