Reichstagswahl 20Die arise Hexe

November 1933

Wozu noch Reichstag? Diätenschieber im Reich und in

Irrsinn der Judenhetze

Aus den Blättern des Dritten Reiches   grinst der Wahnsinn. Im Wochenblatt der ,, Arioso­ phen  "( vom 8. Oktober 1933) wird ein Kapitel eines antisemitischen Machwerkes über Ras­sengeschichte nachgedruckt. Als Verfasser zeichnet ein Karl Weinländer. Darin wird allen Ernstes nachgewiesen, daß von den Juden auch die Hexen- und Ketzerverbrennun­gen erfunden wurden, um die Ritualmorderei

Preußen. ,, Gewählter" Reichstag ernannter Staatsrat! Was fortzusetzen und die Arier völlig zu verderben.

ist überhaupt Verfassung? Konfusion statt Aufbau

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,, Zahlreiche scheingetaufte Juden schlüpften in den christlichen Priesterstand, um die Kirche zu einem Instrument des Hebräischen Bundes Die Tatsache, daß zum 12. November Zaren von Preußen die Staffage zu bilden sächlich beseitigt, aber rechtlich ist ihre umzugestalten..." Damit beginnt die katholi­auch sogenannte Reichstagswahlen hat, wofür er mit 12.000 Mark pro Kopf Aufhebung noch gar nicht ausgesprochen, sche Arierverfolgung und nun erklärt sich auch, ausgeschrieben wurden, hat überrascht. und Jahr allerdings noch fürstlicher be- weil man nichts an ihre Stelle zu setzen ,, warum die grauenvoll gemarterten und leben­Die Vornahme angeblicher Volksabstim- zahlt wird als die Statisten des Reiches. weiß.. dig eingeäscherten Menschen fast ausnahmslos mungen oder Plebiszite liegt durchaus im Man hat versucht, der Auflösung der Land­Zerstörung, Auflösung und gesetzlose den schönsten arischen Typus trugen..." Wesen der Diktatur: es gibt Leute, die tage einen antipartikularistischen auf Willkür, das sind noch immer die Kenn- Huß z. B. mußte nicht etwa auf den Scheiter­vor der Einführung der Weimarer   Verias- Reichsvereinheitlichung gerichteten Sinnzeichen des staatsrechtlichen Zustandes, haufen, weil er ein Ketzer, sondern weil er, sung eben aus diesem Grunde vor der zu unterlegen. Aber dieser Versuch schel- in dem sich Deutschland   befindet. Aus die- wie im Bild gezeigt wird, ein Urarier war. Auf Volkswahl des Reichspräsidenten und dem tert an der Tatsache, daß der preußische ser Gärung ist die Blase der sogenannten diese niederträchtige Weise konnte ,, die Aus­Volksentscheid gewarnt haben; sie sahen Staatsrat nicht mit den Landtagen zu- Reichstagswahlen aufgestiegen. Sie wer- tilgung der erbtüchtigsten Teile des deutschen die Möglichkeit eines Mißbrauchs der De- gleich aufgelöst worden ist. den an einem Sonntag stattfinden, wie Volkes unauffällig geschehen..." Ab und zu mokratie zu antidemokratischen Zwecken Der augenblickliche verfassungsrecht- die Sozialdemokratie seit Jahrzehnten ge- wurden zwar auch Juden verbrannt, in Spa­voraus. Dieser Mißbrauch wird nun in vol- liche Zustand- sofern man in Deutsch  - fordert und schließlich durchgesetzt hat. nien war das zur Zeit der Inquisition lem Umfang geübt, ihm entspricht die land überhaupt noch von Verfassung und An ihnen werden sich die Frauen betei- sogar die beliebteste Form der antisemitischen Veranstaltung des Plebiszitschwindels am Recht sprechen kann- ist also so be- ligen, denen die Sozialdemokratie das Pogrome, aber das stört Hitlers Ariosophen  12. November in jeder Weise. schaffen, daß im Reich ein pro forma ge- Wahlrecht erstritten hat. Es werden nicht; der sagenhafte ,, Hebräische Bund" war Ganz anders steht es mit den Reichs- wählter" Reichstag   besteht, in Preußen Wahlzellen dastehen, die zwischen eben so raffiniert, daß er gelegentlich nur so tagswahlen. Die Nationalsozialisten aber ein vom Ministerpräsidenten freihän- Konservativen und Sozialdemokraten jahr- zum Scheine tausende eigener Rassegenossen waren seit je Gegner des Parlaments. Sie dig ernannter Staatsrat. Wenn auch zehntelang Kampfobjekt waren, bis end- mit verfeuerte, Objektivität zu heucheln und haben darum konsequenter Weise allen gewählten Volksvertretungen, vom Reichs­tag bis hinab zum Gemeinderat des klein­sten Dorfes, sämtliche Befugnisse genom­men. Der am 5. März gewählte Reichstag durfte niemals in seiner richtigen Zusam­mensetzung und dann auch nur zweimal zusammentreten: das einemal, um die Funktionen der Gesetzgebung auf das Reichskabinett zu übertragen, und das an­deremal, um der Außenpolitik dieses Ka­binetts seine Zustimmung zu erteilen. Daß dieses ohnmächtige Rumpfparlament be­seitigt wird, wundert keinen. Daß an seine Stelle die Wahl eines neuen Reichstags befohlen wird, hat Erstaunen hervorge­rufen.

Was soll dieser neue Reichstag? Er wird ausschließlich aus Nationalsozialisten und gleichgeschalteten Prominenten be­stehen, die im Sinne der nationalsozialisti­schen Parteiführung unbedingt zuverläs­sig sind. Ein Aufgabenkreis ist ihm nicht zugewiesen, Nach Mitteilungen der Presse, die zweifellos inspiriert sind, soll der Reichstag  

nur noch zu repräsentativen Zwecken einberufen werden, wenn die Regierung aus außen- und innenpolitischen Gründen Volksbegeisterung zu markieren für not­wendig hält. Zu diesem Zweck also sollen Reichstagsabgeordnete gewählt werden. auf je 60.000 Stimmen ein Stück, so daß bei einer erzwungenen Wahlbeteiligung yon 42 Millionen 700 erprobte Anhänger Hitlers   als gewählt" proklamiert werden würden. In Wirklichkeit wird wohl die Zahl der Abgeordneten 600 bis 700 betra­gen. Von einer Abänderung des Diäten- hel

gesetzes ist bisher im Reiche noch nicht

die Rede gewesen, so daß mit 600 bis 700

Auch Norwegen   marxistisch!

NORGE  

Karl Marx  

SVERIGE

DANMARK

Personen zu rechnen ist, die neben der Der deutsche   Gesandte:„ Hitler   will, daß wir nordische Frauen heiraten! Welche Freifahrtkarte eine Jahreseinnahme von nehme ich nun? 7200 Mark beziehen werden für nichts an­

deres, als für ihre Bereitschaft, alle paar

Socialdemokraten, Kopenhagen  

die besten Germanen um so massenhafter zu erledigen:

,, Im ganzen rechnet man die Verluste an besten Menschen arischer Rasse durch die Ketzer- und Hexengerichte auf rund 9 bis 10 Millionen Menschen.

Einen besseren und grauenhafteren Weg zur Austilgung der wertvollsten rassischen Bestandteile des deutschen Volkes hätte der Hebräische Bund gar nicht finden können.

Zum Himmel schreit das unge­sühnte ungeheuerliche Verbre­chen, das hier am deutschen   Vol­ke und an der arischen Rasse ver­übt wurde!"

Selbstverständlich waren auch der ,, Kreuz­zugschwindel", die„, schwarze Pest" und der ,, Dreißigjährige Ketzerkrieg" jüdische Erfin­dungen zwecks Germanenausrottung und Ras­severderbnis.

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Aber dieser Quatsch ist doch nicht ernst zu kann nehmen, das ist doch Klappsmühle! man hier einwenden. Zugegeben, jedoch das Blatt und der Verfasser des irrsinnigen Elabo­rats bekennen sich begeistert zu ihrem„ Füh­rer Hitler  " und gehören zum faschistischen Lager. In der Demokratie wurden solche blu­tige Rassehetzereien gelegentlich verboten, mindestens trat ihnen die Vernunft der Gesun­den öffentlich entgegen. Das ist vorbei. Wel­ches Blatt könnte im Dritten Reiche wagen, gegen solche gemeingefährliche Exzesse blank zu ziehen? Ungehemmt tobt sich dieser Irrsinn aus und treibt unter Hitlers   Protektorat die offene Hetze zum Judenmord.

Hopla!

,, Der SA.- Mann", das in München   erschei­nende Organ der Obersten SA.- Führung der NSDAP  ," bringt einen Aufsatz von Oberst a. D. Max Blümner über die Technik im Welt­krieg, in dem sich folgende goldene Worte fin­

den:

Die Deutschen  , das Volk der Denker, neigen. leider dazu, die Verwertung neuer Gedanken ibrer Erfinder und Gelehrten, häufig an­deren Völkern zu überlassen. So wars bei Lilienthals Flugversuchen, bei der Elektri­schen Straßenbahn, bei den Herzschen Wellen.

Monate einmal zu einer Rede des Führers der eine wie der andere nichts weiter als lich die Sozialdemokratie die Wahrung " Heil!" zu rufen. ein kostspieliges Marionettentheater ist, so des Wahlgeheimnisses und damit saubere Die SA   würde das bedeutend billiger bleibt doch der Unterschied der ideellen Wahlen erreicht hatte. Die vorschrifts­machen. Konstruktion auffällig. Es entsteht der mäßigen Wahlurnen, Wahlzettel, Die Landtage sind aufgelöst. sie wer- Eindruck, als wäre die Ausschreibung von Wahl umschläge usw., alles wird da sein. Aber es wird nur noch ein leerer den nicht mehr neugewählt. In Preußen Reichstagswahlen Der Physiker mit dem unsterblichen Namen, Apparat ohne Inhalt sein, weil es ja eine der die nach ihm benannten Wellen entdeckt werden ihnen wohl für die anstrengende Tätigkeit, die sie seit dem 5. März ausge­wirkliche Wahl, eine wirkliche Entschei- hat, war nach neudeutscher Auffassung keines­übt haben, die Diäten für zwei Monate im dung nicht mehr gibt und überhaupt weg ein dem deutschen   Volke gehörender Ge­Betrage von 1200 Mark pro Kopf nachge- Das wäre der alte Kampf zwischen den irgend ein Recht des Staatsbürgers nicht lehrter. Herz war nämlich ein Jude! Lebte schmissen; dann ist Schluß- bis auf den beiden Seiten der Wilhelmstraße in ver- mehr existiert. Justizobersekretär Kerrl, der neben sei- schärfter Form und in keiner Weise! Das alles sieht mehr nach Irrenhaus stuhl entfernt. nem Justizministergehalt auch noch das Reichsvereinheitlichung".

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ein Gegenzug gegen die staatsrecht­liche Erfindertätigkeit des Herrn von Preußen.

und Gespensterkarneval aus als nach

er noch, so wäre er längst von seinem Lehr­

Einkommen eines Landtagspräsidenten Damit kommt man zu der entscheiden- einem gesunde Dauerhaftigkeit verheißen- Das Braunhemd unpfändbar weiterbezieht, bis die Geschäfte des Land- den Frage: Was ist eigentlich in den Neuaufbau. Es scheint, daß die Bruta- Das Braunhemd darf nach einer Darlegung tags abgewickelt sind. Diese Abwicklung Deutschland   staatsrechtlich lität der Unterdrückung in einer gewissen von Landesgerichtsdirektor Staudt in der wird voraussichtlich recht lange dauern, los? Daß alle Bürgerrechte restlos be- Proportion steht zu der inneren Unsicher- Preußischen Justiz" nicht gepfändet werden, da die mit ihr betrauten Beamten keine seitigt sind und es nur noch Untertanen heit und Direktionslosigkeit. Eine Weile da es sich um ein Kleidungsstück handelt, das Lust haben, in Pension zu gehen für gibt wie in den Zeiten des krassesten Ab- kann gibt wie in den Zeiten des krassesten Ab- kann man so regieren, gewiß! Aber für den Bedarf des Schuldners unentbehr­

die sorgfältige Beaufsichtigung ihrer Nicht- solutismus, ist ohne weiteres klar. Man lange...?

tätigkeit bleibt Herr Kerrl   als Justizmini- sieht genau, wer sich, ohne Widerstand ster und Landtagspräsident starker Dop- leisten oder auch nur Widerspruch äußern Delverdiener.

Was aber wird aus dem berühmten

preußischen Staatsrat,

zu können, regieren lassen muß, aber man sieht nicht, wer regiert und nach wel­chen Satzungen regiert wird, Zwar hat

den Göring   in seiner prunkvollsten Uni- Hitler schon längst die Revolution für be­form auf dem Thronsessel Friedrichs des endet erklärt, aber Großen sitzend, eingeweiht hat? Er ist nicht aufgelöst, er besteht weiter, wenn " auch er natürlich nichts zu beraten und

ein geschriebenes Verfassungsrecht des Dritten Relches besteht auch noch nicht einmal in den ersten Ansätzen.

nichts zu beschließen, sondern nur für den Die Verfassung von Weimar ist zwar tat­

lich ist.

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