tBeiCage des Tleuen Votwäds" Tic. 7 Das Porträt derFührer44 Stimmen des Auslandes über das braune Kabinett »Stier Gormg« Wie ein Engländer Ihn sieht Unter dem Titel:Der Stier Görlns, die sroße Kanone der Nazibande", ver- öHentlicht derDaily Herald" einen Ar­tikel Ton Harold Laskl, dem berühm­ten Staatsrechtslehrer, Professor an der Londoner Universität und Mitglied der Labour Party . Laskl schreibt; G ö r i n g schein eine wilde Freude an Grau­samkeiten zu empfinden und seine Moral steht unter der eines Gangster von ChikagOi. Er hat sich mit Leuten von ähnlichem Kaliber umge­ben. Seine Auffassung vonEhre" ist die eines Duellanten: seine Idee von Politik ist, zu t6- ten, um nicht selbst getötet zu werden. Er ist die verkörperte Gewalttätigkeit, und seine Ge­nugtuung wächst mit der Größe der Gewalttat. Für Deutschland ist es ein Unglück, daß er an eine so hohe Stelle gelangt ist; es Ist so, als wären Capone oder Jack Dia­mond ein Mitglied der Regierung der Ver­ einigten Staaten . Auch sie würden die Regierung nach der Mo­ral der Unterweltbanden führen. Auch sie hät­ten ihre eigenen Braunen Häuser für die Folte­rung ihrer Gegner. Auch sie würden, wie er, sich der Vergewaltigung aller Gesetze und Bräuohe rühmen, die die Existenz der Zivilisa­tion überhaupt erst möglich machen. Auch sie würden dieselbe Unwissenheit und Unfähigkeit zeigen, die Bedingungen zu begrei­fen, unter denen allein Wissenschaften und Künste blühen können. Sie würden mit demsel­ben Schwulst, derselben Arroganz, derselben leidenschaftlichen Ekstase über die Agonie ihrer Gegner triumphleren. Aber das ist ein übles Ding nicht nur für Deutschland allein; es ist ein Unglück für die ganze Weit Es ist eine Bedrohung der Grundlagen des Friedens. Denn wenn Göring seine Feinde zum Schweigen verdammt haben wird, dann wird er neue Siege nötig haben, um die Wollust der Macht auszukosten, ohne Rücksicht auf den Preis. Der Bau von Flugzeugen ist nicht nur eine Renommisterei. Er ist bewußte Vorbereitung für den Krieg, an dessen Kommen er glaubt, den Krieg, den er erstrebt Wir müssen der Tat­sache ins Auge sehen, daß ein Mann seiner Art nicht den geringsten Skrupel keimt. Europa aufs neue In ein blutiges Schlacht­haus zu verwandeln. Krieg ist für ihn nur ein Zug in dem Spiel um die Macht. Und diesen Zug zu tun, ist für ihn nicht unmoralischer als Juden und Sozia­listen zu morden, Frauen zu schlagen oder Kin­der als Geiseln ihrer EJtern zu verwenden. Seine einzige Lebensregel ist die Befriedigung seiner Impulse und Leidenschaften. Stößt er dabei auf Hindernisse, so wird er dadurch über sich selbst hinaus in einen Zustand geistiger Selbstzerstörung getrieben. Scheitert er irgendwo, so gerät er in den Zustand des Morphinisten, der sich sein Gift nicht verschaffen kann. Des Rauschmittels be­raubt, gibt es keine Tiefen, in die er nicht hin­absteigen würde, um seine Gier zu befriedigen. Wenn Männer solcher Art an die Macht kommen, dann sind selbst diejenigen ihrer Um­gebung, die es besser wissen, gezwungen, durch ihr Stillschweigen diesen Weg des Irrsinns zu dulden, wenn ihnen ihr Leben lieb ist. Ich wage die Behauptung, daß es keine fünf Staatsmän­ner in sämtlichen europäischen Kabinetten, das italienische eingeschlossen, gibt, vor denen Dr. Schacht die Dinge, die Göring auf dem Ge­wissen hat, verteidigen könnte. Ich glaube, daß Baron von Neurath, wäre er noch ein freier Mann, leidenschaftlich beteu­ern würde, daß er die Tage von Stresemann und Brüning sehnlich zurückwünsche. Aber sie haben sich selbst an den Karren der Tollwütigen gebunden, über die ihre Aufsicht auszuüben sie gehofft hat­ten; und so sind sie durch ihre stillschweigende Duldung zu den verächtlichen Kompli­cen der Brutalität geworden. Wenn dieses schreckliche Aberteuer vor­über sein wird, dann wird in der Gesellschaft zivilisierter Menschen kein Platz sein für Leute wie Schacht und Neurath , die zu den Schand­taten geschwiegen»haben, um für eine kurze Spanne an der Macht zu bleiben. Denn dieser Irrsinn dauert nicht ewig; eine ganze Nation kann nicht auf die Dauer ihren Verstand verlieren. Wir wissen um den brennenden Haß, der in der deutschen Arbeiter­klasse aufsteigt. Wir wissen, daß all die Fort­schritte, die Deutschland in der Außenpolitik gemacht hatte, in den wenigen Monaten ver­nichtet worden sind. Wir sind sicher, ist erst diese erste Vergiftung vorüber, fragt das deut­ sche Volk erst nach den Erfolgen, so wird die jetzige Ruhe sehr rasch weichen. Ohne ökonomische Erholung wird in Deutsch­ land eines Tages es entweder zum Bürgerkrieg oder zum Krieg nach außen kommen. Und in beiden Fällen werden die Hitler -Leute ernten, was sie gesät haben. Denn in der Politik wie in der Natur gilt der Satz; Aktion und Reaktion sind einander gleich; und wenn die Ernte kommt, dann wird sie so blutig sein wie nie zuvor. Unsere Aufgabe muß es unterdessen sein, Neu-Deutschland klar zu machen, daß seine Be­herrscher, wenn sie wie tolle Hunde sich be­nehmen, vom Ausland wie Parias behandelt werden! Hitler und Cromwell Amerika ladit über denFührer" Hitler hat vor einiger Zeit einer Dame eine Unterredung gewährt, die u. a. auch inNew York Times " veröffentlicht wurde. Die Dame hatte Hitler gefragt wer seine historische Lieblingsgestalt sei: Cäsar, Napoleon oder Friedrich der Große , worauf Hitler geantwortet hatte, er bewundere am meisten Cromwell, der das Parlament abgeschafft und das eng­lische Volk geeinigt habe. Mit dieser Weisheit desFührers" setzt sich nunNew York Times " in amüsanter Welse auseinander. Das amerikanische Blatt sagt: Hitler scheine vergessen zu haben, daß Crom- wells erstes und größtes Werk die Abschaffung des Königs Karl I. gewesen sei, der zu­vor das Parlament abgeschafft hatte und dafür hingerichtet wurde. Wenn Hitler wirklich glaube, daß Nazisystem für alle Ewigkeit auf die Beine gestellt zu haben, so sei Cromwells Par­lamentsfeindschaft ein übles Vorzeichen, denn gleich nach Cromwells Tod kam das Parlament wieder und dann kam die glorreiche Revolu­tion von 1688, die die Souveränität des Parla­ments stabilisierte und dabei sei es Jetzt seit 250 Jahren geblieben. Aber noch in einer anderen Beziehung findet New York Times " die Berufung Hitlers auf Cromwell als Vorbild recht unglücklich. Crom­well war nämlich der Mann, der den Juder nach ihrer Vertreibung Im Jahre 1290 die Rückkehr nach England gestattete. Ja, er gestattete sie nicht bloß, sondern er hieß die Juden, von denen er Im wirtschaftlichen Wettkarapf mit Holland eine starke Förderung Englands erwartete, herzlichst willkom­men. Professor Eddy In Berlin Die Wahrheit auf englisdi In der Karl-Schurz-Gesellschaft in Berlin sprach am 20. JuH, wie dieTimes" berichten, vor einem zahlreichen Hörerkreis der amerkanl- sche Professor Dr. Sherwood Eddy. Der Amerikaner, der als scharfer Gegner des Ver­trags von Versaille bekannt ist begann mit einer höflichen Verbeugung vor der Hitler­regierung, aber es erregte schon einige Bewe­gung, als er von Rußland sprach als von einem Lande, das ihm abscheulich sei wegen der Verneinung der Unparteilichkeit der Justiz so­wie jeder Rede-, Presse- und Gewissensfreiheit, Prinzipien, die für das angelsächsische Le­ben seit sieben Jahrhunderten maßgebend seien. Dr. Eddy steigerte die Aufregung, als er dann auf Deutschland überging und fragte, was für eine Justiz es denn jetzt für Juden, Soziallsten, Kommunisten, Liberale und Pazi­fisten in Deutschland gäbe.Ihr meint," sagte Dr. Eddy weiter,das wäre Eure eigene An­gelegenheit. Sie ist es nicht, es ist eine Ange­legenheit der ganzen Menschheit. Die Deutschen wissen nichts von dem, was in ihrem eigenen Lande vorgeht. Die Presse ist gekne­belt. Sie hat versichert, daß die Verfolgung der Juden und die Rechtsverweigerung gegen­über anderen Parteien aufgehört hat. Das ist unwahr". So lange er lebe, schloß der ameri­ kanische Gast, werde er protestieren gegen jede Ungerechtigkeit, auch dem letzten Glied der menschlichen Gesellschaft gegenüber und gegen die Verneinung der Gedan­ken-, Rede- und Pressefreiheit upd des freien Versammlungsrechts. Das Publikum, so berichteteTimes", das seit Monaten eine solche Sprache nicht mehr vernommen hatte, war sichtlich verstört Die Deutsche Allgemeine Zeitung" berichtetet am Morgen darauf über die Versammlung, sagte aber von der Rede Dr. Eddys weiter nichts, als daß siedurch ihre außerordentliche Ein­dringlichkeit und Wärme auf alle Anwesenden einen tiefen Eindruck gemacht" habe. Selbstverständlich ist Dr. Eddy auch nach seiner Rede als Gast mit vollkommenster Hochachtung behandelt worden. Was ihm wi­derfahren wäre, wenn er das Unglück gehabt hätte, ein Deutscher zu sein, läßt sich gar nicht ausmalen. Aber das ist ja bezeichnend für den Nationalstolz des Dritten Reichs, daß man vor Ausländern kriecht, Deutsche aber behandelt, wie man selbst Hunde nicht behandeln sollte! Minister Möller Die Wahrheit auf schwedisch Bei einer großen sozialistischen Jugendkund­gebung in Lund in Schweden am 10. Juli sprach der schwedische Minister für soziale Fürsorge Gustav Möller , kräftige Worte über die Rassentheorie der deutschen Nazi. Er sagte un­ter anderem: Wenn das nationalsozialistische Deutschland an die waschechten nordischen Instinkte appel­liert, dann ist sein gegenwärtiges System seine eigene Verurteilung. Hier in den nordischen Län­dern wahren wir eifersüchtig die alten nordi­schen Volksfreiheiten. Die angeblichen Vertre­ter der nordischen Rasse, deren erste Tat darin besteht, die Freiheit des Volkes mit Füßen zu treten, sind nicht unsere Blutsverwandten, Wenn sie es für nötig erachten, daß reinrassige nordische Menschen Deutschland regieren, dann müßten sie sich sie von uns holen, aber sie werden bei uns keine Leute finden, die die Völ­ker unterdrücken wollen. Es ist ein charakteristisches Zeichen der Zeit, daß die Völker Skandinaviens jene sind, die von Sozialdemokraten regiert wer­den in den Augen der Nationalsozialisten die schlimmste Plage nach den Juden. Die Völker der Nordländer haben die Sozialdemokraten ans Ruder gebracht, um das Werk zu vollenden und die Demokratie und die Freiheiten des Volkes in diesen Ländern zu sichern." Amerika gegen Hitler New York , Ende Juli. Hitlers unermüdliches Werben um die Sym­pathien Amerikas hat sich bisher als Fehl- . schlag erwiesen. Alle Interviews, in denen der große Schreier mit dem kleinen Chaplinbart den zu verläßlichen Staatsmann hervorzukeh­ren sucht, hab'en bisher nur den Erfolg gehabt, die Gegnerschaft erbitterter zu gestalten. Je schweigsamer sich die mit dringenden Wirtschaftsproblemen beschäftigte Roosevelt - regierung verhält, desto lauter werden die un­offiziellen Stimmen aus allen Bevölkerungs­kreisen, die den deutschen Machthabern uner­bittlichen Kampf ansagen. Je deutlicher der Gegensatz zwischen der demokratischen Gesinnung Amerikas und der Schamlosigkeit der deutschen Regierenden wird, desto klarer wird auch, daß die ameri­ kanische Protestwelle nicht durch den Zusam- menprall der beiden großen Strömungen De­mokratie und Diktatur ausgelöst wor­den ist. Es war nicht die theoretische Frage­stellung Volksherrschaft und demokratische Re­publik, die zu der einmütigen Erhebung des amerikanischen Volkes gegen den Naziterror führte. Maßgebend war die grausame Verfol­gung des Einzelwesens, die brutale Vernich­tung des politischen Gegners, die systemati­sche Zerstörung aller in Jahrhunderten mühsam eroberten Menschenrechte, die den von tiefster demokratischer Ueberzeugung erfüll­ten Volksmassen Amerikas ganz unerträglich erschien. Die Hoffnung, im Deutschland der Nach­kriegszelt einen festen europäischen Friedens­hort zu finden, ist seit dem Machtantritt der Nazis endgültig aufgegeben worden. Sie hat zu einer Stimmung umgeschlagen, die in der Mo­dernisierung der amerikanischen Kriegsflotte und ihrer vollen Aufrüstung warnenden Wider­hall findet Natürlich ist die amerikanische Volksstimmung unverändert gegen einen Krieg oder gar gegen eine Einmischung Amerikas in die europäischen Verhältnisse. Die Zeichen von 1917 schrecken. Nichtsdestoweniger ist klar, daß Amerika bei jedem Konflikt, in den das heutige Deutschland gerät, mit seinen Sympa. thien auf der anderen Seite stehen wird. Herz und Kontobuch sind zwei Dinge, die auch die tüchtigste kapitalistische Seele noch nicht in Einklang zu bringen gewußt hat. Man tut gut, diese Tatsachen gebührend zu würdi­gen und sich nicht in Illusionen zu wiegen, die mit jedem Tage, den Hitler sich länger an der Macht hält, enttäuscht werden müssen. Den Sozialisten Amerikas fällt das Verdienst zu, die starken Wellen der Entrü­stung in die richtigen Kanäle gelenkt zu haben. Sie haben den amerikanischen Massen klarge­macht, daß der deutsche Machtwechsel nicht das Problem politischer oder Rassenminderhei­ten, sondern einzig das Problem der Freiheit des deutschen Volkes aufwirft, hinter das alle anderen Erwägungen zurücktreten müssen. Erst wenn sich das deutsche Volk die Freiheit wiedererobert hat, wird es möglich sein, auch dem deutschen Judentum die Rechte wiederzu­geben, auf die es Anspruch hat. Die amerikanische Gewerkschaftsbe­wegung unterstützt energisch diese Aufklä­rungsarbeiten. Die Botschaften, die sie vor und nach den Märzwahlen an die deutsche Arbei­terschaft sandte, sind zwar von den Hitler­terroristen unterdrückt worden aber auch hier gilt das berühmte Wort Lincolns, daß Völker wohl auf kurze Zeit, aber nicht für im­mer betrogen und genasführt werden können. Noch ein Wort über das hoffnungslos im Spießbürgersumpf versunkene bürgerliche Deutschamerikanertura. Mit echt amerikanischer Fixigkeit ist sein Sprachorgan, die New Yor­ker Staatszeitung, in Hitlersches Fahrwasser eingeschwenkt. Es bezeichnet sich durch den Mund des Herausgebers als zu 90 Prozent natio­nalsozialistisch. Der zehnprozentige Vorbehalt bezieht sich merkst du was, lieber Leser? auf die Judenverfolgungen, einfach weil doch die aufrechten Neudeutschen auf die jüdische Kundschaft Rücksicht nehmen müssen. Immerhin hat auch hier bei den Deutschen das Nazitum festen Fuß fassen können und ist gegenwärtig munter dabei, die zahlreichen Verbände und Institutionen nach berühmtem Muster gleichzuschalten. Die Bürde des Kamp­fes liegt bei der deutschsprachigen klassenbe­wußten Arbeiterschaft Amerikas , deren Wochenblatt, dieNeue Volkszeitung", die Nachfolgerin der weitbekanntenNew Yorker Volkszeitung" eine tapfere Klinge gegen das mit nationalsozialistischen Schlagiyorten aufge­putzte Verbrechertum hüben und drüben führt. Die verfolgten Kämpfer in Deutschland dürfen sich dessen bewußt sein, daß auch die Soziali­sten Amerikas in Treue zu ihnen stehen. Turner gegen Hitler Der Kongreß des bürgerlichen Deutsch -Amerikanischen Turnerbundes in Eik- hart lake, Wis, nahm auch zu den Verhältnis­sen in Deutschland Stellung. Er nahm eine Resolution an, in der scharf gegen die Rede-, Gewissen- und Presseunterdrückung Stellung genommen wird. Als eines Turners unwürdi­ges Verhalten sah man das feige Zu-Kreuze- kriechen der deutschen Turnerschaft an. Dem aufgelösten und zerschla­genen Deutschen A rb e i t er- Tu r n- und Sportbund wurde vollste Sym» pathie ausgesprochen.