Amerika erwartet Kriegs

Vielleicht schon in ein paar Monaten sicher in zwei Jahren

Der großen amerikanischen Tageszei-| es das erst tun, wenn es sich stark genug fühlt, finden, um zu verhindern, daß sich, um ein tung ,, New York American" schreibt ihr den Spruch von 1919 umzustürzen. Ihm fehlen Wort Stanley Baldwins zu brauchen, Londoner Korrespondent William Hill- die wichtigsten Angriffswaffen, die ihm durch Europa wieder in einen Schlächterladen man am 4. Dezember: den Vertrag von Versailles genommen sind, verwandelt. Weihnachten kommt in den nächsten Ta­gen:, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen" Der nächste Krieg, der neue Konflikt der Großmächte, vielleicht der neue Weltkrieg, kann eine Angelegenheit der näch­sten Monate werden.

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Für Europa ist der Krieg wieder nah! Die Staatskanzleien verhehlen nicht ihre Furcht, daß der Krieg, den sie erwarten, nahe bevor­steht; in privaten Unterhaltungen schätzen sie das Datum seines Ausbruchs.

verändern bestrebt sind. Sie soll nicht die Kleinen zu Gunsten der Großen benachteiligen.

Ebenso ist die Saarfrage erörtert worden, und der tschechische Minister hat sicher mit Befriedigung von den Erklärungen seines Part­ners Kenntnis genommen, daß Frankreich nicht daran denkt, Sonderverhandlungen über die Saar zu führen und gar Hitler dieses Gebiet ohne Vornahme eines Plebiszits auszuliefern. Der Völkerbundrat wird im Januar einen Ausschuß einsetzen, der sich mit der Vor­bereitung der Saarabstimmung beschäftigen wird

doch wer kann sagen, ob der nächste Krieg mit Sir Austen Chamberlain , der von Natur nicht denselben Waffen ausgefochten werden wird, dazu neigt, grundlos Lärm zu schlagen, er- und der sich vor allen Dingen über die Mittel wie man sie vor gegen die anderthalb Jahrzehnten klärte im Unterhaus: schlüssig zu werden hat, die brauchte. Der wissenschaftliche geschulte ,, Ich betrachte die gegenwärtige Situation Terrorisierung der Abstimmungsberech­Erfindergeist ist nicht unfruchtbar geblieben. mit schwerer Besorgnis. Ich meine, die tigten durch die Nationalsozialisten in Anwen­Man spricht geheimnisvoll von Lage in Europa , der Stand der öffentlichen dung zu bringen sind. Meinung und die Handlungen der Regierun Bleiben endlich die Abrüstungskon­gen, sind heute kritischer und bedrohen den ferenz und die deutschen Rüstungen. Die Frieden unmittelbarer, als irgend etwas, Annahme ist berechtigt, daß dieser Komplex was wir seit dem Ende des großen Krieges den größten Raum in den Unterhandlungen ein­erlebt haben." genommen hat, Auch hier ist Einigkeit erzielt oder bestätigt worden, aber ob auch vollstän­das ist eine andere Frage. Immer wieder steht man vor der Tatsache, daß Deutschland rüstet und daß nicht zuletzt an­gesichts der Haltung Großbritanniens an die Durchführung der im Versailler Vertrag vor­gesehenen Investigation" mit der etwaigen Folge von

neuen Waffen und Wegen der Kriegführung, die das gegenwärtige Verhältnis von Material­stärke und Militärkraft vollständig verändern könnten. Es trifft sich nicht zufällig, daß die Zivilbevölkerung Deutschlands , Englands, Frankreichs , und der anderen Länder jetzt im Schutz gegen Luftangriffe geübt wird.

Eine fieberhafte Atmosphäre liegt über den europäischen Hauptstädten, erschreckend in ihrer Aehnlichkeit mit der elektrischen Span- Niemand kann sagen, wann der neue Brand nung des Frühjahrs 1914. ausbrechen wird. Ein einziger, vereinzelter Nüchternes Urteil mag sagen, daß die gro-| Akt eines Verrückten, der mit größerer Ge­Ben Völker, die vor ungeheueren wirtschaft- nauigkeit schießt, als jener junger Bursch, der lichen Schwierigkeiten stehen zum Krieg nicht seine Pistole gegen Dollfuß allzu eilfertig ab­bereit sind. Aber dem nüchternen Urteil kann feuerte, kann den Kontinent ebenso schnell und man kein Vertrauen schenken... Ganz offen- sicher in den Krieg stürzen, wie der Schuß von bar ist Sarajewo im Jahre 1914.

Deutschland , um das sich die Sturm­wolken sammeln,

In Frankreich und Belgien ( mit einigen seltenen Ausnahmen auf belgischer Seite) er- dige Klarheit warten die Minister und hohen Beamten den Krieg spätestens bis 1936.

Mussolini hat, wie ein belgischer Staats­mann erklärt, seine Meinung dahin offen­bart, daß der Krieg in den nächsten zwei Jahren ausbrechen werde.

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In allen verantwortlichen Kreisen ist man Sanktionen nicht zu denken der Ueberzeugung, daß das Bersten der Todes- ist. Eben deshalb gibt es keinen andern Weg Die erhöhte Tätigkeit der Spione wider- wolke ganz plötzlich einsetzen und der an- als den Versuch, trotz aller Schwierigkeiten spiegelt sich, in immer neuen Verhaftungen. greifende Staat rasch zuschlagen wird. Die und Hindernisse doch noch zu einer internatio­zu kommen, an zum Schlagen nicht bereit. Wenn es zum Könige halten in entlegenen Schlössern des furchtbare Kraft der Waffen, wie sie seit 1914 nalen Abrüstungskonvention Schlag ausholt, wie Frankreich , England, Bel- Balkans Konferenzen, Botschafter und Spezial- entwickelt worden ist, ermöglicht und verlangt gien und die kleine Entente erwarten, so wird gesandte versuchen die magische Formel zu das.

Hitleragenten in USA .

Spanknöbels sel. Erben

oh tim Fio

schen Oeffentlichkeit unentwegt verfolgt wer- sitzung oder in irgend einem anderen Zusam­den. menhang eine Rede gehalten, die mit dem Text des gefälschten Berichts auch nur entfernt oder sinngemäß übereinstimmt.

Der Fall Schmitt macht auch den amerika­ nischen Behörden Kopfschmerzen. Versucht er offiziell aufzutreten, so wird man ihn sehr schnell und sehr unzeremoniell an die Luft

deren Vorbereitung sich Deutschland beteiligt, Mitwirkung angenommen worden ist. Toter in Dachau

oder der es zustimmt, wenn sie ohne seine

Nach einer polizeilichen Meldung aus dem Lager von Dachau hat der Schutzhaftgefangene Fritz Bürk aus Memmingen den ihn begleiten­den Posten tätlich angegriffen. ,, Er sprang den Posten vollkommen unerwartet an und ver­

Das Sekretariat der SAI. bittet alle Zeitun­setzen. Macht er auf eigene Faust Propaganda, gen, die den Artikel des Naziblattes ganz oder suchte ihn zu erwürgen. Der Posten gab meh­teilweise übernommen haben, diese Richtig­

New York, Anfang Dezember. Bekanntlich ist vor kurzem die ausländische so kann man nur aufpassen und ihm rechtzeitig

rere Schüsse ab, wodurch Bürk getötet wurde. Bürk hat sich schon wiederholt gegen die Wachmannschaft aufgelehnt und gegen die

Nazipropaganda von dem neuen Friedensmes- auf die Finger klopfen. Immerhin ist in Regie- stellung zu bringen. sias in Berlin aus offensichtlichen Gründen ab- rungskreisen zu verstehen gegeben worden, geblasen worden. Heinz Spanknöbel, der daß man vorerst prüfen will, unter welchen Was tut Frankreich ? Lagerordnung verstoßen. der Hauptkünder der Nazilehre in den Ver- Vorspiegelungen Schmitt sein amerikanisches einigten Staaten und auch der Hauptterrorist Besuchsvisum erhalten hat. Die amerikanische Benesch' Besuch und die neue der Naziregierung war, hat sich seiner drohen- Besuchsreise des Hauptmanns Schmitt ist wahr­außenpolitische Aktivität den Verhaftung rechtzeitig durch die Flucht lich kein Rosenbett.

R. B. Paris , 20. Dezember.

So der Polizeibericht. Der Getötete stand völlig unbewaffnet einem schwer bewaffneten Mann gegenüber, der wenn nötig, noch hundert andere Bewaffnete heranholen konnte. Wer soll da glauben, daß der Posten in Notwehr gehan­delt hatte? Ganz offenbar handelte es sich um)

einen neuen vorsätzlichen Mord an einem Ge­fangenen.

Ein ehemaliger Insasse des Lagers Bran­

Roten Hilfe.

entzogen. Er soll jetzt in Kanada , von dem Bleibt nur noch Fritz Gissibl zu erwäh- Das offizielle Frankreich ist. Monate hin­sicheren Boden der dortigen deutschen Bot- nen, der an Stelle des verschwundenen Spank- durch außenpolitisch stark behindert gewesen. schaft aus, recht tätig sein. Jetzt, da das Kabinett Chau temps sein nöbel an die Spitze der Freunde des Neuen Als zweiter Hitlerreisender reist jetzt Pro- Deutschland" getreten ist. Giessibl, der seit Finanzprogramm durchgesetzt hat, ist die fessor Eugen Kühnemann , der in Amerika 1928 amerikanischer Bürger ist, gründete schon Bahn für die Außenpolitik wieder frei gewor­bekannt ist und früher schöne Reden auf die 1924 die ersten Nazizweigstellen in Chicago . Er den. Die Aemter können sich regen, und die Republik und die deutsche Demokratie halten ging später nach New York , wurde Arzt in Presse der Rechten findet mit ihrer unzufrie= konnte, im Lande herum. Auf wessen Kosten? einem Harlemer städtischen Hospital, mußte denen Frage, ob es überhaupt noch ein Außen- denburg berichtet in den Informationen der Nun, die Spatzen pfeifen es von den Dächern. aber jetzt unter dem Druck der aufgebrachten ministerium gebe, und ob dieses Außenmini­Seine Werbetöne sind mit dem üblichen aka- öffentlichen Meinung von seinem Posten zu- sterium eine Linie und ein Ziel habe, in der demisch schön- geistelnden Schmus verziert, rücktreten. Sein letztes öffentliches Auftreten Oeffentlichkeit nicht mehr denselben Widerhall die Arbeiterin Gertrud Pieter in ihrer Zelle der diese Art deutscher Wissenschaftler den war bei dem neulichen Eckener- Lucher- Emp- wie noch vor wenigen Wochen. Die neue Aktivität ist sehr wirkungs­alten Weibern beiden Geschlechtes überall fang in Chicago . Als der Botschafter Luther wertvoll macht. Immerhin kam es nach einem seinen Nazigefühlen Ausdruck gegeben hatte, voll eingeleitet worden mit dem Besuch des tschechoslowakischen Ministers Vortrage in Boston zu Unruhen, die in fuhr Gissibl wie ein Ochse im Porzellanladen Benesch, schweren Zusammenstößen zwischen der Poli- in die mühsam zusammengekleisterte gute zei und den zu Recht erregten hitlerfeindlichen Stimmung und forderte von den anwesenden der nach Paris kam nicht nur als der Vertre- heit ist, daß die Frau zu Tode geprügelt und Demonstranten gipfelten. Die Veranstalter des Amerikanern mit Stentorstimme die Würdigung ter seines Landes, sondern auch als Wort- nachträglich aufgehängt worden ist. Vortrages nahmen die Gelegenheit wahr, von der Hakenkreuzfahne als des Symbols führer der Kleinen Entente. dem akademischen Hitlertrommler abzuschrek- der deutschen Erneuerung".

ken.

Ueberflüssig zu sagen, was sich die Ameri­

Am 2. Oktober hieß es plötzlich, daß sich erhängt habe. Sie hat noch kurz vor ihrer Ver­haftung gesprächsweise geäußert, daß sie nie­mals freiwillig ihrem Leben ein Ende machen würde. Und in ganz Brandenburg glaubt auch niemand an diesen Selbstmord". Die Wahr­

In den letzten Tagen des September kam Aber worüber ist man sich einig? aus dem Bunker heraufgeführt, der ehemalige Zunächst über die Abwehr des von Musso- Reichstagsabgeordnete Theo Neu­

Der dritte und komischste im Bunde ist ein kaner von diesem Vertreter des neuen deut- lini eingeleiteten, von Hitler- Deutschland be- bauer zu uns. Er machte zunächst einen voll­aus dem Rheinland stammender Hauptmann schen Menschen dachten!

Ein Dokument

der Niedertracht Ein gefälschter Bericht Das Sekretariat der Sozialistischen Arbeiter­ekretariat der So

Georg Schmitt. Er kündigte sich ursprüng­lich als ein mit offiziellen Beglaubigungen ver­sorgter Vertreter des Stahlhelms und der Pro­pagandastellen des Dritten Reiches an, entfal­tete im Luxus- Hotel Waldorf- Astroria eine rührige Tätigkeit und ließ sich sogar zu lang-| atmigen Presseinterviews herab. Nach Konfe­renzen mit den Nazidrahtziehern und dem Kon­sulate zog er aber später vor, kleinlaut zu wer- internationale nimmt in einer Erklärung scharf den und von sich nur noch als harmlosem Stellung gegen die nationalsozialistische ,, Saar­

Weinreisenden und Touristen zu spre­

chen.

Das

brücker Zeitung", die in ihrer Nr. 328 vom 10. Dezember einen angeblichen geheimen Sit­

Vorsitz von Otto Bauer eine Geheimsitzung abgehalten worden sei, in der deutsche Teil­

geistert begrüßten und von Großbritannien kommen verstörten Eindruck. Eines Tages nicht ganz ungern gesehenen hörte ich, wie der SS- Mann, der der Schließer Angriffs auf die Grundlagen des Völker- im Bunker ist, zu Dr. Neubauer sagte: Na, bundes. Neubauer, hier ist es wohl besser als unten." Reformen in den Methoden der Genfer Orga- Von den übrigen Gefangenen will ich nur noch nisation ja, doch keine Erschütterung ihrer Dr. Bendix und Erich Mühsam nennen, Fundamente. Sie soll nicht zu einem Instrument die beide besonders mißhandelt wurden. Müh­der Mächte werden, die die Karte Europas zu sam befindet sich im Krankenhaus.

Erklärung

Am 14. Dezember hat der Propaganda- zur Anstiftung des Reichstagsbrandes als

Dieser Wechsel hatte seine guten Gründe, zungsbericht von der Pariser Konferenz der minister des Dritten Reiches, Göbbels , Vorwand für den nationalsozialistischen Bevor Schmitt von Deutschland abfuhr, hatte Internationale unter der Ueberschrift ,, Ein Do. in einer Rede im Berliner Sportpalast aus. Staatsstreich dienen mußte, so wird jetzt Hitler die Propaganda im Auslande noch nicht kument der Niederträchtigkeit" gebracht hatte. als schädlich abgestempelt. Schmitt kam also Darin war behauptet worden, daß unter dem besten Willens hier an und gestand fröhlich und unverfroren ein, daß er nach Amerika ge­kommen sei, um die hier lebenden 2500 Stahl. nehmer hetzerische Kriegsreden gegen Deutsch­helmer mit den Nazis gleichzuschalten. Ein land gehalten hätten. Diese angeblichen Reden Licht, wie schwierig seine Aufgabe angesichts werden in dem Bericht im Wortlaut veröffent- 1 der Tatsache ist, daß über 35 Prozent der Stahlhelmleute bereits amerikanische Bürger geworden sind, ging ihm erst später auf. Seit- Hand der Stenogramme, Protokolle und Teil­dem ist es um ihn ruhig geworden, was aber nehmerlisten fest, daß der Bericht des Nazi-|

licht.

Das Sekretariat der SAI. stellt dazu an

geführt: d. die Verleumdung von einer angeb­ Wenn beispielsweise auf dem Kon- lichen Kriegshetze deutscher Sozialdemo­greß der Zweiten Internationale Herr kraten verbreitet um die Schuld der Wels offen zum Krieg gegen Hitlerregierung an der drohen­Deutschland aufruit, wenn Herr den Kriegsgefahr zu verbergen Breitscheid die Völkerim Na- und für neue verbrecherische Gewalttaten men der Humanität auffor- gegen Andersgesinnte neue Vorwände zu dert, in Deutschland einzu schaffen. Das deutsche Volk soll nicht rücken, was ist das denn anderes als merken, daß diejenigen, die sich heute als schmählichster Verrat an Deutschland , die allein berufenen Hüter deutscher Volks­am eigenen Volk, am eigenen Blut?" interessen aufspielen, in Wahrheit die Wir stellen dazu fest, daß keines gefährlichsten Feinde der Na­

nicht besagen will, daß er sich jetzt ausschließ- blattes in allen Teilen glatt aus den Fingern der beiden genannten Parteimitglieder auf tion sind. lich dem Verkaufe deutscher Weine und der gesogen ist: Es werden Teilnehmer benannt, einem Internationalen Kongreß oder bei

Behauptungen eines Göbbels haben in zeichnen nur das System des Verbre­

Bewunderung amerikanischer Naturschönheiten die überhaupt nicht delegiert und auch nicht irgend einer anderen Gelegenheit eine der Welt keine Beweiskraft. Sie kenn­

widmet. Im Gegenteil, seine Verhandlungen mit auf der Konferenz waren.

Otto Bauer

hat Aeußerung getan hat, die mit den von

den Spitzen der getarnten Naziorganisation weder auf der Konferenz noch in einer Kom- Göbbels wiedergegebenen auch nur chens, das er verkörpert. ,, Freunde des Neuen Deutschland" und ihren mission jemals den Vorsitz geführt. Kein ein- die entfernteste Aehnlichkeit amerikanischen Helfershelfern beweisen, daß ziger deutscher oder sonstiger Redner hat bei hätte. Wie die Lüge von der kommuni­die alten Pläne zur Vergiftung der amerikani- dieser Konferenz oder in einer Kommissions stisch- Sozialdemokratischen Einheitsfront Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Prag , 18. Dezember 1933. Der Vorstand der