1
1
1
t
S
e
11
:
h
B
1
e
0
-
P00
11
e
e
ir
el
e
st,
1-
n.
S-
en
S-
ot
e-
t-
le
ie
It.
ng
je
ел
an
e-
29b
sib
ald
Ein Toter klagt an!
dalenavus
0eb
Felix Fechenbachs Briefe aus dem Gefängnis
Tenise dom
Tob ni
-30M bl
-93
Wilde Tiere in Menschengestalt ermordeten am Mittwoch, dem 7. August, den reinen, selbstlosen Kämpfer Felix Fechenbach. Der Ermordete sollte aus dem Gerichtsgefängnis in Detmold nach Dachau gebracht werden, wurde jedoch ,, auf der Flucht erschossen". Die folgenden Auszüge aus Briefen des Ermordeten an seine Frau sind erschütternde menschliche Dokumente. Gegen Adolf Hitler und die ganze Kameraderie des Meuchelmordes, die heute Deutschland regiert, sind sie eine furchtbare Anklage.
Detmold, 5. April 1933.| wissen auch, daß ich Frau und drei Kinder Landgerichtsgefängnis. habe,
115
Liebe für das Puppenspiel bin ich treu geblieben. Hier läuft ein Tag ab wie der andere ohne besondere Ereignisse.
Detmold, den 6. Juni 1933. Für heute schicke ich Dir eine kleine GeDeine Dispositionen halte ich für richtig. Es daß ich im Felde verwundet wurde und Du in schichte ,, Der alte Puppenspieler". Wenn sie ist besser, Du bist bei den Kindern, hier wür- einem Seuchenlazarett als Pflegerin während auch einen etwas tragischen Abschluß hat, so dest Du doch nur allein herumsitzen. Heute des Krieges warst. darfst Du daraus nicht auf meine Gemütsverab Detmold, den 25. Juni 1933. hatte ich eine große Ueberraschung. Vater nis nobn Detmold, den 9. Mai 1933. fassung schließen. Du weißt, ich bin kein Auf meine beiden Eingaben um Haftentlasbesuchte mich. Er ist die ganze Nacht Deine lieben Briefe sind für mich hier die Schwächling. Mache Dir also keine dummen durchgefahren und fährt heute Nacht wieder allergrößte Freude, und zeigen mir immer wieEigentlich habe ich damit ge- sung bin ich noch ohne Antwort. Ich bedaure zurück. Er ist jetzt 74 Jahre und die ganze der aufs neue, wie eng und unzertrennlich wir rechnet, Pfingsten frei zu kommen. Es war recht sehr, daß ich die Entwicklung unserer Sache war für ihn recht anstrengend, ganz verbunden sind, trotz aller räumlichen Tren- aber nichts. Sonnabend bin ich genau drei beiden Kleinen nicht miterleben kann. Lotabgesehen von der seelischen Erregung, die die nung. Für Kurtl habe ich zu seinem Geburts- Monate hier. Ich rechne daher damit, daß es ganze Affäre für ihn bedeutet. Sein Leben tag ein kleines Märchen geschrieben vom nicht mehr lange dauert. lang hat er sich redlich geplagt und gemüht ,, Hans Guck in die Luft".
-
Detmold, den 11. Juni 1933. Auf meine Eingabe habe ich noch keine Antwort. Da ich aber jetzt bereits drei Monicht entlassen nate in Schutzhaft bin und
tis Geburtstagswunsch, daß Vati wieder kommen soll, ist rühren d. Ich möchte ihn gerne erfüllen. Aber Du weist ja, daß das nicht von mir abhängt. Immerhin könnte es ja sein, daß Lottis Wunsch bis zum Geburtstag in Erfüllung geht.
Du darfst Dich nur nicht klein kriegen lassen.
und nicht viel gute Tage gesehen, viel Sorge Ueber mein Schicklal brauchst Du Dir keine und Kummer gehabt, und jetzt muß ihm auch Sorgen zu machen. Ich trage es ruhig als auf seinen alten Tagen noch durch meine Ver- etwas, was infolge der geschichtlichen Ereighaftung Sorge bereitet werden. Ich kann leider nisse vorerst nicht zu ändern ist. Die Hauptnichts ändern. Wie die Dinge liegen, läßt sich sache ist mir, daß Du mit den Kindern wohl wurde, wird es gut sein, sich nicht allzu opti- Ich weiß ja, daß alles furchtbar schwer für mistischen Hoffnungen hinzugeben. Das Dich ist. Aber Du hast bisher alles tapfer erjetzt auch gar nicht absehen, wie lange die auf bist. Freilich ist es traurig, daß die KinHaft dauern wird. schlimmste ist, daß Ihr vier, der jetzt kein richtiges Daheim Die Nachrichten von Dir und von den Kin- haben. Aber auch das kommt wieder und ich dern freuen mich immer am meisten. Es wird freue mich nicht weniger darauf, als Du selbst wohl eine ganze Weile dauern, ehe wir und die Kinder.
-
Du und die Kinder, am meisten damit gestraft
tragen und ich hoffe, daß Du stark genug bist, durchzuhalten, auch wenn Deine Geduld auf eine lange Probe gestellt werden sollte. Ich bin gesund und weiß, daß ich tragen muß, was ich nicht zu ändern vermag.
seid, wenn die Haft noch lange dauern sollte. wieder friedlich beisammen sein können. Nur Im Spazierhof blühen jetzt auf der mittle- Ich selbst halte es schon aus, da kannst Du die Gedanken können hinauswandern, zu Dir, ren Rasenfläche die Frühlingsblumen und ein ohne Sorge sein. Es ist mir lieb, daß Du VerDetmold, den 2. Juli 1933. zu den Kindern, zu der jungfrischen, neuer- Fliederstrauch. Die Aprikosenbäume sind ab- ständnis dafür hast, daß ich im März nicht Die Arbeit an dem Roman macht mir viel wachenden Natur Aber, was man nicht geblüht, die zarten rosigen Blüten verwelkt und davon gelaufen bin wie viele andere in Freude. Die Schreibmaschine bedeutet eine zu ändern vermag, darein muß man sich schik- die Kirschbäume setzen schon kleine Frucht- Berlin und anderswo. Man mag das dumm wesentliche Hafterleichterung. Ich ken, hoffentlich erträgst Du die für Dich recht knoten an. Nur ein Apfelbaum blüht noch. So nennen. Ich konnte jedenfalls nicht anders übrigens mit meiner Arbeit sehr flott schwere Zeit mit zuversichtlichem Mut und zeigt auch der Garten, wie die Zeit vorwärts handeln. Es wäre ein Treubuch gegen die lipläßt Dich nicht unterkriegen. Um mich brauchst schreitet, die uns früher oder später wieder pischen Arbeiter gewesen. Du Dich nicht zu sorgen. Kopf hoch! zusammenführen wird.
Detmold, den 8. April 1933. Dein Brief bringt mir einen Frühlingsgruß
Ich will lieber die Schutzhaft ertragen, als daß man mich feig und treulos nennen könnte.
komme Vor
wärts, bin voller Schaffenslust und fühle mich viel wohler, seit ich mir diese Aufgabe gestellt habe. Das Nichtstun war zum verzweifeln. Jetzt hat der Tag wieder einen Inhalt.
Detmold, den 9. Juli 1933. Wunderschön ist das Bildchen mit Hanne, auf dem sie fragend ins Weite schaut und auf dem steht
,, Wo ist Vati...?" Sie wird wohl noch eine ganze Weile auf ihn warten müssen. Auch unser Bürschle hat 's ja jetzt recht
Detmold, den 11. Mai 1933. Was ich hier sehr stark vermisse, ist gein meine Zelle, Schlüsselblumen. In unserem nügend Bewegung. Zuweilen läuft man dann Ich hoffe, Du wirst stark genug sein, die für Garten werden jetzt auch die ersten Blumen in der Zelle hin und her: 7 Schritte hin, 7 Dich recht schwere Zeit auch weiterhin recht blühen, die ich im vorigen Frühjahr gepflanzt Schritte her. Ein Bild, das ein wenig an die tapfer zu tragen. Einmal wird ja die Schutzhabe. Im Gefängnishof, den mir jeden Tag Käfige im Zoo erinnert, in denen die Tiere haft zu Ende sein, dann kommen auch wieder eine Stunde umschreiten, wird es auch lang- auch unermüdlich am Gitter hin und her strei- bessere Tage für Dich. Falls sich herausstelsam Frühling. Die Kirschbäume blühen, ein chen. Mittlerweile gewöhnt man sich auch dar- len sollte, daß ich noch mit einer längeren paar Veilchen stecken schüchtern ihre Köpf- an und abends und morgens ein paar Gym- Dauer der Schutzhaft zu rechnen habe, beabchen heraus, und Singvögel versuchen ihr er- nastikübungen beim offenen Fenster bringen sichtige ich einen Roman zu schreiben. hart. So herumgeschubst von der Tante zur Großmutter, wieder zur Tante, ein paar Wostes Konzert. 50 Schritte in die Runde und das Blut auch in Bewegung. Die meiste Zeit Er wird zur Hauptsache in meiner frånwieder 50 und so fort marschieren wir im verbringe ich mit Lesen. kischen Heimat spielen und zwar in dem chen bei Dir und dann nochmals zur GroßKreis, bis die Stunde um ist und sich die LunDetmold, den 20. Mai 1933. gleichen Milieu, wie die gleiche Geschichte vom mutter, das ist nicht gut für ihn, und ich kann gen voll gesogen haben mit frischer Luft, die Gestern hat unser Kurt Geburtstag alten Puppenspieler, die ich Dir jüngst schickte. mir wohl denken, daß er darüber traurig ist. Augen sich sattgesehen am Blau des Himmels gehabt. Ich habe viel an ihn gedacht. Mir feh- Es ist die Geschichte einer Puppenspieler- Sage ihm nur, wenn der Vati erst wieder da oder an grauen Wolken. len die Kinder sehr. Und die Sehnsucht nach familie, die auf den Messen und Jahrmärkten ist, dann nehmen wir eine Wohnung und unser Schreibe mir recht viel von Dir und den Dir wächst mit der Dauer der Trennung. Frankens herumzieht. Du siehst , meiner alten
Kindern.
Detmold, den 21. April 1933.
Heute bekam ich vier Briefe von Dir auf einmal. Das war ein rechter Festtag. Sorgen habe ich mich nur um Dich gemacht und die Kinder, weil Ihr doch nicht auf die Dauer Verwandten zur Last fallen könnt. Du bist ein tapferer Kerl! Daß Du unsere alten Freunde triffst, freut mich. Sie sind alle liebe Menschen, und in Deiner freien Zelt werden sie Dir sicher über manche trübe Stunde wegMeine Zellenkollegen haben wiederholt gewechselt. Wenn einer entlassen war, bekam| ich einen andern. Allein war ich immer nur
helfen.
wenige Tage.
Detmold, den 2. Mai 1933.
Zum 1. Mai bekam ich in Deinem Auftrag, liebe Irma, einen schönen Nelkenstrauß und Obst. Die Blumen halten sich sehr gut und am Nachmittag, wenn ein schmaler Sonnenstreif durchs Fenster kommt, glühen sie rot auf. Ich freue mich jeden Tag aufs neue mit den Blu
men.
I Was Du mir von den Kindern schreibst, freut mich besonders. Unsere Hanne muß sich ja prächtig herausgemacht haben. Daß sie sich noch an unsere Schlittenfahrt erinnert, ist| bei dem kleinen Purzel ja allerhand. Mit Lotte scheint alles schwieriger zu sein. Ich glaube, Kurt fehlt ihr sehr. Ich möchte auch das lustige Geplapper unserer kleinen Gesellschaft gerne wieder hören, muß aber wohl noch einige
Zeit Geduld haben.
Am 26. April habe ich einen Haftentlassungsantrag bei der Lippischen Landesregierung eingereicht. Es ist nicht nötig und wohl auch nicht zweckmäßig, daß Du Dich an die Regierung wendest. Die Herren, die zu entscheiden haben,|
sind genügend unterrichtet,
,, Neu beginnen!"
Heft 2 der Sozialdemokratischen Schriftenreihe Herausgegeben vom Vorstand der SPD 64 Seiten. Mit karton. farbigem Umschlag Preis Kč 4.
Inhaltsübersicht:
An
Vorbemerkung der Herausgeber
-
-
Einleitung
Die geschichtliche Situation- Der sozialistische Ausweg Was führte zum Scheitern der soziali stischen Arbeiterbewegung in Deutschland?- Ziele und Wege- Schluß
Hier abtrennen und ausschneiden
001
Ich bestelle
Karlsbad, ČSR.
Kantstraße
Exemplare der Broschüre ,, Neu beginnen!" Heft 2 der Sozialdemokratischen Schriftenreihe. bnep Der Betrag von Kč 4 .- pro Exemplar zuzüglich Porto liegt in 2 Internationalen Postwertzeichen( bezw. Briefmarken)
bei.
die roe" doilpöm iona
Absender: Name genaue Adresse biolboow
Detmold, den 18. Juli 1933.
Lottis Wunsch, daß ich zu ihrem Geburtstag bei Euch sein kann, wird kaum zu erfüllen sein. Du weist, ich hatte vor einiger Zeit daraum gebeten, dem Staatsminister vorgeführt zu werden. Das ist heute geschehen. Ich wurde an Eisner und an meinen Prozeß erinnert und manches hören müssen, was mir ich nicht angenehm war. Aber dachte an Dich und die Kinder und habe geschwiegen. Das Entscheidende, was Dich besonders interessiert und weshalb ich Dir heute schon wieder schreibe, ist dies: Der Staatsminister hat mir eröffnet, er habe an Bayern den Antrag gestellt, mich in ein bayrisches Konzentrationslager zu
übernehmen.
Ob das schon bald oder in einiger Zeit geschieht, ist mir nicht bekannt. Ich weiß auch nicht ob ich ins Lager Dachau( bei München) oder in ein anderes komme.
Aus allem, was ich gesagt bekam, muß ich entnehmen, daß meine Schutzhaft noch sehr lange dauern wird. Das ist vor allem deinetwegen und der Kinder willen sehr leid. Ich selbst weiß es schon zu ertragen. Es wird schon enmal alles wieder gut werden, und auch für uns wird die Zeit kommen, da wir wieder vereinigt sein können. Es wird recht schwer für Dich werden in den nächsten Monaten, aber vertraue auf die Zukunft und halte den Kopf hoch.
Detmold, den 23. Juli 1933. Ich glaube kaum, daß ich meinen Roman in Detmold fertig schreiben kann.
In der vergangenen Woche war der liebe Vater hier und besuchte mich. Für ihn war der kurze Besuch begreiflicherweise recht auf