Kant und das Deitte Reich
Von Prof.
,, Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen, dennoch gerne zeitlebens un
Alfred Kleinberg mündig bleiben; und warum es andern so
leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzu
Für den Anspruch der Hitlerleute, deutsche |( 1775, 1785), aber es sind sachlich- kühle völ-| zustimmend neben denen, die Kant den„ Füh- werfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein! Art und deutschen Geist sozusagen in Rein- kerkundliche Studien ohne Gefühlsanteil und rern" und dem„ Führerprinzip" gewidmet Und daß der bei weitem größte Teil der Menkultur zu verkörpern, gibt es einen einzigen ohne leidenschafterfüllte Wertungen. Als wahr- hat. Da lesen wir einmal:„ Ob der Welt durch schen den Schritt zur Mündigkeit, außerdem objektiven Maßstab: ihr gesamtes Denken und haft Großer wahrhaft bescheiden, glaubt er große Genies im ganzen sonderlich gedient sei daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährHandeln dem gegenüberzustellen, was die Welt vielmehr nicht so recht an die Gottähnlichkeit oder ob mechanische Köpfe mit ihrem alltäglich halte, dafür sorgen schon jene Vormünder, und was die Deutschen selbst als besten und des ganzen Menschengeschlechts, ja er kann lichen Verstande nicht das meiste zum Wachs die die Oberaufsicht über sie gütig auf sich höchsten Ausdruck des Deutschtums zu be- sich eines gewissen Unwillens nicht erweh- tum der Künste beigetragen haben, mag hier genommen haben."( ,, Was ist Aufklärung?") wundern gelernt haben. Wenn Anlage und ren, wenn er ihr( der Menschen) Tun und unerörtert bleiben. Aber ein Schlag von ihnen, Aus dem Führeranspruch der Genie, der Schicksal der Deutschen , wie jedermann zu- Lassen auf der großen Weltbühne aufgestellt Geniemänner oder besser Genieaffen sich die falsche ,, Maxime von der Ungültigkeit gibt, sich am vollkommensten in der deut- sieht und bei hin und wieder anscheinender genannt, hat sich unter jenem Aushängeschild einer zu oberst gesetzgebenden Vernunft" zum schen idealistischen Philosophie Weisheit im einzelnen doch endlich alles im mit eingedrängt, welcher das mühsame Ler- Freibrief genommen hat, resultieren nach Kant der Leibniz , Kant und Fichte, in der großen aus Torheit, kindischer Eitelkeit, oft nen und Forschen für stümperhaft erklärt und als bittere Früchte ,, Schwärmerei" und„, Aberdeutschen klassizistischen Dichtung der Klop- auch aus kindischer Bosheit und Zerstörungs- den Geist der Wissenschaft mit einem Griff glaube"( ,, Was heißt sich im Denken orienstock, Lessing, Goethe und Schiller wut zusammengewebt findet".( ,, Idee zu einer gehascht zu haben vorgibt. Dieser Schlag ist, tieren?"), fortschreitende Erkenntnis und Wahrgefunden, sich am bewußtesten um diese Kri- allgemeinen Geschichte"). Dem anmaßlichen wie der der Marktschreier und Quacksalber, heit dagegen haben die Freiheit zu denken" stallisationspunkte herum gesammelt haben, so Wahn aber, sich als Einzelner oder als Volk den Fortschritten in wissenschaftlicher und sittzur Voraussetzung, ohne diese würde es mit müssen Theorie und Praxis des Hakenkreuzes, mehr denn andere zu dünken, hält er die sitt- licher Bildung sehr nachteilig, wenn er über den freien Schwingen des Genies bald ein um sich als deutsch zu erweisen, vor diesen liche Erwägung entgegen:„ Gleichwie der Religion, Staatsverhältnisse und Moral vom Ende haben"( Ebda.). Denn ,, zur Freiheit geMännern auch bestehen können unüber- Mensch sich selbst für keinen Preis weggeben Weisheitssitze herab im entscheidenden Tone hört vor allem auch die, seine Gedanken, brückbare Widersprüche zeugen gegen Hitlers , kann, so kann er auch nicht der eben so not- spricht und so die Armseligkeit des Geistes zu seine Zweifel, die man sich nicht selbst aufnicht gegen Kants und Goethes Deutschtum. wendigen Selbstschätzung anderer als Men- verdecken weiß. Was ist hier anders zu tun lösen kann, öffentlich zur Beurteilung auszuDer Gegensatz zu Kant, auf den sich die schen entgegenhandeln, d. h. er ist ver- als zu lachen und seinen Gang mit Fleiß, Ord- stellen, ohne darüber für einen unruhigen und Konfrontation zunächst beschränken soll, be bunden, die Würde der Menschheit nung und Kharheit geguldig fortzusetzen, ohne gefährlichen Bürger verschrieen zu werden. ginnt schon beim Weg der Erkenntnis- in jedem andern Menschen prak- auf jene Gaukler Rücksicht zu nehmen?" und Wahrheitsfindung: Kant hält es tisch anzuerkennen, mithin ruht auf für die erste Pflicht jedes Wahrheitssuchers, ihm eine Pflicht, die sich auf die jedem andern
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Ob Kant einen Albtraum von den Großen alle Zufälligkeiten des sinnlichen Erlebens, des Menschen notwendig zu erzeigende Achtung des Dritten Reiches hatte, als er diese Chasubjektiven Fühlens und Wollens auszuschal- bezieht."(..Metaphysik der Sitten .") rakteristik niederschrieb, muß dahingestellt ten, kritisches" Denken bedeutet ihm so viel Nach Blut- und Rassenmythos sehen diese bleiben, jedenfalls urteilte er über das Führen wie streng voraussetzungsloses, von vorge- Worte nicht eben aus, aber sie klingen noch und Sich- führen- lassen grundsätzlich: faßten Meinungen und Urteilen möglichst unabhängiges Denken. Nichts steht dem so entgegen wie das Ich mit seinen Einbildungen und Ansprüchen, und darum stellt Kant dem ,, Ausgang des Menschen aus seiner selbstverscuhldeten Unmündigkeit" die entscheidende Bedingung, daß jeder Einzelne nur solche Denkgrundsätze anwende, die er ohne weiteres zu allgemeinen Grundsätzen des Vernunftgebrauches machen" könne.( ,, Was ist Aufklärung?" Was heißt sich im Denken orientieren?") Bewußte und entsagungsvolle Objektivität ist also für Kant Anfang und Kern jeder Aufklärung", in Hitlers Mein Kampf " aber lesen wir umgekehrt: Man verpeste nicht schon die Kinderherzen mit dem Fluche unserer Objektivität auch in Dingen der Erhaltung des eigenen Ichs!" Stellen wir zu diesem von Objektivitätshaß und Egoismus gesättigten Satz die Kühnheit, mit welcher Hitler sein eigenes Urteil zum Maß aller Erkenntnis, Blut und Rasse zur unbedingten Crundlage des Guten und Wahren nimmt, so dürfen wir für bewiesen halten, daß der Nationalsozialismus jener„ reinen", d. I. voraussetzungslosen Vernunft". mit welcher der größte aller deutschen Philosophen das verantwortungsbewußte Denken gleichgesetzt hat, verständnislos, ja feindlich gegenübersteht.
Im Verlag Graphia", Karlsbad , erscheint
Reichstagsbrand
Aber hat Hitler nicht vielleicht mit den beiden eben genannten Voraussetzungen Rasse und Führertum selbst ein neues, Kant noch unbekanntes Denkelement in die Debatte geworfen? Nun, mit dem Rassenproblem beschäftigte sich Kant in zwei Abhandlungen
Mathilde
Wer ist verurteilt?
Der Prozeß um den Reichstagsbrand hinterläẞt ungelöste Rätsel. Welches sind die wirklichen politischen Hintergründe dieser Brandstiftung? Wer hat den Wirrkopf aus Holland die Hand geführt? Ist eine Aufklärung noch möglich? Welche politischen Wirkungen sind von ihr zu erwarten?
Diese Fragen, die während des Prozesses überall diskutiert wurden, werden nach Prozeßschluß nicht aufhören, die Welt zu beschäftigen.
Justinian behauptet nichts, was er nicht beweisen kann. Auf unwiderlegliche Tatsachen stützen sich seine Feststellungen. Wer über den Prozeß ernstlich mitreden will, muß zuvor diese Schrift lesen! Sie erscheint Anfang Januar.
Dies liegt schon in dem ursprünglichen Rechte der menschlichen Vernunft, welche keinen andern Richter erkennt als selbst wiederum die allgemeine Menschenvernunft, und da von dieser alle Besserung, deren unser Zustand fähig ist, herkommen muß: so ist ein solches Recht heilig und darf nicht geschmälert werden."( ,, Kritik der reinen Vernunft "). Wie wollen vor diesem klaren Cebot die Gleichschaltung der Wissenschaften, der Künste und der Presse, die Bücherverbrennungen und der Versuch bestehen, gewisse Anschauungen und Forschungsweisen auszurotten?
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Wo die Ansichten über das Wie über die Denkformen, über das Recht und über die Pflicht zu denken- so weit auseinanderklaffen, ist auch eine Uebereinstimmung über das Was der Denkinhalte ausgeschlossen, und wieder beginnt der Gegensatz beim Grundlegenden, bei den ersten Leitsätzen des sittlichen Handelns: die Sittlichkeit des Dritten Reiches , oder was sich so nennt, baut auf den Qualitätsunterschieden der Individuen und Rassen auf und kennt besonders bevorzugte, besonders bevorrechtete Gruppen Kants kategorischer Imperativ" geht von jedem Nächsten aus, der Menschenantlitz trägt, und erschöpft sich in der Forderung, so zu handeln, wie wir wünschen möchten, daß jeder andere uns gegenüber handle. Nun also: wünscht Hitler sich und den Seinen Striemen mit der Nilpferdpeitsche, Faustschläge Ins Gesicht, Vernichtung der Existenz, Geiselaushebungen, Anprangerungen und Selbstmorde" von fremder Hand? Oder taugen seine SA und SS, seine Schutzhaft und seine Konzentrationslager in eine Welt, wo ,, das Recht der Mens schen heilig gehalten werden", wo alle Politik ihr Knie vor dem Recht beugen muß, mag es der herrschenden Gewalt auch noch so
keinen Begriff hat, kleistert eine Weltan- Ur- Linda! Ur- Unsinn! Mittelalter und germanische Vorzeit wurden
wieder
schauung zusammen. Und immer trägt Herakles der Omphale den Rocken... Wenn irgendeine vertarnte Teufelsmacht einen Anschlag geschmiedet hätte, den Namen des größten deutschen Heerführers ( Hindenburg , mal herhören! D. Red.) durch Lächerlichkeit für immer zu entwerten, dieser Anschlag könnte kaum besser ausfallen als das, was in Wirklichkeit geschieht. Völkische untereinander! Völkische, eines
oder: Die vertarnte Teufelsmacht Die Paten, die den völkischen Nachkriegsantisemitismus in überstopften Vortragssälen aus der Taufe hoben, hießen weder Hitler noch Göring noch Göbbels sie hießen General V. Ludendorff und Mathilde von Ludendorff , geborene von Kemnitz. Jetzt ist das Baby groß geworden und spuckt seinen eigenen Paten auf die Köpfe. Mathilde von Ludendorff , die schon ganz kleinlaut geworden ist und Stammes, Völkische ,,, aus Blut und Boden gedas will bei ihr was heißen- hat sich nur wachsen!" Gnade Gott , wenn mal sämtliche eben gestattet, in ihrer Zeitschrift„ Geist- Dreckkübel, die heute nur still bescheiden vor christentum " ein kleines häßliches Gedicht zu sich hin stinken, in aller Oeffentlichkeit aus
veröffentlichen:
Stille Nacht, heilige Pracht!- Das Ster
Gott in dem weiten All
-
- weiß nichts von
Demut und Knechtschaftsqual
gegossen werden!
Das Regime blamiert sich.
Trumpf: Blinder Rassenhaß, stumpfer Rassenglaube, Haß gegen Geist und Fortschritt. Alles Aelteste, Urgermanische war gefragt, galt als Offenbarung.
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts lebte in den Niederlanden ein schnurriger Elfenbeinschnitzer. Er hatte so viel Vergnügen In dieser wahnsinnigen Zeit brachte der an alten Chroniken, Sagen und Mären, daß nationalsozialistische Dr. Hermann Wirth eine ,, Ur- Linda- Chronik" heraus. Der Vers darüber seine Arbeit etwas ins Hintertreffen geriet, weshalb er manchmal seine Miete nicht lag und einige Naziblätter feierten sie als ,, ältestes Zeugnis germanischer Geschichte", aufbringen konnte und mit seiner Wirtin dauals Offenbarung unserer altfriesischen Vorfahernd verkracht war. Er schwur ihr Rache und
hielt den Schwur auf seine Weise. In seiner ren 2000 v. Chr. Heil! Die älteste, urgermaniSchublade lagerte eine verstaubte mittelalter
sche Bibel war da, die Wotanschristen jubel
liche Chronik. Die nahm er her, quirlte Ge- ten. Herausgeber und Verlag schwelgten schon
in phantastischen Vorstellungen: 100.000 Aufschichten gegen seine Wirtin daraus, indem er sie zu einer bösen germanischen Göttin er- lage- 200.000... Denn der Teufel soll selbst die ältesten Germanen holen, wenn mit ihnen hob, brachte andere unbequeme Leute hinein, nenmeer- gibt weise Lehr' kündet uns Denker im Goldhelm übersetzte die teils giftigen, teils grotesken kein Geschäft zu machen ist. Aber da kamen die eisigen Historiker des weiß nur Im Verlag der Christengemeinschaft , Stutt- Mären in eine närrische altfriesische Sprache die können gott - gart, ist jüngst ein Buch erschienen„ Christus und ließ die erste Mär von der bösen Göttin Deutschen Instituts der Breslauer Unidurchseelt sein... usw. usw. bei den Germanen" von Dr. Friedrich Doldin- im Jahre 2000 v. Chr. beginnen. Einige Freunde versität; sie hielten den Schwindel nicht Gleich fährt die„ Neue Literatur", Will Vespers ger. dessen Einleitungskapitel sich„ Geistes- amüsierten sich darüber, die Wirtin bekam es mehr aus und stellten in der„ Deutschen AllKunstblatt, in echt arisch- ritterlicher Art auf führerschaft" betitelt. Wir entnehmen diesem nie zu lesen, der Verfasser starb. Noch auf gemeinen Zeitung" in einer Erklärung fest, daß dem Sterbebett soll er geäußert haben: ,, Spä- Hitlerdeutschlands germanische Offenbarung tere Geschlechter werden lachen, wenn sie vor 80 Jahren von einem niederländischen diese Chronik lesen..." Spaßvogel verfaßt wurde.
von Stolzen und Frei'n
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die Großmutter der Hitlerei los: Eine als Schriftsteller wie als denkender Mensch gleichmäßig begabte Suffragette erheiratet sich einen Namen, vor dem einmal der Erdball gezittert hat, setzt ihn auf ihr Reklameschild und bringt unter dieser Firma| tollen Bafel, der sonst in ihrem Damenschreibtisch verschimmelt wäre, an den Mann. Mathilde, das Produkt einer verfallen den Großstadterziehung, macht in Religion:| sie, die kein Wort griechisch kann, hunzt die Evangelisten herunter; sie, die Kinderlose, tischt salbungstriefende Plattheiten über Kindererziehung auf; sie, die von den letzten Fragen an das Ich und Außer- Ich
Kapitel folgende Sätze:
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Dann heißt: Sich der Erkenntnis befleißigen Seinen Helm hämmern! Dann heißt: HeiEr hat recht behalten: In ganz Europa Wenn die tote Wirtin von damals eine ligkeit und Weihe des Fühlens erflehen Seine Brünne weben!! Dann heißt: Segens- wird heute über die Sache gelacht. Ahnung hätte, daß nicht sie durch die satirischen Mären ihres Logisburschen blamiert kraft erstreben im Wollen Seinen Speer Die altfriesische Chronik" nämlich wanbauen!!! Speererbauer im Geisteswollen! derte von Hand zu Hand, wurde dann verges- wurde, sondern nur das ganze Regime eines Rüstungsfreudige, Menschheit- schützende sen, landete schließlich bei einem Antiquar. großen Landes, dessen Wontanschristen beSonnengetreue! Denker im Goldheim, der Jahrzehnte gingen darüber hin und nochmals reits zu der energischen germanischen Göttin Erkenntnis des höchsten euch erkühnend! Jahrzehnte und über Deutschland kam eine beteten: im Grabe würde sie sich rumdrehen, Waffenfreudige Germanen! Dann seid ihr verrückte Zeit, da Recht und Gesetz nicht auf dem Bauch würde sie sich wälzen vor berufen, Offenbarer des Weltenlichts, Spen- mehr galten und die Ungeistigen regierten. Da der der Welten- Schöne, Mehrer von Christi sie mit den Ideen der neuen Zeit nicht fortkonnten und alles Neue für sie gefährlich war, Auferstehungskraft zu werden! versuchten sie es mit aller ältesten Zeiten. Kommentar überflüssig!
Lachen.
Und nun kann Dr. Wirth seine Ur- Linda wieder einstampfen lassen.