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Beilage des neuen Vorwärts Nr. 25

Die Schule als Kaserne

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Nationalsozialistischer Mißbrauch der Jugend

Dem grundlegenden Gesetz zur Neuordnung| sie in dem Verein für das Deutschtum im Aus- daß sie bei diesem Hetzbetrieb des militäri-| gang, der sich seinerzeit in Thüringen abspiel­des Schulwesens im Hitler- Reiche vom 25. lande. Das ist zwar kein vollgültiger Ersatz, schen Drills und der Paraden der Schulkinder, te, als Herr Frick thüringischer Kultusmini­April 1933 wird, wie es im nationalsozialisti- aber es ist wenigstens eine Ausflucht, wie es überhaupt keinen Einfluß mehr auf ihre Kin- ster wurde. Damals wurde in Thüringen die schen Regime schon zur Selbstverständlich- in diesem Lande der echten Freiheit" ja so der haben. Wenn der Führer eine Uebung an- Berufsschulpflicht verringert und die Berufs­keit geworden ist, eine hochtrabende Begrün- viele Ausflüchte gibt. gesetzt hat, dann verschwinden die Kinder. mittelschule völlig aufgehoben. Wozu braucht man noch in Hitlerdeutschland dung beigegeben. Dort heißt es: ,, der deutsche Aber ein echtes Hitlerkind, so klagen selbst Sie fragen nicht danach, ob sie die Hausord­Schulaufbau bedarf einer Neubegründung und die nationalsozialistischen Lehrer, hat kein In- nung stören, oder ob die Eltern ihre Zustim- Berufsschulen? Nationalsozialistische Jugend­Neugliederung. Falsche Bildungsvorschriften teresse für die Schule, gehorcht nicht dem mung geben, sie fragen überhaupt nicht, und schulen, Hitlerkasernen und schließlich Arbeits­haben die Schule von ihrer Aufgabe, dem Vol- Lehrer, sondern nur dem Führer. ,, Mein Führer die Eltern können kaum wagen, ihr Veto ein- lager, das genügt schon zum Strammstehen, ke zu dienen, entfernt und sie zum Selbst- hat mich heute um 11 Uhr bestellt, ich werde zulegen, selbst wenn die Kinder, wie es oft Heil- Hitler- schreien und zur Arbeitssklaverei. Einstmals dachte man allerdings anders. Im zweck für die reine Bildung der freien Ein- jetzt fortgehen", so hört man es 100fach in geschieht, erst mitten in der Nacht heimkehren. zelpersönlichkeit gemacht. Die Schulen und den Schulen und es wagt kein Lehrer etwas Und das erstreckt sich nicht nur auf die Jahre 1928 führte Kerschensteiner in Hochschulen entsprechen in der Vermittlung dagegen zu tun, sonst hat er den sattsam be- Jungen, dieser Geist beherrscht auch die der, Gesellschaft für soziale Reform folgendes von Kenntnissen und Fähigkeiten nicht mehr kannten Besuch der SA zu erwarten. Mädchen. Neulich erzählte ein 12jähriges Hit- aus: den Forderungen, die im Interesse einer ge- Die Klassen sind überfüllt, es fehlt an Leh- lermädchen seiner jüdischen Kameradin sunden Lebensordnung und Arbeitsgliederung rern. Der Mangel ist so stark, daß man einen denn trotz aller Hetze lassen sich alte, seit des Volkes zu stellen sind."

Der einleitende Satz dieser Begründung könnte von einem Marxisten geschrieben sein. Wir waren längst überzeugt, daß die so­zialpädagogische Umstellung des gesamten Schulwesens eine geschichtlich notwendige Aufgabe ist, und wir Sozialisten haben dem­entsprechend auch überall den Versuch ge­macht, das Bildungsprivileg der Be­sitzenden zu brechen und das Schul- und Erziehungswesen organisatorisch, methodisch und stofflich nach dem sachlichen und sozialen Bedürfnis der Gesellschaft umzustellen.

Acht Monate wird das Schulwesen in Deutschland ausschließlich von den National­sozialisten beherrscht. Was ist auf sozialpäda­gogischem Gebiete von ihnen vollbracht wor­den? Das Ergebnis ist rein negativ. Nirgendwo sind soziale Aufbaumaßnahmen fortgesetzt oder eingeleitet worden.

Ueberall ist zwangsweiser Abbau, Rück­revidierung auf Zustände, wie sie seit Jahrzehnten nicht mehr bekannt sind. Zwar werden allerhand Einweihungsfeiern von neuen Führerschulen, von Flugschulen und ähnlichen Dingen gemeldet, aber wenn man der Sache auf den Grund geht, so sind neu­eingeweihte Schulgebäude meistens solche, die von Marxisten gebaut, ihren bisherigen Zwek­ken als Berufsschulen oder höhere Schulen entzogen werden, um nunmehr den engsten Parteizwecken und dem militaristischen Drill zu dienen. Denn das scheint die neue Lebens­ordnung zu sein, für die die Schule in Deutsch­ land jetzt zu erziehen hat.

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Der erste Tote im Reichstagsprozeß!

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,, Die Größe der Umwälzung im wirtschaft­lichen, sozialen und staatsbürgerlichen Le­ben drängt zu einer Erweiterung der Schul­pflicht. Je mehr die Lebensarbeit auf allen Gebieten technische, geistige wie moralische Ansprüche stellt, je mehr die politi­sche Verfassung Verantwortung auf jeden einzelnen Bürger legt desto unverantwortlicher ist es, den Jugendlichen ohne jeden, oder nur mit einem kümmerlichen Schutz dem Chaos der Lebensge­meinschaft gerade in jenen Jah­ren zu überlassen, in denen er im stärksten Gärungsprozeß steht, in denen die Autonomie des Cha­rakters sich einzustellen beginnt."

Die Gesellschaft für soziale Reform ist auf­

gelöst, Verantwortung ist auf den einzelnen Bürger nicht mehr gelegt, er hat einfach der Autorität, die von oben kommt, zu parieren, und der große Pädagoge Kerschensteiner ist zu seinem Glücke tot. Sonst wäre er schon längst in Dachau .

Erlebtes aus Berlin

Aus Berlin wird uns eine Episode berichtet, die scheinwerferartig den Geist des neuen

Deutschland " beleuchtet.

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Ein Ehepaar, das sich noch nicht gleich­geschaltet hat und der immerhin gemäßigteren Stahlhelm- Richtung treu geblieben ist, hat einen achtjährigen Sohn, der aber schon ,, im weltanschaulichen Gegensatz" zu seinen El­tern steht und der Hitler- Jugend angehört. Die­ser hoffnungsvolle junge Deutsche pflegte bis­her immer mit einem gleich altrigen jüdischen Knaben zu spielen. Kürzlich aber kam die Mut­ter gerade hinzu, wie ihr heldisches Söhnchen diesen bisherigen Jüdischen Spielgefährten in der unflätigsten Weise beschimpfte und ihm zum Schluß erklärte, nicht mehr mit ihm zu spielen, weil er ein Judenschwein" sel. Die Mutter war darüber sehr empört und

,, Noch niemals ist es so schlimm gewesen wie jetzt", so klagt eine Mutter, die Inhaberin eines kleinen Papiergeschäfts. Die Kinder haben überhaupt keinen richtigen Unterricht mehr. Plötzlich kommt von irgend einer Stelle die Verfügung, daß man zum Geländespiel ab­rücken soll. Dann zieht die ganze Klasse, manchmal die ganze Schule, hinaus aufs Feld und denken Sie,", so fährt die Frau in wirk- Teil der bereits beurlaubten marxistischen Jahren zehegte Freundschaftsgefühle nicht machte ihrem Sprößling energisch Vorhaltun­Lehrer vorläufig wieder eingestellt hat. In den gänzlich unterdrücken ,, es ist doch jam- gen und sagte zum Schluß: Dieses häßliche von verwildeter Jugend überfüllten Klassen- merschade, daß Du nicht dabei warst, es war Wort darfst Du auf keinen Fall mehr gebrau­chen. Der Junge ist genau so ein Mensch wie räumen können die Lehrer natürlich keine Dis- doch gestern zu schön, wie wir den ganzen wir alle und außerdem ist es ein sehr anstän­ziplin halten. So, greifen sie, wie es Herr Tag diges Kind!" Rust , der preußische Kultusminister, ihnen empfohlen hat, zum Rohrstock.

licher Entrüstung fort, ,, da müssen dann schon die ganz Kleinen Handgranaten­werfen lernen

,, Es wird wieder furchtbar viel in den Schulen geschlagen",

eine richtige Kommunistenhetze machen konnten." Mädchenerziehung im Hitlerdeutschland!

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Worauf ihr der vom neuen deutschen Geist" erfüllte achtjährige Sohn die Drohung zurief: Mutter, wenn Du das noch einmal sagst, melde ich Dich!"

oder Gasschutzübungen machen. Und wenn sie abends manchmal spät nachhause kommen, dann haben sie zwar keine Schule gehabt, aber die Augenlider sind gerötet und die Ge­Wir wissen aus den Stimmungen der Leh­müter sind natürlich aufgeregt durch diese an- das ist der Ausspruch eines Lehrers, der die rer, daß die große Begeisterung, mit der so dauernde Kriegs- und Kampfhetzerei." Eine Schulen aus eigener Erfahrung kennt und der viele von ihnen Nationalsozialisten geworden andere Mutter beklagt sich, daß die Kinder auch über die allgemeine Stimmung aus päda- sind, längst verflogen ist. Noch wagen die» Marsch weg, Jüdin!<<

Graf Storza, Außenminister im vormusso­linischen Italien , erzählt im Journal des Na­

dauernd in sogenannte patriotische Filme ge- gogischen Konferenzen unterrichtet ist. meisten das kaum zu sagen. Aber doch ge­schickt werden. In einer Klasse sind in einem Und die Eltern? Die Nazis spielten sich als legentlich, wenn sie ganz unter sich sind, dann ganzen Halbjahr nur drei Mathematikstunden die Retter der Familie auf, die angeblich von seufzt der eine und der andere brummt ein, gegeben worden, denn fast regelmäßig mußte den Marxisten verbrecherisch zerstört würde. ,, so geht es nicht weiter!" die Klasse auf höheren Befehl den Hitlerjungen Wir haben eine Reihe von Eltern gesprochen, Noch eine Weile wird es gehen, aber dann Quex , den Fridericus Rex oder ähnliche Filme keineswegs Marxisten, sondern Leute aus den wird der Zusammenbruch jedem klar werden. Sommer auf einem Schlosse in Württemberg .

sich ansehen.

Mittelstandskreisen. Sie klagen alle darüber. onts2.

Kurt Falb.

Abbau der Berufsschule

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,, Eine meiner Cousinen verbrachte diesen

Wegen ihres gräflichen Titels und weil sie auf dem Schlosse zu Gast war hegte man gegen sie keinen Verdacht. Sie konnte die Schulen be­suchen, für die sie sich interessierte. Da er­lebte sie folgendes: In der Vormittagspause zogen die Kinder an der Türe der Schulkan­

Natürlich fehlt es in diesen stets von außen her in Unruhe gebrachten Schulen vollkom­men an Arbeits- und Lebensordnung. Die Leh­rer klagen darüber, daß sie weder einen Lehr­plan richtig durchführen können, noch daß die Kinder irgendwelche Achtung vor ihnen haben. Der Ausbau des Berufsschulwesens gehört Es war ganz selbstverständlich, daß der tine vorbei, wo man ihnen eine Tasse Milch und Alle Schulkinder müssen organisiert sein, zu den verdienstvollsten Leistungen der sozia- Widerstand gegen die Berufsschule jetzt ver- ein Stück Brot verabreichte. Die kleinen Mäd­natürlich nicht die Juden. Das Normale ist die listischen Schulpolitik der Nachkriegszeit. Aus stärkt einsetzen würde. Eine Reihe von Hand- chen warteten, bis sie an die Reihe kamen. Zugehörigkeit zum Jungvolk der Hitlerjugend , der dürftigen Fortbildungsschule entstand ein werkskammern haben bereits Resolutionen be- Aber immer, wenn ein jüdisches Mädchen an die äußerlich dadurch zur Schau getragen fachlich außerordentlich weitgehend geglieder- schlossen und Vorstellungen erhoben. In Re- die Reihe kam, schrie es die Direktorin, welche wird, daß man eine Armbinde mit dem Ha­tes System des Berufsschulwesens. Erreichten kenkreuz auch in der Schule trägt. Die Tat­wir es doch in Berlin , daß mehr als 75 Prozent kräftigsten unter ihnen, und sogar schon die ziehung zur Friedfertigkeit und als Ausdruck ihrer humanen Gesinnung

das Dolchmesser mit der Inschrift Blut

gierungskreisen berät man, wie man den be- in der Hand die Tasse mit Milch hielt, an: rechtigten" Forderungen des Mittelstandes ent- Marsch weg, Jüdin! Die nächste bitte..." gegenkommen könne. Inzwischen aber setzt Diese Szene wiederholte sich täglich. Man er­

aller Schulentlassenen durch die Berufsschule bereits der stille Boykott ein, und in sparte es den kleinen jüdischen Kindern nicht, erfaßt wurden. Auch diese Entwicklung findet manchen Gegenden Deutschlands schicken die in der Reihe zu stehen. Man ersparte es ihnen durch die Naziregierung eine lähe Unterbre- Meister ihre Lehrlinge überhaupt nicht nicht, die Hand nach der Tasse auszu­chung. Schon immer waren die Handwerks- mehr in die Berufsschule. Diese reak- strecken... Die christlichen Kinder mußten kammern Gegner der Berufsschulen, entzogen tionären Herrschaften wissen ganz genau, daß täglich Zeugen dieser Szene sein, damit sie lern­Wer seine Kinder nicht in diese Hitler - sie doch die Lehrlinge sechs Stunden der Aus- ihnen von der Naziregierung keine Schwierig- ten, wie man ein jüdisches Kind behandelt, das I barbarei hineinschicken will, der organisiert beutung durch den Meister. keiten gemacht werden. Sie kennen den Vor- Hunger hat und essen will."

und Ehre".