Die Erzielungsaufgabe an den von uns| Macht aufzunehmen bereit sind. Die von nicht erfaßten Massen besteht darin, sie Oda Olberg   dazu gestellte Frage: ,, Warum aus Anhängern eines Pseudosozialismus soll überhaupt die Diktatur revolutionärer zu Kämpfern für den echten Sozialismus sein als die Demokratie?" ist durch die zu machen. deutsche   Geschichte der Nachkriegszeit

Ein Schulmädel schreibt:

dieses wird Dir alles Muttel schreiben. Num gehe ich schon wieder 1 Woche zur Schule es ist nicht mehr so schön wie erst es dreht

Ein zehnjähriges Schulmädel schreibt sich alles nur um die Nationale Regi­diesen Brief. Wir bringen ihn mit allen rung, früh morgens wenn wir in die Schule orthographischen und stilistischen Unbe- kommen heißt es nicht mehr guten Morgen holfenheiten, um den starken Eindruck sondern ,, Heil Hitler  ". In dem Singen wird dieser erschütternden kindlichen Klage nicht zu verwischen. Der Vater sitzt seit nur noch das Deutschland  - und Horst Wessel­Monaten im Konzentrationslager. lied gesungen einige Zeit habe ich es nicht mit gesungen

Liebes Lottchen!

... 26. 8. 1933.

Die parlamentarische Demokratie aber längst beantwortet. Wenn ihr das Wort hat sich als Mittel zum Hineinwachsen in Erziehungsdiktatur nicht gefällt, will ich den Sozialismus nicht bewährt. Wir es erläutern als..Bereitschaft, revolutionär brauchen die sichtbare Tat sozialistischer zu handeln, ohne das Ziel sozialer Demo­Gestaltungskraft, nur so wird das große kratie zu vergessen; Zwangserziehung der und wachsende Neuproletariat im Sozia- gegenrevolutionären Kräfte, um die soziale lismus die Fahne sehen, um die es sich Demokratie zu sichern." Die proletarische Habe Deinen lieben Brief mit großer Freude schart. Das sozialistische Modell aber kön- Diktatur ist eben mehr als ein Drahtver- erhalten, es war eine Ueberraschung. Vor allem nen wir nur konstruieren, wenn wir, nach- hau gegen Angriffe", sie ist der Ausdruck was wir in Deinem Briefe gelesen haben das eines Tages hat mich der Lehrer gefragt war­dem der Faschismus den Kampf unter der des Willens zur Macht. Du verlobt bist freue ich mich sehr nun wün- um ich dieses Lied nicht mit singen würd Maske der Demokratie auf die Straße ge- Warum also Erziehungsdiktatur? Weil tragen hat, das Ringen um ökonomische wir gelernt haben!

Kritik der Antikritik

Von Otto Friedrich.

Was die Genossin Oda Olberg   in ihrem wortung freizusprechen. Keiner von uns Aufsatz Kritik der Kritik" ausgeführt hat, greift auch die persönliche Integrität der fordert bei aller Achtung vor dem Mut bisherigen deutschen   Parteiführung an. und der Vergangenheit der Schreiberin zu Keiner hat Lust, mit ihr lediglich um die entschiedenen Protest heraus. Vergangenheit Diskussionen zu führen, Genossin Olberg macht sich lustig über nicht einmal um die traurigen Zusammen­das, was sie als ,, Erlösungsglauben" eti- bruchswochen nach dem 5. März. Aber kettiert und lediglich für einen Zustand was wir hören möchten, sind offene Worte schlechter Nerven hält. In Wahrheit be- jener Selbstkritik, wie auch wir sie üben. steht bei den politisch denkenden Genos- Denn nur, wer sein eigenes Handeln nicht sen keinerlei Wunderglaube. Wenn Kritik in allgemeinen Redensarten, sondern mit an der Vergangenheit geübt wird, so ge- stichhaltigen Argumenten kritisiert, zeigt, schieht das um der Zukunft willen. Dabei daß er sich von der Vergangenheit freige­kommt man um die Feststellung nicht her- macht hat, innerlich über sie erhebt und um, die Brailsford als Nachwort dem eng- neuem Denken offen steht. lischen Gewerkschaftskongreẞ nachsandte, daß die Demokratie ein Ziel ist, das es zu erringen gilt und nirgends nur ein Besitz war, den es zu verteidigen galt.

Wir, die wir versuchen, neue Wege zu finden, haben kein Heilrezept in der Ta­sche. Aber wir glauben, bereits verschie­dene Konturen dessen zu erblicken, was Wir fangen mit der Unzufriedenheit bei werden soll. Vor allen Dingen: eine ge­uns selber an. Genossin Olberg nennt das einigte Arbeiterschaft! Und eine Art Selbstgeißelung. Aber, weil wir wenn es jenseits der alten Parteiapparate in der formalen politischen Demokratie sein muß und jenseits von Dogmen, die der Vergangenheit weder ein vollkomme- früher als unerschütterlich galten! Der nes Werkzeug früherer Tage noch gar ein Reformismus, in manchen Ländern kommendes Kampfziel der Zukunft zu se- mit fest gegründeter demokratischer Ver­hen vermögen, sind wir auch nicht gewillt gangenheit vielleicht eine Möglichkeit, ist zu glauben, daß unsere Aufgabe dieselbe für Deutschland   ein erledigtes sei wie früher ,,, lediglich vermehrt um all Kapitel. Die Opfer der Gegenwart wer­die ungetane Arbeit wie sie uns die Nie- den nicht gebracht, um bestenfalls zu einer derlage enthüllt." Wir sehen neue Auf- Koalitionspolitik der formalen Demokratie gaben vor uns. Denn wir sehen, daß es zurückzukehren. Ebenso hat die kommu­einer siebzigjährigen Geschichte der deut- nistische Revolutionsrednerei versagt, die schen Arbeiterbewegung und dem vier- ihren ,, Hauptfeind" nicht im Faschismus zehnjährigen Walten einer formalen De- sondern in den sozialdemokratischen Ar­mokratie nicht gelungen ist, Sicherheiten beiterorganisationen erblickte. gegen einen Faschismus zu schaffen, der Gemeinsame Aktionen und Zielsetzun­tatsächlich nahezu die Mehrheit des Vol- gen des deutschen   Proletariates, eine kes für sich zu gewinnen vermochte gründliche Analyse der neuen deutschen  und das noch auf dem Höhepunkt einer Wirklichkeit und die Besinnung über die kapitalistischen   Krise sondergleichen!

Keine politische Par­tei kann Erfolg haben, wenn sie in einer revolutionären Epoche aus der Legalität einen Fetisch macht. Marx  ' bekannter Ausspruch, daß die Defensive den Tod der Revolution bedeute, ist auch heute noch wahr. Sobald es offenbar wurde, daß Hitler entschlossen war, sich mit Gewalt des Staates zu be­mächtigen, blieb den Sozia­listen nur die Möglichkeit, seinen Angriff mit gleichen Waffen zu begegnen. Wenn Ideen sich bewaffnen, so müssen die entgegengesetz­ten Ideen das gleiche tun, sonst werden sie einfach ausgerottet...."

Das ist ein Satz aus dem ersten Heft der

Monatsschrift ,, Sozialistische Revolution"

die erstmalig im Oktober er­scheinen wird. Sie teilen die oben wiedergegebene Auffassung nicht?( Harold J. Laski- London ist der Ver­fasser!) Gut, Sie sind ande­rer Meinung... aber lesen, lesen müssen Sie die ,, Sozia­listische Revolution" doch!

drei Fragen: Arbeitsbeschaffung, soziali- sche ich Dir alles gute und graduliere Dir hof­Demgegenüber lediglich sich darauf stische Wirtschaftsordnung und sozialisti- fentlich hast Du liebe Deine Verlobung glück­herausreden zu wollen, daß es an Men- scher Staatsaufbau, eine nicht zu trennen lich verlebt. Jetzt sind meine großen Ferien schen gefehlt habe, ist eine Erklärung, die von der anderen, das sind die Aufgaben, vorbei es waren für mich keine schönen Er­wir nicht mitmachen. Darum werden wir die wir uns stellen. Sie erschließen uns innerungen denn sie waren nicht so wie ich uns auch nicht damit begnügen, alle keine Methode" mit der wir siegen, aber sie mir ausgemahlt hatte denn Schuld der sogenannten Führung" zuzu- sie bedeuten die Vorarbeit, ohne die wir es war etwas schreckliches dazwischen schieben und die Massen von Verant- mit keiner Methode siegen werden. gekommen

Der Philosoph

aus Braunau  

denn wenn man sich überlegt: sie sperren den Vater ins Schutzhaftlager ein kann man dieses Lied nicht mit singen,

habe ich ihm zur Antwort gegeben daß ich dieses noch nicht kennen würde da hat er mich groß angesehen und hat mir zur Antwort ge­geben: Ich sollte mich in acht nehmen damit ich nicht von der Schule fliegen würde, gern hätte ich ihn eine richtige Antwort gegeben aber leider denn wenn einer was sagt wird er fo12 193 eingesperrt

webe demjenigen der noch den Mund auf­macht den gehts furchtbar schlecht, die jetzt eingesperrt sind haben nichts zu la­chen diese werden gefoltert und geknechtet halb tot schlagen sie die Arbeiter berauben und noch solche Sachen. Ueberlege Dir einmal das schöne Haus haben sie einfach den Arbei­tern enteignet, da trampeln sie mit schweren Zweckenschuhen herum und die Arbeiter haben es sich mühsam zusammengespart, nun kann ich auch nicht mehr Schwimmen gehen da dieser Verein auch verboten ist, alles alles ist verboten und demeliert

alles schöne haben diese Verbrecher uns Arbeitern geraubt.

Eine Verordnung nach der anderen wird her­ausgegeben wer diesen nicht volgt wehe den. Es ist nicht mehr schön wehter in der Schule nochso, am liebsten möchte ich arbeiten und Geld verdienen schön Kleider kaufen und Geld sparen damit ich Dich liebes Lottchen einmal besuchen kann dieses war schon lange mein Wunsch einmal in erfüllung, oder das Du näg­meiner großen Schwester zusammensein denn ich bin nun auch groß da würden wir uns gut verstehen werden hoffentlich geht geht mein Wunsch einmal in erfülung, oder das Du näg­stes Jahr im Sommer nach hause denn das ist ja der Muttel ihr größter Wunsch das sie da uns alle beisammen sieht, dieses ist ja auch kein großer Wunsch von einer Mutter sie hofft es immer. In der Schule habe ich mir schon fleißig Wäsche genäht dieses macht mir sehr viel Spaß jetzt habe ich mir ein Nachthemd genäht ein jeder sagt es sei wohl ein Braut­hemd! Nun weiß ich Dir nicht mehr viel zu­schreiben. So verbleibe Du die herzlichste Grü­Be und Küsse von Deiner Schwester

Gerda.

Kein Amen und bon nis W kein Halleluja

Nach einer amtlichen Veröffentlichung der evangelischen Kirche in Sachsen   sollen beim Gottesdienst die Worte Amen" und., Hal­leluja" nicht mehr gebraucht werden. Diese hebräischen Ausdrucke werden durch die deut­schen Rufe: Das walte Gott  " und Ge­lobt set der Herr" ersetzt.

herrschenden Systems, das sich nur noch mit sie eine ständige Gefahr für deren innere und Heine, der Emigrant

Mystik und Bajonetten halten kann.

äußere Sicherheit darstellt.

Die Hitlersche Rassemystik ist in ihrem Der Propagandaminister Göbbels   ist etwas

realen Teil ganz brutalster und gemeinster vornehmer im Ausdruck geworden als der

Antisemitismus. Kanaille bleibt Kanaille. Der frühere Agitator. Aber ob er nun diese ge­Hitler erledigt Kant und Hegel. Antisemitismus ist die Gesinnung dieser Ka- wähltere Formulierung wählt oder jene deut­Das deutsche   Volk hat den Führer in naille. Es ist eine schauerliche Epidemie, wie lichere: Ja, der Jude ist eben auch ein Mensch, vielen Eigenschaften kennengelernt. Daß er als Denker von eigentümlicher Schärfe und die Cholera." Diese Kanaille wagt von Kultur- wie die Wanze ein Tier", so offenbart sich Klarheit zu den großen deutschen   produktivität zu faseln und doch würde in doch in dieser ganzen Gesinnung der Zynismus Staatsphilosophen gehört, wußten Deutschland   nichts übrig bleiben als Bestiali- eines Menschen, der allerdings nichts mehr mit nur wenige. Seine beiden großen Nürnber- tät, Frivolität und nationalistische und religiöse Humanität und Sittlichkeit gemein hat. ger Reden brachten in dieser Hinsicht auch den Gebildeten eine gewaltige Ueberra- Heuchelei, wenn der Nationalsozialismus mit

Heine Denkmäler waren im Kaiser­reich verpönt, in der Republik   erlaubt, im Dritten Reich mußten sie wieder entfernt werden. Aus wohlerwogenen Gründen­wie jeder zugeben wird, der sich die fol­genden marxistischen   Schmähungen" ins Gedächtnis zurückruft:

Aus der Vorrede zu Atta Troll  :

Die nationalsozialistische Bewegung ist nicht schung. Mit diesen Reden ist auch gedank- seiner eigenen Produktion die deutsche   Ge- nur eine politische Gefahr, sie bedeutet tat- Die Verhaftsbefehle, die von der deut­lich ein neues Blatt der deutschen   Geistes- sellschaft erfüllen sollte. sächlich den moralischen Untergang der ge- schen Grenze an auf jeder Station die Heim­geschichte aufgeschlagen. samten europäischen Kultur. Sie ist keine Kul- kehr des Dichters mit Sehnsucht erwarten,

Wenn Hitler  , Göbbels   und die ganze Kum­

,, Hessische Landeszeitung". panei das Geschwätz, das auch keineswegs turrevolution, sondern sie verbirgt nur mit alten werden gehörig renoviert jedes Jahr, um die ,, Der Nationalsozialismus   ist eine Philoso  - originell ist, von dem zersetzenden und unpro- Fahnen der Reaktion und mit neuen Formen heilige Weihnachtszeit, wenn an den Christ­phie, die auf alle Gebiete anwendbar ist." So duktiven Geist des Judentums wiederholen, des Mystizismus die gesellschaftliche Anarchie, bäumen die gemütlichen Lämpchen funkeln. verkündete Hitler   in Nürnberg  . Also der Stein dann muß doch der gewaltige Anteil heraus- deren radikaler Träger sie ist. Wegen solcher Unsicherheit der Wege wird

/

der Weisen, oder das Allheilmittel, aber nicht gestellt werden, den Juden an der Cestaltung Kulturmystizismus ist immer der Reflex mir das Reisen in den deutschen   Gauen schier nur für Deutschland  , sondern für die ganze unserer gesamten Kultur gehabt haben. Jene eines realen Chaos gewesen. Die Nürnberger   verleidet, ich feiere deshalb mein Weih­Welt. An deutschem Wesen soll die Welt wie- Burschen haben natürlich keine Ahnung von Kulturtagung" mit allen Fanfaren und Militär- nachten in der Fremde, und werde der einmal genesen, und gleich auf Jahrzehnte, den tiefen ethischen Werten, die in der baga- märschen, mit allem Bier-, Rasse- und Deutsch  - auch in der Fremde, im Exil, meine Tage be­Jahrhunderte, nein, auf Jahrtausende. distischen Literatur des Judentums sich offen- tumsrummel war der gleiẞnerische Schein, der schließen. Die wackeren Kämpen für Licht Jeder philosophische Anfänger muß über barten und deren Einfluß auf die ethische Welt- die Kulturkatastrophe nur schwach verhüllte, und Wahrheit, die mich der Wankelmütigkeit dieses Alchimistengeschrei lachen. Das Ausland, literatur bis in die jüngste Zeit nachweisbar vor der oder besser in der Europa   steht. und des Knechtsinns beschuldigten, gehen un­soweit es ernst denkt, berichtet von dieser ist. Man braucht weder Spinoza  , noch Mendel- Hitler verkündet: Der Nationalsozialismus terdessen im Vaterlande sehr sicher umher, Kulturtagung in Nürnberg   wie von einer Orgie sohn, noch Husserl   oder Bergson zu kennen, ist eine Philosophie" Und schon beeilt sich die als wohlbestallte Staatsdiener. des Wahnsinns. Es gibt eine große und ernste man braucht erst recht keine Ahnung vom Presse von Neu- Byzanz hinzuzufügen: Seht, oder als Würdenträger einer Gilde, oder als philosophische Tradition in Deutschland  . Wir Geiste eines Karl Marx   zu haben, um den welch ein großer Philosoph!" Andere Bewun- Stammgäste eines Klubs, wo sie sich des abends schämen uns, daß sie schweigt und sich zum Pöbel mit platten Judenspässen zu belustigen. derer haben uns indes erzählt, daß auf seinem patriotisch erquicken am Rebensafte des Va­Mitschuldigen der geistigen Verwirrung macht. Aber man muß eben das robuste Gewissen Bücherbrett in Obersalzberg nur die Werke ter Rhein   und an meerumschlungenen schles­Was Herr Hitler sagte, war die Wieder- derer um Göbbels   besitzen, um Ausführun- von Karl May   stehen und daß neben ihnen die wig- holsteinischen Austern... holung der alten Plattheiten von den Mysterien gen vor der Weltöffentlichkeit zu machen wie Nilpferdpeitsche liegt, ohne die der des Blutes und der Rasse. Dieses Mysterium die: Es liegt vielleicht eine gewisse Tragik Führer niemals spazieren geht. hat an sich mit biologischer Rassetheorie nichts im Schicksal der Juden, aber es ist nicht unser mehr zu tun, es ist die romantische Ausflucht Fehler, wenn diese Rasse einen so unheilvollen der Verzweifelnden und der große Betrug des Einfluß unter den Völkern ausübt, und wenn

Hitler   zeigt der Welt, wie man mit der Nilpferdpeitsche philosophiert!

Gamma.

Damals blühte die sogenannte politische Dichtkunst. Die Musen bekamen die strenge Weisung, sich hinfüro nicht mehr müßig und leichtfertig umherzutreiben, sondern in vaterländische Dienste zu treten,