London   und Leipzig  

Die Ermittelungen des Internationalen Juristenausschusses und die Pflicht des Reichsgerichts

kapitalistische Korruption endgültig beseitigt. Da wundert man sich aber doch, wenn man auf einmal im, Berliner   Tagblatt vom 5. Sep­tember folgendes Inserat findet:

Politiker

Obering, 40 J., kth. derzeitige enge Be­ziehungen zu allerersten Kreisen sucht in­dustrielle oder wirtschaftl. Vertrauensstel­lung. Off. unt. Nk. G. 67089 bef. Rudolf Mosse  , Berlin- Neukölln, Berliner Straße 76, 77.

Eine hübschere Verbindung von Politik und

London  , 18. September 1933. 11 ändischen Zeugen über die po- gen Bekundigungen der Zeugen Breit­Wenn diese Zeilen erscheinen, wird litischen Anschauungen, über scheid, Georg Bernhard  , Philippsborn u. a. nicht nur der Bericht des Internationalen seine Sehstärke und über seine über die allgemeine politische Situation in Juristenausschusses veröffentlicht sein, sexuellen Neigungen stellen der damaligen Zeit, über die erwartete Geschäft läßt sich gar nicht vorstellen. Ein der hier vier Tage lang öffentlich getagt m. E. das wichtigste Ergebnis ,, Wahlbombe" der Nazis usw. sind, so Politiker" bietet sich mit seinen engen Be­und Zeugen vernommen hat, sondern wohl der hiesigen Verhandlungen wertvoll sie an sich waren, nur in zwei- ziehungen zu allerersten Kreisen öffentlich aus ter Linie zu berücksichtigen. durch Rudolf Mosse  ! War es dazu notwen­auch die Leipziger   Gerichtsverhandlung dar. begonnen haben. Aus diesen Aussagen ergibt sich ein- Wenn es unter den höchsten dig, das Dritte Reich zu gründen. Ueber die Zweckmäßigkeit dieser Un- wandfrei: unabsetzbaren Richtern des tersuchung, insbesondere vor dem offi- 1. Daß Van der Lubbe ein politischer Wirr- Reiches noch einen Funken von kopf war, der in den letzten zwei Jah- Anstand und Ehrgefühl gibt, ren vor dem Reichstagsbrand mit der dann ist es ihre heilige Pflicht, Wer den Mund auftut, gefährdet den Staat kommunistischen Partei nicht nur ge- das Lügengebäude des Ober­In Deutschland erzählt man sich, daß näch­brochen hatte, sondern eher faschisti- reichsanwalts und der Hitler- stens alle Zahnärzte ihre Praxis niederlegen schen Ansichten huldigte. regierung mit einigen einfa- würden, weil im Dritten Reiche niemand mehr

ziellen Prozeß, waren in manchen Kreisen, auch uns nahestehenden, Zweifel vorwie­gend taktischer Art geäußert worden. Heute, nach Abschluß der Londoner   Ver­handlungen, läßt sich mit gutem Gewissen

Ins Gefängnis

feststellen, daß diese Zweifel unberechtigt 2. Daß er infolge eines doppelten Ar- chen Fragen zu zerreißen, die wagt, den Mund aufzutun. Das kann man ver­beitsunfalls nicht nur außerordentlich sich aus der Londoner Unter- stehen, denn jeder Deutsche steht, sobald er kurzsichtig war, sondern nahezu als suchung ganz von selbst erge- den Mund öffnet, mit einem Fuße im Gefäng­

waren, daß der Juristenausschuß über­aus wertvolle Arbeit geleistet und schr wichtige Ergebnisse erzielt hat.

Er hat trotz mancher Regiemängel, trotz der manchmal überflüssigen Breite gewisser Zeugenaussagen, die vom Be­weisthema zuweilen abschweiften, zu­nächst einmal das Verdienst gehabt, die Weltöffentlichkeit in einer Weise zu in­teressieren und zu alarmieren, die Hitlers  Propagandachef Dr. Göbbels   sehr unbe­quem werden dürfte. Und wenn am Schluß­tag der Sohn Torglers, die Schwe­ster Dimitroffs und die Witwe des

grauenhaft gemeuchelten kommunistischen 3. Abgeordneten Schütz- Königsberg, sowie der Dichter Ernst Toller   am Zeugen­tisch erschienen, ohne zur Sache selbst Wesentliches aussagen zu können, so ha­ben gerade ihr Erscheinen und ihre Aus­sagen als eine furchtbare Anklage gegen die Kerkermeister, Meuchelmörder und Kulturschänder des 3. Reiches gewirkt.

menfassen:

halb blind bezeichnet werden muß.

ben.

nis. So teilt z. B. die Pressestelle des schlesi­

Außerordentlich eindringlich und über- Sollte Van der Lubbe, aus irgend wel- schen Oberpräsidiums mit:

einstimmend schilderten die drei Zeu­gen, wie Van der Lubbe nur aus näch­ster Nähe und von der Seite eine Zei­tung lesen konnte. Einer bekundete, daß Van der Lubbe Arbelt auf einem Last­kahn gefunden hatte, nach kurzer Zeit aber entlassen werden mußte, weil er dauernd den Weg verfehlte und ins Wasser fiel!

,, In verschiedenen der im vorigen Herbst aufgelösten und nicht wieder hergestellten schlesischen Landkreise werden offenbar sy­stematische Gerüchte in die Welt gesetzt, die von einer Wiederherstellung auch dieser Kreise wissen wollen... Die Verbreiter derart unverantwortli­cher Gerüchte mögen sich vor Augen halten, daß sie sich der Gefahr aussetzen, zum Schutz von Volk und Staat in Poli­zei haft genommen zu werden." biz Kann sich der in Freiheit das heißt nicht -

chen Gründen, die man sich unschwer vor­stellen kann, bei seinen unmöglichen idio­tischen ersten Angaben bleiben, dann brau­chen sie ihm nur ein Zeitungsblatt zu über­reichen und ihn aufzufordern, daraus etwas vorzulesen. Dann wird sich sofort erge­ben, daß dieser halbblinde Mann weder im dunklen Reichstag als Brandstifter um­herwandeln, noch erst recht als Fassaden­Daß er, wie der Zeuge van Leeuwen kletterer wie es neuerdings heißt sehr eingehend bekundete, ein Homo- darin eindringen konnte. Sie müssen ihm dann Fragen sexueller war, der mit ihm selber an- über seine sexuellen Neigun- in Deutschland   lebende Mensch ein harmlo­

scheinend vergebens anzubandeln ver­

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suchte, der aber z. B. mit einem gewis- gen stellen, über seine Bezie- seres Gespräch denken als eines über die sen Koos Vinck wie ,, Junge und Mädel" hungen zum Kreis Röhm- Hei- etwaige Wiederherstellig aufgelöster Land­verkehrte, wobei Van der Lubbe noto- nes- Bell, und zwar solange, bis kreise? Im Dritten Reich   müssen Volk und risch das Mädchen" war. Er steckte er die Wahrheit zugibt, daß er Staat" vor dem Unglücklichen geschützt wer­dauernd in Schulden und gerade wenn nämlich ein Werkzeug jenerim den, der es wagt, dieses Thema anzuschneiden! Präsidentenhaus verkehren- Normale Leute können hier nicht mehr mit den SA- Homosexuellen war. hier sind Spezialisten für Verfolgungswahn zu­

TEN 103H

Unzulässiges Gedicht

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Zulässige Schuhwichse stion

Auf Grund des Gesetzes zum Schutz der

er nicht mehr finanziell welterkonnte, Aber viel wichtiger sind die tatsäch­pflegte er nach Deutschland   zu reisen, lichen Feststellungen, die die Londoner um sich zu sanieren. Geht das Reichsgericht über alle diese ständig. Verhandlungen zur Sache selbst erge­ben haben. Die Ergebnisse der hiesigen Das genügt wohl! Man braucht nun- entscheidenden Punkte hinweg, unterlas­Untersuchungen lassen sich dahin zusam- mehr nicht einmal die wertvollen und sen die Reichsrichter es, diese entschel­denden Fragen in öffentlicher Sitzung auf­schlüssigen Bekundungen der Zeugen 1. Torglers Unschuld ist hundertprozentig Hertz und Kühne zu erwähnen, über die zuklären, dann ist für sie kein noch so zu hart. Dann nachgewiesen. Nachgewiesen nicht nur innere Organisation des Reichstags, über verächtlicher Ausdruck durch die Bekundungen jener Zeugen, die sonderbaren Brandstellen, über die machen sie sich selbst nachträglich zu nationalen Symbole( 19. Mai 1933) werden vom Reichspropagandaministerium ständig gewisse die ein politisches Leumundszeugnis für Türkontrollen, über den unterirdi- Komplicen des Reichstagsbrandes, den sie Kitschgegenstände beklopft und zum Teil für ihn abgelegt haben, z. B. Paul Hertz   schen Gang der Zentralheizungsanla- jetzt mit Leichtigkeit aufklären könnten. Werden sie es tun, trotz der Folgen, unzulässig" erklärt. Uebrigens eine Sisyphus­and Rudolf Breitscheid  , sondern gen zwischen dem Reichstagsgebäude  auch und vor allem durch die außer- selbst und dem Präsidentenhaus, das- die die Aufklärung des Verbrechens vom arbeit die Einfälle hakenkreuzbegeisterter ordentlich präzisen Angaben der bei- ring seit Wochen den SA- Leuten überlas- 27. Februar für das ganze Verbrecherregime Geschäftemacher erneuern sich wie die Ver­ den   Kommunisten Wilhelm Koenen   sen hatte; noch ist es jetzt notwendig, auf nach sich ziehen müßte? Die Ehre Deutsch- sprechungen der Führer mit jedem Tag. Auf and Otto Kühne  , die den Nachmittag den von Grzesinski   widerlegten Schwin- lands liegt in der Hand der Bumke, Bün- der letzten Liste unzulässiger" Fabrikate fin­und den Abend des 27. Februar mit Ernst del über die Katakomben und das Um- ger und ihren Kollegen, den höchsten den sich folgende Raritäten: M Torgler verbracht und geradezu minu- sturzmaterial" im Karl- Liebknechthaus be- Richtern des Deutschen Reiches! tenweise eine lückenlose Darstellung sonders einzugehen, und auch die sonsti­

seiner Tätigkeit an jenem Tage liefern konnten.

Matratzendrell mit Hakenkreuzmuster, Hit­Victor Schiff. ler- Gruß- Doppelpostkarte mit mit beweglichem

2. Ebenso hundertprozentig ist der Alibi- Sie lügen wie die Teufel...!

beweis für den Bulgaren   Dimitrofi er­

bracht, von dem man bisher fast nichts Zerschlagen

wußte. Man erfuhr jetzt, daß er tat­sächlich ein führender Kommunist ge­wesen ist, sogar ein Mitglied der Exe­kutive der III. Internationale, anschei­nend fast ausschließlich zuständig für die Balkanstaaten. Esisterwiesen,

| Nationalsozialismus  , dem Wunsche nach Zertrümmerung der Gewerkschaften

nicht zerschlagen? nicht nachgegeben zu haben!

Ein völliger Widerspruch und seine Erklärung.

Arm, Tabakpfeife mit Hakenkreuz, Backformen mit Hakenkreuz und der Bezeichnung SA, be­malter Kissenbezug, der außer der Aufschrift Der Freiheit entgegen" einen Adler, tragend ein Hakenkreuz auf weißem Felde mit einem schwarzweißroten Rande aufweist- und

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Gegenstand: Gedicht Mein Hakenkreuz im Licht", Hersteller: Frieda Gliese, Dieser scheinbar unlösliche Widerspruch Reichenau  , Herstellungsort: Rei­findet aber seine natürliche Erklärung, chenau Sa. W nov wenn man erfährt, wo beide Reden gehal- Arme Frieda Gliese! Gedichte... herstellen" ist Der Beauftragte Hitlers   für Wirtschafts- ten wurden: Keppler sprach vor dem doch keine Schande, Göbbels   selber stellt so­daẞerinden entscheidenden fragen, dem alle wirtschaftspolitischen Or- Enquete- Ausschuß zur Untersuchung der gar Romane her( und was für welche!). Außer­zwei Tagen- 26. und 27. Fe- ganisationen der nationalsozialistischen Lage im Bankgewerbe, also vor einem dem wurden die schwarzweißroten Schuhputz­bruar- in München   gewesen Partei unterstehen, Wilhelm Keppler   reinkapitalistischen Gremium, dosen mit der Aufschrift National" der Firma ist, also 600 km vom Reichs- hat am 6. September 1933 eine Rede ge- wo man einander nichts vorzumachen Gebler- Werke ausdrücklich für zulässig" er­tag entfernt. Der kroatische Zeu- halten, der wir folgende Sätze entneh- brauchte. Ley dagegen sprach auf dem klärt und die sind doch sicher auch nicht ge Zivitsch, der die beiden Tage den( Bericht der Frankfurter Zeitung   vom Großen Konvent der Arbeitsfront", auf schöner als Mein Hakenkreuz im Licht". Wer 7. September 1933): dem den Arbeitern vorgespiegelt werden hat da gegen die Gliese intrigiert? Wer hat mußte, als hätten sie noch etwas zu sagen. sein Geld in den Gebler- Werken stecken? So konnte denn Keppler mit zynischer Offenheit zugestehen, daß die Gewerk­Gefährliche Verwechslung schaften durch die Gleichschaltung de facto Die Beamten der deutschen   Wach- und zerschlagen sind, während Ley so werden neu tun mußte, als ob er die Gewerkschaften Schließgesellschaft" durch Ueberführung in die Arbeitsfront uniformiert, um Verwechslungen mit der SA und gerettet habe. Er mußte sogar diese SS also mit der Krach- und Schießgesell­angebliche Rettungstat durch das süß- saure schaft zu vermeiden. Das ist höchste Zeit!

mit ihm dort verbrachte, hat eine so

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genaue Schilderung seines dortigen Auf- Die Regierung habe es sich weiterhin zum enthaltes gegeben und sogar zwei Zeu­gen benannt, einen dortigen Zahnarzt Ziel gesetzt, gegen jede zu weitgehende Orga­und eine Amerikanerin, die mit Dimi- nisierung anzukämpfen. Man habe die beste­troff am 27. dort zusammengekommen henden Gewerkschaften zerschlagen und sei ist, daß es für die Behörden eigentlich auch kein Freund der Arbeitgeberverbände, ein Kinderspiel sein müßte, diese An- weil man es für viel zweckmäßiger halte, die Leitung eines Betriebes und seine Belegschaft bgaben nachzuprüfen. a1bdost 3. Von den zwei anderen Bulgaren   Po- wieder in engsten Kontakt zu bringen. poff und Tan eff, die gewissermaßen Drei Tage darauf hielt der berüchtigte Kompliment an die marxistisch verseuch- In Wohnungen, die irrtümlich der SA und SS à la suite ihres Freundes Dimitroff   mit- Dr. Ley, der Leiter der sogenannten ten" Freigewerkschafter begründen, daß geöffnet wurden, soll kein silberner Löffel im verhaftet und angeklagt worden sind, Deutschen Arbeitsfront  " zu Köln   eine sie den besten Teil der Arbeiterschaft Schrank, kein Pfennig in der Haushaltkasse, hat man bei den Londoner   Verhandlun- Rede, in der er folgendes ausführte( Be- darstellen, was in seiner Lügnerei die ein- kein Teller auf dem andern geblieben sein. gen leider nichts gehört. Ich erfahre richt der Germania   vom 10. Sept. 1933): zig wahre Tatsachenbehauptung ist. jedoch, daß die beiden Dank eines Man habe ihm, Dr. Ley, Vorwürfe gemacht, Denn er verschweigt, was sein Parteige­glücklichen Zufalls ebenfalls in der La- daß er die Gewerkschaften in die Arbeitsfront| nosse Keppler bezeugt, daß eben mit der ge sind, ein Alibi, und zwar einen Ki- hineingeführt habe, anstatt dem Wunsche nach Ueberführung in die Arbeitsfront die nobesuch am Abend des Reichstags- Ihrer Zertrümmerung stattzugeben. Aber der Kampfkraft der Gewerkschaften ze r- sozialismus als eine Bewegung herrlichster und brandes nachzuweisen. Aber auch wenn Nationalsozialismus   habe erkannt, daß der schlagen wurde. das nicht der Fall sein sollte, dann ist beste Teil der deutschen   Arbeiterschaft ne­

ihre Unschuld kaum weniger erwiesen. ben SA und SS in Gewerkschaften organisiert Politiker zu kaufen

Denn die wirkliche Schuld ergibt war.

Staat der Landsknechte

Es ist selbstverständlich, daß der National­härtester Männlichkeit zunächst für eine gewisse Durchgangszeit zu einem gewissen

Gegensatz zur Frau kommen mußte, Denn die Bewegung, die heute der Staat ist, ist vom sich sonnenklar aus dem anderen Unter- Befindet man sich im Irrenhause? Kepp- Enge Beziehungen zu allerersten Kreisen" Soldaten, und zwar von einem besonderen Typ suchungskomplex, der inbezug auf den rät- ler rühmt es als Verdienst des National- Seit Hindenburg sein steuerfreies Gut, des Soldaten, vom Landsknecht  , getra­selhaften holländischen Kommunisten" sozialismus, die Gewerkschaften zer- Hitler und Göring   ihre bayrischen Land- gen und gebaut worden." sho Van der Lubbe behandelt worden ist. schlagen zu haben, Ley dagegen be- sitze und alle bedeutenden Pg. ihre gutbesolde-( Dr. Walter Groß   auf dem Nürnberger  Die Vernehmung von drei hol- ansprucht es als Verdienst des gleichen ten Posten erhalten haben, ist bekanntlich die Parteitag.)