Revolution

gegen Hitler 4 4 Monate Blutherrfchaft

Die Partei hat, wie heute angekündigt, eine Broschüre Revolution gegen Hitler " herausgegeben. Der nachfolgende Artikel enthält die grundsätzliche Einstellung der Sozialdemokratie.

Graf Reventlow warnt den Despoten

Ungeheures Aufsehen erregt in den Kreisen der Nazis ein Brief des bekannten Naziführers Grafen Reventlow an Hitler , worin er die fürchterlichen Bestialitäten der SA. bestätigt und die Folgen ausmalt, die infolge dieser Blutherrschaft entstehen müssen. Der Brief wird natürlich in Deutschland rücksichtslos unterdrückt. Auch die Tat­sache, daß in Düsseldorf bei einer Nachtfelddienstübung" ein regelrechtes Feuergefecht zwi­schen SA. und SS. stattfand, wobei es 20 Verwundete gab, wird amtlich totgeschwiegen.

Potsdam , den 3. April 1933. aber ich muß immer wieder auf die schwe- Scharfe Patronen

Verehrter Herr Reichskanzler

und Führer!

re Gefahr hinweisen für unsere innere Zu­kunft, indem wir diese Millionen von Volksgenossen in Haß und Verbitterung

gegen Platz­patronen

Die Sozialdemokratische Partei hat bis­her im Kampf um die Macht die Form der legalen, die Grundgesetze der Verfassung achtenden parlamentarischen Par­tei angewandt, ei es als Regierungspar­tei, sei es als parlamentarische Opposition; bald mit dem Ziel, zur Regierung zu ge­langen, bald mit der Verpflichtung, die Re­gierung abzugeben, wenn es der auf demo- Reichstag. kratisch- verfassungsmäßigem Wege ausge- Abgeordneter. sprochene Volkswille erfordern sollte. Mit dem Sturz der Demokratie und der demo­kratischen Verfassung ist diese Form der Ich fühle mich zu den folgenden Dar- hineinstoßen lassen, anstatt sie zu gewin­politischen Aktivität unmöglich geworden. legungen verpflichtet: Jeder Versuch, diese rein par- Die Verfolgung und Mißhandlung von Ich darf noch auf einen Punkt hinwei- Aus Düsseldorf wird uns geschrieben: In der lamentarische Form aus dem Gewerkschaftler durch die SA. dauern fort sen: Herr von Papen und seine Kreise Nacht zum 17. Juni fand bei Neuß am Rhein demokratischen System in das und haben Ausmaße angenommen, die mei- scheinen an den angedeuteten Vorgängen eine Nachtfelddienstübung der SA. und SS. statt. faschistische System zu über- ner Ueberzeugung nach sehr schwere Ge- stark interessiert zu sein, ebenso die Diese Felddienstübungen finden regelmäßig tragen, würde eine Anerken- fahren mehrfacher Natur einschließen. Der Reichswehr . Man hofft augenscheinlich aus statt. Sie gehören zu der planmäßig betriebe­nung des faschistischen Sy- typische Gang ist: stems bedeuten. Dem Regime ohne wirkliches Parlament und ohne Anerken­nung von Staatsbürgerrechten gegenüber sich auf parlamentarische Opposition be­schränken zu wollen, würde den Ueber­gang zu einer System partei be­deuten.

Alles in allem wird in diesen Wochen eine Summe von Haß erzeugt, die ich für eine schwere Gefahr halte,

nen.

dieser Tätigkeit der SA. Boden gegen die nen militärischen Ausbildung von Hitlers brau­NSDAP. zu gewinnen. Schließlich könnte nen Soldaten. Bei dieser Felddienstübung bei es auch dahin kommen, daß die SA. sich Neuß aber gab es einen unliebsamen Zwischen­überhaupt gewöhnt an die Auffassung, sich fall. Die daran beteiligte SS. hatte Gewehre mit als selbständig verfolgender Richter anzu- scharfen Patronen mit, während die SA., die sehen: psychologisch läge das beinahe als zweite Abteilung den Feind" markierte, nahe. nur mit Platzpatronen ausgerüstet war. Als sich

Gruß

Graf E. Reventlow, Potsdam , Große Weinmeisterstr. 62."

viel proletarische Elemente der SA. an. Diese

die betreffenden Gewerkschaftler, auch Frauen, werden in ein SA.- Lokal geschleppt, dort geprügelt und miẞ­handelt, teils in einer Weise, die sich schwer wiedergeben läßt. Nicht selten werden ihnen auch in ihren Wohnungen Eigentumsgegenstän­Die marxistisch geführten Arbeitermas- die Abteilungen im Feuergefecht gegenüber­Die neue Form der Machtäußerung der Sozialdemokratischen Partei und des sie de weggenommen. In besetzten Ge- sen sind jetzt, auch abgesehen von den lagen, schlugen plötzlich in die Reihen der SA. tragenden Willens weiter Arbeiterschich- werkschaftshäusern finden Demolierungen Gewerkschaften, völlig zerstört, ratlos, Geschosse ein. Die SS. hatte von ihrer schar­ten zu Freiheit und Sozialismus muß des- statt, häufig wurde das Geld fortgenom- verzweifelt. Der Augenblick, mit ihrer Ge- fen Munition Gebrauch gemacht, um der rebel­halb revolutionär sein. Nationalso- den, darunter Spargelder von Jugendgrup- winnung zu beginnen, ist da. Gerade Sie, lischen SA. einen Denkzettel zu verabreichen. Herr Reichskanzler und Führer, können 20 Verwundete lagen auf dem Platz. I zialismus und Sozialismus sind feindliche pen. Dieser Vorfall in Neuß ist ein Einzelfall. Er angesichts dieser Stimmung Großes und Prinzipien, die sich unversöhnlich gegen­Entscheidendes bewirken. Bitte, tun Sie weist nur darauf hin, daß gerade in dem west­überstehen, es gibt zwischen ihnen keiner­es: nationale, außenpolitische und innen- lichen Industrierevier ganz besonders krisen­lei Gemeinschaft, sondern nur Kampf politische Interessen, soziale Notwendig hafte Zustände in Hitlers Armee sind. In dem auf Tod und Leben. Der Nationalso- ganz abgesehen von der wenig volksge- keit und volksgenössisches Empfinden, Ge- Revier, wo die Klassengegensätze immer schär­zialismus ist Gegenrevolution mit nössischen Ungerechtigkeit des ganzen rechtigkeit und Großherzigkeit- alles fer in Erscheinung traten, gehören besonders scheinrevolutionären Mitteln. Er war bis Vorgehens. Die freien Gewerkschaften vereint sich hier wie in einem Brennpunkt. haben die sozialistischen Phrasen Hitlers ernster vor kurzem noch Gegenrevolution im alten haben immerhin noch vier Millionen Mit­deutlich erkennbaren Gewandeer hat glieder, dazu kommen weitere Millionen men von Gewerkschaftsführern, die mir jetzt sich besonders unsozial Die mir gewordenen Mitteilungen stam- genommen und verlangen- Maßnahmen gegen die jetzt die Maske einer Revolution von un- Familienangehörige. benehmenden als national bekannt sind und seit Jahren schwerkapitalistischen Großausbeuter. Die pro­ten vorgenommen. Ihm die Maske vom Das Vorgehen der SA. ist gefühlsmäßig in Opposition zur SPD. - Leitung standen. letarisierte SA. im Indusriegebiet ist für Hit­Gesicht zu reißen, der Todfeindschaft zwi- bis zu einem gewissen Grad verständlich, schen Sozialismus und Nationalsozialismus aber dieser Grad ist schon längst weit Mit Hitler- Heil und deutschem ler nicht zuverlässig genug und erweist sich in äußeren Ausdruck zu verleihen, die ge- überschritten. Die Gemißhandelten fliehen steigendem Maße als Unruheherd. Aus diesem eignete Form des Machtkampfes gegen die zum Teil ins Ausland, weil man ihnen für Grunde haben die nationaloszialistischen Führer nationalsozialistische Despotie in unver- die Zukunft droht, benehmen sich dabei gerade im Indusriegebiet, mit Nachdruck sich söhnlicher Haltung zu finden und anzu- teilweise sehr anständig, z. B. wurde ein bemüht, die aus zuverlässigen Elementen zu­wenden, das ist die Aufgabe der Sozial- Arbeitsstudent ganz furchtbar zugerichtet, sammengesetzte SS. , in der Bürgersöhne vor­Dies der wesentliche Inhalt des sehr herrschend sind, besonders zu stärken und der weigerte sich trotzdem einem englischen interessanten Briefes. Graf Reventlow SS. ein Uebergewicht über die nicht so zuver­Das gegenwärtige Regime in Deutsch - Journalisten, der ihm Geld bot, ein Inter - ist ein alter Führer der nationalsozialisti- lässige SA. zu geben. Die Folge davon ist eine land vermag wohl die Sozialdemokratische view über seine Mißhandlung, von denen schen Bewegung, den man nicht mit einer scharfe Rivalität zwischen SA. und SS. , die sich Partei in ihrer legalen parlamentarischen dieser gehört hatte, zu machen. Der Zu- Handbewegung abtun kann. Er ahnt, was in fast täglichen Zusammenstößen auswirkt. Form zu zerschlagen, aber es vermag drang zum Stahlhelm von diesen Seiten kommen wird, wenn dieses Blutregime, nicht ihr Wesen und ihre geistige, poli- führt sich zum Teil darauf zurück, daß das selbst Frauen auspeitschen läßt, einmal Das blutige Grauen tisch - willensmäßige Grundlage zu berüh- man sich vor den Mißhandlungen sicher- zusammenbricht. Deshalb seine Warnung, ren. Nicht der Marxismus läßt sich zer- stellen will. trümmern, lediglich eine seiner äußeren politischen Erscheinungsformen. Für unse­re Zukunft ist deshalb nicht von entschei­dender Bedeutung die Zertrümmerung un­serer bisherigen Parteiform, sondern die Frage, ob wir selbst die Vernich- Es ist natürlich, daß bei einer Staats­tung unserer Zukunft durch umwälzung anormale Dinge vorkommen, eigene falsche Mittel und Me­thoden heraufbeschwören! Nur wenn wir die historische Aufgabe der So­zialdemokratie vergessen, wenn wir selbst abgehen von der historischen Linie, die uns durch das Gesetz unserer Grundideen vorgeschrieben ist, droht uns die wirkliche Vernichtung! Dann erst würde die Vertretung der Klasseninteres­sen des arbeitenden Volkes den Kommuni­sten zufallen!

demokratie.

Es gilt deshalb, dem gegenwärtigen Re­gime völlig kompromiẞlos ge­genüberzutreten! Der Zukunftswert der intransigenten, d. h. unversöhnlichen Op­position liegt daran, daß sie uns unbelastet erhält für den Tag, an dem das gegenwär­tige Regime am Ende sein wird. Der ober­ste Satz dieser unversöhnlichen Opposi­tion lautet: Es gibt nichts Gemein­sames mit diesem Regime, we­der in der Idee noch im Willen, noch im Handeln! Es gibt keine ge­meinsame Aktion, keine gemeinsame Er­klärung nicht einmal über selbstver­ständliche Dinge! Mit unseren Feinden ge­meinsam erklären wir nicht einmal, daß der Himmel blau ist; denn es gibt keine gemeinsame Basis, auf der wir uns mit ihnen begegnen könnten!

Es ist nicht selten übrigens, daß ihnen schriftliche Erklärungen abgezwungen werden, daß sie gut behandelt worden seien.

die jedoch bei diesem Abschaum der Menschheit wirkungslos verhallen wird. Also: Haß, millionenfacher Haß diesem Banditensystem! Aber diesen heiligen Haß wollen wir in Kraft umwandeln, denn jeder Tag, den wir diesem System am Leben kürzen, ist ein Geschenk an die Menschheit.

In den nächsten Tagen erscheint:

REVOLUTION

GEGEN

HITLER!

Die historische Aufgabe der deutschen Sozialdemokratie

Die erste Kampfschrift der, verbotenen" Partei. Eine Broschüre von 16 Seiten Umfang. Preis 1

als

Unser holländisches Parteiblatt bringt Mitteilung eines Komitees gegen den Terror in Deutschland " Nachrichten über neue Brutali­

täten der SA. und über entsetzliche Zustände in den Konzentrationslagern, besonders in Dachau .

Mit Namensanierung wird erzählt, wie Gefan­gene gemordet oder durch unerhörte Quale­reien zum Selbstmord getrieben würden. Darun­ter soll sich auch ein ehemaliger Major und SA - Führer, der angeblich mit der Polizei in Verbindung gestanden habe, befinden. Immer wieder würden Leute auf der Flucht er­schossen, und einer der Gefangenen, der als Zimmermann im Lager tätig sei, habe bereits vierzig Särge anfertigen müssen.

Auch der Kopenhagener ,, Sozialdemokrat enthält ähnliche Nachrichten.

Reichstagsbrand 1, Jahre

Das Dortmunder Sondergericht verur­teilte den Sozialdemokrat Windmöller zu einem Jahr und sechs Monate Gefängnis, weil er behauptet hatte, der Reichstagsbrand sei von Nationalsozialisten gelegt worden.

Unser Ziel ist, die national­sozialistische Despotie stürzen! In dieser unversöhnlich revolutionären Haltung liegt die Ga­rantie unserer Zukunft!

zu

Bestellungen an die Verwaltung Neuer Vorwärts ", Karlsbad , ČSR. , Haus Graphia

HUGENBERG

Nun hat auch er erfahren, Was deutsche Treue heißt!

Zeitungstarif bew. m. P. D. Zl. 159.334/ VII- 1933.