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Vorwärts
Sozialdemokratisches Wochenblatt
Nr. 29
Sonnabend, 31. Dez. 1933
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Hitlers Zehnjahrepakt
Inflation der Friedensgarantien
Als Gegenleistung für die verlangte noch der Pelion der Nichtangrifferklä-| von einem etwas, von der Gewalt. Die Schließlich erhält er einen Bescheid des preuLegalisierung der deutschen Rüstungen rung getürmt. will sie vorbereiten, und um dabei nicht Bischen Ministerpräsidenten:„ Ich lehne die hat Hitler einen zehnjährigen Nicht- Der diplomatisch nicht vorgebildete gestört zu werden, ist sie bereit, Erklä- Begnadigung ab. Göring." angriffspakt mit allen Nachbarn angebo- Leser müßte meinen, nun sei doch wirklich rungen beliebiger Art abzugeben und alle Der Tag der Hinrichtung naht. Die Mutter
fällt.
Aus dem Inhalt:
Aufruhr der Kanzeln
Tolle Auswüchse des Rassenwahns Görings Niederlage in Leipzig Schwankendes England
Nachricht. Sie kamen an demselben Tage. Die eine kam aus dem Gefängnis. Darin stand: Liebe Eltern, lieber Bruder! Soeben teilt man mir mit, daß mein Urteil morgen vollstreckt werden wird. Das darf man doch
Die zweite Nachricht aber stand in einer
Handbeil hingerichtet."
Nun schreibt der Bruder des Hingerichte
ten.„ Doppelt genäht hält besser", sagt der Frieden gesichert. Aber nein! Schon möglichen Papiere zu unterschreiben. Das will ihren Sohn noch einmal sehen. Sie erhält ein altes Sprichwort. Aber wenn Hitlers ist der verständigungsfrohe Hitler mit sind eben Formalitäten, aber die Gewalt keine Besuchserlaubnis mehr. Kurze Zeit darVorschlag angenommen würde, hieße das einem neuen Vorschlag einer neuen Frie- ist eine Realität. Als Stresemann den auf erhalten die Eltern und der Bruder je eine nicht nur doppelt, sondern sogar sech s- denssicherung zur Hand, dem Vorschlag Locarnopakt unterzeichnet hatte, schrieb fach genäht. Womit aber keineswegs des zehnjährigen Nichtan- der Völkische Beobachter", diesen Außengesagt ist, daß es dann auch halten muß.. griffspakts. Das wäre dann Nr. 6 minister müßte man wie einen Hund seit Versailles, beziehungsweise Nr. 3 seit totschlagen. Der„ Völkische BeErinnern wir uns: Nach dem Kriege der Machtergreifung Hitlers. Man merkt obachter" argwöhnte nämlich , Stresemann galt die Völkerbundsakte, die die die Beschleunigung des Tempos. Seit wolle den Pakt nicht nur unterzeichnen, Schlichtung aller Streitigkeiten durch den Hitler dabei ist, kann mit Fug und Recht sondern auch halten. Ueber einen solVölkerbund vorsah, als ausreichende Si- von einer Inflation der Friedens- chen Verdacht ist Hitler erhaben, und cherung. Nachdem diese Meinung durch garantien geredet werden. Auch diese darum kann er unterschreiben, was er den Ruhrkonflikt einen argen Knacks be- Art von Papieren wird immer zahlreicher, will, niemand wird ihn deshalb mit Totkommen hatte , kam der Locarno- während ihr Wert in raschem Tempo schlag bedrohen. pakt. Er war nach dem Westen ein ausdrücklicher Verzicht auf Grenzrevi Die NSDAP, müßte in der Tat auf den Was soll der Zelinjahrepakt? Dem Na- Ueberpazifismus, in dem sich Hitler wie sion; nach dem Osten, Polen und der Tschechoslowakei, wurde zwar ein sol- men nach ist er nicht mehr als seine Vor- kein Reichskanzler vor ihm überschlägt, cher Verzicht nicht wörtlich ausgespro- was schon ausgemacht ist, beschränkt tet haben, wäre sie nicht überzeugt, es gänger, sondern weniger. Er bestätigt, schon längst mit einer Revolte geantwor- nicht. Ich bin doch unschuldig!" chen, wohl aber verpflichtete man sich aber die Zeitdauer auf zehn Jahre. Oder handle sich in diesem Falle um weiter Zeitung:„ Gestern morgen wurde der... durch auch hier gegenseitig zum Verzicht auf sollen etwa die anderen Verträge nichts als eine Kriegslist. Jegliche Gewaltanwendung. Dieser Ver- weiterlaufen? Dann wäre der Zehnzicht wurde dann durch den Kellogg- jalirepakt völlig sinnlos. Würde aber z. pakt nach den verschiedensten Seiten B. auch der Locarnopakt auf eine zehnhin noch einmal befestigt. Ein großes englisches Blatt schrieben ein Gesuch, man möge die Leiche des Ein großes englisches Blatt schrieb jungen Menschen zur Bestattung freigeben. Im jährige Laufzeit begrenzt, so würde das neulich etwas ironisch, man sei sich in Namen der Mutter schrieb er, die wenigstens bedeuten , daß Deutschland nach zehn Jah- Paris über zwei Dinge vollkommen klar: auf dem Friedhof eine Stätte stillen Gedenkens ren wieder berechtigt wäre, auch im We- erstens darüber , daß Deutschland mit aller für ihren unschuldigen Sohn haben möchte. Als Hitler zur Macht kam, erwarteten sten die territoriale Revision zu betrei- Macht aufrüste, zweitens aber auch dar- Auch dieses Gesuch wird vom preußischen Miviele von ihm die so oft angekündigte ben! Man kann freilich auch so argumen- über, daß sich, trotz der bestehenden Ver- nisterpräsidenten abgelehnt. Zerreißung" der Verträge. Zu dieser kam tieren, daß man sagt, eine wirksame Frie- träge, nichts dagegen tun lasse; denn es jedoch nicht. Auch die Völkerbunds- densgarantie für nur zehn Jahre sei mehr Sanktionen Aber mit diesen Schändlichkeiten ist die akte wurde nicht zerrissen", es ist nur wert als eine unwirksame auf ewige Zeit. krieg und kämen auf keinen Fall in kurz nach dem ablehnenden Bescheid verPräventiv- Sache nicht erledigt. Der Gesuchsteller wurde von dem statutenmäßigen Recht der Kün- Damit wäre zugleich ausgesprochen, daß Frage. Für den Präventivkrieg können haftet, weil er geäußert hat, daß sein Bruder digung Gebrauch gemacht worden. Völkerbundsakte und Locarnopakt, Kel- allerdings nur Leute sein, die schon wie- unschuldig gestorben sel. Ob die Mutter dieDeutschland bleibt bis zum Oktober 1935 logg- und Viererpakt nebst der deutsch-| der total vergessen haben, was Krieg be- sen zweiten Sohn wiedersehen wird? Völkerbundsmitglied, es hat nur freiwillig polnischen Nichtangriffserklärung das Pa- deutet. Man soll nur nicht versuchen, das, auf das Recht, im Völkerbundsrat vertre- pier nicht wert waren, auf das sie ge- was klar ist an der gegenwärtigen Lage. ten zu sein, verzichtet, zahlt aber seine schrieben wurden. Nur woher will man wieder zu verdunkeln durch Schein- Uebergriff gegen Beiträge weiter fort. Es wurden also die denn den Glauben nehmen, daß Hitlers verträge, über deren Wert unter veralten Verträge und Abkommen durchaus Zehnjahrepakt wertvoller ist? nicht zerrissen. Im Gegenteil! Kaum hatte Vor fünf Wochen lief der dänische Dampfer Hitler die Regierung in der Hand, da beMan tut der gegenwärtigen deutschen kommt es an, sondern auf den Geist. Und Kong Haakon" den Stettiner Hafen an, um gann auch er Sicherheitspakte abzuschlieBen. Zur Völkerbundsakte( Nr. 1), zum Regierung sicher kein Unrecht, wenn man bei dem gegenwärtigen Geisteszustand sind seine Ladung zu löschen. Kaum war der Locarnovertrag( Nr. 2 ) und zum Kellogg von ihr sagt, daß sie von Verträgen, Pak- Friedensverträge weiter nichts als Mas- Dampfer festgemacht, da drang deutsche Popakt( Nr. 3) gesellt sich nun der Vierer- ten, Vereinbarungen, großen und kleinen ken, hinter denen sich das wahre Gesicht lizei ein und nahm widerrechtlich eine gründpakt( Nr. 4) und die deutschpolnische Ehrenworten gar nichts hält. Sie hält nur der Zeit verbirgt. Nichtangriffserklärung( Nr. 5).
Der auf dem Vertrag von Versailles aufgebaute Viererpakt zwischen Deutschland , Frankreich, Eng land und Italien sollte diese vier Mächte verpflichten, keine wichtigen, die
gegenseitigen Schritte in der Außenpolitik zu unternehmen, ohne sich zuvor ins Benehmen miteinander gesetzt zu haben. Dieser Viererpakt hätte schon allein den Frieden
Interessen berührenden
-
bedeuteten
nünftigen Leuten nur eine Meinung sein A kann. Denn nicht auf den Buchstaben
Unterm Henkerbeil
Ausländer
liche Untersuchung des Dampfers vor. Bei zwei Matrosen fand man einige Exemplare des„, Neuen Vorwärts".
Obwohl die beiden Matrosen darauf hinwiesen, daß sie sich auf dänischem Grund und Boden befänden und daher lesen könnten, was ihnen gefiele, wurden sie an Ort und Stelle verhaftet und in das Gefängnis geschleift. Auch der Protest des Kapitäns nützte nichts. Er mußte die Heimreise ohne die beiden Verhaf
Die Tragödie eines Neunzehnjährigen eten antreten.
Durch Mittelsmänner wurden uns die Ein- man ihm, nach Hause an seine alten Eltern Europas für Jahrzehnte sichern müssen, zelheiten einer furchtbaren Tragödie mitge- zu schreiben. In jedem dieser Briefe stand:
wenn er nur gehalten worden wäre. Aber teilt . als Deutschland dem Völkerbund kündigte,
war vom Viererpakt schon nicht mehr die
Unter den in letzter Zeit zum Tode verurauch ein junger, neunzehnjähriger Mann, der
nische
Nichtangriffserklä
Die beiden Matrosen wurden unter schwe ren Druck gesetzt. Man drohte ihnen mit einem Hochverratsverfahren. Hätte man diese DroIch bin unschuldig. Ich schwöre es. Man hung wahr gemacht, so wäre das unter den muß mich begnadigen!" heutigen Umständen gleichbedeutend mit lanSeine Eltern waren verzweifelt. Sie liefen gen Zuchthausstrafen gewesen. Darum hat sich die dänische Regierung nach Sohn zu retten. Die Mutter rennt von einer einem Bericht des dänischen Konsuls in Stettin
und schrieben und machten Gesuche, um ihren
rung. Zwar hätte eigentlich schon die angeklagt war, im Jahre 1932 an einem poli- Behörde, von einer Parteidienststelle zur an- dieser Sache energisch angenommen. Das Völkerbundsakte genügen müssen, um den tischen Zusammenstoß beteiligt gewesen zu deren. Ueberall weist man sie mit nichtssagen- dänische Außenreichsministerium ewigen Frieden zwischen Deutschland und sein, bei dem ein SA- Mann ums Leben kam. den Worten ab. An einer Stelle sagt ein SA- verlangte in einer an Berlin gerichteten Note Polen zu sichern, und wenn die Völker-| Als das Todesurteil gegen ihn gefällt wurde, Bonze kaltschnäuzig zu ihr:„ Ihr Marxi- die sofortige Freilassung der zu Unbundakte nicht reichte, war noch der Lo- rief er entsetzt:„ Ich bin aber ganz ge- stenpack habt doch nichts anderes recht Verhafteten. Daraufhin wurden die beicarnopakt da und, wenn auch dieser nicht wiß unschuldig!" Dann brach er zusam- verdient. Ihr wolltet es ja so haben!" den am 17. Dezember ohne jede Formalität hielt, der Kelloggpakt. Trotzdem wurde men. auf den Ossa dieser Friedenssicherungen
Ein Bruder des Verurteilten, der einige entlassen und konnten die Heimreise anSpäter, als er in seiner Zelle- saß, erlaubte Jahre älter ist, macht die gleichen Wege. treten.