Janker AdolfDer Schwärmer für das MkfelalierIn einer Schlußrede auf der Nürnberger Tagung hat Adolf Hitler sein Weltbild zu zeichnen versucht: es war dieromantische Verstiegenheit eines rückwärtsgewandten Träumers, dessen Idealein nebelfreier Vergangenheit liegen. Hitlers Ziel ist eine Aristokratie, die Herrschaft einer kriegerischen, durch Gebotausgezeichneten Adelsschicht, wie sieetwa zur Zeit der K r e u z z ü g e derökonomischen und geistigen Entwicklungder Menschheit entsprach.Er will sie allerdings mit einer Begründung, die dem Rittertum des Mittelalters fremd war: seine Aristokratieberuht auf dem Vorrecht der Rasse. NachHitler sind alle Völker, auch das deutschedadurch entstanden, daß eine höherstehende Rasse sich eine oder mehreretieierstehende unterwarf. In Deutschlandsoll dies die„nordische" Rasse sein, vonder Hitler sagt;Eine kleine organlsationsfähige und kulturell schöpferisch begabte Rasse hat im■Laufe vieler Jahrhunderte andere Völkerüberlagert und zum Teil aufgesaugt,zum Teil sich angepaßt Alle einzelnen Bestandteile unseres Volkes haben selbstver-standlii�) ihre besonderen Fähigkeiten in diesen Bund mitgebracht geschaffen aberwurde er n u r von einem einzigen volks-und staatsbildenden Kern.Nur was zu diesem„Kern" gehört,nach Hitlers Worten„die besonders dazuGeborenen", haben Anspruch, dieFührung des Volkes auszuüben. Da manaber die Rasse des Einzelnen heute kaumnoch fesstellen kann, so macht Hitler einenwunderbaren Gedanken-Saltomortale: erschließt nicht von der Rasse auf die Befähigung, sondern umgekehrt, von derBefähigung auf die Rasse! Wie der bekannte Wiener Antisemitenführer Lueger,um mit Juden weiter Geschäfte machenzu können, das wunderschöne Wort geprägt hatte:„Wer ein Jude ist, das bestimme Ich!", so bestimmt Adolf im Dritten Reich, wer als„nordisch" zu geltenhat, z, B. der„nachgedunkplte Sphrumpf-germane" Dr. Joseph Goebbels.Bis so um 1848 herum scheint nachHitler die Führung Deutschlands durch dienordische Rasse gut funktioniert zu haben.Wenigstens hat Hitler an den Zeiten derFeudalherrschaft und des absoluten Fürstentums nichts auszusetzen, obwohl eruns verheimlicht, warum trotz seiner erlesenen nordischen Führung das deutscheVolk z. B. in die Katastrophe des 30jäh-rigen Krieges kam, der die Hälfte der Bevölkerung vernichtete und die deutscheKultur pro mehr als ein Jahrhundertzurückwarf. Nein, alles Uebel Ist nachHitler erst dadurch über Deutschland gekommen, daß anstatt des junkerlichenAdels und der absoluten Könige— dasBürgertum regieren wollte. Aufseine bürgerlichen Männer sieht der inzwischen hoffärtig gewordene Adolf etwa mitderselben Hochnäsigkeit herab, wie der•uittelalterliche Raubritter v. Habenichtsauf die„Pfeffersäcke", die man zwarHacker schröpfte, im übrigen aber ab-«ruadtief verachtete. Lassen wir AdolfHitler selber zu Wort:Indem das Bürgertom als neuer Lehensstand die politische Führungder Nation beanspruchte und erhielt, war die vernünftig organische Ent-Wicklung auf dem allerwichügsfen Gebietdurchbrochen worden.Daa deutsche Bürgertum als gesellschaftliche Substanz war das Produkt einer Imwesentlichen weniger auf politischen, alsvielmehr ökonomischen Funktionen beruhenden Auslese.... Da das wirtschaftliche Leben meistens mehr unheroische alsheroische Züge an sich hat, war das deutsche Bürgertum viel weniger heroisch alseben„wirtschaftlich". Die bürgerlichen Parteien waren das getreue Spiegelbild dieserinneren Seelenverfassung: krümerhafteBereinigungen ohne Jede Befähigung für eine wirkliche Führung desVolkes.Man kann dem„Föhrer" insofern'.echtgeben, als speziell das deutscheBürgertum durch seine politische Ge-®chichte ein großes Maß von VerachtungVerdient hat. Immerhin aber beantwor-Jet die Hitlersche Erklärung eine nahe-J'egende Frage nicht: warum das e n g-s c h e, warum das französischeöürgertum sich zu einer Staatsfflhrungfähig erwiesen haben, deren Höhe dasdeutsche Volk, leider, in seiner Geschichteniemals auf die Dauer erreicht hat, obwohl der Einfluß des deutschen Bürgertums auf die Staatslenkung bis 1918 nuruntergeordneter Art war.Aber diese Auseinandersetzung mitHitler wollen wir getrost seinen bürgerlichen Geldgebern überlassen, die jetzt inFußtritten der Verachtung den üblichenLohn serviler Untertanen einheimsen. Unsinteressiert eine andere Frage weit mehr:während etwa zwei Drittel der Hitler-schen Rede Immer wieder darauf abzielen,dem Bürgertum als einer ökonomischenSchicht das Recht auf Staatsführung abzusprechen und es mit mehr oder wenigerpatriarchalischer Strenge in die passiveRolle des„Nährstandes" zurückzudrängen,erwähnt Hitler den Anspruch der Arbeiterklasse auf Staatsführung nurein einziges Mal, u. zw. auch nur im Gefolge seiner Auseinandersetzung mit demBürgertum. Diese Stelle ist aber aufschlußreich für das Hitlersche Denken, siesei deshalb im Wortlaut zitiert:Indem aber das deutsche Bürgertumdie politische Führung der Nation beanspruchte, hat sich eine Gesellschaft dem Volke als Führung vorgestellt, die dafür n i egeboren war. Und das Volk hat das erkannt und instinktsicher abgelehnt. So war esdenkbar, daß eine fremde Rasse sichunterstehen konnte, mit einer primitiven Parole inmitten unseres Volkes eine alte Narbeaufzureißen, um im Proletariat eine Or-ganisation derjenigen vorzunehmen, die durchdas Fehlen einer wirklich geborenen Führung nunmehr führerlos gewordenwaren.Hier sieht man ganz klar, daß Hitlersich das Proletariat als eine Schicht vorstellt, die überhaupt nicht führen, sondernimmer nur geführt werden kann. DasBürgertum als Führung habe versagt, die„natürliche" Führung war erdolcht, infolgedessen hätten sich die Juden der Führung des führerlosen Proletariates bemächtigt... Der Gedanke, daß das Proletariat selber gehandelt habe, als essich in der Sozialdemokratie zum Kampforganisierte, ist für Hitler schlechthinunvorstellbar. So muß er zu derFiktion seine Zuflucht nehmen, daß dieganze sozialistische Massenbewegung nurein Werk jüdischer Verführung gewesensei.Die tiefe Volksverachtung, die sich indieser Anschauung kundtut, sucht Hitlerdann freilich an anderer Stelle dadurch zuvernebeln, daß er die„Bauernstuben undArbeiterhütten" preist, aus denen herausdie„geborenen Führer" gekommen seien.Aber das sind eben nur Einzelne, Begnadete, die durch irgendwelche Wimder rassischer Erbgutwanderungen aus deran sich stumpfen, blinden und unbegabtenMasse emporschießen. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, die zahllosen Wieder-sprflehe dieser Rassenmystik aufzustellenViel wichtiger ist die Feststellung, daßim allgemeinen Hitler immer wieder andem Gedanken festhält, daß nur einekleine Oberschicht des Volkes derzur Herrschaft geborenen Herrenrasse entstammt und daß er aus dieser Rassenverschiedenheit auch die Notwendigkeit desPrivateigentums und die Ungleichheit derBesitzverhältnisse ableitet;Mit dem Zusammentreffen verschiedenstzu wertender Menschen wird auch das Ergebnis ihrer Leistungen verschieden sein, dasheißt die qualitativ höherstehendeRasse wird mehr zum Gesamtergebnisder gemeinsamen Arbeit beisteuern als diequalitativ schlechtere. Damit aber wird dieVerwaltung des Arbeitsertrages zwangsläufigeiner Aufteilung verfallen, die von derBerücksichtigung der Leistung ausgeht.Der Gedanke des PrivateigentumsIst daher unzertrennlich verbunden mit der Ueberzeugung einer verschiedenartigen und verschiedenwertigen Leistungsfähigkeit der Menschen nnd damit wieder mit der Verschiedenartigkeit und-Wertigkeit der Menschen selbst.Damit wird nun— neuer seltsamerWiderspruch!— die kapitalistische Bür-An der StrippeS.i-Männep, mal alle herhören!Da steht ihr nun mit euren neuen Tressennnd hütet eine alte, faule Welt,habt einen Dienstgrad and nicht satt zu fressenund achtet sorglich drauf, daß unterdessenHerr Thyssen gottbehüte nicht vom Thrönchen fällt.Ihr selber mästet ehrfurchtsvoll die Drohnen,die ehemals Wilhelms Bienenkorb geziert,ihr selber baut die Schlösser, drin sie wohnen,ihr selber gießt begeistert die Kanonen,an denen ihr dereinst in Dreck und Schlamm krepiert.Glaubt ihr, daß sich im Schwerverdienerkreiseder Reigen plötzlich sozialistisch dreht?,Merkt ihr denn gar nicht, daß die braune Reiseim alten, ausgefahrnen Spießergleisemit Hitler heil and Göring hoch nach rückwärts geht?Bald wird der Karren eine Panne haben,mit Bruch und Scherben endet Hitlers Fahrt,dann werdet ihr vereint im Straßengrabenden braunen Dreck aus euren Augen schabenund endlich merken, daß ihr—Hampelmänner wart.Bai dar.EtappenschweineDie Gegensätze zwischen den beiden V/a{.fengattungen Im Heere des„Volkskanzlcrs*'sind weltbekannt Die Angehörigen der SA.betrachten sich als die politischen Soldaten dernationalen Revohition, während die SS.-Trup-pen die Parteipoiizel darstellen, dieman als Bonzengarde bezeichnetEin Teil dieser Bonzengarde, nämlich die21. SS.-Standarte, hatte vor einigen Tagen eingroßes Treffen in Magdeburg. Als Festrednerwar der„Reichsstatth alter" für Anhalt undBraunschwelg, der Hauptmann a. D. Lö-p e r erschienen. Er nahm zu den Streitigkeitenzwischen den beiden Heerhaufen Stellung undiührte aus:„Wie ein Staat nicht bestehen kann, ohneArmee, so haben wir unsere Armee der SA.Aber kein Staat kann sein, In dem die innereOrdnung nicht aufrechterhalten wird,in dem der Rücken der Armee nicht gedecktwird durch eine wohldisziplinierte Gendarmerie, und das ist bis jetzt eure Aufgabe gewesen.Weh«, wenn Irgend Jemand versuchen sollte,die Macht des Nationalsozialismus zu erschüttern. Efn Wort, etn Ruf, ein Tritt,ihr seid da, und der Feind liegt unten. Seidstolz, daß Ihr die schwarze Schar eurwFührers sein dürft Seid nachsichtig gegeneure Kameraden. Aber seid unnachsichtlichgegen alle Schwächen. Es lebe der SS.-FObrer Adolf Hitler."Seid unnachsichtig gegen alle Schwächen!Wer sieht da nicht im Geiste die deutscheFeldgendarmerle während des Weltkrieges vor sich, die die Aufgabe hatte vonder Etappe aus den Rücken der Armee zudecken.Das also ist nach Herrn Löper die ehren-voüe Aufgab« der SS. Sie soll die Stellungder Etappenschweine beziehen, um ihren braunen Kameraden den„Rücken zu decken." Möchten doch die verführten SA�Proleten alle dieseWorte des Naziwürdenträgers erfahren. Vielleicht lernten sie dann erkennen, was man mitihnen spielt.gerklasse doch wieder für die hochstehende Herrenrasse erklärt, die mehr leistetals das niederrassige Proletariat und daherauf höheres Einkommen und alleinigesPrivateigentum Anspruch hat. Im Verhält»nis zu Hitlers Offizieren, Junkern, Akademikern, Desperados und Abenteurern, andie er die höchsten Staatsämter ausgegeben hat, ist das Bürgertum also Niederrasse, im Vergleiche zu den Arbeitern dagegen ist es Herrenrasse! Wer es fassenkann, der fasse es!Uns kommt es allein auf die Feststellung an, daß in diesem zehnfach widerspruchsvollen, verschwommenen Weltbilddas Proletariat in jedem Falle dieSchicht ist, die unten ist und unten zubleiben hat, die politisch als blinde Massegeführt und wirtschaftlich als untereRasse ausgebeutet werden muß.Durch hundert schillernde Uebermalun-gen bricht immer wieder die düstere Farbe eines neu auferstandenen Raubritter-tums.GeklautePortokassenWas alles vom Dritten Reich gestohlenwird.Nachdem alle Arbeiterorganisationen vonder größten Gewerkschaft bis herunter zumkleinsten Gesangverein aufgelöst und verbotensind, haben sich die Sieger an die Beute herangemacht und alles, was an Vermögenswerten noch vorhanden war. in die Tasche gesteckt Seit einiger Zeit veröffentlicht derReichsanzeiger täglich auf der ersten Seite dieListe der auf diese Weiy gestohlenen Bargeldsummen und Wertsachen. Man bekommt dabeiGelegenheit, zu bewundern, mit welcher echtpreußischen Gründlichkeit vorgegangen worden ist. Nichts, aber auch nichts ist den Augender Behörde entgangen. So meldet man alsBeute von der Ortsgruppe Schleswig der SPD9 Briefmarken, davon zwei ä 30 und 7 ä 25Pfennig, insgesamt 2.35 RM. Dem Arbeiter-Radfahrverein Solidarität in Neumünstcr hatman cbi Sparbuch mit 8.05 RM. geklaut, daser beim Allgemeinen Konsumverein für Kielund Umgegend angelegt hatte.Aber nicht nur Briefmarken und Sparkassenbücher werden beschlagnahmt, sondern auchalle möglichen und unmöglichen Gegenstände,dabei spielen die Trommeln, Signalhörner undFlöten der Reichsbannerkapellen eine großeRolle. Bei den Arbeitersportvereinen sind eswieder allerhand Turngeräte, Medizlnbälle,Boxringe usw., die die Aufmerksamkeit derBehörden auf sich gelenkt haben. Beim Arbeitersportverein Germersdorf blieben u. a. 25Hosen und 30 Hemden, ferner 12 Schippen mitStielen, 2 Schippen ohne Stiele und ein Schip-penstlel als Beute in den Händen der Sieger.Aufgelöst wurde femer auch der Athletenklub„Deutsche Eiche" in Landsberg a. d. W. Dorterbte der Reglerungspräsident(J. V.; GrafHue de Grals) u. a. folgende Schätze: 3 Schachteln Tanzabzeichen, 9 Rollen Papierschlangen,14 Fähnchenstangen, 7 Stück Turnschuhe, 29alte Mitgliedsbücher, 13 Postkarten imd 2 alteZylinderhüte.Leider fehlt es auch nicht an erheblicherenWerten, die den Räubern in die Hände gefallen sind. So geht z. B. die Beule, die sie beider Parteiorganisation in Köln gemacht hat,in die vielen Tausende. Auch einzelne Staatsbürger werden ausgeplündert, wobei man eshauptsächlich auf Schreibmaschinen und Fahrräder abgesehen bat. Die ßestohienen sindstets arme Arbeiter oder Angestellte.Die Gelder nnd Sachwerte werden angeblich zugunsten des Landes Preußen eingezogen.Welchen braunen Bonzen dafür Güter gekauftwerden sollen, wird sich erst später heraus-sleiicn: aber im Deutschen Reichsanzeigerwird man davon wobl nichts lesen.Byzanttnisma« TernlAtct dieTOlker!Blinde Gefolgschalt, kritiklose Verherrlichung des Führers oder der Führung wäre einByzantinismus nur In veränderter Form, wieer zu allen Zeiten früher oder später nicht nurdie Fürsten und Despoten, sondern im Anschluß daran auch die Völker zugrunde gerichtet und die Volksidee für lange Zeit oderfür immer verdunkelt and damit auch die Zukunft des betreffenden Volkes der Verkümmerung oder Vernichtung zugeführt hat.Der Nationalsozialist Graf Rev entlowin seiner Schrift deutscher Sozialismus"Kapitalflüdiilinge streikenDie Frist für die nach dem„Volksverratsgesetz" zu erstattenden Anzeigen über Kapitalim Auslande ist bis 31. Oktober verlängertworden.