chend von ungeheuren Ausmaßen sein. Sollen wir bei der Entfesselung dieser Kräfte vor einem geistigen Vakuum ste­hen, wie es 1918 war? Oder muß nicht mit diesen Kräften versucht werden, die kapitalistische Welt zu sprengen, um so mehr, als wahrscheinlich in dieser wirt­schaftlich sterbenden Welt sich dann eine Reihe solcher Explosionen ereignen werden? Jetzt schon, heute schon ist die Stunde, wo die sozialistischen Theore­tiker zusammentreten müssen, um die Ziele abzustecken, die erstens eine Revo­lutionierung des Massenbewußtseins im Gefolge haben und dann den Rahmen für die politische und soziale Revolution selbst ergeben. Wer heute in Deutschland vor Arbei­tern noch über Demokratie spricht, be­gegnet mitleidigem Lächeln. Das ist vor­bei, kein Gott kann die Weimarer Verfas­ sung wieder herstellen. Nicht als ob diese von einem hingebenden Glauben an die demokratische Freiheit erfüllt gewese­nen Massen nun einer bodenlosen Dikta- turtheorie venallen wären. Aber sie ha­ben eine furchtbare Lehre erhalten, was es heißt die politische Freiheit hinein­setzen in ein Urafassungsgemäuer agra- rächer und kapitalistischer Zwingburgen; was es bedeutet einigen tausend Groß­grundbesitzern durch die Herrschaft über ein Drittel der Bodenfläche mehr poli­tische Macht zu geben als zwei Millionen Landarbeiter und Deputatbauern zusam men haben; was demokratisches Wahl­recht wert ist wenn der kapitalistische Geldsack Tausende von Zeitungen, Zehn tausende von Kanzeln und Lehrstühlen, Hunderttausende von Existenzen in seiner Gewalt hat. Das werden die Hauptpfeiler des neuen sozialistischen Prograrames werden; Auf teilung des Großgrundbesitzes in Verbifr dung mit dem Siedhmgs- und Wohnungs Problem; Sozialisierung der Schlüssel­industrie und Banken in Verbindung mit der Schaffung von Staatsmonopolen; Stabilisierung der politischen Herrschaft der Arbeiterklasse durch eine Diktatur mit dem Ziel des freien demokratischen Staates, wenn durch die gesellschaftliche und ökonomische Entmachtung der herr­schenden Klasse die Voraussetzungen für diesen Staat geschaffen sind. Heer und Polizei, Justiz und Staatsapparat, Schule und Wirtschaft, alle diese Faktoren müs­sen zu absolut sicheren Bürgen eines de­mokratischen Staates gemacht werden, eher wird die diktatorische Aufgabe der zweiten Revolution nicht beendet sein können. Wer aber fragt, wo die Garantie da­für liege, daß aus dieser Diktatur einmal die Demokratie wachse, weil bekanntlich alle Diktaturen in sich die Voraussetzung für die endlose Fortsetzung tragen, dem antworten wir, daß alle diese Diktaturen von Mussolini bis Hitler ja entwicklungs- geschichtlich das Rad der Zeit zurückdre­hen und dadurch in einem immer stärker werdenden Gegensatz zu den vorwärts­dringenden Kräften im Volk geraten, während die Diktatur in einem hochent­wickelten Industriestaat mit sozialistischer Bevölkerung immer mehr an Spannung verliert, je näher sie ihren Zielen kommt, Wir schleifen auch nicht, eben wegen un­serer hochkapitalistischen Struktur, wie Rußland das Bleigewicht von 110 Millionen rückständigen Bauern mit, die die 10 Mil- lionen Industrieproletarier erdrücken würden, wenn sie zur Macht gelangten. Wenn es wahr ist, was Strasser einmal sagte, daß 95 Prozent des deutschen Vol­kes von antikapitalistischer Sehnsucht erfüllt sind, nun, dann wird die ungeheure Mehrheit des Volkes hinter dieser Dikta­tur als Uebergangssystem stehen.

Deutscher und itallenisdier

Fas di Ismus

Lehren der Gesdilchte

Ja, es sind umstürzende Fragen, die sich in nächster Zukunft aufrollen wer­den. Wir sollten nicht zögern, an sie heranzugehen, sie zu prüfen im kamerad­schaftlichen Geist und in engster Verbin­dung mit der sozialistischen Internatio­nale. Und wir sollten versuchen, das konservativste aller Dinge, das mensch­liche Gehirn, baldigst von allen Illusionen zu befreien. Diese weitgespannte revolu­tionäre Plattform wird dann auch das schaffen, von dem jetzt alles in Deutsch­ land abhängt und was unbedingt als sicherste Bürgschaft für den Sieg aus diesem Zusammenbruch herauswachsen muß: Die Einigung der deutschen Arbeiter­klasse unter den Fahnen der Sozial­demokratie!

Müssen wir aus der Tatsache, daß der deutsche Faschismus als ein genauer, auch die kleinsten Einzelheiten nachbildender Abklatsch des italienischen auftritt, zu dem trostlosen Schluß kommen, er werde sich gleich diesem konsolidieren und über ein Jahrzehnt halten? Ueber diese Frage darf man nicht mit Redensarten weggleiten, wie etwa die, daß die Kopie weniger dauerhaft ist als das Original. Der völlige, verblüffende Mangel an Originalität, den wir beim Nationalsozialismus finden, braucht durchaus nicht ein Zeichen geringer Be­hauptungsfähigkeit zu sein. Im Gegenteil. Als typisches Produkt unserer Zeit und der internationalen Krise ihrer Wirtschaft und Kultur ist der Faschismus nicht an ein Land und nicht an ein Volk gebunden, ist so wenig bodenständig, wie die Krise, so wenig mit dem Wesen eines Stammes oder einer Nation verbunden, wie der Ka­ pitalismus . Es ist sicher kein Zufall, daß als Träger und Symbol des Italienischen Faschismus und des deutschen National­sozialismus Männer wie Mussolini und Hitler auftreten, die beide in ihrer kör­perlichen Erscheinung und in ihrem Wesen ganz aus dem Rahmen dessen herausfal­len, was man jenseits der Alpen als latei­nisch, diesseits als germanisch ansieht und preist und auch dessen, was wirklich ita­lienisch und deutsch ist. Ihre Stärke Ist gerade ihre Wesensfremdheit, die ihnen die Masse ihres Volkes als Objekt, als bildsamen Ton gegenüberstellt. Was brauchten sie als Eroberer in Feindesland unter dem eigenen Volk zu hausen und Ihr Lager aufzuschlagen, wenn sie sich eins wüßten mit dem bessern Selbst ihres Volkes? Das Nachäffen des italieni- schenFaschismus ist, so grotesk es._ o auch wirkt, nicht bloß der Ausdruck der i Antikapitalismus des Kleinbürgertums. So

Von Oda Olberg . Terror gehört zum Faschismus als die praktische Folge seiner Wesensfremdheit in dem von ihm beherrschten Lande. Die öde Gleichartigkeit in dem vielgestaltigen Schrecknis ist aber nicht Nachahmung, sondern sie quillt aus dem Begriff des Terrors. Ein Volk muß seinen Bedrük- kern alles zutrauen, jede Infamie, jede Schandtat, die Nichtachtung des geschrie­benen und des ungeschriebenen Rechtes, Ruchlosigkeiten, die man von keinem äußeren Feinde je erwartet dann ist die seelische Umwelt gegeben, in der der Faschismus sich durchsetzt, indem er Hand an alies legt, was dem Volk sein Land zum Rechtsstaat und damit zum Vaterland machte. Die Gleichförmigkeit über alle Grenzpfähle hinweg folgt aus dem glei­chen Grundproblem, das nur eine Lösung durch Terror zuläßt. Wer zeitlich nach­kommt, erscheint als Nachahmer, aber auch dergenialste Vorläufer" hätte nie eine andere Lösung des Exempels zu fin­den vermocht Daraus folgt aber nicht notwendig, daß man mit dem gleichen Terror überall gleich weit kommt Daß der Antisemitismus, der in Italien ganz fehlt, für den deutschen Faschismus die Prognose entscheidend ändert, möchte ich bezweifeln.Das bricht ihm den Hals!" hört man oft sagen, aber von einer streit­baren Solidarität der internationalen jüdi- senen Hochfinanz, die das allein vermöch­te, ist bisher nichts zu merken. So bleibt von der Judenverfolgung nur die Kultur­schande und der wirtschaftliche Schaden, Dinge, die jeder Faschismus in großen Do­sen verträgt Im übrigen gehört der Anti­semitismus gar nicht zum Wesen des Fa­schismus, sondern ist nur eine demago­gisch höchst brauchbare Formel für den

Lahmheit an Phantasie und Gestaltungs­kraft. Man löst dasselbe Problem auf die­selbe Weise. Es gilt den Kapitalismus und die auf ihn gegründeten Herrschaftsver­hältnisse zu erhalten, und die als Folge und Entwicklungsbedingimg der kapitali­ stischen Welt entstandenen Forderungen und Möglichkeiten der Freiheit und Ge­rechtigkeit zu zerstören. Daher hüben und drüben die gleichen Parolen; Zurück zur Scholle, zurück zu Gott zurück zu stän­dischen Bindungen. Und um einer müden Welt plausibel zu machen, daß sie geführt werden muß, um die vielen mit den Ihnen zugunsten der wenigen auferlegten Ent­behrungen zu versöhnen, spricht man von der weltbcherrschenden Mission des eige­nen Landes, vom Neid der andern Staa­ten, von der Bereitschaft, das Vaterland mit Preisgabe des Lebens zu verteidigen. Dabei schließt der Faschismus die Eintra­gungen der Nationen, die ihren Weltherr­schaftsanspruch anmelden, nie. Daß Mus­ solini die Weltherrschaft für Italien , Hit­ler für Deutschland beansprucht, stört keinen der beiden. Ein französischer, bri­tischer, nordamerikanischer Faschismus mit entsprechenden Ansprüchen ist hoch­willkommen. Der Weltherrschaftsanspruch wirkt wie die Wurst, die an die Deichsel des Hundewagens gebunden ist: da läuft der Hund freudig, aber die Wurst bekommt er nie. Neben dieserIdeologie" sind die prak­tischen Probleme aller Faschismen diesel­ben. Ein Faschist bat im vorigen Jahr eine Technik des Staatsstreiches geschrieben, aber für deren Ratschläge hat man in Deutschland keine Verwendung ge­habt.aus dem einfachen Grunde, weil ja der Staatsapparat dem Faschismus legal übergeben wird.Die Seufzer und die Thränen, die kommen hintennach." Für den nachfolgenden Abbau des Rechtsstaa­tes hat sich Hitler alle Erfahrungen Mus­solinis zunutze gemacht: Uebergabe der Polizei an die eigenen bewaffneten For­mationen. Beseitigung aller Parteien, sy­stematische Vernichtung und Ausplünde­rung der Gegner. Aufhebung der Rechts­gleichheit. Abwürgen der Presse usw. All diese Dinge tragen sichtbar den Vermerk: M ade- i n 1 1 a 1 y". Es sind technisch erprobte Behelfe, aber sie sind nur Ab­wandlungen eines geschichtlich vorge­schriebenen Themas, das Terror heißt.

bald er Ihn als Obergroße Belastung em­pfindet. wird der Nationalsozialismus ihn bereitwillig fallen lassen; schon heute er­blüht In seinem Herzen große Toleranz für reiche Juden. Der entscheidende Unterschied liegt in Dingen, die er nicht fallen lassen kann. Einmal haben wir heute die italieni­schen Erfahrungen, aus denen sich wenig­stens lernen läßt, wie es nicht gemacht werden soll. Dann ist das deutsche Reich umgeben von Gebieten deutscher Kultur, die das, was der Nationalsozialismus tut, miterleben als etwas, das ihrem eigenen

Leibe geschieht. Weiter ist die faschisti­sche Gefolgschaft in Deutschland anders zusammengesetzt als sie in Italien war; unter ihr sind auch proletarische Massen. Hitler hat seine Umwälzung auch mit Proletariern. Mussolini die seine gegen das Proletariat durchgeführt. Unter der verblüffenden Wucht des Ueberfalls hat man in Italien gemeint, daß der Faschismus sich au den eigenen Ex­zessen totrennen würde, auf einen Druck des sittlich entrüsteten Auslandes hat man gerechnet, auf den Papst, der die Verfol­gung der Katholiken nicht dulden könnte. Der Faschismus hat sich nicht totgerannt, das Ausland hat sich sehr schnell beruhigt, der Papst hat über die Körper mißhandel­ter und ermordeter Priester und über die Asche verbrannter katholischer Vereins­häuser hinweg Mussolini die Hand gebo­ten. Die Reaktion besitzt einen sehr feinen Instinkt für das, was ihr frommt. Wem an der Erhaltung der heutigen wirtschaft­lichen Uebermacht einer Klasse gelegen ist, der kann den Faschismus nicht be­kämpfen, er mag sich noch so sehr über seine Methoden sittlich entrüsten. I n 1 1 a- lien haben die Sozialisten mit dem lähmenden Hoffen auf an­dere viel Zeit verloren. Wir glauben, die Internationale Entrü­stung über die deutschen Ereignisse wird sich bald darüber einigen, daß schließlich die deutschen Greuel eine deutsche Ange­legenheit sind. Hat nicht die diplomatische Vertretung der Sowjets in Rom Mussolini ein Festessen gegeben, wenige Tage nach der Ermordung Matteottis! Noch sind die Länder einander fremd, als daß es eine nachhaltige, lebendige Solidarität geben könnte, die die Völker den Regierungen autzwingen. Aber die Länder deut­ scher Zunge, die wie ein Kranz das Reich umgeben, die sind nicht fremd, die können nUhf zur Tagesordnung übergehen über aeatsches Schicksal, weil die kultu­relle Verwandschaft sie dazu zwingt es seelisch mitzuerleben. Als die Faschisten in Italien sengten und mordeten, ermüdete die Teilnahme des Auslandes schnell des fremden Volkes Erleben übersetzte sich nicht von selbst in die eigenen Ge­fühlswerte Es ist kein Zufall, wenn ge­rade Oesteneich den italienischen Massen eine lebendigere Solidarität geboten hat als irgend ein anderes Land: seine kultu­rellen Beziehungen zu Italien waren inni­ger gewesen. Die Scheidewand zwischen

Filmkunst im Braunhemd. Aeh, gestatte

Um die deutsche Kunst ist es still geworden in diesen Monaten, vergebens wartete die Welt darauf, daß aus der Asche verbrannten Gei­stesgutes ein noch so winziger Vogel Phönix steige. Jetzt endlich will es Frühling werden. Durch den gleichgeschalteten, arg gelichteten deutschen Blätterwahl schreitet mit einigen Schmissen auf der rechten Backe, von Polizel- kolonncn geleitet, von SA. gefolgt, von fech­tenden Korpsstudenten umtanzt, von Hanns Heinz Ewers persönlich an der Hand geführt, die Junge arische Muse in brtutlicher Pracht. Nein, Im Ernst, das ist kein Märchen. Die Aufnahmen zum Horst-Wessel -Monumentalfihn haben begonnen, und schon wissen die Blätter des dritten Reiches reklamehalber Erstaun- llches zu berichten. Daß die gesamte SA tfon Berbn-Branden- burg mit dem Horst-Wessel -Sturm an der Spit­ze sich brüllend auf die Leinwand stürzen würde, war Ja vorauszusehen. Was aber die Meister der Braunkunst in ihren Hexenkcsrcln sonst noch zusammenbrauen, riecht komisch ge­nug, und der erste Vorbericht könnte fast Wr einen guten Witz gehalten werden, wenn das braune Deutschland nicht allem Humor so weltenfern stünde. Das Korps Normannia, dem Horst Wessel angehörte, wird so versichern die Haken- kreurkorrespondenzen seinen Schönheits­sinn auf eigene Art ausleben, es wirddurch seine ersten Korpsfechter eine scharfe Origi­nalmensur vorführen lassen.'* Also scharfe Kunst aus Blut und Paukboden, auf Jodoform- flaschen gezogen, mit abgehackter Nase ser­viert. Und nicht genug damit; Hanns Heinz Ewers , Autor des Horst-Wessel-Romans, ge­denkt eigenhändig mitzuspielen, zwar nicht als

mannia", der er wirklich ist. mit eine Halbe, prost, prost!" Wer hat eben gesagt:Höher gehts nini' merl"? Es geht höher, es geht bis hinauf flfj die amtlichsten Amtsstellen. Unter ihrem Füh­rer Pollzcloberstleutnant Wecke stellen sich die Berliner Schupo und die Abteilung ,.zuf besonderen Verwendung" in den Dienst def kulturfördernden Sache. Sogar ihre Panzerwa­gen undsonstigen technischen Einrichtungen geben sie her, um einemöglichst getreu« Wiedergabe der Straßenkämpfe und Absper­rungen anläßlich des nationalsozialistischen Kampfes um das rote Berlin zu gewährleisten." So viel verrät die gleichgeschaltete Prcsse> und mehr wollen wir auch gar nicht wissen« sonst geht Ja die ganze Spannung zum Teufel- Gespannt sind wir zum Beispiel darauf. Oh aeben der SA auch die Berliner Zuhälterorf2' nisatfon aufmarschieren wird, zu der Hors' Wessel doch die besten Beziehungen unter­hielt. Daß diese Organisation schon vollkoin- men in der SA. aufgegangen Ist, wollen wl( doch nicht hoffen, es wäre schade um de" Ruf des Gewerbes. Die Kinobesucher brafl* chen übrigens keine Angst zu haben, auf d** Publikum von den Zweimark-Plätzen aufwär# darf angeblich nicht geschossen werden. Daß dieser ganze Horst- Wessel-Zirkus' Kunst nicht viel zu tun haben dürfte, ist wob* inzwichen auch dem Harmlosesten aufgegaO' gen. Mit scharfen Säbelmensuren pflegt rrs" Schmarren zu erzeugen, aber keine Kulturfil' nie. SA.-Paraden, Polizei-Uebungen, Hanfl5 Heinz Ewers als Konkueipant... das ist kein« Kunst, das sind Kunststücke. Der neudeutsche Kulturstaat ist nicht üb«'" Das Hindernis Kunst wurde im Sturm üb<f' rannt wer wird siegen: die leeren K&P�

dei UTK dui Sc ma vie hat ha( tni- dei Pn Bei au: 191 gr< ve tec T!.

Alraune, aber alsalter Herr des Korps Nor- oder die leeren Kassen?

Atta Troll«