Rohm verwarnt die Astlodhgndker Das Muckeptum feiert Orgien Frauen werden mißhandelt

(Qe an den Pranger gestelltenJaden- llebchen" wagt Röhm sich z. B. n i c h t einzusetzen, von Jener Nürnberger Greueltat, die eine Junge, aufs schändlichste mißhandelte Frau in den Wahnsinn trieb, wagt er nicht abzurücken. Und das schmierige Blatt des Pg. Streicher, derStürmer", der von Sexualskandalen lebt, erscheint in Nürnberg , in Röhms engster Heimat, lustig weiter. Vielleicht hat der Stabschef sich mit seinem Antimuckererlaß schon unbeliebt genug gemacht Wenn's der braunen Regierung beliebt von seinen Worten abzurücken, dann wird schon in wenigen Wochen mit Gefängnis nicht unter einem Jahr bestraft werden: a) wer behauptet, es seien in Hitler-Deutschland jemals Frauen belästigt, beschimpft mißhandelt worden, b) wer das Gerücht verbreitet Röhm habe gegen dieOr­gien des Muckertums" Front gemacht Wer aber kommandiert die Polizei­präsidenten? Der Schluß des Röhra'schen Erlasses lautet wörtlich: Ich verbiete daher sämtlichen Führern und

Männern der SA. und SS, ihre Aktivität auf diesem Boden einzusetzen und sich zu Handlangern verschrobener Moralästheten herzugeben. Dies gilt vor allem anch für diejenigen SA.- und SS,-Führcr, die von mir als Prolizeipräsidenten oder für son­stige Stellen zur Verfügung gestellt sind. Was bedeutet das? Was ist in Deutschland los? Sagte Göring nicht in einer seiner jüng­sten Reden, die Autorität gehe von oben nach unten? Also müßte die letzte Autorität in Hitlers Händen ruhen. Das Ist nicht der Fall denn Göring macht, was er will und intrigiert, so gut er kann. Nun er­fährt man mit einemmal, daß Röhm auch ein kleiner Pascha ist, daß er seinerseits dem Gö­ring ins Gehege fährt, daß er nicht nur seine SA. befehligt sondern auch den Polizeipräsi­denten etwas zu sagen hat die eigentlich Göring unterstehen. Wer regiert in Deutsch­ land ? Jeder gegen jeden! Hitler gegen Göring , Göring gegen Goebbels , Röhm gegen Göring , die SS. gegen SA , SS und SA. vereint gegen das wehrlose Volk, auf dessen Rücken sich der ganze Wirrwarr austobt

Ringkampf um denVorwärts" Ein falscherVorwärts'4 von Göring geplant, von Hitler verboten

Der Stabschef der SA , Röhm, hat einen geharnischfon Erlaß gegen das Muckertum her­ausgegeben. Diesittliche Erneuerung" hat im Dritten Reiche nachgerade so überhand genom­men, daß kein Bettzipfel ungelüftet bleibt und da die höheren Führer selbst nicht gerade Sa - vonarolas sind, beginnt die Sache brenzlig zu werden. Es ist so steht es In dem Röhm- schen Ukas zu lesen in jüngster Zeit wiederholt vorgekommen,daß auch SA. - und SS. -Führer und-Männer sich öffentlich zu Moralrichtern aufgeworfen und weibliche Personen in Badeanstalten, Gaststätten oder auf der Straße belä­stigt beschimpft ja sogar mißhandelt haben." Ein sehr beachtliches Eingeständnis! Wenn wir das gleiche behaupten, waren wir G r e u e 1- melder und Landesverräter. Röhm gibt so­gar zu, daß dasMuckertum in letzter Zeit große Orgien feiert", daß diesittliche Er­neuerung" zumSport" geworden ist der mit Vorliebeunter Berufung auf staatliche oder Parteiamtliche Befugnisse" ausgeübt wird.So werden zum Beispiel für den Anzug und das Verhalten an den Badeanstalten die unsinnig­sten Bestimmungen gefordert Der deutschen Frau ist verboten, sich zu pudern oder tb Lo­kalen zu rauchen. In den Großstädten sollen alle irgendwie aus dem Spießerrahroen fallen­den Vergnügungsstätten ausgerottet werden. Gegen die sogenannte Prostitution wird ein Kampf geführt der ebenso heuch­lerisch in seinem Wesen wie brutal In seiner Durchführung Ist und von Standpunkt der Volksgesundheit aus unheilvoll In seinen Aus­wirkungen sein kann". Das Schriftstück wimmelt von Erstaunlich­keiten. Alle hier angeführten Bestimmungen einige von ihnen haben bereits in ganz Deutsch­ land Geltung gingen von amtlichen Stellen aus und wurden bisher nötigenfalls mit dem Gummiknüttel unterstrichen. Entweder waren die Hakenkreuzbehörden mit ihrer sittlichen Er­neuerung im Recht und bandelten befehlsgemäß dann fällt Röhm der nationalen Aufbau­arbeit in den Rücken, oder Röhm hat mit sei­ner Abwehr recht dann müssen die zahllosen Stadtbehörden sich einerwilden Aktion" schuldig gemacht haben und der Beweis wäre wieder einmal erbracht, daß für nichts und wieder nichts in Deutschland geprügelt, an den Pranger gestellt und gequält werden darf. Röhm stellt des weiteren lest, die deutsche Revolution sei nicht vonSpießern, Muckern nnd Sittlichkeitsaposteln gewonnen worden". Nein, wahrhaftig nicht! Eher schon von Homosexuellen, Morphinisten und Betrügern, die sich der Mucker und Spießer bedienten "nd mit Ihrer Hilfe die Schlacht gewannen. Von Röhm selbst ist bekannt, daß er nicht nur homosexuell ist(das wäre eine Privatsache), sondern auch Jugendliche mißbraucht und mehrfach in Briefen, die später durch die Weltpresse gingen, zynischste und übelste Auf­fassungen über sexuelle Fragen geäußert hat Vielleicht drohen die losgelassenen Reiniger letzt auch sein Privatleben anzutasten, jeden- falls versucht er energisch zu bremsen.Dfe Aufgabe der SA. besteht nicht darin, über An- mig. Gesichtspflege und Keuschheit anderer zu Wachen", so verfügt er. Röhm spricht vongeradezu lächerlichen Auswüchsen von Prüderie und Schlimmerem". Schlimm ja, lächerlich nein! Im Gegenteil! Diese Auswüchse sind leider typisch für die kommandierenden und kommandierten Kreise <108 Dritten Reiches, und wenn der Stabschef rtchtlg erkennt daß sich bei den Astloch- ttickem in Wahrheit umseit Jahrhunderten Immer geübte Befriedigungsversuche von Heuchlern, Muckern und Trägern verdrängter Romplexe" handelt so mag er einmal die Nase ans den Badeanstalten wegdrehen und seine eigene SA. In den Konzentrations­lagern beobachten. Die Mißhandlungen. Folterungen. Wenschenschändungen, die sich da vollziehen, sind von den gleichenverdrängten Komplexen" diktiert wie die Sittlichkeitserlasse, entspringen den gleichen Befriedigungswünschen wie die unsinnigen Bestimmungen über weiblichen An- stand. Wie wlr's, wenn der SA. -Stabschel mich da einmal dazwischenführe? Er wird sich büten, denn Irgendwo müssen sich die mißlel- �ten Triebe seiner sadistischen Garde ja �hließiich anstoben! Aus diesem Grunde werden den Braunen auch bnmer neue Opfer vorgeworfen. Für

Seit Monaten wurden in Berlin Ge­rüchte verbreitet, derVorwärts" erschei­ne wieder. Diese Gerüchte hatten einen realen Hintergrund. Man plante die Wie- 'd'erhcfausgabe"desVorwärts", all ereil ngs nicht als Zentralorgan der deutschen So­zialdemokratie, sondern als ein Naziblatt unter falscher Flagge. Der Raub des Eigen­tums der deutschen Arbeiter sollte gewis­sermaßen gekrönt werden durch die Her­ausgabe eines Nazi-Vorwärts. Vor 14 Ta­gen war alles fertig, um das neue Blatt am I. Oktober steigen zu lassen. Unter der Chefredaktion des Kommissars der Vor­wärtsbetriebe, eines Herrn Fikentscher, sollte einVorwärts" herausgegeben wer­den, der unter den Berliner Arbeitern für dieIdeen" des Dritten Reiches werben sollte. Man wollte die alten Kolportcure desVorwärts" in den Vertrieb einspan­nen, und sie sollten die Leser des alten Vorwärts" für das neue Organ gewinnen. Um den Lesern die Sache schmackhafter zu machen, sollte das neue Organ sogar eine gewisse Freiheit der Kritk, was man so Freiheit im Dritten Reich nennt erhalten. Der Plan war nicht schlecht ausge­dacht; aber er wird nun doch nur ein Plan bleiben. Nicht etwa weil die Führer derArbeiterpartei" zu der Ueberzeugung gekommen wären, daß man Berliner Ar­beiter nicht dadurch für ein Naziblatt ge­winnen kann, daß man ihnen das braune Eintopfgericht in einem roten Gefäß vor­setzt, sondern, weil auch in diesem Fall persönlicher Ehrgeiz und persönliche In­trigen zwischen den Mächtigen dieses Rei­ches die eigentlichen Triebkräfte der Plä­ne waren. DerVorwärts" sollte das persön- & IS GEHT UM

liehe Organ des doppelten Generals Göring werden. Göring ist ein mächti­ger Mann. Er wird ernannt und er ernennt sich selbst zu den höchsten Aemtern des Dritten Reichs. In'dieser Beziehung hat er seinen Herrn und Meister sogar um einige Pferdelängen geschlagen. Aber in einem Punkt ist er bisher nicht auf der Höhe. Hitler hat sein Blatt, denVölki­schen Beobachter", Göbbels hat seine Zei­tung, denAngriff", und selbst Herr Ley verfügt über ein eigenes Organ, dasAr- beitertum". Nur Göring besitzt bisher kei­ne eigene Zeltung. die unter Umständen den lebhaften Cliquenkrieg auch öffentlich unterstützen könnte. DerVorwärts" soll­te die Lücke schließen, Göring wollte selbst zu den Berlinern sprechen. Diesmal Ist Herr Göring unterlegen. Nach wochenlangen Kämpfen hinter den Kulissen hat derFührer" entschieden: derVorwärts" erscheint nicht Göbbels hat fleißig an dem Scheitern dieses Planes mitgeholfen, denn den fetten Happen durf­te derPreuße" auf keinen Fall bekom­men. Den Berliner Arbeitern bleibt somit der brauneVorwärts" und den Nazihäupt­lingen eine neue sichere Pleite in ihrem Kampf um dieSeele der Arbeiter" er­spart Denn es waren auch wirtschaftliche Erwägungen, die Hitler zu seiner Entschei­dung veranlaßten. Die Auflagen desVöl­kischen Beobachter" und desAngriff gehen ständig zurück. Sie können keine Konkurrenz mehr ertragen. Der Versuch, mit derWelt am Abend" an kommunisti­sche Leser heranzukommen, ist kläglich gescheitert Man hat die Welt am Abend verboten, weil sie sonst am 1. Ok­tober aus Mangel an Beziehern ihr Er-

DIE WURST

scheinen hätte e i n s l e 1 1 e n müssen. Ein« Zeitungspleite im Nazilager kann man aber inmitten derberauschenden" Erfolge der Arbeitsschlacht keinesfalls gebrauchen. So ist der Kampf um die Wurst zu­nächst gegen den General entschieden. Der Name desVorwärts" wird nicht mit dem Namen eines Göring als Herausgeber geschändet werden. Er bleibt was er war: ein Symbol des Befreiungskampfes der deutschen Arbeiterschaft

Pleiiegeier über dem Blätterwald Die gleichgeschaltete deutsche Presse führt einen schweren Kampf um ihre Existenz. Die Masse der Bevölkerung liest keine Zeitungen mehr, denn sie berichten nichts über die wahre Situation im In- und Ausland. Sie sind herabgesunken zu amtlichen Publikationsorga­nen ohne jede eigene Meinungsäußerung, Die Nazi-Bräune hat jede selbständige geistige Regung erstickt Wir haben an anderer Stelle berichtet, daß die Leseunlust selbst vor den Nazi-Organen nicht Halt macht Die Auflagen der aational- sozialistischen Tageszeitungen und Zeitschrif­ten gehen ständig zurück. Wir haben dafür noch zwei konkrete Beweise:Der Deutsche", das frühere Organ der christ­lichen Gewerkschaften, ist jetzt die offizielle Tageszeitung der NSBO. Seine Auflage be­trägt zur Zeit 60.000. Diese Höhe ist aber nur zu erzielen durch ein Pflicht-Abonnement das allen Amtswaltern der NSBO. auferlegt wurde. Die Zahl dieser Abonnenten ist auf 50.000 zu schätzen, so daß an freien Abonnenten nur rund 10.000 übrig bleiben. In einer ganz ähnlichen Situation befindet sich die Zeitschrift:Das Arbeiter tum". Diese Zeitschrift wurde bisher in einer Auf­lage von 3.8 Millionen allen gewerkschaftlich Organisierten obligatorisch zugestellt. Mit dieser Freilieferung soll jetzt gebrochen wer­den. Die Zeitschrift muß abonniert werden. Der Erfolg dieser Umstellung ist, daß nach den bisher vorliegenden Bestellungen die Auflage auf 150.000 zurückgeben wird. Die katastrophale Lage der gleichgeschal­teten bürgerlichen Blätter ist bekannt Das .3erliner Tageblat t", das sich noch immer stolz dasdeutsche Weltblatt" nennt, hat noch eine Auflage von 30.000. Die wirt­schaftlichen Schwierigkeiten des Mosseverla- ges sind außerordentlich groß, es ist auch hier mit Zeitungseinsteliungen zu rechnen. Lauter Siebenmonatskinder im Dritten Reidi Der Berliner Korrespondent derTimes" zitiert aas demVölkischen Beobachter" die Heidorn, daß dank der wirtschaftlichen Maß­nahmen der Hitler -Regierang und dank der besseren Lebensbedingungen, die sie ge­schaffen hat. bereits ein starker Anstieg der Geburtenziffer in Württemberg zu verzeichnen sei. Boshafter Weise das Ausland versteht ans" eben rückt fügt er hinzu, daß zur Zeit lener Feststellung die Hitlerregierang erst sie­ben Monate im Amte war. Lösung des Rätsels? Sehr einfacht Seit Hitler regiert, ist die Welt so schön geworden, daß die Kinder es gar nicht erwarten können, auf sie zu kommen! Sdintzhaft für Zuhören Im Dritten Reich ist nicht nur das Reden, sondern auch das Hören verboten. Der Poli­zeipräsident in Frankfurt a. M. läßt kundtun, daß er jeden, der am Rundfunk Moskau hört and wenn er dabei erwischt wird, ins Lager bringen lassen wird-- als Teilnehmer einer geheimen kommunistischen Versammlung! Man sdmenzt sldh in Hitler Ob Sofakissen oder Mundtücher kein Ding, das nicht geeignet erscheint, durch die nationalen Symbole modernisiert zu werden. Selbst auf dem Bild eines Landschaftsmalers taucht In den Wolken das Hakenkreuz auf. In einem Laden fand Ich eine Weckuhr vor, die das Hoheitszeichen trug, den Gipfel der Geschmacklosigkeit dürfte jedoch wohl das H ttler1- Bild auf dem Schnupftuch bedeuten."(Vossische Zeitung" J Kleine Bosheit Mussolinis Bei den Reichswehrmanövern in Sachsen war Italien außer durch einen MiütärattaeM noch durch einen Oberleutnant vertreten. Die­ser Oberleutnant trug den Namen Levy. »An die Herren Juden in Paulen!" Aal Ladendorfis Sparen wandelt laut ,Jfasx Przeglad" In Warschau der Rabbiner Hildes­ heimer aas Berlin . Als Beauftragter der Hitler- regierung versuchte er, seine Giauhensbrüder zur Aufgabe der Boykotts zu bewegen. Der Er­folg soll nicht überwältigend gewesen sein.