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1-2002

Glaube und Lüge

Der Krieg wider den Geist

Daher auch die dick auf­

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Kampfansage

Im Börsenblatt für den deutschen Buch­

dem. Und wer die historische Entwick-[ Monaten Gefängnis. Im Verlaufe der Ver­lung durch Verfemung des Geistes, Aech- handlung teilte der Staatsanwalt mit, daß die tung der Intelligenz, Herrschaft dumpfen illegale Arbeit der Sozialdemokratie in Sach­Glaubens und Despotie der Unwahrhaftig- sen an Umfang zugenommen habe. keit hemmen will, verstopft die Wege der In den faschistischen Gazetten aller hat zu glauben. Daher auch die dick auf- Evolution, begünstigt katastrophalen Ge­schichtsablauf, wird mitschuldig an kom­Länder tobt der Kampf gegen den Geist. getragene Scheinchristlichkeit des Fa- menden furchtbaren Explosionen, Wer die an die Das Bürgertum, dessen Vorkämpfer einst schismus. Wirklichkeit fälscht, kommt an dieser Emigrantenzeitschriften die Vernunft auf den Thron erhoben und Auf diese brüchige, entgeistete Platt- Fälschung um! damit die schärfsten Waffen gegen den form suchen heute beträchtliche Teile der Wie groß, wie unbesiegbar, wie zu- handel" veröffentlicht die Göbbels 'sche ,, Reichs­Feudalismus schmiedeten, will zurück zum besitzenden Schichten zu flüchten. Seitdem kunftssicher aber muß auf die Dauer eine stelle zur Förderung des deutschen Schrift­starren Glauben. Das drückt sich nir- die Bourgeoisie die liberalistische Illusion, Idee wirken, die wie der Sozialismus tums" einen Kampfruf gegen die literarischen gends so deutlich aus, wie auf politischem wonach die freie Wirtschaft gleichzeitig in erster Linie an die Ratio, ans Den- Emigrantenzeitschriften, die angeblich durch Gebiet, äußert sich am schärfsten dort. Freiheit und Glück aller verbürge, ein- ken, an Vernunft und Logik appel- ihre verleumderischen Schilderungen" dem wo die Oberschichten in den Faschismus sargen mußte seitdem sucht sie krank- liert! Wie unerschütterlich muß ein Ge- deutschen Volke, unermeßlichen Schaden" zu­haft nach einer neuen Lebensluge. Die ökonomischen Wurzeln dieser hilf- Der Faschismus soll sie zaubern, der dankengebäude sein, dessen Realisierung fügen. Genannt werden hier die Neuen losen Geisteshaltung liegen offen zutage. Ständestaat soll es sein. Aber das alles nur durch die Herrschaft des Denkens und deutschen Blätter"( Prag ), der Wie­Die Bourgeoisie steht vor Problemen, die war in Mitteleuropa schon vor 60 Jahren Es scheint das Schicksal aller jeweils sie nicht zu meistern weiß; sie kann wirt- überlebt, und darum wird Ibsens Wort, herrschenden Klassen zu sein, daß sie im schaftlich nicht mehr weiter. Ihre große daß eine Wahrheit zehn Jahre, eine gut- Kampfe gegen die Denkfreiheit untergehen, Lebenslüge, daß die privatwirtschaftliche gebaute Lüge jedoch fünfzig hält, in die- wie es das Wiegengeschenk aller neuen Ordnung gleichzeitig die beste aller Wel- sem Falle nicht gelten. Dank der rasen- Gesellschaftsformen ist, im Kampfe für die ten bedeute, zerbrach am Weltkrieg und den technischen Umwälzungen haben so- Freiheit des Geistes zum Siege zu ge­an der Weltkrise. Wirtschaftliche Vernunft ziale Lügen heute kürzere Beine denn ehe- langen. waisilamod dolls Gregor. gebietet eine sozialistische Neuord- ziale

flüchten.

nung also weg mit der Vernunft! Kri­tisches, logisches Denken führt naturnot- 1622

wendig zu Forderungen wie: Umwälzung

der kapitalistischen Wirtschaft, Planwirt- phetu ni tel amage schaft, beseitigung der bürgerlichen Be­sitzverhältnisse, übernationale Neuordnung

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der Kontinente, kurz Umwälzungen, die doub das Ende der bourgoisen Klassenherr­schaft bedeuten also weg mit dem Den­ken! Weg mit der freien Wissenschaft! Weg mit der freien Forschung! Sie haben dem neuen ,, totalen Staate" zu dienen!

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Dieser totale Staat ist von früher her genügend bekannt, man nannte ihn bis- on b her den absolutistischen: an der Spitze der Führer", der jeweilige Despot, rings um ihn die mitherrschende Kamarilla, dar­unter die Stände. Ganz unten die arbei­tende Masse. Zu diesem Ständestaat will der Faschismus zurück; er soll das letzte Bollwerk des Monopolkapitalismus sein. Da sich aber freies Denken mit. der Mu- m mifizierung überlebter Dinge nicht abfin­det, muß der heutige wie der damalige Absolutismus auch die Gedankenfreiheit

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verfemen. Daher die Bücherverbrennun- bon muta gen, die schwarzen Listen gegen den

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Geist, der faschistische Ha B gegen die Intelligenz, die Hetze gegen die Asphaltintellektuellen. An Stelle des Wis- a sens soll der Glaube helfen. Alte absolu­tistische Glaubenssätze, auf neu gewen­det, schießen aus dem faschistischen Bo­den hervor: Nicht fragen, son­dern dem Führer vertrauen!"- Auch die Wissenschafthat dem Staate zu dienen!" Nämlich dem Staate der totalen Rechtlosigkeit, in dem der Schwerindustrielle Thyssen totaler Wirtschaftsdiktator ist.

der Vernunft möglich ist!

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ner Bücherwurm" und die Samm­1ung"( Amsterdam ). Die Reichsstelle" zetert: Es wäre verhängnisvoll, über diese Dinge mit einem Achselzucken hinwegzuge­hen. Sie sind nicht so harmlos, wie sie sich vom Inland aus ansehen, und eine nachläs­sige Vogelstraußbetrachtung dieses Pro­blems der literarischer Emigrantenzeitun­gen könnte sich eines Tages bitter rå­chen. Diese Emigrantenzeitungen versu­chen ganz bewußt, eine Lügenblocka­de um das neue Deutschland zu er­richten. Wir wissen vom Weltkrieg her, welche entsetzliche Wirkungen eine der­artige Blockade eines schönen Tages haben kann. Wir wissen, daß das Ausland heute noch zum großen Teil so verblendet und so un unterrichtet ist über das wahre Gesicht des neuen Deutschland , daß die lügenhaften Darstellungen, wie sie durch die genannten und anderen Emigrantenzei­tungen verbreitet werden, draußen al­lenthalben Gehör finden."

Merkwürdig, wie blind doch das Ausland ist! Es schenkt weder Herrn Rosenberg, noch Herrn Göbbels, die sich höchstperson­lich nach dem Ausland begeben haben, Ge­hör. Es traut auch nicht den bezalriten Schmier­finken, die in einzelnen ausländischen Organen ihren gleichgeschalteten Mist abzuladen suchen, sondern glaubt viel eher den wirk­lichen Vertretern des deutschen Geistes, die in der Emigrantenpresse ebenso wie in den angesehensten Organen der Auslandspresse zu Worte kommen. Sollte hierbei nicht der von den Nazis eingeleitete Kreuzzug gegen die Freiheit des Geistes, die Bücher­verbrennungen, die schwarzen Listen", die Verfolgung der Künstler, Schriftsteller and Gelehrten, die Gleichschaltung" der Presse und Literatur eine entscheidende Rolle mitge­spielt haben? Die Göbbelsche Reichsstelle"

,, Nicht zu heftig, Kollege, sonst kommen noch mehr!" darf das nicht zugeben. Sie fordert viel­

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um Deutschland

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is Die folgenden Zitate sind der Einleitung stehen vielleicht schon dicht vor dem seiner zweiten Weltkrieg mit unbekannter Ver­von Oswald Spengler zu seiner zweiten Weltkrieg mit unbekannter Ver­neuen Schrift: Jahre der Entschei- teilmg der Mächte und nicht vorauszu

Doch wo sich der Glaube mit dem Denken nicht verträgt, muß er zur Lügedon ke down by 22 h de bim A A greifen, zur Lüge werden. Man vergleiche die bisherigen Ergebnisse. faschistischer Regierungskunst mit der verstiegenen Phraseologie vor der Machtübernahme und die Lügnerei tritt überlebensgroß her­vor. Sie führt auf den Weg des Verder­bens.

- militärischen,

mehr zum Boykott aller Mitarbeiter der literarischen Emigrantenzeit­schriften auf:

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,, Wir fordern alle die, die als Träger und Mittler des geistigen Lebens in Deutschland tätig sind, im Hinblick auf die literarischen Emigrantenzeitschriften, ins­besondere den deutschen Verlag und deutschen Buchhandel auf, sich in die Abwehriront gegen den geisti­gen Krieg, der draußen gegen uns entfes­selt wird, einzureihen. Es müßte für jeden deutschen Verleger eine Selbstverständlich­keit sein, daß er keine Bücher ver­legt von Autoren, die sich zur Mitarbeit an den charakterisierten Zeitschriften be­

wirtschaft­dung" entnommen. Das Buch ist im Ver- sehenden lag C. H. Beck in München erschienen, Das lichen, revolutionären Mitteln und Zie­len.. Wir haben keine Zeit, uns auf inner­Vorwort ist im Juli 1933 geschrieben. ,, Diese Machtergreifung hat sich in politische Angelegenheiten zu beschrän­Wie kein Einzelner in seinem privaten einem Wirbel von Stärke und Schwäche ken. Wir müssen für jedes denkbare Er­Dasein die Lüge zum herrschenden Prin- vollzogen. Ich sehe mit Bedenken, daß eignis in Form" sein. Deutschland kennen. Es müßte für jeden deutschen zip machen darf, wenn er sich nicht sie täglich mit so viel Lärm gefeiert wird. ist keine Insel. Wenn wir nicht schwer schädigen will, so muß es Völ- Es wäre richtiger, wir sparten das für unser Verhältnis zur Welt als das wich­kern zum Verhängnis werden, wenn eine einen Tag wirklicher und endgültiger Er- tigste Problem gerade für uns sehen, geht tet von Autoren, die im Ausland geistige Bewegung groß wird, die die Verlo- folge auf, das heißt außenpoliti- das Schicksal und was für ein Schick­genheit zum Programm erhebt. scher. Es gibt keine andern." Das aber hat der Faschismus in Italien

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sal! erbarmungslos über uns hinweg." Göring und Göbbels vor Gericht.

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wie in Deutschland verübt. Hier wie dort

,, Dem Rausch der ersten Tage, der

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ist sein Weg mit konsequenter Lügnerei oft schon kommende Möglichkeiten ver­

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gepflastert.

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Buchhändler eine Selbstverständlichkeit sein, daß er keine Bücher verbrei­

Kriegshetze gegen Deutschland betreiben." Dieser Boykott- Aufruf findet selbstver­ständlich bei den gleichgeschalteten Verlagen Anklang. Schon veröffentlicht der Verlag Al­

darb, folgt in der Regel eine Ernuch- Neudeutsche Justiz bert- Langen - Georg Müller in Mün­

terung und die Unsicherheit über

Die Diktatur der Angst.

danken werden von Fanatikern bis zur diese Tatsache hat dem Gericht genügt, am Das sächsische Sondergericht ver­urteilte einen Gewerbetreibenden zu vier Monaten Gefängnis, weil er öffentlich

chen, der sich bereits vor einigen Monaten durch betonte Liebedienerei den derzeitigen

blatt" eine Mitteilung, daß er die Auslieferung

der Bücher von Andersen- Nexo ,, wegen deutschfeindlicher Betätigung" des Autors ein­gestellt dabe, da Andersen- Nexo Mitarbeiter einer Emigrantenzeitschrift sei! Was tuts, daß eine solche Ankündigung einen bewußten Ver­tragsbruch, einen Raub am Eigentum des betreffenden Autors darstellt! Raub und Wort­bruch gehören zu den beliebtesten Kampf­

Mussolini wartete noch 1920 mit einem den nächsten Schritt". Es gelangen Ele- Das Sondergericht in Braunschweig Machthabera anzubiedern suchte, im Börsen­Programm auf, das allgemeines mente zur Macht, welche Genuß der hat den Arbeiter Heinrich Wolf zum Tode Wahlrecht, Frauenwahlrecht, Macht als Mach beachten und den verurteilt. Wolf soll mit der Walfie in der Ergebnis Republik , Demokratie und So- Zustand verewigen möchten, der nur für Hand im Februar 1933 an einem Ueberfall auf zialisierung verhieß. Aus dem inter - Augenblicke tragbar ist. Richtige Ge- SA.- Männer teilgenommen haben, und allein nationalen Sozialisten, Republikaner und danken werden von Fanatikern bis zur diese Tatsache hat dem Gericht genügt, um Atheisten wurde in der Nähe von Mailand Selbstaufhebung übersteigert. Was als ein Todesurteil auszusprechen. noch in jener Nacht, in der seine Schwarz- Anfang Großes versprach, endet in Tra­hemden den Marsch auf Rom antraten, gödie oder Komödie." ein Nationalsozialist, Monarchist und from­mer Katholik. Seitdem fordert er Glau- Deutschland ist in Gefahr. Meine festgestellt hatte, daß sich der sächsische mitteln im erneuerten" Deutschland , sie dür­ben, nichts als Glauben. Die Grundsatz- Angst um Deutschland ist nicht kleiner Staatskommissar für das Gesundheitswesen, fen deshalb bei dem Erpresserfeldzug losigkeit und Unwahrhaftigkeit siegte geworden. Der Sieg vom März war zu Dr. Wegner, ein Jahreseinkommen von 72.000 wieder einmal ein herrliches Vorbild leicht, um den Siegern über den Umfang RM zugelegt hat. Das Sondergericht sah von nicht fehlen, den das Dritte Reich gegen die nicht gleichgeschalteten Repräsentanten des für die Welt und alle, die vorwärts kom- der Gefahr, ihren Ursprung und ihre einer Nachprüfung dieser Behauptung ab und deutschen Geistes eingeleitet hat. Dauer die Augen zu öffnen." verzichtete auf die beantragte Vernehmung des Staatskommissars. Die Verurteilung wurde

men" wollen.

Hatte Hitler dieses demoralisierende

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Beispiel im Auge, als er seinen Memoiren ,, Niemand kann wissen, zu was für lediglich damit begründet, daß endlich mit der Achtung, Redaktions­den Satz einverleibte: Je größer eine- Formen, Lagen und Persönlichkeiten diese, Unsitte, öffentlich über das Einkommen der ge, desto fester werde sie vom Volke ge- Umwälzung führt und was für Gegenwir- Beamten des neuen Deutschland zu sprechen, zuschriften! glaubt?! Jedenfalls stümperte der braune kungen sie von außen zur Folge hat. Jede Schluß gemacht werden müsse. Bandenführer dem Duce getreulich nach, Revolution verschlechtert die außenpoli Das gleiche Sondergericht verurteilte darf man sagen, daß beide die tische Lage eines Landes, und allein um einen sozialdemokratischen Arbeiter Weltbesten in politischer Charakterlosig- dem gewachsen zu sein, sind Staatsmän wegen Vertriebs des Neuen Vorwärts" und keit wurden. Das überrumpelte Volk aber ner vom Range Bismarcks nötig. Wir wegen Beitragskassierung zu achtzehn

und so

Zuschriften für die souls Redaktion nur nach Prag Karlín , Palackého třída 24.