die Selbstverwaltung der arbeitenden Massen in Staat und Wirtschaft.

Kein Zweifel, diese Arbeit geistiger Erhebung ist bei dem heutigen Stand eines großen Teils der Jugend unend­lich mühsam. Aber umso notwendiger

Von Stefan George zu Adolf Hitler

04004 2009

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seiner Schüler

ist es, sie mit aller Macht in Angriff zu Von ALFRED KLEINBERG nehmen. Sie ist nicht zu umgehen da­durch, daß man ein neues Programm für Als Stefan George vor einigen Wochen[ rentums willen- also ein negatives,[ In eurer lughaft freien, milden, klugen: jene geistig verlotterten Elemente starb, wußte das Wolffsche Telegraphenbüro das sich darin erschöpite, anders sein zu Sie wollten doch durch Grausen, Marter, Mord, schafft, die zu faul sind, das Alte an- zu berichten, der Dichter habe noch kurz vor wollen als Masse und Bildungsphilister, sonst Durch Fratze, Wahn und Irrtum hin zu Gott . zusehen oder nicht imstande, es zu be- seinem Tode in einem Briefe an Adolf Hitler aber einer positiven soziologischen Grundlage Ihr Frevler als die ersten tilgt den Gott, greifen. betont, daß ihm die geistige Patenschaft am entbehrte in und durch George seine eigene, Schafft einen Götzen, nicht nach Seinem Bild Was heute vor allem für die deutsche Führergedanken" und am Dritten Reich " zu- nur ihm gehörige Kunst. Alles an ihr war Kosend benannt und greulich wie noch keiner, Partei not tut, ist der Aufbau einer neu- komme. Wieviel Wahres an diesem bei darauf berechnet, wie eine siebenfache Hecke Und werft ihm euer Bestes in den Schlund. en Organisation und die Entwicklung Georges Wesensart höchst erstaunlichen der Fremdheit und der kalten Abweisung den Ihr nennt es euren Weg und wollt nicht ruhn, einer neuen Taktik, die den neuen Ver- Briefe ist, muß dahingestellt bleiben, soviel Zugang zu erschweren: der Privatcharakter In trocknem Taumel rennend, bis euch allen hältnissen angepaẞt sind. Dazu brau- aber ist sicher, daß sich der lebende der Zeitschrift Blätter für die Kunst "; die Gleich feig und feil statt Gottes rotem Blut chen wir das Studium sowohl der Ver- George jeder öffentlichen Stellungnahme zur trotzig abweisende Rechtschreibung und Des Götzen Eiter in der Adern rinnt. Eine noch deutlichere Sprache reden be­hältnisse der Gegenwart, wie das der Hitlerei streng enthalten hat. Er sprach und Zeichensetzung; die Neuschöpfung der Worte Gesetze der politischen Oekonomie und schrieb nichts, was irgendwie als Zustim- aus ihrem längst verschollenen Ursinn; der greiflicher Weise die grundsätzlichen überdies das der Geschichte des So- mung hätte ausgelegt werden können, und die getragene Ton und die streng geschlossene, Aeußerungen Georges und zialismus und der Staaten mindestens Berufung in die Dichterakademie lehnte er, stolz abwehrende Form der Gedichte; er, stolz abwehrende Form der Gedichte; die Wolters, Hildebrandt, Gundolf und des letzten Jahrhunderts. Die Lösung wie der Republik , so dem Dritten Reiche kühl sorgsam herausgearbeitete hoheitsvolle Ge- Friedemann im Jahrbuch für geistige Be­aller dieser Aufgaben gibt uns reichlich ab. Mit dem, was sich da als ausgegliederter bärde des Priesters und Meisters. Und dem wegung"( seit 1910). Sie sind tatsächlich, ganz genug zu tun. Ein neues Programm, Staat" und neue Aristokratie" auftat, wollte erlesenen Gehaben entsprach die erlesene wie er Wolters will, eine einzige offene die Gegen­wenn ein solches notwendig werden er also offenbar nicht allzuviel zu tun haben Vorstellungswelt, von der sich George an den Kriegserklärung an sollte, hat diese Parteitätigkeit nicht zu fragt sich nur, ob er ihm doch nicht geistig alten Nil und ins antike Hellas, zu primitiven wart, nein, härter noch: ihre Nichtigkeits­menschenzerlösender Verderb­eröffnen, sondern abzuschließen. I den Weg geebnet, nicht doch jene Seelen- Pilgern und Hirten und in den von Mord und erklärung als haltung vorbereitet hat, aus der das Herr- Kostbarkeiten erfüllten Palast des furcht- nis mit ihrem flachen Fortschrittswahn, ihrem schertum einer kleinen Gruppe über die baren Priesterkaisers Algabal tragen ließ: so, satten Vollkommenheitsglauben, ihrem Masse­schweigende, in Demut ersterbende Masse im Urtümlichen und Außergewöhnlichen, in gaukel und ihrer alles zersetzenden Analyse Über Deutschland liegt Schwei - hervorgehen konnte. Ekstasen und Sensationen des gierig er- und Ratio". Falten wir diese Pauschalanklage gen und Dunkel. Die Freiheit Um die Antwort vorweg zu nehmen: Es wartenden Grauens", deren dunkel- glühender ins einzelne auseinander, so finden wir da, gibt wohl kein ins Geistige hinübertönendes Reiz dem Durchschnittsmenschen ewig ver- wieder von Wolters geformt, den planvoll- be­isttot. Die Presse ist zum Schwei- Wort der neuen Männer, kaum einen Gedan- schlossen bleiben muß, entdeckt die Herren- wußten Kampf gegen den Schutz und Kult des gen verurteilt oder zu knech- ken über Aufbau, Ordnung, Zucht, Distanz, natur sich und ihren Sonderwert erst ganz. Schwachen. Wir finden den bitterbösen Hohn tischer Lobpreisung der Despo- Würde, Rang, Führertum usw., der nicht von Sie sind das beste Mittel, um zwischen den auf den Fliegengott der Massen, die alles Stefan George und den Seinen geprägt wor- gottgleichen Einzelnen und die verhaẞte Herde Hohe bespeien, sich ihrer Niedrigkeit und Ge­ten gezwungen. Terrorbanden den wäre. Aber selten ist auch, ideel und des trostlosen Mittelmaßes einen unbetretbar meinheit rühmen und ihres eckligen Gewimmels wüten gegen die Freunde der soziologisch, eine von absoluten Aristokraten weiten, luftleeren Raum zu legen; die Heroi- froh sind; finden den Vorwurf gegen die Freiheit. Der braune Schrecken bedenklich ins Plebejische umgebogen, für Aristokraten ersonnene Weltschau so un- sierung und Vergöttlichung des absoluten Ver- Wissenschaften, daß sie keine seelischen so brechers Algabal versinnbildlichte um 1895 Werte schaffen, sondern nur belastende und geht um, die offizielle Lüge fei- zynisch ihres eigentlichen Sinnes beraubt wor- den absoluten Herrenmenschen ebenso, wie zersetzende Wirkungen auf die menschliche ihrem Ausgang ert Triumpfe. Wir erheben ge­den, um Wegelagerei und brutale Vergewalti- das heute Herrn Görings schwarz ausgeschla- Seele ausüben" und daß an dem Richtschwert Lähmung oder gar Einbuße aller schöpferi­gung mit einem Schimmer des Geistigen zu genes Arbeitszimmer mit gen sie die Stimme der Wahr - verklären. Ein wider den Bourgeois und wider an der Wand tun muß. schen Fähigkeiten und Tat" stehen; und fin­Ueber plastische Visionen, in denen sich den namentlich einen grenzenlosen Haß gegen heit. In unserer Darstellung ist die Masse errichteter, in seiner Art bedeuten­den Napoleon nichts erfunden, nichts kombi- der Gedankenbau muß heute dem Sumpf un- durch unmittelbare Schau und Gestaltung die Freiheit, der sich bis zu termenschlicher Niedrigkeit als Wahrzeichen Herrentum und Masse, Weihe und Alltag von geltenden Versen versteigt: Die Schmach, die von Dir kam: Dein niert, nichts beschönigt, nichts dienen, weil er willkürliches Werk Einzel- einander sondern sollten, kamen die Werke den ,, Hymnen" Fuß im Nacken, aus agitatorischen Gründen ner und nicht einer ganzen Klasseledem des ersten Jahrzehnts von zum Raube offenstand, der sich genug ,, Her-( 1890) bis zum Teppich des Lebens "( 1900) übertrieben. Das Material die- rennatur" fühlte, ihn zu usurpieren. nicht hinaus; die Spätwerke Der siebente ser Darstellung ist gewissenhaft Denn man faßt George vom ersten Tage Ring"( 1907), Der Stern des Bundes " und überprüft. Es ist geschichtliche seines Auftretens an falsch auf, wenn man Das neue Reich "( 1928) dagegen stellten steht statt der Orgien" der Forschung und ihn nur aus der literarischen Opposi- schon ein positives System der Vernunft die gläubige Schau", statt des Wahrheit." tion gegen Naturalismus, Neuromantik und an- Werte und Unwerte auf. In dessen Scheinziels einer endgültigen Aufklärung der dere dichterische Strömungen der Jahrhun- Mitte steht ein Orden von Geistesaristokraten, Wille zur Stärkung des heutigen Daseins und So beginnt Max Klingers: dertwende zu erklären sucht- er löschte die im Bewußtsein ihrer heroischen Sendung der Dienst am Werk des lebenden Meisters" ,, Volk in Ketten", das Buch über vielmehr diese Ausdrucksformen der Kunst für das Volksganze leiten, stehen je nach der Be- aber wohlgemerkt: nicht jeder darf sie üben, Deutschlands Weg ins Chaos. sich und seine Anhänger verachtungsvoll aus, rufung des Menschen Herrschaft oder Dienst, sondern nur der Berufene, Urteil erfordert weil in ihnen die ruchlose" Mechanisierung Wesenrang und strenge Sonderung der Lose. Rang." Dafür sind aber auch die Meister Haben Sie dies Werk schon und Rationalisierung des Daseins und der Das zutiefst Wertlose aber sind individuali- dieser neuen, geisteswissenschaft­bestellt? Schreiben Sie sofort an demokratische Ansturm auf alle Vorposten der stisches Bürgertum und gleichmacherische" lichen Art ,, staatsschaffende Heroen als Kultur und Bildung Gestalt gewonnen zu ha-| Demokratie, man lese daraufhin: Verlagsanstalt Graphia; Karls­ben schienen. Im gewollten Gegensatz dazu Aus ,, Der Stern des Bundes ". bad, Kantstraße.

Der neue Dichter

Damals, als Max Soundso an seiner Feder

schuf sich das Herrentum um des Her- Die ihr die wilden dunklen Zeiten nennt

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War mehr uns wert als manche matten Siege.

Auf der Tafel der wahren Werte dagegen

Ursprung und Mitte der natürlichen wie gei­stigen Bildung eines Volkes", ihre Arbeiten nicht mehr Bücher, die nur Wissensstoff ord­

" Ilich machte er

ge­

erstaunt ,,, wieso denn durch langes blondes Haar genügend deutsch | das würde ein Buch für Lustknaben und veranlagte Marxistin bekehrt? Solcher solche, die es werden wollen... Frick konnte ich??" endlich einer- I mit Frau und Kindern Kitsch überschwemmte den Markt bereits hin- zwar ,, Warum denn gerade Sie nicht?" gab ich den großen roh zurück Von Vheodor Baldauf. reichend und Hans Grimm konnte den Schü- protzen, aber dafür kannte er nemannpreis trotzdem nicht verteilen... Krieg nur von Pirmasens aus. Max sah mich teils erzürnt, teils bestürzt Ist es dem Dichter zu verdenken, daß er an, einige berufsmäßige Horcher machten be­Blut und Boden wenn man nur wüßte, verzweifelte, saß er noch im Berliner Litera- was das ist?? War es die frühere Heimat- stöhnte? In allen Konjunkturen hatte man sich reits lange Ohren, und wer weiß, was zurecht gefunden in der Neuromantik, im schehen wäre, wenn in der Nähe der Tür sich tencafé und wartete auf die weiße Taube der kunst mit einem Schuß Antisemitismus? Tat Expressionismus, in der neuen Sachlichkeit, nicht ein Tumult erhoben hätte. SA.- Leute Eingebung. Er hatte das rosige Kinn sorgen- man von letzterem jedoch zuviel dran, so ent­in der rasenden Reportage und plötzlich hatten einen alten Herrn, der gruẞlos eintrat, voll in die Hand gestützt und schüttete mir stand unzulässiges Greuelmaterial für's Aus­sein zerfurchtes Herz aus. Schwer sei es mit land, zu wenig Antisemitismus hinwiederum konnte mans nicht mehr erdichten... Kein mit einem Heil Hitler !" angedonnert., Gott dem Dichten jetzt, sehr schwer. Vor ihm lag galt als Mangel an guter Gesinnung. Ein Zweifel, so hatten ihn, verdammt nochmal, der zum Gruß", antwortete der. Das wurde als Marxismus und die alles verweichlichende De- Provokation betrachtet, und braune Uniformen ein Zeitungsausschnitt, ein Preisausschreiben Elend wars! mokratie verdorben! Damals durfte einer bemächtigten sich des grauhaarigen Stören­für den besten Roman des Dritten Reiches . Vielleicht versuchte man's mit einem histo- dichten, wie er wollte, wie ihm der Schnabel Völkisch - heroisch sollte das Buch sein, er­wachsen aus Blut und Boden ", das Hoch- rischen Rassen- Roman? Wie aus deutschem gewachsen war. Infolgedessen versagte man lied des neuen, heldischen, nationalsozialisti- Boden der deutschbürtige Arier erstand! Je- jetzt vor der braunen Maßarbeit. Weil man nie doch in der rassischen Vergangenheit herum- gelernt hatte, auf höheres Kommando nach wühlen, war zu gefärlich. Nichts als Misch- nationalen Richtlinien zu fabulieren. Das war Seit drei Wochen bebrütete Max sozusagen sich selbst. Er ist heute ein weitverbreiteter rasse, soweit das blaue Auge zwischen Rhein es und das rächte sich jetzt... Eine Dichter­Typus in Nazedonien; seine Schmerzen sind und Oder reichte. Und wenn schon die Japa- schule mußte her, ein Arbeitslager aus Blut» Prinzen sieht man die Schmerzen vieler freiwilliger oder unfrei- ner arisch sein sollten, wer dann nicht? Viel- und Boden für neuheroische Poeten williger brauner Groß- und Kleindichter, denn leicht könnte man den ganz nordischen Men­wie und was soll man, klagte er ganz forlge- schen zum Epos verwalken! Aber die Kerle richtig, bei den neuartigen Ansprüchen eigent- dachten demokratisch und ließen sich Vorliebe von marxistischen Ministern regie­lich dichten? Einige braune Musterromane fehlten, bei denen das Heroische soundso lang ren... Ein Kreuz war das, ein Kreuz liegt und das Nationale soundso breit. Jeder der Religion gar nicht zu reden. Wotan oder

schen Menschen....

der neuen Literaturpäpste forderte etwas an­

mit

von

Christus welcher braune Dichter konnte

ten lassen?

deres. Göbbels möchte Soziales fürs Kind, seine Leute noch richtig und preisgekrönt be­aber das vertrug sich weder mit Thyssen, noch mit den Einkünften der neuen Bonzen.

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das

frieds.

Dieser Wirbel drehte auch mich unauffällig mit hinaus, während Max die Füllfeder zückte und heroisch vor sich hin dichtete.

jetzt viel«<

Als ich den noch immer Ringenden letzte Mal traf, hockte er im Café ,, Vaterland". Aus der Gesellschaft des Dritten Reichs Dort sammelte Max zwischen SA- Uniformen In der Zittauer Morgenzeitung" vom 24. heroische Inspirationen. Jetzt habe ich mei­nen Stoff, bin schon feste drüber!" blitzte er Dezember liest man folgenden Berliner Brief: Die aus vielen Filmen bekannte und be­mich triumphierend ab. Denken Sie sich einen Dichter, der seinem Volke dienen und etwas liebte Filmdarstellerin Maria Paudler hat großes Heroisches schreiben will. Aber er fin- am Sonnabend voriger Woche geheiratet, und det den Stoff nicht und findet ihn nicht, er hat das war ein kleines gesellschaftliches Ereignis. Da lag nun das Preisausschreiben und die Verbindung mit Blut und Boden verloren. Ihr Gatte ist Herr Skalden , ein Kameramann. Kultusbeamter Wilfried Bade verlangte in forderte den neuen Heldentyp! Schließlich weiß nicht, was das ist. Gedankenfreiheit und der interessante Experimente mit dem farbi­er gen Film unternommen hat. Das junge Paar hat seiner Broschüre die konservativ- revolutio- konnte man, wenn mans recht bedachte, eigent Demokratie haben ihn bequem gemacht. näre Dichtung", als ob der Dichter aus jeder lich kaum fehlgehen, wenn man einen Füh- kapiert das neue Stichwort nicht. Doof sitzt die kleine Villa bezogen, die früher die jetzt Konfusion ein Gebilde gestalten könnte. Durch rer zum Helden des Romans erwählte. Aber er da, verzweifelt an sich, flucht der ehemali- in der Schweiz wirkende Kammersängerin erst können vor wen? Hitler der war etwas zu unbeweibt; gen Freiheit, die jeden dichten ließ, wie er Sigrid Onegin bewohnt hat, und da erschienen Erhalten etwas umstürzen am Sonnabend rund hundert Gäste zur Feier. Lachen... Nein, so herum gings' auch nicht. da fehlte die Liebesgeschichte mit nachfolgen- wollte, geht hin und erschießt sich.. Mit großem Blick belauerte er in meinem Man sah den Staatskommissar Hinkel, man salı Und das Erotische? Etwa zum hundertsten| den Kindern... Untauglich. Und Göring ? Male den SA - Jüngling beschreiben, der durch Zuviel Morphium dabei und die schwedische Gesicht die Wirkung seiner Konzeption. den Prinzen von Schaumburg- Lippe , der Adju­schwach über die Was denn?" frug ich nicht ohne Tremolo in tant bei Dr. Göbbels ist, und eine ganz große seinen erhebenden Heroismus, so im Maulhal- Etappe. Göbbels­der Stimme ,,, Sie wollen sich erschießen?" Ueberraschung gab es am späten Abend, als ten oder Judenverdreschen besteht, eine schon Brust; reden wir nicht weiter davon. Röhm

<- ZU

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