Erscheint in Leipzig Mittwoch, Freitag, Sonntag. Bestellungen nehmen an alle Postanstalten u. Buchhand- langen des In- u.Anslandes. Filial- Expeditionen für die Vereinigten Staaten: F. A. Sorge, Box 101 Hoboki u, N. J. Peter Haß, 8. W. Corner Third and coates etr. Philadelphia . Abonnementspre» für ganz Deutschland 19l.fiOPj. pro Quartal. Monats- Abonnement» werden bei allen deutschen Postanstalten auf den Sien u. llten Monat und auf den 3ten Monat besonders an- genommen; im Kgr. Sachten u. Hrzgth. Sachs.-Altenburg auch auf den Iten Monat des Quartals i, 54 Pf. Organ der Sozialistischen Arbeiterdartei Deutschlands . Inskrale, die Abhaltung von Partei-, Vereins- und Volksversammlungen, sowie die Filial-Expeditionen und sonstige Partei-Angelegenheiten betreffend, werden mit 10 Pf.,— Privat- und VeranuaunaS- Anzeigen mit 25 Pf. die dreigespaliene Petit-Zeile berechnet. hr. 108. Sonntag, 19. September. 1875- Politische Uebersicht. — Glückliches Deutschland ! Wie„geordnet- und„vor- lrefslich- unser Militäiwesen ist, dafür«erden jetzt von einer Seite Beweise erbracht, der auch das ungenirteste Reptil nicht den Borwurf der ReichSfeindllchkeit oder tendenziöser Entstellung der Thatfachen machen kann. Bei den in München stattfindenden Verhandlungen deS„Vereins für öffentliche GesundherlSpflege", find nämlich über die bisher übliche Ernährungsweise der Armee Ersahrungen mitgetheilt worden, die von Seiten des Referenten, Dr. Voit, mit vollem Recht und in schlagender Kürze in den niederschmetternden Satz zusammengefaßt werden konnten:„Es ünrd gegenwärtig für die Pferde besser gesorgt als für die Soldaten-. Der sogenannte eiserne Bestand ist ein wahrer Hohn auf den menschlichen Organismus. Das Schlimme liegt Morgens gibt es Kartoffeln und Schwarzmehlsuppe; die Suppe wird in einer großen Schüssel auf den Tisch gestellt; um dieselbe herum«erden Kartoffeln geschüttet, alsdann werden die Kartoffeln mit Suppe hinunter gespült. Ueber die Eigenschaften des Schwarz- mchls habe ich bis jetzt noch nichts Genaues erfahren können. Wir glaubten anfangs, eS sei das letzte Mehl, welches aus den Kleien gefiebt werde. Aber ein recht strenger Winter ließ unS daran zweifeln, denn hier reichte daS Schwarzmehl nicht auS, und da man nicht wehr als einen Silbergroschen pro Pfund geben konnte, so schritt man selbst zum AuSfieben der Kleie, um davon Suppe zu machen, und merkwürdiger Weise war letztere schmackhafter als das Stwarzmehl. Von da ab glaubte man, das Schwarzmchl fei der Abgang beim Spitzen und der in der Mühle zusammen- gefegte Staub. DaS Mittagessen ist je nach der Jahreszeit ver- schieden, eS besteht aus blauer Grütze, oder Graupen und Hirse, w dem unbr streitbaren Umstände, den der frühere preußische, jetzt istrner auS Wasser-, Runkel -, Mohr- und Kohlrüben, welches mit sächfische Generalarzt Dr. Roth in der Debatte treffeud hervorhob, Schwarzmehl oder ausgesiebten Altleu mit-mer Bennischung von ts sei ohne eine Erhöhung deS MilrtäretatS, die absolut eine Auesicht aus Genehmigung von Seiten des ReidiStagS habe, einfach gar nicht möglich, die Soldaten der Armee vor dem zu bewahren, was von dem Referenten als„Zustand deS all- «äligen VerhungeruS" bezeichnet wurde. Mit andern Worten: Trotz der fast erdrückenden Last deS Militärbudgets sind die Sol- daten deS stehenden Heeres nicht vor einer ungenügenden Ernäh- rungSweise geschützt, welche die einschneidendsten Folgen für ihien Organismus mit sich bringen muß, insoweit nicht durch ander- weilige Beschaffung von Nahrung, durch daS also, waS, wie Dr. Voit in München uieinte,„auch die ärmsten Eltern ge- zwungen sind, sich am Munde abzusparen, um ihren Sohn damit in der Kaserne vor Hunger zu schützen-, eine Nachhilfe ge- schieht. Zunächst ist hiermit festgestellt, daß das Militärbudget, so hoch eS auch ist, nur einen Theil der materiellen Militärlast darstellt. Da nun ferner sehr viele, wenn nicht der weitaus größte Theil aller Soldaten von Hause gar keine Unterstützung erhallen kann, so ist außerdem laut amtlich- sachverständigem Zeugmß die Moltke'sche„beste Volksbilvungsanstalt-— daS„herrlrch- Krieg». Heer"— zugleich gekennzeichne', als die hohe Schule deS un- ausgesetzten MenfchenquäleuS und MeuschenruinirenS — auch in Friedenszeiten! — BiSmar ck'S politische Weis heit und deutsche ReichS- errungenschaften. In einer Besprechung, welcher die„Volks- zeitung- die Ursachen der wirthsckaftlichen Krise unterzieht, sagt daS Blatt:„Woran kranken wir? WcShalb ruht unsere Fabrikation? Woher die schlechte Handelsbilanz? Woher die Entlassung von Arbeitern, die Verminderung der Arbeitsstunde? Die Antwort ist schlicht genug: DaS Ausland bestellt nichts mehr bei uns! Warum nicht? Weil wrr nicht mehr so billig arbeiten wie früher. Und weshalb können wir nicht mehr so billig arbeitet? Weil bei uttS alle LebenSberürfnisse in die Höhe geschraubt sind. Brod, Fleisch, Kleidung und Obdach ist um daS Doppelte ge- stiegen. Der Ardeiter kann nicht billig arbeiten. Woher aber da«? Hier liegt der Punkt, um den unzählige Menschen, die ihn etwa» Talg eingebrannt wird. Auch Kartoffeln in Salz gestiebt oder mit Buttermilch bilden wohl das MittagSessen. Das Abend- essen bilven Kartoffeln mit Suppe aus Syrup, Buttermilch und Salz; in sehr seltenen Fällen gibt eS Butter dazu, letztere wird nur bei der VeSper, welche au« Butter und Brod besteht, ver- braucht. DaS und nichts Anderes ist die Nahrung der fchlestschen Handarbeiter. Ueber den Arbeitslohn werde ich ebenfalls aus eigener Erfahrung berichten. Mein Vater bekam im Sommer 6 Sgr., im Winter 5 Sgr. Tagelohn, die Mutter im Sommer 3'/» Sgr., im Winter 2'/a Sgr. Nur Diejenigen, welche über die Grenze gingen, erhielten einen Lohn von 7'/, Sgr. der Mann, von 5 Sgr. die Frau. Diese Leute aber erhalten aus dem ein- zigen Grunde im Winter gar keine Arbeit, weil sie im Sommer dahin gehen, wo sie am Meisten verdienen. Freilich sind eS sehr wenige, und wollte man den Durchschnittslohn danach berechnen, so würde man einen großen Jrrthum begehen. Wohl mag der Lohn in letzter Zeit etwaS gestiegen sein, aber ebevso ist, so viel ich weiß, jetzt die FrühstückSzeit von einer Stunde auf eine halbe Stunde, die Mittagszeit von zwei Stunden auf eine Stunde redozirt worden, so daß die Arbeiter ihr Essen nicht mehr in jener Zeit kochen können und lediglich auf Brod und Kartoffeln ange- wiesen sind. Diese« verschlechtert ihre Lage noch, weil selbst der erhöhte Lohn den Ausfall ui«dt deckt, der dadurch entsteht, daß sie mehr vom theuren Brod konsumiren." — Die„anständigen Leute- unter sich. Vor einigen Tagen kam wieder einmal eine Scene ungeheuren Skandals vor, deren Opfer, angeblich in Folge eine» Mißverständnisse«, der Ver- leger der Berliner„Börsenzeitung-, Hr. Killisch von Horn, gewesen ist. Die„Rationalzeitung- spielt sich als Freundin und Beschützerin de« ehrcnwerthen Killisch aus, eines Menschen, der während des Gründung; chwindel« al« Honorar für fern ganz unparteiisches Ber- theidigeu aller, auch der schmählichsten Gründungen mehrere Millionen Thaler eingestrichen hat.„Gestern-, schreibt daS Blatt,„spielte sich an der Berliner Börse eine Scene ab, welche deutlich zeigte, daß der Begriff von Anstand und Sitte vielen Börsenbe nicht fortleugnen können, alle möglichen und unmöglichen Wen. sucheru abhanden gekommen und die strengste polizeiliche lieber. düngen machen, um ihn nicht zu sehen, oder mindestens nicht zu wachnng eine dringende Nothwendigkeit geworden ift.� Es giebt zeigen. Und dieser Punkt ist: DaS Unheil der Millardeu!- Freut euch doch, ihr Nationalliberalen! — Neud eulsche Finanzpolitik und die SchnapSbren- herei. ES ist bereits mänuiglich bekannt, daß unsere unübertriff lich günstigen ReichSzustände eine gründliche Eischwerung der süßen Steuerbürde nöthlg machen. Man wählt natürlich als Objekte der neudeuljchen Finanzkunst die indirekten Steuern, weil diese ja von besonderem Vorlhelt sind für das Volk— in Glacähandschuheu. Der Punkt, an dem man diesmal Mit der so allgemem beliebten Energie den Hebel ansetzen wird, ist die Brausteuer, die man nur zu verdoppeln gedenkt. Es ist die« eine»ngemeiu ge- schickte Wahl: ersten« gelingt eS dadurch der ReichSregieruug, sich w Sübdeutschland, vorzüglich in ganz Baiern, auf dre einfachste Art von der Welt noch viel verhaßter zu machen, al« sie schon ist, zweitens wird damit die Verbreitung des unschuldigeren Bier- genusses zu Gunsten MS die Voikeroheit in der ersprießlichsten Weise fördernden SchnapSkneipenS gehindert——— die SchnapSbreuner von ganz Deutschland mögen vertrauensvoll und dankbar nach Barzin bl cken, eingedenk de« dem �nob» io»ovo pittorv!(„Auch ich bin ein Malerl- AuSrnf deS berühmten ita- lienifchea Maler« Eorreggio. R. d. V.) des Correggio nachgebil- beten eiusach-edlen Worte«:„Auch ich bin ein SchnapS- �rennerl- — Die Lage der schlesischen Laudarbeiter. Anläßlich der, von dem Engländer Smith an den Pranger gestellten, Schönfärbereien und WahrheitSverkleisterungen de« frommen Herrn Pros.fforS von der Goltz schreibt ein Arbeiter, der aus PeterSdorf im Kreise Niwbsch in Schlesien gebürtig ist, dem„Neuen Sozial- Demokrat-: «Obwohl ich seit 10 Jahren meiner Heimalh den Rücken ge- kehrt habe, müsse» sich in dieler Zeit die Verhältnisse, nach dem, was ich gehört, f-hr wenig geändert haben, und meme damaligen Erfahrungen werden auch heute noch gelten. Ich werde wich übrigens lediglich auf meme Erlebnisse im Vaterhaufe beschränken, wobei ich aber bemerke, daß mein Vater gewissermaßen zu den �tssergestellten geHörle, da er einen WohnungSzinS von 9 Thlr. jiihrlich zahlte, während die Mehrzahl der Wohnungen nur 3. 4 Teipzig, 14. Sept. Da» Benehmen de« Dr. HanS Blum in der Beisammlung der„Liberalen - am letzten Donnerstag hat Setteu» de« liberalen Wahlkomitö» selbst eine DeSavouiruug er- fahren. DaS Eomitö erklärt am Montag i«„Leipziger Tage- _____ dlatt-, paß jene Abweisung der Sozialisten und die Requisition -no kT Thl'r. kostete. Der Kücheuz'eitel aber ist solgender: DeS der Polizei nicht vom ihm»uSgegaogeu sei. Thatsache ist, daß Leute, welche kein« andere Autorität al« diejenige der Polizei an erkennen, die nur diese fürchten izud respektiren. Ein strenges Ge- richt ist uothwendig, weil die gestrige Scene zeigte, welchen Mög- lichkeiteu mau an der Börse ausgesetzt ist, und in welchem Grade eine durch Rohheit und Skandalsucht hervorgerufene Anarchie Platz gegriffen hat. Hier kann nur eine rücksichtslose Strenge helfen; eine Strenge, welche leider bisher vermißt wurde. Die Ruhestörer müssen von der Börse aus immer entfernt werden«. Die„Na- tionalzeitung« geht in ihrer Entrüstung ein wenig zu weit! Wenn der sehr ehrenhafte Herr Killisch heute aus der Börse hinausge- worfen und weniger in seiner Ruhe, als in seinem Geschäft ge- stört worden ist, so geht er morgen wieder hinein und„arbeitet- u« so fleißiger— mit den Gegnern von heute kann er ja morgen wieder gut Freund sein, er braucht ihnen oder ihren Brodherren nur etliche journalistische Gefälligkeiten zu thun— man kennt da« ja! Anständige Leute schlagen sich, anständige Leute ver- tragen sich. Gewerksgenossenschaftliches. verband der Klempner(Spengler) und Berufsgenossen. Knmbnrg.(Warnung.) Sämmtliche Klempnergesellen wer- den vor Zuzug nach Pinneberg in Holstein gewarnt, indem daselbst eine Masseumaßregelung stattgefunden hat. Unter den Gemoßregelten befinden sich mehrere Berheirathete. In Lausanne und Kopenhagen find Strike« ausgebrochen und wird auch vor Zuzug»ach dorthin gewarnt. Nähere Berichte folgen. Mit Gruß für die Verwaltung de« Verbände«. W. Metzger. Große Drehbahn 31». Correspondenzen. die Anständigen unter den Liberalen da« Verfahren in jener Ber- sammlung heftig tadelten; ebenso ist eS aber auch Thatsache, daß sich in ganz Leipzig unter der liberalen Partei kein Zweiter ge- funden hätte, der die traurige Rolle deS Dr. HanS Blum zu spielen fähig gewesen wäre. Herr Dr. HanS Blum genießt den Ruhm, mit dreister Stirne Dinge auszuführen, für die jeder seiner Parteigenossen— der Post Leonhardt im„Leipziger Tageblatt " nicht ausgenommen— sich für zu gut hält. Da« Benehmen der Leip- ziger Polizei war bei jener Gelegenheit so, wie man eS von dem Leipziger Polizeichef, von Herrn Rüder, erwarten konnte. Wenn in dem Bericht der letzten SonntagSnummer des„VolkSstaat - daS Verhalten des Polizeichefs so dargestellt ward, als habe dieser sich Anfangs geweigert mit Hinweis auf die öffentliche Einladung zur Versammlung, die polizessiche Hilfe zur Abweisung der Sozia- listen zu gewähren, so hat sich die* al« falsch erwiesen. Herrn Rüder war im Gegentheil die Gelegenheit, den verhaßten Sozia- listen Eins auswischen zu können, ein gefundenes Essen, und er stellte nicht nur ein ganz erhebliches Contingent seiner Polizeimann- schast zur Verfügung— wir zählten nicht weniger al« 12 be- Helmte und besädelte Diener der heil. Hermandad, die nach und nach in daS Lokal einrückten, ungerechnet die„Geheimen", die un- gezählt sich überall in und um da« Lokal bewegten— sondern er gab ihm auch, gewissermaßen als Adjutanten, den Polizeilieutenaut Döbler, der ständiger ZwangS-Gast in den Sozialistenversamm- langen ist und alle Gesichter kennt, bei. So oft der erwähnte Polizeimann ein bekanntes oder ihm verdächtiges Gesicht heran- kommen sah, gab er Blum einen Wink, woraus dieser den Zutritt verweigerte. Die Leipziger Polizei hat also im wahrsten Sinne des Worte« der liberalen Partei Bütttldienstc geleistet, und damit die Zärtlichkeit vergolten, womit sie Seitens der Liberalen auf Kosten de» Stadtsäckels pousstrt wird. Wir wissen jetzt wenigsten», warum die„liberale- Stadt Leipzig , die Stadt, die von sich rühmt „keinen Pöbel zu besitzen«, für ihre Polizei jährlich über ein- hunderttausend Mark verbraucht. Notabene, wa» den„Pöbelanbetrifft, den nach Ansicht der Liberalen Leipzig nicht besitzt, so hat un» daS nach Durchsicht der Wahlartikel und Wahlannoncen des„Leipziger Tageblattes« nicht recht einleuchten wollen. Darnach schien es uns in Leipzig an Pöbel nicht zu fehlen, und zwar ist dieser in den Reihen der„gebildeten und gesitteten« Liberalen Leipzig « zu suchen, die sich durch recht pöbelhafte Angrisse und die gemeinsten Denunziationen gegen ihre Gegner auSzeichneteu. Der „Sieg«, den die„Liberalen « heute freudetrunken in die Welt posaunen werden, wurde ihnen erleichtert durch die massenhafte Nichlbetheiligung der Kleinbürger und stimmberechtigten Arbeiter. Bon 5600 Wählern haben nur etwas über 1300 gewählt, wovon 1260 Stimmen auf den„liberalen" Herrn Advokat Krause fielen. Und eS würde diese Stimmenzahl nicht erreicht worden sein, wenn nicht das„Leipziger Tageblatt « in den letzten Tagen wie ein Ber - zweifelt« die Lärmtrommel gerührt und in allen Tonarten seinen Anhang zum Gang nach der Wahlurne angestachelt hätte. Die Kapacität de« stegreichen Candidaten wird am Besten durch eine A ußerung eine» hervorragenden Liberalen illustrirt, welcher sagte: „Es sei traurig, daß man einen so unbedeutenden Menschen wie Krause aufgestellt, aber nachdem seine Aufstellung erfolgt sei, müsse er als Parleimann für ihn stimmen.« Bon den 1260 Wählern, die für Herrn Krause wählten handelten sicher 1200 nur wie dieser Eine, au« ParteidiSciplin. Glückliches Leipzig ! Aurgstädt, 15. September. In Nr. 106 d. Blatte» steht ein« Notiz über„Kapitalistische Ausbeutung in Süd- Rußland«, welche zeigt, daß daselbst Fabriken existiren, wo Tag und Nacht bei 12- stündigem Wechsel der Arbeiter gearbeitet wird. Gewiß werden sich beim Lesen obiger Notiz Viele sagen: die russische Bevölkerung ist doch noch gar weit zurück, bei un« in Deutschland würde man derartigen Fabrikanten bald da» Handwerk legen. Weit gefehlt l Hier in Burgstädt und Umgegend, in HartmannSdors, Frohna, Limbach u. s. w. ist die Handschuhsabrikation ein vielbetriebener ErwerbSzweig. Die meisten Handschuhfabrikanten haben 2— 3, auch noch mehr, eiserne Drehkettenstühle, woraus die Handschuh- stücke gefertigt werden. An jedem Stuhl arbeiten gewöhnlich 2 Arbeiter, die ebenfalls alle 12 Stunden wechseln, damit der Stuhl Tag für Tag seine 24 Stunden im Gange bleibt. ES giebt nun allerdings auch anständigere Fabrikanten. Einige beschästigen wohl 2 Arbeiter an einem Stuhl, lassen aber schon nach 3 Stunden wechseln, so daß der Stuhl nur 16 Stunden täglich im Gange ist. Andere, indeß die wenigsten, haben für jeden Stuhl nur einen Arbeiter, und dieser arbeitet dann gewöhnlich 12 Stunden täglich. Wenn nun die Letzteren ganz gut bestehen, und thatsächlich wohl- habend werden, so ist eS um so verbammenswerther, daß die erstgenannte Sorte Ausbeuter, welche die weitaus größte Zahl sind, ihre Arbeiter in der beschriebenen Weise schindet; aus der andern Seite ist e» höchst beklagenSwerth, daß die Arbeiter, welche bei ihrem Hungerlohn(3—4 Thlr. wöchentlich) den Arbeitgebern mit ihrer Arbeit auch ihre Gesundheit opfern, bi« jetzt noch nicht durch Vereinigung den sie bedrückenden U-belständen abzuhelfeu ge- sucht haben. DaS sind auch russische Zustände— die in Burgstädt und Umgegend, einem sozialdemokratischen Wahlbezirk im König - reich Sachsen . N. Dimbach, 7. September. Montag den 31. August hatten wir hier in HobenstrickS Gasthof eine so stark besuchte Versammlung, wie sie Limbach seit Jahren nicht gesehen. Da« geräumige Lokal war Kopf an Kops gefüllt, und unter den zahlreich Anwesenden auch da» Häuflein der Gegner, welche die Neugierde ebensall» an- gezogen. Der Vortrag Bebel'« über die Stellung der Sozialisten iur Sedanfeier wurde mit größter Aufmerksamkeit angehört und unter lebhaftestem Beifall geschloffeu. Die Bersammlnag bekam
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7 (19.9.1875) 108
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