Die Brandstifter Göbbels Propagandamethoden entlang Die Enthüll img Die Doppelzüngigkeit der nationalso­zialistischen Politik braucht nicht von ihren Gegnern bewiesen zu werden, die nationalsozialistische Propaganda liefert selbst täglich Beweise dafür. Die offizielle Außenpolitik betont täglich laut ihre Liebe und ihren Willen zum Frieden wie ihre freundschaftlichen Gefühle gegen Frank­ reich aber zu gleicher Zeit wird der kommende Krieg propagandistisch vorbe­reitet. Die Pariser ZeitungPetit P a- r i s i e n" hat eine Anweisung der Pro­pagandazentrale der NSDAP , für die tigkeit in Amerika veröffentlicht, die alle Friedensbeteuerungen Hitlers Lügen straft: Frankreich , der unversöhnliche Gegner Anspruch auf alle verlorenen Gebiete Anspruch auf alle Nachbargebiete, in denen deutsche Minderheiten leben. Die Verfasser dieses Dokuments müssen in der ganzen Welt als frivole Brandstifter erscheinen. Die Mentalität dieser Propagandaan­weisung ist die gleiche wie die des Pro­grammbuches von Hitler Mein Kampf ", die diplomatische Geschicklichkeit, die sol­che Anweisungen zugleich mit heuchleri­schen offiziellen Friedensbeteuerungen er­gehen läßt, kann sich messen mit der Ge­schicklichkeit, die seinerzeit Amerikas Eintritt in den Weltkrieg hervorgerufen hat. Man wird sich in Amerika an die Rolle erinnert fühlen, die einst Herr von Papen dort gespielt hat. Die Enthüllung desPetit Parisien" hat zu heftigsterAbleugnung ge­führt. Hitlers Außenministerium hat sich nicht mit einem Dementi begnügt, sondern hat einen offiziellen Schritt bei der fran­ zösischen Regierung unternommen. Es ist nicht bekannt, ob das Dementi sich auch auf jene Teile der nationalsozialistischen Literatur bezieht, in denen die Sätze die­ser Propagandaanweisung fast wörtlich enthalten sind. Divide et Impera! DerPetit Parisien" fährt inzwischen fort, Dokumente zu veröffentlichen, die den Willen der Nationalsozialisten zu Wiederaufrüstung und Revanchekrieg schlagend beweisen, und die Hitlerregie- lung fährt fort, die Echtheit dieser Doku­mente zu bestreiten und ihre Friedens­liebe zu beteuern. Sie hat damit, das muß auch der Gegner zugeben, ihren ersten Zweck, alles zu verwirren und durchein­anderzubringen, gründlich erreicht. In der Tat hat Europa kaum jemals ein solches Bild der vollkommenen Ratlosig­keit gezeigt, wie eben jetzt. Jede Regie­rung it über die Art, das deutsche Pro­blem u behandeln, ihre besonderen An- und Absichten, und oft ist man in den einz. len Regierungen selbst durchaus keiner einheitlichen Meinung. Das gilt be­sonders für die englische Regierung, in der M a c D o ti a 1 d offensichtlich dazu neigt, der deutschen Forderung nach Wie­deraufrüstung Konzessionen zu machen, während B a 1 d w i n mehr den französi­ schen Auffassungen zuneigt. Der Bestand der englischen Regierung erscheint durch ihre außenpolitischen Mißerfolge bedroht. In Frankreich sind es wiederum die innerpolitischen und namentlich die finanz­politischen Schwierigkeiten, die die Be­ständigkeit der Regierungen und des außenpolitischen Kurses irritieren. So erscheint gegenüber den Demokra­tien des Westens der Faschismus augen­blicklich als der Stärkere, allerdings nicht der nachgemachte Faschismus von Berlin . sondern der echte von Rom . Immer mehr entwickelt sich Mussolini zum ent­scheidenden Mann Europas . So hält er heute auch das kleine Oesterreich in seiner Hand, das damit zwischen ihm und seinen deutschen Vasallen ein Streit­apfel bleibt. Würde eines Tages aber die­ser Konflikt weggeräumt, so würde sich" daraus eine Weltlage ergeben, die für Frankreich noch weniger angenehm wäre als die gegenwärtige. Epverzichtet" und rüstet Hitler fährt inzwischen fort mit dem Versuch, Frankreich moralisch und diplo­matisch zu entwaffnen. Er unterschreibt und unterstreicht im Pariser Matin" den Verzicht auf E 1 sa ß-L o t h r i n- gen, der seinerzeit beinahe Stresemann das Leben gekostet hätte. Er tauscht mit der polnischen Regierung feier- lidhe Erklärungen aus, daß die beiden Länder gegeneinander keine Gewalt an­wenden würden. Wenn dies auch nach Locamo und Kellogg-Pakt die dritte Er­klärung dieser Art ist, so liegt auch ihre Bedeutung keineswegs darin, daß sie den Frieden befestigt. Auch sie ist nur ein Zug in einem diplomatischen Spiel, das alles durcheinanderzubringen versucht und da­mit die Kriegsgefahr vermehrt. Auf der einen Seite soll den Polen beigebracht werden, daß sie die Bundesgenossenschaft Frankreichs nicht brauchen, auf der an­deren Seite wird aber auch vorgetastet in der Richtung der Rosenbergschen Ideen eines Interventionskrieges gegen S o w- j e t r u ß 1 a n d, nach dessen glücklicher Beendigung Polen zum Austausch für den Korridor und Oberschlesien einen Fetzen von der Ukraine erhalten soll. Manifest und Warnung In Zürich hat am 19. und 20. November das Büro der Sozialistischen Arbeiter-Internationale ge tagt und Beschlüsse gefaßt, die aus der Tagespresse bekannt sind. Sie zeigen die­sem Europa , das sich immer mehr zum Tollhaus verwandelt, einen Weg der Rückkehr zur Vernunft, zu geordneten Zuständen und zur Sicherung des Frie dens. Aber die Voraussetzung für die Aus­führung dieser Beschlüsse wäre, daß der Völkerbund , statt sich in seine Teile aufzulösen, ein wirkliches organisiertes Machtzentrum würde, daß der Wille, die Abrüstungskonferenz unter allen Umständen bis zu einem positiven Ergeb­nis fortzuführen, bei den entscheidenden Regierungen vorhanden wäre und daß Europa , statt von Faschisten, Halbfaschi­sten und verängstigten Bürgern von So­zialisten regiert würde. Da dies nicht der Fall ist, nimmt das Werk der internationalen Brandstiftung bis auf weiteres seinen ungestörten Fort­gang. So wurde das Volk geeint! Bilder vom 12. November Hindenburg hat am 13. November dem Reichskanzler Hitler hocherfreut und mit herz­lichen Worten den Dank dafür ausgesprochen, daß es ihm gelungen sei, das ganze deutsche Volk zu einigen. Diese braune Eintopfwahl war ein Erfolg des unerhörtesten Terrors und der brutalsten Gewaltandrohung, die an die Stelle eines Ireien Wahlkampfes freier Bürger getreten waren. Die Werbemethoden der Diktatur waren in jeder Beziehung einzigartig. Nur ein paar Beispiele aus der Fülle des Materials. Wer nein wählt, will keine Arbeit und er­hält auch keine Unterstützung."(Plakat im Wohlfahrtsamt Pirmasens .) Wer der Wahl fernbleibt, wird von der SA. geholt."(Plakat im Wohlfahrtsamt Pir­ masens .) Wer hinter die Kulissen geht, wählt nein, wer deutsch wählt wählt frei. Die Kulissen­wähler werden wir uns merken."(Gauleiter Bürckel In einer Wahlversammlung in Pir­ masens .) Wer nein wählt ist ein Landesverräter." (Sprechchöre am Wahlsonntag in Pirmasens .) Plakate mit einem am Galgen erhäng­ten Menschen und mit der Unterschrift:Ich habe nein gewählt"(Plakate in Nazibuch­handlungen in Pirmasens .) Alle Arbeitslosen haben sich im großen Saal derStadt Zittau " einzufinden, um die Rede des Volkskanzlers Adolf Hitler anzu­hören. Jeder Arbeitslose hat die Kontrollkarte mitzubringen, da am Saaleingang eine Kon­trolle über das Erscheinen ausgeübt werden wird."(Arbeltsamt Neugersdorf.) Am Sonnabend letzte Kundgebung vor der Volksabstimmung. Jeder Arbeitslose hat sich zu dieser Versammlung abends 7.30 Uhr am Arbeitsamt zwecks gemeinsamen Abmarsches zu stellen. Der ausgehändigte Zettel ist mit Unterschrift und mit Kontrollnumraer zu ver­sehen und am Saaleingang bereitzuhalten, wo­selbst eine Kontrolle über die Anwesenheit durchgeführt werden wird.(Arbeitsamt Neu­ gersdorf .) Der stellvertretende 1. Bürgermeister Mann, Pirmasens , veröffentlichte einen Aufsatz, in dem es heißt: Sollten aber noch einige Verräter unter uns sein und der Gauführer schlägt uns die Zahl derselben im Rathaus an, so werden wir Pirmasenser die Namen derselben gleich dane­ben schreiben. Dann soll auf ewig der 12. No­vember symbolhaft mit dem 12. Februar ver­bunden sein." Am 12. Februar 1924 wurden die 17 Se­paratisten nach Inbrandsteckung des Bezirks- amtes ermordet. Um die Mittagsstunde kamen Wahlhelfer in die Wohnungen und fragten höflich, ob man schon gewählt habe. Wenn die Frage verneint wurde, gab es eine Ermahnung, und nach eini­ger Zeit war der Frager und Mahner erneut da. bis auch die Säumigsten sich bequemt hat­ten. An den Ausfallstraßen der Stadt standen SA.-Leute. die die Autos anhielten und, eben­falls In liebenswürdigster Form, fragten, ob man schon gewählt habe".(Frankfurter Zei­ tung ".) Die Kriegsopfer des Weltkriegs wurden in fast allen Städten geschlossen zur Wahlurne geführt. In Mannheim wurde in den Betrieben ange­kündigt, daß jeder mit dem Verlust seiner Ar­beitsstelle zu rechnen habe, der nicht die Poli­tik Hitlers unterstreiche. In Dortmund erhielten die Arbeiter ein Rundschreiben der NSBO., in dem siegebe­ten" wurden, zu strafferer Durchführung und zur Kontrollmöglichkeit sich am Sonntag trüh gruppenweise einzufinden. In Oberschlesien marschierten die Bauern nach einem gemeinsamen Gottesdienst geschlossen ins Wahllokal, weil sie wie amtlich gemeldet wird dort öffent- 1 i c Ii ihre Stimme für Adolf Hitler abgeben wollten. Der Terror läßt sich nicht in Worten schildern. Man kann es keinem verargen, wenn er aus Sorge um Lohn und Brot umgefallen ist Mit denen aber, denen in diesem Trommel­feuer die Nerven noch standhielten, läßt sich gewiß eine neue Welt bauen."(Aus einem Brief vom Niederrhein .) Jeder hatte Angst daß man nicht doch irgendwie etwas gemacht haben hönnte, das die geheime Wahl illusorisch machte, und des­wegen stimmten so viele mit ja. Ich bin unserer Sache treu geblieben.(Aus einem Berliner Brief.) Das Wahlgeheimnis war in vielen Orten, nicht nur auf dem Lande praktisch auf­gehoben. In einer süddeutschen Stadt hatte man die Schirme hinter einer Reihe von Schulbänken verstaut so daß sie nur mit gro­ßer Mühe zu erreichen waren. Wer trotzdem hinter die Kulissen ging, wurde von der SA. in der gröbsten Weise beschimpft. Aus diesem Grunde mußten alle offen wählen. In einem anderen Fall wurden den Wählern Stimmzettel übergeben, die bereits mit Ja be­schrieben waren und sebon ein Kreuz hatten. Bemerkung: Der Zettel Ist schon fertig. Wer die Wahlplakettc nicht ansteckte, wurde in Braunschweig von der SA. zur Strafe nochmals in das Wahllokal begleitet selbst wenn sich dort herausstellte, daß er be­reits gewählt hatte. Die Regierung kennt diesen Terror, und sie fürchtet sogar Einsprüche gegen die Gültigkeit der Wahl. Um auch diesenGefah­ren" aus dem Weg zu gehen, ist der bisherige Reichsbeauftragte für Wahlprüfungsverfahren Ministerialrat Dr. K a i s e r b e r g, von seinem Amt entbunden worden. Sein Nachfol­ger wurde Ministerialrat Dr. Scholz vom Reichsinnenministerium, der schon vor der Hitlerherrschaft als Nazischolz unrühmlich be­kannt wurde. Scholz wird auch die befürch­teten Einsprüche gleichschalten. Darüber hinaus werden die Neinwäbler, soweit man sie feststellen kann, zur Rechen­schaft gezogen und bestraft. In München wurde der Vikar Fillingcr und der abgebaute Krankenkassenkontrollor Edel in Schutzhaft genommen, weil sie der Wahl ferngeblieben waren. Die Thyssenwerke in Mühlheim- Ruhr haben alle Arbeiter, die nicht zur Wahl gegangen waren, fristlos entlassen. Brief aus Westdeutschland. ...... 14. November 1933. Lieber Freund! Ich muß Dir unbedingt schreiben, damit Du wenigstens weißt, wie es möglich war, daß ein derartiges Wahlergebnis zum Vorschein kam. Sonntag: In aller Frühe marschierte die Hitlerjugend mit Fahnen und Musik durch die Straßen und wer die Fahne der dummen Jun­gen, ob jung ob alt, nicht grüßte, der wurde an Ort und Stellegleichgeschaltet", nämlich verprügelt. Ja, raein Lieber, hier in Deutschland herrscht jetzt Ordnung. Dieses Deutschland ist jetzt ein großes Zuchthaus. Ab 9 Uhr fuhren Lastautos durch die Stadt; die Wagen waren mit SA. besetzt. Fortgesetzt er­tönte der Ruf;Jeder stimmt mit ja." Vernünf­tig denkende Menschen glaubten in einem Irrenhause zu sein. Wo man ging oder wo man stand, überall sah man dasJa", wenn es einem nicht entgegengeschrien wurde. Kein Winkel wurde verschont. Eine derartige Wahlpropaganda haben wir in Deutschland noch niemals gesehen. Das Volk wurde buch­stäblich verrückt gemacht Es war praktisch keine Wahl; es war direkter Zwang. Leute, die in einer auswärtigen Kranken­anstalt waren, wurden hierher zu Wahl gehoH. Wer bis 3 Uhr nicht gewählt hatte, den holte die SA. Du kannst Dir ja wohl vorstellen, daß unter solchen Umständen die Leute alle zur Wahl gingen. Im Wahllokal sah man nichts anderes als braune Uniformen. Ob Wahlvorsteher oder Beisitzer, alles nur in Uniform. Von unseren Leuten ist keiner als Vorsteher oder nur als Beisitzer bestellt worden. Ging man in die Wahlzelle, so machte ein SA.-Mann den Vor­hang auf und zu. Du kannst Dir wohl vor­stellen, daß da viele aus Angst nicht wußten, was sie ankreuzten. Ja, es ist sogar vorgekom­men, riiu.» daß bei starkem Andrang die SA-Leute den Wählern den Stimmzettel aus der Hand nahmen und die Kreuze selbst hinmalten. Nach dem Wahlakt bekam jeder eine Blechmarke, die er anstecken mußte, zwecks Kontrolle. Wer diese Marke nicht am Rock hatte, der wurde In der Stadt von der SA. an­gehalten. Die Marke kostete 5 Pfennig. Er­werbslose bekamen sie umsonst. Daß es beim Auszählen der Stimmen auf ein paar Stimmen nicht ankam, das beweist das Stimmergebnis in Wanne-Eickel. Diese Stadt hat 94.000 Einwohner, Ja-Stim­men sollen 86.000 abgegeben sein. Hier ist der Schwindel offenbar. Es wurden Leute zur Wahl zugelassen, die weder in der Wähler­liste standen, noch einen Wahlschein hatten. Trotz allem Terror der verübt worden isL können wir nie und nimmer glauben, daß die Zählung der Stimmen korrekt erfolgt ist Es kann sein wie es will, zur Hälfte sind die Stimmen gefälscht. In Dortmund wurde übrigens am Sonntag einerauf der Flucht erschossen." Hoffentlich höre ich bald von Dir. In die­sem Sinne herzliche Grüße Dein Herausgeber: Ernst Sattler. Karlsbad . Verant­wortlicher Redakteur: Wenzel Horn, Karlsbad . Druck:Graphla" Karlsbad Zeitungstarif bew. m. P. D. ZI. 159.334/VII-1933. MiniiKt S. APATCH EWSKY Erstklassige Ausfüh­rung Spricht deutsch und englisch 24. Ar. Friedeland ParU(8c) Fernsprecher; Carnot 38-13- M6tro: Etoile mmi Erstklassige Ausführung Sprechstunde nachm. Spricht deutsch 36, nie Doudeauville Paris (18e) Mdtro(Untergrundbahn� Chftlean- Rouge Wenn Sie ein Haus oder ein6eschäft Irgend­wo in England kaufen oder verkaufen wollen so schnell wie möglich" schreiben Sie an Thomas& Francis Häuser- und 6üteragenten,42tGroveRoad, South Woodford London , E. 18. Groß-Britannien