unbehelligt spazieren. In dem bekannten Prozeß wider den Schrift- steller Gustav Rasch   wegen des BuchesDie Preußen in Elsaß  und Lothringen  « fand daS hiesige Stadtgericht seine Weigerung, über die Preßzustände im Elsaß   und in Lothrinaen auszusagen, ganz in Ordnung und wie« den Angeklagten mit seinem Antrage, die gesetzliche ZwangSmaßregel wegen Zengnißverweigerung gegen den Geheimrath in Anwendung zu bringen, unter Berufung auf eine Bestimmung der Criminalordnung, daß ein landesherrlicher Beamter zur Ablegung eine« Zeugnisse« in dem Falle nicht ge- zwungen werden könne, wo die Fragen solche Umstände beträfen, deren Bekanntwerden dem Staate nachtheilig sein könnte, ab. Auf seine Beschwerde beim Kammergericht wegen dieser stadtgerichtlichen Abweisung hat der Verklagte gar keine Antwort erhalten. Vielleicht sind die Gerichtsferien daran Schuld, die aber gegen die Redac- teure der.Frankfurter Zeitung  « bei vollständiger ZwangSmaßregel keinen Einfluß ausgeübt haben. Herr Gustav Rasch   hat nun von Neuem von Pari« auS Beschwerde beim Kawmcrgericht geführt und die sofortige Abführung de« Geh.-RathS Aegidi in daS Stadt- vogtcigesängoiß verlangt. Wir sind doch neugierig, ob diese Be- schwerde ein Resultat hat? Während dessen schwebt der Prozeß nun anderthalb Jahre, ohne eS zu einem Resultat bringen zu können, und das Buch bleibt immer confiScirt. Zur RohheitSftatistik. Im Stettiner.Generalanzeiger« lesen wir folgende erbauliche Geschichte:Gestern Mittag ereignete sich auf dem Hevmarkte zwischen zwei Kausleuten eine solenne Prügelei, die mit Stöcken, Fußtritten und Bartrausen auS- gefochten wurde und eine große Zahl von Schaulustigen herbei- gezogen hatte, aber nicht verfehlte, ein höchst peinliche« Aussehen zu erregen. Die Herren sollten doch solche widerlichen Scenen ver- meiden, oder wenigsten« derartige Kämpfe in geschlossenen Räumen auSsechten. Wie verlautet, waren geschäftliche Differenzen die Ursache dieses Austritte«, der wahrscheinlich noch vor Gericht fem Nachspiel haben wird.« Bravo! Wäre dieser Culturkampfin geschlossenen Räumen« auSgefochten worden, so hätte derStettiner Generalanzeiger« nicht« einzuwenden gehabt. Paßt auch in die RohheitSstatistik. Der.Fall« ist übrigen« ziemlich harmloser Natur man be­obachte einmal dieseGebildeten" z. B. auf der Leipziger Messe, und man wird ganz andere Dinge erleben, und nicht vereinzelt, sonder» massenhaft.-- Der Herr Allgem ein-Eilfahrts- Betrieb«-Leiter Stephan wird gebeten, sich den kürzlich erschienenen Briefwechsel des Fürsten Pückler-MuSkau(Herausgegeben von Ludmilla Assing  - Grimelli. Berlin  , Wedekind und Schweizer  ) anzusehen, und mit besonderer Aufmerksamkeit einen l862, also unter der Regie- rung des jetzigen König« von Preußen, geschriebenen Brief durchzustudieren, in welchem von der bekannten ConfiStation de« Hnmboldt-Barnhagen'schen Briefwechsel« die Rede ist. Fürst Pückler- MuSkau   bemerkt da gegen Ludmilla Assing  , die HerauSgeberin auch jene« Briefwechsel«: An Humboldt« Briefen brauchten Sie nicht ein Jota zu ändern, aber die Anmerkungen aus dem Tagebuch Barnhagen« durften nur so weit gehen al« sie zur Erläuterung jener Briefe unumgänglich nothwcndig waren. In diesen TagebuchSblättern sind ein halb Dutzend Stellen, die, ohne dem Wert sein außerordent- liche« Interesse im Geringsten zu schmälern, jedenfalls weggelassen werden mußten, da sie die ganze preußische Königsfamilie außer­ordentlich choquiren müssen.« Er(Fürst Pückler-MuSkau   wir citiren hier nach derWaage  « S. 604, da un« derBriefwechsel" , nicht vorliegt. R. d. V.) ist sehr besorgt um die Folgen, räth ihr einen geschickten Advokaten an, und bittet sie, die Briese an ihn, jetzt von andrer Hand adresstren zu lassen und da« Siegel zu ändern, dennman wird jetzt Ihre Briefe auf der Boss jedenfalls lesen, ich kenne unser oubi uot uoir!«-- Fürst Pückler-MuSkau  , der so unterrichtet war, wie nur je Einer, kannte also da«Schwarze Cabinet«, wa« sagen Sie dazu Herr Allgemein- rc. Stephan? Moral und Sittlichkeit der bürgerlichen Gesell- schaft. In Berliner   Blättern steht Folgende« zu lesen: Die Aktiengesellschaft für deutsche und böhmische Eisen- und Stahlsabrikate(alias StrouSberg  'sche Werke) ist nunmehr in da« hiesige Handelsregister eingetragen worden. Und zwar, wie ich mich überzeugte, geschah die Eintragung auf den Namen de« Dr. Bethel StrouSberg  . Auch sollen die Aktien auf der Börse aufgelegt werden«. Wie saul und verrottet muß unsere Gesellschaft sein, unsere vornehme,gebildete«, tonangebende Gesellschaft, wenn ein von der öffentlichen Meinung Geächteter e« wagen darf, unter seinem Namen in Berlin  , dem Hauptorte seiner Heldenthaten, wieder an da« Licht der Oeffentlichkeit hervorzutreten? Der unbe- scholtene Ruf scheint nicht mehr die Bedeutung zu besitzen, wie früher. Der Gott   Merkur   ist vollständig zum Gotte der Spitz- buben geworden und hat sich de« letzten Feigenblattes der Scham, da« ftüher lose um seine Hüften flatterte, vollständig entledigt! Nun, wohl bekomm«! ! Wozu der Staat Geld hat. Die Leser erinnern sich noch der Affaire de« Polen Dunin, der vor Monaten wegen eine« augeblichen Attentat« aus Fürst Bismarck   verhastet wurde, jedoch al« vollkommen unschuldig, nach einiger Zeit wieder in Frei- heit gesetzt werden mußte. Jetzt erfahren wir durch ein polnische« Blatt(dieGazeta Narodowa« in Lemberg  ), daß Dunin da« Opfer eines schuftigen Subjekt«, Namen« Malicky, war, der ihn der preußischen Gesandtschaft in Warschau   denunzirte und für seine Denunziation mit viertaoseud�Thaleru houorirt wurde. A»S welchem Fond«?$ Gleich zu Gleich gesellt sich gern; da« fiel un« ein, Ä« wir in einem Wiener Blatt die Lebensgeschichte um einen höflichen Ausdruck zu gebrauchen de« Grafen Wend Botho Zu Eulenburg   lasen, den Fürst Bismarck   sich zum Schwieger- söhn auserkoren hat.Der junge Graf,' so heißt e« da,war um die Mitte der Sechziger-Jahre al« Einjährig-Freiwilliger bei de» Bonner Husaren fialionirt und gleichzeitig aus der Universität im- watrikulirt. Auf dem Heimwege von einem fröhlichen Kneip- abend begegnet ihm der Koch de« damals tbcnsall« in Bonn  studirendeu Herzog« von Edinburgh   und beginnt Händel   mit dem Grafen. Dieser setzt sich tapser zur Wehre und sticht im Hand- stemenge den Angreifer nieder, der auch seinen Wunden krlag. Der Gras aber mußte für einige Zeit»ach Ehrenbreitstein  wandern; die Saite erregte damals da« größte Aussehen, umso- wehr, gl« der junge Eulenburg vollkommen unschuldig an dem nächtlichen Streite war. ES hat ihm auch weder in seiner Repu- tation«och in seiner Earriere weiter geschadet. B iel m ehr er- Wut er sich allgemeiner Beliebtheit und ist uameotlich ein guter Freund der beiden Söhne des Reichskanzler«, der Grasen Herbert und Wilhelm Bismarck«.  -- So dieN. Fr. Presse«. Nun, auch mit den Söhnen des Fürsten Bismarck hat sich die Chronik schon zu beschäftigen gehabt. WaS aber die Bonner   Heldcnthat des hoffnungsvollen Schwiegersohn« in spv   betrifft, so ward dieselbe seinerzeit ganz ander« erzählt; und die bloße Tbatsache, daß der junge Herr Graf   verurtheilt wurde, schließt die Annahme berechtigter Nothwehr au«. Daß der Todt- schlag der gräflichenReputation« undEarriere« nicht geschadet hat, finden wir sehr natürlich. Schade nur, daß e« blo« einer war. Gelingt e« dem Mann, einigen tausend Menschen die janu» vitav(LebenSthor) zu öffnen um einen Ausdruck seine« Schwiegervater« in sps zu gebrauchen so wird Reputation und Earriere noch ganz ander« ausfallen, Dank dergenialen« Blut- und Eisenpolitik. Idioten« nennt unsere Reptilienpresse die Wallfahrer nach Lourde«. Ganz recht. Aber ist e« wenigeridiotisch«, an den heiligen Sedan zu glauben al« an die heilige Maria? Und ist etwa, da wir gerade beim Thema sind, da« Dogma der Bis- marck'schen Unfehlbarkeit nicht genau ebensoidiotisch«, wie da« Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit? Nur mit gleichem Maß messen, ihr Herren! Todtschlag und Eigenthumsbeschädigung im Frieden durch Kriegsspielerei. DerMainzer Anzeiger" theilt folgende, alle« bisher Dagewesene übertreffende Geschichte mit: Gestern Abend 8 Uhr begann das Leuchtkugelwerfen von den Fort« Mainspitze aus, daS von der Bürgermeisterei zuerst auf letzten Samstag und dann ans gestern Abend mit der Warnung angekündigt wurde, sich den Fort« höchstens auf 600 Meter zu nähern, da die U-berschreitung dieser Distanz mit äußerster Gefahr verbunden sei. Da« diesseitige Ufer war mit Tausenden von Menschen angefüllt, die alle sich an dem seltsamen, glänzenden Feuerwerk ergötzten. Während nun diese sich ganz der Betrachtung de« Sckauspiel« Hingaben, dachte von ihnen wohl Niemand daran, daß gleichzeitig dieses Manöver die Kostheimer in Pinik und Schrecken jagte. Anstatt daß nämlich die Geschosse in'« Wasser fielen, prasselten sie auf die Behausungen und Straßen der Kostheimer  nieder. Projektile der wunderlichsten Art, wie über 6 Faß hohe eiserne Röhren, die ein Gewicht von 1015 Pfund hatten, Blei- klötze in der Schwere von 24 Pfund, große hölzerne Prügel, Gefäße von'Eisenblech, in ihrer Gestalt Feuereimern äbnelnd u. A. fielen auf die Straßen, schlugen Löcher in die Dächer, zün- beten an einzelnen Stellen und bedrohten Leib und Leben der Menschen. Ein löjährige« Mädchen, die Tochter von Jacob Wollstadt, die von einer Röhre an die Brust getroffen wurde, liegt seit gestern Abend ohne ein Le- benSzeichen von sich zu geben, zum unbeschreiblichen Jammer ihrer Eltern und Geschwister darnieder. DaS Dach, unter dem die Feuerleitern aufbewahrt waren, ist zusammengeschlagen. Die Leute zogen sich in die Keller zurück, kurz Kostheim   bot gestern Abend mehr den Anblick eines vom Feinde attaquirten Dorfes in Kriegszeiten, al« den einer Wohnstätte im Frieden. Ja da« vom Krieg bedrohte Dorf hat noch den Vorzug, daß seine Bewohner Schutzmaßregeln treffen können, weil sie die Gefahr kommen sehen, währenddem die von Kostheim   gar keine Ahnung von der ihnen drohenden Gefahr hatten. Erstaunenswerth ist, daß das Manöver nicht mehr Unheil angerichtet hat, und nicht mehr Verluste an Menschenleben zu beklagen sind; man fragt sich, warum die Ge- schösse nicht in da« Wasser dirigirt wurden, und unbegreiflich ist eS, daß derartige Operationen überhaupt in unmittelbarer Nähe eine« Dorfe  « in Scene gesetzt werden! Wen trifft hier die Schuld? Und wird die Seche wohl ernstlich untersucht werden?« Daß nicht ganz Kostheim   in Grund und Boden zerstört und ein Raub der Mammen geworden ist daß nicht 50 Menschen etwa, friedliche und wahrscheinlich bisher vollkomme» reichsfteund- liche Einwohner de« deutschenVaterlandes«, getödtet und einige Hundert verwundet worden sind, da» ist nicht die Schuld der Militärbehörden von Mainz  ! Diese hatten vach dem Berichte de« citirten liberalen Blatte« ihre Einrichtungen und Anordnungen so getroffen, daß eine derartige Verwüstung fremden Eigenthums, eine derartige Massentödtung sehr wohl möglich war! Wa« wird nun geschehen? Der arme Bahnwärter, welcher, in seinem schweren und verantwortlichen Dienste bis zu Tode ermüdet, eine Weiche falsch stellt und damit auch nur ein einzige« Menschenleben in Gefahr bringt, wird mit Gefänqniß bis zu fünf Jahren und Dienstentlassung bestraft; der Nichtmilitär, welcher au« Fahr- lässtgkeit einen Brand herbeiführ», wird mit Gefängniß bis zu drei Jahren bestraft Welche Strafe verdienen nun Leute, die mit einem Leichtsinn ohne Gleichen, trotzdem sse durch ihre Stellung zu äußerster Vorsicht verpflichtet und durch ihre Sachkenntnisse zur vollkommenen Vermeidung jedes Unglücksfall« befähigt find, dennoch Hunderte von Menschen in furchtbarste Angst versetzen, in ihrem Eigenthum schwer schädigen, Leib und Leben derselben in Gefahr bringen, brandstiften und tödten? Welche Strafe verdienen sie und welche Strafe legt ihnen der Militärstaat, da« deutsche   Reich, auf??? Jn«ere Partei-Augelegenhrite». Zu Agenten de« Vorstände« wurden ferner ernannt für All- stedt: W. Grumbach; Baden: F. Fromann, A. Dorwarth; Berlin  : C. Greifenberg, Schaier; Broitzen: H Harm«, F. Funke; Frank- furt a. O.: Fleischer, Leonhard; Getsthacht: I. Freitag; Langen- bcrg: A. Kühnrich, L. KUHnrich; Neukirchen: A. Gruuert, K. Orgi«; Nevige«: F. Lehmann, F. Callenberg; Niederplanitz  : E. Küchler, A. Seifert; PeterSwaldau: A. Spiclmann, W. Püschel; Sanger- Hausen: Hohenstedter; Senftenberg  : E. Hamester, H. Lilie; Ton- neberg: I. A. Bischof; Stettin  : I. Dnrist, H. Müller; Uelzen  : H. Tiedemann; Wilster  : P. Haselbach. Wir bitten, bei neuen Anmeldungen die genauen Adressen beider Agenten(beim Sekretariat) anzugeben. Hamburg  , 13. September 1875. Mit sozialdemokratischem Gruß I. A.: I. Auer, C. Derossi, gr. Rosenstraße 26, II. Gewerksgenossenschaftliches. Allgemeiner Tischler-(Schreiner-) Verein. Kamönrg. 15. Sept. In der am heutigen Tage, in Hübuer'« Lokal, groß- Rosenstraße 37, tagenden Mitgliederversammlung de« Allgemeinen Tischler-(Schreiner-)BereinS wurde folgende Resolution angenommen: Die Mitgliedschaft de« Allgemeinen Tischlcr-lSchrei- ner-)vereinS zu Hamburg   erklärt sich mit dem Vorgehen der Berliner   Mitgliedschaft, resp. de« Herrn Schmitz(erster Borsttzen- der), in Betreff der Feier zu Ehren de« ic. Schweitzer nicht ein- verstanden; ersten«, weil diese« nicht Sache einer Korporation ist, zweiten«, weil diese« Vorgehen unbedingt Zwistigkeiten inner- halb de« Allgemeinen Tischler-(Schreiner  -) Vereins geben wird. Im Auftrage der Mitgliedschaft zu Hamburg  . Ferd. Weidemann, Bevollmächtigter. MetallarbeitergewerkSgenossenschaft. Kannover, 16. Sept. Den Mitgliedern zur Beachtung: Durch die Abreise zweier Mitglieder der Controlkommisston sahen wir un« genöthigt eiue ErgänzungSwahl vorzunehmen; e« wurden K. Ever« und E. Wille gewählt. Zum 2. Vorsitzenden wurde A. Jrrgang, Roscherstraße Nr. 4, gewählt. Alle Briefe zc., die Controlcommission betreffend, wolle man an unten stehende Adresse richten. Mit Gruß. F. Eichenberg, Lammstr. Nr. 3 B. Correspondenzen. ZSerkin, 10. September.  (Bericht über den ersten deut- scheu Tapeziercr-Congreß, abgehalten am 29., 30. und 31. August in Leipzig  .) Die Leipziger College» hatten am 23. August Abend« halb 9 Uhr eine öffentliche Vorversammlung anberaumt, welche sehr zahlreich besuckt war. Nachdem die bereit« eingetrof- fenen Delegirten vorgestellt und auf« Herzlichste begrüßt waren, hielt der Einberufer de« Congresses, Kaufmann au« Hannover  , einen Vortrag über Zweck und Nutzen der gewerkschaftlichen Be- wegung; dann sprach, ebenfalls in einem längeren Vortrag, der Delcgirte Landsmann au« Hamburg   über den bevorstehenden Eon- greß. Beide Vorträge wurden von allen Seiten begeistert auf- genommen, welche Stimmung noch durch ein inzwischen aus Ham­ burg   eingelaufene« Telegramm, welche« Grüße und Glückwünsche für da« Gedeihen de« in« Leben zu rufenden Verbände» brachte, gehoben wurde. Darauf sprach der Delegirte Nicola« au« Berlin  , anschließend an die besprochenen Themata; seine Ausführungen wurden ebenfalls sehr beifällig aufgenommen. Zum Schluß er- mahnte der Vorsitzende zum festen Zusammenhalten und forderte zum zahlreichen Beitritt in den Leipziger   Verein auf, was auch insofern Beachtung fand, als sich 15 neue Mitglieder aufnehmen ließen, worauf alsdann die Versammlung um halb le Uhr ge- schlössen wurde. Am 29. August, Vormittags 11 Uhr, eröffnete der Delegirte für Leipzig  , College Rößiger  , den Congreß mit einer Ansprache, worin derselbe der Freude gedenkt, die überall empfunden worden sei, al« die erste Kunde sich verbreitet habe, daß ein allgemeiner Verband der Tapezierer Deutschland  « gegründet werden solle. Redner stattet dem Congreß- Comitä, welches mit aller Energie und jedenfalls zu Aller Zufriedenheit die Borarbeiten vollendet habe, seinen auftichtigsten Dank ab, und crtheilte dem bisherige« Vorsitzenden des Congreß- Comitä«, Kaufmann au« Hannover  , al« Einberufer da« Wort. Kaufmann spricht im Namen des Comitä« den Delegirten für ibre rege Betheiligung an der Sache sowohl, al« auch für da« Erscheinen aus die Einladung des Comitä« seinen Dank au» und bittet, den Diskussionen die möglichste Aufmerk- samkeit zu schenken, damit der Gang der Verhandlungen möglichst kurz und dennoch korrekt sei. AlSdann wird zur Constituirung de« Bureau« geschritten, und werden Kaufmann au« Hannover   zum ersten und Nicola« au« Berlin   zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Der Vorsitzende theilt alsdann mit, daß Berlin   beantragt hatte, die Protokolle stenographisch ausnehmen zu lassen, da« Comitä mußte jedoch au« finanziellen Gründen davon absehen und erlaubt sich, dem Congreß den College» Lohhöfner auS Berlin al« ersten Sckriftfübrer vorzuschlagen, welcher auch gewählt wurde. Al» zweiter Schriftführer wurde Delegirter Schubothe, Hannover  , ge- wählt. Zum ersten Punkt der Tagesordnung: Mandatprüfung, wurde eine Commisston, bestehend au« den Delegirten Wagenknecht- Carleruhe, Baumann-BreSlau und Aßmann- Frankfurt a. M. ge- wählt. Von 13 Delegirten wurden 22 Mandate mit einer Zahl von 808 Wählem abgegeben und sämmtlich für richtig befunden. Hierauf wurde eine vom Congreß- Comitä vorgelegte Geschäft«- ordnung mit einigen Aenderungen angenommen. Der dritte Punkt der Tagesordnung, Statutenberathung, hat den überaus größten Theil der Verhandlungen in Anspruch genommen, zu sehr inter- essanten Debatten Anlaß gegeben und schließlich ein sehr günstige« Resultat geliefert, indem sämmtlicke Delegirte für die soeben be- rathenen Statuten einzustehen versprachen, sowie die beste Unter- stützung für ferneren Ausbau unseres Verbände« zusicherten. Bei der Wahl wurde einstimmig Berlin   al« Vorort und Kaufmann al« Borsitzender de« Ausschusses gewählt. Al« Organe wurden Volksstaat« undNeuer Social-Demokrat« gewählt, worauf jede Mitgliedschaft zu abonniren verpflichtet ist. Auf Antrag von Hannover   wurde der Ausschuß beauftragt, sich mit dem Borstande de« Allgemeinen deutschen Sattlerverein« in Verbindung zu setzen, um ein HandinHand gehen an kleineren Orten zu ermöglichen. Ferner wurde der Ausschuß beauftragt, auf Antrag von Berlin  ein Normalstatut und ans Antrag von Hamburg   und Leipzig   eine parlamentarische Geschäftsordnung für OrtSvereine in kürzester Zeit auszuarbeiten. Ferner wurde der Ausschuß auf Antrag Hamburg  » angewiesen, sämmtliche Drucksachen nur in den Genossenschaft«- druckereien von Berlin   oder Leipzig   zu bestelle». Während der Verhandlungen liefen von Berlin  , Hamburg  , Frankfurt   a. M., Danzig   und Hannover   Begrüßung«- und Glückwunsch-Tclegramme, sowie mehrere dergleichen schriftlicbe Zustimmunze» von anderen Orten ein. Nach Verlauf der Tagesordnung wurde da« vom zweiten Schriftführer Schubothe inzwischen zusammengestellte Statut nochmal« verlesen und einstimmig angenommen, worauf der Bor  - sitzende den dadurch entstandenen Verband der deutschen   Tapezierer und Fachgenossen proklamirte. Der Vorsitzende legte den Dele- girten sowie allen Anwesenden in warmen Worten die Wichtigkeit der nun soeben beendeten Berhandluoaen an« Herz und mahnte zum festen Zusammenhalten bei allen Ereignissen, die die Zukunft auch bringe. Mit einem dreimaligen Hoch auf da« Gedeihen de« neubegründeten Verbände« w»rde der Congreß am 31. August Nachmittag« 4 Uhr geschlossen. Fr. Kaufmann, Vorsitzender. F. Lohhöfner, Schriftführer. KB. Alle Briefe an den AuSfchuß sind an die Adresse Fr. Kaufmann, Berlin   0, Stralauerstraße 44, 2. Hof l. 2 Tr., zu richten. Spandait, den 13. Sept. Nach einem 1'/« Jahr langem Zeit- räum de« Schweigen« wird e« wohl angemessen sein, auch von un« wieder etwa« hören zu lassen. Sonntag, den 12. d., hielte« wir hier eine Volksversammlung ab, in welcher tüchtig gekämpft wurde, da es unsere Gegner, die Hirsch-Duncker'schen OrtSvereine, welche in der Zeit, wo für die Socialdemokratie hier nicht« ge- than wurde, ziemlich festen Bode» gewonnen hatten, an einer starken Opposition nicht fehlen ließen. Herr Grieben wurde al« Borsitzender und Unterzeichneter al« Schriftführer gewählt. Ueber