keinem sonstigen Heeressysfem der Welt l vergleichen. Denn sie ist keines von ihnen. Alien genannten Heeren eignet der Begriii| der bewaffneten Macht Das gerade aber, ist nach dem ausgesprochenen Willen Hit lers die SA. nicht," Herr Röhm ist jahrelang: der Verbindungsmann zwischen der SA. und der Reichswehr gewesen. Er hat immer in der SA. eine getarnte Militärorganisation gesehen. Der Aufbau der SA. , die Gliederung ihrer Stäbe, ihre Zusammenfassung und ihre Ausbildung, sprechen deutlich genug. Daß die SA. und die Waffen noch getrennt sind, ist kein Argument gegen ihre Charakter als Militärorganisation. Ohne das Wohlwollen der Reichswehr wäre die SA. niemals zu dem geworden, was sie heute ist Aber warum eingehend über Dinge reden, die die ganze Welt kennt? Herr Röhm hat sich selbst charakterisiert in seiner Autobiographie, die vor wenigen Wochen im Zentralparteiverlag der NSDAP , neu aufgelegt worden ist. Dort feiert er den Krieg, der die besten Kräfte der Nation wecke und fördere, der eine innere und äußere Notwendigkeit für ein Volk sei, das in dieser Welt bestehen und sich durchsetzen wolle. „Europa , die ganze Welt mag in Flammen versinken: was kümmert uns das? Deutschland muß leben und frei sein!" So steht es in der Autobiographie des Mannes, der als Führer der SA. deutscher Reichsminister geworden ist! Das klingt etwas anders als sein Vortrag vor dem diplomatischen Korps! Grauen über Deutsdilanci Das dsutsdbe Gemüt Görlng erinnert sich an Weihnachten . Die deutschen Despoten treffen Vorbereitungen für Weihnachten . Sie schaffen Platz in den Konzentrationslagern. Göring will 5000 Gefangene aus den preußischen Konzentrationslagern entlassen. In Bayern sollen etwa 500 Gefangene in Freiheit gesetzt werden. Alles in allem sollen etwa 5 Prozent der Opfer des Terrors wieder in Freiheit gesetzt werden. Seht— so werden uns die deutschen Kleinbürger sagen — unser Göring ist ein wahrhaft deutscher Mann, sein deutsches Gemüt konnte es nicht ertragen, daß am Weihnachtsfeste Gefangene fem von ihren Familien in den Konzentrationslagern schmachten, die seiner Gnade würdig geworden sind! Das deutsche Gemüt des Herrn Göring hat eine Erläuterung zu diesen Entlassungen von sich gegeben: „Im Hinblick auf das günstige Ergebnis der Reichstagswahlen, insbesondere in den Konzentrationslagern und aus Anlaß des Weihnachtsfestes habe ich die Absicht, Entlassungen vorzunehmen...Die Entlassenen sind aber nicht im Unklaren darüber zu lassen, daß ich mit rücksichtsloser Strenge diejenigen, die die Großmut des nationalsozialistischen Staates erneut mit staatsfeindlichen Treibereien entgelten, in unnachsichtiger Weise und für immer unschädlich machen werde." Der Hinweis auf das„günstige Ergebnis der Reichstagswahl in den Konzentrationslagern" ist der blutige Hohn eines Systems, das unter Folterungen und Martern seine Opfer so zerbrochen hat, daß ein Teil von ihnen die eigene Ueberzeu- gung und das eigene Gewissen vergewaltigt hat aus Furcht vor weiterer Folterung. Wer innerlich so gänzlich zerbrochen ist— der soll Jetzt in Freiheit gesetzt werden. Wer außer der Existenz auch noch die Selbstachtung verloren hat — der ist dem System nicht mehr gefährlich. Er kann Platz machen für gefährlichere Gegner des Systems! Etwa 5 Prozent der Insassen der Konzentrationslager hält das System für ungefährlich geworden. Wir wollen nicht rechnen, wieviele SA -Leute darunter sein mögen, die rebelliert haben und nun mit Schlägen und Mißhandlungen wieder reif für die nationalsozialistische Volksgemeinschaft gemacht worden sind. Wir rechnen nur eins aus: Trotz vieler Monate langer Pein und Marterung sind noch95Pro- zent der Gefangenen in den Konzentrationslagern so un- zerbrochen, daß das System sie weiter einsperrt, well es sich vor ihnen fürchtet! Die Opfer, die zu Weihnachten entlassen werden sollen, innerlich und äußerlich gebrochen, kehren in eine Welt zurück, die für sie sinnlos geworden ist. Ihre Existenz ist vernichtet, an Arbeitfinden ist nicht zu denken. Es warten auf sie die Blutjustl z und Henkerbeil In Köln sind am 30. November sechs Kommunisten enthauptet worden. Sie wurden beschuldigt, am 24. Februar 1933 an einer Schießerei teilgenommen zu haben, bei der zwei Nationalsozialisten getötet wurden. Die Verurteilten waren alle junge Männer: einer 28 Jahre alt, zwei 25, der vierte 22, der fünfte 21, und der sechste war am Tag der Hinrichtung 20 Jahre 3 Monate alt! Diese jungen Männer sind am 30. November In einem summarischen Verfahren abge- schiaclitet worden. Ein Beamter des Küngeiputzgefängnisses in Köln hat darüber den folgenden Bericht gegeben: „In später Abendstunde des 29. November wurde den Verurteilten durch den Staatsanwalt in Gegenwart des Anstaltsleiters mitgeteilt, daß die Vollstreckung der Todesurteile für den nächsten Morgen angesetzt sei. Die Verurteilten, insbesondere Hamtnacher und Moritz, legten schärfsten Protest gegen den VoIIstrek- kungsbefehl ein und erklärten nochmals ihre Unschuld. Sie seien Opfer des Meineides der Nazizeugen, sie seien bei dem Zusammenstoß am 24. Februar 1933 die Ueberialfenen und Angegriffenen gewesen. Der ganze Tatbestand sei in der Voruntersuchung und in der Hauptverhandlung auf den Kopf gestellt worden. An der Stelle auf dem Hofe, an der früher ein Schafott mit Guillotine aufgerichtet wurde, war diesmal das Schafott nur mit Bank und R ich tb lock aufgebaut, um die Hinrichtung mit dem kurzen Handbeil zu vollziehen. An derselben Stelle, an der die sechs politischen Verurteilten mit dem Handbeil hingerichtet wurden, war 1931 der bekannte Massenmörder Kürten mit der Guillotine enthauptet worden. Während des Läutens des Sünderglöckchens wurden die Verurteilten gefesselt, einzeln vom Gefängnisbeamten heruntergeführt, unter besonders starker Bedeckung von Schupo und SA -Mannschaften. Im Hofe hatten sich versammelt: der Vorsitzende und die Mitglieder des Schwurgerichtes und die vorgeschriebenen 12 Gemeindemitglieder Der Scharfrichter und seine Gehilfen standen hinter dem Schafott, außerdem waren einige höhere Beamte von der Geheimen Staatspolizei, Aerzte, Geistliche beider Konfessionen anwesend, f e r- ner eine besondere Abordnung der SA. Schupo und SA -Leute bildeten sodann Spalier vor dem Gebäude bis zum Schafott und um das Schafott und den Tisch der Amtspersonen. Hinter einem mit schwarzem Tuche überzogenen Tische stand der Staatsanwalt und der Urkundenbeamte. Die Gefangenen, deren Kopfhaare geschoren waren und deren Hals von der Kleidung freigelassen wurde, wurden gefesselt an den Tisch des Staatsanwaltes geführt Der Staatsanwalt las ihnen mit lauter Stimme noch einmal das Urteil vor, und dann die Order:„Seine Exzellenz, der Preußische Ministerpräsident Göring , hat beschlossen, von dem ihm zustehenden Begnadigungsrecht keinen Gebrauch zu machen." Die Verurteilten, die offensichtlich unter der Haft, der Fesselung und dem Druck des Urteils sehr gelitten hatten, antworteten dem Staatsanwalt auf seine Verlesung mit einem Hoch auf die Weltrevolution. Sofort ergriffen aber die Henkersknechte den ersten der Verurteilten und rissen ihn zum Schafott Kaum war der angeschnallt, so wurde ihm auch der Kopf mit einem wuchtigen Beilhieb heruntergeschlagen. Auch der zweite und dritte Verurteilte wurden in dieser Weise mit einem Schlage enthauptet Bei dem vierten aber schlug der Scharfrichter, der ebenso wie seine Gehilfen augenscheinlich große Quantitäten von Schnaps zu sich genommen hatte, um durchhalten zu können, falsch. Das Beil blieb im Schädel des Verurteilten stecken, er führte einen zweiten Hieb, auch dieser hatte noch nicht das gewünschte Ergebnis und erst der dritte Hieb trennte den Kopf von dem Rumpf des unglücklichen Opfers. Der Vorfall rief bei den Anwesenden eine ungeheure Erregung hervor, und bei all denen, die sich noch einen Rest menschlichen Empfindens gewahrt hatten, Entsetzen und Empörung. Infolge dieser Erregung kam es auch bei der fünften Hinrichtung zuerst zu einem Fehlschlag und erst der zweite Hieb vollendete die Enthauptung. Die sechste Vollstreckung an dem Fepsterputzer Josef En-; gel wurde von dem Scharfrichter mit einem I einzigen furchtbaren Hieb durchgeführt. Dia Massenhinrichtung dieser sechs Arbeiter war das furchtbarste Erlebnis, das ich in meiner Dienstzeit gehabt habe," schloß der Beamte seinen furchtbaren Bericht. Auf dieses entsetzliche Ende warten noch 3 7 verurteilte Kommunisten und Sozialdemokraten in den Todeszellen der Nazigefängnisse! Zehn von ihnen sind in einem einzigen Prozeß in Dessau verurteilt worden, darunter befindet sich ein Vater mit seinem Sohnel Der letzte der zum Tode Verurteilten ist der Kommunist K a p t u r, der am 5. Dezember 1930 einen Nationalsozialisten in Dort mund erschossen hat. Kaptur berief sich auf Notwehr, er behauptete, daß der Erschossene mit dem Messer auf ihn losgegangen sei. Er brachte Zeugen dafür bei. Der Prozeß war jedoch eine Farce. Der Verteidiger(!) sprach: Jeder wird den gewaltigen Unterschied zwischen den Aussagen der nationalsozialistischen Zeugen, die ruhig, frei und bestimmt gemacht wurden und denen der Kommunisten und deren Hilfstruppen, die gedrückt und unsicher ausfielen, bemerkt haben." Die Urteilsbegründung zeigte ähnlichen Zynismus. Es hieß darin: „Kaptur hat bei dem Antrage des Staatsanwalts, der gegen ihn die schwerste Strafe vorsah, die das Gesetz kennt, nicht mit einer Miene gezuckt. Mit erstaunlicher Logik und einem bemerkenswerten Erinnerungsvermögen hat er alle jene Momente in seinem letzten Wort herausgeholt, die für ihn hätten sprechen können, wenn sie nicht in der eingehenden Beweisaufnahme schon restlos geklärt worden wären. Und in diesem letzten Wort hat er erst sein wahres Gesicht gezeigt.— Er war daher wegen Mordes zu verurteilen." Daß der Angeklagte sein Recht vor Gericht verteidigte— das wird ihm als belastend ausgelegt! Auch dieser Unglückliche wird den Kopf auf den Block legen. Welcher Unterschied besteht— so fragen wir die ganze Welt— zwischen solchen Richtern und dem Manne, der in Köln sechs Jungen Menschen nacheinander den Kopf abschlug? Straße der Großstadt, Kälte und Hunger. Willkür hat sie gefangen, ihre Existenz vernichtet. Willkür hat sie mißhandelt, Willkür setzt sie wieder frei. Wehe ihnen, wenn sie ihrer Idee dienen wollen! Dann, so kündigt ihnen Göring an, werden sie für immer unschädlich gemacht! Das deutsche Gemüt des Herrn Göring hat sich an das Weihnachtsfest erinnert- Das ist nicht ohne Bedeutung. Es sind 5000 Plätze frei geworden in den Konzentrationslagern. Sie warten auf die Opfer des Weihnachtsfestes und des deutdeutschem Gemüt! Er hat an alles gedacht, und so hat er rechtzeitig Fürsorge getroffen, daß der Strom der neuen politischen Gefangenen nach Weihnachten untergebracht werden kann! Kradi um die Beute Einer, der nicht nehmen durfte. Der Statssekretär im Bayrischen Wirt- schaftsministerium, Georg L u b e r, ist vom Reichsstatthalter General von E p p und dem bayrischen Ministerpräsidenten sehen Gemütes! Ist es nicht wahrschein-! s i e b e r t hinaufgeworfen worden. Die ic, daß mancher, der zur inneren und| arntiiche Begründung für den Hmauswurf lautet; „Aus äußeren Emigration gehört, der sich von Frau und Kinder und Eltern ferngehalten hat, zu Weihnachten nicht zu einer Unvorsichtigkeit, zu einem Besuch seiner Familie verleiten läßt? Ist das nicht eine herrliche Gelegenheit für die Menschenfänger des Dritten Reiches manches des von ihnen Verfolgten habhaft zu werden? Herr Göring ist ein Mann mit wahrhaft Anlaß des Geburtstages des Staatssekretärs L u b e r wurde von dem bayrischen Landesbauernobraann das bisher im Eigentum des landwirtschaftlichen Kreisausschusses von Schwaben und Neuburg stehende Hofgut Hirschschwang dem Staatssekretär als Geschenk übereignet Staatssekretär Luber hat dieses Geschenk angenommen. Da es sich Kurz, aber teuer Aufmarsch der Reichstagsab«veordnefe S Die Reichstagssitzung vom 12. Dezember wird in der Geschichte unvergessen bleiben: sie war die kürzeste und die teuerste Sitzung, die jemals ein deutsches Parlament abgehalten hat Sie dauerte 6 Minuten und war von 657 Abgeordneten besucht Da jeder von den gewählten* 661 Abgeordneten für diese Sitzung eine Monatsentschädigutig von 600 Mark erhielt— für die vier fehlenden Abgeordneten wird ein Abzug von je 20 Mark gemacht so kostete diese eine Sitzung die Steuerzahler 396.520 Mark. Der am 12. November gewählte Reichstag ist der stärkste, aber auch der einflußloseste und uberflüssigste. Aussprachen gibt es in ihm nicht Abstimmungen ebenfalls nicht Die Zustimmung wird durch.Jaute Akklamation" bekundet Ausschüsse werden auch nicht eingesetzt da an sachlicher Arbeit weder der Regierung noch dem Abgeordneten das geringste liegt Auch das Recht der Budgetbewilligung hat dieses Parlament nicht, die Kor- ruptionswirtschaft der Diktatur verträgt nicht das Licht der OeMentlichkeit Selbst das Petitionsrecht ist abgeschafft Petitionen werden der Regierung überwiesen, d. h. sie wandern in den Papierkorb. Geblieben ist also vom Reichstag nur die F r e i k a r te für das ganze Deutsche Reich und die Aufwandsentschädigung von 7200 Mark jährlich. Dieses Parlament zu nichts notwendig und zu nichts nützlich, kostet allein an Diäten 4,759.200 Mark. Es war keine Eröffnungssitzung. Es war eine Kontrollversammlung-- und Hugen- berg fehlte. In welch ungeheuren Schwierigkeiten sich das Hitlcrregime augenblicklich befinden muß, zeigt am besten die Tatsache, daß es nicht einmal mehr Feste zu feiern versteht Mit märchenhaftem Gepränge wurde der Reichstag am 21. März eröffnet Jetzt dagegen kein Aufmarsch. keine Reden, keine hellodemdc Begeisterung, sondern nur nürchterne Formalitäten in der allerkürzesten Frist bei dem Hofgut um ein im Eigentum einer Körperschaft des öffentlichen Rechts stehendes Besitztum handelt, hat die Bayrische Staatsregierung auf Grund ihrer nationalsozialistischen Weltanschauung die Auffassung, daß durch diesen Vorgang die Unabhängigkeit und Entschlußfähigkeit eines ihrer Mitglieder und damit ihre eigene Regierungstätigkeit beeinträchtigt werden könnte. Bei der gegebenen Sachlage glaubte der Ministerpräsident sich von seinem Mitarbeiter im Wirtschaftsministerium trennen zu müssen!" Ein plötzlicher Anfall von Scham und Ehrlichkeit— oder eine besondere Bosheit gegen die in Berlin regierende Gruppe? Man erinnert sich. daß Adolf Hitler Grundbesitz bei Berchtesgaden zur Erweiterung seines Besitztums geschenkt erhalten hat. Was Hitler recht war, mußte Göring billig sein. Also verlangte Göring ebenfalls Grundbesitz in Bayern . Er mußte sehr energisch verlangen, bis man sich ifj Bayern dazu bequemte, ihm seinen Te» der Beute zukommen zu lassen. Der Oberpräsident von Brandenburg , K u b e, hat einen Erbhof zum Geschenk erhalten, der Herr Reichspräsident von Hindenbur* aber gleich Großgrundbesitz aus preußischen Domänen. Da handelte es sie» immer um öffentliches Eigenturr» Warum ist dem Staatssekretär nicht b»' hg, was den anderen Herren recht gewesen ist? Sollten Hindenburg , Hitler, ring und Kube in der Person des Herr» Luber getroffen werden, war es ein bewußter Stich durch die Tapete, den EpP und Siebert geführt haben? Der Reichsemährungsminister Darr« hat sich des hinausgeworfenen Staatssekretärs angenommen mit der Begründung daß ein Erbhoi kein Geldgeschenk, so»' dern eine Verpflichtung sei. Hier vviri» schon sichtbarer, um was es geht. Lubef gehört zur Berliner Clique de« Herrn Darrö, und die Münchene1" Clique hat ihm deswegen eins aucge* wischt. Die Herren vom Dritten Re�'1 markieren nach außen Einigkeit und Kameradschaft, aber beim Streit um d' e Beute fallen alle Rücksichten. Allein dies ist noch nicht der Ietzie Grund, warum Luber in Ungnade bei de" | bayrischen Großwürdenträgern des
Ausgabe
1 (17.12.1933) 27
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