suJetendeutsche Nazi dabei Posten stehen. Wollen die Nazis noch immer leugnen, daß es sich in diesen und anderen Fällen um verbrecherisches Zusammenarbeiten zwischen den Faschisten diesseits und jenseits der Grenze handelt? Mögen die Schüsse, die einen so edlen Friedensfreund wie Lessiug mordeten, der Kulturwelt endlich ein Signal sein, das sie zu energischer Abwehr der braunen Mordpest aufrüttelt!
Die Pariser Ergebnisse II. Internationale, Kriegsgefahr und Einheitsfront
Wohltat mit Gebrüll Im neuen Deutschland wird die Fürsorge abgebaut, die Arbeitslosenunterstützung gekürzt, die Krankenpflege eingeschränkt, der Arbeitslohn bis unters Existenzminimum gesenkt— wer nichts hat, bekommt etwas: nämlich die Erlaubnis, zu verrecken. Um recht deutlich zu dokumentieren, daß gelegentliche Almosen nicht um der Notleidenden, sondern um der Reklame willen verabreicht werden, soll die Organisation der Winterhilfe des deutschen Volkes in diesem Jahre dem — Reichspropagandaministerium übertragen werden. Barmherzigkeit als neuester Reklametrick, getreu dem christlichen Grundsatz;„Laß die Rechte nicht wissen, was die Linke tut!" Zum Aushängeschild ist selbst der Verhungernde noch gut genug.
Pleite in Leipzig Die„Erste Messe unter nationalsozialistischer Alleinherrschaft" hat mit einem katastrophalen Mißerfolg geendet. Das Manöver, gleichzeitig eine„braune Messe" zu veranstalten, zu der die mitteldeutsche Industrie, das Handwerk und das Gewerbe kommandiert wurden, hat diese Katastrophe nicht aufhalten können. Der einzige Erfolg ist, daß die Zahl der Aussteller um 300 höher angegeben werden kann als im Vorlahre. Aber da die tausend Teilnehmer der„braunen Messe" doppelt gezählt wurden, so ändert das nichts an dem Rückgang der Zahl der Aussteller. Die Aussteller aus dem Ausland, vor allem aber die Käufer des Auslandes, fehlten fast vollständig. Die Hotels, die sonst zur Messe stets überfüllt sind, hatten alle noch freie Zimmer. In dem führenden Leipziger Hotel, Hotel Astorla, das sonst bei jeder Messe wochenlang vorher ausverkauft ist, sind am Messesonntag 70 Zimmer frei gewesen. Die U m s ä t z o auf der Messe gingen noch stärker zurück als<fle Zahl der Besucher. Sie erreichten kaum 25 Prozent des Umsatzes der vorigen Herbstraesse. Viele Aussteller kamen überhaupt nicht In die Verlegenheit, ihre Oxdrebücher aufzuschlagen. Jüdische Aussteiler erlebten mehrfach, daß Ihnen Aufträge zurückgegeben wurden, nachdem Ihre Abnehmer erfahren hatten, daß sie bei Juden gekauft hatten. So wurden die Versprechungen gehalten, daß die Joden ht keiner Welse behelligt, sondern völlig gleichberechtigt behandelt würden! Selbst die„Leipziger Neuesten Nachrichten" geben das Fiasko der Messe vorsichtig zu. Sie schreiben:„Größere Geschäfte wurden eingeleitet, neue Bezie- hmigen wurden angeknüpft". Die charakterlose Umschmeichelung der Jüdischen Käufer, die würdelose Kriecherei vor dem Auslande, haben keinen Erfolg gehabt. Der Versuch, durch die Leipziger Messe das deutsche Wirtschaftsleben anzukurbeln, die zerrissenen Beziehungen zum Ausland wieder herzustellen, ist gescheitert. Die Leipziger Messe bat ihre Anziehungskraft verloren. Sie ist tot Das ist aber auch unter der Herrschaft der braunen Banden das Schicksal der deutschen Wirtschaft.
Marschieren, marschieren.. Im„Börsenblatt für den deutschen Buchhandel" lesen wir folgenden Stoßseufzer: „Wenn auch dem Buch bd der geistigen Unterbauung der neuen Staatsideen und bei der Bewußtmachung des deutschen Volkstums eine wichtige Rolle zukommt so ist doch nicht zu vergessen, daß das Volk und namentlich die Jugend zur Zeit und voraussichtlich auch In den nächsten Jahren noch marschiert und daß dieses Marschieren zum Teil im bewußten Gegensatz zur Zeit des Buchgelehrten steht. Man mag diese Entwicklung als nicht ungesund und sympathisch empfinden— wir Buch- händler sollen aber nicht die Augen verschließen vor der Erkenntnis;„Wer marschiert liest(zumindest) weniger!" Demnach erweist sich die nationalsozialistische Bewegung, die als„Durchbruch der Nation," als„neue Weltenwende" gepriesen wird, nicht als eine Bewegung der Köpfe, sondern als eine Bewegung der Beine.
Die Internationale Sozialisten-Konferenz in Paris sollte vor allem den Zweck haben, eine Verständigung über die großen Ereignisse der letzten Monate herbeizuführen, einen Gedankenaustausch zwischen den Sozialisten der verschiedenen Länder zu ermöglichen. Ihr Charakter war also in erster Linie informativ. Als Pressevertreter und Zuhörer waren nur Mitglieder von Parteien zugelassen, die der Sozialistischen Arbeiter-Internationale angeschlossen sind. Auf jede äußere Aufmachung und demonstrative Absicht wurde von vornherein verzichtet. Nichts destoweniger oder vielleicht eben deswegen darf man hoffen, daß von dieser Konferenz starkeWirkungen ausgehen werden. So verschieden auch die Lage der verschiedenen Parteien ist, so kehren doch die Vertreter keiner wieder heim, ohne neue Anregung und neue Ermutigung empfangen zu haben. Die Gesamtlage wurde treffend durch den Ausspruch Pietro Nennis charakterisiert, daß man auf dieser Sozialistenkonferenz ebenso viel Emigranten sehe wie man auf mancher früheren regierende Minister erblickte. Nur in Schwe den , Dänemark , Spanien und der Tsche choslowakei sind noch Sozialdemokraten an der Regierung, oder mit in der Regierung. Die stärkste aller Organisationen aber, die deutsche, war diesmal nur durch Emigranten vertreten! Die Tatsache der deutschen Katastrophe blieb in allen Debatten das alles andere überschattende Ereignis. Mancher mochte von dieser Konferenz eine Art von Gericht über die deutsche Sozialdemokratie erwartet haben. Aber wenn auch begreiflicher und berechtigter Weise die Kritik nicht ausblieb, so wurde sie doch stets In kameradschaftlichen und brüderlichen Formen geübt. Ueber das Vergangene konnte man der verschiedensten Meinung sein. Der Entschluß, den Kampf gegen die Hitlerregierung unter den schwierigsten Umständen wieder aufzunehmen, fand allgemeine Billigung. Die vorsichtig taktierende und lavierende Politik der Vergangenheit mögen viele bedauernd verurteilen. Die kämpfende
Sozialdemokratie, die gegen den Hitlerfaschismus die Parole der sozialistischen Revolution ausgegeben hat, kann der Unterstützung durch die Sozialistische Arbeiter- In- ternati.onale sicher sein. Und so wenig diese Unterstützung Wunder zu wirken vennag, so sehr wäre es auch falsch, ihren Wert und ihre Bedeutung zu unterschätzen. Isoliert wäre die deutsche Sozialdemokratie heute so gut wie ohnmächtig. Aus ihrer Verbindung mit den sozialistischen Bruderparteien kann sie die Kraft schöpfen, die sie zum Wiederaufbau ihrer Kampfstellungen benötigt. Neben dem Hitlerfaschismus und seinen sozialreaktionären Wirkungen in allen Ländern war die Kriegsgefahr das alles beherrschende Thema. Es gibt zwischen den nationalen Sektionen der SAI. keinen Unterschied in der Stärke des Abscheus vor dem Krieg und des Willens, den Frieden zu erhalten. Aber Hitlerdeutschland hat die Friedensfreunde der ganzen Welt vor neue Probleme gestellt. Kann man den Frieden der Welt dadurch sichern, daß man vor den Kriegsvorbereitungen einzelner Regierungen die Augen verschließt? Ist die Sozialistische Internationale- nicht vielmehr verpflichtet. diplomatische Anstrengungen zu fordern und zu unterstützen, die mit der Beseitigung der Vorbereitungen zum Kriege auch die Kriegsgefahr selbst beseitigen? Hier begibt man sich sichtlich auf ein Gebiet, das reich ist an taktischen Problemen. Dennoch ist es gelungen, in den beiden angenommenen Entschließungen Formulierungen zu finden, die so weit befriedigend sind, daß sie die Zustimmung einer erdrückenden Mehrheit des Kongresses finden konnten. So fand auch die For derung allgemeine Zustimmung,„daß die demokratischen Regierungen alle den europäischen Frieden gefährdenden Fra gen auf die Tagesordnung des Völkerbundes setzen, die der Sieg Hitlers in Deutschland aufwirft. Insbesondere die Aufrüstung Deutschlands , das Vorgehen gegen Oesterreich und Danzig , dessen verfassungsmäßige Freiheitsrechte inter -
Auf einer Kundgebung am Tannenberg- denkmal , die Reichspräsident von Hinden burg durch seine Anwesenheit verschönte, verkündete Adolf Hitler , er empfinde es bewegten Herzens als ein gnädiges Geschenk der Vorsehung, im Namen der geeinten Nation dem Generalfeldmarschall den Dank aller in tiefster Ehrerbietung aussprechen zu dürfen. Und um dies„Geschenk der Vorsehung" auch für den greisen Landesvater lukrativ zu gestalten, wurde dem alten Herrn eine Schenkungsurkunde überreicht, der zufolge ihm das Land Preußen die Domäne Langenau und Forst Preußenwald zur dauernden Vereinigung mit dem angrenzendenAltbesitz N e u d e c k und zur Bildung eines H i n- denburgschen Hausgutes übereignet. Hindenburg schlug dieses Geschenk der Vorsehung nicht aus, weil er nicht begreift, in welch üblen Geruch die schmierigen Gaben der Hitler und Göring auch den damit Beglückten bringen. Er schlug das Geschenk der Vorsehung vor allem um seines Sohnes willen nicht aus, der dem alten Herrn sonst schön auf den Kopf gekommen wäre. Er war schon immer der Berater seines Vaters, der Oberst von Hindenburg , und einen schlechter beratenen Mann als diesen Vater weiß die Weltgeschichte nicht zu nennen. Hindenburg junior, der Herr Oberst, hat Schulden bis über beide Ohren, hat noch mehr Schulden, als ein ostpreußi- scher Junker ohnehin zu haben pflegt. Er hat das Gut Neudeck schändlich heruntergewirtschaftet, die bedeutende Schenkung aus der Osthilfe war nur ein Tropfen auf den heißen Stein, die Gläubiger begannen bereits wieder sanft zu
drängeln: Langenau und Forst Preußenwald sollen darum dem Familienbesitz derer von Hindenburg— zum vierten Male— auf die Beine helfen.„So lange männliche Erben des Hauses leben, bleibt der Landzuwachs im Besitz der Familie." Ein klares, rundes Geschäft. Wie weit der gleichschaltende Einfluß des verschuldeten Oberst in der Reichswehr geht, ist nicht recht zu erkennen. Tatsache ist, daß Reichswehrmini- ster von Blomberg der feierlichen Schenkung beiwohnte, und Eingeweihte meinen, die Gegenleistung sei dem Geschenk vorausgegangen. Nicht eingeweihte, objektive Beobachter aber sehen vor allem eines: die unehrenhafte und zweideutige Art, in der Hitler und die Seinen Politik machen, die Skrupellosig- keit, mit der sie den Namen des von ihnen mißbrauchten Präsidenten in den Dreck treten. Das also, so wird das Volk, so wer- den selbst die harmlosesten Kleinbauern sich fragen, ist die versprochene Siedlungspolitik? Die Landlosen sollten Land erhalten— statt dessen schanzen die neuen Herren einander den Segen zu, das Volk aber wird mit Tannenbergfeiern, Saarkundgebungen und Feuerwerken abgespeist! Wenn freilich der Reichspräsident selber so stark an den Junkerprivilegien interessiert ist, wie darf da ein armes Bäuerlein oder ein Landarbeiter auf die Erfüllung der vor dem 5. März gegebenen Versprechen hoffen? Hindenburg hat das Geschenk nicht abgelehnt, das Volk jedoch lehnt Schenker und Beschenkten ab und wird eines Tages dafür sorgen, daß jenes Gut Langenau, dem preußischen Staat anno 1933 gestohlen, den„männlichen Erben des Hauses Hindenburg " keinen Segen bringt.
national garantiert sind," Man darf jedoch hinzufügen, daß die Hoffnung, dem Völkerbund könnte die Lösung dieser stachligen Probleme gelingen, nicht allzu groß war. Und wenn der Völkerbund versagt, was dann? Die Arbeiterklasse soll den Frieden der Welt retten. Kann sie die Kriegsgefahr, die aus dem Faschismus entsteht, beseitigen? Das kann sie sicher nur dann, wenn sie einig ist! Diese Erkenntnis war allgemein, und wenn man es ablehnte, der Dritten Internationale ein neues Verhandlungsangebot zu machen, so nur deshalb, weil man nach den bisherigen Erfahrungen davon nichts anderes erwarten konnte als neue Verschärfung der Gegensätze und neue Vertiefung der Spaltung
statt der gewünschten Einigkeit Und doch spricht die angenommene Resolution eine große Wahrheit aus, wenn sie feststellt, daß die geschichtliche Entwicklung alle Gründe der Spaltung beseitigt hat. Denn die Kommunisten können heute ebenso wenig vor dem Wert der Demokratie für die kämpfende Arbeiterklasse die Augen verschließen, wie die Sozialdemokraten leugnen wollen und können, daß es zur Beseitigung von Diktaturen nur ein Mittel gibt: den revolutionären Kampf. Aus solchen Einsichten muß der Wille zur Einigung und die Kraft zu ihr emporwachsen. Die Internationale Sozialistenkonferenz tn Paris hat nichts verheimlicht und nichts beschönigt Sie war von Anfang bis zu Ende von der Erkenntnis des furchtbaren Ernstes der Situation beherrscht Aber sie bat den Massen auch gezeigt daß nichts"verloren Ist was nicht wiedergewonnen werden kann, sie hat Ziele gewiesen, für die es lohnt zu kämpfen und zu sterben. In der Geschichte der internationalen sozialistischen Arbeiterbewegung wird sie den Punkt bezeichnen, von dem es wieder aufwärts geht Kamp! und abermals Kampf bis zur Anspannung der letzten Kraft, bis zum letzten Opfer bleibt die Parole!
Dummheit regiert Untrennbar verbunden mit der Versklavung des gesamten deutschen Volkes ist die Vernichtung der geistigen Freiheit auch an den Hochschulea Was die Hitler-Barbaren hier wollen, offenbart mit unüberbietbarem Zynismus der Hoch- schuigruppenführer Leipzig des nationalsozialistischen Studentenbundes, Eduard K 1 e m t in Nr. 2 der Zeitschrift„Die Leipziger Studentenschaft": Wie wir anders geworden sind, so muß auch der Hochschullehrer ein anderer werden. Wir sehen uns mit genau derselben Frechheit, wie einst als SA-Leute aui der Straße, heute im Hörsaal um und entscheiden, ob ein Professor bleiben kann oder nicht... Wir Jungen haben die Hochschule in der Hand und können daraus machen, was w i r wollen..• Wir haben nicht mehr nm Probleme zu ringen, sondern zu entscheiden." Für die Umkehrung aller Begriffe im Dritten Reich ist dieses naiv-unverschämte Pronunziaments des Leipziger Hochschul-Feldwebels ungemein charakteristisch.