Verpaẞte

Gelegenheiten

Kaisersöhne

Sie waren immer hinter dem Graben! Weit weg von Giftgas und Pulverdampf, weit weg vom blutigen Wahnsinnskrampf des Krieges ließen sie ihre Gaben

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Jetzt wird das Volk aufs neue betrogen, aufs neue ins eherne Joch gespannt,

in Zuchthäuser und Kasernen gebannt, durch Blut, Verzweiflung und Dreck gezogen. Gleich sind die Ausreißer wiedergekommen und haben im Ehrenstuhl platzgenommen.

im Kreise der Schranzen herrlich erstrahlen nur wenn es galt, mit Siegen zu prahlen, dann waren sie nicht in Charlesville, dann Jetzt blasen sie mit ins Hakenkreuzhorn,

waren sie nicht in Doorn,

dann waren sie vorn, ganz vorn!

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Von Friedrich Stampfer  . Im Prozeß um den Reichstagsbrand hat der Kommunist Dr. Neubauer als Zeuge über Unterredungen ausgesagt, die ich im Laufe der letzten Monate vor dem Staatsstreich mit Mitgliedern der Sowjet­russischen Botschaft in Berlin   geführt habe. Diese Unterredungen waren ver­traulich, ich würde darum in der Oeffent­lichkeit nicht auf sie zurückgekommen Sie ließen andre für sich verrecken sein, wenn sie nicht schon im Gerichts- immer feste druff für Weib und Kind saal erwähnt worden wären. Neubauer doch damals im rauhen Novemberwind hat auch mitgeteilt, daß er und Torgler   verschwanden sie nach entlegensten Ecken. die Absicht hatten, sich am Vormittag Nicht einer blieb an der Spitze der Truppen, des Dienstag, den 28. Februar, im Reichs- sie liefen davon, die entthronten Puppen, tag mit mir zu treffen, und ich kann nur und warfen im Fliehen die Flinten ins Korn. bestätigen, daß diese Besprechung wirk- Da waren sie wieder vorn, ganz vorn! lich geplant war. Sie konnte nicht mehr stattfinden, weil in der Nacht zuvor Reichstagsbrand und Staatsstreich das

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Ich glaube nicht, daß für die deutschen  Kommunisten ein Grund besteht, mir dar­aus einen Vorwurf zu machen.

jetzt sind sie wieder vorn, ganz vorn.

Und ein neuer November wird blutrot tagen. der Wind wird wilder und schärfer wehn, dann werden sie wieder beiseitestehn und seidene Unschuldsgewänder tragen. Doch wenn die Novemberfluten schwellen,

werden sie mit dem Boot zerschellen. Diesmal führt kein Weg ins Ausland, diesmal führt kein Weg nach Doorn. diesmal heißt es: mitgehangen! Wer schuldig

ist, bleibt vorn!

Peter Paul.

Es hat keinen Zweck, heute darüber zu phantasieren, wie sich die Dinge ent­wickelt hätten, wenn der Graben zwischen den beiden deutschen   Arbeiterparteien

weniger breit gewesen wäre und wenn es gelungen wäre, ihn rechtzeitig zu über­brücken. Niemand kann daran zweifeln, daß es bis jetzt im Kampf zwischen SPD.  und KPD.   nur einen Sieger gegeben hat, nämlich die kapitalistische Reaktion in ihrer konzentriertesten Form.

Ich meine aber, daß man in den Län­dern, in denen es noch nicht so weit ist, und auch für Deutschlands   Zukunft aus den furchtbaren Erfahrungen der Vergan­genheit die notwendigen Lehren entneh­men soll. Der Verlust der demokratischen Freiheitsrechte ist für die Arbeiterklasse eine Katastrophe: wo diese Rechte noch bestehen, müssen sich alle Arbeiter zu ihrer Verteidigung zusammenschließen. Was aber besonders Deutschland   betrifft, so hat der alte Streit um die Rolle der Gewalt im Kampfe um die Macht unter den gegenwärtigen Umständen jede Be­deutung verloren. Der alte Hader hat nun gar keinen Sinn mehr. Ich widerstehe daher der Versuchung, ihn aus Anlaß die­ser notwendig gewordenen Erinnerungen

Die große Komödie

Freies Wahlrecht!

vorläufige Ende der deutschen   Arbeiter- irgendwie in deutsche Verhältnisse ein-| überein, daß sie am Dienstag, dem 28. bewegung und damit auch unserer per- mischen solle. Es kam mir bei diesen Februar, im Reichstag   stattfinden sollte. von neuem zu beginnen. Lubbe und seine Drahtzieher haben sönlichen Bewegungsfreiheit herbeiführ- Gesprächen nur darauf an, unterrichtet zu werden und selber zu unterrichten. Ob es anders gewollt... ten. Zweifellos hatte Torgler   am Montag- der Boden für eine Annäherung geebnet nachmittag die Absicht, sich mit Neubauer werden konnte und wie er geebnet wer­und mir am Dienstagvormittag im Reichs- den konnte, das wollte ich wissen. tag zu treffen. Daß er zum Zweck dieser Besprechung zunächst einmal am Montag­abend den Reichstag anzündete und sich dann freiwillig in das Polizeipräsidium begab, wird wahrscheinlich in den Augen Bei jenen Unterhaltungen setzte ich des Oberreichsanwalts ein neuer Beweis immer wieder auseinander, daß das Ver­seiner verbrecherischen Tücke sein. An- hältnis zwischen Sowjetrußland und den dere Leute haben auch ohnedies schon Parteien der Sozialistischen Arbeiter- In­längst bemerkt, daß die ganze Anklage ein ternationale ganz unsinnig sei. Während Sowjetrußland zu kapitalistischen Mächten Unsinn ist. Kann ich also die entlastende Aussage korrekte, ja freundliche Beziehungen un­Neubauers nur bestätigen, so bleibt dochterhalte, bestehe zwischen ihm und dem neben der prozessualen Seite der Angele- Großteil der Arbeiterbewegung außerhalb einer Wahlversammlung im Löwenbräu- das Staatsbürgerrecht ab. Dar­genheit noch die politische. Ich möchte Rußlands   Todfeindschaft. Es sei unbe- keller zu München  : auch auf diesem Gebiete nicht mit Neu- dingt notwendig, das Verhältnis zwischen bauer polemisieren, weil ich seine Aus- Moskau   und der europäischen   Arbeiter­sage nur aus wenig zuverlässigen Zei- bewegung zu normalisieren. So wenig die tungsberichten kenne und weil er gefan- deutsche Sozialdemokratie auf das Recht gen sitzt und mir nicht antworten kann. selbständiger Stellungnahme zu den rus­Nach den Berichten scheint es, daß Neu- sischen Dingen verzichten könne, so weit bauer über die erwähnten Unterhaltungen sei sie auch davon entfernt, die Bedeutung falsch unterrichtet war, und das ist kein zu verkennen, die die Tatsache Sowjet­Wunder, da weder er, noch ein anderer rußlands für die Arbeiterklasse und die deutscher   Kommunist an ihnen teilgenom- ganze Welt des Sozialismus besitzt. Eine in diesem Sinne positiv.. gerichtete. und men hatte. einige Arbeiterbewegung könnte für Sowjetrußland viel nützlicher sein als

Selbstverständlich habe ich niemals verlangt, daß die sowjetrussische Regie- eine gespaltene und zerrissene. Sowjet­rung in die inneren Angelegenheiten rubland sei also an einer ehrlichen Ver­Deutschlands oder der deutschen   Arbei- ständigung zwischen den sozialistischen  terbewegung eingreifen solle. Es ging mir Arbeiterparteien Europas   und besonders

um etwas anderes.

Jeder Deutsche der glaubt, mit, Nein" stimmen zu müssen, ist ein Volksver­Justizminister Dr. Frank, II auf räter und erkennt sich selbst

um zeigt uns durch den Besuch der Wahl­,, Derjenige, der sich am 12. November veranstaltung an, wo die Außenseiter sich nicht zu Adolf Hitler   bekennt, begeht La n- befinden.

desverrat."

Der sächsische Reichsstatthalter

Mutschmann   auf dem Kreisparteitag

NSDAP  . Ortsgruppe Schwaig Kiesel

stellvertr. Ortsgruppenleiter. der NSDAP  : Wir geben dieses Schriftstück im Wort­Wer am 12. November nicht mit Ja laut wieder, nicht weil es außerordentlich, stimmt, der muß sich als Vaterlands- sondern weil es typisch ist. Es ent­verräter betrachten." spricht vollständig den von oben her ge­Gauleiter Wahl auf einer Kundgebung gebenen Weisungen.

in Sonthofen  :

Wer als Verräter am deutschen  Volk gelten will, der mag bei der Wahl zuhause bleiben. Der Fluch einer gepei­nigten Nation aber soll ihn zeitlebens be­gleiten."

Der hessische Reichsstatthalter Spren­Deutschlands interessiert. Bloße Ein- ger in einer Rede am 22. Oktober:

Seit langem stand für mich fest, daß heitsfrontmanöver" mit dem Ziel, den an­es nur ein Mittel gab, den Sieg des Fa- deren öffentlich ins Unrecht zu setzen, schismus in Deutschland   zu verhindern: nutzten nicht, sondern schadeten nur. Um es mußte mit der Zerrissenheit der deut- dem Verdacht zu entgehen, ich selber schen Arbeiterbewegung ein Ende ge- hätte nur solche Manöver im Sinne, hätte macht werden. Um eine völlige Einigung ich auf alle öffentlichen Angebote und herbeizuführen, dazu waren die Gegen- Verhandlungen mit der KPD  , verzichtet. sätze viel zu stark. Aber vielleicht ge- Nicht eher wollte ich an solche Verhand­nügte es schon zur Rettung, wenn die lungen denken, als bis die Voraussetzun­selbstmörderische Taktik des gegensei- gen für ein Gelingen einigermaßen ge­tigen Sichbekämpfens zunächst einmal sichert seien. aufgegeben wurde, wenn man wenigstens Das war der Sinn meiner wiederhol­so weit kam, sich bei Wahrung aller ten, ausführlichen Darlegungen. Mir prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten über die beiderseitigen Maßnahmen zur schien, daß sie nicht nur mit Höflichkeit, Bekämpfung der gemeinsamen Gefahren sondern auch mit Interesse aufgenommen zu verständigen.

Auch soweit konnte man nicht kom­men, wenn Moskau   dagegen war, Es war notwendig, Moskau   davon zu über­zeugen, daß die Deutsche Sozialdemo­

,, In der Nation sei geächtet, wer am 12. November seine Pflicht nicht tut, ausge­stoßen soll er sein aus der Gemein­schaft des deutschen   Volkes."

Prinz August Wilhelm Oktober   in Köln  :

am 24.

,, Kein Zweifel könne mehr darüber herr­schen, daß die erdrückende Mehrzahl des Volkes ihm folgen werde, aber wir müßten uns auch bewußt sein, daß es noch Men­schen in Deutschland   gäbe, die vielleicht die verbrecherische Absicht hätten, ihre Pflicht nicht zu erfüllen. Und diesen

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BM

müßte gesagt werden, daß sie ausgesto- Engelbert Graf lebt!

Ben sein sollten aus dem Volke, wenn sie in jener Stunde fehlten, in der es um Deutschland   und seine Ehre gehe.

Die Nachricht von der Ermordung En­gelbert Grafs, die wir in Nr. 15 dieses Blattes mit Vorbehalt registrierten,

wurden. Sonst möchte ich über die Ant­worten des Partners nicht weiter berich­Hinter solchen Worten wittern die bestätigt sich glücklicherweise nicht. ten, da ich dazu nicht legitimiert bin und keine unzeitgemäße Polemik herbeiführen Hörer mit Recht Konzentrationslager und Wir verbinden diese erfreuliche Mit­möchte. Es muß aber noch erklärt wer- braune Verfolgung. Im juristischen Sprach- teilung mit der dringenden Bitte an alle den, wie es zu dem Plan der Aussprache gebrauch bezeichnet man diese Methoden Freunde und Mitarbeiter, bei der Samm­als Erpressung und Nötigung, im Dritten lung und Weitergabe von Nachrichten mit Reich heißts Propaganda".

kratie keine feindselige Politik gegen die im Reichstag gekommen ist. Sowjetunion   betrieb und daß eine gewisse Die letzte der Unterhaltungen der vor­Verständigung notwendig sei, wenn nicht die deutsche Arbeiterbewegung und be- erwähnten Art hatte ich einige Tage vor

sonders auch die SPD  . dem furchtbarsten dem Reichstagsbrand. In ihr wurde mir Angetreten

Schicksal entgegengehen sollten.

zum Jasagen

der größten kritischen Sorgfalt zu verfah­ren. Grundsatz des Neuen Vorwärts" ist, durch Zuverlässigkeit der Bericht­erstattung Vertrauen zu erwerben. Er will

über das, was in Deutschland   vorgeht,

in unzweideutiger Weise zu verstehen ge­Längst hatte der von mir geleitete geben, daß Moskau   mit dem Faschismus In Schwaig  , einer großen Arbeiterge- die Wahrheit, nichts als die ,, Vorwärts" alle Angriffe auf Sowjetruß- in Deutschland   als einem unvermeidlichen land eingestellt. In der Polemik gegen die Entwicklungs- und Uebergangsstadium meinde bei Nürnberg  , wurde allen Ein- Wahrheit sagen. Dabei bittet er alle KPD. beschränkte er sich auf die Abwehr rechne und daß ich darum von dort her wohnern folgender Gestellungsbefehl ins seine Freunde um Unterstützung. gegnerischer Beschuldigungen, von denen wenigstens zur Zeit kein Verständ- Haus gebracht:

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zu befürchten war, daß sie, unerwidert nis für meine Gedankengänge zu erwarten An die hätte. Gesamtbevölkerung von Schwaig  ! gelassen, auf die Arbeiter einen ungün­stigen Eindruck machen müßten. Die Es ist selbstverständlich, daß ich Am Freitag dem 27. Oktober 1933, abends meisten Angriffe der kommunistischen   einige meiner nächsten Freunde, von die- 8 Uhr versammelt sich die

Marxisten keine Aufträge!

Der Rat der Stadt Zittau   I. S. hat be­schlossen, daß Geschäften, deren Inhaber

Presse nahm er stillschweigend hin. Er sem Gespräch und seinem für mich höchst Gesamteinwohnerschaft von Schwaig   Mitglieder des Reichsbanners, der

im Bahnhofssaal um den Vortrag des Pg. Roth, Altdorf  über: Deutschlands   Kampf um Ehre. Friede und Gleichberechti­

gung"

unterließ es aber auch nicht, den Opfer- unbefriedigenden Ausgang unterrichtete. mut und den Idealismus der kommunisti  - Auf einem mir unbekannten Wege er­schen Arbeiter zu rühmen und bei jeder fuhren die Führer der KPD  . davon. Zu Gelegenheit auf die Notwendigkeit eines meiner großen Ueberraschung ließ mir gemeinsamen Vorgehens gegen den ge- Dr. Neubauer am Vormittag des Montag, den 27. Februar, mitteilen, daß die meinsamen Feind hinzuweisen. Nach solcher publizistischer Vorarbeit Schlüsse. die ich aus jener Unterredung anzuhören. Wir machen darauf aufmerksam, daß nahm ich im Herbst vergangenen Jahres gezogen hätte. irrig seien und daß er und mit der russischen Botschaft Fühlung. seine Freunde den Wunsch hätten, sich der Besuch der Wahlveranstaltungen als Niemals habe ich wie Neubauer zu mit mir über denselben Gegenstand zu Maßstab für die politische Ein­glauben scheint von ihr oder einem unterhalten. Zu dieser Unterhaltung er- stellung unserer Bevölkerung gewertet ihrer Mitglieder verlangt, daß sie sich klärte ich mich bereit, und man kam dahin wird.

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sind,

SPD.   oder sonst staatsfeindlicher Organisationen gewesen städtische Aufträge nicht mehr ertellt werden. Beide vernichtet!

Ministerpräsident Göring   auf einer Wahl­kundgebung in Kiel  :

Wir haben keine Brücken geschlagen zwl­schen Bürgertum

wir

und Proletariat, haben beide vernichtet, um ein neues Volk entstehen zu lassen.